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My Factory 04/2024

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DRUCKLUFTTECHNIK<br />

abgeschieden und gesammelt wird. So entsteht zu 98 % reines<br />

Kohlendioxid. Dieses wird mit Wasserstoff zu Synthesegas vermischt.<br />

Auf der Oberfläche eines speziell produzierten Katalysators<br />

findet die Umsetzung dieses Synthesegases zu Methanol<br />

statt. In der Methanol-to-Gasoline(MTG)-Anlage erfolgt die<br />

Umwandlung von Methanol in synthetisches Benzin. Dazu ist<br />

ein spezieller MTG-Katalysator im Einsatz, der in der ersten<br />

Phase des Projektes 130 000 Liter grünen Kraftstoff produzieren<br />

soll. Es ist vorgesehen, die Produktion nach erfolgreichem Start<br />

auf eine Menge von 55 Mio. Liter E-Fuel zu erhöhen. Ab 2026<br />

könnten dann sogar 550 Mio. Liter produziert werden. Hauptabnehmer<br />

des Kraftstoffs wird zunächst ein namhafter Sportwagenhersteller<br />

sein.<br />

DRUCKLUFTKOMPETENZ IN ZWEI CONTAINERN<br />

Boge lieferte für das Projekt Haru Oni zwei 40-ft-Container mit<br />

unterschiedlicher Ausstattung. In dem einen Container installierte<br />

der Druckluftexperte einen ölgeschmierten, frequenzgeregelten<br />

Schraubenkompressor mit einer Leistung von 75 kW,<br />

der Druckluft mit einer Liefermenge von 2,76 bis 12,34 m³/min<br />

zur Verfügung stellt. Weitere Bestandteile sind eine Druckluftaufbereitung<br />

sowie ein Stickstoffgenerator, der nach dem Pressure-<br />

Swing-Adsorption(PSA)-Verfahren arbeitet. Gereinigte Druckluft<br />

durchströmt dabei einen Behälter, der mit Aktivkohle gefüllt ist.<br />

Die Sauerstoffmoleküle der Luft werden während der Durchströmung<br />

adsorbiert. So entsteht Stickstoff mit einer Reinheit von<br />

99,99 %. Dieser Stickstoff wird gespeichert und steht anschließend<br />

für die Weiterverwendung zur Verfügung.<br />

Darüber hinaus entwickelte Boge ein CO 2<br />

-System mit vor- und<br />

nachgeschaltetem Equipment. Im zweiten Container wurde dazu<br />

ein Kolbenkompressor installiert, der mit einer speziell für Boge<br />

angefertigten Blase zur CO 2<br />

-Speicherung kombiniert wurde. „In<br />

Zusammenarbeit mit einem ausgesuchten Hersteller haben wir<br />

ein spezielles Konzept erstellt“, erklärt Bernd Kleffmann, Senior-<br />

Projektleiter bei Boge. „Der erste Ansatz von uns war, einen<br />

festen Behälter zur Speicherung des CO 2<br />

zu verwenden, analog<br />

zu den herkömmlichen Behältern zur Speicherung von Druckluft.<br />

Basis des Systems ist jetzt eine Blase aus gummiertem Gewebe,<br />

die in dem Container installiert wurde und diesen in gefülltem<br />

Zustand zu zwei Drittel ausfüllt.“ Insgesamt lassen sich so bis zu<br />

20 000 Liter CO 2<br />

speichern.<br />

Das in der vorgeschalteten Anlage direkt aus der Luft gewonnene<br />

CO 2<br />

wird zunächst mithilfe spezieller Komponenten temperatur-<br />

und drucküberwacht. Dann wird das Gas in den Ballon<br />

geleitet, der sich aufbläht. Ist ein vordefinierter Füllstand erreicht,<br />

startet der nachgeschaltete Kolbenkompressor und verdichtet<br />

das CO 2<br />

auf 20 bar. Das komprimierte Gas wird nochmals<br />

zwischengespeichert und dann aus dem Container geleitet, um<br />

im nächsten Anlagenbereich mit dem Wasserstoff zu reagieren<br />

und das Synthesegas zu bilden. Das gesamte System unterliegt<br />

einer laufenden Überwachung.<br />

FLEXIBILITÄT ALS OBERSTES GEBOT<br />

Boge soll für das Pilotprojekt Druckluft mit der Qualitätsklasse<br />

1-2-1 nach DIN ISO 8573-1 liefern. Die Partikelgröße der Feststoffverunreinigungen<br />

