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Korpus IS, Emigrantendeutsch in Israel Für Servicezwecke ...

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Sylvia Dickgießer<br />

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim<br />

Abteilung Pragmatik: Archiv für Gesprochenes Deutsch<br />

URL: http://www.ids-mannheim.de/ksgd/agd/<br />

© 2010 IDS, Mannheim<br />

<strong>Korpus</strong> <strong>IS</strong>, <strong>Emigrantendeutsch</strong> <strong>in</strong> <strong>Israel</strong><br />

1<br />

Bestandteile: 142 Tonaufnahmen, 20 Transkripte<br />

Aufnahmeleiter<strong>in</strong>nen: Prof. Dr. Anne Betten (Katholische Universität Eichstätt, seit 1995 Universität<br />

Salzburg); Dr. Krist<strong>in</strong>e Hecker (Universität Bologna); Dr. Miryam Du-nour (Bar<br />

Ilan Universität / Ramat Gan); Eva Eylon (Tel Aviv)<br />

Aufnahmedatum: 1989 - 1995<br />

Aufnahmeorte: verschiedene Orte <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>, Eichstätt, Nürnberg<br />

Aufnahmedauer: unterschiedlich (durchschnittlich 90 M<strong>in</strong>uten, aber auch bis 180 M<strong>in</strong>uten); Gesamtdauer:<br />

232 Stunden, 39 M<strong>in</strong>uten<br />

Art / Inhalte: Interviews / K<strong>in</strong>dheit und Jugend <strong>in</strong> Deutschland, Emigration, die ersten Jahre <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a/<strong>Israel</strong>,<br />

die heutige Lebenssituation / Schwerpunkte auf Kultur- und Sprachwechsel, E<strong>in</strong>stellung<br />

zu den verschiedenen heute verwendeten Sprachen (meist Deutsch-Hebräisch-Englisch) /<br />

überwiegend deutsche Standardsprache, z.T. regionale Umgangssprache, selten Dialekt (wenn,<br />

dann etwas hessische, fränkische, österreichische Anklänge)<br />

Sprecher: 165 <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> lebende, ursprünglich deutschsprachige Juden, die <strong>in</strong> den 30er Jahren<br />

emigriert s<strong>in</strong>d<br />

Textbände: Anne Betten (Hrsg.) unter Mitarbeit von Sigrid Graßl (1995): Sprachbewahrung nach<br />

der Emigration - Das Deutsch der 20er Jahre <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>. Teil I: Transkripte und Tondokumente.<br />

Phonai, Bd. 42 und 1 CD, Tüb<strong>in</strong>gen: Niemeyer<br />

Anne Betten, Miryam Du-nour (Hrsg.) (1995): Wir s<strong>in</strong>d die Letzten. Fragt uns aus. Gespräche mit<br />

den Emigranten der dreißiger Jahre <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>. 1.-3. Aufl. Gerl<strong>in</strong>gen: Bleicher 1995-1998. Neuauflage<br />

Gießen: Psychosozialverlag 2004<br />

Anne Betten, Miryam Du-nour (Hrsg.) unter Mitarbeit von Monika Dannerer (2000): Sprachbewahrung<br />

nach der Emigration - Das Deutsch der 20er Jahre <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>. Teil II: Analysen und Dokumente.<br />

Phonai, Bd. 45 und 1 CD, Tüb<strong>in</strong>gen: Niemeyer<br />

Weitere Publikationen: http://www.uni-salzburg.at/pls/portal/docs/1/1351283.PDF<br />

<strong>Für</strong> <strong>Servicezwecke</strong> verfügbare <strong>Korpus</strong>bestandteile<br />

Im Serviceangebot des Archivs für Gesprochenes Deutsch s<strong>in</strong>d z. Z. 142 Tonaufnahmen und 20<br />

Transkripte aus dem <strong>Korpus</strong> "<strong>Emigrantendeutsch</strong> <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>". Die Aufnahmen s<strong>in</strong>d digitalisiert, 15<br />

Transkripte s<strong>in</strong>d auf den Internetseiten der Datenbank Gesprochenes Deutsch veröffentlicht.<br />

H<strong>in</strong>weis: In der Rubrik "Aufnahmeleiter" werden folgende Kürzel verwendet: bett01 = Anne Betten,<br />

du-n01 = Miryam Du-nour, eylo01 = Eva Eylon, heck02 = Krist<strong>in</strong>e Hecker, kloe01 = Kather<strong>in</strong>a Rahel<br />

Sophie Kloetzel (Selbstaufnahme).<br />

1. Tonaufnahmen und Transkripte<br />

Kennung: <strong>IS</strong>002<br />

alte Bezeichnungen: XXV/43<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 30m 07s


2<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: BA<br />

Sprechername: Betti Alsberg (geb. Keschner)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 74<br />

Geburtsort: Hatt<strong>in</strong>gen<br />

Biographische Daten: Lyzeum, 1937/38 Studien am Jüdisch-Theologischen Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Breslau<br />

und Vorbereitungskurse für das Lehrersem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Jerusalem; 1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Abschluss<br />

des Lehrersem<strong>in</strong>ars, Schwesternschule, Krankenschwester, Buchhandel, Volontärarbeiten.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Standardsprache mit leichter westfälischer E<strong>in</strong>färbung. Gepflegte,<br />

natürliche Redeweise, fast ausschließlich kürzere dialogische Beiträge.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>002<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: PA<br />

Sprechername: Dr. Paul Avraham Alsberg (ehem. Paul Alfred Alsberg)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Elberfeld<br />

Biographische Daten: Abitur, 1937/38 Studium am Jüdisch-Theologischen Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Breslau;<br />

1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Geschichtsstudium, Promotion, Zionistisches Zentralarchiv, Leiter<br />

des Staatsarchivs, Professor; vielfältige ehrenamtliche Führungstätigkeiten (u.a. für den Irgun Olej<br />

Merkas Europa).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung mit m<strong>in</strong>imaler westfälischer E<strong>in</strong>färbung; ruhige, ausdrucksvolle<br />

Sprechweise. Argumentativ-sachlicher Stil, weitgehend schriftsprachlich orientierte<br />

Syntax mit abwechselnd komplexen hypotaktischen und (v.a. <strong>in</strong> persönlichen Passagen) kürzeren<br />

parataktischen Satzgefügen.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>002<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland bis zur Emigration: Elternhaus S3s (assimiliert, bürgerlich-liberal;<br />

Bettengeschäfte, Schuhfabrik; Lesekultur) - Schule, Verhältnis zum Judentum (Allg. Realgymnasium,<br />

liberale Geme<strong>in</strong>de, 1934/35 Bes<strong>in</strong>nung auf das Judentum; Schwierigkeiten e<strong>in</strong>es jüdischen<br />

Schülers (Verantwortlichkeit, Vorbildhaftigkeit) - Mitglied der nicht-zionistischen jüdischen Pfadf<strong>in</strong>derbewegung<br />

'Kameraden', 1932 Austritt (outsider-Gefühl unter Ostjuden) - Seit 1935 Zirkel geschichtlich<br />

<strong>in</strong>teressierter jüdischer Freunde. Auswanderung von Schwester und Bruder (nach Italien<br />

und Frankreich). Vater wird Zionist, meldet sich für Transfer nach Paläst<strong>in</strong>a, stirbt aber 1936 -<br />

S3: Auswanderung noch nicht genehmigt, daher Besuch des Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ars <strong>in</strong> Breslau mit se<strong>in</strong>er<br />

Frau - 10. Nov. 1938 Verhaftung auf der Straße: 2 Monate Buchenwald - S2: Kampf um Freilassung<br />

ihres Mannes durch Besorgung e<strong>in</strong>es Auswanderungszertifikats - S3: Schwere Krankheit<br />

und Lazarettaufenthalt im Lager (Episode: SS-Mann bei se<strong>in</strong>er Entlassung über se<strong>in</strong> Aussehen gerührt)<br />

- Besuch des Breslauer Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ars (um sich jüdische Kenntnisse und Iwrit anzueignen<br />

(S3 wird vorübergehend orthodox) - Bedeutung der Religion für das Fortbestehen der jüdischen<br />

Geme<strong>in</strong>schaft. Bewusstes (Wieder-)Aneignen des Judentums. S3s und S2s Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

/ <strong>Israel</strong>: S3: Studentenzertifikat; Studium der allgeme<strong>in</strong>en Geschichte sowie der jüdischen Geschichte<br />

und Soziologie, später romanische Philologie; Charakterisierung se<strong>in</strong>er Universitätslehrer<br />

- S2: Ausbildung als Volksschullehrer<strong>in</strong> und (wegen Schwierigkeiten mit ihrem Touristen-Zertifikat)<br />

als Krankenschwester - Exkurs zum weiteren Lebensweg von S3s Mutter (1940 über Shanghai,<br />

S<strong>in</strong>gapur (wo Tochter lebt) nach Bombay, 1942 nach Paläst<strong>in</strong>a) - Fortsetzung S3s beruflicher<br />

Werdegang: 1942 M.A., praktische Arbeit als Schre<strong>in</strong>er und Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Dissertation (nicht beendet),<br />

Militärzeit als Sanitäter - Seit 1949 im Zionistischen Zentralarchiv, Doktorat <strong>in</strong> zionistischer<br />

Geschichte; Europareise zum Fotografieren von Dokumenten für Yad Vashem - Seit 1957 Leitung<br />

des Staatsarchivs, 1991 Nachfolger von Dr. Alex Be<strong>in</strong> als Staatsarchivar von <strong>Israel</strong> (bis zur Pensionierung<br />

1990) - S3s Mitarbeit bei verschiedensten Institutionen (Leo Baeck Institut, Yad Vashem<br />

u.a.m.). Sprache und Kultur der deutschen Juden, Weitergabe an die nächste Generation: Allgeme<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>schätzung des kulturellen und <strong>in</strong>tellektuellen Beitrags des deutschen Judentums für <strong>Israel</strong><br />

- E<strong>in</strong>fluss des Elternhauses auf die kulturelle Welt der K<strong>in</strong>der - Sprachsituation im Hause Alsberg<br />

(Verteilung von Iwrit, Deutsch, Englisch) - Allgeme<strong>in</strong>e Sprachsituation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Ideologischer<br />

Kampf für Iwrit zur E<strong>in</strong>wanderungszeit; Schwierigkeiten der Jeckes mit Iwrit - Verhältnis zur hebräischen<br />

Kultur und Sprache: S3: Bei ihm alles Hebräische an der Oberfläche; Fachliteratur auf Iwrit,<br />

sonst lieber Lesen <strong>in</strong> Englisch und Deutsch - S2: Weder <strong>in</strong> hebräische Sprache noch Kultur h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gewachsen,<br />

daher gewisse Fremdheit, v.a. gegenüber der Jugend - Rückb<strong>in</strong>dung an die deutsche<br />

Alija und an die deutsche Vergangenheit - Verhältnis zu den Enkeln und E<strong>in</strong>schätzung der Enkel.


3<br />

Kennung: <strong>IS</strong>004<br />

alte Bezeichnungen: XXV/1<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Netanja<br />

Aufnahmedatum: 1989<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 55m 32s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: BA<br />

Sprechername: Betty Batia Ansbacher<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: Nürnberg<br />

Biographische Daten: Handelsschule, Sekretär<strong>in</strong>; 1934 Emigration nach Belgien, 1940 nach<br />

Frankreich, zusammen mit ihrem Mann 1942 Flucht nach Spanien, 1944 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

soziale Tätigkeiten.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte ostfränkisch-nordbairische Färbung. Lebendiges Erzählen.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>004<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: JA<br />

Sprechername: Jehuda Ansbacher (ehem. Leo Ansbacher)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 82<br />

Geburtsort: Frankfurt/M.<br />

Biographische Daten: Bis 1932 Studium (Geschichte/Deutsch/Philosophie), Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Doktorats;<br />

1933 Emigration nach Belgien, dort Rabb<strong>in</strong>erprüfung; 1940 Verschickung nach Frankreich,<br />

Internierungslager, 1942 Flucht nach Spanien, 1944 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst Lehrer,<br />

später Rabb<strong>in</strong>er.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte frankfurterische Färbung. Anschauliches, lebhaftes Erzählen<br />

(viele Episoden <strong>in</strong> direkter Rede).<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>004<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Information über die Familie - Schul- und Universitätslaufbahn.<br />

Emigrationsetappen, Lager, Flucht: Flucht nach Belgien (Brüssel) - Festnahme und Transport nach<br />

Frankreich - Lageraufenthalt <strong>in</strong> Südfrankreich (Gurs) - Er<strong>in</strong>nerung: Nigun-S<strong>in</strong>gen (beim Abtransport<br />

junger Mädchen - später E<strong>in</strong>führung des Niguns bei se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Tel Aviv) - Bericht von S2<br />

über ihre Flucht aus Belgien nach Frankreich - Bericht von S3 über se<strong>in</strong>e Flucht aus Gurs - Geme<strong>in</strong>same<br />

Flucht über die Pyrenäen nach Spanien - Aufenthalt <strong>in</strong> spanischem Gefängnis - Episode:<br />

Museum <strong>in</strong> Franken - Aufenthalt <strong>in</strong> spanischer Pension - Episode: Begegnung mit dem Erzbischof<br />

von Burgos - Aufenthalt <strong>in</strong> Madrid - Episode: Wilfrid <strong>Israel</strong>. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>:<br />

Heutige Lebense<strong>in</strong>stellungen - Neubeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Tel Aviv 1944 (Lehrer, ab 1957 Rabb<strong>in</strong>er) - Episode:<br />

Brief an ehemalige Schüler - Bedeutung se<strong>in</strong>es Unterrichtsfachs Geschichte (allgeme<strong>in</strong>e und jüdische<br />

Geschichte) - Rückblick auf Deutschland (Fußballspiel, Schule <strong>in</strong> Frankfurt, Studentenverb<strong>in</strong>dung,<br />

Verhältnis zu Orthodoxie (Austrittsgeme<strong>in</strong>de von Rabb<strong>in</strong>er Hirsch) und nichtjüdische Welt -<br />

Sprachsituation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (privat und <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de) - Über se<strong>in</strong>e religiöse Geme<strong>in</strong>de - Über die<br />

israelische Jugend - Exkurs: Brief an den Sekretär von Axel Spr<strong>in</strong>ger - Stellungnahme zur politischen<br />

Situation <strong>Israel</strong>s - Verhältnis zu Christentum und Islam.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>005<br />

alte Bezeichnungen: XXV/2<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 2h 13m 58s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: YA<br />

Sprechername: Dr. Yehoshua Arieli (ehem. Yehoshua Löbl)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Karlsbad<br />

Biographische Daten: Gymnasium; 1931 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Landwirtschaftsschule, Kibbuz,<br />

Matura, Studium (Geschichte/Philosophie), Professor für Geschichte.


4<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung nach altösterreichischer Art mit leichter nordwestböhmischer<br />

Färbung; ruhiges Sprechen, Überlegungspausen. Sehr schriftsprachlich orientierte<br />

Ausdrucksweise <strong>in</strong> Wortwahl und Komplexität des Satzbaus.<br />

Inhalt: Über das Projekt sowie den Kulturbegriff der deutschsprachigen Juden der Tschechoslowakei:<br />

Kontakte zur tschechischen Kultur <strong>in</strong> Karlsbad - Kontakt zur sudetendeutschen Kultur -<br />

Aufwachsen <strong>in</strong> völlig deutscher Kultur ("Re<strong>in</strong>kultur") Über den Begriff "Re<strong>in</strong>kultur" - Über den Begriff<br />

"Bildung". S2s Elternhaus und se<strong>in</strong>e Kultur <strong>in</strong> Karlsbad: S2s "Helden": Politiker, Musiker und<br />

Sp<strong>in</strong>oza - Episode aus dem Schulunterricht: Götz von Berlich<strong>in</strong>gen - S2s Verhältnis zur Literatur -<br />

E<strong>in</strong>stellung zum Zionismus - Zionismus als Lösung aus Kulturnot - Auswanderung aus dem Verwandtenkreis<br />

- Alija von S2s Familie. Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: Ben Schemen als Kulturereignis: Verb<strong>in</strong>dung<br />

deutsch-europäischer und hebräischer Kultur - S2s Hebräischkenntnisse; Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit der hebräischen Sprache und Kultur - Die europäische Kultur <strong>in</strong> Ben Schemen - Leben<br />

<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft - E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Kibbuz, Sprachsituation dort - Politisches Engagement S2s.<br />

Weitere Lebensstationen: Studium - Militärzeit - In deutscher Gefangenschaft als englischer Soldat<br />

- Auswirkungen der Gefangenschaft auf S2s Verhältnis zur deutschen Sprache - S2s Kontakte mit<br />

dem Englischen - Weitere Erfahrungen aus der Gefangenschaft: am Rande des Holocausts -<br />

Kenntnisse vom Holocaust - Lesen und Schreiben - Dienst <strong>in</strong> der Hagana - E<strong>in</strong>heirat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e "israelische"<br />

Gesellschaft - Studien <strong>in</strong> Harvard. E<strong>in</strong>flüsse verschiedener Kulturen: Amerika als<br />

"Adoptivland" - S2s Kontakte zur amerikanischen Kultur - Versuch der Vermittlung e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en<br />

H<strong>in</strong>tergrunds - "Vergrößerung" der Familie - S2s Selbstverständnis als Vermittler allgeme<strong>in</strong>er<br />

Kultur - Tradition als entscheidendes Element - S2s Sicht der Zukunft für <strong>Israel</strong> - Angst vor den<br />

vollkommen Gleichgültigen ("Diskothek-Jugend") - Beispiel für das Nicht-Statische der Kultur - Kulturunterschiede:<br />

weltliche - religiöse Kultur - Zum Begriff "Kultur" - Heutiger Verlust von Tradition -<br />

S2s Beziehung zu den Juden aus dem Osten und arabischen Ländern - Über optimale Assimilation<br />

- Beziehung zur neuen deutschen Sprache und zu Deutschland - Frage nach dem Überleben der<br />

europäisch-deutschen Kultur <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>008<br />

alte Bezeichnungen: XXV/37<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1989<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 40m 27s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: CB<br />

Sprechername: Clara Bartnitzki (geb. Stern)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 87<br />

Geburtsort: Frankenberg/Eder<br />

Biographische Daten: Abitur; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Köch<strong>in</strong>, dann 30 Jahre <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Moschaw (Landwirtschaft, Hühnerzucht); später soziale Tätigkeiten.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Weitgehend Hochlautung mit leichten nordhessischen E<strong>in</strong>schlägen.<br />

Sehr flüssiges, ungezwungenes Sprechen.<br />

Inhalt: Name, Herkunft, Familie: Informationen zum Namen (griechische Abstammung) - Arbeit<br />

des Bruders als "probation officer" - Biographie des Onkels - Episode: Edertalsperre - Über den<br />

Heimatort und das Leben der Familie - Schadensersatzfrage (Hausverkauf 1933) - Vorgriff: Hausbau<br />

<strong>in</strong> <strong>Israel</strong> <strong>in</strong> Kfar Witk<strong>in</strong> - Familiendaten (Geburtsjahr und -ort, Familiennamen) - E<strong>in</strong>stellung zu<br />

den Deutschen / zu Deutschland vor der Emigration - Zionistische E<strong>in</strong>stellung der Familie - Jüdische<br />

Jugendverbände - Leben des Bruders (Emigration) - Eigene Schullaufbahn - Berufsausbildung<br />

des Bruders (Lehrersem<strong>in</strong>ar). Das Festhalten der Er<strong>in</strong>nerungen u.a.m.: Niederschreiben der<br />

Erlebnisse - Tod des Mannes / neue Beschäftigung - Eigene Sprachsituation / Sprachsituation <strong>in</strong><br />

der Familie - Exkurs: Buch von Kishon - Exkurs: Memoiren e<strong>in</strong>er litauischen Großmutter - Ursprünglicher<br />

Berufswunsch S2s - Zum Thema Großfamilie (Situation gestern - heute) - Familiengeschichte<br />

(Vettern, Nichte, Enkel) - Thema Reisen. Leben <strong>in</strong> Kfar Witk<strong>in</strong> (und Rückblicke): Gründung<br />

von Kfar Witk<strong>in</strong> / weitere Entwicklung - Berufswunsch ihres Mannes - Sprachproblem <strong>in</strong> Kfar Witk<strong>in</strong><br />

- Ankunft und schwerer Anfang <strong>in</strong> Natanja - Rückblick: Situation nach dem Abitur - Kennenlernen<br />

des Ehemanns (Dreigroschenoper) - Zur E<strong>in</strong>stellung der Jugend heute - Thema Assimilation (Sabbat)<br />

- Neuanfang <strong>in</strong> Kfar Witk<strong>in</strong> - Unterstützung der Hagana bei der Landung illegaler Flüchtl<strong>in</strong>gsschiffe<br />

- Rückblicke: Situation nach der Heirat <strong>in</strong> Deutschland - Erziehung im Elternhaus (Bezug<br />

auf die Gegenwart) - Situation auf dem Emigrationsschiff / Ausgangssituation für die Emigration -<br />

Emigration der Eltern - Technische Ausstattung <strong>in</strong> Kfar Witk<strong>in</strong> - Geburt des Sohnes / Bezug zu<br />

Deutschland und England - Situation <strong>Israel</strong>s als Durchgangsland - Leben <strong>in</strong> Kfar Witk<strong>in</strong> (Enten-


5<br />

zucht, Gemüseanbau, Brotbacken). Allgeme<strong>in</strong>e Themen, Ansichten und aktuelle Lebenssituation:<br />

Begriffsklärung "Jecke" - Sprachproblem der Emigranten - Leben unter britischem Mandat - Eigene<br />

Sprachsituation (heute) - Arbeit als Hausmutter - Sozialarbeit für Alte und Kranke - Krankheit des<br />

Bruders - Über die jetzige Hausmutter im Altenheim.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>010<br />

alte Bezeichnungen: XXV/4<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Kibbuz Aschdot Ja' akow<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 32m 46s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Rachel Beck (geb. Getrude Freilich)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 68<br />

Geburtsort: Wien<br />

Biographische Daten: Realgymnasium; 1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; bis 1941 Jugend-Alija,<br />

seitdem im Kibbuz, u.a. Außenarbeiten, Marmeladenfabrik, Bibliothekar<strong>in</strong>; <strong>in</strong> der Kibbuzverwaltung.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Wiener Verkehrsmundart mit e<strong>in</strong>zelnen österreichischen Dialekteigenheiten.<br />

Lebhafter Erzählstil.<br />

Inhalt: Jugend <strong>in</strong> Wien und Auswanderung: K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Wien (Gymnasium, Abbruch mit 16 Jahren)<br />

- Legale Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a - Jugendalija (Hebräisch/Landwirtschaft - Sprachen: heute<br />

Englisch, Deutsch, Französisch, Iwrit - Elternhaus: nicht religiös, antizionistisch. Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

/ <strong>Israel</strong>, Leben im Kibbuz: Hachschara, Heirat mit 20 Jahren - Sprachbewusstse<strong>in</strong>: "die deutschen<br />

(österreichischen?) Juden haben noch immer das Gefühl, dass sie sprachlich nicht dazugehören"<br />

- Seit vier Jahrzehnten im Kibbuz Ashdot Ya'acov (russische Gründung, spätere Spaltung<br />

des Kibbuz) - Eigene Tätigkeiten: anfangs Fabrikarbeit, dann "Karriere": Buchhaltung, Büro, Bibliothekar<strong>in</strong><br />

(Aufenthalt <strong>in</strong> England) - Kulturelles Leben im Kibbuz: früher sehr aktiv (Lesen, Veranstaltungen),<br />

heute eher durchs Fernsehen verdrängt - E<strong>in</strong>führung von Privatbesitz im Kibbuz - RBs<br />

Mann: illegal e<strong>in</strong>gewandert, Bäcker im Kibbuz (Tscheche) - K<strong>in</strong>der: Kollektiverziehung - RBs spätere<br />

Tätigkeiten: ehrenamtliche Arbeit <strong>in</strong> der Kibbuzorganisation <strong>in</strong> Tel Aviv ("Drang nach draußen"),<br />

Freiwilligenbetreuung, Kibbuzkassa (und F<strong>in</strong>anzierungswesen im Kibbuz) - Generationenkonflikt:<br />

nachlassender Arbeitseifer der Jugend - K<strong>in</strong>der: Tochter "Individualist<strong>in</strong>", früher Englandaufenthalte,<br />

heute Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fluggesellschaft, spricht ke<strong>in</strong> Deutsch (wegen antideutscher Erziehung) -<br />

Sohn: Ausbildung <strong>in</strong> Deutschland als Mess- und Regeltechniker - Niederlassung <strong>in</strong> Deutschland,<br />

Heirat, Übertritt der Frau zum Judentum, Scheidung - Kontakt zu den Enkeln - Rührigkeit der Kibbuzniks<br />

bis <strong>in</strong>s hohe Alter - Arbeiten <strong>in</strong> der Fabrik - Altersversorgung.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>018<br />

alte Bezeichnungen: XXV/6<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 24m 36s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AB<br />

Sprechername: Ada Brodsky (geb. Neumark)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 67<br />

Geburtsort: Frankfurt/O.<br />

Biographische Daten: Gymnasium; 1938 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Jugend-Alija, Abitur, Studium<br />

(Judaismus/englische Literatur), Musikakademie, Unterricht an Schulen/Akademien, Tätigkeit<br />

beim Radio, Übersetzer<strong>in</strong>, Schriftsteller<strong>in</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Ruhiges, gewandtes Sprechen mit gelegentlichen<br />

Verzögerungen bei den bevorzugt komplexen Satzkonstruktionen; häufige Selbstkorrekturen und<br />

Neuansätze, auch Anakoluthe. Überwiegend sachlich-berichtender Stil, doch auch viele veranschaulichende<br />

Episoden mit direkter und <strong>in</strong>direkter Rede.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Das Elternhaus (Arzthaus mit viel Kultur) - E<strong>in</strong>stellung der Eltern<br />

zum Zionismus - Kulturelles Engagement der Mutter (v.a. Musik, Elternhaus Mittelpunkt der<br />

Jüd. Geme<strong>in</strong>de) - Jugendbewegung ('Kameraden') und Zionismus - E<strong>in</strong>stellung des Vaters zum<br />

Judentum - S2s Auswanderung (drei Jahre Stipendium für Schule <strong>in</strong> Ben Schemen) - Probleme der


6<br />

Eltern, e<strong>in</strong> Zertifikat zu bekommen - Episode: Der Mutter gel<strong>in</strong>gt es unter dramatischen Umständen,<br />

den Vater mit dem letzten englischen Zertifikat aus dem Lager zu befreien - Ankunft und Anfänge<br />

der Eltern <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, <strong>in</strong>terne Schwierigkeiten - E<strong>in</strong>fügen der Mutter <strong>in</strong> das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

(Probleme als Geschäftsfrau, aber wieder kultureller Mittelpunkt) - S2s Aufenthalte bei der<br />

