Kirchen, Religionen, Bioethik - Freie Christengemeinde
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1. Die Zeugung im Akt der Verschmelzung<br />
von Ei- und Samenzelle<br />
2. Die Schwangerschaft, die auf eine Wiedergeburt<br />
hinsteuert<br />
Probleme rund um die In-vitro-Fertilisation<br />
Grundsätzlich gelten die Aussagen zum Beginn<br />
menschlichen Lebens genauso für natürlich<br />
gezeugte Lebewesen wie für künstlich<br />
gezeugte. Dennoch bedeutet dies nicht, dass<br />
alle befruchteten Eizellen als neue menschliche<br />
Individuen anzusehen sind (vgl. dazu unten<br />
zur Stammzellenforschung); denn wenn<br />
nicht alle Stadien des Werdens (vgl. dazu<br />
oben) durchlaufen werden, kommt kein neues<br />
Leben zustande. Der Buddhismus kennt<br />
also keine der christlichen Lehre vergleichbare<br />
Auffassung von einer „Beseelung“ von<br />
Embryonen. Grundsätzlich spricht also aus<br />
Sicht des Buddhismus nichts gegen die Invitro-Fertilisation<br />
(IVF) als solche, wohl aber<br />
gegen bestimmte Verfahrenstechniken der<br />
IVF. So verstößt es gegen den Heiligkeitsschutz<br />
des Lebens, eine Überzahl an Embryonen<br />
durch IVF herzustellen, was aufgrund der<br />
höheren Erfolgsaussichten jedoch üblich ist.<br />
Wie sich im Zuge der Embryonenforschung<br />
(weiter unten) noch zeigen wird, ist die Herstellung<br />
von überzähligen Embryonen aus<br />
buddhistischer Sicht also abzulehnen.<br />
Klonen (therapeutisch/reproduktiv)<br />
Die buddhistische Lehre macht keine expliziten<br />
Aussagen zum ethischen Problem des<br />
Klonens. Dennoch lässt sich aus dem grundsätzlichen<br />
Verständnis des menschlichen Lebens<br />
im Allgemeinen und dem Verständnis<br />
vom Beginn menschlichen Lebens im Speziellen<br />
ableiten, dass insbesondere reproduktives<br />
Klonen abgelehnt wird. In wie weit therapeutisches<br />
Klonen zum Zweck der Linderung von<br />
Leid erlaubt ist, muss noch geklärt werden,<br />
es ist jedoch von einer eher strikten Handhabung<br />
auszugehen. Insbesondere ist davon<br />
auszugehen, dass der Buddhismus jede Form<br />
des Klonens ablehnt, wenn es darum geht,<br />
das Streben nach „Unsterblichkeit“ zu unterstützen<br />
(eine Vision, die insbesondere hinter<br />
dem reproduktiven Klonen steckt); eine<br />
selbstsüchtige Gier würde auch nicht objektive<br />
Forschungsinteressen rechtfertigen, weil<br />
sie der Heilslehre (siehe oben) widerspräche.<br />
Kirche, Religione, <strong>Bioethik</strong><br />
Pränatal-/Präimplantationsdiagnostik<br />
In der buddhistischen Lehre bedeutet eine<br />
zerstörende Diagnostik an Embryonen einen<br />
direkten Angriff auf die Heiligkeit des Lebens;<br />
dies ist als äußerste Grenzlinie der Erlaubtheit<br />
von Pränatal- bzw. Präimplantationsdiagnostik<br />
aufzufassen. Die mit diesen<br />
medizinischen Methoden angestrebten Ziele<br />
wie etwa Früherkennung genetischer Abweichungen<br />
oder Krankheiten und einer etwaigen<br />
Behandlung derselben wären mit der<br />
buddhistischen Auffassung von ärztlicher<br />
Kunst vereinbar. Dennoch ist im konkreten<br />
Fall stets die Heiligkeit jedes Lebens über<br />
andere Ziele, wie etwa Erkenntnis (in der<br />
Wissenschaft) oder Freundschaft (fremdnützige<br />
Forschung) zu stellen.<br />
Stammzellenforschung (embryonale, adulte)<br />
Die Stammzellenforschung ist im größeren<br />
Kontext der Forschung an Embryonen zu sehen;<br />
zur Forschung an andulten Stammzellen<br />
macht der Buddhismus keine Äußerungen, sie<br />
scheint jedoch mit der übrigen Lehrauffassung<br />
vereinbar, wenn durch die Behandlung<br />
dem Leben nicht geschadet wird. Die embryonale<br />
Stammzellenforschung ist hingegen aus<br />
Sicht des Buddhismus abzulehnen, weil es<br />
sich hierbei um die Verletzung des Gebotes<br />
der Heiligkeit des Lebens handelt. Daher<br />
kann auch keine teleologische Güterabwägung<br />
vorgenommen werden. Die fehlende –<br />
oder in manchen Schulen kontrovers behandelte<br />
– Auffassung von einer „Beseelung“ des<br />
werdenden Menschen macht hier keinen Unterschied.<br />
Im Zusammenhang mit der Frage nach embryonaler<br />
Stammzellenforschung stellt sich<br />
auch das Problem, was mit überzähligen<br />
Embryonen (etwa aus der IVF), die kryokonserviert<br />
wurden, geschehen soll. Der Buddhismus<br />
betrachtet es als selbstsüchtiges Streben,<br />
wenn solche Embryonen für fremdnützige<br />
Zwecke zu Forschungszwecken verwendet<br />
werden und lehnt daher die embryonale<br />
Stammzellenforschung an Embryonen –<br />
gleichwie hergestellt – ab.<br />
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