Kinder Stärken erleben lassen

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Aus Praxis: der Kinder Forschung Stärken erleben lassen Seminar „BNE-Projekte in der Grundschule: sozial(unternehmerisch) Denken und Handeln im Sachunterricht – geht das?“: Studierende arbeiten die Konzepte ihrer Projektideen im Sinne einer SEE und BNE aus (Bild rechts); Studierende präsentieren mögliche Upcycling-Produkte, die sie im Rahmen der Projektidee „Aus Alt mach Neu“ selbst hergestellt haben (Bild links). Projektbeispiel: Herstellung von Saatgutsäckchen Mit diesem Projekt soll das Bewusstsein von Kindern für Umwelt und Natur gestärkt werden. Die Schüler*innen sollen ein Verständnis für den Natur-, Arten- und Insektenschutz bekommen und die Zusammenhänge ökologischer Kreisläufe auf kreative Art und Weise entdecken – insbesondere in Bezug auf die Bedeutung vielfältiger Bepflanzung in der eigenen unmittelbaren Umgebung. Die Saatgutsäckchen werden eigenständig von den Kindern hergestellt, wobei sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Damit kann entweder der Schulgarten bepflanzt oder ein Verkauf organisiert werden. Mit einer Einbettung des Projekts in den Unterricht können die Schüler*innen aktiv Einfluss auf ihre nähere Umgebung nehmen und erleben Selbstwirksamkeit im Kontext der Herausforderung des Insektenschwindens und den damit verbundenen weitreichenden Konsequenzen für Natur und Mensch. Durch einen eigenständig organisierten Verkauf der Produkte erlangen die Kinder zudem wertvolle persönliche Fähigkeiten im Sinne einer SEE. Projektbeispiel: „Aus Alt mach Neu“ – Herstellung von Upcycling-Produkten In diesem Projekt stellen Schüler*innen Upcycling-Erzeugnisse aus Abfallprodukten her, welche sie zuvor selbst sammeln sollen, beispielsweise werden Dosen zu Windlichtern, Bienenhotels oder Blumenübertöpfen. Auf diese Weise kommen die Kinder mit den Themen Abfallaufkommen, Plastikverschmutzung sowie der Problematik der begrenzten Aufnahmefähigkeit der Natur in Berührung. Dabei soll im Unterricht auf diese Thematiken näher eingegangen werden, sodass die Lernenden z. B. die zahlreichen Auswirkungen von Plastik, welches in die Umwelt gelangt, nachvollziehen können oder verstehen, warum eine Kreislaufwirtschaft sinnvoll und wichtig für den Erhalt von Natur und Umwelt ist. Das Erkennen solcher Zusammenhänge kann Schüler*innen motivieren, sich mit ihrem eigenen alltäglichen Verhalten und dessen Auswirkungen auf die Umwelt auseinanderzusetzen und sich alternative Handlungsoptionen zu überlegen. Durch einen Verkauf der hergestellten Upcycling-Produkte auf einem Schulfest, dem Weihnachtsmarkt oder einem örtlichen Markt erhalten die Kinder erste Einblicke in unternehmerische Prozesse und werden auch hier in ihren persönlichen Fähigkeiten gezielt gestärkt. Ausblick Angesichts der zunehmenden aktuellen und künftigen gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen auch bereits Kinder und Jugendliche konfrontiert werden (BMBF, 2022), sollten Lehrkonzepte im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Social Entrepreneurship Education (SEE) mehr und mehr im Kontext der Schule mitgedacht und im Unterricht umgesetzt werden. Damit einhergehend sollten bei (angehenden) Lehrkräften zunehmend fächerübergreifende Handlungskompetenzen und Denkweisen gefördert werden, um zukünftige Schüler*innen gezielt auf einen proaktiven Umgang mit diesen Herausforderungen vorzubereiten und ihnen Selbstwirksamkeitserfahrungen sowie eine Kultur des kreativen und innovativen Lernens im Unterricht zu ermöglichen (Lindner, 2016; Bisanz et al., 2019). Handlungskompetenzen sowie Wahrnehmungsund Bewertungsprozesse im Sinne einer BNE, die damit bereits im Grundschulalter gefördert werden (Hauenschild & Bolscho, 2022), können durch eine SEE sinnvoll bestärkt und erweitert werden. Das bedeutet, dass auch die Lehrkräftebildung herausgefordert ist, neben (fach-)wissenschaftlichen insbesondere didaktisch-methodische Kompetenzen im Sinne einer BNE und SEE angemessen zu vermitteln. Persönliche Kompetenzen und soziale Fähigkeiten, die dabei gefördert werden, ermöglichen es Schüler*innen, sich selbst und ihre Umwelt ganzheitlich zu betrachten sowie ihre individuellen persönlichen Fähigkeiten zu entfalten und zu stärken (Bisanz et al., 2019). Literaturangaben zum Artikel können Sie von unserer Website herunterladen: https://t1p.de/GSa165Lit 34 GS aktuell 165 • Februar 2024
