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münchen - Münchner Stadtmuseum

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INTO PARADISO<br />

Neapel und der Film: Im Schatten des Vesuvs<br />

»Neapel, das sind tausend Farben, tausend Ängste,<br />

aber auch die Stimmen der Kinder, die allmählich lauter<br />

werden und dir sagen, dass du nicht allein bist. Neapel<br />

ist eine bittere Sonne, ein Geruch von Meer, ein<br />

schmutziger Papierfetzen, um den sich niemand kümmert.<br />

Jeder wartet auf das große Los. Neapel ist eine<br />

große Entdeckungsreise, im Labyrinth seiner Gassen<br />

warten auf dich Träume, aber nie die Wahrheit.« Dieser<br />

Text des neapolitanischen Liedermachers Pino Daniele,<br />

»Napule è«, drückt in wenigen Zeilen die Liebe zu einer<br />

Stadt aus, die man nur poetisch umschreiben kann.<br />

Keine andere Definition kann sie besser erfassen.<br />

Der Film war für Neapel immer zentral, kein anderes<br />

Medium kann diese Stadt besser einfangen, eine Stadt<br />

zwischen den düsteren Lavabrocken, den täglichen<br />

Tragödien einerseits, und dem porösen Licht des Tuffsteins<br />

und der überbordenden Lebensfreude andererseits,<br />

ein ständiges Schwanken zwischen Sicherheit<br />

und Unsicherheit, zwischen Realität und Imagination.<br />

Nirgendwo kann man die Härte des Lebens und die<br />

traumhaften Gebilde der Phantasie besser erfahren. So<br />

scheinen auch die Träume des kleinen Peppino in LA<br />

KRYPTONITE NELLA BORSA (2011) von Ivan Cotroneo<br />

in seiner Situation mehr als notwendig zu sein. Er lebt<br />

in einer Familie, die ihm alles bietet außer liebender Zuwendung.<br />

Nur mit Hilfe seiner Traumwelt kann er sich<br />

entwickeln.<br />

Der Legende nach wurde Neapel von der Sirene Partenope<br />

gegründet und ist zugleich verführerisch und gefährlich.<br />

Eine Stadt, die dich verzaubert, eine Stadt, die<br />

keine Kompromisse kennt. Neapel darf man nicht verstehen<br />

wollen, die Stadt ist wie eine Mutter, die trotz<br />

ihrer tausend Fehler geliebt werden will. Diese Widersprüche<br />

finden ihren vollkommenen Ausdruck sowohl<br />

in den Tragikomödien von Eduardo De Filippo als auch<br />

in den Filmen von Totò und von Massimo Troisi. In unserer<br />

Filmreihe machen Sie mit dieser Mentalität Bekanntschaft<br />

in dem Film COSI PARLO BELLAVISTA<br />

(1984) von Luciano De Crescenzo, der zugleich die<br />

Mimik und Gestik der Neapolitaner vermittelt. Neapel<br />

musste mit vielen Einwanderern fertig werden, und es<br />

musste verschmerzen, nicht mehr Hauptstadt eines Königreiches<br />

zu sein. In all diesen Wechselfällen ist es<br />

sich treu geblieben und hat zugleich seine Ideen in alle<br />

Welt verbreitet. Neapel wird seiner Rolle als Hafenstadt<br />

in mehr als einem Sinne gerecht. Hier kreuzen sich Kulturen,<br />

Rassen, Religionen und Mentalitäten. Neapel<br />

nimmt diese Einflüsse auf, ohne sich selbst zu verlieren.<br />

Neapel und der Film<br />

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