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BS 04-2017

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Wasserstraßen | Häfen<br />

Erstmals wurden 2016 Container per Schiff ab Nürnberg transportiert<br />

Fotos: Bayernhafen<br />

häfen Hamburg und Bremerhaven verbunden,<br />

sechsmal wöchentlich mit dem Hafen<br />

Rotterdam sowie einmal wöchentlich mit<br />

Chengdu in China.<br />

Containertransporte per Schiff<br />

Im vergangenen Jahr wurden erstmals<br />

auch Binnenschiffe eingesetzt, um Container<br />

von Rotterdam über Rhein, Main<br />

und Main-Donau-Kanal nach Nürnberg zu<br />

transportieren. Um eine besondere Nachfrage<br />

abzufedern, hatte die ECT-Tochter<br />

European Gateway Services (EGS) gemeinsam<br />

mit dem intermodalen Operator<br />

Frankenbach auch Binnenschiffe eingesetzt.<br />

Nicht ausgeschlossen, dass sich diese<br />

Verbindung zu einem regulären Shuttle<br />

entwickelt. Seit 2014 gibt es ab Aschaffenburg<br />

eine Binnenschiff-Verbindung über<br />

Mainz zu den Seehäfen Zeebrugge, Rotterdam<br />

und Antwerpen, anfangs einmal<br />

wöchentlich, heute dreimal wöchentlich.<br />

Von einer reinen Bewertung nach Tonnen<br />

hält Alexander Ochs nicht viel. »Das<br />

greift aus meiner Sicht viel zu kurz, weil<br />

es den Strukturwandel in der Region und<br />

die veränderten Transportbedürfnisse der<br />

Kunden ausblendet.« Zwar würden weniger<br />

Massengüter transportiert, was zu einem<br />

Rückgang der Gesamtmenge führe.<br />

Dafür sei aber der Wert der Güter bei<br />

Industrieanlagen wie zum Beispiel einem<br />

Trafo (25.000 €/t) um ein Vielfaches höher<br />

als etwa bei Agrargütern (250-300 €/t). Seit<br />

Jahren schon setzt Nürnberg daher verstärkt<br />

auf den Schwergut-Umschlag für<br />

Unternehmen aus der Region.<br />

So sei ab Roth ein ganzes mobiles Krankenhaus<br />

per Binnenschiff auf die Reise<br />

über Main-Donau-Kanal, Main und<br />

Rhein nach Antwerpen und weiter bis nach<br />

Nordnorwegen geschickt worden. Die modularen<br />

Einzelteile seien über Monate mit<br />

Schwerlast-Lkw in den bayernhafen Roth<br />

transportiert, dort zwischengelagert und<br />

dann per Schwerlast-Mobilkran auf insgesamt<br />

31 Binnenschiffe verladen worden.<br />

Ein anderes Beispiel: die Verschiffung von<br />

zwei Transformatoren für eine in Dubai<br />

gefertigte Offshore-Plattform.<br />

Überzeugungsarbeit nötig<br />

Diese Entwicklung zeige sich auch bei der<br />

Transportleistung. Nach Angaben des<br />

Bundesverkehrsministeriums bringe die<br />

Eisenbahn ihre Güter durchschnittlich<br />

309 km weit, das Binnenschiff komme<br />

auf 259 km, der Lkw nur auf 94 km. »Die<br />

durchschnittliche Transportweite per Binnenschiff<br />

ab Nürnberg und Roth betrug im<br />

vergangenen Jahr dagegen rund 820 km«,<br />

sagt Ochs, Daraus ergäben sich insgesamt<br />

264 Mio. tkm. »Das sorgt für eine spürbare<br />

Entlastung der Straßen und der Umwelt.«<br />

Noch immer sei das aber vielen Akteuren<br />

in der Transportbranche nicht bewusst.<br />

Eine Befragung unter Auszubildenden zu<br />

Speditionskaufleuten habe ein ernüchterndes<br />

Resultat erbracht: 50% wüssten nicht,<br />

wen sie anrufen müssten, um Angebote<br />

im Kombinierten Verkehre zu organisieren.<br />

Schon während der Ausbildung werde<br />

dem Thema zu wenig Beachtung geschenkt,<br />

klagt Ochs. »Wir müssen noch<br />

viel mehr Überzeugungsarbeit leisten und<br />

Informationen liefern.« Er selbst ist Mitglied<br />

im Vorstand der Studiengesellschaft<br />

für den Kombinierten Verkehr (SGKV) in<br />

Berlin. Auch die Bayernhafen Gruppe arbeite<br />

intensiv daran, neue Verlader für intermodale<br />

Transport zu gewinnen.<br />

Und es werde weiter investiert. Rund<br />

1,7 Mio. € waren es 2016 in Nürnberg. Für<br />

<strong>2017</strong> sind an den Standorten Nürnberg und<br />

Roth ausgaben von rund 2,2 Mio. € für die<br />

Infrastruktur und die Optimierung der<br />

technischen Ausstattung geplant. Gut angelegtes<br />

Geld: Laut einer Studie hängen<br />

mehr als 20.000 Arbeitsplätze in der Region<br />

vom Hafen Nürnberg ab. 6.700 Arbeitsplätze<br />

sind es direkt vor Ort.<br />

M<br />

Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 4 63

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