Das Magazin der Kölner Philharmonie NR. 4 / 2023

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Porträt Musikalische Wellen Elgars Violinkonzert mit Frank Peter Zimmermann, Daniel Harding und den Wiener Philharmonikern »Ich will ein Weltgeiger werden«, schrieb Frank Peter Zimmermann in sein Schulheft, als er sechs Jahre alt war. Bereits zehn Jahre später gab der hochbegabte Teenager sein Debüt mit den Berliner Philharmonikern. Heute steht Frank Peter Zimmermann für eine Musizierauffassung, die den Komponisten in den Mittelpunkt stellt und nicht die eigene Persönlichkeit, für Interpretationen von analytischer Durchdringung und emotionaler Tiefe. Seine Markenzeichen sind eine erstaunliche Repertoirebandbreite, ein herrlich nuancierter Ton und eine bewundernswerte Leichtigkeit. Die rührt nach eigenen Aussagen nicht zuletzt vom fleißigen Üben her. »Ich glaube niemals, dass der Heifetz oder der Horowitz nur zwei Stunden am Tag geübt haben«, sagt Zimmermann. »Die eigentliche Entwicklung eines Künstlers findet immer im eigenen Haus, im eigenen Überaum statt – und nicht dadurch, dass man hundert Mal im Konzertsaal irgendwelche Stücke spielt.« Daniel Harding Seit mehr als vierzig Jahren steht Frank Peter Zimmermann auf der Bühne und konnte sich seine musikalische Neugier bewahren. »Ich habe mittlerweile einige Stücke über hundertmal gespielt, das Beethoven- Konzert sogar über dreihundertmal.« Was kann danach noch kommen? Welche Challenge reizt den großen Geiger, der bei aller Erfahrung niemals Langeweile aufkommen lässt? »Ich möchte mich tatsächlich noch mal an das Elgar-Konzert wagen, das habe ich vor über zwanzig Jahren zuletzt gespielt, das ist noch mal eine Herausforderung«, so Zimmermann. Allein die Spieldauer von rund fünfzig Minuten macht das spätromantische Meisterwerk zu einem Parforceritt für den Solisten. Hochvirtuos und opulent, aber nicht kitschig, bedarf es eines langen Atems und eines edlen Tons. Edward Elgar, der selbst von Haus aus Geiger war, widmete das Konzert dem berühmten österreichischen Violinvirtuosen Fritz Kreisler. Der war des Lobes voll für den Komponisten: »Ich stelle ihn auf die gleiche Stufe mit meinen Idolen Beethoven und Brahms. Er entstammt derselben noblen Familie. Seine Einfallskraft, seine Orchestrierung, seine Harmonie, seine Größe: All das ist wundervoll. Und alles ist reine, unaffektierte Musik.« Als Kreisler einen ersten Blick in die Partitur des Violinkonzerts warf, soll er ausgerufen haben: »Damit werde ich die Queen’s Hall zum Erbeben bringen.« Dafür bedarf es freilich auch eines hervorragenden Orchesters. Frank Peter Zimmermann stehen die Wiener Philharmoniker zur Seite. »Im Idealfall ist das Orchester die zweite Haut des Solisten«, sagt Zimmermann. »Und es kommt bei Orchestern, bei denen die Chemie mit dem Solisten stimmt, zu durchaus wundersamen und erstaunlichen Begegnungen, bei denen etwas Gemeinsames entsteht, ohne dass viele Worte darum gemacht werden müssen. Wenn es klappt, entsteht eine Welle, die alle mitreißt. Und, ja, ich liebe diese großen emotionalen, musikalischen Wellen!« Der britische Dirigent Daniel Harding ist bei Elgar in seinem Element, eine lang gewachsene musikalische Partnerschaft verbindet ihn sowohl mit Frank Peter Zimmermann als auch mit den Wiener Philharmonikern. »Ich habe das Glück, mit den Wiener Philharmonikern zu arbeiten«, sagt Daniel Harding. »Alles, was einem durch den Kopf und durch den Körper geht, wird in Musik umgesetzt. Es ist überwältigend.« In der zweiten Konzerthälfte darf dann auch der »Weltgeiger« Frank Peter Zimmermann ruhen und zusammen mit dem Publikum Dvořáks Sinfonie »Aus der Neuen Welt« lauschen, dargeboten von einem Weltklasse-Orchester. Dorle Ellmers 12 Das Magazin
»Im Idealfall ist das Orchester die zweite Haut des Solisten.« Frank Peter Zimmermann Konzerttermin Freitag 06.10.2023, 20:00 Frank Peter Zimmermann Violine Wiener Philharmoniker Daniel Harding Dirigent Edward Elgar Konzert für Violine und Orchester h-Moll op. 61 Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 B 178 »Aus der Neuen Welt« Frank Peter Zimmermann Das Magazin 13
Seite 1 und 2: Pianist Alexander Melnikov Fünf Ko
Seite 3 und 4: Editorial Liebe Besucherinnen und B
Seite 5 und 6: SEPTEMBER / OKTOBER 2023 06 Freunds
Seite 7 und 8: Titel Freundschaft und Inspiration
Seite 9 und 10: »Es ist sehr selten oder vielleich
Seite 11: Faible fürs Unkonventionelle: Jean
Seite 15 und 16: »Die Zeit heilt nicht alle Wunden,
Seite 17 und 18: »Kammermusik ist die unmittelbarst
Seite 19 und 20: Konzerttermin Montag, 11. September
Seite 21 und 22: Im Fokus Voller Wunder Ein Konzertw
Seite 23 und 24: Wege und Welten Reinoud Van Mechele
Seite 25 und 26: Internationale Beethoven Meisterkur
Seite 27 und 28: Authentische Stimmfarben Der portug
Seite 29 und 30: Martha Argerich am 12.08. koelner-p
Seite 31 und 32: Benjamin Appl am 23.10. koelner-phi
Seite 33 und 34: ist es gelungen, zu einer vollkomme
Seite 35 und 36: Benjamin Appl am 23.10. koelner-phi
Seite 37 und 38: Foto: C. Bechstein Concert B-212 An
Seite 39 und 40: »Iveta Apkalna und ich atmen einfa
Seite 41 und 42: Der internationale Dirigiernachwuch
Seite 43 und 44: Konzerttermin Donnerstag, 28. Septe
Seite 45 und 46: Unaufgeregter Überflieger Der Fago
Seite 47 und 48: Die Kölner Philharmonie im Wohnzim
Seite 49 und 50: Marius Neset Das Magazin 49
Seite 51 und 52: Konzerttermin Sonntag, 15. Oktober
Seite 53 und 54: Kit Armstrong dern bevorzugt immer
Seite 55 und 56: Souad Massi Konzerttermin Samstag,
Seite 57 und 58: Raderberg Konzerte 6 Kammermusikabe
Seite 59 und 60: © WDR/Peter Adamik MIDORI & BERNST
Seite 61 und 62: Tag der offenen Philharmonie Musika
Seite 63 und 64:
Víkingur Ólafsson © Sebastian Ma
Alle anzeigen

Das Magazin der Kölner Philharmonie NR. 4 / 2023

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?