Wein-Boulevard 2009 - Pro Stuttgart eV
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<strong>Wein</strong>-<strong>Boulevard</strong><br />
Vergeblich klopft,<br />
wer ohne wein ist, an<br />
der muse pforte.<br />
Platon<br />
in ihrem Namen trägt, besonders<br />
verbunden. Sie pflegt gute Kontakte<br />
zu den heimischen <strong>Wein</strong>bauverbänden<br />
und Winzern. Deshalb<br />
haben <strong>Wein</strong>e von hier für die<br />
Ordensbrüder oberste Priorität. So<br />
werden beim jährlichen Ordensfest<br />
im einen Jahr badische <strong>Wein</strong>e,<br />
im anderen Württemberger<br />
kredenzt. Ein Zeichen der Verbundenheit<br />
mit dem Land ist auch<br />
der Ehrenpreis, den die <strong>Wein</strong>bruderschaft<br />
stiftet und der bei der<br />
badischen und württembergischen<br />
Landesweinprämierung der<br />
<strong>Wein</strong>bauverbände vergeben wird.<br />
Mit feierlichem<br />
Ritterschlag<br />
Der jährliche „glanzvolle Höhepunkt<br />
des gesellschaftlichen Ordenslebens“,<br />
das Ordensfest, findet<br />
in stilvollem Ambiente statt,<br />
Kloster, Kurhaus oder ein Schloss<br />
bieten den würdigen Rahmen. Einige<br />
Männer dürften diesem Fest<br />
jeweils besonders entgegenfiebern<br />
– die Aspiranten, die in einem Zeremoniell<br />
in den Orden aufgenommen<br />
werden. „Wir legen Wert darauf,<br />
dies würdig zu gestalten und<br />
zu zeigen, dass es etwas Besonderes<br />
ist, <strong>Wein</strong>ritter der <strong>Wein</strong>bruderschaft<br />
zu werden. Das geht bis zur<br />
festlichen Kleidung“, sagt Ordensmeister<br />
Bechtel. Für die Aufnahme<br />
wird vorausgesetzt, dass der Bewerber<br />
zwei Bürgen unter den Rittern<br />
hat, sechs Veranstaltungen<br />
des Ordens besucht und bereits an<br />
einem Ordensfest als Gast teilge-<br />
nommen hat – dass man sich also<br />
kennenlernen konnte. Auch<br />
muss er eine gewisse <strong>Wein</strong>kenntnis<br />
bewiesen und eine Prüfung vor<br />
den zehn Männern des Ordenskapitels<br />
abgelegt haben. Dabei probiert<br />
der Aspirant sechs <strong>Wein</strong>e und<br />
ordnet sie sechs Etiketten zu, versucht<br />
also, die <strong>Wein</strong>e zu identifizieren.<br />
„Das ist eine interessante<br />
und kribbelige Geschichte, der<br />
Aspirant muss schon etwas wissen“,<br />
erzählt Bechtel.<br />
Dann beim Ordensfest erfolgen<br />
die letzten Weihen. Mit dem Verspruch<br />
verpflichtet sich der künftige<br />
<strong>Wein</strong>ritter, sich um den<br />
pfleglichen und respektvollen<br />
Umgang mit dem Kulturgut <strong>Wein</strong><br />
zu bemühen und den heimatlichen<br />
<strong>Wein</strong> hoch zu schätzen; er<br />
verspricht, den <strong>Wein</strong> zu ehren<br />
und zu würdigen und die hohe<br />
Kultur des <strong>Wein</strong>es und insbesondere<br />
seine Reinheit zu pflegen.<br />
Der Ritterschlag besiegelt die<br />
Aufnahme. Mit der Ordensplakette<br />
am Ordensband dekoriert – das<br />
Emblem auf der Plakette zeigt eine<br />
Sonne –, kann sich der neue<br />
Ritter anschließend mit seinen<br />
„<strong>Wein</strong>brüdern“ und deren Partnerinnen<br />
einem fürstlichen Menü<br />
