Kinder Stärken erleben lassen
GSa165_Feb24_ES
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Praxis: <strong>Kinder</strong> <strong>Stärken</strong> <strong>erleben</strong> <strong>lassen</strong><br />
Schritt 1: Beobachtungen von Lernund<br />
Bildungsprozessen von <strong>Kinder</strong>n<br />
planen<br />
Die professionelle Planung der<br />
Beobachtung von Bildungs- und Lernprozessen<br />
der <strong>Kinder</strong> bildet eine entscheidende<br />
Grundlage für die Qualität<br />
aller weiteren Schritte der Bildungsdokumentation.<br />
Zentral ist dabei<br />
die bewusste Klärung des Ziels der<br />
Beobachtung, die Entscheidung für<br />
eine freie, unstrukturierte oder für eine<br />
systematische Beobachtung, die Auswahl<br />
eines geeigneten Beobachtungsinstruments<br />
und einer zum Ziel passenden<br />
Beobachtungssituation.<br />
Der Austausch über Sinn, Zweck und<br />
Form von Beobachtungen im multiprofessionellen<br />
Team kann einen gemeinsamen<br />
Reflexionsprozess über das<br />
Bild vom Kind und das grundlegende<br />
Verständnis vom Lernen eröffnen. Diese<br />
kann nicht nur für die Einbindung von<br />
Berufs-, Quer- und Seiteneinsteiger*innen,<br />
sondern auch für grundsätzliche<br />
Verständigungsprozesse im Kollegium<br />
anregend und hilfreich sein.<br />
Schritt 2: Bildungs- und Lernprozesse<br />
der <strong>Kinder</strong> beobachten<br />
Die konkrete Beobachtungssituation<br />
unterliegt trotz sorgfältiger Planung<br />
und Auswahl auch eigenen Dynamiken<br />
und birgt dementsprechend immer<br />
auch Unvorhersehbares. Zugleich sind<br />
Beobachtungen nie neutral bzw. objektiv,<br />
sodass bedeutsam ist, auch den eigenen<br />
emotionalen Zustand, aber auch<br />
Erwartungen und die Einschätzung<br />
der Situation als ergiebig/nicht ergiebig<br />
in die Beobachtung mit einfließen zu<br />
<strong>lassen</strong>. Häufig wirkt das Beobachtete<br />
noch mental nach, sodass mehrere<br />
Reflexionsschleifen in zeitlichem<br />
Abstand die Qualität der Beobachtung<br />
steigern können.<br />
Insbesondere die wiederkehrende Bewusstmachung<br />
von Erwartungen an das<br />
Verhalten und die sichtbar werdenden<br />
Kompetenzen der <strong>Kinder</strong> sind sowohl<br />
für den individuellen als auch den kollektiven<br />
Prozess im Sinne des pädagogisch<br />
professionellen Handelns bedeutsam.<br />
Hilfreich ist es, wenn mehrere Personen<br />
in die Beobachtung einbezogen<br />
werden.<br />
Schritt 3: Bildungs- und Lernprozesse<br />
der <strong>Kinder</strong> dokumentieren<br />
Mit der Festlegung der Ziele der<br />
Beobachtung geht ein Klärungsprozess<br />
einher, auf welche Art und Weise die<br />
Beobachtung dokumentiert wird, z. B.<br />
ob ein standardisiertes, an spezifischen<br />
Kompetenzen ausgerichtetes Instrument<br />
verwendet wird oder ob die Dokumentation<br />
der Beobachtung lediglich<br />
als Gedankenstütze für den späteren<br />
Austausch mit Kind, Eltern oder<br />
Kolleg*innen genutzt werden soll. Ein<br />
gemeinsamer Abstimmungsprozess ist<br />
für eine positive Wirkung auf die Qualitätsentwicklung<br />
der Schule unabdingbar.<br />
Schritt 4: Beobachtungen und Dokumentationen<br />
analysieren und im Team<br />
interpretieren<br />
Bei der Analyse und Interpretation von<br />
dokumentierten Beobachtungen gibt<br />
es immer Interpretationsspielräume,<br />
auch wenn standardisierte Instrumente<br />
verwendet werden. Subjektive Vorstellungen<br />
und Normalitätsannahmen<br />
der beobachtenden Person beeinflussen<br />
die Interpretation und können für das<br />
Kind sowohl schädliche als auch förderliche<br />
