Kinder Stärken erleben lassen
GSa165_Feb24_ES
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Thema: <strong>Kinder</strong> <strong>Stärken</strong> <strong>erleben</strong> <strong>lassen</strong><br />
Maresi Lassek<br />
<strong>Kinder</strong>stärken! <strong>Kinder</strong> stärken!!<br />
Starke <strong>Kinder</strong>!!!<br />
Das Wortspiel in der Überschrift möchte auf die zahlreichen Facetten des Themenschwerpunkts<br />
in diesem Heft aufmerksam machen: <strong>Kinder</strong> stark zu machen<br />
meint, sie dabei zu unterstützen, ihre <strong>Stärken</strong> erfahren zu können. <strong>Stärken</strong>, die<br />
sie für ihre Zukunft in einer globalisierten und von digitalen Informationstechnologien<br />
zunehmend bestimmten Welt brauchen, <strong>Stärken</strong> für gesellschaftliche<br />
und technische Veränderungen, die ihre Eltern, Pädagoginnen, Pädagogen und<br />
politisch Verantwortliche nur erahnen können.<br />
Es geht um Fragen, wie möglichst<br />
vielen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
der jetzigen und zukünftiger<br />
Generationen Chancen eröffnet werden<br />
können, ihre individuellen Möglichkeiten<br />
zu entdecken, deren Wirkung zu<br />
erproben, daraus Folgerungen für das<br />
eigene Handeln zu ziehen, aus den <strong>Stärken</strong><br />
zu lernen und mit deren Hilfe Mut<br />
und Energie zu entwickeln, sich auch<br />
mit neuen, vielleicht mühsamen und<br />
kritischen Aufgaben und Problemen<br />
auseinanderzusetzen. Für dieses Ziel<br />
sind gleichermaßen die Lebenswelt<br />
Familie wie auch der Lebens- und Lernraum<br />
Schule bedeutsam und verantwortlich.<br />
Dieser Beitrag möchte<br />
zudem aufzeigen, wie wichtig es ist, <strong>Kinder</strong><br />
zu (be)stärken, damit sie sich zu<br />
selbstbewussten und verantwortungsvollen<br />
Persönlichkeiten entwickeln,<br />
um – gut ausgestattet – ihre eigene<br />
Zukunft mitzugestalten sowie an der<br />
Zukunftsgestaltung der Gesellschaft<br />
aktiv mitwirken zu können.<br />
„Es braucht ein ganzes Dorf,<br />
um ein Kind aufzuziehen,“ …<br />
… formuliert ein Sprichwort aus Afrika<br />
eine Aussage, die ebenso für das<br />
Anliegen „<strong>Kinder</strong> stärken“ stehen kann.<br />
Das „Dorf “, das sind selbstverständlich<br />
Eltern und Familie, weiterhin die Kita,<br />
die Schule, der Sportverein und andere<br />
sowie die Nachbarschaft. Gehört<br />
zu werden, eingebunden und beteiligt<br />
zu sein in der Familie, über Bildungsinstitutionen,<br />
über Sozial- und Freizeitangebote<br />
stärkt – im besten Fall im<br />
Zusammenwirken aller – das Kind.<br />
Aus unterschiedlichen Gründen gelingt<br />
es manchen Eltern nicht, ihr Kind<br />
auf einen sicheren und stabilen Zukunftsweg<br />
zu bringen, ihm <strong>Stärken</strong> mitzugeben,<br />
die helfen, die Anforderungen<br />
der Schule und Veränderungen durch<br />
unterschiedliche soziale Bezüge gut zu<br />
meistern. Umso präsenter muss den Erziehenden<br />
und Lehrkräften in Kita und<br />
Schule sein, dass sie Verantwortung für<br />
alle <strong>Kinder</strong> tragen, einige davon ihre<br />
Unterstützung intensiver benötigen und<br />
unterschiedliche Ausgangsbedingungen<br />
