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Kinder Stärken erleben lassen

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Thema: <strong>Kinder</strong> <strong>Stärken</strong> <strong>erleben</strong> <strong>lassen</strong><br />

stärken, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

anerkennend begleiten und ein Klima<br />

des Respekts untereinander unterstützen.<br />

<strong>Kinder</strong> aus benachteiligten Familien<br />

so zu unterstützen, dass sie die ihnen<br />

zustehenden Bildungschancen auch nur<br />

annähernd bekommen und nutzen können,<br />

erfordert, bezogen auf Verantwortung,<br />

auch einen Blick auf das politische<br />

Handeln.<br />

Die mit der Veröffentlichung der Ergebnisse<br />

der PISA-Studie 2022 verbundenen<br />

politischen Erklärungsversuche<br />

und Forderungen beinhalten ein Tableau<br />

von vermuteten Ursachen für den<br />

Abfall der registrierten Leistungen. Das<br />

schlechte Ergebnis der 15-Jährigen wird<br />

auf Mängel in der frühkindlichen Bildung<br />

zurückgeführt, auf eine zu heterogene<br />

Schülerschaft, auf unzureichende<br />

Grundkompetenzen im Schreiben, im<br />

Rechnen und besonders im Lesen, auf<br />

Sanierungsstau bei Schulgebäuden, fehlende<br />

Kita- und Schulgebäude und den<br />

Mangel an Erzieher*innen und Lehrkräften.<br />

Diskutiert wird ebenso das Für<br />

und Wider der Digitalisierung. Als Ursache<br />

diagnostiziert werden zudem unzureichende<br />

sprachliche Kompetenzen<br />

bei deutschsprachig und besonders bei<br />

mehrsprachig aufwachsenden <strong>Kinder</strong>n.<br />

All das kann eine Rolle spielen. Daher<br />

ist die Fokussierung auf die Basiskompetenzen,<br />

insbesondere das Lesen, und<br />

evidenzbasierte Förderprogramme unzureichend.<br />

Es braucht eine grundsätzlich<br />

deutlich bessere Ausstattung von<br />

Schulen in herausfordernder Lage.<br />

Gehandelt werden muss an vielen<br />

Stellen. Drei Handlungsebenen bzw.<br />

Baustellen sollen hier kurz skizziert<br />

werden: die politische, die pädagogische<br />

und die Ausgangslage der <strong>Kinder</strong>.<br />

● Politisches Handeln<br />

Insbesondere die ökonomische<br />

Ungleichverteilung von Familieneinkommen<br />

wirkt sich auf die Bildungsbe(nach)teiligung<br />

von <strong>Kinder</strong>n aus.<br />

<strong>Kinder</strong> zu stärken verlangt daher, ihre<br />

ökonomische Ausgangslage zu verbessern<br />

und barrierefreier zu gestalten,<br />

wie es die geplante <strong>Kinder</strong>-Grundsicherung<br />

ab 2025 leisten soll. Mit der<br />

Grundsicherung wird nicht die <strong>Kinder</strong>armut<br />

abgeschafft werden können, aber<br />

es können individuelle psychische, physische<br />

und gesundheitliche Belastungen<br />

gemindert werden.<br />

Um Bildungschancen zu erhöhen,<br />

braucht es daneben eine grundsätzlich<br />

bessere Ausstattung der Bildungseinrichtungen.<br />

Schulen mit einem hohen Anteil<br />

von <strong>Kinder</strong>n aus armen Familien müssen<br />

zusätzliche Ressourcen zugewiesen bekommen,<br />

um über ausgleichende Angebote<br />

im künstlerischen, kreativen, sprachlichen,<br />

praktischen und bewegungspädagogischen<br />

Bereich <strong>Kinder</strong>n Erfahrungen,<br />

die ihnen ansonsten verwehrt bleiben, zu<br />

ermöglichen. Das bereits in der Umsetzung<br />

befindliche Startchancenprogramm<br />

wird sich auf Schulbau und Schulsanierung<br />

sowie Sozialarbeit konzentrieren.<br />

Es reicht bei Weitem nicht aus, um Schulen<br />

so auszustatten, dass sie familiale Bildungsbenachteiligungen<br />

besser kompensieren<br />

könnten. Auch schafft das zwischen<br />

den Bundesländern ausgehandelte<br />

Verteilungsverfahren der Gelder eine tatsächlich<br />

bedarfsgerechte Verteilung nicht.<br />

Von größtem Interesse für die Politik<br />

muss sein, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

über ihre Schulen möglichst viel Weltwissen<br />

und Fähigkeiten erhalten, damit ihre<br />