Mutter - Informationen über Geschichte und Aufbau von Ben Schemen - Rascher Übergang zum<br />

Iwrit - Gründe für gewisse Mängel im Hebräischen (aus schriftstellerischer Sicht) - Weitere Ausbildung:<br />

Abitur, Studium - Arbeit <strong>in</strong> Lagern <strong>in</strong> Zypern, Heirat - Neues Studium: Konservatorium, Akademie<br />

- Anfänge beim Radio - Serie über Bach und Beethoven. Tätigkeit als Übersetzer<strong>in</strong> und Autor<strong>in</strong>;<br />

Verb<strong>in</strong>dungen zur deutschen Sprache und zu Deutschland: S2s Buch über Rilke - Weitere<br />

Bücher S2s - Übersetzungen: Probleme beim Nachdichten von Liedtexten - Verbundenheit mit der<br />

deutschen Sprache - S2s Sprache: e<strong>in</strong> Deutsch, "das nirgendwo h<strong>in</strong>gehört" - Sprache mit dem<br />

Bruder (Komponist; geme<strong>in</strong>same Aufnahmen) - S2s Freude an ihrer Tätigkeit - Weitergabe der Kultur<br />

an die Töchter - Besuche <strong>in</strong> Deutschland - Negative Empf<strong>in</strong>dungen und Erfahrungen bei<br />

Deutschlandbesuchen - Besuch der Orte der Komponisten und Dichter. Schlussgedanke: Warum<br />

S2 doch zu spät <strong>in</strong>s Land kam.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>025<br />

alte Bezeichnungen: XXV/45<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 46m 30s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AD<br />

Sprechername: Aharon Doron (ehem. Erw<strong>in</strong> Weilheimer)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 72<br />

Geburtsort: Ludwigshafen<br />

Biographische Daten: Mittelschule, jüdische Schule; 1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a mit Jugend-<br />

Alija, bis 1949 Kibbuzmitglied; 1941-46 Hagana und Jewish Settlement Police, 1948-65 <strong>in</strong> der israelischen<br />

Armee (zuletzt Generalmajor), Studium <strong>in</strong> den USA (public adm<strong>in</strong>istration), danach u.a.<br />

Vizepräsident der Universität Tel Aviv, Direktor des Jüdischen Diaspora Museums, seit 1993 Ombudsmann<br />

der israelischen Armee; zahlreiche weitere öffentliche Ämter.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Tendenziell Hochlautung, doch mit hörbarer pfälzischer Färbung<br />

und leicht umgangssprachlicher Morphologie. Meist bedächtig, aber mit Rhythmusschwankungen<br />

auch sehr lebendig und spontan sprechend. Trotz gelegentlicher Verwendung hebräischer und<br />

englischer Begriffe sicher formulierend; Wechsel von explikativen und argumentativen Monologpartien<br />

mit schriftsprachlich komplexen hypotaktischen Konstruktionen und anschaulichen Erzählungen<br />

sowie lockeren Dialogsequenzen. Rhetorische Textgestaltung.<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>leitung: Deutschlandbesuche, Schwierigkeit Deutsch zu sprechen: Besuch se<strong>in</strong>er Heimatstadt<br />

mit Schulfreund Usi Biran (s. <strong>IS</strong>016); frühere Besuche seit 1957 - Deutsch nur mit Mutter,<br />

nicht mit se<strong>in</strong>en beiden Ehefrauen. Jugend <strong>in</strong> Deutschland: Assimilierte Familie (aus Bayern,<br />

Schwaben); Großeltern Viehhändler - Grabste<strong>in</strong> von Vorfahren <strong>in</strong> Thalmass<strong>in</strong>g (Franken) besucht;<br />

Beschreibung des jüdischen Lebens dort z.Z. se<strong>in</strong>er Mutter - Schulbesuch <strong>in</strong> der Pfalz (Dialekt,<br />

Freunde von der Straße) - Nach Verweis vom Gymnasium <strong>in</strong> jüd. Schule "richtiges" Deutsch und<br />

dt. Literatur kennengelernt - E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> Jugendbewegung v.a. wegen Freizeitaktivitäten; Wechsel zu<br />

jüd. Freundeskreis (neue Welt) - Gleichzeitig noch Organisation e<strong>in</strong>es Jugendbundes für nichtjüdische<br />

Nachbarsk<strong>in</strong>der. Ausbildung und Berufsweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Mit Jugendalija <strong>in</strong> Kibbuz<br />

Jagor - Auf der Tietz-Schule (Unterschiede im Erlernen des Hebräischen) - 1941-1947 zur Jewish<br />

Settlement Police; Instructor bei der Hagana - Fahrt nach Amerika zur Mutter (1/2 Jahr) - Rückkehr<br />

<strong>in</strong> den Kibbuz; militärische Laufbahn - Exkurs: Erklärung der Organisation von Hagana und<br />

Palmach - Militärische Laufbahn z.Z. des Befreiungskriegs (Generalstab, Nachal,<br />

Brigadenkommandant, Generalmajor) - Studium <strong>in</strong> Amerika (public adm<strong>in</strong>istration) - Vizepräsident<br />

der Universität Tel Aviv; Mitbegründer des Diaspora-Museums - Nach Pensionierung nochmals<br />

neue Tätigkeit als Ombudsmann der Armee (detaillierte Tätigkeitsbeschreibung). Selbstverständnis:<br />

Verhältnis zum deutschen Judentum - Sprachliche und kulturelle Situation.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>035<br />

alte Bezeichnungen: XXV/11<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1991


7<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 32m 59s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EE<br />

Sprechername: Eva M. Eylon (geb. Leszynsky)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 77<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Gymnasium (nicht mehr beendet); 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; diverse<br />

Anfangstätigkeiten, u.a. Büro, Buchhandlung; später leitende Tätigkeit im Konsumentenverband<br />

und im Landwirtschaftsm<strong>in</strong>isterium; nach der Pensionierung Studium (Soziologie/Sozialarbeit), auf<br />

verschiedenen sozialen Gebieten tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Souveräner Sprechstil mit häufigen<br />

kle<strong>in</strong>en Selbstkorrekturen. Tiefe, aber sehr stark modulierende Stimme.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Scherze S2s über Alter und Geburtsdatum - Periodisierung von<br />

S2s Leben - Familie (Familienstammbaum <strong>in</strong> Deutschland nachweisbar bis 1500; religiös, bewusst<br />

jüdisch; Vater promovierter Historiker mit Rabb<strong>in</strong>erausbildung) - S2s Schulzeit (Bedauern, dass<br />

Emigration e<strong>in</strong> Jahr vor dem Abitur) - Emigration 1933 - S2s Integration im jüdischen und zionistischen<br />

Umfeld. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Schwierige Anfänge der Familie nach der E<strong>in</strong>wanderung<br />

- Über das <strong>Israel</strong><strong>in</strong>teresse von S2s Familie vor der Emigration 1933 - S2s Berufe <strong>in</strong> den Anfangsjahren<br />

(v.a. Arbeit <strong>in</strong> der Buchhandlung Mayer (vgl. <strong>IS</strong>083), deren Kundschaft) - S2s Sprachkenntnisse<br />

und Lesegewohnheiten - Über S2s Mann (aus St. Petersburg stammend, <strong>in</strong> Wien aufgewachsen<br />

und promoviert) - S2s berufliche Karriere im Konsumentenverband und Landwirtschaftsm<strong>in</strong>isterium<br />

- Verschiedene soziale Tätigkeiten im Pensionsalter; Engagement für die<br />

Frauenemanzipation - Über S2s Töchter und S2s Rückkehr <strong>in</strong>s Haus ihrer Eltern nach deren Tod -<br />

Fortsetzung: Arbeit im Landwirtschaftsm<strong>in</strong>isterium (Beratung von Neue<strong>in</strong>wanderern). Aktuelle Situation<br />

und Ansichten: S2s Sicht der heutigen Situation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - E<strong>in</strong>stellung zum Jeckentum<br />

(hundertprozentige "Jeck<strong>in</strong>") - Über die Sprachproblematik bei ihrer Volontärarbeit Telefonberatung<br />

- Deutschlandreisen seit 1975, Reaktionen und Kontakte - E<strong>in</strong>flüsse der deutschstämmigen Juden<br />

auf den Staat <strong>Israel</strong>.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>041<br />

alte Bezeichnungen: XXV/13<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 32m 05s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AF<br />

Sprechername: Abraham Frank<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 68<br />

Geburtsort: Flacht bei Diez (Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz)<br />

Biographische Daten: Gymnasium <strong>in</strong> Stuttgart; 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Volksschule,<br />

Schre<strong>in</strong>erlehre, dann Vertreter für Bücher und Kunstreproduktionen, später Mitarbeiter bei<br />

zionistischer Organisation, zuletzt im Irgun Olej Merkas Europa (E<strong>in</strong>wandererorganisation) tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte südhessische Färbung. Tendenz zu sehr komplexen hypotaktischen,<br />

fast immer normgerecht durchgeführten Satzkonstruktionen.<br />

Inhalt: Jugend und Elternhaus <strong>in</strong> Deutschland: Elternhaus: Traditionsverbundenheit - K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong><br />

Deutschland - Verlauf der E<strong>in</strong>wanderung. Der weitere Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Probleme<br />

des Vaters mit der E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - S2s Anfänge im Land - Arbeit <strong>in</strong> der Buchhandlung<br />

- Heirat und erste Auslandsmission - Beziehung zur deutschen Sprache: S2s Bibliothek - Schicksal<br />

der Ehefrau: K<strong>in</strong>dertransport nach England (Allgeme<strong>in</strong>es über die Hilfsaktion "K<strong>in</strong>dertransporte") -<br />

S2s USA-Mission (im Auftrag der Jewish Agency) - Zionistische Tätigkeit S2s im Ausland; Aufenthalte<br />

<strong>in</strong> USA, Kanada - H<strong>in</strong>tergründe für die E<strong>in</strong>wanderung anglophoner Juden - Aufenthalt <strong>in</strong> London<br />

- S2s Sprachkenntnisse - Rückkehr nach <strong>Israel</strong>: Beschäftigung bei der Siedlungsgesellschaft<br />

und beim Militär - Dritter USA-Aufenthalt - Beschreibung e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelfalles e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>wanderung;<br />

E<strong>in</strong>wanderungsprobleme und Spezifik der Alija aus Amerika - S2s vierte Mission - Sprachsituation<br />

<strong>in</strong> der Familie - Arbeit <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>wandererorganisation - Heutige Tätigkeit S2s: Betreuung der alten<br />

Menschen, v.a. als Kulturreferent des Irgun Olej Merkas Europa. Heutige Interessen; Beziehungen<br />

zu Deutschland: S2s Engagement <strong>in</strong> der Familienforschung - Beziehungen zu Deutschland - Genealogisches<br />

Interesse - Erste Wiederbegegnung mit Deutschland, Berührungen mit Deutschen -<br />

Kontakte zu Deutschland und Motive für den Brückenschlag - Frage nach Traditionen.


8<br />

Kennung: <strong>IS</strong>042<br />

alte Bezeichnungen: XXV/14<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Dauer der transkribierten Aufnahmen: 2h 18m 46s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AF<br />

Sprechername: Abraham H. Friedländer (ehem. Horst Friedländer)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Cottbus<br />

Biographische Daten: Abitur, Umschichtung (Landwirtschaft) <strong>in</strong> Dänemark; 1936 Emigration nach<br />

Paläst<strong>in</strong>a; zunächst im Kibbuz, später Jugendleiter, Gerwerkschaftssekretär, nach Abendstudium<br />

(Jura) <strong>in</strong> juristischer Abteilung der Gewerkschaft, danach selbständiger Anwalt und Notar (Spezialist<br />

für Arbeitsrecht).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Teilweise märkisch-regionalsprachliche Färbung, große Nähe zum<br />

Berl<strong>in</strong>erischen. Lange, oft hypotaktische Satzkonstruktionen im Wechsel mit Telegrammstil und<br />

dialogischer Spontaneität. Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit variierend, manchmal sehr schnell.<br />

Inhalt: Jugend und Elternhaus <strong>in</strong> Deutschland: K<strong>in</strong>dheit und Jugendzeit <strong>in</strong> Cottbus 1916-1934 -<br />

Pflege des Deutschen bis heute - Schulabschluss 1933, landwirtschaftliche Ausbildung - Umzug<br />

nach Berl<strong>in</strong>, 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a. Der Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a:<br />

Kibbuz-Stimmung, Leben im Kibbuz - Organisatorische Aktivitäten im Kibbuz, K<strong>in</strong>dererziehung<br />

als Problem, Verlassen des Kibbuz 1942 - Sprache im Kibbuz: Iwrit (deutsch-polnische Verständigung<br />

auf Jiddisch) - (Private) Motive für Ausscheiden aus Kibbuz, E<strong>in</strong>stellung zum Kibbuz<br />

allgeme<strong>in</strong> - Gasthörer an Jerusalemer Universität, Engagement <strong>in</strong> Arbeiterpartei - Exkurs (als Vorgeschichte<br />

zum Kennenlernen se<strong>in</strong>er Frau): Geschichte der Templer <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a und ihre Ausweisung<br />

nach Australien (S2 als Hilfspolizist beim Transport), Schiffsreise, Erlebnisse auf dem Schiff -<br />

Kennenlernen se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> Sydney, Episode: Flaschenpost - Ankunft se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a,<br />

Heirat 1947 - E<strong>in</strong>fluss se<strong>in</strong>er Frau auf se<strong>in</strong>e berufliche Laufbahn, gute Position als Gewerkschaftssekretär<br />

- Verständigung mit se<strong>in</strong>er Frau auf Hebräisch, Englisch und Deutsch - Auf Drängen se<strong>in</strong>er<br />

Frau Besuch der Abenduniversität, Jurastudium - Nach Referendarzeit selbständige Niederlassung;<br />

Spezialgebiet Familienrecht - Geschichten e<strong>in</strong>iger Fälle (Ingenieur mit drei Frauen; geisteskranke<br />

Frau) - Exkurs: Aufgaben des Rabb<strong>in</strong>ats. Neue berufliche und private Kontakte mit Deutschen:<br />

Berufliche Kontakte zu deutschen Anwälten, regelmäßige Reisen nach Deutschland - Über<br />

den E<strong>in</strong>fluss geschäftlicher Kontakte auf die Gesamtentwicklung der deutsch-israelischen Beziehungen<br />

- Gründe für deutschen Pass: Arbeit <strong>in</strong> EG-Ländern (so z.B. bei se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern) - Zigaretten-E<strong>in</strong>fuhr-Geschichte<br />

- Enttäuschung über den Verfall von Cottbus beim ersten Besuch nach der<br />

Wiedervere<strong>in</strong>igung - Diskussionen über Vergangenheit, Ostdeutsche und deren Vergangenheitsbewältigung<br />

- Biographie und Tod se<strong>in</strong>es Sohnes 1977 bei e<strong>in</strong>er Militärübung; Allgeme<strong>in</strong>es über<br />

das israelische Militär.<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>043<br />

Kennung: <strong>IS</strong>043<br />

alte Bezeichnungen: XXV/14<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 35m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AF<br />

Sprechername: Abraham H. Friedländer (ehem. Horst Friedländer)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 78<br />

Geburtsort: Cottbus<br />

Biographische Daten: Abitur, Umschichtung (Landwirtschaft) <strong>in</strong> Dänemark; 1936 Emigration nach<br />

Paläst<strong>in</strong>a; zunächst im Kibbuz, später Jugendleiter, Gerwerkschaftssekretär, nach Abendstudium<br />

(Jura) <strong>in</strong> juristischer Abteilung der Gewerkschaft, danach selbständiger Anwalt und Notar (Spezialist<br />

für Arbeitsrecht).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Teilweise märkisch-regionalsprachliche Färbung, große Nähe zum<br />

Berl<strong>in</strong>erischen. Lange, oft hypotaktische Satzkonstruktionen im Wechsel mit Telegrammstil und<br />

dialogischer Spontaneität. Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit variierend, manchmal sehr schnell.


9<br />

Inhalt: Thematisches Ergänzungs<strong>in</strong>terview: Arisierung von jüdischen Geschäften <strong>in</strong> der Nazizeit -<br />

Zionismus und Judentum - Ergänzungen zum persönlichen Lebenslauf (Schwerpunkt: Kibbuz).<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>042<br />

Kennung: <strong>IS</strong>049<br />

alte Bezeichnungen: XXV/48<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Kibbuz Kfar Rupp<strong>in</strong><br />

Aufnahmedatum: 1993<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 17m 35s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EG<br />

Sprechername: Ellen Glasner (geb. Berger)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 73<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: 1933 Emigration nach Prag, Abitur; 1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

Landwirtschaftsschule, seitdem im Kibbuz; Arbeit <strong>in</strong> der Buchhaltung und Volontärarbeit im Krankenhaus.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung <strong>in</strong> klarer Artikulation. Interviewstil wechselt nur ger<strong>in</strong>gfügig<br />

zwischen sachlichen Berichten, Argumentation und etwas anschaulicher erzählten kurzen<br />

Geschichten (ohne direkte Reden). Sätze meist kurz, doch viele lange E<strong>in</strong>schübe, dadurch auch<br />

größere, z.T. leicht anakoluthische Konstruktionen. Stets auf die Fragen bezogen.<br />

Inhalt: Jugendzeit <strong>in</strong> Europa (Berl<strong>in</strong>, Prag): Kurzbiographie (Elternhaus, Geburtsort, Emigration) -<br />

S2s Schullaufbahn (bis 16 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, die letzten drei Jahre <strong>in</strong> Prag) - Sprachsituation <strong>in</strong> Prag - Zionistische<br />

Jugendbewegung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - S2s Familie (nicht besonders religiös, aber bewusst jüdisch)<br />

- S2s zionistische E<strong>in</strong>stellung - Freundeskreis und Hobbys - Antisemitische Erfahrungen <strong>in</strong> den<br />

letzten Schuljahren - Lage der Familie von 1933-1939 - S2s Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a 1939 -<br />

Lage der Familie nach dem E<strong>in</strong>fall der Nazis <strong>in</strong> die Tschechoslowakei - Schicksal von S2s Schwester<br />

und ihren Eltern - S2s K<strong>in</strong>dheitsträume - Die Reaktion der Eltern auf die zionistische E<strong>in</strong>stellung<br />

S2s - Hebräischlernen seit K<strong>in</strong>dheit, richtig aber erst im Kibbuz. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>:<br />

Besuch e<strong>in</strong>er Landwirtschaftsschule <strong>in</strong> Afula (e<strong>in</strong> Jahr) - Über den Kibbuz Kfar Rup<strong>in</strong> - Über S2s<br />

Mann (Cous<strong>in</strong> der Interviewer<strong>in</strong>) - Die Anfangsbed<strong>in</strong>gungen im Kibbuz. Lebense<strong>in</strong>stellung<br />

(Kibbuzidee, Sprache, Kultur, Deutschland): Die Kibbuzidee (Begeisterung) - Sprachsituation im<br />

Kibbuz (Hebräisch) - Verhältnis zur deutschen Sprache und zu Deutschland; Gründe für die Bewahrung<br />

der deutschen Sprache - Über die hebräische Kultur - Jeckische Eigenschaften; Kfar<br />

Rup<strong>in</strong> als jeckischer Kibbuz - Interesse von S2s Mann an israelischer Geschichte (Gründe) - Erste<br />

Deutschlandbesuche und Kontakte zu Deutschen; E<strong>in</strong>stellung S2s zur neuen deutschen Generation<br />

- Episoden: Neonazis und Vergangenheitsbewältigung <strong>in</strong> Deutschland - Bewertung der<br />

Kibbuzidee (Zufriedenheit) - Kenntnisse der deutschen Sprache bei den K<strong>in</strong>dern - Beziehungen zur<br />

tschechischen Kultur - Episode: Prager Parlament - Familientradition - Beschäftigung im Alter im<br />

Kibbuz, S2s eigene Tätigkeiten - Arbeit bis <strong>in</strong>s hohe Alter (Bewertung).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>080<br />

alte Bezeichnungen: XXV/54<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 2h 22m 33s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: IL<br />

Sprechername: Dr. Iwan Gabriel Lilienfeld<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 84<br />

Geburtsort: Rybnik (Oberschlesien)<br />

Biographische Daten: Jurastudium, Referendarexamen, Promotion 1932; nach Entlassung aus<br />

dem Staatsdienst 1933 Emigration nach Italien und Holland, 1935 nach Paläst<strong>in</strong>a; Übergangstätigkeiten<br />

(Autoschlosser), dann Journalist (u.a. für die deutschsprachige Zeitung "Jedioth Chadashot"<br />

und das Mitteilungsblatt des Irgun Olej Merkas Europa).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochsprache mit etwas "legeren" umgangssprachlichen E<strong>in</strong>schlägen.<br />

Wechsel von dialogischen, sehr fragebezogenen Partien <strong>in</strong> eher sprechsprachlich-spontaner,<br />

partnerorientierter Syntax mit längeren Monologen, die wesentlich schriftsprachlicher konstruiert


10<br />

s<strong>in</strong>d. Überwiegend ruhig berichtend, e<strong>in</strong>zelne Episoden jedoch v.a. durch lange E<strong>in</strong>schübe und<br />

Nachträge spannend gestaltend.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: E<strong>in</strong>leitung: Über S2s Pseudonym als Journalist - S2s Heimat<br />

Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg - K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Oberschlesien und Flucht <strong>in</strong> den deutschen<br />

Teil - Herkunft des Vaters (aus Lippstadt/Westfalen) - S2s Situation zwischen Polen und Deutschland<br />

- Schulen - Situation <strong>in</strong> Oberschlesien (gewisse Vorteile für Juden durch M<strong>in</strong>derheitsrechte) -<br />

Jugend und Jura-Studium <strong>in</strong> Freiburg, München, Berl<strong>in</strong> - Emigration mit den zukünftigen Schwiegereltern<br />

nach Italien und Holland - Gründe für die Entscheidung, nach Paläst<strong>in</strong>a zu gehen - Das<br />

Schicksal se<strong>in</strong>er Eltern (Deportation 1942). Der Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> als Journalist; allgeme<strong>in</strong>e<br />

Informationen über die deutschsprachigen Zeitungen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Erste Arbeiten <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a,<br />

Sprachprobleme - S2s Tätigkeit bei den deutschsprachigen Übersetzungsblättern - Situation der<br />

deutschen Zeitungen <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> (vgl. auch <strong>IS</strong>114 und <strong>IS</strong>142) - H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen S2s <strong>in</strong> die<br />

hebräische Kultur - Über das "gute" Deutsch <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Kontakte zur deutschen Presse, zu den<br />

Botschaftern und zu den israelischen deutschsprachigen Schriftstellern - S2s E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> die<br />

israelische Kultur - S2s Deutschlandbesuche seit 1954 - S2s E<strong>in</strong>stellung zum "Neudeutschen" -<br />

S2s Lektüre.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>093<br />

alte Bezeichnungen: XXV/23<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 2h 39m 38s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Ernst Georg Mart<strong>in</strong> Pfeffermann<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 74<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Abitur, Ausbildung als Gummitechniker; 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

Anfangsarbeiten <strong>in</strong> Kabelfabrik und Orangenplantage, danach Hilfspolizist; später <strong>in</strong> der Personalabteilung<br />

der Ölraff<strong>in</strong>erie Haifa, zuletzt Personalchef.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Deutliche berl<strong>in</strong>erische Färbung. Sehr lebhafter Redestil; meist<br />

sehr schnelles Sprechen mit Tilgung von Endsilben, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Rhythmus und Tonhöhe stark abstufend.<br />

Vorwiegend parataktisch, doch mit vielen E<strong>in</strong>schüben, ohne den "Faden" zu verlieren.<br />

Inhalt: Schicksal der Familienmitglieder; Lebensweg S2s bis zur Emigration: Über die Nicht-<br />

Hebraisierung se<strong>in</strong>es Namens - Geschichte der Familie (Eltern aus Ostrava und Königsberg; Vater<br />

Apotheker, kle<strong>in</strong>e Fabrik <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; früher Tod) - E<strong>in</strong>stellung des Elternhauses: liberal, assimiliert -<br />

Schulzeit (1933-36 im Gymnasium unangenehme Atmosphäre) - Vorbereitung der Auswanderung<br />

durch Hachschara (als "Gummifacharbeiter") - Ursprüngliche Berufsvorstellung (Zahnarzt) -<br />

Schicksal des älteren Bruders (1933 als Kommunist Flucht über Paris <strong>in</strong> die Schweiz, Dissertation<br />

über Renaissancepäpste, später als Diplomat für Deutschland im Europarat; Ehe <strong>in</strong> München) -<br />

Schicksal des jüngeren Bruders (lebt als Künstler <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>) - Schicksal der Mutter (durch Sorge um<br />

die Söhne selbst nicht mehr herausgekommen, Deportation 1942) - Episode: Vergebliches Bemühen<br />

der Mutter um e<strong>in</strong> Affidavit von reichen Verwandten <strong>in</strong> Amerika (S2 erfuhr davon erst 1953<br />

durch e<strong>in</strong>e Bekannte) - Bemühen, Deportation der Mutter aufzuklären (E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Akten der<br />

Gestapo <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>) - E<strong>in</strong>stellung gegenüber Deutschland (Anerkennung der deutschen Unterstützung<br />

für <strong>Israel</strong>) - Frage nach Auswirkungen des Golfkriegs (und der Mitschuld deutscher Firmen)<br />

auf E<strong>in</strong>stellung zu Deutschland <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>; Lebense<strong>in</strong>stellungen heute:<br />

E<strong>in</strong>wanderung 1936 über Paris (Wiedersehen mit Bruder) nach Haifa, sofort Arbeitsbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong><br />

Fabrik - Hebräischkenntnisse (Vorbereitung <strong>in</strong> Deutschland: praktische Übungen) - Werdegang seit<br />

E<strong>in</strong>wanderung: Rausschmiss aus Fabrik nach Streikorganisation, Übergangsjobs, vier Jahre englische<br />

Mar<strong>in</strong>e - Privater Werdegang (Heirat 1942, Frau aus Gelsenkirchen) - Fortsetzung beruflicher<br />

Werdegang: Manager und Personalchef der Ölraff<strong>in</strong>erie <strong>in</strong> Haifa - Sprachliche Situation <strong>in</strong>nerhalb<br />

Familie (ältere Tochter im Kibbuz spricht gut Deutsch, da mit Eltern Deutsch) - Heutige Volontärtätigkeiten<br />

S2s - Anschauungen über das Leben (Zufriedenheit; Bedeutung des Humors) - Jeckische<br />

Eigenschaften (Prägung durch preußische Erziehungsideale) - E<strong>in</strong>stellung zur arabischen Frage<br />

(die deutschen Juden meist redebereiter) und zur aktuellen politischen Situation <strong>Israel</strong>s - Kontakte<br />

zu Deutschland: 1. Kontakt 1953 durch se<strong>in</strong> ehemaliges K<strong>in</strong>dermädchen (Episode: schickte alte<br />

Tasse mit se<strong>in</strong>em Babyfoto).


