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Kinder Stärken erleben lassen

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Praxis: <strong>Kinder</strong> <strong>Stärken</strong> <strong>erleben</strong> <strong>lassen</strong><br />

Petra Büker und Julia Höke<br />

Reflexion im Dialog<br />

Ein Modell für eine <strong>Kinder</strong>, Eltern, Teams und<br />

Schule stärkende Bildungsdokumentation<br />

Bildungsbeobachtung und -dokumentation bilden eine Kernaufgabe innerhalb<br />

einer ressourcenorientierten, kinder stärkenden Pädagogik und Didaktik in der<br />

Grundschule. Wenngleich der Anspruch einer systematischen Verankerung von<br />

Beobachtung und Dokumentation vor den aktuellen Herausforderungen im<br />

Schulalltag als zusätzliche zeitliche Belastung, vielleicht gar überfordernd erscheint,<br />

sehen wir insbesondere in dieser eine Möglichkeit, nicht nur <strong>Kinder</strong>,<br />

sondern auch Eltern, Kollegien und Grundschulen selbst zu stärken. Dazu bieten<br />

wir ein strukturiertes Modell an, welches die Kernelemente bzw. Phasen<br />

einer Bildungsdokumentation mit konkreten Reflexionsfragen verknüpft, deren<br />

Beantwortung auf unterschiedlichen Ebenen einen Dialog zwischen Lehrkräften,<br />

