Aufsätze - GWDG
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162<br />
Kat. Nr. 31 recto:<br />
Zwei Studien zu einem<br />
stehenden männlichen<br />
Akt<br />
schwarze Kreide, weiß<br />
gehöht,<br />
bräunliches Papier,<br />
362 x 286 mm<br />
Farbflecken, Einstichlöcher<br />
am oberen Rand,<br />
bez.: „3 Stdn., 5. Febr. 63“<br />
Inv. Nr.: H 1977/48r<br />
1977 im Londoner Kunsthandel<br />
erworben<br />
Kat. Nr. 31 verso:<br />
Studie zu einem<br />
schreitenden Knabenakt<br />
in Rückenansicht<br />
Bleistift, schwarze Kreide,<br />
weiß gehöht,<br />
bez.: „89/90“ von fremder<br />
Hand<br />
Inv. Nr.: H 1977/48v<br />
Katalog<br />
Auf der Vorderseite dieses Blattes zeichnete Bendemann einen<br />
männlichen Akt, der im Gemälde nicht wieder zu finden ist. Der<br />
linke Fuß zeigt zum Betrachter, während der andere um 90 Grad<br />
versetzt daneben gestellt ist und das Spielbein gibt. So ist der<br />
Oberkörper mitsamt dem Kopf in Dreiviertelansicht von rechts zu<br />
sehen. Mit ernstem Blick schaut die Person den Betrachter an und<br />
zeigt gleichzeitig mit dem rechten Zeigefinger auf seine linke<br />
Brustwarze. Der linke Arm liegt seitlich am Körper. Mit wenigen<br />
sehr feinen Kreidestrichen wurden die Binnenformen leicht aber<br />
umfangreich herausgearbeitet. Der Hintergrund ist wie in Kat. Nr.<br />
34 schwarz schraffiert. Durch den Schattenwurf auf dem Boden<br />
wird der Hintergrund weiter definiert. In der linken oberen Ecke<br />
entwarf Bendemann die Figur in Verkleinerung abwärts der Brust.<br />
Hier hält sie in der linken Hand ein großformatiges Buch.<br />
Die Beschriftung deutet daraufhin, dass der junge Mann Bendemann<br />
für drei Stunden am 5. Februar 1863 Model stand. Damit<br />
gehört das Blatt in die Zeit, in welcher der Künstler an der Vorbereitung<br />
der Düsseldorfer Ölskizze der Wegführung (vgl. Abb. 23)<br />
arbeitete.<br />
Benjamin Sander<br />
Im Zentrum des Blattes ist ein schreitender Junge in Rückenansicht<br />
wiedergegeben. Ausschließlich auf der Düsseldorfer Ölstudie von<br />
1865 fand er Verwendung, und zwar links unten im Bild am Arm<br />
desjenigen Mannes, der Jeremias verwünscht (Abb. 23). Hier trägt<br />
der nackte Knabe zu dem Stab und dem Gewand, die auf der Skizze<br />
zu sehen sind, noch einen Korb.<br />
Die Studie zeigt, wie der Junge im Begriff ist, das linke Bein<br />
nach vorn zu setzten, während er den Kopf nach rechts dreht.<br />
Seine Arme führte Bendemann nur bis zu den Ellenbogen aus. Der<br />
Kopf ist flüchtig modelliert. Die Formulierung des Profils fand in<br />
vielen Zügen statt. Vom weiß gehöhten Rücken bis hinunter zu den<br />
Füßen und deren Schatten wurde die Studie mit zum Teil stark<br />
nachgezogenen Konturen ausführlicher beschrieben. Daneben<br />
studierte Bendemann den schreitenden Jungen kleiner, weniger<br />
ausführlich, aber mit einer rechten Hand, die etwas greift, und mit<br />
einem Kopf, der geradeaus gewendet ist. In der Skizze darüber ist<br />
nun zu erkennen, dass der Junge eine größere Hand ergreift und<br />
ihren „Besitzer“ mit nach rechts erhobenem Lockenkopf anblickt.<br />
Darunter findet sich die Schulterpartie noch einmal wieder. In der<br />
linken oberen Ecke des Blattes widmete sich Bendemann dem<br />
Kopf des Jungen und studierte auch noch einmal eingehender sein<br />
rechtes Auge, welches von langen Wimpern umgeben wird. Auf<br />
Höhe des linken Armes der zentralen Studie suchte Bendemann<br />
weiter nach der richtigen Darstellung dieser Extremität. Weiter<br />
unten ist zu sehen, wie jener Arm einen dünnen Stab und ein Gewand<br />
zwischen Unter- und Oberarm klemmt. Das Hauptaugenmerk<br />
liegt hier auf dem Gewand und seinem Faltenwurf. Schemenhaft<br />
zeichnete Bendemann zu den Füßen der Zentralfigur noch<br />
eine rechte Schulterpartie.<br />
Benjamin Sander