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Aufsätze - GWDG

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88<br />

Katalog<br />

Eine der wesentlichen Motivationen für Bendemanns Berufung bestand darin, einen im Fach<br />

der Historienmalerei profilierten Künstler einzustellen, wie ihn die Dresdner Akademie zu dieser<br />

Zeit nicht aufzuweisen hatte. 161 Für den Künstler selbst wiederum gab es gute Gründe, den Ruf<br />

nach Dresden anzunehmen. 162 So hatte sich die Stimmung an der Düsseldorfer Akademie inzwischen<br />

merklich verändert. Aufgrund der 1832/1833 neu eingerichteten Malerklasse Johann Wilhelm<br />

Schirmers war ein großer Ansturm neuer Studenten an die Akademie erfolgt. 163 Der Zustrom war<br />

so groß, dass ein Großteil der Studenten keine Arbeitsmöglichkeiten im Akademiegebäude selbst<br />

fand. Gleichzeitig kam es zur Bildung von Kunstcliquen, die wenig Interesse hatten, eine Bindung<br />

zur Akademie aufzubauen. 164 Ein weiterer Punkt war der Stimmungsumschwung in der Schülerschaft<br />

aufgrund wachsender Spannungen zwischen den von Berlin her kommenden „Ostländern“<br />

und den Rheinländern. 165 Diese Veränderungen dürften Bendemann den Wechsel nach Dresden<br />

verhältnismäßig leicht gemacht haben, so dass er 1838 endgültig in die Hauptstadt des sächsischen<br />

Königreichs übersiedelte. 166 Mehr als das Staffeleibild beschäftigte ihn von nun an die Monumentalmalerei.<br />

Damit begab er sich auf ein Gebiet, mit dem er sich bislang nur in kleinerem Rahmen –<br />

beim Fresko Die Künste am Brunnen der Poesie im Berliner Schadowhaus von 1837 – auseinandergesetzt<br />

hatte. 167<br />

Bei der Ausmalung der drei Paradesäle stand Bendemann der befreundete Historiker Johann<br />

Gustav Droysen beratend zur Seite, um Bildprogramm und Ikonographie zu erarbeiten. 168 Droysen<br />

ist auch der Verfasser der erläuternden Texte für das im Jahr 1854 erschienene Stichwerk, welches<br />

nach den Fresken im Ballsaal entstand. 169 Hier beschreibt der Historiker, welche Aufgabe der Maler<br />

zu bewältigen hatte:<br />

„Dem Künstler war die Aufgabe gestellt worden: drei neben einander liegende Säle zu malen, von denen der eine<br />

– der Thronsaal – zur Eröffnung und Entlassung der Landtage, ein zweiter – der Ball- und Concertsaal – zu<br />

Hoffesten aller Art bestimmt wurde; der zwischen beiden liegende – das Thurmzimmer – erhielt keine besondere<br />

Bestimmung.“ 170<br />

Die entsprechenden Räume befanden sich im zweiten Obergeschoss des Nordflügels, der spätestens<br />

seit der Frühen Neuzeit die wichtigsten Räume des Dresdner Schlosses barg. 171 Im Zentrum<br />

dieses Flügels steht der Hausmannsturm, in dem sich das Turmzimmer befindet. Der Thronsaal<br />

wurde östlich des Hausmannsturms eingerichtet, wo früher das sogenannte Riesengemach lag, während<br />

sich der Ballsaal im Westen – anstelle des Steinernen Saals (seit dem 18. Jahrhundert: Propositionssaal)<br />

– an den Turm anschloss. 172 Dem Hausmannsturm ist zum Schlosshof hin eine Loggia<br />

vorgeblendet, in der sich die Reste einer historischen Ausmalung fanden. Sie lieferten Bendemann<br />

offenbar den Schlüssel für die Entwicklung des gesamten Bildprogramms:<br />

„Auf der Aussenwand desselben [Turmzimmers], in der nach dem Schlosshof hinaus liegenden Loge ist ein altes<br />

jetzt verblichenes Gemälde, das die Anbetung der heiligen drei Könige darstellt. Diese Anbetung, so lautete weiter<br />

die Aufgabe, sollte wiederhergestellt, und die Composition für das Innere, zunächst die für das Thurmzimmer<br />

mit derselben in Beziehung gesetzt werden.“ 173<br />

Bedeutsam ist, wie hier historische Kontinuität suggeriert wurde: Das neu entwickelte Bildprogramm<br />

erfuhr eine Verankerung in der Bau- und Bildgeschichte des Residenzschlosses, aber auch in<br />

der Frömmigkeitsgeschichte der hier residierenden Dynastie der Wettiner, die hier lediglich eine<br />

161 Vgl. Aschenborn 1998, S. 20 u. 23; Krey 2003, S. 37.<br />

162 Vgl. Ricke-Immel 1978/80, Bd. 1, S. 9; Aschenborn 1998, S. 20; Achenbach 2007, S. 12.<br />

163 Vgl. Aschenborn 1998, S. 20.<br />

164 Vgl. ebd.<br />

165 Vgl. ebd.<br />

166 Vgl. ebd., S. 20-23.<br />

167 Vgl. hierzu Brandmeier 2000.<br />

168 Achenbach 2007, S. 42 u. 80, sowie Droysen, 1910, S. 121: „Da ging ihm nun Droysen mit seinem Rat an die Hand,<br />

und man darf sagen, daß dieses monumentale Werk, des Künstlers vollendetste Schöpfung, schwerlich so geistvoll<br />

und tiefsinnig konzipiert worden wäre, wenn nicht sein Freund ihm mit seiner lebendigen Vertrautheit jener<br />

längstvergangenen Zeit zur Seite gestanden hätte“.<br />

169 Droysen 1854, unpag. Siehe hierzu auch Achenbach 2007, S. 42.<br />

170 Droysen 1854, unpag. Vgl. hierzu mit weiteren Quellen: Krey 2003, S. 68.<br />

171 Vgl. Syndram 2001, S. 108f.<br />

172 Vgl. Syndram 2001, S. 73f. u. 108f.; Dülberg/Oelsner/Pohlack 2009, S. 18f.<br />

173 Droysen 1854, unpag.

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