<strong>Kinder</strong>n, Eltern, Kollegien und Leitungen anregen kann.<br />

Bildungsdokumentation – das auch<br />

noch? Grundschulen stehen mehr<br />

denn je vor vielfältigen Herausforderungen.<br />

Lehrkräftemangel, die<br />

Nachwehen der Covid-19-Pandemie<br />

und die Ergebnisse der aktuellen Schulleistungsvergleichs-<br />

sowie Gesundheitsstudien<br />

beeinflussen sowohl den Blick<br />

von außen auf die Grundschule und die<br />

Lehr- und Fachkräfte als auch den eigenen<br />

Blick der schulischen Akteure auf<br />

den pädagogischen Alltag, die <strong>Kinder</strong><br />

und die eigene Rolle in der Institution.<br />

Die abnehmenden Kompetenzen in<br />

basalen Bildungsbereichen wie Lesen,<br />

Schreiben, Mathematik und Naturwissenschaften,<br />

die Häufung von Problemen<br />

im emotional-sozialen Bereich und<br />

die hohe Abhängigkeit der Bildungserfolge<br />

von der sozialen Herkunft geben<br />

Anlass zu großer Sorge und zu Fokussierungen<br />

von Maßnahmen, die auf den<br />

Erwerb von Sach- und Methodenkompetenzen<br />

in den sogenannten Kernfächern<br />

zielen. Dabei geraten andere<br />

Inhaltsbereiche wie musisch-ästhetische<br />

Bildung sowie überfachliche Querschnittsaufgaben<br />

seit Beginn der Pandemie<br />

allzu häufig in den Hintergrund.<br />

Mit unserem Beitrag möchten wir<br />

dazu anregen, die Beobachtung und Dokumentation<br />

von Lern- und Bildungsprozessen<br />

mit dem Blick auf Ressourcen<br />

und <strong>Stärken</strong> von <strong>Kinder</strong>n (wieder)<br />

in den Blick zu nehmen und Lust zu machen,<br />

diese zum proaktiven Umgang mit<br />

den aktuellen Herausforderungen zu<br />

nutzen. Dabei kann es sich um spontane,<br />

freie Beobachtungen als auch um gezielte,<br />

systematische Beobachtungen unter<br />

Einsatz qualitativer oder standardisierter<br />

Verfahren und Instrumente handeln.<br />

In der inklusiven Grundschule wird die<br />

Bildungsdokumentation in den Zusammenhang<br />

mit dem Erstellen von Förderplänen<br />

für <strong>Kinder</strong> mit besonderen Unterstützungsbedarfen<br />

gestellt. Insgesamt<br />

gelten das Schaffen von Transparenz<br />

über erreichte und noch zu erreichende<br />

Kompetenzen für alle Beteiligten, die beobachtungsbasierte<br />

Planung von individuellen<br />

Bildungsangeboten und die Nutzung<br />

der Bildungsdokumentation für<br />

die Weiterentwicklung des Unterrichts<br />

jedoch als curricularer Auftrag und<br />

Qualitätsmerkmal einer pädagogischen<br />

Leistungskultur für alle Schüler*innnen.<br />

So ist in den KMK-Empfehlungen<br />

Unter einer Bildungsdokumentation<br />

wird im Allgemeinen eine regelmäßige<br />

Beobachtung, Dokumentation, Analyse<br />

und Interpretation von Bildungs-, Lernund<br />

Entwicklungsprozessen der <strong>Kinder</strong><br />

verstanden, welche im Sinne einer pädagogischen<br />

Diagnostik eine Datengrundlage<br />

für eine individualisierte Lernberatung,<br />

eine passgenaue individuelle<br />

Förderung und für eine Reflexion von<br />

Lernwegen und -ergebnissen mit <strong>Kinder</strong>n<br />

und Eltern bieten (vgl. beispielsweise<br />

Bildungsgrundsätze MSW/MFKJ<br />

NRW 2018, 38; Büker/Höke 2020, 15).<br />

zur Arbeit in der Grundschule (2015,<br />

20) eine stärken- und prozessorientierte<br />

Form der Bildungsdokumentation festgeschrieben.<br />

Eine neue Hinwendung zu<br />

diesem Kernauftrag kann also zum einen<br />

dazu führen, den in den letzten Jahren<br />

etablierten und sowohl entwicklungspsychologisch<br />

als auch kindheitssoziologisch<br />

untermauerten Blick auf <strong>Kinder</strong><br />

als kompetente Akteur*innen und Gestalter*innen<br />

ihrer eigenen Bildungsbiografie<br />

zu stärken.<br />

Zum anderen <strong>lassen</strong> sich in der systematischen<br />

Verankerung und dem gemeinsamen<br />

Austausch über Beobachtung<br />

und Dokumentation auch besondere<br />

Chancen für die Personal- und Organisationsentwicklung<br />

in Grundschulen<br />

erkennen. Diese ist aktuell wichtiger denn<br />

je, um die zunehmend unterschiedlichen<br />

Professionen sowie die heterogenen Erfahrungshintergründe<br />

der an der Grundschule<br />

Tätigen (erfahrene Kolleg*innen,<br />

Vertretungslehrkräfte, Quer- und Seiteneinsteiger*innen,<br />

für die Tätigkeit in der<br />

OGS (Nach-)Qualifizierte, …) zusammenzuführen,<br />

gemeinsam erfolgreiche<br />

Bildungsprozesse für die <strong>Kinder</strong> und mit<br />

den <strong>Kinder</strong>n zu gestalten und die Qualität<br />

in der Grundschule als Institution zu<br />

sichern und weiterzuentwickeln.<br />

Eine besondere Bedeutung kommt der<br />

Bildungsdokumentation auch in der Begleitung<br />

des Übergangs von der Kita in<br />

die Grundschule zu. Um den Blick gemeinsam<br />

auf Ressourcen und <strong>Stärken</strong><br />

von <strong>Kinder</strong>n zu setzen, kann eine Struktur<br />

helfen, wie unser Modell „Reflexion<br />

im Dialog“ zur Umsetzung von Beobachtung<br />

und Dokumentation kindlicher Entwicklungs-,<br />

Lern- und Bildungsprozesse<br />

sie anbietet. Der vorliegende Beitrag<br />

bietet eine knappe Zusammenfassung<br />

unserer unten angeführten Publikation<br />

(Büker/Höke 2020), welche sowohl eine<br />

breite theoretische Grundlage als auch<br />

ausführlichere Reflexionsfragen beinhaltet.<br />

Diese ermöglichen eine metareflexive<br />

„Beobachtung der Beobachtung“.<br />

12<br />

GS aktuell 165 • Februar 2024

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