Wein-Boulevard 2009 - Pro Stuttgart eV
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wächst schnell und ist daher sehr<br />
offenporig“, weiß Kurrle, „die<br />
Fässer lassen dann auch viel Sauerstoff<br />
an den <strong>Wein</strong>.“ Für sogenannte<br />
„Cool climate“-<strong>Wein</strong>e,<br />
also <strong>Wein</strong>e aus eher kühlen Klimazonen<br />
wie in hiesigen Gefilden,<br />
hält er die grobporigen<br />
Hölzer für weniger geeignet.<br />
Schwäbische Fässer<br />
Allerdings macht jeder andere<br />
Erfahrungen mit seinen eigenen<br />
<strong>Wein</strong>en. Bernhard Nanz, Leiter des<br />
<strong>Wein</strong>guts der Stadt <strong>Stuttgart</strong>, füllte<br />
den 2007er Lemberger in amerikanische,<br />
slowenische und in<br />
Spessart-Eiche. Das geschmackliche<br />
Rennen machten die <strong>Wein</strong>e<br />
aus den Überseehölzern: Seinen<br />
2008er Barrique-Lemberger lässt<br />
er jetzt ausschließlich in amerikanischer<br />
Eiche bei leichter bis mittlerer<br />
Toastung reifen. „Das ist für<br />
uns das beste Holz für diesen<br />
<strong>Wein</strong>, schon vom Duft her. Im<br />
Mund ist er unheimlich weich, der<br />
schmeckt schon direkt aus dem<br />
Fass“, schmunzelt Bernhard Nanz.<br />
Auch der Weißburgunder aus<br />
amerikanischem Holz fand seine<br />
Liebhaber: Zwei Drittel der Kunden<br />
wollten ihn aber ohne Holznote,<br />
deshalb gibt es ihn zukünftig<br />
in zwei Varianten, wenn die Menge<br />
es zulässt. Den Spätburgunder<br />
lässt er am liebsten in gebrauchten<br />
französischen Fässern reifen: „Das<br />
ist angenehmer beim roten Burgunder“,<br />
so seine Erfahrung.<br />
Martin Kurrle hat derzeit rund<br />
250 Barriquefässer in der Kelter<br />
Collegium Wirtemberg, hauptsächlich<br />
aus französischer Eiche,<br />
aber ein Viertel ist auch aus<br />
schwäbischem Holz. Seine Erkenntnisse<br />
decken sich weitgehend<br />
mit denen der Fellbacher<br />
Kollegen: „Die schwäbischen Fässer<br />
sind besonders gut geeignet für<br />
die roten Burgundersorten und<br />
Chardonnay“, so Kurrle. „Die <strong>Wein</strong>e<br />
bekommen darin ein sehr feingliedriges<br />
Tannin und werden sehr<br />
filigran.“ In französischer Eiche<br />
lagern bei ihm unter anderem<br />
Lemberger, Cabernet Sauvignon,<br />
Dornfelder, Acolon und Syrah,<br />
eher die Sorten „für unseren inter-<br />
nationalen <strong>Wein</strong>stil“, wie der Kellermeister<br />
sagt. In den französischen<br />
Fässern würden die <strong>Wein</strong>e<br />
schneller reifen, außerdem erhielten<br />
sie einfach andere Gerbstoffe<br />
und mehr Vanilletöne: „Sie werden<br />
zum einen kräftiger, aber auch<br />
weicher“, umschreibt es Kurrle.<br />
Das Ausgangsmaterial müsse<br />
einen entsprechend kräftigen Körper<br />
und Struktur mitbringen. Diese<br />
Voraussetzungen erfüllt auch<br />
der Spätburgunder Grande Reserve,<br />
den er deshalb vier Jahre in<br />
neuer französischer Eiche lagert,<br />
bevor er auf die Flasche kommt.<br />
Holz karamellisiert<br />
bei der Toastung<br />
