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Wein-Boulevard 2009 - Pro Stuttgart eV

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38<br />

<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />

gute wirthin vieler<br />

zecher! So gefällt<br />

mir’s, flink und frisch;<br />

kommst du mit dem<br />

wein im becher, liegt<br />

das brot schon auf<br />

dem tisch.<br />

Ludwig Uhland<br />

Daimlers<br />

Wengerter<br />

Im Hauptberuf bei Daimler,<br />

im Nebenerwerb Winzer<br />

Durchs Neckartal in <strong>Stuttgart</strong> zieht sich das riesige Werksgelände der<br />

Daimler AG, vom Motorenwerk in Bad Cannstatt bis zur Gießerei<br />

in Esslingen-Mettingen. Fast parallel dazu an den Südhängen des<br />

Tals der Kontrast: <strong>Wein</strong>berg reiht sich an <strong>Wein</strong>berg, hinauf zur Grabkapelle<br />

auf dem Rotenberg und bis hinein nach Esslingen. Durch beide<br />

Wirtschaftszweige, den <strong>Wein</strong>- wie den Automobilbau, hat sich die<br />

Region einen guten Ruf erworben.<br />

Bevor die Industrie im Neckartal<br />

Einzug hielt, war die Landwirtschaft,<br />

besonders der <strong>Wein</strong>bau,<br />

die bedeutendste Erwerbsquelle<br />

in den Neckarvororten von<br />

<strong>Stuttgart</strong>; etwa in Untertürkheim<br />

und Obertürkheim, Uhlbach oder<br />

Rotenberg. Heute werden die Rebflächen<br />

meistens von größeren<br />

<strong>Wein</strong>baubetrieben bewirtschaftet,<br />

aber auch Nebenerwerbswinzer<br />

mischen kräftig mit. Darunter etliche,<br />

die in qualifizierten Berufen<br />

beim Autobauer Daimler arbeiten.<br />

So wie der Werkzeugmacher Erwin<br />

Kurrle aus Uhlbach, 53, und<br />

Kai-Uwe Fuchslocher aus Rotenberg,<br />

45 und als Teamleiter Facility<br />

Management tätig.<br />

Verantwortung<br />

für das Erbe<br />

Erwin Kurrles Vater war lange<br />

Jahre Kellermeister bei der <strong>Wein</strong>gärtnergenossenschaft<br />

in Uhl-<br />

bach. Nebenher bewirtschaftete er<br />

mit seiner Frau den eigenen kleinen<br />

<strong>Wein</strong>baubetrieb. Als der Senior<br />

1976 starb, hatte Sohn Erwin<br />

gerade seine Ausbildung bei<br />

Daimler abgeschlossen und musste<br />

sich der Frage stellen, wie es<br />

mit dem 70 Ar großen <strong>Wein</strong>berg<br />

weitergehen sollte. Erst wenige<br />

Jahre zuvor, 1970, war die Rebflurbereinigung<br />

in Uhlbach abgeschlossen<br />

worden. Endlich war es<br />

so weit, dass die <strong>Wein</strong>berge, die<br />

man nach der Flurbereinigung<br />

hatte neu bepflanzen müssen,<br />

wieder einen vollen Ertrag brachten.<br />

„Die Flurbereinigung hat<br />

unheimlich viel Geld und Arbeitskraft<br />

gekostet, da kannst du das<br />

nicht einfach hergeben“, sagte<br />

sich der zwischen <strong>Wein</strong>stöcken<br />

aufgewachsene Sohn. Zusammen<br />

mit seiner Mutter übernahm er<br />

den Kleinbetrieb. Später kam<br />

seine Frau hinzu. Kurrle erweiterte<br />

den Fuhrpark, etwa mit einem<br />

Schmalspurtraktor, um die <strong>Wein</strong>berge<br />

im Direktzug zu bewirtschaften.<br />

Mit <strong>Wein</strong>gärten, die ihm<br />

Vettern und Basen antrugen,<br />

wuchs der Betrieb auf 1,3 Hektar<br />

an. Tagsüber ging Kurrle weiterhin<br />

„zum Daimler“, wie auch heute<br />

noch.<br />

Kai-Uwe Fuchslocher dagegen<br />

hatte zunächst mit dem <strong>Wein</strong>bau<br />

nichts am Hut. Er war ebenso wie<br />

sein Umfeld, seine Freunde, in<br />

der Industrie tätig. Einen <strong>Wein</strong>berg<br />

betrat er erstmals, nachdem<br />

er sich in eine Winzerstochter<br />

verliebt hatte – den <strong>Wein</strong>berg<br />

seines späteren Schwiegervaters.<br />

Fuchslocher trank bis dahin nicht<br />

mal <strong>Wein</strong>; deshalb war es „ein<br />

Aha-Erlebnis, als ich zum ersten<br />

Mal mit meiner Frau bei einem<br />

<strong>Wein</strong>fest war. Da habe ich, als<br />

Biertrinker, den <strong>Wein</strong> so getrunken<br />

wie Bier.“ Das hatte Folgen;<br />

doch dieses Erlebnis hielt Fuchslocher<br />

keineswegs davon ab, zusammen<br />

mit seiner Frau den<br />

<strong>Wein</strong>baubetrieb weiterzuführen,<br />

als ihn der Schwiegervater nicht<br />

mehr bewirtschaften konnte. Inzwischen<br />

ist Fuchslocher Nebenerwerbswinzer<br />

mit 20-jähriger<br />

Erfahrung – und vom Biertrinker<br />

zum <strong>Wein</strong>genießer geworden.<br />

Auch er hat den Betrieb modernisiert<br />

und vergrößert, auf stolze<br />

2,5 Hektar.<br />

Die Familie<br />

hilft kräftig mit<br />

„Wir Daimlermitarbeiter“, sagt<br />

Fuchslocher offen, „wir müssen<br />

das nicht unbedingt wegen dem<br />

Geld tun. Da muss Überzeugung<br />

da sein.“ Beiden Männern ist klar,<br />

dass ihre Haupterwerbsarbeit<br />

nicht unter dem <strong>Wein</strong>bau leiden<br />

darf. „Wir haben anspruchsvolle<br />

Jobs, und wer heute im Nebenerwerb<br />

in den <strong>Wein</strong>bau einsteigt

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