muss also zwischen 0,1 und 0,5 µm<br />

liegen. Der maximale Drucktaupunkt liegt bei -40 °C und der<br />

Ölgehalt beträgt maximal 0,01 mg/m³. Darüber hinaus hat Boge<br />

hohe projektspezifische Anforderungen zu erfüllen. Dazu gehört<br />

eine umfangreiche Dokumentation. „Die sicherlich größte<br />

Herausforderung bestand in der laufenden Änderung hinsichtlich<br />

der zu liefernden Medien und des zur Verfügung gestellten<br />

CO 2<br />

“, so Bernd Kleffmann. „Die integrierten Anlagen sind<br />

weitestgehend Pilotanlagen, die teilweise zum ersten Mal<br />

betrieben werden und perfekt aufeinander abgestimmt werden<br />

müssen. Daher kam es auch während der gesamten Projektierungsphase<br />

immer wieder zu Änderungen, auf die wir reagieren<br />

mussten. Flexibilität war gefragt.“<br />

So passte Boge beispielsweise das System im zweiten Container<br />

mehrmals an veränderte CO 2<br />

-Liefermengen sowie unterschiedliche<br />

Drücke an. Der Druckluftexperte ist in der Lage, die Anlage<br />

derart umzurüsten, dass selbst bei unterschiedlichen Drücken<br />

ein sicherer Betrieb gewährleistet ist. Auch die geforderte Stickstoffmenge<br />

variierte über den gesamten Projektierungszeitraum.<br />

Da zum derzeitigen Zeitpunkt weniger Stickstoff benötigt als produziert<br />

wird, erfolgt gegebenenfalls noch eine weitere Anpassung<br />

vor Ort. Der zunächst nicht genutzte Stickstoff könnte in einem<br />

zusätzlichen Anlagenteil weiter verdichtet werden und stünde<br />

dann für andere Anwendungen zur Verfügung.<br />

FAZIT<br />

BOGE STELLT IN DIESEM<br />

PROJEKT SEINE KOMPETENZ<br />

IM BEREICH CUSTOMIZED<br />

SOLUTIONS UNTER BEWEIS<br />

Boge stellt in diesem zukunftsorientierten Projekt einmal mehr<br />

seine Kompetenz im Bereich Customized Solutions unter Beweis.<br />

Höchste Ansprüche und spezielle Anforderungen konnten effizient,<br />

zuverlässig und kostenoptimiert erfüllt werden. „Dass wir<br />

mit der Kombination aus bewährter Boge-Technik und unserem<br />

Ingenieurwissen einen Beitrag zur Verbesserung des Klimaschutzes<br />

leisten, macht uns sehr stolz“, konstatiert Bernd Kleffmann.<br />

Bilder: Boge Kompressoren<br />

www.boge.com<br />

AUTOR<br />

Christian Schlueter,<br />

Leiter Marketing, Boge Kompressoren<br />

GmbH & Co. KG, Bielefeld<br />

MIT GRÜNEM WASSERSTOFF<br />

ZU E-FUEL<br />

Haru Oni ist ein ganz besonderes<br />

Zukunftsprojekt, das auf modernste<br />

Technologien setzt, um grünen Wasserstoff<br />

und dessen Folgeprodukte nachhaltig zu<br />

produzieren. Dabei kann der Kraftstoff<br />

direkt in bestehenden Fahrzeugen eingesetzt<br />

werden. Das macht ihn zu einem<br />

wertvollen Produkt bei der Erreichung<br />

hochgesteckter Klimaziele.<br />

www.myfactory-magazin.de MY FACTORY <strong>2024</strong>/<strong>04</strong> 37

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