schreibimpulse - Lesekultur macht Schule
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SCHREIBIMPULSE<br />
SPRACHSPIELEREIEN<br />
LESEKULTUR MACHT SCHULE | 2008<br />
KONKRETE POESIE<br />
In diesem Abschnitt wollen wir uns dem Spiel mit der Sprache zuwenden – ohne Einschränkung, ohne<br />
festgesetzte Regeln. Alles ist erlaubt, was Spaß <strong>macht</strong>, die Fantasie darf wilde Blüten treiben und<br />
ausufern. Die SchülerInnen sollen ihre gewohnten Denkmuster, ihre Sprachregeln durchbrechen. Sie<br />
dürfen, nein, sie sollen ihre Grenzen ausloten und am besten überschreiten. Wir Lehrer sind in diesem<br />
Fall nicht Zollbeamte, sondern Reiseleiter in ein neues Land, ins Land der Sprachspiele.<br />
Es wird vielen SchülerInnen leicht fallen und große Freude bereiten, wenn sie ihre Kreativität ausleben<br />
können, manche allerdings werden anfangs mit der ungewohnten Anforderung schlecht zurecht<br />
kommen. „Mir fällt nichts ein“, ist vielfach der verzweifelte Ausruf, wenn sie plötzlich dazu angehalten<br />
werden, Ideen zu entwickeln, die nichts mit den alltäglichen Anforderungen zu tun haben, die die<br />
<strong>Schule</strong> normalerweise an sie stellt. Doch wenn man diesen SchülerInnen etwas Zeit gibt und sie nicht<br />
drängt, wenn man ihnen nicht den Mut nimmt und ihre anfänglich zaghaften Versuche unterstützt und<br />
ihr Selbstvertrauen stärkt, dann kann es sein, dass sie plötzlich Spaß am unkonventionellen<br />
Experimentieren mit der sonst so streng reglementierten Sprache entwickeln.<br />
Als Einstieg eignen sich u.a. Gedichte von Christian Morgenstern (Fisches Nachtgesang, Das große Lalula,<br />
Der Trichter, Das Mondschaf, …), von Eugen Gomringer (Das Schweigen…), von Ernst Jandl (Ottos Mops …)<br />
oder Hugo Balls „Karawane“.<br />
Die Werke dieser Autoren beweisen, dass das Experimentieren mit Buchstaben, Wörtern und Zeichen,<br />
das Erkunden von Möglichkeiten, die die phonetische, akustische und visuelle Dimension der Sprache<br />
bietet, ungewöhnliche und interessante Ergebnisse zeitigt.<br />
Nach meiner Erfahrung eignet sich die visuelle Poesie sehr<br />
gut, um SchülerInnen für das Spiel mit der Sprache zu<br />
begeistern. Ich lasse sie bestimmte Wörter, die sich<br />
optisch besonders gut in konkreter Form zu Papier<br />
bringen lassen, darstellen (z.B.: Turm, Tisch, Stuhl,<br />
Lokomotive, Regen, Sonne, zittern…).<br />
Ist der Bann einmal gebrochen, fallen den Kindern immer<br />
eigene Wörter ein, die sie visuell festhalten. Wie gesagt,<br />
Grenzen sind nicht nur da, um einzugrenzen, sie laden<br />
auch zur Überschreitung ein.<br />
www.lesekultur.ksn.at<br />
Schülerarbeit zu Hugo Balls “Karawane”<br />
AUTORIN | Dipl. Päd. Mag. Sieglinde JUG<br />
LYRIK-PROJEKT<br />
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