Melange No25
Melange No25 - das Magazin im Süden Bayerns
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TONFOLGE 1<br />
ERIC KISSER<br />
Eric Kisser<br />
Spielt mir das Lied des Lebens<br />
SPIELT MIR<br />
DAS LIED<br />
DES LEBENS<br />
In Momenten in denen wir voller Freude sind,<br />
hören wir gerne unser Lieblingslied.<br />
Auf Hochzeiten, Geburtstagen oder<br />
anderen Feierlichkeiten springen immer wieder<br />
Leute auf, weil endlich DAS Lied erklingt.<br />
Sind wir traurig, so füllt auch Musik den Raum und wir geben<br />
uns der Emotion begleitet von den richtigen Klängen hin.<br />
Manchmal ist Musik auch nur Beiwerk, während wir bügeln,<br />
Wäsche waschen, das Haus putzen oder Morgens, noch müde,<br />
den Kindern die Pausenbrote schmieren.<br />
Jedoch hat Musik immer wieder einen sehr wichtigen und emotionalen<br />
Anteil in unseren Leben.<br />
Da scheint es so, als wären die, die zu diesen Klängen beitragen,<br />
besonders gesegnet, Musik zu machen! Das muss doch mit Emotion<br />
verbunden sein, oder?<br />
Bei einem Musiker erwartet man einen leicht durchgeknallten,<br />
zumindest auffälligen, extravaganten Menschen. Nicht so bei<br />
Eric Kisser. Er ist Bassist und stand schon mit den ganz Großen<br />
auf der Bühne: Wie zum Beispiel Europatournee mit der „Broadway<br />
Musical Company“, N.Y. Musical Hair, Live-, Studio- und<br />
Sessionarbeit u.a. mit: Jon Lord, Pete York, Karl Ratzer, Maisha<br />
Grant, Lynn August und Peter Autschbach so wie Musikkabarett<br />
mit Eisi Gulp. Konzeption und Leitung der Band zur Deutschen<br />
Turnfestgala Olympiahalle München.<br />
Begegnet man Eric, so ist eines sehr schnell klar. Seine Sehkraft<br />
ist massiv eingeschränkt. Ganz offen ausgesprochen, ist es für<br />
uns ein größeres Thema, als für Eric selbst. Er gleicht diesen<br />
Sinn sehr stark über's Hören und vor allem über's Fühlen aus. Er<br />
merkt die Unsicherheiten seines Gegenübers und spricht es sofort<br />
an: „Andy, wie du siehst, kann ich nicht so gut sehen. Sei so lieb und<br />
lies mir vor, was heute auf der Tageskarte steht. Denn Rest kenne ich<br />
schon.“ Sagt er mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Nun ist<br />
klar, wenn ich Fragen zu seinen Auge habe, kann ich diese jetzt<br />
stellen. Zumindest gibt es keinen Grund mehr, die Unsicherheit<br />
zu verstecken. Diese unkomplizierte Art lädt dazu ein zu fragen,<br />
ob es denn jemals schwierig war, mitten in der Musikszene und<br />
zu merken, dass man anders ist und vor allem, dass es die anderen<br />
auch merken.<br />
„Wenn man schlecht sieht oder blind ist, so heißt das nicht, dass man<br />
sofort ein akustischer Mensch ist. Wenn mich die Leute kennen, dann<br />
lernen sie mich kennen und sehen nicht mehr dass ich anders sehe.“<br />
Tatsächlich fühlt man sich von Eric Kisser sofort gesehen. Denn<br />
er schafft es, wie nur die Wenigsten, einem seine volle Aufmerksamkeit<br />
zu schenken. Er ist smart, aufmerksam, bedacht und zugleich<br />
offen und nahbar in allem was er sagt.<br />
Eric ging ins Internat für Blinde und Sehbehinderte in München.<br />
Dort fühlte er sich oft einsam und entdeckte seine Liebe zur Musik.<br />
„In einem Zimmer gab es Musikinstrumente. Dort spielte ich ein paar<br />
Takte auf dem Klavier, irgendwie ging es mir im Anschluss jedes Mal<br />
besser.“<br />
Nach den ersten Versuchen auf dem Klavier, folgte die Gitarre.<br />
Im Anschluss begann er zwei Jahre lang Kontrabass zu lernen.<br />
„In der ersten Schulband spielte ich dann E-Gitarre, das passte besser.<br />
Denn die coolen Jungs spielten immer E-Gitarre“, erzählt er. Nun war<br />
Eric der Coole in der Band. Doch dann fiel der Bassist aus und<br />
alle überredeten ihn zu übernehmen. „O.K. Ich mache es, aber nur<br />
für drei Wochen! Das war damals meine Antwort, nicht wissentlich,<br />
was mir dann wiederfuhr!“ erzählt er mit einem Blitzen in seinen<br />
Augen. „Ich verliebte mich sofort in das Instrument und nahm Unterricht<br />
und spielte in verschiedensten Bands.“<br />
Nun hatte er Blut geleckt und ging an die Jazz-School in München<br />
und absolvierte dort seine Ausbildung. Im Anschluss ging es<br />
für zwei weitere Jahre an das Münchener Bass Institute.<br />
„Ich wollte noch immer mehr. Das kann doch nicht Alles gewesen sein,<br />
dachte ich mir. Ich war so richtig input süchtig!“, berichtet Eric.<br />
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