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Kinder Stärken erleben lassen

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Praxis: <strong>Kinder</strong> <strong>Stärken</strong> <strong>erleben</strong> <strong>lassen</strong><br />

Schritt 1: Beobachtungen von Lernund<br />

Bildungsprozessen von <strong>Kinder</strong>n<br />

planen<br />

Die professionelle Planung der<br />

Beobachtung von Bildungs- und Lernprozessen<br />

der <strong>Kinder</strong> bildet eine entscheidende<br />

Grundlage für die Qualität<br />

aller weiteren Schritte der Bildungsdokumentation.<br />

Zentral ist dabei<br />

die bewusste Klärung des Ziels der<br />

Beobachtung, die Entscheidung für<br />

eine freie, unstrukturierte oder für eine<br />

systematische Beobachtung, die Auswahl<br />

eines geeigneten Beobachtungsinstruments<br />

und einer zum Ziel passenden<br />

Beobachtungssituation.<br />

Der Austausch über Sinn, Zweck und<br />

Form von Beobachtungen im multiprofessionellen<br />

Team kann einen gemeinsamen<br />

Reflexionsprozess über das<br />

Bild vom Kind und das grundlegende<br />

Verständnis vom Lernen eröffnen. Diese<br />

kann nicht nur für die Einbindung von<br />

Berufs-, Quer- und Seiteneinsteiger*innen,<br />

sondern auch für grundsätzliche<br />

Verständigungsprozesse im Kollegium<br />

anregend und hilfreich sein.<br />

Schritt 2: Bildungs- und Lernprozesse<br />

der <strong>Kinder</strong> beobachten<br />

Die konkrete Beobachtungssituation<br />

unterliegt trotz sorgfältiger Planung<br />

und Auswahl auch eigenen Dynamiken<br />

und birgt dementsprechend immer<br />

auch Unvorhersehbares. Zugleich sind<br />

Beobachtungen nie neutral bzw. objektiv,<br />

sodass bedeutsam ist, auch den eigenen<br />

emotionalen Zustand, aber auch<br />

Erwartungen und die Einschätzung<br />

der Situation als ergiebig/nicht ergiebig<br />

in die Beobachtung mit einfließen zu<br />

<strong>lassen</strong>. Häufig wirkt das Beobachtete<br />

noch mental nach, sodass mehrere<br />

Reflexionsschleifen in zeitlichem<br />

Abstand die Qualität der Beobachtung<br />

steigern können.<br />

Insbesondere die wiederkehrende Bewusstmachung<br />

von Erwartungen an das<br />

Verhalten und die sichtbar werdenden<br />

Kompetenzen der <strong>Kinder</strong> sind sowohl<br />

für den individuellen als auch den kollektiven<br />

Prozess im Sinne des pädagogisch<br />

professionellen Handelns bedeutsam.<br />

Hilfreich ist es, wenn mehrere Personen<br />

in die Beobachtung einbezogen<br />

werden.<br />

Schritt 3: Bildungs- und Lernprozesse<br />

der <strong>Kinder</strong> dokumentieren<br />

Mit der Festlegung der Ziele der<br />

Beobachtung geht ein Klärungsprozess<br />

einher, auf welche Art und Weise die<br />

Beobachtung dokumentiert wird, z. B.<br />

ob ein standardisiertes, an spezifischen<br />

Kompetenzen ausgerichtetes Instrument<br />

verwendet wird oder ob die Dokumentation<br />

der Beobachtung lediglich<br />

als Gedankenstütze für den späteren<br />

Austausch mit Kind, Eltern oder<br />

Kolleg*innen genutzt werden soll. Ein<br />

gemeinsamer Abstimmungsprozess ist<br />

für eine positive Wirkung auf die Qualitätsentwicklung<br />

der Schule unabdingbar.<br />

Schritt 4: Beobachtungen und Dokumentationen<br />

analysieren und im Team<br />

interpretieren<br />

Bei der Analyse und Interpretation von<br />

dokumentierten Beobachtungen gibt<br />

es immer Interpretationsspielräume,<br />

auch wenn standardisierte Instrumente<br />

verwendet werden. Subjektive Vorstellungen<br />

und Normalitätsannahmen<br />

der beobachtenden Person beeinflussen<br />

die Interpretation und können für das<br />

Kind sowohl schädliche als auch förderliche<br />