11<br />

Kennung: <strong>IS</strong>109<br />

alte Bezeichnungen: XXV/27<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 2h 19m 41s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HR<br />

Sprechername: Dr. Hilde Rudberg (geb. David)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 82<br />

Geburtsort: Breslau<br />

Biographische Daten: Jurastudium, Promotion, 1933 Abbruch der Referendarzeit, zunächst als<br />

Stenotypist<strong>in</strong> tätig, dann <strong>in</strong> der Leitung der Jugend-Alija und eigene Umschichtung; 1938 Emigration<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz (<strong>in</strong> der Wäscherei), dann Stenotypist<strong>in</strong> und Sekretär<strong>in</strong>, 1949<br />

"foreign advocates' exam<strong>in</strong>ation", schließlich juristische Berater<strong>in</strong> im M<strong>in</strong>istry of Communication.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Verhaltene, ruhige, überlegte Sprechweise mit langen<br />

Formulierungspausen und -verzögerungen; beim juristischen Fachwortschatz oft Suchen nach<br />

dem deutschen Wort. Sehr <strong>in</strong>terviewerorientiert (Frage - Antwort), oft nur knappe 1-Satz-Repliken,<br />

häufig Rückfragen; doch auch anschauliche episodische Erzählungen mit viel direkter Rede neben<br />

schriftsprachlich orientierten Erörterungen.<br />

Inhalt: Allgeme<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stellungen: Über die (Nicht-)Hebraisierung der Familiennamen - Sprachsituation<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Familie (mit der Tochter bis heute Deutsch) - S2s (positive) E<strong>in</strong>stellung zur<br />

Kibbuzbewegung und Ablehnung der landsmannschaftlichen Verb<strong>in</strong>dungen und deutschsprachigen<br />

Logen - S2s Vortragstätigkeit im deutschsprachigen Altersheim (auf Iwrit). Das Leben <strong>in</strong><br />

Deutschland: Assimiliertes Elternhaus und Freundeskreis (die christlichen Freund<strong>in</strong>nen haben sich<br />

später bewährt) - Schule, Studium, Referendarzeit - Entlassung vom Gerichtsreferendariat Februar<br />

1933 (Zusammenbruch ihrer Welt) - Arbeitssituation vor der Emigration (Stenotypist<strong>in</strong>) - Berufliche<br />

Probleme der Eltern ab 1933 - S2s Aktivität <strong>in</strong> der zionistischen Bewegung (Leitung von Jugendgruppen<br />

<strong>in</strong> Gut W<strong>in</strong>kel, seit 1937 Jugendalija <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>) - Episode über die Wiederbegegnung mit<br />

e<strong>in</strong>em Abgesandten der Jewish Agency (<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und 1949 als israelischer M<strong>in</strong>ister) - Schicksal<br />

der Eltern (ke<strong>in</strong> Zertifikat, ermordet) - Über S2s Ehemann (Studium Zahnmediz<strong>in</strong>, aktiver Zionist -<br />

Familie - Kennenlernen ...) - Emigration nach der "Kristallnacht": mit der Jugendalija zunächst nach<br />

London (Verlegung der Zentrale); Organisationsarbeit. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: E<strong>in</strong>wanderung<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a 1937 mit Führungsgruppe der deutschen Zionisten, Vorbereitung e<strong>in</strong>es eigenen<br />

Kibbuz - Sprach- und Arbeitssituation im Kibbuz - S2s Austritt aus dem Kibbuz (die ideologischen<br />

und privaten Probleme) - Neuanfang <strong>in</strong> Jerusalem (Jobs) - Kibbuz-Austritt von S2s Mann<br />

(Arbeit als Zahnarzt) - Über die Kriegszeiten - Episode über das vorbildliche Verhalten der Schwiegermutter<br />

während des Unabhängigkeitskrieges - S2s berufliche Situation vor der Staatsgründung<br />

beim englischen Militär - S2s Neuanfang <strong>in</strong> der Juristerei (Wiederholung der Exam<strong>in</strong>a); Arbeit bei<br />

e<strong>in</strong>em Anwalt - Über S2s Promotion (noch <strong>in</strong> Deutschland) - S2s weiterer Lebensweg als "Karrierefrau"<br />

(Berater<strong>in</strong> im M<strong>in</strong>isterium), K<strong>in</strong>der nicht geplant - Geburt der e<strong>in</strong>zigen Tochter 1953 - Ermordung<br />

des Ehemannes 1956 (Anschlag von Ramat Rahel) - S2s Reise nach Deutschland (kurze<br />

Überlegung, dort zu arbeiten, verworfen) - Rückkehr nach <strong>Israel</strong>: starke Identifikation mit <strong>Israel</strong> -<br />

Über die Schwierigkeit, Beruf und Mutterrolle zu vere<strong>in</strong>baren - S2s Bekanntenkreis - Situation während<br />

des Golfkrieges 1991 (u.a. Rolle Deutschlands) - S2s Judentum - Über das deutsche Judentum.<br />

S2s Beziehung zur deutschen und hebräischen Sprache - Deutsche Sprachkenntnisse und<br />

Kontakte von S2s Tochter.<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>110<br />

Kennung: <strong>IS</strong>110<br />

alte Bezeichnungen: XXV/27<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 12m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Dr. Hilde Rudberg (geb. David)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 85<br />

Geburtsort: Breslau


12<br />

Biographische Daten: Jurastudium, Promotion, 1933 Abbruch der Referendarzeit, zunächst als<br />

Stenotypist<strong>in</strong> tätig, dann <strong>in</strong> der Leitung der Jugend-Alija und eigene Umschichtung; 1938 Emigration<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz (<strong>in</strong> der Wäscherei), dann Stenotypist<strong>in</strong> und Sekretär<strong>in</strong>, 1949<br />

"foreign advocates' exam<strong>in</strong>ation", schließlich juristische Berater<strong>in</strong> im M<strong>in</strong>istry of Communication.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Verhaltene, ruhige, überlegte Sprechweise mit langen<br />

Formulierungspausen und -verzögerungen; beim juristischen Fachwortschatz oft Suchen nach<br />

dem deutschen Wort. Sehr <strong>in</strong>terviewerorientiert (Frage - Antwort), oft nur knappe E<strong>in</strong>-Satz-<br />

Repliken, häufig Rückfragen; doch auch anschauliche episodische Erzählungen mit viel direkter<br />

Rede neben schriftsprachlich orientierten Erörterungen.<br />

Inhalt: Thematisches Ergänzungs<strong>in</strong>terview: Tätigkeit <strong>in</strong> den jüdischen Jugendbewegungen - Beschreibung<br />

des HeChaluz - Jugendalija - Hagana - S2s weitere Tätigkeiten und das Alltagsleben <strong>in</strong><br />

Jerusalem - Kultur und Sprache <strong>in</strong> Beruf und Familie.<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>109<br />

Kennung: <strong>IS</strong>114<br />

alte Bezeichnungen: XXV/64<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 2h 26m 26s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AS<br />

Sprechername: Alice Schwarz-Gardos (geb. Schwarz)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Wien<br />

Biographische Daten: Ab 1929 <strong>in</strong> Bratislava; Mediz<strong>in</strong>studium (abgebrochen), Ausbildung zur mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Laborant<strong>in</strong> <strong>in</strong> Prag; 1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Gelegenheitsarbeiten,<br />

dann im elterlichen Lokal tätig, Schreibmasch<strong>in</strong>en- und Stenographiekurse, Sekretär<strong>in</strong>, später<br />

Journalist<strong>in</strong>, schließlich Chefredakteur<strong>in</strong> der „<strong>Israel</strong> Nachrichten“; Schriftsteller<strong>in</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Wiener Verkehrsmundart. Gesprächsentwicklung von rout<strong>in</strong>iertoffiziellem<br />

Interviewstil zu lebendigem Erzählen, letzter Teil stark dialogisch; daher überwiegend<br />

gewandter, komplexer Erzählstil mit vielen Merkmalen spontanen Sprechens.<br />

Inhalt: Jugend <strong>in</strong> Wien, Bratislava, Prag bis zur Emigration: Über S2s Namen - Elternhaus (Vater<br />

Bankprokurist) und Familie der Mutter <strong>in</strong> Preßburg - Mediz<strong>in</strong>studium als Kompromiss (gegenüber<br />

künstlerischem Berufswunsch) - Abbruch des Studiums, Ausbildung zur mediz<strong>in</strong>ischen Laborant<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf Emigration - Beurteilung der politischen Lage <strong>in</strong> der Tschechoslowakei bis zum "Anschluss"<br />

- Information über unmögliche Verhältnisse <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a durch e<strong>in</strong>e Reise von S2s Tante -<br />

Erfolglose Bewerbung um Zertifikate, Entschluss der Familie zur illegalen Auswanderung - Abenteuer<br />

beim illegalen Transport. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>; Tätigkeit für die deutschsprachigen<br />

Zeitungen: Anfänge: Internierung, Gelegenheitsjobs - Optimismus trotz drückender Armut; mangelnde<br />

Hebräischkenntnisse - Letzte Kontakte mit Familienmitgliedern <strong>in</strong> Europa durch Rot-Kreuz-<br />

Briefe - Eröffnung e<strong>in</strong>es Restaurants <strong>in</strong> Haifa - Verbleiben <strong>in</strong> deutschsprachigen Kreisen, Interesse<br />

an Arbeit für deutschsprachige Zeitungen - Arbeit als Schreibkraft bei der britischen Mandatsregierung<br />

(dadurch gute englische Sprachkenntnisse) - Verfassen von Geschichten, Kontakt mit Arnold<br />

Zweig - Erste Veröffentlichungen (1947 auf Deutsch; Kontaktaufnahme mit Cous<strong>in</strong> Bruno Frey,<br />

Chefredakteur <strong>in</strong> Wien) - Erstes Wiedersehen mit Wien (Rückkehr der Eltern dorth<strong>in</strong> 1961) - Rückblick:<br />

Wechsel vieler Familienmitglieder zum Christentum - Rückkehr der Eltern: spezifische Situation<br />

der Wiener ("Kaffeehausgeschöpfe") - S2s erste und zweite Ehe (beide Männer verließen <strong>Israel</strong><br />

wieder, S2 nicht mit) - Beg<strong>in</strong>n der Karriere als Zeitungskorrespondent<strong>in</strong> - Kontakt zu Max Brod<br />

und zum deutschsprachigen Schriftstellerkreis <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Probleme als deutsch schreibende<br />

Schriftsteller<strong>in</strong> (v.a. h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Kritik am Land) - S2s Publikum <strong>in</strong> Europa (Ersche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>iger<br />

Bücher bei deutschen Verlagen, Berichterstattung für deutsche Zeitungen) - S2s dritte Ehe 1965<br />

mit e<strong>in</strong>em ehemaligen Schulfreund (Musiker) - Auflösung der Zeitung 1973 und Neugründung -<br />

Bedeutung der deutschsprachigen Zeitung für die Jeckes - Lockerung des Verbots deutschsprachiger<br />

Fernsehsendungen (durch Unterschriftensammlung von S2 für e<strong>in</strong>en Schweizer Film) - S2s<br />

Beg<strong>in</strong>n bei ihrer neuen Zeitung, Tätigkeit als Chefredakteur<strong>in</strong> bis heute - Der deutschsprachige<br />

Schrift-stellerverband und se<strong>in</strong> Selbstverständnis - Zum unberechtigten Vorwurf der antiquierten<br />

Sprache ihrer Zeitung - Über das unterschiedliche Niveau der deutschsprachigen Schriftsteller,<br />

Problem der Maßstäbe für Literaturkritik - Sprachdiskussion: Kritik am "Neudeutsch" - S2s Beschäftigung<br />

mit deutscher und hebräischer Literatur - Reaktionen aus Deutschland auf S2s Bücher;<br />

Auffassung ihrer Tätigkeit als "Brückenfunktion" - Über unter-schiedliche Schreibmöglichkeiten für


13<br />

<strong>in</strong> Deutschland lebende jüdische Autoren, die anderen Ansprüche des israelischen Publikums und<br />

S2s "Opfer" als Schriftsteller<strong>in</strong>.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>127<br />

alte Bezeichnungen: XXV/67<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 23m 02s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: ES<br />

Sprechername: Emanuel Strauss<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 65<br />

Geburtsort: Düsseldorf<br />

Biographische Daten: 3 Jahre Montessorischule <strong>in</strong> Aachen; 1935 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; weiterer<br />

Schulbesuch (u.a. <strong>in</strong> Jerusalem, im Kibbuz, <strong>in</strong> Ben Schemen); Tischler, Werk- und Fachlehrer,<br />

Planung der Berufserziehung für Holzberufe.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Überlegtes, ruhiges Sprechen; sehr normorientiert,<br />

mit häufig komplexen hypotaktischen Satzkonstruktionen; abwechslungsreiche Verwendung von<br />

Satzanschlussmitteln.<br />

Inhalt: Zum Leben der Familien Strauss - Buber bis zur Emigration: Trotz Emigration mit 9 Jahren<br />

Selbstverständnis als deutschsprachiger Mensch - Über S2s Zugehörigkeit zum deutschen und<br />

hebräisch-jüdischen Kulturkreis - Die Herkunft se<strong>in</strong>es Vaters Ludwig Strauß und se<strong>in</strong>er Großeltern<br />

(deren Geschäfte) - Ausbildung und akademische Laufbahn des Vaters bis zur Auswanderung<br />

1935, se<strong>in</strong>e schriftstellerische Tätigkeit - Se<strong>in</strong>e Mutter - ihr Beruf (Hausfrau) und ihre unterstützende<br />

Tätigkeit bei der Arbeit ihres Mannes - Die nicht so gute wirtschaftliche Situation se<strong>in</strong>es Vaters<br />

vor se<strong>in</strong>er Lehrtätigkeit <strong>in</strong> Aachen - Zweijährige Tätigkeit des Vaters als Regisseur und Dramaturg<br />

<strong>in</strong> Düsseldorf - Die religiöse und sozialistische Ges<strong>in</strong>nung se<strong>in</strong>es Vaters (der E<strong>in</strong>fluss se<strong>in</strong>er Mutter<br />

und ihres Vaters Mart<strong>in</strong> Buber auf se<strong>in</strong>e religiöse E<strong>in</strong>stellung) - Der Kontakt se<strong>in</strong>es Vaters zu Mart<strong>in</strong><br />

Buber, gegenseitige Unterstützung bei ihren Arbeiten - Über die vielen deutschen Freunde des<br />

Vaters - Die Zugehörigkeit des Vaters zu e<strong>in</strong>em (Schriftsteller-)Kreis <strong>in</strong> Aachen - S2s antisemitische<br />

Erfahrungen: <strong>in</strong> der Montessori-Schule (kaum), mit K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> der Nachbarschaft - Erkundungsreise<br />

des Vaters durch Paläst<strong>in</strong>a 1934 (Gedichtband "Land <strong>Israel</strong>") - Begegnung se<strong>in</strong>es Vaters<br />

mit Leuten aus Kibbuz Hasorea - Emigration 1935. Das Leben der Familie <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong><br />

und ihre Verankerung <strong>in</strong> hebräischer und deutscher Kultur: Das erste Jahr <strong>in</strong> Jerusalem -<br />

Hebräischlernen se<strong>in</strong>es Vaters - Entschluss des Vaters, mit der Familie <strong>in</strong> den Kibbuz zu gehen -<br />

Die Zeit im Kibbuz Hasorea (Ausbildung der K<strong>in</strong>der als Grund für das Verlassen des Kibbuz nach<br />

zwei Jahren) - Das darauffolgende Jahr <strong>in</strong> Jerusalem - Hebräischstudium und schriftstellerische<br />

Tätigkeit se<strong>in</strong>es Vaters, der e<strong>in</strong>er der wenigen zweisprachigen deutsch-jüdischen Schriftsteller wird<br />

- Hebräischlernen der Mutter (dauert länger) und der K<strong>in</strong>der (sprachen nach e<strong>in</strong>em halben Jahr<br />

Hebräisch) - Kommentare zur sprachlichen und schriftstellerischen Entwicklung von S2s Vater<br />

(große Motivation durch se<strong>in</strong>e jüdisch-traditionelle Herkunft, frühes Interesse an der ostjüdischen<br />

Kultur und an der jüdischen Religion, frühe Mitgliedschaft <strong>in</strong> der zionistischen Bewegung, Entwicklung<br />

se<strong>in</strong>er Beziehung zu Paläst<strong>in</strong>a durch se<strong>in</strong>en ersten Aufenthalt dort 1934 und se<strong>in</strong>e Beziehung<br />

zu Sprache und jüdischer Kultur durch Freund-schaften mit Ostjuden) - Die polnische und chassidisch-traditionelle<br />

Herkunft Mart<strong>in</strong> Bubers - Die Parallelität von Forschungsarbeit <strong>in</strong> deutscher Literatur<br />

und jüdisch-zionistischem Interesse bei se<strong>in</strong>em Vater - Übersiedlung <strong>in</strong> das Jugenddorf Ben<br />

Schemen nach dem Jahr <strong>in</strong> Jerusalem - (landwirtschaftliche Tätigkeit se<strong>in</strong>es Vaters und spätere<br />

Tätigkeit als Lehrer) - Die Lehrtätigkeit se<strong>in</strong>es Vaters <strong>in</strong> Jerusalem (seit 1947/48 an den Sem<strong>in</strong>aren<br />

der Alijat Hanoar und seit 1950 auch an der Universität) - Die kurz vor se<strong>in</strong>em Tod begonnene und<br />

von e<strong>in</strong>em Freund und Schüler herausgegebene literarische Forschungsarbeit se<strong>in</strong>es Vaters - das<br />

E<strong>in</strong>leben S2s und se<strong>in</strong>es Bruders <strong>in</strong> Ben Schemen - Der Übergang <strong>in</strong>s Hebräische zwischen Vater<br />

und K<strong>in</strong>dern und die Weiterverwendung des Deutschen zwischen den Eltern - S2s Großvater und<br />

Großmutter väterlicherseits (vor se<strong>in</strong>er Geburt bzw. 1938 gestorben) - Die Bubers - E<strong>in</strong>wanderung<br />

1938, vorher Lehrtätigkeit des Großvaters am deutschjüdischen Lehrhaus <strong>in</strong> Frankfurt - Bubers gute<br />

Beherrschung des Hebräischen, die schlechten Hebräischkenntnisse se<strong>in</strong>er Frau (durch sie und<br />

S2s Mutter blieb die deutsche Sprache <strong>in</strong> der Familie erhalten) - Der Kontakt S2s und se<strong>in</strong>es Bruders<br />

zu Buber <strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong>dheit und Jugend (Gespräche über Politik etc. bei geme<strong>in</strong>samen Mahlzeiten,<br />

Bereitschaft des Großvaters, Probleme anzuhören und Ratschläge zu geben) - Der E<strong>in</strong>fluss<br />

Bubers auf die Anschauungen S2s und se<strong>in</strong>es Bruders (Idee vom b<strong>in</strong>ationalen Staat, vom Zusammenleben<br />

mit den Arabern) und die daraus resultierenden Konflikte <strong>in</strong> der Schule - Über die <strong>in</strong> ihrer


14<br />

E<strong>in</strong>stellung Buber nahe Lehrerschaft <strong>in</strong> Ben Schemen und die konträren Anschauungen <strong>in</strong> der<br />

Tietz-Schule - Über S2s von se<strong>in</strong>em Großvater und Vater geprägte Religiosität und Verständnis für<br />

das Schöne <strong>in</strong> der jüdischen Kultur - Nochmals über die Bedeutung se<strong>in</strong>er Mutter für die Erhaltung<br />

des Deutschen bei S2 (S2 liest se<strong>in</strong>er Mutter Briefe aus der Zeit <strong>in</strong> Deutschland vor, ihre <strong>in</strong>teressanten<br />

und humoristischen Erzählungen aus dieser Zeit, die Bedeutung der Er<strong>in</strong>nerungen se<strong>in</strong>er<br />

Mutter für ihn) - Zur Wiederherausgabe der Schriften se<strong>in</strong>es Vaters durch die Akademie <strong>in</strong> Darmstadt<br />

- Grund für S2s Entscheidung zum Tischlerberuf (Anstoß <strong>in</strong> Ben Schemen durch se<strong>in</strong>en<br />

Werklehrer), Unterstützung durch se<strong>in</strong>en Vater - Exkurs: Problem für die Intellektuellen, die <strong>in</strong><br />

Deutschland studiert hatten, <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a/<strong>Israel</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende Arbeit zu f<strong>in</strong>den - Die große<br />

Befriedigung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beruf, Unterstützung durch se<strong>in</strong>en Großvater - Die Rolle der Kreativität <strong>in</strong><br />

den Reden se<strong>in</strong>es Großvaters über die Erziehung - Exkurs über den Vater se<strong>in</strong>er Großmutter, der<br />

Hofarchitekt des Herzogs von Bayern war, ihr Interesse für Möbeltischlerei und an S2s Fortkommen<br />

im Beruf - S2s weiterer beruflicher Werdegang (Werk- und Fachlehrer, Planung der Berufserziehung<br />

auf dem Gebiet der Holzberufe, Theorie der Berufserziehung) - Exkurs über die Bedeutung<br />

se<strong>in</strong>er Deutschkenntnisse für se<strong>in</strong>e Tätigkeit und die Rezeption der Werke Kerschenste<strong>in</strong>ers -<br />

Über die Tatsache, dass <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> zunächst die handwerklichen Berufe höher geschätzt wurden als<br />

die akademischen Berufe, die heute wieder höher geschätzt werden - Über die Zusammenarbeit<br />

von <strong>Israel</strong> und Deutschland auf dem Gebiet der Berufserziehung - Die Bedeutung israelischer und<br />

deutscher Kulturwerte für S2; <strong>Israel</strong> als Heimat - S2s K<strong>in</strong>der - die Berufe der beiden Töchter und<br />

des Sohnes; Bedeutung des Jüdischen für se<strong>in</strong>e ältere Tochter und Bedeutung europäischer Kulturwerte<br />

für se<strong>in</strong>e jüngere Tochter.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>135<br />

alte Bezeichnungen: XXV/68<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 2h 12m 56s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: JW<br />

Sprechername: Dr. Joseph Walk<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 77<br />

Geburtsort: Breslau<br />

Biographische Daten: Lehrer und Erzieher im jüdischen Schulwesen, Umschichtung (Landwirtschaft);<br />

1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; im Schul- und Erziehungsbereich tätig, später daneben<br />

Studium (Pädagogik, Jüdische Geschichte der Neuzeit), Dozent an der Universität, Direktor des<br />

Leo Baeck Instituts, nach Pensionierung Vizepräsident des Vorstands und freier Forscher.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung; ausdrucksvolle, leicht belegte Stimme. Gepflegtes,<br />

sehr schriftnahes, manchmal geradezu literarisierendes Sprechen, abwechselnd <strong>in</strong> teils distanzierteren,<br />

teils spontaneren, stets rhetorisch wirkungsvollen Stilmustern; auch bei sehr komplexen<br />

Satzkonstruktionen werden schriftsprachliche Wortstellungsregeln meist korrekt e<strong>in</strong>gehalten.<br />

Inhalt: Biographisches aus der Zeit <strong>in</strong> Deutschland; S2s E<strong>in</strong>stellungen zum Deutschen damals und<br />

heute: Über den Namen Walk (Ablehnung der Hebraisierungswünsche der K<strong>in</strong>der) - Herkunft der<br />

Familie aus Oberschlesien und Litauen (Sprachen Russisch, Hebräisch, Deutsch) - S2s Schulbildung<br />

(Reform-Realgymnasium, Hebräisch als Wahlfach) - Episode über S2s deutsches Sprachempf<strong>in</strong>den<br />

und se<strong>in</strong>e Probleme mit dem modernen Deutsch - Zum Thema "Weimarer Deutsch" (Erlebnis<br />

im heutigen Deutschland) und über das humanistische deutsche Erbe <strong>in</strong> jüdischen Schulen<br />

der Hitlerzeit - Über S2s Ausdrucksfähigkeit im Hebräischen und Deutschen und se<strong>in</strong>e Sprachentwicklung<br />

- S2s Verhältnis zum deutschen Kulturerbe <strong>in</strong> der Anfangszeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Der "Sprachenkampf"<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (für das Hebräische) uns se<strong>in</strong>e Auswirkungen auf die Jeckes - Sprachkenntnisse<br />

der K<strong>in</strong>der - Sprachliche Veränderungen im Land (zum Beispiel im Leo-Baeck-Institut) -<br />

Episode aus der Zeit im Kölner Lehrersem<strong>in</strong>ar: S2 als "Vertreter des Deutschtums im Ausland".<br />

Biographisches und Allgeme<strong>in</strong>es über die Jeckes <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Emigration 1936 und Anfänge als Leiter<br />

der Jugendalija (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Moschaw mit Ostjuden) - S2s Aktivitäten als Vorsitzender der Kulturkommission<br />

(Verteidigung der deutschen Kultur, Schwierigkeiten mit den anderen Mitgliedern) -<br />

Über die Jeckes, ihre Eigenschaften und Probleme, E<strong>in</strong>stellung der 2. Generation - Über S2s ersten<br />

Deutschlandbesuch (E<strong>in</strong>drücke, Veränderungen) - Über die kulturelle Problematik des Staates<br />

<strong>Israel</strong> - Verhaltensweisen der deutschen Juden <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> und Mentalitäten anderer Bevölkerungsgruppen<br />

- E<strong>in</strong>stellung der deutschen Juden zur israelischen Araberpolitik - Episoden über jüdischen<br />

"Prov<strong>in</strong>zialismus" - Zionismus als Geschenk Europas an das Judentum - Über die Schwerpunkte<br />

des Leo-Baeck-Instituts - S2s Beziehung zu deutschen Forschern - Gründe für das vielsei-


15<br />

tige Engagement der deutschen Juden bis <strong>in</strong>s hohe Alter - Zum Thema "Heimatgefühle" - Über die<br />

ironische Distanz der Jeckes zu sich selbst (Witze) - S2s Wiederbegegnung mit Breslau - Gefühle<br />

beim 1. Deutschlandbesuch und Verhältnis zu den verschiedenen Generationen - E<strong>in</strong>stellung von<br />

S2s Frau zu Deutschen (Ablehnung allmählich überwunden) - Rückblick auf S2s Schulzeit: Vorbild:<br />

e<strong>in</strong> sozialdemokratischer Lehrer, späterer Kontakt zur Witwe des Lehrers - Rückblicke auf S2s beruflichen<br />

Werdegang seit den Anfängen <strong>in</strong> Deutschland - S2s Sprachsituation heute (im Schriftlichen<br />

differenziertere Ausdrucksfähigkeit im Hebräischen) - Über die Sprachprobleme der Jeckes<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>140<br />

alte Bezeichnungen: XXV/69<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1993<br />

Dauer der transkribierten Aufnahme: 1h 20m 24s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: LY<br />

