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Kirchen, Religionen, Bioethik - Freie Christengemeinde

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Was die alte theologische Streitfrage um die<br />

Willensfreiheit angeht, darf hier um der Kürze<br />

willen auf die Augsburger Konfession (CA<br />

XVIII) verwiesen werden: „Vom freien Willen<br />

wird also gelehrt, daß der Mensch etlichermaß<br />

ein freien Willen hat, äußerlich ehrbar<br />

zu leben und zu wählen unter denen Dingen,<br />

so die Vernunft begreift; aber ohn Gnad, Hilfe<br />

und Wirkung des heiligen Geists vermag<br />

der Mensch nicht Gott gefällig zu werden,<br />

Gott herzlich zu furchten, oder zu glauben,<br />

oder die angeborene böse Lüste aus dem<br />

Herzen zu werfen. Sondern solchs geschieht<br />

durch den heiligen Geist, welcher durch<br />

Gotts Wort geben wird.“<br />

Bioethische Fragenkomplexe<br />

Beginn des menschlichen Lebens<br />

Da mit der Zellkernverschmelzung von Samen-<br />

und Eizelle unter gesunden Umständen<br />

der Werdegang beginnt, der zur Geburt eines<br />

Menschen führt, kommen die FCGÖ nicht<br />

umhin, diesen Moment als den Beginn des<br />

menschlichen Lebens zu betrachten.<br />

Probleme rund um die In-vitro-Fertilisation<br />

Wenn wir, wie oben schon dargelegt, der<br />

Medizin einen positiven Platz im Leben des<br />

Menschen einräumen, dann ist zunächst nicht<br />

einzusehen, warum dem jedem Elternpaar<br />

zugestandene Wunsch nach einem Kind, nicht<br />

auch „nachgeholfen“ werden soll. Unter der<br />

Bedingung, dass sowohl die Samen- wie auch<br />

die Eizelle von jenen Eltern stammen, die auf<br />

diesem Wege ein Kind empfangen wollen,<br />

wäre theoretisch nichts dagegen einzuwenden.<br />

Probleme stellen sich deshalb, weil gegenwärtig<br />

bei diesem Vorgehen nicht nur jene<br />

Eizelle(n) befruchtet wird, die dann in die<br />

Gebärmutter der Frau eingesetzt wird, sondern<br />

mehrere, die dann später vernichtet<br />

werden. Hier entsteht ein schwerwiegender<br />

Konflikt zur oben dargestellten Einsicht über<br />

den Beginn des menschlichen Lebens. Ob wir<br />

dem dadurch wirklich ausweichen können,<br />

indem wir hinweisen, dass auch bei einer<br />

natürlichen Zeugung immer wieder befruchtete<br />

Eizellen nicht den Weg der Entwicklung<br />

des Lebens finden, erscheint uns unter dem<br />

Aspekt der Erfurcht vor dem beginnenden<br />

Leben sehr fraglich.<br />

Kirche, Religione, <strong>Bioethik</strong><br />

Abgesehen von diesem Grund, der vielleicht<br />

durch eine verbesserte Technik einmal hinfällig<br />

werden könnte, wäre aber noch zu bedenken,<br />

wie wir damit umgehen wollen,<br />

wenn sich bei dem Kind eine Behinderung<br />

einstellen sollte (siehe dazu auch unten zur<br />

Präimplantationsdiagnostik). Die auch bei<br />

einer „normalen Zeugung“ ohnehin nicht<br />

leichte Selbstannahme des betroffenen Menschen<br />

würde dann noch dadurch erschwert,<br />

wenn er erfährt, dass er/sie das Dasein der<br />

Kunst (oder dem Kunstfehler?) eines Arztes<br />

zu „verdanken“ hätte.<br />

Weiter sollte noch überlegt werden, ob es<br />

nicht auch ein – gewiss unausgesprochenes –<br />

Recht auf eine natürliche Zeugung geben<br />

könnte; vor allem im Hinblick auf eine geglückte<br />

Selbstannahme des heranwachsenden<br />

Menschen ist es wohl nicht einerlei, ob er<br />

sich dem Liebesakt seiner Eltern verdankt,<br />

oder einer medizinischen Studie.<br />

Klonen (therapeutisch/reproduktiv)<br />

Zwar ist heute kaum abzusehen, welchen<br />

Fortschritt das therapeutische Klonen in der<br />

Behandlung verschiedener Krankheiten wirklich<br />

bringen wird; in ethischer Hinsicht stellen<br />

sich hier keine größeren Schwierigkeiten;<br />

auch nicht, was die Spendereizelle betrifft,<br />

sonst dürfte man ja auch keine Organtransplantationen<br />

vornehmen.<br />

Anders ist das beim reproduktiven Klonen:<br />

Abgesehen von manchen Horrorvorstellungen<br />

von gezüchteten Menschen, wäre aus theologischer<br />

Sicht zu fragen, ob sich Gott nicht<br />

auch etwas dabei gedacht hat, dass es uns<br />

Menschen eben nur in individueller Weise<br />

gibt. Sozusagen, um in die ganze Diskussion<br />

auch ein wenig Humor zu bringen: Einer von<br />

meiner Sorte ist genug!<br />

Pränatal-/Präimplantationsdiagnostik<br />

Die FCGÖ will der im Zusammenhang mit der<br />

In-vitro-Fertilisation stehenden Präimplantationsdiagnostik<br />

nicht pauschal mit Eugenik-<br />

Vorwürfen begegnen. Wenn man eine künstliche<br />

Befruchtung durchführt, ist es verständlich,<br />

dass man nach Wegen sucht, Behinderungen<br />

oder Erbkrankheiten vorzubeugen;<br />

das wäre zunächst positiv zu werten. Die<br />

Frage bleibt dennoch: Wo könnten Grenzen<br />

gezogen werden? Wer kann mit Sicherheit<br />

sagen, welche Entwicklung in der Schwangerschaft<br />

tatsächlich stattfinden wird? Machen<br />

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