Kinder Stärken erleben lassen
GSa165_Feb24_ES
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Praxis: Rundschau <strong>Kinder</strong> <strong>Stärken</strong> <strong>erleben</strong> <strong>lassen</strong><br />
lichkeiten der Lernumgebung an. Sowohl<br />
die Präsentation im Seminar an<br />
der Universität als auch der Markt der<br />
Möglichkeiten stehen für Teilnehmende<br />
der jeweils anderen Phase offen. Studierende<br />
erhalten zudem erste Einblicke in<br />
den Vorbereitungsdienst und für die LiV<br />
wird der Bezug zu aktuellen Inhalten des<br />
Studiums hergestellt.<br />
Ziele des Lehrprojekts<br />
Das übergeordnete Ziel des Lehrprojekts<br />
ist es, eine effektive und strukturierte<br />
Verzahnung zwischen der<br />
1. Phase des Studiums und der 2. Phase<br />
des Vorbereitungsdienstes in der Lehrkräftebildung<br />
zu erreichen. Durch die<br />
Nutzung von Synergien soll ein Umfeld<br />
geschaffen werden, in dem Studierende,<br />
LiV, Dozierende und Lehrbeauftragte<br />
gleichermaßen voneinander profitieren<br />
können. Für die jeweiligen Phasen<br />
ergeben sich damit im Rahmen des<br />
Lehrprojekts die im Kasten aufgeführten<br />
Ziele.<br />
Mehrwert für alle Beteiligten<br />
Die Studierenden profitieren von der<br />
Vernetzung, indem sie besser verstehen,<br />
warum sie bestimmte Inhalte<br />
im Studium erlernen und wie diese<br />
in der Schulpraxis Anwendung finden.<br />
Für die LiV wird das im Studium<br />
erlernte Wissen in den Kontext der<br />
aktuellen schulischen Realität gesetzt.<br />
Der Perspektivwechsel in die temporäre<br />
Rolle einer Mentorin bzw. eines Mentors<br />
hat das Potenzial, die LiV zu reflektierteren<br />
Lehrpersonen auszubilden. Beide<br />
Gruppen agieren zudem als Multiplikator*innen,<br />
die ihr Wissen und ihre<br />
Erfahrungen an die Lehrkräfte im Schuldienst<br />
weitergeben. Die Schüler*innen<br />
profitieren von den passgenauen Lernangeboten<br />
und den Individualisierungspotenzialen<br />
im Teamteaching.<br />
Die Dozierenden und die Lehrbeauftragten<br />
profitieren von Aktualität und<br />
Vernetzung der Inhalte beider Phasen.<br />
Durch den regelmäßigen Austausch<br />
über ein zeitgemäßes, kompetenzorientiertes<br />
und fachdidaktisch fundiertes<br />
Leistungs- und Unterrichtsverständnis<br />
wird eine kontinuierliche Anpassung<br />
und Verbesserung der Lerninhalte sichergestellt.<br />
Eine solche nahtlose, kompetenzorientierte<br />
und praxisnahe Ausbildung<br />
der zukünftigen Lehrkräfte mildert<br />
den sogenannten „Praxisschock“.<br />
Ziele in der 1. Phase (Studium)<br />
• Die Studierenden wenden die erworbenen<br />
Theorien und Modelle aus der<br />
Fachdidaktik (im Bereich der natürlichen<br />
Differenzierung) auf konkrete<br />
Unterrichtssituationen an. Bei der<br />
Planung von Unterricht berücksichtigen<br />
sie die Lernvoraussetzungen der<br />
Schüler*innen.<br />
• Die Studierenden können die Wirksamkeit<br />
ihres entwickelten Unterrichts<br />
im Hinblick auf das mathematische<br />
Lernen der Schüler*innen in der<br />
Grundschule begründet einschätzen.<br />
Darauf basierend, können sie die konzipierten<br />
Lernangebote entsprechend<br />
überarbeiten.<br />
Ziele in der 2. Phase (Vorbereitungsdienst)<br />
• Die LiV nutzen fachdidaktische Modelle<br />
für ihre Unterrichtsplanung.<br />
• Sie übernehmen die Rolle einer Mentorin<br />
bzw. eines Mentors, indem sie Studierende<br />
bei der Konzeption und der<br />
Durchführung von Lernumgebungen<br />
begleiten, und entwickeln ihre professionellen<br />
Reflexionsfähigkeiten weiter.<br />
Erfahrungen aus dem ersten<br />