Sprechername: Dr. Leni Yahil (ehem. Hoffmann, geb. Westphal)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Düsseldorf<br />

Biographische Daten: E<strong>in</strong> Jahr Studium, Hochschule für die Wissenschaft des Judentums <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>;<br />

1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Fortsetzung des Studiums (Geschichte, Literatur), journalistische<br />

und politische Tätigkeiten, Promotion, Professor<strong>in</strong> für moderne jüdische Geschichte (Holocaust),<br />

Gastprofessuren <strong>in</strong> den USA; Fachpublikationen.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Gleichbleibend berichtender Stil mit theoretischen<br />

Erörterungen; überwiegend dialogisch, an Fragen orientiert. Trotz verhältnismäßig vielen Selbstkorrekturen,<br />

Anakoluthen und Abbrüchen Gesamte<strong>in</strong>druck schriftsprachlich orientierten Formulierens.<br />

Inhalt: S2s geistiger und wissenschaftlicher Werdegang: Geistig-kulturelle Entwicklung S2s <strong>in</strong><br />

Deutschland (Lebensgefühl <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; wachsendes Interesse am Judentum) - Allgeme<strong>in</strong>e Charakterisierung<br />

der jüdischen Jugendbewegung 'Die Werkleute' - Studium S2s <strong>in</strong> Jerusalem und Deutschland:<br />

Wandel des kulturellen Schwerpunktes - S2s berufliche Anfänge <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (zunächst journalistische<br />

und politische Tätigkeit) - Heirat, Auslandsmission - Doktorat, H<strong>in</strong>wendung zur akademischen<br />

Laufbahn - S2s wissenschaftliche Tätigkeiten und Interessen - Die erste Zeit nach der E<strong>in</strong>wanderung:<br />

problemloser Übergang von e<strong>in</strong>er Kultur zur anderen - Tätigkeiten S2s <strong>in</strong> <strong>Israel</strong><br />

(Histadruth, Arbeiter<strong>in</strong>nenbewegung etc.) - Erste Rückkehr S2s nach Deutschland 1947-1949<br />

(Auslandsmission; Herausgabe e<strong>in</strong>er Zeitschrift) - E<strong>in</strong>schub: Zur allgeme<strong>in</strong>en Situation der Juden<br />

im Deutschland der Nachkriegszeit - Rückkehr S2s nach <strong>Israel</strong> (1949), Arbeit ihres Ehemanns -<br />

Sprachsituation S2s und ihrer Familie (Hebräisch) - Fortsetzung des beruflichen Werdegangs<br />

(Skand<strong>in</strong>avienaufenthalt, Unterricht <strong>in</strong> Haifa); wiss. Buch über die Shoah (bislang nur <strong>in</strong>s Englische<br />

übersetzt) - Wissenschaftliche Kontakte zu Deutschland - Jetziges wissenschaftliches Haupt<strong>in</strong>teresse:<br />

E<strong>in</strong>ordnung des Holocaust <strong>in</strong> die jüdische Geschichte - Zum Thema Arbeiten im Alter (Leben<br />

im Altenheim) - E<strong>in</strong>schätzung der heutigen Lage <strong>in</strong> Deutschland und <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Bewertung ihres<br />

Lebensweges.<br />

Tonaufnahmen<br />

Kennung: <strong>IS</strong>001<br />

alte Bezeichnungen: XXV/71<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 2h 11m 19s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EA<br />

Sprechername: Else Admoni (geb. Goldschmidt)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 82<br />

Geburtsort: Fulda<br />

Biographische Daten: Evangelische und katholische Schulen, Handelsschule, im Büro ihres Va-


16<br />

ters; 1933 nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Kibbuz (u. a. Köch<strong>in</strong>), später Hausfrau; Volontärtätigkeiten (<strong>in</strong><br />

ihrem Altersheim).<br />

Sprachliche Besonderheiten: M<strong>in</strong>imale hessische Färbung. Flüssig formulierend, bevorzugt <strong>in</strong><br />

korrekter parataktischer Satzreihung. Lebendiges, häufig szenisches Erzählen. Im Rahmen des dialogischen<br />

Vierergesprächs oft sehr spontane Beiträge; bei Unterbrechungen durch die Gesprächspartner<br />

oder assoziativen Sprüngen häufiger Anakoluthe.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>001<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: CA<br />

Sprechername: Chaim Admoni<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: Lodz (Polen)<br />

Biographische Daten: nicht vollständig dokumentiert: aufgewachsen <strong>in</strong> Köln; <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> Autobusschaffner<br />

bei der Busgesellschaft "Egged", zuletzt verantwortlich für den Masch<strong>in</strong>enpark; danach<br />

Volontärarbeiten.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochdeutsch, leicht umgangssprachlich-lässige Aussprache<br />

westdt. Prägung<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>001<br />

Sprechersigle: S4<br />

alte Sprechersigle: FL<br />

Sprechername: Frau Lasch<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 89<br />

Geburtsort: Hamburg<br />

Biographische Daten: nicht vollständig dokumentiert: Kunstgeschichtestudium <strong>in</strong> München und<br />

Berl<strong>in</strong>, Arbeit am Warburg-Institut Hamburg, 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Klares Hochdeutsch norddt. Prägung; Stimme wirkt etwas "gequetscht"<br />

(altersbed<strong>in</strong>gt?); alle Beiträge sehr sicher aus dem Gespräch entwickelt.<br />

Inhalt: Zur aktuellen Lebenssituation der drei Interviewpartner: E<strong>in</strong>zug der Admonis <strong>in</strong>s Altenheim,<br />

E<strong>in</strong>leben, Tätig-keiten - Besucher<strong>in</strong> Lasch über ihre Krankheit - Ziele des Interviews - Zur Sprachsituation<br />

der Gesprächsteilnehmer. Zur Situation <strong>in</strong> Deutschland vor der Emigration: S2: Ausreisebeschluss<br />

gegen den Willen der Eltern - S4: E<strong>in</strong>stellung zum Zionismus, Studium, Heirat, Arbeit <strong>in</strong><br />

Hamburg, Auswanderung nach Holland, Rückkehr. Small talk (v.a. S4): Memoiren, Gedichte - S4s<br />

Sohn - Das Deutsch der Jeckes und Iwrit - Über Esoterik - Anekdoten. Das Erlebnis der NS-Zeit<br />

(S2 und S3). Fortsetzung S4 über ihre Familie: S4s Sohn (e<strong>in</strong> Europäer), ihre Schwiegertochter, ihr<br />

Mann. Small talk: Wetter. Fulda und die jüdische Geme<strong>in</strong>de (S2). Verschiedene Themen zur aktuellen<br />

Situation (speziell im Altenheim): Über die Haushaltshilfe - Zur deutschen Sprache <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> -<br />

Nochmals über das Interview - Lektüre von S2 und S4, S4s Arbeit <strong>in</strong> der Bibliothek - S4s Betreuer<strong>in</strong>,<br />

Essen im Heim, verschiedene Typen von Heimen - Sprachsituation im Heim - S4s Aktivitäten,<br />

die B'nei B'rith-Loge, Zuteilung des Heimplatzes, Kosten, etc. - S4: Episode auf dem Bazar - S2:<br />

über ihre Familie - Aktivitäten der alten Leute: mögliche Gründe für ihre "Jugendlichkeit" - Gute Organisation<br />

freiwilliger Sozialarbeit, Selbsthilfegruppe für Brustkrebspatient<strong>in</strong>nen - Kopien der Bänder,<br />

Adressen, Small talk.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>003<br />

alte Bezeichnungen: XXV/134<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Aufnahmedauer: 31m 34s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: JA<br />

Sprechername: Jehuda Amichai (ehem. Jehuda Ludwig Pfeuffer)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 69<br />

Geburtsort: Würzburg<br />

Biographische Daten: 1935 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a mit der Familie; im 2. Weltkrieg Jüdische<br />

Brigade, Palmach; Volks- und Mittelschullehrer, Universitätsdozent; Lyriker und Schriftsteller, viele<br />

Preise, u.a. 1982 <strong>Israel</strong>preis, übersetzt <strong>in</strong> 30 Sprachen.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung, nur gelegentlich m<strong>in</strong>imale phonetische E<strong>in</strong>flüsse des<br />

Fränkischen (z.B. beim /r/). Weitestgehend standardsprachlich, schriftnah formulierend, Variation


17<br />

der Sprechweise zwischen detachment und <strong>in</strong>volvement; großer Wortschatz, abwechslungsreicher<br />

Satzbau: <strong>in</strong> den argumentativen und theoretisch-abstrakten längeren monologischen Partien überwiegend<br />

hypotaktisch, bei emphatischen oder illustrativen Partien meist kürzer und parataktisch.<br />

Wirkungsvolle, doch unaufdr<strong>in</strong>gliche Rhetorik (Antithesen, Parallelismen, Steigerungen und v.a.<br />

Wiederholungen); relativ häufig syntaktisch-stilistische Selbstkorrekturen zur Erreichung ästhetisch<br />

befriedigender Formulierungen.<br />

Inhalt: Biographisches aus der Jugend <strong>in</strong> Deutschland: Jüdische Volksschule <strong>in</strong> Würzburg<br />

(Hebräischunterricht seit der 1. Klasse, daher später ke<strong>in</strong>e Sprachprobleme) - Elternhaus und<br />

K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Würzburg (Vater Kaufmann, Familie orthodox) - Auswanderung des gesamten Familienverbandes<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a (1933-36) - Name (ursprünglicher Name und Gründe für neue Namenswahl).<br />

E<strong>in</strong>leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Auswanderung nicht traumatisch, da geplant - Rückblick:<br />

Antisemitismus-Erfahrungen <strong>in</strong> Deutschland - Weitere Schulbildung <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (zunächst "diszipl<strong>in</strong>lose"<br />

Schule <strong>in</strong> Petah Tikva, dann progressive religiöse Mittelschule <strong>in</strong> Jerusalem). Amichais literarisches<br />

Werk: Sprachsituation: Muttersprache Deutsch, aber (führender) hebräischer Dichter - Verhältnis<br />

zu se<strong>in</strong>er Dichtung (Beg<strong>in</strong>n mit 23/24 Jahren) - Funktion des Schreibens - Weltweite Bekanntheit,<br />

Übersetzung <strong>in</strong> 22 Sprachen - Charakter se<strong>in</strong>er Dichtung - Sprache der Lyrik - S2 als<br />

erster hebräischer Dichter, der Alltagssprache <strong>in</strong> Dichtung e<strong>in</strong>führte - E<strong>in</strong>flüsse (Rilke, Hölderl<strong>in</strong>,<br />

Lasker-Schüler, Benn; Eliot; altjüdische sowie orientalische und mittelöstliche Kultur) - Harmonische<br />

Verb<strong>in</strong>dung von jüdisch-christlich westlicher und jüdisch mittelöstlicher Kultur - S2s Roman<br />

"Nicht von jetzt, nicht von hier" (1963) und se<strong>in</strong> autobiographischer H<strong>in</strong>tergrund - Weitere Prosawerke<br />

- Heutiges Verhältnis zu Deutschland. S2s Selbstverständnis: Innere Geteiltheit (Charakteristikum<br />

des modernen Menschen, besonders des israelischen; S2 Sozialdemokrat, aber aus orthodoxem<br />

Haus - doch Gefühl der harmonischen E<strong>in</strong>heit se<strong>in</strong>er Welt) - Se<strong>in</strong> Judentum - Sprachsituation.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>006<br />

alte Bezeichnungen: XXV/36<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tiberias<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 2h 19m 50s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: MB<br />

Sprechername: Moshe Ballhorn (ehem. Max Ballhorn)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 77<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biograpische Daten: Kaufmännischer Angestellter; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs u.a.<br />

Arbeit auf dem Bau, später Polizeireiter, Polizeioffizier; Reiseleiter.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung; gelegentlich umgangssprachliche<br />

Klitisierung, ebenso Neigung zu umgangssprachlicher, salopper Lexik und Regionalausdrücken.<br />

Flüssiger, lebendiger Erzählstil, sprechsprachlich geprägt u.a. durch Nachträge und Parenthesen;<br />

überwiegend parataktische Satzreihung mit 'und', 'da', 'dann'.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: K<strong>in</strong>dheitser<strong>in</strong>nerungen: K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und<br />

Vietz/Brandenburg - Herkunft und Beruf der Eltern - E<strong>in</strong>segnung - Ausbildung: kaufmännische Lehre<br />

- Erster Kontakt mit Juden, Beitritt zum jüdischen Jugendbund - Gründe für zionistische Ambitionen:<br />

nationale Erziehung - Auswanderung. Der weitere Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Ankunft <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a und Schwierigkeiten - Arbeit: Limonadenverkäufer, später Bauarbeiter - E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> den<br />

Unruhen 1936 - Beg<strong>in</strong>n der Karriere als Polizeireiter - Sprache am Bau, Sprachkenntnisse S2s -<br />

Sprachsituation <strong>in</strong> Tel Aviv zu Beg<strong>in</strong>n - S2s Verhältnis zu den Arabern anhand mehrerer Episoden<br />

(dort e<strong>in</strong>geflochten: Situation nach E<strong>in</strong>marsch Rommels <strong>in</strong> Ägypten 1942) - Familiensituation: Kennenlernen<br />

der Frau, K<strong>in</strong>der - Sprachkenntnisse von Frau und K<strong>in</strong>dern - S2s Sohn (Ausbildung,<br />

Verhältnis zum Vater) - S2s Patriotismus - Bildung und Ausbildung der Frau (schwierige Situation,<br />

da mit 13 Jahren nach Paläst<strong>in</strong>a gekommen). Lebensansichten heute, besonders Verhältnis zu<br />

Deutschland: Erklärungsversuch der großen Bereitschaft der <strong>Israel</strong>is zu Volontärdiensten im Alter -<br />

Stolz, e<strong>in</strong> Jecke zu se<strong>in</strong> - S2s Prägung durch das Deutschtum, Beziehung zur deutschen Sprache -<br />

Erste Rückkehr nach Deutschland: Besuch der alten Tante - Schicksal der Familie - Besuch e<strong>in</strong>es<br />

alten Schulfreundes (Streit wegen S2s Patriotismus) - S2s Verhältnis zum Antisemitismus, se<strong>in</strong>e<br />

Deutung des Phänomens - S2s Sprachkenntnisse und ihre H<strong>in</strong>tergründe - Prägung <strong>Israel</strong>s durch<br />

die e<strong>in</strong>gewanderten Jeckes 1933-1945 - E<strong>in</strong>fluss der USA heute - Empfang des ersten deutschen<br />

Botschafters <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (und S2s Engagement für ihn) - S2s Identifikation mit dem Deutschtum, E<strong>in</strong>stellung<br />

der neuen Generation - Gründe für Beibehaltung des Nachnamens.


18<br />

Kennung: <strong>IS</strong>007<br />

alte Bezeichnungen: XXV/3<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 03m 59s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: DB<br />

Sprechername: David Bar-Levi (ehem. He<strong>in</strong>z Levisohn)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 79<br />

Geburtsort: Essen<br />

Biographische Daten: Nach 6 Semestern Jurastudium Wechsel zur Lehrerbildungsanstalt, Lehrer<br />

an e<strong>in</strong>er jüdischen Schule <strong>in</strong> Stett<strong>in</strong>; 1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Eierverkäufer und<br />

lange Kellner, später Beamter im F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung; sehr flüssig, teilweise sehr schnell sprechend. Im<br />

Dreiergespräch neben dialogisch geprägten Passagen viele lebhafte Erzählungen von sehr gewandtem<br />

Aufbau <strong>in</strong> überwiegend klaren Satzkonstruktionen, passagenweise mit elliptischen Kurzformen,<br />

Nachträgen, Hörersignalen.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>007<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: RB<br />

Sprechername: Ruth Bar-Levi (geb. Ruth Rita Mal<strong>in</strong>owski)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 77<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Höhere Handelsschule, Auslandskorrespondent<strong>in</strong>; 1940 Emigration nach<br />

Paläst<strong>in</strong>a; Internierung <strong>in</strong> Atlit, Auslandskorrespondent<strong>in</strong>, Stenotypist<strong>in</strong> für Englisch.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Flüssiges, rasches Sprechen,<br />

manchmal etwas undeutlich artikulierend.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>007<br />

Inhalt: Vorbemerkung: Hebraisierung des Namens - Die Zeit <strong>in</strong> Deutschland: Schule und Berufsausbildung<br />

von S2 (Jurastudium; Volksschullehrer) - Leitung e<strong>in</strong>es Waisenhauses <strong>in</strong> Stett<strong>in</strong> durch<br />

das Ehepaar S2 und S3 - Probleme und H<strong>in</strong>dernisse bei der Emigration 1939. Exkurse: Bücher<br />

und die deutsche Sprache im heutigen <strong>Israel</strong>: Verhältnis der K<strong>in</strong>der- und Enkelgeneration zur deutschen<br />

Sprache und Kultur - Lehrjahre ihres Sohnes <strong>in</strong> Deutschland und Plan, nach Berl<strong>in</strong> zu gehen<br />

(gescheitert). Auswanderung von S3 und Mutter nach Kriegsausbruch: Illegaler Transport über<br />

Wien (dann Donaudampfer: Donau gefroren) - Rettung der Mutter vom Schiff "Patria" (das die Engländer<br />

nach Mauritius br<strong>in</strong>gen wollten und das im Hafen von Haifa von Juden zur Explosion gebracht<br />

wurde: vgl. <strong>IS</strong>066) - Internierung <strong>in</strong> Atlit. Der Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>; Lebense<strong>in</strong>stellungen:<br />

Arbeitssituation von S3 nach der E<strong>in</strong>wanderung (Restaurant, Gerichtsprotokollant<strong>in</strong>) - Arbeitssituation<br />

von S2 nach der E<strong>in</strong>wanderung (Eierverkäufer, Kellner; nach E<strong>in</strong>ziehen zum Militär<br />

1948 Beamter im M<strong>in</strong>isterium) - Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der hebräischen Sprache (im Beruf beherrscht,<br />

privat kaum) - Sprachsituation von S3 (liest und schreibt nicht Hebräisch) - Kontakte zu<br />

Deutschland durch S2s Mitgliedschaft <strong>in</strong> der Freimaurerloge - Zum Thema Religionsausübung<br />

("Der liebe Gott ist <strong>in</strong> Auschwitz gestorben") - Deportation der meisten Familienmitglieder 1942 -<br />

Reisen nach Deutschland (Kontakt mit ehemaligen Mitschülern) - S2s Tätigkeit <strong>in</strong> der deutschsprachigen<br />

Loge - Freimaurertum und Zionismus - Zum Thema Loge und Freimaurertum (Verhältnis<br />

zum nationalsozialistischen Regime, Altersstruktur, Veranstaltungen, Kontakte und Auswirkungen,<br />

Gründung von nicht deutsch-sprachigen Logen: z.B. hebräisch-sprachigen Logen, Verhältnis zu<br />

Politik und Religion, Engagement <strong>in</strong>nerhalb der Logen, Episoden zum Thema Logen) - Small talk.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>009<br />

alte Bezeichnungen: XXV/72<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 31m 26s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: IB<br />

Sprechername: Isack Bayer<br />

Geschlecht: männlich


19<br />

Alter: 88<br />

Geburtsort: Aschbach (Oberfranken)<br />

Biographische Daten: Jüdisches Lehrersem<strong>in</strong>ar, Lehrer und Kantor <strong>in</strong> B<strong>in</strong>gen; 1936 als Leiter von<br />

Jugendlichen nach Paläst<strong>in</strong>a; Erzieher, Musiker; Leihbücherei u.a.m.; musikalische und etymologische<br />

Schriften.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Deutlich fränkische Färbung, meist kräftige lebendige Stimme und<br />

Sprechweise, doch zwischendurch Erschöpfung (auch Unterbrechung). Sehr dialogisch, oft dozierend,<br />

mit narrativen und anekdotischen E<strong>in</strong>lagen. In der Syntax auffällig viele Ausklammerungen.<br />

Inhalt: Vorbemerkung: S2s Hörschwäche. Das Leben bis zur Emigration (mit vielen Exkursen):<br />

Herkunftsort: Aschbach <strong>in</strong> Oberfranken, jüdische Familien im Dorf, berufliche Situation von S2s Vater<br />

und Großvater, Verschiedenes (Tod der Mutter, Problem der "Dorfabwanderung") - Exkurs zum<br />

Thema Bier - S2s schulische Ausbildung - Herkunft der Familie - S2s Großvater - Exkurs über das<br />

Projekt - Exkurs über Operette; Gesangse<strong>in</strong>lage - Über Antisemitismus und das Zusammenleben<br />

im Dorf - Über die Begriffe "Andersgläubige", "Ungläubige" und "Kaffer" - S2s Sprachkenntnisse -<br />

S2s Frau (Sprachsituation, Herkunft) - S2s Iwritkenntnisse und se<strong>in</strong>e Lernmethode - Exkurs über<br />

Name und Herkunft von Dollar bzw. Taler - S2s Ausbildung im Lehrersem<strong>in</strong>ar und die verschiedenen<br />

Anstellungen - Exkurs zum Thema Inflationszeit - S2s Tätigkeit als Kantor - Vergleich Christentum<br />

- Judentum (Kopfbedeckung, Schläfenlocken) - S2s Bemühungen um das hebräische Lied -<br />

Emigration 1936 - S2s Verhältnis zum Zionismus und Reaktion se<strong>in</strong>es Vaters darauf - Kennenlernen<br />

se<strong>in</strong>er Frau und Hochzeit - Schicksal der Geschwister - S2s Motivation, Lehrer zu werden. Das<br />

Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfänge <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - S2s Beziehung zur Musik - S2s schriftstellerische<br />

Tätigkeit - Über die musikwissenschaftliche Arbeit von S2s Tochter - Exkurs über die Improvisationsfreiheit<br />

des Kantors - Etymologische Betrachtungen (=S2s Hobby) - Rückblick: die Stadt Erlangen<br />

und S2s Fahrradtouren - Verschiedene sprachliche Probleme, S2s etymologische Studien und<br />

Theorien - S2s Umzug nach Haifa (Gründe und Auswirkungen) - Anruf von S2s Tochter, Sprachsituation<br />

von S2 und se<strong>in</strong>er Tochter - Über S2s jeckischen bzw. fränkischen Akzent im Hebräischen -<br />

Über Namen und die Bedeutung der Etymologie für das Erlernen von Fremdsprachen.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>011<br />

alte Bezeichnungen: XXV/73<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Kirjat Bialik<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 45m 20s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: GB<br />

Sprechername: Gila Ben-Horim (geb. Auguste Elly Scheyer)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 78<br />

Geburtsort: Breslau<br />

Biographische Daten: Gärtnerlehre; Januar 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz<br />

(u. a. Arbeit <strong>in</strong> der Küche und im K<strong>in</strong>derhaus), später Unicef-Heimleiter<strong>in</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte schlesische Färbung. Flüssiges Sprechen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Geburtsort und Geschwister - Krankheitsbed<strong>in</strong>gter Schulwechsel:<br />

Schulprobleme - S2s Vater und se<strong>in</strong> Zionismus - S2s Schwester <strong>in</strong> Wuppertal. Das Leben <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Auswanderung, Anfänge <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>, Scheidung - Leben im Kibbuz - Tätigkeit <strong>in</strong><br />

verschiedenen K<strong>in</strong>derheimen - Ursprüngliche Ausbildung als Gärtner<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Mark Brandenburg<br />

(Hachschara) - Kontakte mit der ehemaligen Ausbilder<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - S2s Schwester und deren Familie<br />

- Probleme der jungen Leute im Land, Schuld der Regierung - Tätigkeit S2s im<br />

Schwererziehbarenheim und Erholungsheim - Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em jemenitischen Flüchtl<strong>in</strong>gslager -<br />

E<strong>in</strong>wanderung der Eltern und Tätigkeit im Land - Schicksal weiterer Familienmitglieder - S2s zweiter<br />

Mann und dessen K<strong>in</strong>der - S2s diverse Namen - Verhältnis zur Tochter und den Stiefk<strong>in</strong>dern -<br />

Small Talk über Bücherschrank, Fotoalben.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>012<br />

alte Bezeichnungen: XXV/74<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 13m 55s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: BB


20<br />

Sprechername: Baruch Berger (ehem. Bernhard Berger)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 76<br />

Geburtsort: Kiel<br />

Biographische Daten: Talmud-Thora-Realschule Hamburg, Handelsschule, Exportfirma, Umschichtung<br />

(Landwirtschaft); 1936 nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Kibbuz, Offizier im britischen Militär,<br />

dann <strong>in</strong> leitender Position bei e<strong>in</strong>er Schifffahrtsgesellschaft.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Akzentfreies Hochdeutsch; sehr unregelmäßiger Sprechrhythmus:<br />

gewöhnlich sehr schnell, doch zwischendurch stark retardierend (gelegentlich Wortsuche im Deutschen).<br />

Durchgehend sehr dialogischer Frage-Antwort-Charakter.<br />

Inhalt: Lose Themenfolge: Familiensituation S2s (zweite Frau war Tochter e<strong>in</strong>es türkischen Diplomaten<br />

<strong>in</strong> Italien, trotz jüdischer Herkunft hatte sie Schwierigkeiten im Kibbuz, S2 verlässt ihn ihretwegen)<br />

- 5 Jahre mit Familie <strong>in</strong> Ghana - Sprache <strong>in</strong> der Familie - Eltern von S2 (stammten aus dem<br />

Osten, lebten zunächst <strong>in</strong> Kiel, dann <strong>in</strong> Hamburg; Beruf: Vater Kaufmann, Mutter: Inhaber<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es<br />

kle<strong>in</strong>en Versandgeschäftes; Sprache: Jiddisch) - Schulbesuch - E<strong>in</strong>wanderung <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong><br />

- Religiöse E<strong>in</strong>stellung (Elternhaus/Schule) - Sprache mit der Freund<strong>in</strong> heute (sowie über ihre Beziehung,<br />

Kennenlernen etc.) - Verhältnis zu den K<strong>in</strong>dern - E<strong>in</strong>stellung gegenüber Zionismus: eigene<br />

Erfahrungen, Freundeskreis - Ursprünglicher Berufswunsch: Lehrer für Geographie und Sprachen<br />

- Erlernen des Iwrit: bereits <strong>in</strong> der Schule; Iwritkenntnisse der Genossen im Kibbuz - Namenwechsel<br />

- Erste Rückkehr nach Deutschland direkt nach dem Krieg <strong>in</strong> Hamburg (illegal) - Bücher<br />

über Situation der Juden im NS-Regime - Weitere Besuche <strong>in</strong> Hamburg, Europareisen - Tätigkeit<br />

als Englischlehrer - Bemühen um sprachliche Korrektheit - Small Talk über Italien (alte Reiserouten,<br />

bekannte Orte, Tourismus) - Nachtrag zu den Eltern: nach Kristallnacht Verschickung <strong>in</strong> den<br />