Wirkungen nach sich ziehen.<br />
Eine besondere Aufmerksamkeit erfordert<br />
daher die Auseinandersetzung<br />
Schritt 1<br />
Beobachtungen professionell<br />
und systematisch<br />
planen<br />
Welches Ziel verfolge ich<br />
mit meiner Beobachtung?<br />
Handelt es sich um eine<br />
bewertungsfreie oder<br />
eine bewertungsrelevante<br />
Situation?<br />
Wann und wie oft wollen<br />
wir <strong>Kinder</strong> in unserer Schule<br />
beobachten?<br />
Sollen es Einzel- oder<br />
Gruppenbeobachtungen<br />
sein? Welche Ziele verfolgen<br />
wir als Team mit der<br />
Beobachtung?<br />
Wie viel Freiraum haben<br />
wir bei der Auswahl<br />
von Beobachtungsinstrumenten?<br />
Wie ist die Beobachtung in<br />
ein übergreifendes Lernund<br />
Leistungskonzept<br />
unserer Schule integriert?<br />
Schritt 2<br />
Bildungs- und Lernprozesse<br />
der <strong>Kinder</strong><br />
beobachten<br />
Was erwarte ich zu sehen<br />
(z. B. bestimmte Fähigkeiten<br />
des Kindes oder das<br />
Fehlen derselben, Interaktionsstrategien<br />
etc.)?<br />
Welche Strategien habe<br />
ich, damit umzugehen,<br />
wenn meine Erwartungen<br />
nicht erfüllt werden?<br />
Welche <strong>Kinder</strong> nehmen<br />
wir beim Austausch in<br />
den Blick (z. B. die uns am<br />
meisten Sorgen bereiten,<br />
wo unser Besprechungsbedarf<br />
am höchsten ist, alle<br />
<strong>Kinder</strong> in einer bestimmten<br />
Systematik, etc.)?<br />
Wie sorgen wir dafür, dass<br />
Kolleg*innen und Teams<br />
Zeit für die Beobachtung<br />
und Gelegenheit für eine<br />
qualitätsvolle Reflexion<br />
erhalten?<br />
mit möglichen situativen Effekten, wie<br />
z. B. dem Halo-Effekt. Dieser liegt dann<br />
vor, wenn bei dem Kind eine spezifische<br />
Kompetenz in besonderer Weise<br />
wahrgenommen wird, die dann mögliche<br />
andere Kompetenzen überstrahlt.<br />
Durch Sympathie/Antipathie können<br />
Wahrnehmungsverzerrungen entstehen.<br />
Logische Fehler treten auf, wenn<br />
z. B. von einem einzelnen Kompetenzbereich<br />
auf die Gesamtentwicklung<br />
geschlossen wird. Mögliche Beobachtungsfallen<br />
und „blinde Flecke“ können<br />
am besten im Team aufgedeckt und reflektiert<br />
werden.<br />
Analyse und Interpretation der Beobachtung<br />
gewinnen durch eine Perspektivenvielfalt,<br />
die entstehen kann, wenn<br />
verschiedene Fachlehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen<br />
und weitere Akteur*innen,<br />
die das Kind begleiten, in<br />
den Dialog treten.<br />
Schritt 5: Beobachtungen und Interpretationen<br />
mit <strong>Kinder</strong>n (und Eltern)<br />
validieren und reflektieren<br />
Die Beobachtung und Dokumentation<br />
sind zentraler Anlass im pädagogischen<br />
Alltagsgeschehen, dem Kind Rückmeldung<br />
über die eigene Kompetenzentwicklung,<br />
persönliche <strong>Stärken</strong> und<br />
Entwicklungsbedarfe zu geben. Es geht<br />
Schritt 3<br />
Bildungs- und Lernprozesse<br />
der <strong>Kinder</strong><br />
dokumentieren<br />
Wie sorge ich dafür, dass<br />
ich mich bei der Dokumentation<br />
darauf konzentriere,<br />
was ich beobachtet habe<br />
und mein Kontextwissen<br />
reflektiert einbeziehe?<br />
Wie können wir voneinander<br />
lernen oder von der<br />
Expertise weiterer<br />
Personen profitieren?<br />
Haben wir Strukturen<br />
für die Dokumentation<br />
geschaffen, die niedrigschwellig<br />
und damit<br />
alltagskompatibel sind?<br />
Abb. 2: Ausgewählte Reflexionsfragen für Einzelpersonen, Teams und Leitungskräfte<br />
(Beobachtungsschritte 1–3)<br />
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GS aktuell 165 • Februar 2024