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Aufsätze - GWDG

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Skizzenbuch Italien 221<br />

Mendelssohn berichtet auch über das gemeinsame Zeichnen auf der Reise:<br />

„Unter dem Bogen war man nun vor Regen geschützt, da setzten wir uns alle viere hin u. zeichneten den ganzen<br />

lieben Tag lang uns den Hof ab, so zierlich es gehen wollte; ich habe mich überhaupt nicht genirt, sondern immer<br />

mitgezeichnet u. glaube etwas profitirt zu haben.“ 34<br />

Im Juli 1831 ist Bendemann in den Albaner Bergen unterwegs. Zwischen dem 5. und 17. Juli lässt<br />

sich die Reiseroute durch Zeichnungen und Eintragungen im Skizzenbuch, das sich heute in der<br />

Akademie der Künste in Berlin befindet, rekonstruieren. 35 Das Göttinger Skizzenbuch beginnt er<br />

am 20. August in Florenz, es zeigt demnach Zeichnungen aus der Zeit danach, vermutlich Stationen<br />

von der Rückreise nach Deutschland. Der Annahme Kreys, Bendemann sei gemeinsam mit Sohn<br />

und Hildebrandt spätestens im August 1831 wieder nach Berlin zurückgekehrt 36, muss an dieser<br />

Stelle widersprochen werden, denn die Zeichnungen und Notizen im Göttinger Skizzenbuch bezeugen<br />

seinen Aufenthalt zwischen 20. August und 5. September in Italien.<br />

Auf der letzten Seite (44r und hinterer Innendeckel) schreibt Bendemann skizzenhaft seine Reiseroute<br />

vom 2. bis 5. September nieder: Am 2. September fährt er von Venedig (3r, 7r, 9r, 10r, 11r,<br />

14r) nach Verona, wo er auch am 3. September Besichtigungen vornimmt. Da Padua auf dem Weg<br />

von Venedig nach Verona liegt, darf man annehmen, dass die beiden Skizzen 4r und 6r am 3. September<br />

auf der Durchreise entstanden. Am 4. September geht es weiter nach Mantua (5r), am 5.<br />

September zurück nach Verona. Bendemann hält sich nachweislich am 20. August in Florenz auf<br />

(1r und 41v), weshalb es wahrscheinlich ist, dass die Studie in Bologna (5r) auf der Fahrt nach Norden<br />

zwischen 20. August und 1. September angefertigt wurde. Zwischen dem 20. August und dem<br />

1. September wird Bendemann einen Ausflug Richtung Westen nach Pisa unternommen haben<br />

(42r).<br />

Die letzten Zeichnungen der ersten Lage sind vielleicht auf der Rückreise nach Deutschland in<br />

Österreich oder Süddeutschland entstanden, denn für diese Gegenden sind die eisernen Grabkreuze<br />

und die Tracht der davor knienden Frau auf 17r eher typisch als für Italien oder Norddeutschland.<br />

Dasselbe gilt für die Gebirgslandschaft (15v/16r), das Gehöft (18r) sowie die Frau in ländlicher<br />

Tracht (20r).<br />

Die Zeichnungen der mittleren Lage entstanden zum größten Teil auf einer Harzreise, die Bendemann<br />

im September 1832 unternommen hat (vgl. 25r mit entsprechender Bezeichnung). Die<br />

meisten Zeichnungen macht er im Dom zu Halberstadt (27r, 28r, 29r, 30r), in Wernigerode zeichnet<br />

er das Rathaus (21r) und Personen in typischer Tracht (23r), in Herzberg interessiert ihn das<br />

Schloss (25r). Die drei zwischen diesen Studien liegenden Hügel- und Felsskizzen (24r, 26r, 26v)<br />

zeigen vermutlich die Landschaft im Harzgebirge.<br />

Auf 40v und 41r zeichnet Bendemann Figurenstudien zu Goethes Götz von Berlichingen. Das<br />

Thema wird ihn mehr als 20 Jahre später erneut beschäftigen, denn 1854 erscheinen 10 Holzschnitte<br />

zur J.W. von Goethes Götz von Berlichingen, die nach seinen Zeichnungen angefertigt wurden. 37<br />

Die weitaus bedeutendste und interessanteste Zeichnung der letzten Lage ist die Entwurfsskizze<br />

zu dem Gemälde Gefangene Juden in Babylon. Es scheint fraglich, ob diese Skizze wirklich in Italien<br />

oder doch vielleicht in Deutschland angefertigt wurde, folgt sie doch hinter den Skizzen eines eher<br />

deutsch anmutenden gotischem Maßwerkfensters (39r) und zwei Studien von einer Reise nach<br />

Oberwesel (36v, 37v). Da jedoch bereits zwei Gewandskizzen in dem erwähnten Skizzenbuch in<br />

der Berliner Akademie der Künste identifiziert werden konnten und sich in der hinteren Lage weitere<br />

Zeichnungen aus Italien (41v, 42r) befinden, darf man davon ausgehen, dass Bendemann sich<br />

mit dem Entwurf wirklich bereits während der Italienreise beschäftigt hat. 38<br />

34 Zitiert nach ebd., S. 155.<br />

35 Achenbach 2007, S. 24f., Kat. Nr. U2.<br />

36 Krey 2003, S. 35, Anm. 70.<br />

37 Achenbach 2007, S. 79, Kat. Nr. D 19.<br />

38 Ebd., S. 25, U2, Krey 2003, S. 98, Anm. 64.: „Die im Juli angefertigten Zeichnungen geben zumeist Motive aus Rom<br />

und Umgebung wieder. Darunter befinden sich aber auch zwei Gewandstudien, die der Entstehung der Gefangenen<br />

Juden zuzuordnen sind. Während die eine Skizze das Kopftuch der Mutterfigur vorbereitet, entwickelt die andere den<br />

Faltenwurf an der Beinpartie des Harfners. Siehe S. 51 u. 53. In: Bendemann, Eduard. Skizzenbuch mit Zeichnungen<br />

von der 1. Italienreise Juli [1831], Inv. Nr. HZ 2506, Kunstsammlung, Stiftung Archiv der Akademie der Künste,<br />

Berlin.“

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