Kirchen, Religionen, Bioethik - Freie Christengemeinde
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Schöpfung zu bewahren und dem Leben – wie<br />
er es vorfindet – zu dienen.<br />
Anthropologische Fundierung<br />
Menschenbild<br />
Unbeschadet von allen Versuchen, den Menschen<br />
in biologischer, psychologischer, soziologischer,<br />
historischer etc. Weise zu beschreiben,<br />
lehrt die christliche Offenbarung<br />
den Menschen als Geschöpf Gottes zu begreifen.<br />
Damit wissen die Gläubigen sich in eine<br />
unentrinnbare Beziehung zu Gott gesetzt, der<br />
sie zur Gemeinschaft mit ihm beruft. Damit<br />
werden alle humanwissenschaftlichen Erklärungen<br />
des Menschen in ein bestimmtes Licht<br />
gestellt und erhalten von diesem ihre Bedeutung.<br />
Ob der Mensch diesen Ruf in seinem<br />
Leben erkennt und positiv verwirklicht, entscheidet<br />
letztlich über das Gelingen oder<br />
Misslingen seiner Daseinsverwirklichung.<br />
Zum Menschenbild der biblischen Offenbarung<br />
gehört aber nicht nur die genannte<br />
Schöpfungsdimension, die den Menschen zum<br />
aktiven und verantwortungsbewussten Sein in<br />
der Welt ruft, sondern auch die Dimension<br />
der Erlösung in Jesus Christus. In dieser stellen<br />
sich die Gläubigen der Tatsache, dass sie<br />
gerade nicht dem ursprünglichen Auftrag<br />
Gottes gerecht werden und auf Vergebung<br />
und Versöhnung mit und durch Gott angewiesen<br />
sind (vgl. 2 Kor 5, 19–21; Röm 3, 20–26).<br />
Für das Selbstverständnis des Menschen und<br />
für seinen Lebensvollzug stellt sich dadurch<br />
die Aufgabe, einerseits dem Wahn zu widerstehen,<br />
durch sein Wirken eine heile Welt<br />
schaffen zu können (übertriebener Kulturoptimismus),<br />
andererseits aber auch nicht aufgrund<br />
der Zuwendung zum Heil Gottes einem<br />
resignierenden Kulturpessimismus zu verfallen<br />
(gegen Karl Marx: „Die Religion als Opium<br />
des Volkes“). Gerade durch das bewusste<br />
Handeln in der Liebe (in der umfassenden<br />
Weise: zu sich selbst, zum Nächsten und im<br />
Umgang mit der anvertrauten Schöpfung)<br />
verwirklicht sich der Glaube an Gott, der sich<br />
uns in Jesus Christus offenbart (vgl. Gal 5, 6).<br />
Gesundheit und Krankheit<br />
Abgesehen von einigen biblischen Zeugnissen,<br />
wo Krankheit als „Versuchung“ (z. B. Hiob)<br />
oder auch als „Strafe“ (z. B. 1 Kor 11, 29–30)<br />
erwähnt wird – was aber schon in den Bereich<br />
der Sinndeutung des Leidens für den Einzel-<br />
Kirche, Religione, <strong>Bioethik</strong><br />
nen hinein gehört – wird Krankheit schon in<br />
der Bibel als schmerzvolle Gegebenheit dieser<br />
Welt betrachtet, welche nicht in direktem<br />
Zusammenhang mit dem Verhalten des<br />
Menschen selbst zu sehen ist (z. B. Joh 9, 1–<br />
3).<br />
Wenn die Bibel an einigen Stellen im Zusammenhang<br />
mit der Vergebung der Sünden auch<br />
von Heilung spricht (z. B. Jes 53, 4–5; Ps 103,<br />
3), so haben ist dies zunächst im Zusammenhang<br />
der eschatologischen Erlösung zu sehen,<br />
welche ein Leben im Vollsinn des „Heils“<br />
verheißt (Offb 21, 1–4), wo alle mittel- und<br />
unmittelbaren Folgen der Sünde des Menschen<br />
abgetan sein werden. Wenn vor allem<br />
das Wirken Jesu Christi stets mit Heilungen<br />
einherging, sind diese mehr als partikulare<br />
Zeichen der künftigen Gottesherrschaft zu<br />
begreifen, denn als Programm an sich.<br />
Darum wollen die Gläubigen der FCGÖ in der<br />
Aufnahme der urchristlichen Tradition mit<br />
jedem Kranken zuversichtlich beten (vgl. Jak<br />
5, 13–18). Dabei wissen sie aber, dass eben –<br />
wie die Krankheit kein Zeichen religiösen<br />
Versagens ist, so auch die Heilung keine solche<br />
Leistung sein kann – alles der Souveränität<br />
Gottes untersteht, „dessen Wege höher<br />
sind als die unseren“ (Jes 55, 8–9; 2 Kor 12,<br />
8–9). Von da her stellt sich für die Gläubigen<br />
auch kein Problem, medizinische Betreuung<br />
in jeder Form in Anspruch zu nehmen, wozu<br />
natürlich auch seelsorgerisch geraten wird.<br />
Der Evangelist Lukas ist im Neuen Testament<br />
wohl auch nicht ganz ohne jeden medizinischen<br />
Bezug der „geliebte Arzt“ genannt<br />
worden (Kol 4, 14; vgl. auch 1 Tim 5, 23).<br />
Freiheit und Verantwortung<br />
Wenn der Mensch als Schöpfung Gottes begriffen<br />
wird, der mit einem Kulturauftrag betraut<br />
wurde (1 Mose/Gen 1, 27–28), dann<br />
sieht die FCGÖ seinen Lebenslauf als vernunft-<br />
und geistbegabtes Wesen nicht einfach<br />
auf einen biomechanischen Kausalzusammenhang<br />
reduziert.<br />
Wenn wir von Freiheit und Verantwortung<br />
reden, dann so soll sich der Mensch nach Auffassung<br />
der FCGÖ seiner physischen sowie<br />
seiner psychischen Begabung bewusst werden<br />
und diese auch in je eigener Weise verwirklichen.<br />
Diese Freiheit wird nicht eingeschränkt,<br />
wenn wir auf die moralische Verantwortung<br />
vor Gott verweisen, dessen Gebote<br />
uns doch zum Leben gegeben sind (Joh<br />
8, 31–36).<br />
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