Wirkungen nach sich ziehen.<br />

Eine besondere Aufmerksamkeit erfordert<br />

daher die Auseinandersetzung<br />

Schritt 1<br />

Beobachtungen professionell<br />

und systematisch<br />

planen<br />

Welches Ziel verfolge ich<br />

mit meiner Beobachtung?<br />

Handelt es sich um eine<br />

bewertungsfreie oder<br />

eine bewertungsrelevante<br />

Situation?<br />

Wann und wie oft wollen<br />

wir <strong>Kinder</strong> in unserer Schule<br />

beobachten?<br />

Sollen es Einzel- oder<br />

Gruppenbeobachtungen<br />

sein? Welche Ziele verfolgen<br />

wir als Team mit der<br />

Beobachtung?<br />

Wie viel Freiraum haben<br />

wir bei der Auswahl<br />

von Beobachtungsinstrumenten?<br />

Wie ist die Beobachtung in<br />

ein übergreifendes Lernund<br />

Leistungskonzept<br />

unserer Schule integriert?<br />

Schritt 2<br />

Bildungs- und Lernprozesse<br />

der <strong>Kinder</strong><br />

beobachten<br />

Was erwarte ich zu sehen<br />

(z. B. bestimmte Fähigkeiten<br />

des Kindes oder das<br />

Fehlen derselben, Interaktionsstrategien<br />

etc.)?<br />

Welche Strategien habe<br />

ich, damit umzugehen,<br />

wenn meine Erwartungen<br />

nicht erfüllt werden?<br />

Welche <strong>Kinder</strong> nehmen<br />

wir beim Austausch in<br />

den Blick (z. B. die uns am<br />

meisten Sorgen bereiten,<br />

wo unser Besprechungsbedarf<br />

am höchsten ist, alle<br />

<strong>Kinder</strong> in einer bestimmten<br />

Systematik, etc.)?<br />

Wie sorgen wir dafür, dass<br />

Kolleg*innen und Teams<br />

Zeit für die Beobachtung<br />

und Gelegenheit für eine<br />

qualitätsvolle Reflexion<br />

erhalten?<br />

mit möglichen situativen Effekten, wie<br />

z. B. dem Halo-Effekt. Dieser liegt dann<br />

vor, wenn bei dem Kind eine spezifische<br />

Kompetenz in besonderer Weise<br />

wahrgenommen wird, die dann mögliche<br />

andere Kompetenzen überstrahlt.<br />

Durch Sympathie/Antipathie können<br />

Wahrnehmungsverzerrungen entstehen.<br />

Logische Fehler treten auf, wenn<br />

z. B. von einem einzelnen Kompetenzbereich<br />

auf die Gesamtentwicklung<br />

geschlossen wird. Mögliche Beobachtungsfallen<br />

und „blinde Flecke“ können<br />

am besten im Team aufgedeckt und reflektiert<br />

werden.<br />

Analyse und Interpretation der Beobachtung<br />

gewinnen durch eine Perspektivenvielfalt,<br />

die entstehen kann, wenn<br />

verschiedene Fachlehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen<br />

und weitere Akteur*innen,<br />

die das Kind begleiten, in<br />

den Dialog treten.<br />

Schritt 5: Beobachtungen und Interpretationen<br />

mit <strong>Kinder</strong>n (und Eltern)<br />

validieren und reflektieren<br />

Die Beobachtung und Dokumentation<br />

sind zentraler Anlass im pädagogischen<br />

Alltagsgeschehen, dem Kind Rückmeldung<br />

über die eigene Kompetenzentwicklung,<br />

persönliche <strong>Stärken</strong> und<br />

Entwicklungsbedarfe zu geben. Es geht<br />

Schritt 3<br />

Bildungs- und Lernprozesse<br />

der <strong>Kinder</strong><br />

dokumentieren<br />

Wie sorge ich dafür, dass<br />

ich mich bei der Dokumentation<br />

darauf konzentriere,<br />

was ich beobachtet habe<br />

und mein Kontextwissen<br />

reflektiert einbeziehe?<br />

Wie können wir voneinander<br />

lernen oder von der<br />

Expertise weiterer<br />

Personen profitieren?<br />

Haben wir Strukturen<br />

für die Dokumentation<br />

geschaffen, die niedrigschwellig<br />

und damit<br />

alltagskompatibel sind?<br />

Abb. 2: Ausgewählte Reflexionsfragen für Einzelpersonen, Teams und Leitungskräfte<br />

(Beobachtungsschritte 1–3)<br />

14<br />

GS aktuell 165 • Februar 2024

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