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Aufsätze - GWDG

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140<br />

Katalog<br />

hatte. 255 Dieser gemeinsamen Begeisterung ist es wohl zu verdanken, dass das 1860 fertiggestellte<br />

Schwurgerichtsgebäude in Naumburg mit dem Tod Abels ausgestattet wurde. Der Bestimmungsort<br />

war denkbar prominent: es handelte sich nicht nur um das erste Schwurgericht dieser Art im<br />

deutschsprachigen Raum, sondern auch um einen zentral angelegten Gebäudekomplex im Rundbogenstil<br />

im eben erst preußisch gewordenen Naumburg, dem nun neue Bedeutung zukam. Dementsprechend<br />

prominent ist bis heute die Lage im Stadtbild: Die Dreiflügelanlage bildet den point de<br />

vue von Lindenring und Kramerplatz, welche ihrerseits die historische Trennlinie zwischen Dom-<br />

und Altstadtbereich markieren. Durch die beiden klassizistischen Torhäuser des Salztors gewinnt<br />

das Gerichtsgebäude eine zusätzliche städtebauliche Rahmung. In Zentrum des Gebäudes, hinter<br />

den fünf großen Rundbogenfenstern des Obergeschosses, befindet sich Bendemanns Gemälde,<br />

dass so zum Zielpunkt eines ganzen Straßenzuges wird. Angesichts der eher gemäßigten Dimensionen<br />

des Bauwerkes erscheint die Größe von Treppenhaus und Gemälde umso beeindruckender.<br />

Abb. 50: Naumburg, ehemaliges Schwurgerichtsgebäude: Bendemanns Ge�älde Der Tod Abels befindet<br />

sich im Treppenhaus hinter den fünf zentralen Rundbogenfenstern<br />

1860 begann man mit den Vorarbeiten für das Bild, von denen sich u. a. eine Ölskizze erhalten<br />

hat. 256 Zudem sind aktuell zwanzig Vorzeichnungen bekannt. 257 Von den letzteren befinden sich<br />

sechzehn im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin und vier in der Kunstsammlung<br />

der Universität Göttingen. Der Karton war im Sommer 1862 fertig und das Gemälde selbst im<br />

Jahre 1864. Im Juni desselben Jahres wurde es im Schwurgerichtsgebäude in Naumburg installiert.<br />

Mit der Arbeit vor Ort betraute Bendemann ab 1862 seinen Schüler Karl Bertling. 258 Weil er<br />

das Werk ursprünglich als Fresko geplant hatte, erklärt sich der augenscheinliche Charakter einer<br />

Wandmalerei. Da der Untergrund für eine Malerei in feuchtem Putz jedoch ungeeignet war, entschied<br />

sich der Künstler für eine Ausführung in Ölwachsfarben auf Leinwand. 259 Nach der Fertigstellung<br />

wurde das Gemälde bis zu seinem Abtransport nach Naumburg in Düsseldorf der Öffent-<br />

255 Friedrich Wilhelm IV. beauftragte Bendemann stattdessen mit dem Gemälde Jeremias auf den Trümmern Jerusalems; vgl.<br />

hierzu Peschken-Eilsberger 2008, S. 128 sowie die Einführung zu Kat. Nr. 5.<br />

256 Eduard Bendemann: Die Verurteilung Kains, o. J., Öl auf Leinewand, 75 x 120 cm, Wuppertal, Stiftung Sammlung<br />

Volmer.<br />

257 Vgl. hierzu und zu dem Folgenden Achenbach 2007, S. 43-55, sowie Kat. Nr. 23-26.<br />

258 Achenbach 2007, S. 44.<br />

259 Ebd.

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