Osten, Kontakt abgebrochen (ebenso jüngerer Bruder) - Bruder <strong>in</strong> England, dann Italien, jetzt Australien<br />

- Schwester <strong>in</strong> Haifa - Fortsetzung des Small Talks über Italien, Verb<strong>in</strong>dung zu alten Freunden<br />

dort.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>013<br />

alte Bezeichnungen: XXV/75<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Kibbuz Nezer Sereni<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 39m 49s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AB<br />

Sprechername: Asta Bergmann (geb. Sobotki)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 80<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Hutmachermeister<strong>in</strong> im elterlichen Geschäft, Umschichtung (Landwirtschaft);<br />

1939 Emigration über Dänemark nach Paläst<strong>in</strong>a; seitdem im Kibbuz, u. a. Arbeit im Erholungsheim.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Ruhiges, flüssiges Erzählen.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>013<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: BB<br />

Sprechername: Bernhard Jehuda Bergmann<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 84<br />

Geburtsort: Halicz (Galizien)<br />

Biographische Daten: Bis 1936 Apotheker <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Umschichtung (Landwirtschaft); 1939 Emigration<br />

über Dänemark nach Paläst<strong>in</strong>a; seitdem im Kibbuz, u. a. Arbeit <strong>in</strong> der Landwirtschaft und als<br />

Kibbuzsekretär.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Flüssiges Sprechen. Gebrochene, helle Stimme.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>013<br />

Inhalt: S3 erzählt von antisemitischen Erfahrungen während se<strong>in</strong>es Studiums. Lebenslauf und Erzählungen<br />

von S2: Die Zeit <strong>in</strong> Deutschland bis zur Emigration: Elternhaus - Schwierigkeiten im elterlichen<br />

Geschäft ab 1932 - Tod der Mutter, Engagement e<strong>in</strong>er Haushälter<strong>in</strong> - Antisemitismus<br />

schon 1925 - Heirat 1934, Wohnung mit dem Vater - Heimliche Arbeit - H<strong>in</strong>wendung zum Zionismus<br />

- Schulung (Hachschara) <strong>in</strong> Ostpreußen, Thür<strong>in</strong>gen und Leipzig - Erlebnisse nach der Reichskristallnacht<br />

1938 - Reise ihres Mannes nach Paläst<strong>in</strong>a 1938 und Rückkehr - Versuch des Vaters,<br />

nach London zu gehen - Arbeitserlaubnis für Dänemark, dann E<strong>in</strong>reisezertifikat für Paläst<strong>in</strong>a - Auf-


21<br />

enthalt <strong>in</strong> Dänemark - Langwierige Reise nach Paläst<strong>in</strong>a. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Ankunft<br />

im Land - Kibbuz Givat-Brenner, Anfangsphase - Über die K<strong>in</strong>der - Alternativmöglichkeit zum Kibbuz<br />

- Erwägung, den Kibbuz zu verlassen - Entschädigungen aus Deutschland - Sprachsituation<br />

(Erlernen des Hebräischen; ke<strong>in</strong> Deutsch mit den K<strong>in</strong>dern, aber untere<strong>in</strong>ander) - Schilderung der<br />

Arbeit im Kibbuz - Kibbuzwechsel und die daraus resultierenden Probleme - Deutsche Staatsangehörigkeit,<br />

Reise nach Deutschland (Pflege e<strong>in</strong>es Mannes <strong>in</strong> Deutschland) - Möglichkeiten, den Kibbuz<br />

zu verlassen - Über Freundschaften und Beziehungen im Kibbuz - Altern der Emigrantengruppe<br />

- Rückblicke: Zwischenkriegsjahre, Schulzeit, Leben der Schwäger<strong>in</strong>.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>014A<br />

alte Bezeichnungen: XXV/76<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Kidron<br />

Aufnahmedatum: 1989<br />

Aufnahmedauer: 1h 28m 21s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: PB<br />

Sprechername: Paula Peshe Bernste<strong>in</strong> (geb. Lipschitz)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 94<br />

Geburtsort: W<strong>in</strong>dau (Lettland)<br />

Biographische Daten: Kl<strong>in</strong>isch-mediz<strong>in</strong>ische Laboratoriumsassistent<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Frankfurt/M.,<br />

Sozialarbeiter<strong>in</strong>; 1929 Emigration <strong>in</strong> die USA, 1973 nach <strong>Israel</strong>; Hausfrau.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Deutsch-baltischer Akzent; kräftiges, flüssiges Sprechen. Häufige<br />

E<strong>in</strong>streuung englischer Wörter und Wendungen. Dialogisch orientiertes Gespräch mit vielen<br />

sprechsprachlichen Ersche<strong>in</strong>ungen (Ausklammerungen, Ellipsen, Anakoluthen etc.); kürzere,<br />

überwiegend parataktisch gereihte Sätze.<br />

Inhalt: Jugend bis zur Emigration: S2s Lebensdaten - Berl<strong>in</strong>aufenthalt 1919-1923 - Ausbildung von<br />

S2s Bruder <strong>in</strong> Deutschland - Der schulische Werdegang - Sprache im Elternhaus - S2s Geschwister<br />

- Die Eltern: Berufe, Geburtsdaten, Herkunft etc. - Verhältnis der verschiedenen ethnischen<br />

Gruppen untere<strong>in</strong>ander im Gymnasium <strong>in</strong> W<strong>in</strong>dau - Über e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> S2s aus dieser Zeit - Unterrichtssprache<br />

am Gymnasium, Dauer der Gymnasialzeit - Grund für den Aufenthalt <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>:<br />

Verwandte - Zeit nach dem Berl<strong>in</strong>aufenthalt - Lettlandaufenthalt - Frankfurtaufenthalt - Kennenlernen<br />

des Mannes - Schicksal von Verwandten unter den Russen und Deutschen - Heirat - Arbeit <strong>in</strong><br />

Frankfurt. Das Leben nach der Auswanderung <strong>in</strong> die USA: Auswanderung <strong>in</strong> die USA 1929 (Gründe)<br />

- Beherrschung des Englischen - Der erste Wohnsitz <strong>in</strong> den USA - Die Firma, bei der ihr Mann<br />

40 Jahre lang arbeitete - Der älteste Sohn - Integration <strong>in</strong> Amerika. Rückblick und heutige Situation<br />

<strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Die religiöse E<strong>in</strong>stellung ihrer Eltern - Charakterisierung ihrer Mutter - Sprachsituation:<br />

Jiddisch; die ihr geläufigen Sprachen; Lektüre - Die Entscheidung, nach <strong>Israel</strong> zu gehen - Tod der<br />

Eltern - Bildungsweg des Sohnes - Geme<strong>in</strong>same Verwandte S2s und der Interviewer<strong>in</strong> - Über soziale<br />

Kontakte <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> und die jeweils verwendeten Sprachen.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>015<br />

alte Bezeichnungen: XXV/61<br />

Aufnahmeleiter<strong>in</strong>: heck02<br />

Aufnahmeort: Rechowot<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 25m 39s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Hella Chaja Bialer (verw. Rab<strong>in</strong>owitsch)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 79<br />

Geburtsort: Warschau<br />

Biographische Daten: ab 1914 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; Lyzeum, Stenographie- und Schreibmasch<strong>in</strong>enkurse;<br />

1933 nach Russland, dort u.a. Sekretär<strong>in</strong>; 1937 Verhaftung, bis 1947 Zwangsarbeit <strong>in</strong> Sibirien, danach<br />

<strong>in</strong> Lettland u.a. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sanatorium tätig; 1952/53 wieder Zwangsarbeit <strong>in</strong> Sibirien, dann<br />

Landwirtschaft, 1956 zurück nach Moskau, Arbeit im Verlag; 1976 Emigration nach <strong>Israel</strong>; als<br />

Übersetzer<strong>in</strong> und Lektor<strong>in</strong> tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Sehr gewandtes, nuancenreiches Sprechen; überwiegend standardsprachlich<br />

korrekt formulierend, aber themenabhängig variierend von sehr verhaltenen bis zu<br />

drastisch-lebendigen Ausdrucksweisen. Stimme stark modulierend.


22<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>leitungsgespräch über S2s Tochter und ihre langjährige Haft <strong>in</strong> Sibirien: Tochter (geb. <strong>in</strong><br />

Sibirien, Studium <strong>in</strong> Moskau) - Haft <strong>in</strong> Sibirien, Heirat <strong>in</strong> Sibirien. Jugend <strong>in</strong> Deutschland und Leben<br />

nach der Emigration nach Russland: Biographie bis Schulabschluss - Auswanderung nach<br />

Russland 1933 - Arbeit <strong>in</strong> Moskau - Exkurs: Emigration ihrer Familie 1938 nach Paris, später nach<br />

<strong>Israel</strong> und Argent<strong>in</strong>ien - S2s Verhaftung 1937 <strong>in</strong> Moskau - Transport nach Sibirien, Arbeitslager<br />

1938-1941 - Zwangsverschickung an die Ostsee - 1952 Zwangsverschickung an den Jenissej -<br />

Heirat, Geburt der Tochter - Sowchose - Freilassung (nach vielen Gesuchen) nach Stal<strong>in</strong>s Tod - 20<br />

Jahre Leben und Arbeit <strong>in</strong> Moskau. Das Leben <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> seit 1976: Vorbereitung der Emigration<br />

nach <strong>Israel</strong> - Tochter (zunächst tätig als Sekretär<strong>in</strong>, Altenpfleger<strong>in</strong>; Beruf heute: Englischlehrer<strong>in</strong>) -<br />

S2s Arbeit <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (u.a. als Übersetzer<strong>in</strong> und Lektor<strong>in</strong>) - E<strong>in</strong>stellung zum Leben (pessimistisch,<br />

negatives Erleben des Alters) - Kontakte (Freundschaft mit Axel Spr<strong>in</strong>ger und Familie) - E<strong>in</strong>stellung<br />

zum Verhältnis Juden / Araber - Tochter, Enkel, Bekannte.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>016<br />

alte Bezeichnungen: XXV/44<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 27m 18s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: UB<br />

Sprechername: Usi Biran (ehem. Edgar Birnfeld)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 71<br />

Geburtsort: Ludwigshafen<br />

Biographische Daten: Realgymnasium, jüdische Aufbauschule; 1937 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

Berufsschule, anfangs Kibbuz, Palmach, später Tischler, Studien, Dozent am Lehrersem<strong>in</strong>ar,<br />

Schulrat, Abschluss des Studiums (Pädagogik, Geographie).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung, auf allen Ebenen sehr standardsprachlich. Durch viele<br />

Selbstkorrekturen, Suche nach dem richtigen Ausdruck wirkt der Satzbau weniger kont<strong>in</strong>uierlich<br />

und korrekt als er ist. Im ersten, mehr monologischen biographischen Erzählteil auch komplexe<br />

Sätze, nach der späteren E<strong>in</strong>beziehung se<strong>in</strong>er Frau häufig kurze dialogische Sequenzen.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>016<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: RB<br />

Sprechername: R<strong>in</strong>a Biran-Langrod (geb. Irene Langrod)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 59<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Schule, Lehrersem<strong>in</strong>ar, Studium (Sonderpädagogik),<br />

Sonderpädagog<strong>in</strong>, Schulleiter<strong>in</strong>, Ausbilder<strong>in</strong> von Sonderpädagogen im Lehrersem<strong>in</strong>ar.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Gelegentlich etwas ungewöhnliche, manchmal auch<br />

fehlerhafte Formulierungen bee<strong>in</strong>trächtigen nicht den Gesamte<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es recht flüssigen Redestils.<br />

Überwiegend parataktischer Satzbau; dialogorientiertes Dreiergespräch.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>016<br />

Inhalt: Biographisches zu S2: S2s Namen - Elternhaus und Geschäft - Zionistisches Engagement<br />

des Bruders - Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie (zu Hause Deutsch, Vater und Mutter untere<strong>in</strong>ander<br />

Ungarisch) - E<strong>in</strong>stellung der Eltern zum Judentum - Erfahrungen mit den Nazis Straßenschlachten<br />

Nazis - Kommunisten <strong>in</strong> Ludwigshafen; 1936 Verlassen des dt. Gymnasiums) - Auswanderung mit<br />

Jugend-Alija und Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Leben und Sprachsituation im Kibbuz - Beitritt zur Hagana-<br />

Bewegung - Heutige Sprachsituation - S2s Palmachzeit und ihre E<strong>in</strong>flüsse - Weitere berufliche<br />

Laufbahn. S3s heutige Verb<strong>in</strong>dungen zu Deutschland; Biographisches: S3s Kontakt zur deutschen<br />

Sprache - Übermittlung mitteleuropäischer Tradition an die K<strong>in</strong>der - Sprache von S3s Vater und<br />

Tante (meist Hebräisch, dennoch Vermittlung deutscher Kultur) - Erster Deutschlandbesuch 1961<br />

<strong>in</strong> Hannover und spätere Remigration von S3s Großvater: Gründe - S3s Elternhaus <strong>in</strong> Hannover<br />

(Vater Regenschirmgeschäft, Mutter K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>) - Beziehungen zum Zionismus (v.a. durch<br />

Schwester der Mutter) - Auswanderung der Eltern 1933 und Neuanfang - S3s Kontakte zur deutschen<br />

Kultur (u.a.: jeckischer Musikkreis von Vater und Tante, etc.): Leben <strong>in</strong> zwei Kulturen - S3s<br />

Freundeskreis - Exkurs: zwei Erlebnisse beim ersten Besuch <strong>in</strong> Deutschland und weitere Erlebnisse<br />

<strong>in</strong> Hannover - Gefühle <strong>in</strong> Deutschland bei der ersten Reise nach S2s Stadt Ludwigshafen (Begegnungen)<br />

und nach Hannover (S3) und 20 Jahre später - Besuch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>: Ausstellung zur deutschen<br />

Geschichte - S3s Beziehung zu Berl<strong>in</strong> - Versuch, das Verhalten der Deutschen <strong>in</strong> der Nazi-


23<br />

zeit zu verstehen - Private Kontakte beim Besuch <strong>in</strong> Baden-Baden. Deutsche und hebräische<br />

Sprache und Kultur von S3 und S2 heute: S2s und S3s Deutsch im Vergleich zum heutigen<br />

Deutsch - Lektüre (S3: auf Hebräisch v.a. Zeitung und Fachliteratur - Judaistik und moderne Literatur<br />

blieben lückenhaft).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>017<br />

alte Bezeichnungen: XXV/5<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 32m 45s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Isak Blumenfeld<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 79<br />

Geburtsort: Oswiecim (Polen)<br />

Biographische Daten: Aufgewachsen <strong>in</strong> Wien; Pharmaziestudium; 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

Apotheker.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochösterreichische Grundfärbung mit e<strong>in</strong>igen Beimengungen<br />

nordöstlicher Herkunft (Böhmen/Schlesien/Galizien?). Ruhiger, flüssiger Erzählstil.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Österreich: Kurzbiographie bis zur Universität - Durch den Großvater zum Zionisten<br />

geworden - Religion: nicht mehr religiös seit der Schulzeit - Biographie und Kennenlernen<br />

se<strong>in</strong>er Frau (stud. <strong>in</strong> Wien Germanistik) - S2 bibelkundig, obwohl nicht religiös - Berufswahl Pharmazie<br />

- Schulzeit: geschlossenes jüdisches Milieu, ke<strong>in</strong> Antisemitismus (sieht ihn auch im heutigen<br />

Österreich nicht) - Schicksal se<strong>in</strong>er Schwiegereltern. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>; Sprachsituation<br />

und Sprache<strong>in</strong>schätzungen: S2 spricht mit se<strong>in</strong>er Frau nur Deutsch, mit K<strong>in</strong>dern und Enkeln<br />

Hebräisch - Sprachprobleme im Deutschen - Beruflicher Werdegang <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Kurzbiographie se<strong>in</strong>er<br />

Eltern - Sprachkenntnisse se<strong>in</strong>er Eltern und K<strong>in</strong>der - Besuche <strong>in</strong> Deutschland - S2s Frau liest<br />

nicht mehr Deutsch trotz Germanistikstudium - Anfangs v.a. deutsch-jüdische Kunden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Apotheke <strong>in</strong> Tel Aviv - (S2 "verlernt" se<strong>in</strong> Hebräisch) - S2 empf<strong>in</strong>det Deutsch nicht als Muttersprache<br />

- Episode: deutsch-polnisches Missverständnis - Gute Hebräischkenntnisse im Studium zusätzlich<br />

vertieft - Vor- und Nachteile der Zweisprachigkeit - Über sprachliche Unlogik im Deutschen<br />

- S2 sieht kaum Unterschiede zwischen se<strong>in</strong>em und dem modernen Deutsch; - ke<strong>in</strong>e Jiddisch-<br />

Kennt-nisse - Witze (besonders Jeckes-Witze zur Charakterisierung der Jeckes) - Über Europäer<br />

und europäische Sprachen - Lektüre auf Hebräisch, Englisch, am liebsten aber Deutsch - Zu ke<strong>in</strong>er<br />

Zeit Probleme mit pharmazeutischer Fachsprache - Se<strong>in</strong>e Sprachen: Hebräisch seit Mittelschulzeit,<br />

kaum Late<strong>in</strong>, wenig Französisch, gut Englisch durch Lektüre - Heimatbesuche, Privatbekanntschaften<br />

- E<strong>in</strong>stellung zu Religion, Orthodoxie - Verb<strong>in</strong>dung von deutschen und jüdischen Wurzeln.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>019<br />

alte Bezeichnungen: XXV/78<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Petach Tikwa<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 38m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: CB<br />

Sprechername: Charlotte Brünn (geb. Hirsch)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 68<br />

Geburtsort: Homburg<br />

Biographische Daten: Grundschule; 1935 Emigration nach Frankreich; Schule, angefangene<br />

Schneiderlehre; während des Krieges <strong>in</strong> verschiedenen Verstecken, 2 ½ Jahre Gehilf<strong>in</strong> bei e<strong>in</strong>em<br />

Apotheker; 1949 Emigration nach <strong>Israel</strong>; anfangs Aushilfe bei e<strong>in</strong>em Nervenarzt, dann Hausfrau,<br />

Aufnahme von Pflegek<strong>in</strong>dern.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Starke westmitteldeutsche Dialektfärbung (Pfälzisch-Saarländisch);<br />

grammatische Irregularitäten, teilweise dialektbed<strong>in</strong>gt. Flüssiger, sehr spontaner mündlicher Erzählstil.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>020<br />

Inhalt: K<strong>in</strong>dheit im Saarland und Emigrationszeit <strong>in</strong> Frankreich: Jugend <strong>in</strong> Homburg: Elternhaus,<br />

Schule, Geschwister - Emigration nach Südfrankreich 1935 (nach der Abstimmung im Saarland) -


24<br />

Anfänge der Familie <strong>in</strong> Südfrankreich (beruflich, schulisch, sprachlich) - Situation nach Ausbruch<br />

des 2. Weltkriegs - Internierung des Bruders (Verdacht, zur 5. Kolonne zu gehören) - Flucht aus<br />

dem Elternhaus, Leben <strong>in</strong> Verstecken - E<strong>in</strong>schub: berufliche Tätigkeit S2s (Schneiderlehre) - Festnahme<br />

der Mutter und Befreiung durch den Bruder - Versteck bei Bauern - Stellung als Zimmermädchen<br />

<strong>in</strong> Marseille - Versteck der Eltern, Passfälschung - Unterbr<strong>in</strong>gung S2s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kloster;<br />

Verrat (durch e<strong>in</strong>e getaufte Jüd<strong>in</strong>) und erneute Flucht - Abbruch des Kontaktes zu den Eltern, erneuter<br />

Aufenthalt bei Bauern - Anstellung bei e<strong>in</strong>er Apothekerfamilie <strong>in</strong> Toulouse - Rückkehr zu<br />

den Eltern: Schwierigkeiten - Exkurs: heutige Sprachsituation S2s (beste Sprache Französisch,<br />

aber wenig Gelegenheit) - Anschluss an zionistische Jugendbewegung (nach dem Krieg) - Entschluss<br />

zur Emigration nach <strong>Israel</strong> 1949, gegen den Willen der Familie. Das Leben <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>:<br />

Schwieriger Anfang <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> bei Verwandten - Sprachliche Verständigung (Deutsch, Jiddisch); anfangs<br />

kle<strong>in</strong>er frz.sprachiger Freundeskreis - Kennenlernen des Mannes - Berufsrealität und -<br />

wünsche - Heutige Kontakte zu Frankreich - Über koscheren Haushalt und Religiosität - Über die<br />

Beliebtheit von S2s Mutter <strong>in</strong> Frankreich und das Schicksal der Geschwister - Besuch bei den Eltern<br />

<strong>in</strong> Frankreich nach ihrer Heirat.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>020<br />

alte Bezeichnungen: XXV/78<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Petach Tikwa<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 25m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: JB<br />

Sprechername: Jehoshua Julius Brünn<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 78<br />

Geburtsort: Allenste<strong>in</strong> (Ostpreußen)<br />

Biographische Daten: Kaufmännischer Angestellter <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; 1933 Emigration nach Frankreich,<br />

1934 nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz (u. a. Melker), später Gelegenheitsarbeiten, u. a. auf dem<br />

Bau, schließlich Bibliothekar im Polizeidienst.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte ostpreußische Färbung. Flüssiger Sprechstil,<br />

<strong>in</strong>terviewerorientiert.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>019<br />

Inhalt: Jugend <strong>in</strong> Deutschland: Elternhaus und E<strong>in</strong>stellung zur Religion (Eltern sehr religiös und zionistisch)<br />

- S2s Interesse für die Bibel und Hebräischunterricht - Schulausbildung - Jüdische Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>in</strong> S2s Heimatort Allenste<strong>in</strong> - Freundeskreis: Juden und Christen (Vere<strong>in</strong> 'Blau-Weiß' und<br />

Schwimmclub) - Berufswunsch: Reichswehr (abgelehnt) - Tätigkeit als Kaufmann <strong>in</strong> F<strong>in</strong>sterwalde<br />

und Berl<strong>in</strong> - Episode mit Randalierern im Geschäft - Freundeskreis <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Erlebnis des Boykott-<br />

Tages (1.4.1933) - Engagement im He-Chaluz. Zwischenstation Frankreich: Mission <strong>in</strong> Paris vom<br />

He-Chaluz - Zusammentreffen mit dem Stiefbruder <strong>in</strong> Paris - Hachschara <strong>in</strong> Südfrankreich - Über<br />

den koscheren Haushalt der Eltern, das religiöse Leben - Erlebnis <strong>in</strong> Südfrankreich: S2 wird für e<strong>in</strong>en<br />

Arzt gehalten - Auswanderung (mit Zwischenepisoden). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Ankunft<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, erste E<strong>in</strong>drücke - Rückblick auf Episode bei der Gestapo <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Anfänge im<br />

Kibbuz E<strong>in</strong> Harod - Sprachsituation - Krankheiten - Besuch der Mutter <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Teilnahme am<br />

Zionistenkongress 1937 - Rückkehr nach E<strong>in</strong> Harod - Immigration der Mutter und Tod - Meldung<br />

als Freiwilliger zur Britischen Armee - Tätigkeit als Traktorist, dann Lebensmittelverteilung - Erlebnisse<br />

des Bruders während des Krieges (Episode: Vorfall <strong>in</strong> der arabischen Wüste) - Erlebnisse <strong>in</strong><br />

Basra und am Kaspischen Meer (mit Russen) - Rückkehr nach Tel Aviv - Diverse berufliche Tätigkeiten<br />

- E<strong>in</strong>tritt bei der Polizei - Tätigkeit als Bibliothekar für die Landespolizei (Arbeit <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Sprachen) - Probleme während des Jom-Kippur-Kriegs 1973 - Teilzeitarbeit nach der Pensionierung.Zur<br />

akturellen Situation: Sprache, Interessen, E<strong>in</strong>stellungen: Sprachsituation, Freundeskreis<br />

- Aufenthalte <strong>in</strong> Deutschland, Verbundenheit mit dem Deutschtum - Ahnenforschung des<br />

Sohnes - E<strong>in</strong>schub: S2s Korrespondenz mit Kennedy - Politisches Interesse an Europa - Anmerkung<br />

zum Golfkrieg 1991 - Kongress des Polizeiverbandes <strong>in</strong> Wiesbaden - Zur Gefahr des Neonazismus<br />

<strong>in</strong> Deutschland; Freunde <strong>in</strong> Deutschland - S2s Jeckentum.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>021<br />

alte Bezeichnungen: XXV/79<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1994


25<br />

Aufnahmedauer: 1h 30m 42s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Josef Burg (vollständig Shlomo Yossef Burg)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 85<br />

Geburtsort: Dresden<br />

Biographische Daten: Studium (Psychologie, Altes Testament, Jüdische Philosophie, Geschichte),<br />

Promotion, Staatsexamen für das Höhere Lehramt, Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />

Rabb<strong>in</strong>eramtsautorisation, im geschäftsführenden Ausschuss der zionistischen Bewegung; 1939<br />

Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a, zurück nach Europa für illegale Alija-Arbeit, zurück nach Paläst<strong>in</strong>a<br />

1940; anfangs Talmud-Lehrer, seit 1949 im israelischen Parlament, verschiedene M<strong>in</strong>isterämter<br />

(u.a. für Gesundheit, Soziales, viele Jahre Innenm<strong>in</strong>isterium); zahlreiche weitere öffentliche Ämter.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Sehr flüssiges, gewandtes, ungezwungenes Sprechen,<br />

Wechsel zwischen Berichten mit manchmal verblosen, meist jedoch mittellangen korrekten<br />

Sätzen und lebhaft erzählten Episoden mit direkter Rede. Viele metakommunikative Kommentare<br />

und Rückfragen zum Aufbau und Umfang se<strong>in</strong>er Ausführungen.<br />

Inhalt: Die Zeit <strong>in</strong> Deutschland: Elternhaus und Erziehung: Vater We<strong>in</strong>händler (aus Galizien); jüdische<br />

Erziehung und Gymnasium (Abitur) - Berufswunsch Rabb<strong>in</strong>er und Weg zum Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar<br />

- Zum jüdischen und ostjüdischen Leben <strong>in</strong> Dresden allgeme<strong>in</strong> - Schulzeit als jüdisches K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

deutscher Schule - Vere<strong>in</strong>zelte antisemitische Erfahrungen <strong>in</strong> der Schulzeit - Verhältnis zum Zionismus<br />

(Vater und Sohn: Misrachi) - Im Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Zionistische Jugendbewegung<br />

- Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie (Deutsch "mit Jiddisch gewürzt") - Zur allgeme<strong>in</strong>en Situation des<br />

Judentums <strong>in</strong> der Nazizeit (Literatur, Diskussionen im Freundeskreis) - Zionistische Aktivitäten der<br />

Familie - Se<strong>in</strong> Studium (Doktorat 1933, Staatsexamen 1934), weitere zionistische Aktivitäten <strong>in</strong> der<br />

