schreibimpulse - Lesekultur macht Schule
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SCHREIBIMPULSE<br />
MUND-ART IN DER SEKUNDARSTUFE<br />
LESEKULTUR MACHT SCHULE | 2008<br />
Die Begriffe „Mundart“ und „Dialekt“ werden landläufig synonym gebraucht. Wenn man so will, kann<br />
man den Dialekt als eine generellere Variante mit einem größeren Verbreitungsradius ansehen als die<br />
Mundart, die eher den „Ortsdialekt“ umfasst. Die Hochsprache hat hingegen eine optimale Reichweite<br />
und ist dem überörtlichen Bereich zuzuordnen.<br />
Wir wollen uns in diesem Abschnitt der Mundart als „Mund-Art“ zuwenden. Wenn Sie im Deutsch-<br />
unterricht Ihre SchülerInnen dazu animieren möchten, Gedanken in Mund-Art zu formulieren, scheuen<br />
Sie nicht davor zurück, sie dazu anzustacheln, einen ganz unverblümten Blick auf ihre ganz persön-<br />
lichen Vorlieben und Abneigungen zu lenken, die sie normalerweise nicht öffentlich artikulieren und<br />
besprechen. Die Mundart wird meist im familiären Umfeld und im Freundeskreis lustvoll gebraucht und<br />
eröffnet einen Blick in den Intimbereich, da sie näher an der spontanen, unmittelbaren<br />
Gefühlsäußerung angesiedelt ist als die Hochsprache.<br />
Wenn SchülerInnen dazu aufgefordert werden, ihre Gedanken in Mundart schriftlich festzuhalten,<br />
sollten sie dies mit dem Bewusstsein umsetzen, ein ehrliches Selbstgespräch zu führen oder eine<br />
Tagebuchaufzeichnung vorzunehmen. Man sollte sie darauf hinweisen, dass die wahre Fundgrube für<br />
Schreibideen das Leben selbst mit all seinen Ecken und Kanten ist, an denen sich das Individuum reibt.<br />
Die Lehrperson sollte die Kinder darin unterstützen, den Blick auf die Wirklichkeit zu schärfen und ihnen<br />
helfen, nach widersprüchlichen Erfahrungen zu forschen, denn Widersprüchliches oder Komisches<br />
muss einem nicht einfallen, sondern in erster Linie auffallen.<br />
Gerade Paradoxien sind ein sehr ergiebiges Feld für interessante Beiträge und Pointen. Man denke nur<br />
an Christine Nöstlingers Buam, der a rods radl griagt und nirgends Rad fahren darf. Das Gedicht aus<br />
dem Band: „Iba de gaunz oaman Kinda“ endet mit der bitteren Pointe: „Do jedn dog, / noch da aufgob, /<br />
wauma fad is, sogd mama: / Nau ge sche radlfoan Bua! / das i ned loch!“<br />
www.lesekultur.ksn.at<br />
AUTORIN | Dipl. Päd. Mag. Sieglinde JUG<br />
LYRIK-PROJEKT<br />
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