Bayerische Laufzeitung 2024

Faktor Alter – Mäßig, regelmäßig und vielseitig
Senioren um den Lohn und Spaß gebracht?
Außer bei Fokke Kramer, dem deutschen Weltrekordler
Von Erwin Fladerer
Einfach nicht alt werden lassen
Damit das alt werden nicht die Oberhand gewinnt,
bedarf es einiger Lebensweisheiten und
neuer Trainingsgewohnheiten. Aufgrund der
stark zurückgehenden Muskelmasse sollte zusätzliches
Krafttraining im Vordergrund stehen.
Und das Genusslaufen! Nicht als Muß in das regelmäßige
Bewegungstraining gehen, sondern
ein freudiges Darf hält uns aktiv und gesund.
Qualität des Trainings
Nicht die Umfänge
des Trainings
sind bei den Senioren
maßgebend,
sondern die Anpassung
ans Alter.
Die maximale
Herzfrequenz sinkt
ebenso wie die anaerobe
Schwelle.
Der Zunahme von
Körperfett kann
man kaum etwas
entgegensetzen.
Kraft, Schnelligkeit,
Beweglichkeit und Koordination nehmen
unweigerlich ab. Den von der Natur gegebenen
Leistungsrückgang dürfen wir nicht durch ein
immer härteres Training kompensieren wollen.
Das Lauf ABC: Mit Bedacht sind die Laufvarianten
Anfersen, Knieheben, Fußgelenkübungen,
Überkreuzlaufen und Rückwärtslaufen auch in
das Seniorentraining einzubauen.
Mehr Zeit für Regeneration
Das muss keine verlängerte Zeit auf der
Couch sein, sondern eine Zeit zum Radfahren,
Schwimmen, Aquajoggen oder Spazierengehen.
Psychologie des Altwerdens
Professor Gerhard Uhlenbruck sagte einst:
„Wenn wir uns für jung halten, hält uns das
auch jung. Ist der Geist dazu willig, folgt ihm
das schwache Fleisch auch nach. Man muss dem
Geist eine Aufgabe geben, und nicht den Geist
aufgeben“. Das heißt, dass Denksport wichtig ist.
Und damit das Denken im Sport. Einen gewissen
Sport verlangen uns auch die Enkel ab. Wer
gebraucht wird, ist nicht so schnell verbraucht.
Und mit den Enkeln bleibt man selbst länger
jung. Begriffe wie Großmutter oder Großvater
sind heute nicht mehr üblich. Sie machen schon
beim Erzählen alt.
Teilnahme an Wettkämpfen
Sich mit Gleichaltrigen oder Älteren zu messen,
kann große Freude bewirken. Das habe ich oft
erlebt und ist eine positiv verbrauchte Zeit. Verbissenheit
ist fehl am Platz. In den populären
Sportarten, wie Laufen, Schwimmen,Radsport
oder Skilanglauf vollzieht sich im Moment eine
bemerkenswerte Verbesserung und Verdichtung
der Spitzenleistungen. Das betrifft sowohl die
Höchstleistungen als auch die Altersrekorde
zwischen dem 35. und 80. Lebensjahr.
Der Altersfaktor
Manche Veranstalter bieten sogar eine Rangliste
an, Laufberater Greif einen Altersleistungs-Rechner
online an: https://www.greif.
de/laufzeiten-im-alter-berechnen.html. Dabei
können Leistungen berechnet werden, die in
jüngerem Alter möglich gewesen wären. Alter,
Geschlecht und die aktuelle Laufzeit berechnen
eine Leistung, die der Zeit im optimalen Alter
auf dieser Strecke entspricht. Das Beispiel eines
70-jährigen männlichen Läufers mit einer Zeit
von 60:00 Minuten über 10 Kilometer. Die altersbereinigte
Zeit würde beim Faktor 0,7319
und einem optimalen Alter von 23 bis 27 Jahren
43:55 Minuten ergeben. 1:05:00 Std. einer
weiblichen 60-jährigen Frau auf der gleichen
Strecke ergäben 49:46 Minuten.
Was diese altersbereinigten Zeiten wert sind, ergeben
die Ranglisten beim Altöttinger Halbmarathon.
