Stand 31.12.2004 - ecfs
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Workshops<br />
Der Vertrag sieht jedoch eine zweijährige Bewährungsfrist vor. Außerdem sind derzeit die<br />
Systeme sehr unterschiedlich. Estland und Litauen verfügen über ein currency board mit<br />
festen Wechselkursen, während Lettland, Ungarn, Zypern und Malta Wechselkurssysteme<br />
mit relativ großen Bandbreiten installiert haben, z. T. mit gemischten Fremdwährungskörben<br />
statt nur einer Währung als Anker. Die restlichen neuen Mitgliedsstaaten, namentlich Polen,<br />
Slowenien, Slowakei und Tschechien, verfügen über weitgehend freie Wechselkurssysteme.<br />
Auch heute noch wird seitens der Beitrittsländer oft der Sinn einer verpflichtenden Teilnahme<br />
eines neuen Währungslandes an einem Wechselkursmechanismus mit dem Euro für eine<br />
bestimmte Periode hinterfragt. Es herrscht dort vielfach die Meinung, dass ihre Währungen<br />
in dieser Zeit Opfer von spekulativen Angriffen werden könnten. Auf diese Weise werden<br />
jedoch die Risiken aus einem solchen Mechanismus überschätzt und die eigentliche Idee der<br />
Probezeit wird missverstanden. Der Wechselkursmechanimus ist als Trainingsraum und<br />
Prüfungszeit für eine Währung zu verstehen, die nur mit einer vertrauensvollen Politik gegen-<br />
über den Märkten bestanden werden kann. Bis zum Beitritt eines Landes zum Euro muss das<br />
Land zeigen, ob es zu einer Stabilitätspolitik fähig ist, die gewissermaßen als Qualifikation<br />
für die Euromitgliedschaft auf Dauer interpretiert werden kann.<br />
Herr Prof. Tietmeyer stellte eine Verbindung seiner Ausführungen zur politischen Union her,<br />
indem er auf die unterschiedlichen Bedingungen für einen Austritt verwies. Während ein<br />
Austritt aus der EU bzw. aus der Verfassung möglich ist, ist ein Beitritt zum Euro so gut wie<br />
irreversibel. Es stellt sich in diesem Fall die Frage, ob es neuen Mitgliedstaaten erlaubt sein<br />
sollte, möglichst schnell zum Euro beizutreten. Und weiter stellt sich die Frage, ob der Euro<br />
selbst für weitere Beitritte bereits gewappnet ist. Mit Estland, Slowenien und Litauen stehen<br />
bereits die ersten Kandidaten für eine mögliche Aufnahme in den Euro-Raum ab 2007 bereit.<br />
Im gleichen Maße, wie sich bezüglich der Stabilität des Euros Fragen in Folge der Erweite-<br />
rung ergeben, stellen sich Fragen bezüglich des Stabilitäts- und Wachstumspakts. Hier macht<br />
Herr Prof. Tietmeyer zwei Versäumnisse aus, die zur Schwächung des Paktes beigetragen<br />
haben. Einerseits wäre ein früheres Durchgreifen der EU-Kommission sinnvoll gewesen. An-<br />
dererseits muss sich die Politik einiger Länder den Vorwurf machen, dass sie plötzlich dieses<br />
für die Glaubwürdigkeit des Euro so wichtige Abkommen in Frage stellt. Der Kern des Pro-<br />
blems besteht offensichtlich darin, dass es keine anerkannte und durchsetzungsfähige Auto-<br />
rität gibt. Mit Hilfe einer zentralen ausführenden Instanz könnte die Durchsetzung des Pak-<br />
tes gelingen. Allerdings ist eine solche Lösung auch in den neuen Verträgen nicht vorgese-<br />
hen, sodass durch die Erweiterung der EU die bestehenden Probleme eher noch vergrößert<br />
werden. Herr Prof. Tietmeyer zog das Fazit, dass es sinnvoll ist, zunächst das „eigene Haus“<br />
zu bestellen und zu ordnen, bevor der Erweiterungsprozess weiter angestoßen wird. Zur<br />
Frage, wie die Zukunft aussehen könnte, gab er zwei mögliche Antworten. In einem Europa,<br />
das die Erweiterung in einem für alle Mitglieder gleichen Tempo vorsieht, wäre mit den<br />
jüngsten Entwicklungen wohl das Ende erreicht. In einem System der konzentrischen Kreise<br />
hingegen wären weitere räumliche Ausdehnungen denkbar und möglich. Dabei würde der<br />
Nukleus von einer kleineren Euro-Gruppe gebildet, die für Neuaufnahmen allerdings offen<br />
sein müsste. Ein größerer Kreis würde sich um diesen Kern legen und um diesen eine assozi-<br />
ierte Zone markieren mit Staaten, die mit der EU nur in einer losen Verbindung stehen.<br />
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