Das Magazin der Kölner Philharmonie NR. 4 / 2023
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»Iveta Apkalna und ich atmen<br />
einfach zusammen.«<br />
Gábor Boldoczki<br />
Was macht den Reiz <strong>der</strong> Kombination von Trompete und Orgel aus?<br />
Ich finde die vielseitige Kammermusik mit Orgel sehr spannend und<br />
denke, dass diese Kombination in Konzertsälen vielleicht weniger bekannt<br />
ist. Es gibt jedoch viele Werke aus dem Barock, die für Trompete<br />
und Basso continuo verfasst wurden. In unserem Fall wird dann die<br />
Orgel zum Basso continuo, was absolut passt. In jedem renommierten<br />
Konzertsaal gibt es eine Orgel, die diese Möglichkeit des Zusammenspiels<br />
möglich macht. <strong>Das</strong> Programm, das ich zusammen mit Iveta<br />
Apkalna in Köln spiele, ist für mich allerdings völlig neu. Wir haben viele<br />
zeitgenössische Stücke dabei, mit »E-C-H-O« von Péter Eötvös auch<br />
eine Uraufführung, was für mich eine sehr große Ehre ist. <strong>Das</strong> Thema<br />
des Echos haben wir als Anlass genommen, daraus ein sehr persönliches<br />
Programm zusammenzustellen.<br />
»E-C-H-O« wurde von <strong>der</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong> beim Komponisten Péter<br />
Eötvös in Auftrag gegeben. Wie kam es dazu?<br />
Als Solist ist es für mich eine Verantwortung und auch große Freude,<br />
Komponisten zu motivieren, für Trompete neue Werke zu schreiben. Ich<br />
freue mich riesig darüber, dass mich Péter Eötvös mit seiner wun<strong>der</strong>baren<br />
Musik beschenkt hat. Ich sagte ihm, dass die Kammermusik für<br />
mich so wichtig sei, ich gerne das Barockrepertoire spiele, aber eben<br />
auch Zeitgenössisches. Er meinte daraufhin, dass er bereits eine Idee<br />
habe und gerne die Trompete mit <strong>der</strong> Orgel kombinieren würde … Ich<br />
stehe schon lange in gutem Kontakt zu ihm. Es ist spannend, das herauszulesen,<br />
was <strong>der</strong> Komponist mit seinem Werk intendiert hat und<br />
ihn dazu direkt befragen zu können. Noch vor <strong>der</strong> Uraufführung in Köln<br />
werde ich ihm den Trompetenpart vorspielen. Iveta Apkalna hat ihn bereits<br />
getroffen und den Orgelpart perfekt vorbereitet.<br />
Welche Rolle spielt die jeweilige Akustik des Raums, wenn die Trompete auf<br />
eine Orgel trifft? Jede Orgel ist ja ein Unikat und für die spezielle Spielstätte<br />
konzipiert worden.<br />
<strong>Das</strong> ist eine sehr gute Frage! (lacht) Nun, ich bin noch nie in <strong>der</strong> <strong>Kölner</strong><br />
<strong>Philharmonie</strong> zusammen mit einem Organisten aufgetreten, aber hörte<br />
schon viel Gutes über die Klais-Orgel. Akustik ist natürlich ein wichtiges<br />
Wort im Hinblick auf unsere Echo-Programmatik. Es ist nicht immer einfach,<br />
kammermusikalisch ein gutes Maß zu finden. Zum Glück steht bei<br />
unserem Konzert <strong>der</strong> Spieltisch auf <strong>der</strong> Bühne, sodass wir auf kurze Distanz<br />
hinweg kommunizieren können. Aber wie Sie schon sagten: Jede<br />
Orgel klingt an<strong>der</strong>s, es wird sicher an<strong>der</strong>s als bei den Probespielen sein.<br />
Die wun<strong>der</strong>bare Akustik des Saals kenne ich jedoch bereits. Im vergangenen<br />
Dezember habe ich ein Konzert zusammen mit Andrés Gabetta<br />
und seinem Consort gegeben, ein dem Barock gewidmetes Programm.<br />
Wir hatten ein wun<strong>der</strong>bares Publikum; es ist mir immer eine große Freude,<br />
in <strong>der</strong> <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong> auftreten zu dürfen.<br />
Wie vertraut muss man mit dem Spielpartner sein – in diesem Fall Iveta<br />
Apkalna –, damit eine <strong>der</strong> Instrumentenstimmen nicht übermächtig wird?<br />
<strong>Das</strong> Vertrauen ist auf jeden Fall wichtig, und wir können aufeinan<strong>der</strong><br />
vertrauen. Ich denke, es war vor 15 Jahren, als wir uns das erste Mal<br />
trafen. Iveta und ich standen insbeson<strong>der</strong>e bei Festivals oft gemeinsam<br />
auf <strong>der</strong> Bühne. Für mich ist sie eine charismatische, einzigartige Musikerin<br />
und ein sehr wertvoller Mensch, wenn ich das so sagen darf. Sie<br />
hat eine innerliche Kraft, sie atmet die Musik! Wir kämpfen nicht um die<br />
Aufmerksamkeit o<strong>der</strong> gar Vorherrschaft, wir atmen einfach zusammen.<br />
Eötvös sagt über das Stück, dass sein beson<strong>der</strong>er Charakter »in den<br />
großwelligen Melodien des Soloinstruments« liege. Können Sie das näher<br />
erläutern?<br />
Die Grundidee besteht darin, mit einem großen Nachhall zu arbeiten.<br />
Je<strong>der</strong> Konzertsaal hat eine spezielle Akustik und einen an<strong>der</strong>en Nachhall,<br />
was es noch spannen<strong>der</strong> macht. <strong>Das</strong> Stück ist wie eine Meditation,<br />
ein Gebet, also in sich gekehrt, aber auch ein intensiver Dialog zwischen<br />
den beiden Instrumenten. Die Haupttöne sind E, C und H. Dieses Motiv<br />
hallt wie<strong>der</strong> zurück, überlagert sich und mischt sich im Raum. <strong>Das</strong> ist<br />
dann wohl das O im Namen: E-C-H-O.<br />
<strong>Das</strong> Stück ist für Piccolotrompete komponiert. Kommt im Laufe des<br />
Konzerts auch ein Flügelhorn zum Einsatz – ein Instrument, das ja eher weicher<br />
klingt?<br />
Ja, und zwar nach <strong>der</strong> Pause, wenn wir eine Arie von Antonio Vivaldi<br />
spielen: »Sovvente il sole« aus <strong>der</strong> Kantate »Andromeda« von 1726. Die<br />
Trompete übernimmt in <strong>der</strong> Solostimme die Rolle des Perseus. Die Arie<br />
ist ein echter Ohrwurm, ich höre und spiele sie immer wie<strong>der</strong> gerne. Ich<br />
bin zwar mit <strong>der</strong> griechischen Mythologie nicht so vertraut, kann aber<br />
einwerfen, dass Vorläufer <strong>der</strong> Trompete bereits bei den antiken Olympischen<br />
Spielen zum Einsatz kamen. Bei Hofe im Mittelalter wurde sie zu<br />
festlichen Anlässen gespielt, bei Bach steht sie ganz oben in <strong>der</strong> Partitur<br />
<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />
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