Leitung der Misrachi-Bewegung. Eigene Emigration und Emigrationshilfe für andere: Rückbeorderung<br />

nach Deutschland zur Organisation illegaler Auswanderungen 1939 - Tätigkeit <strong>in</strong> der Zentrale<br />

der illegalen Alija <strong>in</strong> Genf - 1940 eigene (zweite) Emigration über Lissabon, Mosambique nach<br />

Tiberias. Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> und weiterer Werdegang: Ankunft und erste Tätigkeiten <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a (als Talmudlehrer 1941-1946) - Politische Tätigkeiten und jeckisches Selbstverständnis.<br />

Kulturelles und weltanschauliches Selbstverständnis: Weltanschauliches Lager: "Tora im Derech<br />

Erez" - Eigene kulturelle Ausrichtung, Interessen - Über die Weitergabe der deutschen Kultur an<br />

se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der (Respekt, aber ke<strong>in</strong>e aktiven Sprachkenntnisse) - Exkurs: E<strong>in</strong> Film über ihn: "Dr. Burg<br />

<strong>in</strong> Dresden", dt. Titel: "Schalom Dresden".<br />

Kennung: <strong>IS</strong>022<br />

alte Bezeichnungen: XXV/7<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 04m 07s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: MC<br />

Sprechername: Moshe Moritz Cederbaum<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Hannover<br />

Biographische Daten: Aufgewachsen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; Kaufmännische Lehre, Versicherungsgesellschaft;<br />

1933 Emigration nach Frankreich, 1934 nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz, dann Tischlerarbeit,<br />

später Krankenpfleger, zuletzt <strong>in</strong> der Militärwirtschaft tätig; Volontärarbeiten für Senioren.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Häufig kurze Formulierungssuche<br />

(meist signalisiert durch 'ä':); viele metasprachliche Kommentare. Bevorzugung komplexer,<br />

oft hypotaktischer Konstruktionen, Neigung zu Parenthesen und Herausstellungen. Vorwiegend berichtender<br />

Stil, doch mit häufiger E<strong>in</strong>schaltung lebendig geschilderter Episoden <strong>in</strong> szenischer Darstellung.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Über den Namen Moshe/Moritz - Herkunft, Sprache und<br />

Schicksal der Familie - Aktion zur Befreiung jüdischer K<strong>in</strong>der - Schulbildung - Berufstätigkeit des<br />

Vaters - S2s Brüder - Gründe für Beibehaltung des Namens - Berufstätigkeit S2s <strong>in</strong> Deutschland -<br />

Deutsch-nationale Ausrichtung se<strong>in</strong>es Gymnasiums - Beziehung zum Zionismus - Exkurs: städtebauliche<br />

Auswirkungen der verschiedenen Herkunft der E<strong>in</strong>wanderergruppen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>; S2s Interesse<br />

am Aufbau des Landes und se<strong>in</strong>e spätere Tätigkeit als Krankenpfleger - S2s politisches Engagement<br />

<strong>in</strong> Deutschland - Gründe für den Entschluss zur Emigration; antifaschistische Propagan-


26<br />

da. Emigration über Frankreich (1933) nach Paläst<strong>in</strong>a (1934): Aufenthalt <strong>in</strong> Paris (Episoden: Überfall,<br />

Kennenlernen berühmter Leute) - Briefe an Bekannte, Tätigkeit bei e<strong>in</strong>er Zeitung - Vorbereitung<br />

auf Paläst<strong>in</strong>a - uteilungsmodalitäten von Zertifikaten - Anfänge im Kibbuz. Der weitere Lebensweg<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Tätigkeit für die Histradruth - Sprachsituation S2s - E<strong>in</strong>reise der Mutter<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a, deren Sprache; Zusammenleben mit der Mutter - Schwierige Arbeits- und Wohnungssituation<br />

- Tätigkeiten S2s: Histadruth, Ausbildung als Hilfspolizist, Beförderung <strong>in</strong> der Polizeitruppe,<br />

Tätigkeit bei der Bürgerwehr, im Krankenhaus, Ausbildung zum Krankenpfleger, Tätigkeit<br />

<strong>in</strong> der Pathologie. Zur aktuellen Situation: Heutige Beschäftigungen (nach Pensionierung) -<br />

Erwerb e<strong>in</strong>er Eigen-tumswohnung, Konditionen - E<strong>in</strong>satz während des Golfkrieges (antideutsche<br />

Stimmung) - Erster Besuch <strong>in</strong> Deutschland: Berl<strong>in</strong> - Bewertung des Begriffs "Jecke" - Enges Verhältnis<br />

zur Familie des Bruders - Problematische Situation im Land - Lektüre.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>023<br />

alte Bezeichnungen: XXV/80<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 21m 06s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: DC<br />

Sprechername: David Cohen (ehem. Kahn)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Frankfurt/M.<br />

Biographische Daten: Handelsschule, kaufmännische Lehre, tätig <strong>in</strong> We<strong>in</strong>importfirma; 1933<br />

Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; kaufmännische Berufslaufbahn (We<strong>in</strong>branche, K<strong>in</strong>o, Industriekonzern).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte frankfurterische Färbung, gelegentlich umgangssprachliche<br />

E<strong>in</strong>schläge auf der morphologischen Ebene. Überwiegend berichtender, parataktischer<br />

Stil, meist kürzere Sätze, flüssig trotz häufiger Neuansätze und gelegentlicher Satzbrüche; Vorliebe<br />

für bekräftigende Wiederholungen.<br />

Inhalt: Jugend <strong>in</strong> Deutschland: Schulbesuch und Lehre <strong>in</strong> Frankfurt - Mitgliedschaft <strong>in</strong> der<br />

Breuerschen Religionsgeme<strong>in</strong>schaft und im zionistischen Jugendbund - E<strong>in</strong>wanderung (mit Arbeiterzertifikat)<br />

und Anfänge <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Entschluss zur Auswanderung sofort 1933 (Aufmärsche ...).<br />

Der weitere Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>; Lebense<strong>in</strong>stellungen: Tätigkeiten <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Beherrschung<br />

des Hebräischen (von Anfang an gut) - Über die Geme<strong>in</strong>de (aktiv <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Synagoge) -<br />

Sprachsituation der K<strong>in</strong>der (K<strong>in</strong>der lernten Deutsch von Großmutter) - Deutschlandbesuche (<strong>in</strong><br />

Frankfurt sehr fremd) - Neue Kontakte zu deutschen Nicht-Juden - E<strong>in</strong>schätzung des Neonazismus<br />

- Über das Glück, Deutschland rechtzeitig verlassen zu haben - Freundeskreis (viele Jeckes) -<br />

Über die Unvorstellbarkeit, nach Deutschland zurückzugehen - Lese<strong>in</strong>teressen (Frau liest nur<br />

Deutsch) - S2s Geburtstag - E<strong>in</strong>fluss der Jeckes auf <strong>Israel</strong>.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>024<br />

alte Bezeichnungen: XXV/8<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Kirjat Motzk<strong>in</strong><br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 51m 40s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: NC<br />

Sprechername: Nira Cohn (geb. Erna Kraushaar)<br />

Alter: 70<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Geburtsort: Hannover<br />

Biographische Daten: Gymnasium <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; 1937 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Jugend-<br />

Alija im Kibbuz, danach u.a. Bedienung, Sekretär<strong>in</strong>, später Ausbildung zur Englischlehrer<strong>in</strong>; gibt<br />

Privatunterricht (auch Deutsch).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung; sehr lebendige, stark modulierende Sprechweise,<br />

teilweise recht schnell. Häufige Verwendung englischer Wörter. Der meist parataktische Satzbau<br />

wird durch viele E<strong>in</strong>schübe oft komplex; trotz Anakoluthen, Ellipsen und Satzabbrüchen sehr geläufiger<br />

Redefluss. Überwiegend Berichtstil, doch mit vielen e<strong>in</strong>gestreuten Episoden; gegen Ende<br />

stark dialogisch.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>024


27<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: YC<br />

Sprechername: Yair Cohn (ehem. Helmut Cohn)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 72<br />

Geburtsort: Breslau<br />

Biographische Daten: Humanistisches Gymnasium, 1933/34 Privatschule, anschließend Maurerlehre,<br />

Gesellenprüfung, Arbeit <strong>in</strong> Stuttgart; 1.1.1939 nach Paläst<strong>in</strong>a, Kibbuz, Soldat <strong>in</strong> der englischen<br />

und israelischen Armee, 30 Jahre Magaz<strong>in</strong>verwalter.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Gepflegtes Hochdeutsch, ganz leichte schlesische Färbung. Meist<br />

kurze Sätze<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>024<br />

Inhalt: S2s familiäre Situation bis ca. 1934: S2s persönliche Situation (Erfahrung mit Antisemitismus,<br />

über Fam. Vogt, über ihre Schwester) bis zu ihrem Umzug nach Berl<strong>in</strong> - Schule <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />

Kontakte zu jüdischen Gruppen und Beziehung zur Fam. Vogt bis zur Emigration 1937. S2s Lebensweg<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfangsjahre <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Kibbuz und Kontakte zu Deutschland -<br />

Sprachsituation (Iwritkenntnisse etc.) - Schicksal des Vaters und der Schwester - Zeit <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

(berufliche, kulturelle, f<strong>in</strong>anzielle, sprachliche Situation) - S2s Mann und das Kennen-lernen - Lese<strong>in</strong>teressen<br />

(auch sprachlich gesehen) <strong>in</strong> den Jahren <strong>in</strong> Tel Aviv - Wohnsituation und berufliche Situation<br />

bis 1953 (Umzug nach Kirjat Motzk<strong>in</strong>) - Tätigkeit bei Prof. Menzel - Englischstudium und<br />

Lehrer<strong>in</strong>nenausbildung mit Hilfe des British Council - Episode über ihre mündliche Prüfung über die<br />

Bibel - Weitere berufliche Laufbahn (Cambridge-Diplom ...) - Kurzer Bericht über Privatleben <strong>in</strong><br />

dieser Zeit - Englandreise - Über Polene<strong>in</strong>wanderer und S2s Privatunterricht für K<strong>in</strong>der polnischer<br />

Ärzte - Kontakte zum Goethe-Institut (Ausbildung, Kurse ...) - Unter-richtstätigkeit und Prüfungen -<br />

Diskussion über Ostjuden, deutsche Juden und deren Beziehungen - Sprache der K<strong>in</strong>der - Kontakte<br />

zu Deutschland (Klassentreffen, Frau Vogt) - Verhältnis zur Religion - Beziehung zu Hannover.<br />

S3 über se<strong>in</strong>e Beziehung zum deutschen Kulturkreis und zur Muttersprache: S3s Lebensweg bis<br />

zur Emigration - S3s E<strong>in</strong>stellung zu deutschen Verbänden <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Reaktion der K<strong>in</strong>der auf die<br />

"Deutschlandliebe" der Eltern - S3s Verhältnis zum heutigen <strong>Israel</strong> - Über die Araberpolitik. Sprachliches<br />

und kulturelles Selbstverständnis von S2 heute: Bezug zum heutigen Deutsch, Leseverhalten<br />

- Über das Verhältnis der Sprachen untere<strong>in</strong>ander bei S2 - Rückkehr zum Deutschen - Sprache<br />

im Bekanntenkreis - S2 ist <strong>in</strong> mehreren Sprachen zuhause; Verteilung der Sprachen auf bestimmte<br />

Themenbereiche - Über e<strong>in</strong>en Literaturzirkel und S2s Hemmungen, eigenständig zu schreiben.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>026<br />

alte Bezeichnungen: XXV/38<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 43s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: KD<br />

Sprechername: Dr. Klaus Jakob Dror (ehem. Klaus Dreyer)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 82<br />

Geburtsort: Köln<br />

Biographische Daten: Mediz<strong>in</strong>studium, da 1933 ke<strong>in</strong>e Approbation, als Turnlehrer tätig; 1936<br />

Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz, dann selbständiger Kle<strong>in</strong>landwirt, später Arzt, Ausbildung<br />

<strong>in</strong> Arbeitsmediz<strong>in</strong>, Professor, Gründung des Instituts für Arbeitsmediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> Tel Aviv.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leicht rhe<strong>in</strong>ische Färbung. Sehr bewusstes Formulieren, Tendenz<br />

zu langen Satzkonstruktionen. Langsam und akzentuiert sprechend.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland bis zur Emigration: Das Elternhaus - E<strong>in</strong>stellung zum Judentum -<br />

Verhältnis der Familienmitglieder untere<strong>in</strong>ander (christlich-jüdisch) - Schule und Judentum - Sportliche<br />

Aktivitäten <strong>in</strong> der Schulzeit - Berührung mit dem jüdischen Glauben - Berührung mit dem<br />

christlichen Glauben - Beitritt zu e<strong>in</strong>er jüdischen Verb<strong>in</strong>dung - Hebräisch-Kenntnisse - (Der Wandel<br />

von) Zugehörigkeitsgefühl und Überzeugung - S2s Aktivität <strong>in</strong> Sportclubs bis zur Emigration 1936 -<br />

Berufliche Situation bzw. Schwierigkeiten ab 1933 - Aufenthalt <strong>in</strong> Litauen, Erfahrungen und Aktivitäten<br />

- Emigration des Bruders 1936 - S2s Emigration - E<strong>in</strong>schätzung der Lage <strong>in</strong> Deutschland. Der<br />

weitere Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfangssituation - Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Arbeitssituation<br />

als Arzt. Sprachen, kulturelle Orientierung, Verhältnis zu Deutschland: Sprachsituation:<br />

Hebräisch, Deutsch, etwas Jiddisch, etwas Arabisch, Englisch, Französisch - Deutschlandbesuche,<br />

Kontakte zu Deutschen, Verhältnis zu Deutschland - Selbstbild: <strong>Israel</strong>i - E<strong>in</strong>fluss der Jeckes <strong>in</strong> Is-


28<br />

rael: Kultur, Wissenschaft, Lebenskultur - Selbstverständnis als Jecke und Charakterisierung der<br />

typischen Jeckes - Mediz<strong>in</strong>ische Tätigkeit (Kollegen, Patienten, Sprache) und Berufsweg als Arzt -<br />

Eltern und Verwandte.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>027<br />

alte Bezeichnungen: XXV/46<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Aufnahmedauer: 46m 26s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Shlomo Du-nour (ehem. Donner)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 72<br />

Geburtsort: Lodz (Polen)<br />

Biographische Daten: Abitur; 1938 nach Paläst<strong>in</strong>a; Kibbuz, im 2. Weltkrieg Jüdische Brigade,<br />

Lehrersem<strong>in</strong>ar, bis 1951 Offizier der israelischen Armee, Studium (Geschichte), <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> und im<br />

Ausland <strong>in</strong> leitender Position der Jugendalija und der Jewish Agency (Jugend- und Studentenabteilung),<br />

akademischer Unterricht; Schriftsteller.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Deutsch nicht als Muttersprache, stark vom Jiddischen bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Verwandtschaft: Ehemann der Interviewer<strong>in</strong> und Projektmitarbeiter<strong>in</strong> Dr. Miryam Du-nour.<br />

Inhalt: Thematisches Spezial<strong>in</strong>terview zum Thema "Jüdische Brigade": Die Mitglieder der Jüdischen<br />

Brigade und ihre Motivation - Nähere Charakterisierung der Jüdischen Brigade und ihrer Ziele<br />

- Aktivitäten der Jüdischen Brigade beim und nach dem Ende des 2. Weltkriegs - Aktionen der<br />

Jüdischen Brigade speziell für jüdische K<strong>in</strong>der.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>028<br />

alte Bezeichnungen: XXV/81<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 31m 46s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AE<br />

Sprechername: Arje Eflal (ehem. Wilhelm Appel)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 72<br />

Geburtsort: Posen<br />

Biographische Daten: Aufgewachsen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; Gymnasium; 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs<br />

mit Jugend-Alija im Kibbuz, dann Mitbegründer e<strong>in</strong>es neuen Kibbuz' (u.a. Arbeit im Ste<strong>in</strong>bruch;<br />

Besuch des Lehrersem<strong>in</strong>ars, Lehrer), danach Leiter e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derdorfes, Inspektor <strong>in</strong> der Jugend-Alija;<br />

Mitarbeit im Holocaustmuseum e<strong>in</strong>es Kibbuz'.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Gelegentliche Verwendung hebräischer, jiddischer<br />

und englischer Wörter; z.T. Suchen nach deutschen Ausdrücken, auch metasprachlich kommentiert.<br />

Trotz häufigen Pausen flüssiger Sprechstil. Da stark <strong>in</strong>terviewerbezogen, überwiegt neben<br />

hypotaktischen, z.T. fast schriftsprachlichen Konstruktionen der parataktische Satzbau mit Merkmalen<br />

spontaner Sprechsprache.<br />

Inhalt: Vorgespräch: S2s Motivation zur Teilnahme am Projekt: Themen, die die Interviewer<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressieren.<br />

Biographischer Überblick: K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Deutschland - Beziehung zum Zionismus (von<br />

K<strong>in</strong>dheit an): Grund für die Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a - S2s Vater: vollkommen assimiliert, dennoch<br />

Zionist - S2s Emigration 1934 - Emigrationsweg der Eltern (1939 nach England, nach dem Krieg<br />

nach <strong>Israel</strong>) - Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Kibbuzaufbau, Tätigkeiten im Kibbuz; Spaltung der<br />

Kibbuzbewegung - Neuanfang außerhalb des Kibbuz: verschiedene Tätigkeiten (v.a. als Erzieher<br />

im Rahmen der Jugendalija), ab 1973: Erstellung von Erziehungsplänen - Familiensituation: zwei<br />

K<strong>in</strong>der (1941 Sohn, 1947 Tochter) - Über den Sohn und se<strong>in</strong>en Enkel - S2s Volontärarbeit nach<br />

se<strong>in</strong>er Pensionierung 1989: Archivarbeit im Holocaustmuseum von Kibbuz Lohamei HaGettaot<br />

[Gettokämpfer]. Sprachsituation, Beziehung zu Deutschland: S2s Sprachfähigkeit und -gebrauch<br />

(normalerweise Iwrit, da se<strong>in</strong>e aus Litauen stammende Frau nur Jiddisch sprach) - Sprachsituation<br />

von S2s Eltern <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (lernten nicht mehr Hebräisch, mit ihnen Deutsch gesprochen) - S2s negative<br />

E<strong>in</strong>stellung zur zweisprachigen Erziehung se<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der - Wahrnehmung der Veränderung der<br />

deutschen Sprache heute - Ambivalente Beziehung zu Deutschland - Deutschlandbesuche (Städ-


29<br />

tee<strong>in</strong>ladung 1970 nach Berl<strong>in</strong>: großes emotionales Erlebnis) - Rückblende: K<strong>in</strong>dheit, Verhältnis zur<br />

nichtjüdischen Umgebung - Die neue Beziehung Deutschland - <strong>Israel</strong> (Alterspension ...) - S2s Nationalstolz<br />

und Identität als <strong>Israel</strong>i; über das Jeckentum von S2 und S2s Vater - Über S2s gutes<br />

Sprachgefühl, früher im Deutschen, später im Hebräischen - S2s Kontakte zu Deutschland: Briefwechsel,<br />

Besuche (u.a. freundschaftliche Beziehungen zu zwei Leitern von K<strong>in</strong>derdörfern) - S2s<br />

negative E<strong>in</strong>stellung zur Religion und Ablehung der politischen Haltung der religiösen Parteien<br />

(Episode über den Fanatismus e<strong>in</strong>es früheren Innen-m<strong>in</strong>isters). (Im Folgenden E<strong>in</strong>beziehung von<br />

Frau Eflal und e<strong>in</strong>er aus Köln stammenden Freund<strong>in</strong>) Fortsetzung als Vierergespräch: Bericht der<br />

Freund<strong>in</strong> über ihren Besuch e<strong>in</strong>es religiösen Kibbuz - Über die frommen <strong>Israel</strong>is, ihre Ges<strong>in</strong>nung<br />

und ihre Politik - Frau E. über ihr Sprachvergessen (Litauisch) - Verschiedenes aus dem Leben von<br />

Frau E. (Jiddisch, frommes Elternhaus, Kibbuz) - Bericht der Freund<strong>in</strong> über ihre Kontakte <strong>in</strong><br />

Deutschland Schüler-austausch) - Über die Sprachentwicklung <strong>in</strong> Deutschland, die Hebraisierung<br />

von S2s Namen u.a.m. - Bericht der Interviewer<strong>in</strong> über ihre K<strong>in</strong>dheit während des Krieges und ihre<br />

(jüdische) Mutter - Verschiedene Ansichten über die Wiedervere<strong>in</strong>igung Deutschlands sowie<br />

Rechtsextremismus und Pazifismus.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>029<br />

alte Bezeichnungen: XXV/9<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Kibbuz Nezer Sereni<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 22m 47s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AE<br />

Sprechername: Dr. Akiba Eger<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 78<br />

Geburtsort: Königsberg<br />

Biographische Daten: Studium (Sozialökonomie/Geschichte/Philosophie); 1933 Emigration nach<br />

Frankreich, Fortsetzung des Studiums, Umschichtung (Landwirtschaft); 1935 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

seitdem im Kibbuz mit verschiedenen Tätigkeiten; Besuch der London School of Economics;<br />

Leiter des Afro-Asiatischen Sem<strong>in</strong>ars, später des Afro-Asiatischen Instituts <strong>in</strong> Tel Aviv; Archivar<br />

im Kibbuz.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ostpreußische Färbung (v.a. beim /r/). Überlegtes Sprechen; gewandte,<br />

rhetorische Formulierungsgabe, Tendenz zu sehr komplexen, hypotaktischen Sätzen mit<br />

häufigen Parenthesen. Überwiegend sachlich berichtend, doch anschaulich durch viele Beispiele<br />

und Zitate, z.T. <strong>in</strong> lebendiger direkter Rede.<br />

Inhalt: Familie, Leben bis zur Emigration: Über den Namen S2s - Tradition der Familie: berühmter<br />

Ururgroßvater - Interesse und Engagement für die Familienvere<strong>in</strong>igung - Studium - H<strong>in</strong>wendung<br />

zum Sozialismus, Erfahrungen mit dem Antisemitismus, Annäherung an den Zionismus - Nach<br />

Frankreich, Erlebnisse dort: Entschluss zur Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a - Auswanderung der<br />

Familie - Trennung der Eltern. Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Entscheidung für den Kibbuz:<br />

Gründe - Sprachsituation im Kibbuz, Anteil der Jeckes - Kennenlernen se<strong>in</strong>er Frau; heutige<br />

Sprachsituation, Sprache der K<strong>in</strong>der - Über Verwandte <strong>in</strong> Ost-Berl<strong>in</strong>; Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Eisenstadt -<br />

Rückblick: S2s Kenntnisse der deutschen Literatur, Kontakt zu jüdischen Mitschülern - Weitere<br />

Ausführungen zu den Verwandten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Rückwanderer nach Deutschland, e<strong>in</strong>en Onkel <strong>in</strong> USA<br />

- S2s Arbeit im Afro-Asiatischen Institut (u.a. unerfreuliche Zusammenarbeit mit der Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung, über das Wesen der Entwicklungshilfe, Anfänge des Instituts und se<strong>in</strong>e Ziele, Beispiele<br />

für fehlgeschlagene Entwicklungshilfe; Allgeme<strong>in</strong>es über das Institut). Die heutige Situation<br />

(Schwerpunkte: Kibbuz, Beziehungen zu Deutschland): Rückgang der Kibbuzbewegung - Wiedersehen<br />

mit Deutschland - Bedenken gegenüber Deutschen im Kibbuz - Über Aktivität im Alter - Entscheidung<br />

für den Kibbuz: positive Aspekte; E<strong>in</strong>stellungen der jüngeren Generation zum Kibbuz -<br />

B<strong>in</strong>dungen: stärkere B<strong>in</strong>dung an Familie als an Freunde; Problem der Schicksalsgeme<strong>in</strong>schaften -<br />

Akademiker im Kibbuz: Beispiele - S2s K<strong>in</strong>der - Problematik der Lohnarbeit im Kibbuz, Erwerbszweige<br />

- Offenheit der deutschen Juden gegenüber der arabischen Problematik - S2s Erstaunen<br />

über das "neue" Deutschland.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>030<br />

alte Bezeichnungen: XXV/82<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990


30<br />

Aufnahmedauer: 1h 17m 48s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: LE<br />

Sprechername: Dr. Lothar Eisner<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Guttentag (Oberschlesien)<br />

Biographische Daten: Studium der Rechtswissenschaften, Rechtsreferendariat, Promotion, Umschichtung;<br />

1939 Emigration über England nach Paläst<strong>in</strong>a; unterrichtete zunächst Englisch, dann<br />

Bibliothekslaufbahn, Universitätsbibliothekar.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung; etwas heisere Stimme. Neigung zu komplexen Sätzen,<br />

die nicht immer vollständig s<strong>in</strong>d. Überwiegend narrativ, häufige Verwendung direkter Rede.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>030<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: CE<br />

Sprechername: Chana Eisner<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: -<br />

Geburtsort: - (<strong>in</strong> Polen)<br />

Biographische Daten: nicht systematisch dokumentiert; geb. <strong>in</strong> Polen, mit 10 Jahren nach<br />

Gleiwitz; 1933 nach Paläst<strong>in</strong>a, eigenes Blumengeschäft (erstes <strong>in</strong> Jerusalem).<br />

Sprachliche Besonderheiten: (Muttersprachen Polnisch und Jiddisch, aber Deutsch später ihre<br />

beste Sprache): fließend Hochdeutsch mit leicht schlesischer Färbung.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>030<br />

Inhalt: Jugend <strong>in</strong> Deutschland und Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a; Familie: Exam<strong>in</strong>a und Referendarzeit -<br />

Heimatort und Volksschulzeit - Er<strong>in</strong>nerungen an se<strong>in</strong>en "Pensionsvater" während der Zeit auf der<br />

höheren Schule <strong>in</strong> Oppeln - Über S2s Frau, die schon 1933 nach Paläst<strong>in</strong>a g<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong> Blumengeschäft<br />

eröffnete - Auswanderung - Exkurs über e<strong>in</strong>en Anwalt <strong>in</strong> Gleiwitz und se<strong>in</strong> Schicksal -<br />

Gründe für die Berufswahl Rechtsanwalt - S2s Vater und se<strong>in</strong> Beruf - S2s Schwester und ihre Familie.<br />

Aktuelle Lebenssituation (Schwerpunkt Sprachprobleme, Verhältnis zu Deutschland): Über<br />

die Mühe des Briefeschreibens im Alter - Kontakte zu ehemaligen Mitschülern (Misstrauen) - Über<br />

Städtee<strong>in</strong>ladungen nach Deutschland (Kritik an der Begeisterung mancher <strong>Israel</strong>is) - Beziehung<br />

se<strong>in</strong>er (aus Polen stammenden) Frau zu Deutschland - S2s berufliche Laufbahn <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a -<br />