Potenziale gefördert, ihre Beteiligung ermöglicht<br />

und ihre Chancen erhöht werden;<br />

sie werden später für eine demokratische<br />

Gesellschaft und als Fachkräfte für<br />

das Gemeinwohl aller gebraucht.<br />

● Pädagogisches Handeln<br />

Nicht alle Verantwortung, die den<br />

Bildungseinrichtungen zugeschrieben<br />

wird, kann von diesen allein gemeistert<br />

werden. Die Heterogenität der Schülerschaft<br />

hat sich zunehmend vergrößert<br />

u. a. durch den hohen Anteil an <strong>Kinder</strong>n,<br />

die zweisprachig und in unterschiedlichen<br />

kulturellen Zusammenhängen<br />

aufwachsen, die Unterschiedlichkeit<br />

der Familienkonstellationen<br />

(weg vom traditionellen Familienbild)<br />

und die veränderten Möglichkeiten der<br />

Eltern, ihre <strong>Kinder</strong> zu unterstützen. Von<br />

den Grundschulen fordert das eine hohe<br />

Anpassungsleistung, die mit zusätzlichen<br />

Ressourcen unterstützt werden muss.<br />

Diese Unterschiedlichkeit anzunehmen<br />

und die Bedürfnisse des einzelnen<br />

Kindes zu erkennen liegt in der Verantwortung<br />

der Pädagoginnen und Pädagogen<br />

und verlangt diagnostische Kompetenz<br />

und Zeit. Als wichtiger Schritt<br />

in der Unterstützung der <strong>Kinder</strong> gilt es,<br />

pädagogische Beziehungen zu intensivieren,<br />

ihr Vertrauen zu gewinnen, Geborgenheit<br />

zu geben und damit ihre Zuversicht<br />

zu erhöhen. Um die Schule als<br />

Ort der Lebens- und Lernfreude zu gestalten,<br />

als Ort der Sicherheit und Zugehörigkeit,<br />

wie es der Grundschulverband<br />

fordert (vgl. Hecker u. a. 2020), braucht<br />

es eine starke Schulgemeinschaft. Sozial<br />

ausgerichtete Aufgaben abzutrennen<br />

und an die Sozialarbeit zu „delegieren“<br />

wird dem Anspruch nicht gerecht.<br />

● Familie und Wohnumfeld –<br />

individuelle Ausgangslage<br />

Die ökonomische Ausgangslage der <strong>Kinder</strong><br />

bzw. der Familien im Wohnquartier<br />

ist insbesondere den Grundschulen<br />

meist bekannt. Aus der Wohnlage lässt<br />

sich ableiten, an welchen Erfahrungen<br />

es den <strong>Kinder</strong>n mangeln könnte, was<br />

ihnen das Leben schwer macht, woran<br />

sie nicht teilhaben können (vgl. Heft 107<br />

von Grundschule aktuell zum Thema<br />

„allen <strong>Kinder</strong>n gerecht werden“).<br />

Dafür Ausgleiche zu schaffen ist die<br />

eine Seite der Herausforderung.<br />

Schwieriger ist der Blick auf die Sorgen<br />

von <strong>Kinder</strong>n, ihre Ängste und<br />

Hemmnisse im Zusammenleben, gerade<br />

in der schwierigen Zeit während und<br />

nach der Pandemie sowie vielfältiger<br />

Krisen und Kriege in der Welt, die auch<br />

vor unseren <strong>Kinder</strong> nicht haltmachen.<br />

<strong>Kinder</strong>n über ein vertrauensvolles und<br />

respektvolles Miteinander und ehrliche,<br />

ernst gemeinte Beziehungen Zuversicht<br />

und Verlässlichkeit zu vermitteln, wird<br />

sie grundsätzlich ermutigen, ihre Ideen<br />

und Überlegungen in die Gemeinschaft<br />

einzubringen, weil sie Blamage nicht<br />

fürchten müssen. Ein vertrauensvolles<br />

Klima kann <strong>Kinder</strong>n helfen, offener zu<br />

werden und trotz wenig gesicherter Voraussetzungen<br />

einen selbstbewussteren<br />

Weg einzuschlagen. Dafür braucht es<br />

Lehrkräfte und andere Erwachsene, die<br />

ihre Fähigkeiten erkennen, ihnen Beteiligung<br />

ermöglichen, Ziele aufzeigen und<br />

verlässliche Begleitung anbieten.<br />

Weitere Unterstützungsangebote<br />

– das Dorf<br />

Alle <strong>Kinder</strong> und besonders diejenigen, die<br />

Unterstützungsbedarf signalisieren, in den<br />

Unterricht und in das soziale Miteinander<br />

der Klasse und der Schulgemeinschaft<br />

einzubinden ist eine herausfordernde<br />

pädagogische Aufgabe, die sowohl tragende<br />

pädagogische Beziehungen<br />

braucht wie auch ein „Klima“ für diesen<br />

4 GS aktuell 165 • Februar 2024

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