münchen - Münchner Stadtmuseum
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Internationale Stummfilmtage<br />
Das Filmmuseum München beginnt sein neues Programm<br />
traditionsgemäß mit einer Auswahl von seltenen<br />
und neu rekonstruierten Stummfilmen aus dem<br />
Programm des »Bonner Sommerkinos«, des größten<br />
deutschen Stummfilmfestivals. Zur Aufführung gelangen<br />
die besten Kopien der jeweiligen Filme, oft wertvolle<br />
Unikate, für die namhafte Stummfilmmusiker<br />
neue Musikbegleitungen ausarbeiten und live aufführen.<br />
Die einzelnen Filme werden in einem separaten<br />
Programmheft vorgestellt, das an der Kinokasse ausliegt<br />
und im Internet unter www.foerderverein-filmkul<br />
tur.de zum Download bereitsteht.<br />
Die Auswahl für das Programm des <strong>Münchner</strong> Film -<br />
museums konzentriert sich auf Raritäten, die hier noch<br />
nicht zu sehen waren. Es sind sehr unterschiedliche<br />
Filme aus verschiedenen Ländern und Kontinenten, die<br />
die Vielfalt und hohe Qualität des Stummfilmschaffens<br />
dokumentieren. Die meisten Filmkopien sind das Ergebnis<br />
aufwändiger Restaurierungsarbeiten der internationalen<br />
Filmarchive, die in der FIAF (Fédération Inter -<br />
nationale des Archives du Films) zusammengeschlossen<br />
sind und zu deren Mitgliedern auch das Film -<br />
museum München zählt. Gleich zu Beginn können Sie<br />
ein besonderes Experiment erleben: Der Schauspieler,<br />
Kabarettist und Sänger Norbert Alich wird einen Film in<br />
der Tradition eines klassischen Filmerzählers live kommentieren<br />
– eine weitgehend vergessene Praxis aus<br />
der Frühgeschichte des Kinos, die sich heute nur in<br />
Japan noch einer ungebrochenen Popularität erfreut.<br />
Stefan Drößler<br />
KAFKA VA AU CINEMA (KAFKA GEHT INS KINO) –<br />
Frankreich 2002 – R+B: Hanns Zischler – K: Ute<br />
Adamczewski, Miriam Fassbender, Hanns Zischler –<br />
52 min, dtF – Hanns Zischler untersucht in seinem<br />
Film essay Kafkas Kinobesuche und ihren Niederschlag<br />
in Kafkas Werk. – NICK WINTER ET LE VOL DE LA<br />
JOCONDE (NICK WINTER UND DER RAUB DER<br />
MONA LISA) – Frankreich 1911 – R+B: Paul Garbagni,<br />
Gé rard Bourgeois – D: Georges Vinter – 6 min, OF –<br />
Der weltweit Aufsehen erregende Diebstahl des Gemäldes<br />
»Mona Lisa« aus dem Louvre wurde zeitnah vom<br />
Kino aufgegriffen. Franz Kafka und Max Brod sahen<br />
den Film: »Die Geschichte spielt im Louvresaal, alles<br />
trefflich imitiert, die Gemälde und in der Mitte die drei<br />
Nägel, an denen die Mona Lisa hing. Entsetzen; Herbeirufen<br />
eines komischen Detektivs; ein Schuhknopf Croumolles<br />
als falsche Fährte; der Detektiv als Schuhputzer;<br />
Jagd durch die Pariser Kaffeehäuser.« (Max Brod) –<br />
DEN HIVDE SLAVEHANDELS SIDSTE OFFER (DIE<br />
WEISSE SKLAVIN) – Dänemark 1911 – R: August<br />
Blom – B: Peter Christensen – K: Axel Graatjær – D:<br />
Clara Pontoppidan, Lauritz Olsen, Thora Meincke, Otto<br />
Lagoni – 47 min, OmÜ – Eine kolportagehafte Geschichte<br />
um internationalen Mädchenhandel. Franz<br />
Kafka sah den Film 1911 und war so beeindruckt, dass<br />
er sich für eine Episode in dem mit Max Brod konzipierten<br />
Roman »Samuel und Richard« inspirieren ließ.<br />
▶ Donnerstag, 30. August 2012, 19.00 Uhr (Am Flügel:<br />
Joachim Bärenz, Filmerzähler: Norbert Alich, Einfüh -<br />
rung: Stefan Drößler)<br />
HYAKUNENGO NO ARUHI (EIN TAG IN 100 JAHREN)<br />
– Japan 1933 – R+B+K: Shigeji Ogino – 11 min,<br />
OmeU – Amateurfilmer Shigeji Ogino reflektiert über<br />
seine Rolle als Filmemacher und sieht verblüffenderweise<br />
den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ziemlich<br />
genau voraus. Ogino bedient sich verschiedener Tricktechniken,<br />
die er geschickt mit Realaufnahmen kombiniert.<br />
– TOKYO NO EIYU (DER HELD VON TOKYO) –<br />
Japan 1935 – R: Hiroshi Shimizu – K: Hiroshi Nomura<br />
– D: Mitsugu Fuji, Mitsuko Yoshikawa, Yuichi Iwata, Michiko<br />
Kuwano, Kôji Mitsui – 64 min, OmeU – Einer der<br />
letzten japanischen Stummfilme erzählt die Geschichte<br />
eines jungen Mannes, der mit seinen krummen Geschäften<br />
ins Halbweltmilieu abdriftet und seine Familie<br />
enttäuscht. Die konzentrierte Ökonomie im Einsatz filmischer<br />
Mittel bestätigt Hiroshi Shimizu als einen der<br />
großen Autoren des japanischen Kinos, der erst in den<br />
letzten Jahren wiederentdeckt wurde. Sein düsterer<br />
Gangsterfilm ist gegen den Strich erzählt und erreicht<br />
dennoch eine ungewöhnliche Intensität.<br />
▶ Freitag, 31. August 2012, 18.30 Uhr (Am Flügel und<br />
an der Violine: Günter A. Buchwald)<br />
Stummfilmtage<br />
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