Aufsätze - GWDG

7. Die Wegführung der Juden in die babylonische Gefangenschaft (1865-72)
Benjamin Sander, Tobias Helms und Maurice Hollmann
Abb. 51: Carl Ernst Forberg nach Eduard Bendemann: Jeremias beim Fall Jerusalems (Wegführung der Juden
in die babylonische Gefangenschaft), zwischen 1872 und 1879, Radierung, 271 x 340 mm (Bildgröße)
Wie der Tod Abels, so entstand auch das monumentale Gemälde Wegführung der Juden in die babylonische
Gefangenschaft für einen konkreten Ort – in diesem Fall für das Treppenhaus der Nationalgalerie in
Berlin. Den Auftrag hierfür erhielt Bendemann von der preußischen Landeskunstkommission. 280 In
diesem Gremium wurde über die neu anzukaufenden Werke für die 1876 fertiggestellte Galerie entschieden.
281 Bendemann selbst gehörte ihm als Direktor der Düsseldorfer Akademie an. 282 So gelang
es ihm, ein eigenes, großformatiges Werk an prominenter Stelle unterzubringen, „[…] das alle Welt in
der Berliner Nationalgalerie gesehen hat […].“ 283
Thematisch knüpfte Bendemann an seine frühen Erfolgswerke Gefangene Juden in Babylon und Jeremias
auf den Trümmern Jerusalems an. Die literarische Vorlage der Wegführung stammt aus dem letzten
Kapitel des Buches Jeremia im Alten Testament und behandelt das Volk Israel in der Zeit seiner
Abhängigkeit von Babylon. Als sich die Israeliten unter König Zedekia auf die Seite der Ägypter
schlugen und sich damit gegen die babylonische Herrschaft auflehnten, befahl der König der Babylo-
280 Krey fand in den Listen der Düsseldorfer Kunstakademie für das Studienjahr 1866/67 unter Bendemann den Eintrag:
„Vorarbeiten und Carton zu dem großen Bilde für das National-Museum. ‚Abführung der Juden in die babylonsiche
Gefangenschaft‘.“ Regierung Düsseldorf, Präsidialbüro, Nr. 1560, Bl. 315, HStA Düsseldorf, Krey 2003, S. 174.
281 Zur Geschichte der Nationalgalerie vgl. u. a. Rave 1968, Dorgerloh 1999.
282 Zum Direktorat Bendemanns vgl. Aschenborn 1998, S. 60-63 u. S. 108-153.
283 Frimmel 1889/90, S. 228.