Praxis: Kinder Stärken erleben Rundschau lassen Rundschau Projekt Eine Welt Mit kleinen Schritten (vielleicht) etwas Großes bewirken In aktuellen Veröffentlichungen für Kinder zu nachhaltigen Themen sind in den letzten Jahren vermehrt Titel aufgetaucht, in denen es darum geht, gleich die ganze Welt zu retten. Hinweise und Tipps für dieses Vorhaben werden in den Inhalten oft mitgeliefert. Grundsätzlich lässt sich hinterfragen, ob es nicht zuallererst Aufgabe der Erwachsenen ist, für eine intakte Welt zu sorgen und diese nachfolgenden Generationen in einem guten Zustand zu übergeben. Erwachsene sitzen mehrheitlich in Positionen, in denen Entscheidungen getroffen werden, die direkte Auswirkungen auf das Weltgeschehen haben. Aber dafür zu sensibilisieren, dass Dinge zusammenhängen und dass das eigene Verhalten Auswirkungen auf die Umwelt und Natur oder andere Mitmenschen hat, bleibt wichtig und lässt sich schon an einfachen Beispielen festmachen. Es geht weniger darum, für die Rettung der ganzen Welt zuständig zu sein, sondern Möglichkeiten zu erkennen, sich aktiv zu beteiligen, mitzugestalten, eigene und Bedürfnisse anderer mit einzubringen und dabei auch Probleme mit aus dem Weg zu räumen. Kinder sind immer auch die Erwachsenen von morgen und Mitgestaltung bedarf einer besonderen Wahrnehmung und Übung, um sie auch für sich und andere nutzen zu können. Mit den Kinderrechten und ihrem besonderen Schwerpunkt auf der Beteiligung von Kindern, den starken Stimmen von jungen Menschen in Bewegungen wie Friday for Future und Ansätzen in Projekten wie FREI DAY finden sich Beispiele, in denen jungen Menschen mehr Gehör zuteilwurde bzw. sie durch ihr Engagement selbst dafür gesorgt haben. Die Beispiele machen deutlich, dass Kinder eine eigene Stimme haben und sich nach ihren Möglichkeiten einbringen können, wenn die nötigen Strukturen dafür vorhanden sind. Ausbaufähig bleiben alle Ansätze und Projekte trotzdem. Die zehnjährige Schülerin Greta S. hat das in einem Interview zu dem Projekt „SDGs im Kinospot“ in der Zeitschrift Eine Welt in der Schule 151 folgendermaßen auf den Punkt gebracht: „Wir wollten, dass die Leute wirklich merken, was mit unserer Welt passiert und dass man handeln muss! Die Leute sollten uns beachten und nicht als kleine Kinder sehen, die irgendwas sagen und es dann süß finden, sondern als Leute, die versuchen, hier etwas zu verändern.“ An der Albert- Schweitzer-Schule in Langen hatte eine 4. Klasse sich auf den Weg gemacht, die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) in ihrer Stadt bekannt zu machen. Mit Unterstützung einer Cutterin hat die Klasse Werbespots zu den einzelnen Zielen gedreht und den Inhaber des kommunalen Kinos überzeugt, diese als Vorspann im Kino laufen zu lassen. Auslöser dieses Projektes waren Gespräche in der Klasse zu aktuellen Fragen, die die Kinder beschäftigten und mit in die Schule gebracht hatten. Corona, Klimakrise und politische Konflikte taten viele Problemfelder auf, zu denen es keine einfachen oder kurzfristigen Lösungen gab. Die Auseinandersetzung mit den SDGs gab den Kindern nach Angaben der Lehrkraft aus der Klasse das Gefühl, dass erste Schritte bereits unternommen, die Probleme zumindest angegangen und an Lösungsvorschlägen gearbeitet wurde. Die Kinder waren motiviert, die SDGs bekannter zu machen, mit Ideen im direkten Umfeld zu verknüpfen und somit sich selbst aktiv einzubringen und ihren Teil beizutragen. Auch das Projekt FREI DAY nutzt die SDGs als Einstieg zu eigenen Projektvorhaben der Kinder vor Ort und bietet über die Auseinandersetzung mit den Inhalten der einzelnen Ziele eine Klammer und Orientierung bzw. Anknüpfungspunkte, auf die immer wieder einzeln oder im Klassenverbund Bezug genommen werden kann. Die SDGs als ersten Einstieg zu nutzen, das Engagement von Kindern zu wecken und über diese auf Themen aufmerksam zu machen, findet sich auch im Konzept der Handreichung 17 Ziele Wir für eine bessere Welt wieder und in der ergänzenden Materialkiste, die als Unter- stützung für die Umsetzung der Handreichung gedacht ist. Mehr Informationen dazu siehe im begleitenden Kasten. Die SDGs aufzugreifen ist eine Möglichkeit, auf komplexe Zusammenhänge aufmerksam zu machen, neben Problemen auf bereits erfolgreiche Veränderungen einen Fokus zu setzen, über die eigenen Möglichkeiten nachzudenken und sich einzubringen. Die Ziele wurden von einer Staatengemeinschaft 2015 beschlossen und sollen bis 2030 umgesetzt werden. Die Welt zu retten liegt bei den Erwachsenen, das schließt aber nicht aus, als junger Mensch auch schon einen kleinen Teil dazu beizutragen. So überlasse ich Greta S. noch mal das Wort zum Abschluss: „Ein großes Ziel unseres Projektes war, die Leute zu motivieren. Ich glaube, jedem von uns war es sehr wichtig, dass die Leute endlich mehr dafür sorgen, dass diese Welt in Ordnung bleibt, und das als Gemeinschaft, nicht nur mit der Stadt oder der Klasse, sondern als Weltgemeinschaft.“ (Greta S.) Ulrike Oltmanns Mehr zu der Handreichung „17 Ziele. Wir für eine bessere Welt! “ auf der Seite des Projektes Eine Welt in der Schule unter www.weltinderschule.uni-bremen.de Informationen zum Projekt FREI DAY unter www.frei-day.org Anmerkung Nachweis Zitate: Greta S. (10 Jahre) in einem Interview zu dem Projekt „SDGs im Kinospot“, S. 20 in der Zeitschrift Eine Welt in der Schule 151/2022 GS aktuell 165 • Februar 2024 35
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