Hier gewinnt nicht selten der Schnellste
oder die Schnellste. Überraschungen infolge
großartiger Seniorenleistungen machen diese
Bestenwertung https://www.halbmarathon.de/
wertungen/bestenwertung erst interessant und
auch ein wenig gerecht.
Veranstalter
geben
dem Alter
oft keine
Chance
Viele Veranstalter
gehen
nicht auf Al-
tersklassen-
Wertungen
jenseits der
MW60 ein und
beenden ihre
Wertung oft
schon mit M/
W60. Schlaue
Senioren geben
damit aber dem Veranstalter einfach „einen
Korb“ und nehmen daran –wenn auch
manchmal mit einem weinenden Auge- nicht
teil. Selbst der Bayerische Leichtathletikverband
setzt dem Alter Grenzen, grenzt sie bei der Titelvergabe
aus oder verlangt Mindestleistungen.
Viele Athleten in den 70er und 80er Jahrgangsstufen
wenden sich daher von Meisterschaften
ab. Und wenn dann nur ein Starter übrig bleibt,
hat der/die den Frust, aufgrund fehlender Leistung
keinen Titel abzubekommen.
Wertung bei Bayerischen Meisterschaften
Eine Titelvergabe erfolgt immer, wenn in der jeweiligen
Altersklasse mindestens zwei Teilnehmer
oder zwei Staffeln am Start sind. Sie erfolgt
bei Mannschaften immer. Erreicht er/sie
in seiner/ihrer Altersklasse geforderte Weite
oder Zeit, so erhält er/sie den Bayerischen
Meistertitel. Bei Stadionwettbewerben muss
ein Starter der M75 schon eine 5000-m-Zeit
von 23:15 min. oder eine 60-jährige Frau
von 24:35 min. für den Titel erbringen. Im
Berg-und Crosslauf sind zeitliche Vorgaben
einzuhalten: ab der AK55 weniger als zehn
Minuten Rückstand (Berg) und weniger
als sechs Minuten (Cross) zum ersten
Platz der nächst jüngeren Altersklasse.
Mindestleistungen sind z.B. auch bei einer
Halbmarathon Meisterschaft zu erbringen: in
der M60 1:32:53 Std oder in der W50 von
1:36:38 Std. Hohe, zu hohe Maßstäbe?
Die Leistungsbestimmungen des BLV sind
hier zusammengefasst: https://blv-sport.de/
breitensport/medaillenstandards-blv
Das alles berührt einen Fokke
Kramer nicht
Eine Sensation nennt man Fokke Kramer
(Bosauer SV). Der M85er (Jahrgang 1938),
der seit seinem 69. Lebensjahr läuft, war am
1. Mai 2023 beim Kaltenkirchener Stadtlauf
in 48:57 (netto) Altersklassen-Weltrekord im
10 km Straßenlauf gelaufen. Anschließend
hat er im Kieler Uni-Stadion einen weiteren
Altersklassen-Weltrekord über 5.000 m Bahn
in 23:51,51 Minuten nachgelegt, und das
bei 30 Grad. Jetzt ging`s über die 10.000 m
auf die Bahn. Die Messlatte war diesmal der
51:07,53 Minuten Weltrekord von Edward
Whitlock (Kanada) aus dem Jahr 2016. Die
schaffte er. 50:08,83 Minuten zeigte die Uhr
– Altersklassen-Weltrekord um eine Minute
verbessert!
Bayerische Altersklasseläufer
Sie sind oder waren alle schon mal
Bayerische-, Deutsche-, Europa- und
Weltmeister. Sie trifft man regelmäßig bei
den Titelkämpfen, aber auch regional bei
ihren ausgewählten Läufen. Beispielhaft
in der W55 Christine Ramsauer (DJK
Allersberg), in der M65 Christine Sachs (LG
Mettenheim). Bei den Männern kennt man
sie schon lange, die erfolgreichen M60er
Reinmund Hobmaier und Dr. Winfried Huber
(beide PTSV Rosenheim), den M70er Viktor
Daudrich (SVG Ruhstorf/Rott), den M80er
Manfred Anneser (SG Stadtw. Freising)
Bilder von oben:
Kennst mi ?
Hurtig springt der
81jährige Otmar
Nejtek (SC Moosham)
über die Strohballen -
Manfred Dormann
und Viktor Daudrich -
Barbara Auer
(TG Viktoria Augsburg)
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Gol
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