My Factory 04/2024

MY STORY
Industrie 4.0 und Digitalisierung sind für den Safety und
Security-Experten Pilz nicht mehr nur ein Zukunftsprojekt, sondern
werden im Unternehmen und in den Produktionsprozessen gelebt.
Über die vielfältigen Aktivitäten und Maßnahmen, die das Unternehmen
bereits realisiert hat und weiterhin plant, berichtet Ruben Conzelmann,
Senior Vice President Production and Logistics im Interview.
Was war der Auslöser für die
digitale Transformation bei
Pilz – wie, wann und wo
beginnt die Geschichte?
Wie lief bzw. läuft der Prozess
der Digitalisierung bei Pilz ab?
Gab es verschiedene
Stationen?
Sie haben auch eigens
die „Pilz Denkfabrik 4.0“
eingerichtet. Was genau
verbirgt sich dahinter?
Pilz ist in vielen Gremien
aktiv, die die Digitalisierung
und Industrie 4.0 vorantreiben.
Was bedeutet das für die
interne Weiterentwicklung
in Ihrem Unternehmen?
Im letzten Jahr durfte Pilz seinen 75. Geburtstag feiern. 1948 gegründet, hat
sich unser Familienunternehmen immer wieder gewandelt – von der Glasbläserei
zum Elektronikunternehmen, zum Automatisierer und Digitalisierer.
Wandel und Innovation sind Teil unserer DNA.
Die Entwicklung lässt sich gut anhand unserer Innovationen zeigen: Peter
Pilz, der Vater der heutigen Geschäftsführer, war ein Visionär. Er hat früh das
Potenzial der Elektronik für den Maschinenbau erkannt. Pilz war Anfang der
70er Jahre eines der allerersten Unternehmen in Europa, das SPS-Systeme
auf den Markt gebracht hat. Renate Pilz, seine Ehefrau, die nach seinem Tod
das Unternehmen fortgeführt hat, berichtet, dass körbeweise Beschwerdebriefe
bei Peter Pilz eingingen, wie er es wagen könne, Elektronik in den
soliden Maschinenbau einzuführen. 1987 haben wir mit dem PNOZ das
weltweit erste Sicherheitsschaltgerät für den zuverlässigen Stopp von
Maschinen im Gefahrenfall auf den Markt gebracht. Und 1995 kam dann
das weltweit erste frei programmierbare, sichere Steuerungssystem PSS 3000
auf den Markt. Jetzt erst wurde es möglich, elektronische Steuerungen in der
Sicherheitstechnik einzusetzen. Bis dahin war dies ausdrücklich untersagt,
sogar „verboten“.
Abgesehen von den Produkten haben wir die Digitalisierung und den
Trend zur Software früh im Unternehmen selbst antizipiert. 1998 haben wir
beispielsweise eine eigene Softwareentwicklung im irischen Cork gegründet.
Wer erfolgreich digitale Produkte und Lösungen anbieten will, der muss
Digitalisierung auch intern leben. Das gelingt am besten, wenn man die
verschiedenen Disziplinen in einen Austausch bringt. Bereits vor über
10 Jahren haben wir daher Abteilungen wie IT, Produktionstechnik und
Produktion in einer Denkfabrik zusammengebracht. Wir wollten dem
Zusammenwachsen von IT, Maschinenbau und Automatisierungstechnik
einen Raum geben. Einzeln kommt man nicht weit, erst im Austausch
und in der Zusammenarbeit entsteht Neues.
Die Zukunft entsteht wie gesagt im Dialog, im Miteinander. Davon sind
wir bei Pilz überzeugt. Wir suchen und pflegen den Austausch mit
Forschungsplattformen wie Arena 2036 oder Smart Factory KL, arbeiten
eng mit verschiedenen Hochschulen zusammen oder engagieren uns seit
vielen Jahren in Normungsgremien oder Institutionen wie dem KIT. Dort
werden Zukunftstrends und neue Produktionsmethoden diskutiert und
in Projekten gleich auf ihre Praxistauglichkeit getestet.
www.myfactory-magazin.de MY FACTORY 2024/04 21