Wein-Boulevard 2009 - Pro Stuttgart eV
Wein-Boulevard 2009 - Pro Stuttgart eV
Wein-Boulevard 2009 - Pro Stuttgart eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
32<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
machen kann. Bezüglich der Rebstöcke<br />
haben wir jetzt überwiegend<br />
alte Rebanlagen ausgesucht,<br />
da diese ertragsreduziert sind und<br />
somit nicht mehr so viel Menge<br />
an Trauben erbringen, dafür aber<br />
bessere Qualität. Insgesamt haben<br />
wir jetzt zehn <strong>Wein</strong>berge für unseren<br />
Riesling.<br />
Handarbeit: Christl Schäfer bei der Lese<br />
des Rieslings der „next Generation“<br />
Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner<br />
Aber das Thema „next Generation“<br />
als Marke wollen Sie weiter<br />
ausbauen?<br />
Das <strong>Pro</strong>jekt stieß auf großen Anklang,<br />
vor allem auch die Neuigkeit,<br />
dass sich Jungwinzer aktiv<br />
einbringen. Die Hälfte der Auflage<br />
ist schon weg.<br />
Denken Sie dann auch, dass Sie<br />
durch den Riesling „next Generation“<br />
auch mehr jüngere Verbraucherschichten<br />
ansprechen<br />
werden?<br />
Ja, auf jeden Fall, die Aufmachung<br />
vom Etikett spricht schon<br />
auch eher die „jüngere“ Zielgruppe<br />
an. Aber natürlich soll der<br />
<strong>Wein</strong> durch Qualität bestechen.<br />
Welchen Tipp fürs <strong>Wein</strong>trinken<br />
würden Sie als Württembergische<br />
<strong>Wein</strong>königin jungen Leuten,<br />
die sich das erste Mal mit <strong>Wein</strong><br />
beschäftigen, geben?<br />
Ich würde für den Einstiegsbereich<br />
leichte, fruchtige, eher halbtrockene<br />
<strong>Wein</strong>e empfehlen. Jugendliche<br />
müssen sich erst an<br />
diesen Geschmack gewöhnen,<br />
besonders auch an die Gerbstoffe.<br />
Es ist wie beim Essen, wenn man<br />
schärfer würzt, muss man sich<br />
auch erst einmal dran gewöhnen<br />
und herantasten.<br />
Wenn Sie jetzt eine Gruppe von<br />
zehn bis zwanzig Jugendlichen<br />
hätten und für sie eine <strong>Wein</strong>probe<br />
machen würden, was würden<br />
Sie den Jugendlichen für <strong>Wein</strong>e<br />
empfehlen und vorstellen?<br />
Also die <strong>Pro</strong>be könnte man in<br />
drei Stufen einteilen. Zuerst einen<br />
lieblichen <strong>Wein</strong>, beispielsweise<br />
unseren <strong>Wein</strong>cocktail „Frutto“. Er<br />
enthält Sauerkirsch-, Pfirsichsaft<br />
und <strong>Wein</strong> und hat nur 6,5 <strong>Pro</strong>zent<br />
Alkoholanteil. Als nächstes würde<br />
ich einen halbtrockenen <strong>Wein</strong><br />
anbieten, evtl. den Blanc de Noir<br />
aus unserer Kiebitz-Serie. Die<br />
<strong>Wein</strong>e der Kiebitz-Serie sind sehr<br />
fruchtig und leicht. Zum Schluss<br />
dann noch einen eher trockenen<br />
<strong>Wein</strong>, damit die Jugendlichen alles<br />
sehen und auch kennenlernen.<br />
Was wäre der letzte <strong>Wein</strong>, den<br />
Sie vorstellen würden?<br />
Bei Jugendlichen anstatt einer<br />
Auslese vielleicht eher noch mal<br />
etwas Lieblicheres, evtl. einen<br />
Spätburgunder.<br />
Oder wie wäre es mit einem<br />
Christl Schäfer Rotwein-Cuvée?<br />
Ja, der ist natürlich auch toll, aber<br />
ich weiß nicht, ob das für Neueinsteiger<br />
so geeignet ist, weil er im<br />
Holzfass gelagert war, und er hat<br />
deswegen noch mal kräftigere<br />
und schwerere Aromen. Ich denke,<br />
das ist dann eher für den fortgeschrittenen<br />
<strong>Wein</strong>trinker was.<br />
Wird der Klimawandel Auswirkungen<br />
auf den <strong>Wein</strong>anbau und<br />
speziell auf den Riesling haben?<br />
Beim Riesling haben wir es im<br />
Jahrgang 2003 gesehen. Das wa-<br />
ren ein sehr trockener, heißer und<br />
sonniger Sommer und Herbst.<br />
Somit war dann die Säure in den<br />
<strong>Wein</strong>en erheblich reduziert.<br />
Wenn man das verhindern möchte,<br />
könnte man die Trauben evtl.<br />
schon früher ernten, sodass man<br />
noch die spritzige Säure in den<br />
Trauben hat. Unsere ganzen<br />
heimischen württembergischen<br />
Rebsorten werden sich verändern,<br />
wenn der Klimawandel so<br />
fortschreitet, die Temperaturen<br />
steigen und es trockener wird.<br />
Dann können wir keine so großen<br />
Trollingerbeeren mehr ernten.<br />
Die Beeren werden von<br />
vornherein schon nicht mehr so<br />
groß, dann vielleicht wird auch<br />
die Beerenhaut dicker, damit<br />
nicht so viel Wasser verdunstet.<br />
Das alles hat natürlich dann Einfluss<br />
auf das Aroma, sodass wir<br />
kräftigere <strong>Wein</strong>e haben. Vielleicht<br />
haben wir dann mehr Farbe<br />
im Trollinger.<br />
Aber Sie werden deshalb keine<br />
anderen Rebsorten anbauen? Sie<br />
bleiben bei den traditionellen?<br />
Vorrangig schon. Das Nationalgetränk<br />
der Württemberger ist<br />
der Trollinger. Er ist eine einmalige<br />
Rebsorte, fruchtig und leicht.<br />
Man muss ja nicht alles kopieren<br />
und übernehmen, nur weil es<br />
jetzt hier möglich ist, sondern<br />
man kann sich ja trotzdem noch<br />
mit den eigenen Rebsorten differenzieren.<br />
Wie ist die Philosophie der Fellbacher<br />
<strong>Wein</strong>gärtner zu diesem<br />
Thema?<br />
Wir sind ja sowieso eine Rotweingemeinde,<br />
also zwei Drittel<br />
Rotweine, und von diesen zwei<br />
Drittel sind dann 50 <strong>Pro</strong>zent Trollinger.<br />
Die Fellbacher <strong>Wein</strong>gärtner<br />
behalten die traditionellen<br />
Sorten bei, die hier auch erwartet<br />
werden und die unsere Kunden<br />
auch gerne kaufen. Wir experimentieren<br />
zwar auch gerne mit<br />
einem Chardonnay, der sich einfach<br />
hier gut etablieren lässt bzw.<br />
auch etabliert hat. Aber ansonsten<br />
bleiben wir ganz klar den<br />
regionalen Sorten treu.<br />
Das Interview führte Christine Barth