nicht automatisch zu ungleichen Chancen<br />
führen dürfen. Die Schulgemeinschaft<br />
hat hohe Bedeutung, wenn es um<br />
das kognitive und lebenskundliche Lernen<br />
geht, genauso auch dafür, dass <strong>Kinder</strong><br />
gute mentale und soziale Grundlagen<br />
für das Zusammenleben in einer<br />
Gemeinschaft erwerben können. Mit<br />
dem Auftrag, die individuellen Möglichkeiten<br />
von <strong>Kinder</strong>n in einer inklusiven<br />
Lerngemeinschaft zu erkennen, zu würdigen<br />
und zu stärken, ist ein hoher Anspruch<br />
verbunden.<br />
Es braucht ein ganzes Dorf,<br />
… und es geht um <strong>Stärken</strong><br />
und um das <strong>Stärken</strong>, …<br />
… aber es geht nicht für alle um<br />
das Gleiche, sondern um individuell<br />
unterschiedliche <strong>Stärken</strong>. <strong>Stärken</strong>,<br />
die jedem Kind auf seine Weise<br />
ermöglichen, mit sich selbst, seiner<br />
Rolle in Familie und Schulgemeinschaft,<br />
mit Herausforderungen und<br />
Anregungen neugierig, mutig und<br />
selbstbewusst umzugehen und darüber<br />
hinaus die Reaktionen und Verhaltensweisen<br />
anderer zu beobachten<br />
und verstehen zu lernen. <strong>Stärken</strong>, die<br />
im kognitiven und handwerklichen<br />
Können, im sozialen, schulischen, indi-<br />
Maresi Lassek, Mitglied im Vorstand<br />
der GSV-Landesgruppe Bremen<br />
viduellen und gemeinsamen Lernen,<br />
in der Bewältigung von Hindernissen<br />
und Krisen liegen können, deren Entwicklung<br />
geprägt ist von Erfahrungen,<br />
Ermutigungen, Erfolgserlebnissen, auch<br />
Misslingensmomenten, von Vertrauen,<br />
Sicherheit, Strukturen und Beziehungen.<br />
Nicht selbstverständlich sind allen <strong>Kinder</strong>n<br />
in ihrem Lebensumfeld und im<br />
Laufe ihrer Biografie Möglichkeiten<br />
gegeben, ihre besonderen <strong>Stärken</strong> auch<br />
zu erfahren und zu erproben.<br />
Trotzdem soll sich jedes Kind seiner<br />
<strong>Stärken</strong> bewusst werden können und<br />
darüber das Vertrauen entwickeln, seine<br />
Schwächen nicht verstecken zu müssen,<br />
sondern konstruktiv damit umzugehen,<br />
vielleicht sogar offensiv, wie es Andreas<br />
Steinhöfel in einem Interview vertritt.<br />
Bildungschancen sind ungleich verteilt.<br />
Besonders wir in Deutschland wissen,<br />
dass Bildungsentwicklung viel zu<br />
stark abhängig ist von den durch das Elternhaus<br />
ermöglichten Startbedingungen<br />
und die mehr oder weniger gelingende<br />
Kompensation in den Bildungseinrichtungen.<br />
Kita und Schule können<br />
es unter den gegebenen Bedingungen<br />
nicht schaffen, die Startbedingungen von<br />
<strong>Kinder</strong>n chancengerecht auszugleichen.<br />
Sie können es nicht schaffen, all die Gelegenheiten,<br />
die ein ökonomisch gut situiertes<br />
Familiengefüge einem Kind von<br />
Geburt an bieten kann, über kognitiv anregende,<br />
sprachlich fördernde, kulturelle<br />
und soziale Anregungen zur Verfügung<br />
zu stellen. Aber sie können <strong>Kinder</strong> in<br />
ihrem Selbstbewusstsein und Selbstbild<br />
GS aktuell 165 • Februar 2024<br />
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