Das Magazin der Kölner Philharmonie NR. 4 / 2023
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Benjamin Appl<br />
<strong>Das</strong>s namhafte Sänger mit nicht weniger namhaften Pianisten ein<br />
gemeinsames Lied-Duo bilden, kommt immer wie<strong>der</strong> mal vor.<br />
Ob Dietrich Fischer-Dieskau an <strong>der</strong> Seite von Alfred Brendel o<strong>der</strong><br />
Svatoslav Richter, ob Ian Bostridge mit Leif Ove Andsnes o<strong>der</strong><br />
Lars Vogt o<strong>der</strong> Dorothea Röschmann mit Mitsuko Uchida – solche<br />
Künstler-Allianzen sind nach wie vor Ausnahmen, nicht die Regel.<br />
Umso größer die Freude, wenn es jetzt eine neues Duo dieser Art zu<br />
vermelden gibt. Bariton Benjamin Appl und Pianist Kit Armstrong<br />
gastieren in Köln mit Lie<strong>der</strong>n von Schubert bis Mahler.<br />
Oftmals ist die Gattung Lied mit einem düsteren Etikett versehen<br />
worden: »Vom Aussterben bedroht«. Appl kann das nicht recht<br />
nachvollziehen, denn im Lied geht es um Gefühle, »die alle im<br />
21. Jahrhun<strong>der</strong>t noch sehr präsent sind: Verliebtsein, Sehnsüchte,<br />
Verlustängste. Inhalte, die man in <strong>der</strong> populären Musikszene genauso<br />
findet wie in unserer Kunstform.« Daher glaubt er, dass das<br />
Lied nach wie vor eine unterschätzte Gattung ist – zumal ein Genre,<br />
das »im Ausland sehr bewun<strong>der</strong>t wird«, ob in Japan o<strong>der</strong> den USA.<br />
Natürlich, das Kunstlied ist nie massentauglich gewesen, wird es<br />
wohl auch nie werden. Es bindet weniger Menschen als die Oper –<br />
übrigens auch bei Sängerinnen und Sängern. Appl weiß darum<br />
und möchte gleichzeitig gegensteuern: »Ich sehe Lied-Konzerte<br />
als große Chance, weitere Menschen für den Liedgesang zu begeistern.«<br />
Allerdings weiß <strong>der</strong> gebürtige Regensburger auch, dass<br />
sich die Anfor<strong>der</strong>ungen an einen Lied-Sänger verän<strong>der</strong>t haben:<br />
Er nennt Kriterien wie Teamfähigkeit, Führungsqualitäten, Selbstmanagement<br />
und an<strong>der</strong>es mehr. »<strong>Das</strong> Gesamtpaket ist komplexer<br />
geworden.«<br />
<strong>Das</strong>s er jetzt mit Kit Armstrong zusammenarbeitet, darf schlicht als<br />
musikalischer Glücksfall bezeichnet werden. Denn <strong>der</strong> Pianist, <strong>der</strong><br />
Hoch- und Vielbegabte, ist ein Künstler, <strong>der</strong> nach Essenzen sucht,<br />
nicht Effekten. Er könnte, wenn er es drauf anlegen wollte, berühmter<br />
sein, medial präsenter. Doch er sucht nicht die Popularität, son-<br />
Musikalischer<br />
Glücksfall<br />
<strong>Das</strong> Lied-Duo Benjamin Appl und Kit Armstrong<br />
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