Kirchen, Religionen, Bioethik - Freie Christengemeinde
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oder eine Minute, handle es sich um Gesunde,<br />
Behinderte oder gar Bewusstlose, gleichermaßen<br />
unendlich wertvoll bleibt. Das<br />
jüdische Gesetz betrachtet daher aktive Euthanasie<br />
als Mord.<br />
Hingegen kann vom Arzt unter gewissen,<br />
sorgfältig definierten Umständen nicht verlangt<br />
werden, die Agonie durch künstliche<br />
Methoden zu verlängern; nach dieser Meinung<br />
ist es daher erlaubt, die Behandlung eines<br />
unumkehrbar Sterbenden in vollkommen aussichtslosen<br />
Fällen abzusetzen (passive Euthanasie).<br />
Ziel ist es, dem Kranken und Sterbenden<br />
bis zu seinem für niemand verfügbaren<br />
Tod ein Leben in Würde zu ermöglichen.<br />
Positionen der Religion zur staatlichen<br />
Bio- und Gesundheitspolitik<br />
Die jüdische medizinische Wissenschaft zählte<br />
vor allem in Österreich bis zum Nationalsozialismus<br />
als der Maßstab wissenschaftlicher<br />
Forschung; wie weiter oben dargelegt<br />
wurde, gehört das Streben nach Erkenntnis<br />
zum Wohl des Menschen und der Schöpfung<br />
zu den genuinen Bestandteilen jüdischer Moral.<br />
Die jüdische Religion unterstützt daher<br />
auch alle Bemühungen seitens der pluralistischen<br />
Gesellschaft und des Staates, auf den<br />
Gebieten der Forschung und Entwicklung<br />
biomedizinischer Techniken zum Wohl des<br />
Menschen.<br />
Charakterisierung der Positionen<br />
aus ethischer Sicht<br />
Die jüdische Ethik spielt in den westlichen<br />
Gesellschaften durch ihre Jahrtausende alte<br />
Tradition, ihre Differenziertheit und nicht<br />
zuletzt durch die Fortführung in der jüdischchristlichen<br />
Tradition eine bedeutende Rolle.<br />
Grundsätzlich kann die jüdische Ethik als<br />
wissenschaftsfreundlich und –fördernd charakterisiert<br />
werden, sie sieht sich aber<br />
gleichzeitig dem unbedingten und umfassendem<br />
Schutz des menschlichen Lebens verpflichtet.<br />
Konträre Auffassungen etwa zur katholischen<br />
Position in bio- und medizinethischen Fragen<br />
ergeben sich insbesondere durch Bestimmung<br />
des Lebensbeginns mit der Geburt. Viele der<br />
heute heftig diskutierten Fragen rund um den<br />
Embryonenschutz stellen sich daher für die<br />
jüdische Ethik nicht. Dies kann sie angesichts<br />
Kirche, Religione, <strong>Bioethik</strong><br />
der intensiven Forschungsinteressen in diesem<br />
Bereich zu einer interessanten Gesprächspartnerin<br />
für wissenschaftliche und<br />
politisch Verantwortliche machen.<br />
Die jüdische Anthropologie mit ihrem Menschenbild<br />
als leib-seelische Einheit gewinnt<br />
trotz (oder gerade wegen) der zunehmenden<br />
Technisierung der Medizin wieder an Bedeutung<br />
(ganzheitliche Medizin). Die Beachtung<br />
der seelischen/psychischen Integrität wird<br />
als ebenso wichtig erkannt wie das physische<br />
Wohlbefinden; das eine kann nicht ohne das<br />
andere existieren. �<br />
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