Projektdurchlauf<br />
Der erste Durchlauf des Lehrprojekts im<br />
Wintersemester 2022/2023 hat wichtige<br />
Einblicke und Erfahrungen sowohl für<br />
Studierende als auch für LiV geliefert. Insgesamt<br />
wurden acht Tandems gebildet, die<br />
jeweils aus zwei Studierenden und einer<br />
LiV bestanden. Die Tandems befanden<br />
sich das ganze Semester hinweg in einer<br />
intensiven Zusammenarbeit. Sie konzipierten<br />
gemeinsam die Lernumgebungen<br />
und entwickelten Unterrichtsmaterialien,<br />
die am Ende des Semesters allen<br />
beteiligten Akteur*innen als Ideenpool<br />
für die weitere Unterrichtsplanung<br />
zur Verfügung standen. Die Vielfalt der<br />
erarbeiteten Unterrichtsmaterialien war<br />
beachtlich. Themen wie „Körperforscher“,<br />
„Symmetrien an Schneeflocken“, „Bandornamente“,<br />
„Geheimnisvolle Mauern“,<br />
„Wichtelzahlen“ und „Wir bauen einen<br />
Zoo“ kamen zur Anwendung. Die konzipierten<br />
Lernumgebungen wurden in<br />
Grundschulk<strong>lassen</strong> der Jahrgangsstufen<br />
1 bis 3 durchgeführt. Nach der Durchführung<br />
fanden in den jeweiligen Tandems<br />
Reflexionen der von den Studierenden<br />
durchgeführten Unterrichtseinheiten<br />
statt.<br />
Das Feedback der beteiligten Studierenden<br />
war durchweg positiv. Eine der<br />
Studierenden betonte die Bedeutung<br />
der Anwesenheit und Unterstützung der<br />
LiV im K<strong>lassen</strong>raum: „Ich fand das sehr<br />
sympathisch. Sie war immer da, also<br />
jetzt im K<strong>lassen</strong>raum, wenn sie was gesehen<br />
hat, was wir nicht wissen konnten,<br />
dann hat sie mich da unterstützt. Sie hatte<br />
auch Ideen, wie wir das noch gestalten<br />
könnten.“<br />
Die sorgfältige Nachbereitung des<br />
Unterrichts durch die LiV wurde ebenfalls<br />
hervorgehoben. „Also was uns sehr<br />
positiv aufgefallen ist, die Referendarin<br />
hat sich danach die Zeit genommen, die<br />
Stunde mit uns gemeinsam auszuwerten,<br />
und hat uns auch gesagt, was wir verbessern<br />
könnten in unserem Umgang mit<br />
den Schülern oder auch bei unserem<br />
Auftreten“, so das Feedback einer anderen<br />
Studierenden.<br />
Auch die LiV fanden das Projekt gewinnbringend.<br />
Eine Teilnehmerin merkte<br />
an: „Ich hatte Lust auf das Projekt und<br />
fand das praktische Ausprobieren sehr<br />
wertvoll. Solche Projekte sollte es öfter<br />
geben.“ Die intensive, wenn auch zeitintensive<br />
Zusammenarbeit wurde als<br />
gewinnbringend für beide Seiten beschrieben.<br />
Eine andere Teilnehmerin resümierte:<br />
„Die Zusammenarbeit war für<br />
mich sehr angenehm. Es gab immer wieder<br />
gemeinsame Absprachen, die zwar<br />
relativ zeitintensiv waren, aber dennoch<br />
gewinnbringend.“ Besonders wertvoll<br />
schien der fortlaufende gemeinsame<br />
Austausch: „Wir haben viel diskutiert.<br />
Teamteaching ist einfach toll.“<br />
Reflexive Fähigkeiten von<br />
Studierenden<br />
Design des Forschungsprojekts<br />
Das Lehrprojekt wird seitens der Technischen<br />
Universität wissenschaftlich<br />
begleitet. Die qualitative Studie gibt<br />
Einblicke in die reflexiven Fähigkeiten<br />
von Studierenden des Lehramts Grundschule<br />
im Fach Mathematik. Dabei wird<br />
zwei grundlegenden Forschungsfragen<br />
nachgegangen:<br />
1. Welche Reflexionsanlässe nehmen<br />
Studierende in ihren selbst durchgeführten<br />
und videografierten Unterrichtssituationen<br />
wahr?<br />
2. Wie genau erfolgt diese Reflexion der<br />
Studierenden?<br />
Die Datenerhebung erfolgte im Winter<br />
2022/2023 in Dresden und umfasste<br />
42<br />
GS aktuell 165 • Februar 2024