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Kinder Stärken erleben lassen

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Praxis: <strong>Kinder</strong> <strong>Stärken</strong> <strong>erleben</strong> <strong>lassen</strong><br />

32-minütige Einheit<br />

pro Spieler:in<br />

Sieben-gegen-sieben<br />

Drei-gegen-drei<br />

BALLAKTIONEN 50 200<br />

ZWEIKÄMPFE 30 100<br />

TORSCHÜSSE 5 25<br />

Wissenschaftliche Studien zu „Funiño“ (eigene Grafik); (Quelle: DFB)<br />

<strong>Kinder</strong> abseits von Erwartungen der<br />

Erwachsenen entwickeln und wachsen<br />

zu <strong>lassen</strong> und letztlich in ihrer Selbstständigkeit<br />

und Kreativität zu stärken ist das<br />

Ziel eines veränderten Regelwerks. Die<br />

Persönlichkeitsbildung rückt in den Vordergrund.<br />

Selbstständigkeit, Kreativität,<br />

Umgang mit (Miss-)Erfolg, Lernverhalten<br />

und Entscheidungsfindung werden gefördert<br />

und durch eine verringerte Möglichkeit<br />

zur Einflussnahme der Trainer:innen<br />

und Eltern auf das Nötigste minimiert.<br />

Der zuletzt oft angebrachte Kritikpunkt,<br />

dass <strong>Kinder</strong> durch den neuen<br />

Spielmodus nicht mehr lernen, mit Gewinnen<br />

und Verlieren umzugehen, ist<br />

nur unzureichend aufgearbeitet. Im Regelwerk<br />

von „Funiño“ ist der sogenannte<br />

„Champions League Modus“ hinterlegt,<br />

der eine Festivalorganisation so vorsieht,<br />

dass das Siegerteam nach jedem Spiel ein<br />

Feld aufrückt und das Verliererteam ein<br />

Feld zurückrückt. Durch diesen Modus<br />

wird gewährleistet, dass möglichst gleich<br />

starke Spieler:innen und Teams aufeinandertreffen<br />

und das „Gewinnen oder<br />

Verlieren“ eine Berücksichtigung in der<br />

Umsetzung der Festivals findet.<br />

Neben bereits skizzierten persönlichkeitsbildenden<br />

Aspekten sind weitere<br />

sportlich-inhaltliche Pluspunkte des<br />

neuen Spielmodus auszumachen:<br />

● altersgerechte Spielfeldgrößen<br />

(„Felder wachsen mit den <strong>Kinder</strong>n“)<br />

● viel Spielzeit für jedes Kind<br />

Weiterbildungsabend bei Werder Bremen<br />

● viele Ballkontakte für jedes Kind<br />

● viele Erfolgserlebnisse für jedes Kind<br />

gemäß seinen individuellen Fähigkeiten<br />

● viele Aktionen mit und ohne Ball für<br />

jedes Kind<br />

● hohe Aktivität, Bewegungsrate und<br />

Beteiligung eines jeden Kindes<br />

● altersgerechte Herausforderungen<br />

(Torgröße etc.)<br />

● positionsunabhängiges Spielen und<br />

Lernen<br />

Wissenschaftliche Studien der Deutschen<br />

Sporthochschule Köln und Universität<br />

Rostock untermauern diese<br />

Aspekte mit Zahlen.<br />

Nichtsdestotrotz gehen die Meinungen<br />

zu den Reformen im <strong>Kinder</strong>fußball<br />

und dem „Funiño“-Spielmodus weiterhin<br />

auseinander und polarisieren sowohl<br />

bei Trainer:innen, Lehrer:innen als<br />

auch den Eltern und in der Öffentlichkeit<br />

(„Aufgabe des Leistungsanspruchs“).<br />

Die Kritik, dass der Modus beispielsweise<br />

dazu führt, dass keine Torhüter:innen<br />

mehr ausgebildet werden, ist nicht<br />

vollkommen aus der Welt zu schaffen.<br />

Für diesen und weitere Kritikpunkte<br />

(Organisationsaufwand eines Festivals<br />

für Vereine etc.) gilt es letztlich, adäquate<br />

Lösungsansätze zu diskutieren<br />

und zu entwickeln. Ein Ansatz für das<br />

Torhüter:innen-Problem könnte sein,<br />

sogenannte „Mixed-Games“ zu organisieren,<br />

bei denen die Teams sowohl auf<br />

dem „Funiño“-Feld ohne Torhüter:innen<br />

im Drei-gegen-drei als auch parallel im<br />

Vier-gegen-vier plus Torhüter:innen<br />

auf größere Tore antreten und so das gesamte<br />

Team/der Kader parallel auf unterschiedlichen<br />

Feldern zum Einsatz und<br />

zu Spielzeit kommt.<br />

Wichtig ist das Verständnis, dass „Funiño“<br />

nicht die einzige und ausschließliche<br />

Spielform im Trainings- und Spielbetrieb<br />

sein muss, sondern es durchaus<br />

sinnvoll sein kann, diesen kombiniert<br />

(„Mixed-Games“) umzusetzen. Eine<br />

vollständige Nichtberücksichtigung bzw.<br />

Nichtumsetzung macht jedoch sportlichinhaltlich<br />

und entwicklungstechnisch<br />

aus Sicht des Kindes wenig Sinn und<br />

lässt viele Potenziale liegen.<br />

Der SV Werder möchte in seiner Rolle<br />

als einziger Profifußballklub des Bundeslandes<br />

als Impulsgeber wirken, der<br />

durch die Organisation von Weiterbildungsabenden<br />

für Trainer:innen, Lehrer:innen<br />

und Eltern, zusätzlichen Kleinfeld-Festivals<br />

und Schulligaformaten für<br />

die Reform sensibilisiert, Chancen und<br />

Mehrwerte der Reform ausreichend beleuchtet,<br />

Kritikpunkte diskutiert und Lösungsansätze<br />

gemeinsam mit den Beteiligten<br />

ausarbeitet.<br />

Werder versteht sich dabei als Sozialakteur<br />

im Bereich Sport- und Bewegungsförderung,<br />

der im Rahmen seiner<br />

eigenen Kernkompetenz, dem Sport,<br />

versucht, den Aufbau einer möglichst<br />

kindgerechten Bewegungslandschaft so<br />

zu unterstützen, dass möglichst viele<br />

<strong>Kinder</strong> eine Sportbiografie im Fußball,<br />

aber auch in anderen Sportarten schreiben<br />

können!<br />

Werders SPIELRAUM-Konzept bietet<br />

dafür die Basis und verfolgt die Mission,<br />

möglichst vielen <strong>Kinder</strong>n mit und ohne<br />

Beeinträchtigung und/oder Migrationshintergrund<br />

eine Sportbiografie in Bremen<br />

und der Region zu ermöglichen, sie<br />

für Sport und Bewegung nachhaltig zu<br />

begeistern und die Gesellschaft durch<br />

Sport positiv zu verändern. Kurzum:<br />

<strong>Kinder</strong> sollen sich bewegen, in einem<br />

möglichst freudbetonten Umfeld die<br />

Vielseitigkeit des Sports kennenlernen<br />

dürfen – in der Betreuungszeit, in ihrer<br />

Freizeit und in der Ferienzeit. Die angeschobenen<br />

Reformen im <strong>Kinder</strong>fußball<br />

leisten hierfür einen wichtigen Beitrag,<br />

dieser Mission ein Stück näher zu kommen,<br />

dies zeigen nicht zuletzt auch die<br />

jüngsten wissenschaftlichen Studien.<br />

28<br />

GS aktuell 165 • Februar 2024

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