Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ART INVEST<br />
DOROTHEUM<br />
Für Applaus im Auktionssaal sorgte das<br />
neuentdeckte Gemälde einer „Madonna mit<br />
Kind“ aus dem Umkreis des vor fünfhundert<br />
Jahren gestor<strong>be</strong>nen Renaissancekünstlers<br />
Raffael. Das marktfrische Tafelbild wird dem<br />
engsten Umfeld des <strong>be</strong>gnadeten Marienmalers<br />
zugeordnet und vor allem mit Werken aus<br />
dessen Frühwerk verglichen. Als „Saleroom<br />
Notice“ wurde eigens mitgeteilt, dass auch<br />
der renommierte Kunsthistoriker Claudio<br />
Strinati diesen Befund teile; für das<br />
Ölgemälde auf Holz sprach zusätzlich, dass<br />
es sich einst im Besitz der Herzogin von<br />
Castiglione-Colonna <strong>be</strong>fand, die selbst als<br />
Künstlerin tätig war. Ein Telefon-bieter<br />
kämpfte das Werk auf phantastische<br />
1,65 Millionen Euro hoch.<br />
Antiquitäten<br />
sind das einzige<br />
Feld, auf dem das<br />
Gestern noch<br />
Zukunft hat..<br />
— Harold Wilson<br />
Ein Affentheater<br />
Die aktuelle Auktionswoche des Dorotheum offeriert in vielen<br />
Sessions Gemälde von Alten Meistern, Gemälde des 19. Jahrhunderts,<br />
<strong>be</strong>eindruckende Mö<strong>be</strong>l, Antiquitäten und Juwelen.<br />
Aus dem Umkreis von RAFFAELLO SANZIO,<br />
MADONNA MIT KIND,<br />
versteigert am 22. OKT. 2019,<br />
Schätzung: EUR 300.000,- BIS EUR 400.000,-<br />
Erzielter Preis: EUR 1.657.190,-<br />
SOTHEBY’S<br />
Geführt von David Hockneys legendärem „The<br />
Splash“ vereinte Sotheby‘s „Contemporary <strong>Art</strong><br />
Evening Auction“ in London eine hervorragende<br />
Auswahl von Werken einiger der engagiertesten<br />
und innovativsten Künstler des 20. und 21.<br />
Jahrhunderts. Da<strong>be</strong>i ist „The Splash“ von<br />
Hockney zweifellos eines der <strong>be</strong>kanntesten<br />
Pop-<strong>Art</strong>-Bilder des 20. Jahrhunderts. Zusammen<br />
mit seinem Schwesterbild Tate‘s A Bigger Splash<br />
ist Hockneys Komposition eines sonnenverwöhnten<br />
Schwimmbades, das von einem Strom<br />
kaskadierenden Wassers gestört wird, ein<br />
definitives Bild, nicht nur innerhalb der Karriere<br />
des Künstlers und der Pop-<strong>Art</strong>-Bewegung<br />
insgesamt, sondern auch innerhalb der größere<br />
Kanon der Kunstgeschichte selbst.<br />
DAVID HOCKNEY, THE SPLASH,<br />
versteigert am 11. FEB. 2020,<br />
Schätzung: EUR 24.000.000,- BIS<br />
EUR 35.500.000,-<br />
Erzielter Preis: 27.414.350,- EUR<br />
ART INVEST<br />
Auktionen • Preise • Rekorde<br />
NEWS<br />
CHRISTIE’S<br />
Der „Impressionist and Modern <strong>Art</strong> Evening<br />
Sale“ in London hat wieder mit einem<br />
bahnbrechenden Gesamtumsatz von 72,6<br />
Millionen Euro für Aufregung gesorgt. Eines<br />
der Top-Lots der Nacht war Tamara de<br />
Lempickas „Portrait de Marjorie Ferry“, das<br />
einen anhaltenden Bieterkampf auslöste,<br />
<strong>be</strong>vor es für 18,9 Millionen Euro verkauft<br />
wurde – ein neuer Weltauktionsrekord für den<br />
Künstler. Marjorie Ferry war eine in Großbritannien<br />
geborene Kabarettsängerin in Paris.<br />
Dieses prächtige Porträt von 1932 wurde von<br />
ihrem neuen Ehemann, einem wohlha<strong>be</strong>nden<br />
Finanzier, in Auftrag gege<strong>be</strong>n. Es wurde später<br />
vom Modedesigner Wolfgang Joop ü<strong>be</strong>rnommen.<br />
Lempicka malte seit den späten 1920er<br />
Jahren in ihrem charakteristischen, hochklassischen<br />
Stil, der sich in jedem Aspekt dieses<br />
kühn konzipierten Porträts manifestierte.<br />
TAMARA DE LEMPICKA,<br />
PORTRAIT DE MARJORIE FERRY,<br />
versteigert am 5. FEB. 2020,<br />
Schätzung: EUR 9.200.000,- BIS 13.900.000,-<br />