Tochter (spätes Studium) und Enkel - Sprache mit den Enkelk<strong>in</strong>dern (eher Englisch, da S2 nicht<br />

gut im Hebräischen) Allgeme<strong>in</strong>es zu Sprachkenntnissen, Lektüre, etc. - Über koscheren Haushalt -<br />

Sprachsituation von S2s Frau - Sprache mit den K<strong>in</strong>dern (Gründe für deutsche Sprachsozialisation)<br />

- Nochmals über S2s Tochter und ihr Studium - S2s Interesse für Bücher - S2s Begeisterung<br />

fürs Vorlesen - [kurze Unterbrechung durch S3] - Vorlesen e<strong>in</strong>er Passage aus Thomas Manns "Königliche<br />

Hoheit".<br />

Kennung: <strong>IS</strong>031<br />

alte Bezeichnungen: XXV/83<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 32m 09s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: GE<br />

Sprechername: Gad Elron (ehem. Felix Elper<strong>in</strong>)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 73<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a mit Jugend-Alija; später Studium an der<br />

Ecole des Sciences Politiques <strong>in</strong> Paris; seit 1949 im Dienst der israelischen Regierung, seit 1951<br />

im Außenm<strong>in</strong>isterium, u.a. als Vertreter <strong>Israel</strong>s im Europäischen Parlament und als Botschafter <strong>in</strong><br />

Sambia und Norwegen/Island; nach der Pensionierung Spezialaufgaben für Außen- und F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung, m<strong>in</strong>imale berl<strong>in</strong>erische Färbung, gelegentlich auch<br />

umgangssprachliche Ersche<strong>in</strong>ungen auf morphologischer Ebene; klar und nachdrücklich artikulierend.<br />

Großenteils ruhig berichtend und erzählend; viele Retardierungen durch Suche nach der optimalen<br />

Formulierung und Selbstkorrekturen. Gesamte<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es sehr gepflegten Sprechstils<br />

schriftsprachlicher Orientierung, große Bandbreite an Nebensatztypen, hypotaktische neben para-


31<br />

taktischen, meist gut überschaubaren Satzgefügen.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>031<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: ME<br />

Sprechername: Miriam Elron (geb. Marianne Gabriele Berta Pariser)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 69<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: 1.04.1933 Emigration <strong>in</strong> die Schweiz (Lausanne), 1939-51 <strong>in</strong> England<br />

(Studium: Economics), Arbeit <strong>in</strong> Holland am israelischen Konsulat, 1953 nach <strong>Israel</strong>; viele Auslandsaufenthalte<br />

zusammen mit ihrem Mann, Übersetzer<strong>in</strong> (<strong>in</strong>s Englische).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung, ganz ger<strong>in</strong>ge berl<strong>in</strong>erische Färbung. Durch ihre mehr<br />

ergänzenden Beiträge eher sprechsprachlich-spontaner Stil, kürzere, z.T. elliptische Konstruktionen<br />

neben teilweise anakoluthischen Großgefügen. Oft Suche nach dem geeigneten Wort, Gesamte<strong>in</strong>druck<br />

jedoch gewandt, lebendig im Erzählen.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>031<br />

Inhalt: Biographische Überblicksberichte beider Ehepartner: Lebensdaten und kurzer Lebenslauf<br />

von S3 - Hauptstationen des Lebens von S2. Details über S2s Lebensweg bis zur E<strong>in</strong>wanderung:<br />

K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Deutschland; der Vater als treibende Kraft zur Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a - Gebrauch<br />

der deutschen Sprache <strong>in</strong> der Anfangszeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (v.a. nach Ankunft der Mutter) -<br />

Gründe für Auswanderung und Reaktion der Eltern und Verwandten - Herkunft der Eltern von S2;<br />

ihr weiteres Schicksal. Details zur Sprachproblematik; Verhältnis zu Deutschland; Situation im Alter:<br />

S2: Verteilung von Hebräisch, Englisch und Deutsch <strong>in</strong> der Anfangszeit - S3: Probleme mit<br />

dem Hebräischen (da spät gekommen), Überwiegen des Englischen - S2 und S3: Gefühl der Unvollkommenheit<br />

<strong>in</strong> allen Sprachen - Kontakte und Verb<strong>in</strong>dungen nach Deutschland (u.a. über dt.<br />

Botschaft) - Lektüre deutscher Bücher und Zeitungen - Traditionspflege bei deutschen Juden <strong>in</strong> <strong>Israel</strong><br />

(Interesse der K<strong>in</strong>der) - Sprachprobleme <strong>in</strong> der Familie und Auswirkungen auf die Beziehung<br />

zu den K<strong>in</strong>dern (besonders empfunden von S3) - Kontakte zu anderen Jeckes - S2s Beschäftigung<br />

nach der Pensionierung - Aufenthalte <strong>in</strong> Deutschland, arbeitsbed<strong>in</strong>gt und privat.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>032<br />

alte Bezeichnungen: XXV/10<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 23m 05s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AE<br />

Sprechername: Dr. Alfred Engel<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 95<br />

Geburtsort: Nangard (Pommern)<br />

Biographische Daten: Gymnasium <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, als Kriegsfreiwilliger im 1. Weltkrieg (Sanitätskorps),<br />

danach verkürztes Studium, K<strong>in</strong>derarzt <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst Eröffnung<br />

e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derheims, dann als K<strong>in</strong>derarzt tätig; zuletzt freiwillige Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Lebendiger, zugleich überlegter Erzählstil,<br />

oft <strong>in</strong> nachdrücklichem Ton. Neigung zu längeren, aber öfters unterbrochenen Konstruktionen.<br />

Inhalt: Die Situation <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Gründe für sofortige Auswanderung 1933: S2s Wohnsitz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

- Entscheidung für die Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a 1933 - Reaktionen der nichtjüdischen<br />

Umwelt - Reiseroute - Bed<strong>in</strong>gungen (Zertifikat, Mitnahme des Besitzes) - Die erste Zeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

- Die Auswanderung der K<strong>in</strong>der und se<strong>in</strong>es Vaters e<strong>in</strong> halbes Jahr später. Neubeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a /<br />

<strong>Israel</strong>: Die berufliche Situation: die erste Arbeit <strong>in</strong> Jerusalem - Hebräischkurse - Stellung als Arzt<br />

bei der Kupat Cholim (Krankenkasse) - Die Privatpraxis; Patienten (Juden, Araber), Arbeit <strong>in</strong> der<br />

Praxis - (Sprachsituation) - Beziehungen zu arabischen Kollegen - Führung e<strong>in</strong>er englischen, jüdischen<br />

und arabischen Praxis (Erlebnisse mit arabischen und englischen Patienten) - Reaktionen<br />

der Engländer auf se<strong>in</strong>e Entscheidung 1947, <strong>in</strong> Jerusalem zu bleiben - Die Zeit der Belagerung Jerusalems<br />

- Die Mitarbeit se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> der Praxis. Biographischer Rückblick (ausgehend von der<br />

Berufswahl): Se<strong>in</strong>e Entscheidung, K<strong>in</strong>derarzt zu werden - Teilnahme am Ersten Weltkrieg - Weiteres<br />

Studium nach dem Krieg - Die Probleme bei der Erteilung der licence (für den Arztberuf) durch<br />

die Engländer <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Die E<strong>in</strong>stellung se<strong>in</strong>es Vaters zum Judentum - S2s K<strong>in</strong>dheit und Jugend<br />

- Die religiöse E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Elternhaus und <strong>in</strong> der Familie se<strong>in</strong>er Frau - Christen <strong>in</strong>


32<br />

se<strong>in</strong>er Familie - Se<strong>in</strong> Verhältnis zum Zionismus - Se<strong>in</strong>e Kontakte zu nichtjüdischen Deutschen: früher/heute<br />

(zu Menschen aus der Widerstandsbewegung; Pfarrer Pölcher; die Wiederherstellung<br />

der Kontakte nach dem Krieg; der 20. Juli 1944) - Deutschlandbesuche nach dem Krieg. Zur Lebenssituation<br />

im (hohen) Alter: Ansichten und Rückblicke: Die Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie, im<br />

Bekanntenkreis - Freunde <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Lektüre, Volontärstätigkeit - Se<strong>in</strong>e Wohn- und Lebenssituation<br />

vor dem E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong>s Altersheim - Zur aktuellen Situation <strong>Israel</strong>s - Rückblicke: Zeit beim Palmach;<br />

das Schicksal von <strong>in</strong> Deutschland gebliebenen Verwandten; E<strong>in</strong>leben se<strong>in</strong>es Vaters <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a/<strong>Israel</strong>;<br />

Tod der Mutter - Aufzeichnungen zu se<strong>in</strong>er Lebensgeschichte - Reisen nach England<br />

und Berl<strong>in</strong> im August 1990 - E<strong>in</strong>druck vom modernen Deutsch - Rückblicke: Mediz<strong>in</strong>studium,<br />

Kunstgeschichtsstudium se<strong>in</strong>er Frau, ihr Kennenlernen, Se<strong>in</strong> beruflicher Werdegang <strong>in</strong> Deutschland,<br />

se<strong>in</strong>e Praxis <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Das K<strong>in</strong>dermädchen se<strong>in</strong>er beiden Töchter <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Zeit.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>033<br />

alte Bezeichnungen: XXV/84<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 27m 28s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Salomon Epste<strong>in</strong><br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Leipzig<br />

Biographische Daten: Dekorateurlehre begonnen; 1933/34 Umschichtung (Landwirtschaft) <strong>in</strong> Dänemark;<br />

1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz (Chauffeur: Patrouille), dann M<strong>in</strong>ensucher<br />

beim englischen Militär, später bei der Polizei, Polizeioffizier; nach der Pensionierung bei<br />

der International Police Association tätig (<strong>in</strong> den letzten Jahren Vizepräsident).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte sächsische Färbung. Überlegtes Sprechen mit Neigung zu<br />

Selbstkorrekturen. Stark <strong>in</strong>terviewerorientiert, durchgehend dialogischer Frage-Antwort-Stil; Überwiegend<br />

kurze parataktische, meist korrekt gebaute Sätze.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Religiosität, Judentum, religiöses Elternhaus - Besuch e<strong>in</strong>er jüdischen<br />

Realschule - (Großteils) jüdische Freunde, jüdische Jugendbewegung - Im Religionsunterricht<br />

lernt S2 Hebräisch lesen; Synagogenchor - 1932 Mittlere Reife, Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Lehre als Dekorateur,<br />

ab 1933 Hachschara(Landwirtschaft) - Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>; Lebensansichten -<br />

Hebräisch: schrittweises Iwritlernen, auch durch Zeitungslektüre, ohne Sprachkurs,vor allem durch<br />

Kontakte - Wunsch im Kibbuz Landwirtschaft zu betreiben, stattdessen E<strong>in</strong>satz als Chauffeur (Patrouille)<br />

- Versetzung nach Haifa, zum englischen Militär als M<strong>in</strong>ensucher 1937-1939 - 1940-1948<br />

als Polizist <strong>in</strong> Haifa, Beförderung zum Offizier - Wiedersehen mit se<strong>in</strong>er späteren Frau, die er<br />

schon als K<strong>in</strong>d kannte - Sprachen: bei der Polizei nur Hebräisch, vier Jahre Englisch <strong>in</strong> der Schule<br />

- Lektüre: anfangs englische und hebräische Zeitungen, englische Romane; <strong>in</strong> Haifa öfters Theaterbesuche<br />

- Internationale Treffen der Polizistenorganisation - Amtsenglisch leichter als Amtsdeutsch<br />

- 1976 pensioniert, 1981-1983 als Zivilist Arbeit bei der Polizei - Umfangreiche Korrespondenz<br />

(während des Golfkrieges, viele Briefe und Anrufe) Besorgnis wegen Neonazismus <strong>in</strong><br />

Deutschland - 1988 zum letzten Mal <strong>in</strong> Deutschland, Friedhofsbesuch <strong>in</strong> Leipzig - Sprachen: S2<br />

fühlt sich im Hebräischen, Englischen und Deutschen wohl, schreibt und liest <strong>in</strong> allen drei Sprachen<br />

- Positive Beurteilung aller se<strong>in</strong>er Berufe, obwohl er gerne Landwirtschaft betrieben hätte.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>034<br />

alte Bezeichnungen: XXV/85<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1992<br />

Aufnahmedauer: 1h 11m 04s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AE<br />

Sprechername: Dr. Abraham Eran (ehem. Otto Ehrenwerth)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 85<br />

Geburtsort: Stett<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Jurastudium, Assessorexamen, Promotion; Umschichtung (Landwirtschaft)<br />

<strong>in</strong> England; 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz, dann auf e<strong>in</strong>er Regierungsfarm


33<br />

und eigene kle<strong>in</strong>e Landwirtschaft; später bei der englischen Arbeitsaufsichtsbehörde, danach beim<br />

israelischen Arbeitsm<strong>in</strong>isterium tätig; seit der Pensionierung Beschäftigung mit Archäologie, Fachpublikationen<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung; sehr exakte und bestimmte Sprechweise. Häufig<br />

komplexe, meist korrekt durchgeführte Satzkonstruktionen, bevorzugt hypotaktisch. Überwiegend<br />

berichtender oder argumentativer Stil, nur selten episodisches Erzählen mit direkter Rede u.ä.m.<br />

Inhalt: Die Familie heute und <strong>in</strong> Deutschland: S2s Familie <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Söhne, Schwiegertöchter, Enkel<br />

- Herkunft von S2 und se<strong>in</strong>er Frau - Herkunft der Familie, Elternhaus - Beruf und Stand von Vater<br />

und Mutter - Über die jüdische Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. S2s Lebensweg, Beruf, Hobbies, Sprachkenntnisse:<br />

S2s Schulbildung - Ke<strong>in</strong>e Beziehung zum Zionismus, soziales Engagement - Heutiger<br />

"Zweitberuf" - Über die Stett<strong>in</strong>er Juden, Beziehungen - E<strong>in</strong>stellung zum Judentum <strong>in</strong> der Zeit <strong>in</strong><br />

Deutschland - Interesse für Genealogie (bei S2 und allgeme<strong>in</strong>) - Hachschara <strong>in</strong> England, Entscheidung<br />

für Paläst<strong>in</strong>a - Auswanderung der Eltern und Schwestern nach England - Juristisches Examen<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Auswirkung des Nazismus <strong>in</strong> Stett<strong>in</strong>, Deportation der Stett<strong>in</strong>er Juden - S2s Interesse<br />

für die Geschichte der Stett<strong>in</strong>er Juden - Anfang <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: Kibbuz - Heirat und Betrieb e<strong>in</strong>er<br />

Landwirtschaft - Stelle im Arbeitsamt - S2s Hebräischkenntnisse; Sprachsituation im Beruf, <strong>in</strong> der<br />

Familie; Gründe für Ablehnung des Hebräischen - Beziehungen zu Deutschland - S2s Zweitberuf:<br />

Archäologie von Waage und Gewicht - Interesse für deutsche Politik, Beziehung zum deutschen<br />

Milieu - Jeckischer E<strong>in</strong>fluss und S2s Selbstverständnis als Jecke - Beziehung zur jetzigen Beschäftigung<br />

(Publikationen: englisch, e<strong>in</strong>e auf Hebräisch) - Über Auslandsaufenthalte der <strong>Israel</strong>is.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>036<br />

alte Bezeichnungen: XXV/12<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 56m 40s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: PF<br />

Sprechername: Paul Fe<strong>in</strong>er<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 71<br />

Geburtsort: Wien<br />

Biographische Daten: Technikum (nicht mehr beendet); 1938 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; diverse<br />

Anfangstätigkeiten, u.a. <strong>in</strong> Zitrusplantagen, Ste<strong>in</strong>brüchen, als Hilfspolizist; Besuch des British Institute<br />

of Technology, dann als Industrie<strong>in</strong>genieur tätig; Volontärarbeiten für Senioren.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Wiener Verkehrsmundart mit e<strong>in</strong>igen Dialektmerkmalen (v.a. morphologischen);<br />

auffällig: Vorherrschen des Imperfekts als Erzähltempus. Relativ häufig englische<br />

Ausdrücke. Flüssiger, überlegter Sprachstil, oft mit komplexen Satzkonstruktionen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Wien bis zur Emigration: Warum S2 se<strong>in</strong>en Namen nicht hebraisiert hat - Familie<br />

S2s, E<strong>in</strong>stellung zum Zionismus - Entschluss zur Auswanderung und antisemitische Erfahrungen<br />

- Die von S2 besuchten Schulen, Anzahl jüdischer Mitschüler - Zur Herkunft der Eltern - Die<br />

besonders von Juden bewohnten Stadtteile Wiens - Zur Sprache des Vaters; über Wiener Dialekte<br />

- Über S2s Interesse für Sprachen und die oft sehr gute Beherrschung des Deutschen von Juden -<br />

Entschluss zur Auswanderung - Schicksal der Eltern, besonders des Vaters - Antisemitismus <strong>in</strong><br />

Österreich und S2s antisemitische Erfahrungen 1938 - Die Auswanderung S2s und se<strong>in</strong>es Bruders.<br />

Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Die Anfangszeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Zur Kibbuz- und zur<br />

Betarbewegung (Unterschied) - Arabische vs. jüdische Arbeitskräfte - Die damals von europäischen<br />

E<strong>in</strong>wanderern betriebenen Küchen - Erlernen und Beherrschung des Hebräischen und des<br />

Englischen - Zeit beim englischen Militär - Begeisterung für das Skilaufen - Ausbildung zu se<strong>in</strong>em<br />

technischen Beruf - Heirat und Herkunft se<strong>in</strong>er Frau - Weiterer beruflicher Werdegang - Sprachliche<br />

Situation (im Beruf, im Familien-, Freundeskreis) - Zur (adoptierten) Tochter - Aufenthalt der<br />

ganzen Familie <strong>in</strong> Schweden - Erlernen des Schwedischen. Sprachbetrachtungen und aktuelle Lebenssituation:<br />

Zur Beherrschung des Hebräischen bei den verschiedenen deutschsprachigen E<strong>in</strong>wanderer-gruppen<br />

- Probleme der Fachsprachen im Hebräischen (Rolle des Englischen) - Österreichbesuche<br />

- Zur Stellung des Deutschen <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a/<strong>Israel</strong> nach dem Krieg - Verwendung verschiedener<br />

Sprachen <strong>in</strong> S2s Familien- und Freundeskreis, im Ausland - S2s Volontärtätigkeiten,<br />

speziell <strong>in</strong> Altersheimen - Zur sprachlichen Situation <strong>in</strong> den Alters- bzw. Elternheimen - S2s Mitgliedschaft<br />

bei e<strong>in</strong>er deutschsprachigen Loge - Zu den Altersheimen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> als speziell jeckischer<br />

E<strong>in</strong>richtung; allgeme<strong>in</strong> zur Situation alter Menschen.


34<br />

Kennung: <strong>IS</strong>037<br />

alte Bezeichnungen: XXV/47<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HF<br />

Sprechername: Hans Simon Forst<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 74<br />

Geburtsort: Kastellaun, Bezirk Koblenz<br />

Biographische Daten: Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz (u.a. Arbeit <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />

und <strong>in</strong> der Bibliothek), Fernabitur, <strong>in</strong> der Adm<strong>in</strong>istration der israelischen Armee tätig; Studium<br />

(Ökonomie/Soziologie), u.a. Sekretär <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Metallverarbeitungsbetrieb; daneben Abendstudium,<br />

M.A. <strong>in</strong> jüdischer Geschichte, seit der Pensionierung Studie über das Landjudentum <strong>in</strong><br />

Deutschland.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte moselfränkische Färbung. In dieser Version überwiegend<br />

dialogisch, mit vielen Stilwechseln (überlegt-nachdenklich bis lebhaft-episodisch). Relativ<br />

häufig Suche nach deutschen Wörtern, viele Selbstkorrekturen und metasprachliche Kommentare.<br />

Syntax durch Tendenz zu Ausklammerungen und (häufig wörtlichen) Wiederaufnahmeformen geprägt;<br />

großes Nebensatzrepertoire.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland bis zur Emigration: Über den Geburtsort (Gründe der Familie,<br />

um die Jahrhundertwende von der Mosel nach Kastellaun zu ziehen) - Arbeit und Leben der Familie<br />

("Landjuden": Viehhändler, Bauern) - Tod der Mutter - S2s Hilfe am Hof und Schulbesuch -<br />

Sprachsituation <strong>in</strong> Deutschland, besonders: "jüdischer Dialekt" der Landjuden - Religiöses Leben,<br />

Freundeskreis - Auswirkungen des Nazismus auf die Schule - S2s erste Kontakte mit dem Zionismus<br />

- Religions- und Hebräischunterricht (als e<strong>in</strong>ziger Jude <strong>in</strong> der Klasse) - Auswirkungen des Nazismus<br />

auf die Familie - Vorbereitungen für die Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a (Lehre <strong>in</strong> landwirtschaftlicher<br />

Fabrik) - Hachschara <strong>in</strong> Luxemburg - Episode: Unangenehmes Erlebnis bei Heimfahrt<br />

nach Kastellaun mit ehemaligen Schulkameraden. Der Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfänge im<br />

Kibbuz - Sprachkenntnisse (rasches Erlernen des Hebräischen, Nebentätigkeit als Bibliothekar) -<br />

Malariaerkrankung - Militärdienst seit 1940 (britische Armee, jüdische Brigade) - Nachholen des<br />

Abiturs während der Militärzeit (Fernkurs von London) - Über S2s Frau (Familie aus dem Saargebiet;<br />

Säugl<strong>in</strong>gsschwester) - Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie (mit den drei Töchtern Hebräisch) -<br />

Schicksal der Familie (Deportation 1942; zwei ältere Brüder <strong>in</strong> den USA) - Schicksal der Familie<br />

se<strong>in</strong>er Frau (Eltern deportiert, zwei Geschwister <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>) - Verschiedene Tätigkeiten nach der Militärzeit<br />

- Studium an nichtstaatlicher Universität (Soziologie, Ökonomie) - 1977-84 Abendstudium<br />

und Abschluss mit M.A. (Jüdische Geschichte). S2s Studien über das Landjudentum: S2s geplante<br />

Arbeit über die Landjuden <strong>in</strong> Deutschland - Problem der Quellen (Zeit 1500-1800) - H<strong>in</strong>tergründe<br />

des Themas und Besonderheit - Über jüdische Namen, S2s Namen - Mögliche Quelle: Friedhöfe -<br />

Falsches Bild der Juden 1400-1800 (Bsp.: Selbstbehauptung der Juden auf dem Land) - Spezialisierung<br />

<strong>in</strong> der Landwirtschaft, v.a. We<strong>in</strong>bau, Metzgerei. Heutiges Verhältnis zu Deutschland und<br />

zur deutschen Sprache: Durch wissenschaftliche Arbeit wieder Benutzung der deutschen Sprache<br />

- Kontakte zu deutschen Wissenschaftlern und zu ehemaligen Mitschülern.<br />

Anmerkung: 1. Version; vgl. <strong>IS</strong>038, <strong>IS</strong>039<br />

Kennung: <strong>IS</strong>038<br />

alte Bezeichnungen: XXV/47<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 16m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HF<br />

Sprechername: Hans Simon Forst<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 74<br />

Geburtsort: Kastellaun, Bezirk Koblenz<br />

Biographische Daten: 1934 Abbruch des Realgymnasiums, 1935-37 Umschichtung (Landwirtschaft)<br />

<strong>in</strong> Luxemburg, 1937 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz (u.a. Arbeit <strong>in</strong> der<br />

Landwirtschaft und <strong>in</strong> der Bibliothek), Fernabitur, <strong>in</strong> der Adm<strong>in</strong>istration der israelischen Armee tätig;


35<br />

Studium (Ökonomie/Soziologie), u.a. Sekretär <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Metallverarbeitungsbetrieb; daneben<br />

Abendstudium, M.A. <strong>in</strong> jüdischer Geschichte, seit der Pensionierung Studie über das Landjudentum<br />

<strong>in</strong> Deutschland.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte moselfränkische Färbung. Im Gegensatz zum viel<br />

stärker monologischen Ergänzungs<strong>in</strong>terview mit Anne Betten <strong>in</strong> sachlichem Berichtstil ( vgl. <strong>IS</strong>039)<br />

hier überwiegend dialogisch, mit vielen Stilwechseln (überlegt-nachdenklich bis lebhaft-episodisch).<br />

Relativ häufig Suche nach deutschen Wörtern, viele Selbstkorrekturen und metasprachliche Kommentare.<br />

Syntax durch Tendenz zu Ausklammerungen und (häufig wörtlichen) Wiederaufnahmeformen<br />

geprägt; großes Nebensatzrepertoire.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland bis zur Emigration: S2s Geburtsort - Gründe für die Übersiedlung<br />

der Familie (von der Mosel nach Kastellaun) - Schule - Über das Anwesen der Familie, se<strong>in</strong>e<br />

Bewirtschaftung - Sprachsituation am Ort - Freundeskreis - Religion, Verwandte - Schulbildung und<br />

Religionsunterricht - Beziehungen zu den Nachbarn - Leben mit dem Antisemitismus - Gymnasium<br />

und Abgang von der Schule (Gründe) - Lehre <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>enfabrik, Kontakte, Grund für Abbruch der<br />

Lehre - Hachschara <strong>in</strong> Luxemburg - Besuch <strong>in</strong> Trier, Erlebnis bei Heimfahrt nach Kastellaun -<br />

Sprachsituation <strong>in</strong> Luxemburg - Auswanderung, Episode auf dem Schiff. Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a /<br />

<strong>Israel</strong>: Ankunft und Anfänge im Kibbuz - Sprache im Kibbuz (ehrenamtliche Tätigkeit als Bibliothekar)<br />

- Meldung zum Militär: Probleme e<strong>in</strong>er jüdischen Brigade - Sprache beim Militär - Verwundung<br />

und Entlassung - Beruf von S2s Frau, Sprache mit der Frau - Weitere Beschäftigungen S2s - Studium<br />

und F<strong>in</strong>anzierung - Forschung: Beschäftigungen S2s (und se<strong>in</strong>er Frau); ursprünglicher Berufswunsch:<br />

Sprachstudium - Abendstudium mit M.A. - Abschluss (Thema Magisterarbeit: Beziehung<br />

- Judentum-Kaisertum-Papsttum im 15.Jh.). Plan e<strong>in</strong>er Studie über das Landjudentum: Kontakte<br />

zum Leo-Baeck-Institut - Über das Leben der Juden auf dem Land: Institutionen, Tätigkeiten<br />

(speziell We<strong>in</strong>bau) - Über die falsche Darstellung des Judentums <strong>in</strong> der Frühen Neuzeit; das Problem<br />

der Landflucht - Materialstand, Vorhaben: Kontakte mit deutschen Unis - Beispiel: Leben im<br />

30jährigen Krieg, die Westwanderung und das Jiddische - Über das Deutsch-üdische - Über das<br />

eigentliche Ausmaß des Themas. Verhältnis zur deutschen Sprache und zu Deutschland: S2s<br />

Sprachsituation - Beschäftigung mit deutscher Politik aus historischer Perspektive.<br />

