Kinder Stärken erleben lassen
GSa165_Feb24_ES
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Praxis: Rundschau <strong>Kinder</strong> <strong>Stärken</strong> <strong>erleben</strong> <strong>lassen</strong><br />
ebenso im Fokus ihrer Betrachtungen.<br />
Außerdem ziehen die Studierenden<br />
weitreichende Schlüsse für ihr<br />
zukünftiges Unterrichtshandeln und<br />
leiten begründet Alternativen ab. Im<br />
Projekt ist deutlich geworden, dass die<br />
Studierenden die beobachteten Unterrichtssequenzen<br />
nicht nur oberflächlich<br />
auf einer beschreibenden Ebene reflektieren,<br />
sondern komplexe Zusammenhänge<br />
wahrnehmen und die Lern- und<br />
Bearbeitungsprozesse der Schüler*innen<br />
tiefgründig interpretieren.<br />
Aktuelle Entwicklungen des<br />
Lehrprojekts und Ausblick<br />
Das Lehrprojekt wurde nach dem ersten<br />
Durchlauf einer internen Evaluation<br />
unterzogen. Dabei wurden insbesondere<br />
für das Seminar an der Universität einige<br />
Anpassungen vorgenommen. So sollen<br />
beispielsweise mehr Möglichkeiten<br />
des Austauschs unter allen Akteur*innen<br />
(Lehrbeauftragte beider Phasen, Studierende,<br />
LiV) an zwei festen Terminen im<br />
Semester angeboten werden. Im aktuell<br />
laufenden Wintersemester 2023/2024<br />
wird das Lehrprojekt inklusive der<br />
wissenschaftlichen Begleitung seitens der<br />
Universität nochmals durchgeführt.<br />
Perspektivisch ist geplant, auch die Entwicklung<br />
berufsbezogener Reflexionsfähigkeiten<br />
von LiV durch den temporären<br />
Rollenwechsel in die Funktion einer<br />
Mentorin bzw. eines Mentors noch während<br />
des Vorbereitungsdienstes zu untersuchen.<br />
Damit verbunden ist ein Modell<br />
einer weiterhin phasenorientierten Lehrkräfteausbildung,<br />
die phasenübergreifend<br />
kooperiert, um angehende Lehrkräfte mit<br />
einer starken Berufsorientierung ohne<br />
Vernachlässigung der Wissenschaftsbasierung<br />
auszubilden. Dabei können diese<br />
Synergien auch dafür genutzt werden,<br />
um dem Lehrkräftemangel durch eine<br />
Entlastung von Mentor*innen zu begegnen.<br />
Vielversprechend wird die erneute<br />
Projektbeteiligung der Studierenden nach<br />
dem Wechsel in den Vorbereitungsdienst<br />
sein.<br />
Die hier vorgestellten Erfahrungen am<br />
Beispiel der Grundschuldidaktik Mathematik<br />
regen dazu an, Synergiepotenziale<br />
phasenübergreifender Zusammenarbeit<br />
auch in anderen Fachdidaktiken sowie<br />
Schularten zu erproben. Ebenso ist zukünftig<br />
eine überregionale Vernetzung<br />
über den Standort Dresden hinaus angedacht.<br />
<br />
Andreas Grajek,<br />
Annett Mathea-Kreuter, Susanne Wöller<br />
Literaturangaben zum Artikel können<br />
Sie von unserer Website herunterladen:<br />
https://t1p.de/GSa165Lit<br />
Mitteilung<br />
Zum Tod von Gertraud Greiling –<br />
ein langjähriges Mitglied des GSV<br />
Anfang November 2023 verstarb mit 87 Jahren Gertraud<br />
Greiling, eine große Pädagogin, die sich bis zu ihrem Tod<br />
für die Reform der Grundschule eingesetzt hat.<br />
Gertraud Greiling war frühzeitig im Grundschulverband, damals<br />
„Arbeitskreis Grundschule“, aktiv – im sogenannten Beirat nach<br />
der Vereinsgründung. Gemeinsam mit Mitakteurinnen erhielt<br />
sie 1981 von Erwin Schwarz, dem Gründer des Verbandes, den<br />
„Grundschulpreis 81 für hartnäckige Lehrerinnen“ verliehen. An<br />
der Wartburg-Grundschule in Münster-Gievenbeck hatte Gertraud<br />
Greiling gemeinsam mit Lehrerinnen und einer Sozialpädagogin<br />
über Jahre hinweg die pädagogische Arbeit grundlegend<br />
verändert:<br />
• kindgerechte Rhythmisierung statt verfächertem Stundenplan<br />
• Lernwerkstatt und freie Arbeit statt Stillsitzunterricht<br />
• Welterkundung innerhalb und außerhalb der Schule statt<br />
Buchunterricht<br />
• Öffnung des Unterrichts für unterschiedliche Interessen und<br />
Lernwege statt lehrerzentriertem Unterricht<br />
• Teamarbeit statt Lehrkraft als Einzelkämpfer<br />
• pädagogisch durchgestalteter Ganztag statt vormittäglicher<br />
Stundenschule (siehe Band 148/149 „Auf dem Weg zur<br />
kindergerechten GS“ S. 208 ff.).<br />
Die 1980er-Jahre waren in Grundschulen eine pädagogische<br />
Aufbruchzeit.<br />
40 Jahre später haben diese Impulse für Schulentwicklung in<br />
keiner Weise an Bedeutung verloren.<br />
Nach ihrer Pensionierung hat Gertraud Greiling als Gründungsschulleiterin<br />
der KOSMOS-Bildung Münsterlandschule Tilbeck<br />
ihr zweites Großprojekt als engagierte, unermüdliche Pädagogin<br />
begonnen und mit Hartnäckigkeit und Biss immer im Sinne<br />
jedes einzelnen Kindes und der Lebensgemeinschaft in der<br />
Schule Empathie und Führungsstärke gezeigt und pädagogisch<br />
Sinnvolles gegen alle Windmühlen erkämpft.<br />
Von Pädagoginnen wie Gertraud Greiling dürfen wir auch heute<br />
noch lernen, uns gemeinsam mit vielen anderen im GSV zu<br />
engagieren, denn wir alle wissen, wofür wir dies tun: KINDER.<br />
LERNEN.ZUKUNFT. Jetzt!<br />
Gabriele Klenk<br />
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GS aktuell 165 • Februar 2024