Erzielter Preis: EUR 18.914.559,-<br />
Bildrechte: © Sotheby’s Auktionshaus, www.sothebys.com © Christie’s Auktionshaus, www.christies.com © Dorotheum, www.dorotheum.com<br />
JAN BRUEGHEL II, Eine Allegorie der Tulipomanie, Öl auf Holz, 25,5 x 35,5 cm, Schätzwert: €250.000 – 350.000<br />
Tulpenwahn, oder „Allegorie der<br />
Tulipomanie“: So heißt einer der<br />
Höhepunkte der Auktion Alte Meister<br />
am 28. April 2020. Das satirische<br />
Gemälde Jan Brueghels des Jüngeren<br />
nimmt den Tulpenwahn in den Niederlanden des<br />
17. Jahrhunderts aufs Korn, die wohl erste Spekulationsblase<br />
der Geschichte. Ziel des Spottes sind<br />
aufgetakelte Bürger-Affen, die ihr gesamtes Hab<br />
und Gut für bald wertlose Blumen verprassen.<br />
Die Tulpe gelangte im 16. Jahrhundert durch<br />
einen flämischen Botschafter aus dem Osmanischen<br />
Reich in die Niederlande und wurde im<br />
botanischen Garten der Universität Leiden erstmals<br />
systematisch kultiviert. Das nahegelegene<br />
Amsterdam war das Zentrum des Ostindien-<br />
Handels; der Import von Gewürzen erwirtschaftete<br />
Riesengewinne. In den 1620er-Jahren<br />
wurden in den Niederlanden manche Tulpensorten<br />
von einem Virus <strong>be</strong>fallen, der den Blüten<br />
Text von DAMIAN BRENNINKMEYER und SIGMUND OAKESHOTT<br />
ein flammenfarbiges Erscheinungsbild verlieh<br />
und sie für französische Händler umso <strong>be</strong>gehrenswerter<br />
machte. Weil Ableger damals sie<strong>be</strong>n<br />
bis zwölf Jahre reiften, ü<strong>be</strong>rwog die Nachfrage<br />
schon bald das Angebot und die Preise explodierten.<br />
Hinzu kam, dass aufgrund von Krieg<br />
und Pest ein Mangel an Ar<strong>be</strong>itskräften herrschte,<br />
die Löhne stiegen und mehr Menschen ü<strong>be</strong>r<br />
das nötige Kleingeld für Tulpen verfügten.<br />
Neue Tulpensorten <strong>be</strong>kamen stolze Namen wie<br />
„Admirael Backer“ und „Alexander (der Große)“.<br />
Optionsscheine wurden für Tulpenzwie<strong>be</strong>ln abgeschlossen<br />
und <strong>be</strong>i Auktionen mehrfach weiterverkauft,<br />
ohne dass die Käufer oder Verkäufer<br />
je eine Blume zu Gesicht <strong>be</strong>kommen hätten. Die<br />
Preise schossen in die Höhe, bis im Februar 1636<br />
<strong>be</strong>i einer Wirtshausversteigerung im pestge<strong>be</strong>utelten<br />
Haarlem die Käufer ausblie<strong>be</strong>n. Nachdem<br />
sich das herumgesprochen hatte, fiel der Wert der<br />
Verträge ü<strong>be</strong>r (noch nicht gezüchtete) Tulpen in<br />
den Keller. Viele Spekulanten schlitterten in den<br />
Ruin, wie moralisierende Pamphlets und Gemälde<br />
glau<strong>be</strong>n machen.<br />
Das Bild Jan Brueghels des Jüngeren erzählt a<strong>be</strong>r<br />
noch eine andere Geschichte: Als sein Großvater<br />
Pieter Brueghel der Ältere der führende Maler<br />
der Niederlande unter spanischer Herrschaft<br />
gewesen war, hatte Jan Brueghels Heimatstadt<br />
Antwerpen als wichtigster Finanzstandort der<br />
Region gegolten. Im Zuge ihrer Unabhängigkeits<strong>be</strong>strebungen<br />
versperrten die Niederländer<br />
die Schelde und schnitten Antwerpen vom<br />
Meer ab, wodurch Amsterdam zum führenden<br />
nordeuropäischen Handelszentrum und Bankplatz<br />
aufstieg. So werden sich die missgünstigen<br />
Antwerpener wohl mit einem gehörigen Maß an<br />
Schadenfreude darü<strong>be</strong>r das Maul zerrissen ha<strong>be</strong>n,<br />
dass die ach so feinen Amsterdamer Schnösel<br />
ausgerechnet ü<strong>be</strong>r Tulpenzwie<strong>be</strong>lverträge in<br />
die Pleite stolperten.<br />
18 AQ FRÜHJAHR 2020 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
FRÜHJAHR 2020 AQ 19