Der Kellermeister der WG Bad<br />
Cannstatt, Thomas Zerweck, verfolgt<br />
wieder eine andere Strategie:<br />
Er lagert den einzelnen <strong>Wein</strong><br />
nicht nur in einer Holzart, sondern<br />
verwendet sowohl französische<br />
als auch slowenische und<br />
schwäbische Eiche. Für ihn liegt<br />
das Hauptaugenmerk bei den Fässern<br />
weniger auf der Herkunft des<br />
Holzes als vielmehr auf der Erfahrung<br />
des Fassmachers und seinen<br />
Verfahren, wie der Toastung mit<br />
Dampf oder über offenem Feuer<br />
sowie dem Grad der Toastung, der<br />
zu unterschiedlich stark ausgeprägten<br />
Röststoffen führt. Denn<br />
der Küfer röstet die zuvor langsam<br />
getrockneten Dauben innen<br />
an, bevor er sie zum Fass vollendet.<br />
Beim Toasten karamellisieren<br />
die holzeigenen Inhaltsstoffe. Der<br />
Alkohol im <strong>Wein</strong> weitet anschließend<br />
die Poren und die Inhaltsstoffe<br />
können herausgelöst werden.<br />
Mehr oder weniger schnell,<br />
je nach Beschaffenheit des Holzes.<br />
Bei feinporigem Holz gehen<br />
die Stoffe langsamer durch die<br />
Poren in den <strong>Wein</strong> über. Das<br />
heißt, die <strong>Wein</strong>e haben in Holzfässern<br />
aus schwäbischer Eiche<br />
mehr Zeit zu reifen. Während der<br />
Lagerung geht die Vielfalt der<br />
Aromen zurück und nach etwa<br />
vier Jahren sind Aromastoffe<br />
und Tannine aus dem Holz ausgeschwemmt.<br />
Wenn Thomas Zerweck mit Holzfässern<br />
arbeitet, spielt auch die<br />
Fassbar: Reine Handarbeit steckt in<br />
einem schwäbischen Eichenfass. DWI<br />
Größe eine Rolle: Neben etwa<br />
160 Barriquefässern beherbergt<br />
die Cannstatter Genossenschaft<br />
noch 15 Fässer mit 300 Litern<br />
Fassungsvermögen und 30 große<br />
500-Liter-Holzfässer. In Zukunft<br />
will er die <strong>Wein</strong>e verstärkt traditionell<br />
im großen Holzfass ausbauen,<br />
auch die Standardqualitäten.<br />
Dabei geht es ihm in erster Linie<br />
gar nicht um die Holzaromen:<br />
„Selbst dem Trollinger bekommt<br />
der langsame Lufteintritt gut“, hat<br />
der Kellermeister festgestellt, „die<br />
Fassreife stabilisiert die Farbstoffe<br />
und lässt die <strong>Wein</strong>e noch harmonischer,<br />
runder und samtiger<br />
werden.“ Auch der Spätburgunder<br />
kommt bei ihm eher in große<br />
500-Liter-Gebinde: „Die Eigenstruktur<br />
der Rebsorte verträgt<br />
nicht so viele Tannine.“ Und je<br />
größer die Holzoberfläche im Verhältnis<br />
zum reifenden Rebensaft,<br />
umso geringer ist nachher die<br />
Gerbstoffmenge im <strong>Wein</strong>. Die<br />
Qualität der Gerbstoffe kann<br />
schon der Küfer positiv beeinflussen.<br />
Hermann Streib in Mössingen,<br />
der auf eine 90-jährige Unternehmensgeschichte<br />
im Küferhandwerk<br />
zurückblickt, lässt die<br />
zurechtgesägten Dauben mindestens<br />
vier Jahre im Freien trocknen.<br />
<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong> 5<br />
fließe, goldener<br />
<strong>Wein</strong> ist wie ein Tanz<br />
ohne Musik!<br />
Sprichwort