und erlesenen <strong>Wein</strong>en hingeben.<br />
Nachwuchs willkommen<br />
Die Bruderschaft bemüht sich<br />
ständig, neue und jüngere Mitglieder<br />
zu gewinnen. Denn der<br />
Wandel in der Organisation ist<br />
groß, mal tritt jemand aus, mal<br />
stirbt ein Ritter, mal muss einer<br />
wegen des Berufs die Region verlassen.<br />
„Deshalb nehmen wir auch<br />
jährlich zwei bis fünf neue Mitglieder<br />
auf.“ Von Ende 20 bis 89<br />
reicht die Altersspanne derzeit bei<br />
den <strong>Wein</strong>rittern. Das Durchschnittsalter<br />
liegt bei etwa 55 Jahren.<br />
Dass junge Leute am <strong>Wein</strong> interessiert<br />
sind, das wurde Ulrich<br />
Bechtel bei einer privaten <strong>Wein</strong>probe<br />
mit dem jugendlichen Sohn<br />
von Freunden und dessen Kumpels<br />
bestätigt. „Das war prima, da<br />
<strong>Wein</strong>verspruch: Aufnahmeritual eines<br />
neuen <strong>Wein</strong>ritters beim Ordensfest<br />
<strong>Wein</strong>bruderschaft BW<br />
INFOVERANSTALTUNG<br />
Die <strong>Wein</strong>bruderschaft Baden-<br />
Württemberg stellt sich in einer<br />
Veranstaltung am 6. Februar<br />
2010 im Haus der Wirtschaft in<br />
<strong>Stuttgart</strong> vor, auch um neue<br />
Mitglieder zu gewinnen.<br />
Informationen über das<br />
Ordenssekretariat: Adalbert<br />
Poth, 07231 769088, und zu gegebener<br />
Zeit über die Internetadresse:<br />
www.wb-bw.de<br />
bin ich richtig stolz drauf“, freut<br />
sich der 55-Jährige. Inzwischen<br />
waren die jungen Männer auch<br />
Gäste der <strong>Wein</strong>bruderschaft. Offenbar<br />
haben alte und junge<br />
<strong>Wein</strong>freunde wenig Berührungsängste.<br />
Das Wissen über den <strong>Wein</strong><br />
an Jüngere weiterzugeben, ist für<br />
den Ordensmeister eine wichtige<br />
Aufgabe, „und eine Freude“.<br />
Allerdings – die Leserinnen und<br />
Leser haben es längst bemerkt – ist<br />
der <strong>Wein</strong>orden eine „Bruderschaft,<br />
ein Männerbund“. Frauen können<br />
nicht Mitglied werden. Doch bei<br />
den meisten Anlässen kann die<br />
Partnerin „ihren Ritter“ begleiten.<br />
Und seit 2005 dürfen „weininteressierte<br />
Damen“ auch an den<br />
<strong>Wein</strong>proben teilnehmen. „Frauen<br />
sind als Gäste stets willkommen.<br />
Zumal es Damen gibt, die sich sehr<br />
viel besser mit <strong>Wein</strong> auskennen als<br />
manche Herren.“<br />
Die Mitglieder der <strong>Wein</strong>bruderschaft<br />
werden zu Insidern, erhalten<br />
Einblick in die <strong>Wein</strong>wirtschaft,<br />
erweitern ihr Wissen um den <strong>Wein</strong><br />
und tragen es weiter. Sie sind Verbraucher,<br />
die den Erzeugern ermöglichen,<br />
ihnen ihre <strong>Pro</strong>dukte<br />
näherzubringen; die probieren und<br />
lernen, über die Qualität eines<br />
<strong>Wein</strong>es zu urteilen. „Selbst wenn<br />
man tausend <strong>Wein</strong>proben gemacht<br />
hat, ist die nächste so spannend<br />
wie die erste. Es gibt neue Sorten,<br />
neue Verfahren im Keller, und es<br />
ist hochinteressant, neue Trends zu<br />
beobachten“, weiß der Ordensmeister.<br />
Der Umgang mit dem<br />
<strong>Wein</strong> wird nicht langweilig.<br />
Monika Bönisch