Anmerkung: 2. Version; unmittelbare Wiederholung der 1. Aufnahme wegen verme<strong>in</strong>tlichen technischen<br />

Defekts; vgl. <strong>IS</strong>037, <strong>IS</strong>039<br />

Kennung: <strong>IS</strong>039<br />

alte Bezeichnungen: XXV/47<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Eichstätt<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Aufnahmedauer: 2h 19m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HF<br />

Sprechername: Hans Simon Forst<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 77<br />

Geburtsort: Kastellaun, Bezirk Koblenz<br />

Biographische Daten: 1934 Abbruch des Realgymnasiums, 1935-37 Umschichtung (Landwirtschaft)<br />

<strong>in</strong> Luxemburg; 1937 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz (u.a. Arbeit <strong>in</strong> der<br />

Landwirtschaft und <strong>in</strong> der Bibliothek), Fernabitur, <strong>in</strong> der Adm<strong>in</strong>istration der israelischen Armee tätig;<br />

Studium (Ökonomie/Soziologie), u.a. Sekretär <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Metallverarbeitungsbetrieb; daneben<br />

Abendstudium, M.A. <strong>in</strong> jüdischer Geschichte, seit der Pensionierung Studie über das Landjudentum<br />

<strong>in</strong> Deutschland.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte moselfränkische Färbung. Sachlicher Berichtstil. Syntax<br />

durch Tendenz zu Ausklammerungen und (häufig wörtlichen) Wiederaufnahmeformen geprägt;<br />

großes Nebensatzrepertoire.<br />

Inhalt: Gespräch anlässlich e<strong>in</strong>es Deutschlandbesuchs: (Lose Folge von Themen, die großenteils<br />

schon im Interview 1991 behandelt wurden) - Anfangszeit im Kibbuz - Zeit beim Militär - Schicksal<br />

der Familie - Gründe für die eigene Emigration nach <strong>Israel</strong> - Studium im Alter - Ergänzung: Zeit<br />

beim Militär - Erster Deutschlandbesuch nach dem Krieg - Schicksal des Stiefbruders (Deportation)<br />

- Problem der "Vergangenheitsbewältigung" - E<strong>in</strong>stellung zu Deutschland (Konflikt mit ehemaligen<br />

Klassenkameraden) - Tätigkeit der jüdischen Brigade (von deren Treffen <strong>in</strong> Italien S2 gerade<br />

kommt) - Weiterer Lebensweg (Hagana, Militärberuf bis 1967, Teilnahme an verschiedenen Kriegen)<br />

- Zur heutigen Situation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Identitätswechsel bei der Immigration nach Paläst<strong>in</strong>a –


36<br />

Sprachsituation und H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen <strong>in</strong> die hebräische Kultur - Weltbild und Wertvorstellungen -<br />

Ideologie im Kibbuz - Emigration - Anfangszeit <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> und weiterer Lebensweg.<br />

Anmerkungen: vgl. <strong>IS</strong>037, <strong>IS</strong>038<br />

Kennung: <strong>IS</strong>040<br />

alte Bezeichnungen: XXV/86<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1989<br />

Aufnahmedauer: 1h 45m 01s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: GF<br />

Sprechername: Gertrud Fraenkel (geb. Neugarten)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 95<br />

Geburtsort: Ma<strong>in</strong>z<br />

Biographische Daten: E<strong>in</strong>ige Semester Mediz<strong>in</strong>studium, physiologische Assistent<strong>in</strong> an der Universität<br />

Frankfurt, Mitarbeit <strong>in</strong> der HNO-Praxis ihres Mannes; 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; <strong>in</strong><br />

der Praxis ihres Mannes tätig, später <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Krankenhaus; Bibliothekstätigkeit; zuletzt Kulturreferent<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> ihrem Altenheim.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ma<strong>in</strong>zerische Färbung (Dialektmerkmale <strong>in</strong> Phonologie, Morphologie<br />

und Lexik). Weitgehend lockere, spontane Gesprächsführung, was sich <strong>in</strong> der syntaktischen<br />

Gestaltung widerspiegelt.<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>leitungs-Small talk: Die schlechte Situation <strong>in</strong> den kommunistischen Staaten - Das<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsproblem <strong>in</strong> Deutschland, Italien, der Schweiz - Die Schweizer Armee - Der Militärdienst<br />

allgeme<strong>in</strong> - Das Leben <strong>in</strong> Deutschland u.a. (lose Themenfolge) - Die Familie S2s (Geschwister,<br />

Herkunft der Eltern, Beruf der Mutter etc.) - S2s Musikalität und die ihrer Schwestern; über Musik<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en - Der Tod des Vaters und der beiden Schwestern - Die Doktorarbeit der älteren<br />

Schwester und S2s Hobby der Fotografie - Kennenlernen ihres Mannes <strong>in</strong> Freiburg - (Ermunterung<br />

ihre Memoiren zu schreiben, S2s schlechte Erfahrungen mit e<strong>in</strong>em Ma<strong>in</strong>zer Journalisten) - S2s hohes<br />

Alter und hohes Alter allgeme<strong>in</strong> - Die Situation nach dem Tod des Vaters und der beiden<br />

Schwestern, die Krankheit der jüngeren Schwester - Die schwierige Wohnsituation <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z (mit<br />

der eigenen Familie) - Mitarbeit <strong>in</strong> der Praxis ihres Mannes; Tätigkeit als Physiolog<strong>in</strong> an der Frankfurter<br />

Universität und ihr eigentlicher Berufswunsch - Liebe zu K<strong>in</strong>dern (Erlebnisse mit K<strong>in</strong>dern und<br />

Hunden) - S2s schulischer Werdegang - Das Verhältnis zur nichtjüdischen Umwelt, Mischehen <strong>in</strong><br />

Ma<strong>in</strong>z: die religiöse E<strong>in</strong>stellung im Elternhaus / ihre religiöse Erziehung - Die jüdische Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong><br />

Ma<strong>in</strong>z - Die religiöse E<strong>in</strong>stellung der Schwiegereltern - Kontakt mit dem Jüdischen Museum <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

- Herkunft ihrer Familie. Auswanderung und Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Die Auswanderung<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a: Entscheidung / Vorbereitungen (Reise ihres Mannes nach Paläst<strong>in</strong>a zur Orientierung)<br />

- Die nationalkonservative E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong> ihrem Elternhaus - Fortsetzung: Auswanderung:<br />

Vorbereitungen (Packen) / Ankunft (speziell zur Bibliothek) - Die erste Zeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Das Studium<br />

der Söhne, die f<strong>in</strong>anzielle Situation, die berufliche Situation des Mannes, die Praxis - S2s<br />

Mitarbeit <strong>in</strong> der Praxis, Verpflegung von aufgenommen Pensionsgästen ("Pensionären"). Thematische<br />

Ergänzungen und Vertiefungen: Das ehemalige nichtjüdische Hausmädchen ihrer Schwiegereltern<br />

<strong>in</strong> Deutschland (ihre Hilfsaktionen für Juden und ihre E<strong>in</strong>wanderung nach <strong>Israel</strong>) - Die<br />

Verbrechen <strong>in</strong> den Vernichtungslagern, ihre Leugnung - Das Schicksal von Verwandten; S2s<br />

Schwiegervater - Ihre sozialen Kontakte <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> - Die Praxis ihres Mannes <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

(Behandlung der von den Engländern <strong>in</strong>haftierten rechtsextremistischen Juden), "<strong>Für</strong> e<strong>in</strong>en Arzt ist<br />

e<strong>in</strong> Patient e<strong>in</strong> Patient, egal wer das ist." Beziehungen ihres Mannes zu Arabern - Rückblick: die<br />

Zeit der französischen Besatzung <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z - S2s Fremdsprachenkenntnisse und die ihres Mannes,<br />

Erlernen des Hebräischen, Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie - Charakterisierung ihres Mannes, se<strong>in</strong>e<br />

Krankheitsgeschichte.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>044<br />

alte Bezeichnungen: XXV/87<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 45m 02s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Nachum Gadiel (ehem. Norbert Immerglück)


37<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 74<br />

Geburtsort: Zwickau<br />

Biographische Daten: Tischlerlehre, Abendschule für Innenarchitektur (ke<strong>in</strong> Abschluss), Arbeit <strong>in</strong><br />

der Landwirtschaft, 1937/38 landwirtschaftliche Umschulung <strong>in</strong> Italien; 1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

anfangs im Kibbuz, dann Ausbildung zum Fe<strong>in</strong>mechaniker, zunächst als Tischler, dann bei<br />

der Post als Fernmeldetechniker tätig; zuletzt Reiseleiter.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Weitestgehend Hochlautung (aber Tendenz zur sibilantischen Aussprache<br />

von /x/ und zur b<strong>in</strong>nendeutschen Konsonantenschwächung); sehr exakte Artikulation.<br />

Stark normorientierte Syntax; häufig umfangreiche syntaktische Konstruktionen. Zunächst überwiegend<br />

sachlich berichtend <strong>in</strong> ruhiger Sprechweise, gegen Ende zunehmend heiter, gelöst.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Religiöses Elternhaus, jedoch selbst von Religion abgestoßen -<br />

Schulausbildung (jüdische und öffentliche Volksschule) - Freundeskreis (überwiegend christlich) -<br />

Antisemitismus (nicht <strong>in</strong> der Schule, aber sonst gespürt) - Mitglied e<strong>in</strong>er jüdischen Jugendbewegung<br />

- Familienschicksale (Eltern und Schwester im KZ ermordet, Bruder <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> gefallen) -<br />

Nochmals Lehre und Gesellenprüfung (faire Behandlung). Der weitere Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>:<br />

Landwirtschaftliche Tätigkeit im Kibbuz - Freiwillige Meldung zum Militär (1942-1946) - Danach<br />

<strong>in</strong> Tel Aviv: Tischler, Fernmeldemechaniker - Sprachsituation, Kontakte zu Deutschland -<br />

Sprachen (Kibbuz, Freunde, Familie, Lektüre, Nachkommen) - Deutschlandaufenthalte (zweimal <strong>in</strong><br />

Ferien) - E<strong>in</strong>stellung zu Deutschland und Deutschen (als Reiseleiter <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> viele Kontakte) -<br />

Selbstgefühl als Jecke.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>045<br />

alte Bezeichnungen: XXV/88<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Kfar Chajim<br />

Aufnahmedatum: 1992<br />

Aufnahmedauer: 1h 06m 54s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: JG<br />

Sprechername: Jehudit Gardi (ehem. Käthe Ledermann)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 78<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Abitur, Hochschule für die Wissenschaft des Judentums <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; 1934<br />

Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Lehrersem<strong>in</strong>ar, Kibbuz (Lehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> Schule und Ulpan), nach Verlassen<br />

des Kibbuz' Lehrer<strong>in</strong> und eigene Landwirtschaft.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung, sehr klare Artikulation. Überwiegend Frage-Antwort-<br />

Struktur, häufig Sprecherwechsel mit Hörersignalen und gegenseitigen Unterbrechungen; u.U.<br />

deswegen überwiegend kürzere, parataktische Sätze.<br />

Inhalt: Jugend und Elternhaus <strong>in</strong> Deutschland: Geburtsort, Elternhaus - Geschwister und ihr Werdegang<br />

- Schulausbildung - E<strong>in</strong>stellung zum Zionismus - E<strong>in</strong>stellung der Eltern zum Judentum -<br />

Studium - Reaktionen der Familie auf den Nazismus - Auswanderung - S2s (gute)<br />

Hebräischkenntnisse. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Hebräische Umgebung<br />

- Erste Tätigkeit als Lehrer<strong>in</strong>: Erschütterung über Armut der K<strong>in</strong>der, ihre Betreuung<br />

("Adoptiv"k<strong>in</strong>d) - Unterrichten im Ulpan - Über Hebräisch und Deutsch - Schicksal des Ehemannes<br />

und se<strong>in</strong>er Familie - Heutige E<strong>in</strong>stellung zum Deutschen - Fortsetzung: Tätigkeit im Kibbuz - Heirat,<br />

K<strong>in</strong>der, Wechsel des Kibbuz - Konfrontation mit deutscher Mentalität im Kibbuz - Wechsel nach<br />

Nahalal - Erwerb e<strong>in</strong>er eigenen Wirtschaft - Ablehnung der Jeckes, Gründe für Ansiedlung <strong>in</strong> nichtjeckischem<br />

Milieu - Ke<strong>in</strong> Interesse an heutiger deutscher Politik und Kultur - Verwundung des Sohnes<br />

im Krieg <strong>in</strong> Ägypten - Leben der Mutter <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - E<strong>in</strong>stellung der Geschwister gegenüber dem<br />

Deutschen - K<strong>in</strong>der des Bruders und ihr Kontakt zum Judentum - S2s Leben im Rückblick - Generationsunterschiede<br />

- Verwurzelung mit dem Land - Zufriedenheit mit dem Leben.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>046<br />

alte Bezeichnungen: XXV/89<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 34m 30s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: UG


38<br />

Sprechername: Uri Gassmann (ehem. Klaus-Ferd<strong>in</strong>and Gassmann)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 79<br />

Geburtsort: Breslau<br />

Biographische Daten: Mediz<strong>in</strong>studium (nicht beendet), 1935 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs<br />

im Kibbuz, später Angestellter bei der Krankenkasse; Besuch der Bibliothekshochschule, mediz<strong>in</strong>ischer<br />

Bibliothekar am Krankenhaus und nach der Pensionierung an der Universität.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leicht schlesische Färbung. Vorwiegend argumentativer, komplexer<br />

Redestil. Stark akzentuierendes, lebhaftes Sprechen mit wechselnden Tonhöhen.<br />

Inhalt: Thema Sprachprojekt: S2s Deutsch (Akzent, "veraltet", hebräischer E<strong>in</strong>fluss ...) - Über das<br />

Projekt - Über Dialekt und Dialektunterschiede im Hebräischen - S2s Sprachsituation. S2s Biographie,<br />

Kultur und E<strong>in</strong>stellung zum Judentum: Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zionistischen Jugendbewegung<br />

- Emigration 1935 - Die Anfangssituation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: e<strong>in</strong>e gelungene Verb<strong>in</strong>dung von Jeckes und<br />

Nichtjeckes <strong>in</strong> S2s Kibbuz - Sprachsituation der Ehefrau - S2s Beziehung zum Zionismus (Episode:<br />

Frage von S2s Enkel: "Wer s<strong>in</strong>d eigentlich die Juden?") - Über die verschiedenen Kulturkreise und<br />

S2s Verhältnis zu ihnen - Position des Elternhauses zu S2s Zionismus - Die jüdische Religion als<br />

e<strong>in</strong> Grund für Antisemitismus - S2s Verhältnis zum Deutschtum - Die Verankerung des Judentums<br />

<strong>in</strong> der Bibel - Über die Verbundenheit e<strong>in</strong>es Kulturkreises mit der jeweiligen Religion - Austritt aus<br />

dem Kibbuz - S2s berufliche Situation <strong>in</strong> den Anfangsjahren - Tätigkeit als Bibliothekar, Verschiedenes<br />

zum Thema Bibliothek u.ä. - Die Notwendigkeit humanistischer Vorbildung zur Erfassung<br />

des Judentums - S2s Wunsch, e<strong>in</strong>e eigene jüdische Lebensform <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> zu schaffen - Beziehung<br />

der Ehefrau zum Zionismus, ihre Familiensituation und ihre Sprachbegabung - Über die E<strong>in</strong>heit von<br />

Sprache und Denken; S2s fundamentale Sprachauffassung - S2s Auffassung von se<strong>in</strong>er Zugehörigkeit<br />

zum deutschen Sprachkreis - Über Übersetzungsproblematik, Fach- und Wissenschaftssprache<br />

- Über die Nähe des <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> gesprochenen Deutsch zur Schriftsprache.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>047<br />

alte Bezeichnungen: XXV/90<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 45s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EG<br />

Sprechername: Else Rivka Gerl<strong>in</strong>g (geb. Panowski)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: Tarnowitz (Oberschlesien)<br />

Biographische Daten: Realgymnasium, Ausbildung zur Photograph<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, dort selbständig<br />

gearbeitet; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; nach Konkurs der mit ihrem Mann gegründeten Sodawasserfabrik<br />

als Köch<strong>in</strong>, Krankenschwester und Photograph<strong>in</strong> tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Sehr lebhafter, teilweise dialogisch orientierter Gesprächsstil.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>047<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: AG<br />

Sprechername: Abraham He<strong>in</strong>z Gerl<strong>in</strong>g<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 86<br />

Geburtsort: Görlitz<br />

Biographische Daten: Gymnasium, kaufmännische Lehre, kaufmännischer Angestellter, Abitur,<br />

Jurastudium, Referendar <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Eröffnung e<strong>in</strong>er Sodawasserfabrik,<br />

dann Beamter bei der Hitachdut Olej Germania (E<strong>in</strong>wandererorganisation),<br />

„foreign advocates´exam<strong>in</strong>ation“, später <strong>in</strong> leitender Stellung beim Staatskontrolleur ('Rechnungshof'),<br />

zuletzt Ombudsmann (der Abteilung für Beschwerden der Bürger gegen Regierungsorgane);<br />

Tätigkeit für verschiedene Organisationen.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leicht berl<strong>in</strong>erische Färbung. Teilweise sehr prononciert artikulierendes<br />

und akzentuierendes Sprechen mit Bevorzugung komplexer Satzkonstruktionen.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>047<br />

Inhalt: Emigration und Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: Gründe für Heiratsterm<strong>in</strong> 1933 - Auswanderung (mit<br />

apitalistenzertifikat) - Reiseroute - Ankunft <strong>in</strong> Haifa, die erste Zeit (Wohnungsproblem, Unternehmensgründung).<br />

Rückblick auf die Zeit <strong>in</strong> Deutschland: Das Verhältnis zum Zionismus und die Religiosität<br />

<strong>in</strong> S2s Elternhaus; die jüdische Erziehung S2s - Die Religiosität <strong>in</strong> S3s Elternhaus; se<strong>in</strong>e


39<br />

Bekanntschaft mit dem Zionismus durch e<strong>in</strong>en Besucher 1916 - S3s Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er jüdischorthodoxen<br />

Firma, die Auswirkung auf se<strong>in</strong>e jüdische Bildung - S3s weiterer Ausbildungs- und Berufsweg<br />

(privates Abitur, Werkstudent) - 'Anstoß-Erlebnis' zur Auswanderung - Zur Perspektive<br />

S3s, das Geschäft von S2s Vater zu übernehmen - Nochmals zur orthodoxen Firma <strong>in</strong> Halberstadt<br />

und S3s Zeit dort - Die Herkunftsgeme<strong>in</strong>den S3s und S2s (Orthodoxie sichtbar?) - S3s Entschluss<br />

zum Jurastudium (h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Auswanderungspläne nach Paläst<strong>in</strong>a) - Grund, warum S3 <strong>in</strong><br />

Deutschland nicht mehr se<strong>in</strong> Anwaltsexamen gemacht hat. Fortsetzung mit dem Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

/ <strong>Israel</strong>: S3s Anwaltsexamen <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a und se<strong>in</strong>e juristische Laufbahn - S3s und S2s Errichtung<br />

e<strong>in</strong>er Sodawasserfabrik 1934 - D<strong>in</strong>ge, die sie nach Paläst<strong>in</strong>a mitgenommen haben - Die<br />

Zeit nach dem Konkurs des Unternehmens 1936 <strong>in</strong> Tel Aviv - S3s Wahlkampftätigkeit für die<br />

Hitachdut Olej Germania we Austria - S3s Tätigkeit <strong>in</strong> der Hitachdut Olej Germania - S2s Tätigkeit<br />

als Krankenschwester - S3s Vormundschaft für Else Lasker-Schüler 1938-1942 - Unterbrechung<br />

(Telefongespräch) - Die Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie - Die Familie des <strong>in</strong> Japan verheirateten<br />

Sohnes (Sprache/ Religion/Mischehenproblem). Die deutschen Juden <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> und andere E<strong>in</strong>wanderungsgruppen:<br />

Die deutsche Alija <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a/<strong>Israel</strong> - politische Stellung/Organisation<br />

(Hitachdut Olej Germania/Alija chadascha) - Exkurs: die bevorstehende Rückkehr der Schwester<br />

S2s von e<strong>in</strong>er Reise nach Fernost - E<strong>in</strong>e Veröffentlichung des Leo-Baeck-Instituts über die mitteleuropäische<br />

Alija - Der Kampf gegen die deutsche Sprache <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> - Das gesellschaftliche<br />

Problem der E<strong>in</strong>gliederung von Juden aus den verschiedensten Ländern <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong><br />

im Allgeme<strong>in</strong>en und speziell die Probleme der deutschen Juden - Die aus Osteuropa e<strong>in</strong>gewanderten<br />

Juden (der Unterschied zwischen Russen und Polen, Litauern, Letten, Ukra<strong>in</strong>ern) und die Situation<br />

der heute auswandernden russischen Juden - Die aktuelle Situation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Nochmals<br />

Rückblicke auf die Anfangszeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Der Erfolg der deutschen E<strong>in</strong>wanderer <strong>in</strong> der Lokalpolitik<br />

- Die Kibbuzim allgeme<strong>in</strong> (Entwicklung der verschiedenen Richtungen) - Rückblick auf den Nationalsozialismus<br />

- Das Schicksal von S3s Eltern und Geschwistern - Die Maßnahmen der Nazis<br />

bis 1938 zur Forcierung der Auswanderung der Juden - Die Reaktion von S3 und S2 und den<br />

deutschen Juden allgeme<strong>in</strong> auf die nationalsozialistische Machtergreifung (Auswanderung oder<br />

nicht).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>048<br />

alte Bezeichnungen: XXV/15<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 47s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: MG<br />

Sprechername: Mordechai He<strong>in</strong>z Gilead (ehem. He<strong>in</strong>z Guttfeld)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 84<br />

Geburtsort: Luckenwalde<br />

Biographische Daten: Realgymnasium, Arbeiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Metallfabrik, Externabitur, Studium (Geographie/Mathematik/Pädagogik),<br />

Mittelschullehrerexamen, Doktorand; 1933 Emigration nach Italien<br />

mit e<strong>in</strong>er jüdischen K<strong>in</strong>dergruppe, 1935 nach Paläst<strong>in</strong>a, als Meteorologe tätig (ab 1948 Direktor<br />

des <strong>Israel</strong> Meteorological Service); nach der Pensionierung Volontärstätigkeit im sozialen Bereich.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung; betont artikulierend. Ruhiges, überlegtes Formulieren;<br />

im allgeme<strong>in</strong>en sehr normorientierte Sprechweise, doch große Variationsbreite <strong>in</strong> der Darstellungsart:<br />

komplexe Satzkonstruktionen bevorzugt <strong>in</strong> sachlich-argumentativen Partien, dagegen relativ<br />

viele Merkmale spontaner Sprechsprache <strong>in</strong> erzählenden und dialogischen Abschnitten (z.B.<br />

Nachträge, Parenthesen, Anakoluthe; Satzanschlüsse mit 'und', 'da', 'dann').<br />

Inhalt: S2s heutige Sprachsituation: Zur Sprachsituation: Englisch-Deutsch-Hebräisch-Italienisch -<br />

Ke<strong>in</strong>e eigentliche Muttersprache als Folge der Emigration - Episoden zur Sprachsituation: v.a. Hebräisch.<br />

Lebensverhältnisse vor und nach der Emigration: Stipendium von der Studienstiftung des<br />

deutschen Volkes 1930, Studium <strong>in</strong> Frankfurt - Emigration vor Beendigung des Doktorats - Studienkollege<br />

war Zionist, S2 lehnte damals Zionismus ab - Auswanderung nach Italien, Organisation<br />

e<strong>in</strong>es jüdischen Schulheimes <strong>in</strong> Florenz - Familiensituation (fast die ganze Familie kam nach Italien),<br />

Heirat - Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a mit se<strong>in</strong>er Frau - Arbeitssituation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Stelle im meteorologischen<br />

Dienst - Sprachsituation se<strong>in</strong>er Frau (spricht noch stark Frankfurterisch, lebt im Altenheim)<br />

- Situationsbeschreibung vor der Emigration: Studium, Lehrerexamen, Doktorat, Extran-<br />

Abitur, persönliche Arbeitssituation: Fensterputzer, Bankrott des elterlichen Betriebs - Studienverlauf<br />

und Berufswunsch - Erfahrungen mit dem Antisemitismus - Exkurs: L<strong>in</strong>guistische Diskussion<br />

über die Begriffe: 'erziehen' und 'verkraften' Anlass der Emigration. Lebense<strong>in</strong>stellungen, Ansich-


40<br />

ten; Kontakte zu Deutschland: Bekenntnis, ke<strong>in</strong> frommer Jude zu se<strong>in</strong> - Äußerungen zu Antisemitismus<br />

und religiöse Themen: Katholizismus - Auswanderung beider Elternpaare nach Paläst<strong>in</strong>a<br />

1936 - Episode über die Auswanderung anderer Elternpaare - Bekenntnis zum Zionismus - Diskurs<br />

über Kirchen und Antisemitismus - Hypothese: "Bei e<strong>in</strong>er Polenverfolgung hätten alle deutschen<br />

Juden mitgemacht" - Diskussion über den Aufbau Paläst<strong>in</strong>as, Rolle der Kibbuzim - Reisen nach<br />

Europa und Deutschland aufgrund se<strong>in</strong>er meteorologischen Tätigkeit: Kongresse (seit 1946; 1953<br />

erstmals <strong>in</strong> Deutschland: E<strong>in</strong>drücke) - Freundeskreis <strong>in</strong> Frankfurt seit 1953 - Episoden zu den<br />

Deutschlandreisen - Diskurse über verschiedene Themenbereiche: religiöse Motivation, Nuklearkrieg,<br />

verschiedene Bekannte und Freunde, jüdische Sprachwendungen - Nochmals Rückblick auf<br />

se<strong>in</strong> Leben bzw. wichtige Entscheidungen - Tätigkeit bei der UNO: E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Nepal (Aufbau e<strong>in</strong>es<br />

meteorologischen Instituts); Episoden - Spätere erneute Reise nach Nepal - Über se<strong>in</strong>en Sohn<br />

(Biologie- und Psychologiestudium, heute Polizeioffizier) - Über das gespannte Verhältnis zu den<br />

Arabern - Diskurs über Meteorologie als Wissenschaft - Erklärung von Ozonloch und Treibhauseffekt.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>050<br />

alte Bezeichnungen: XXV/91<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 19m 30s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Annie Glaubert (geb. Goldschmidt)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 91<br />

Geburtsort: Frankfurt/M.<br />

Biographische Daten: Gymnasium, Hausfrau; 1933 Emigration nach Paris, 1942 <strong>in</strong> die Schweiz,<br />

1945 zurück nach Paris, 1988 nach <strong>Israel</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Typische südhessisch-frankfurterische Dialektmerkmale, z. B.<br />

Wegfall von Endungen (sagt anfangs von sich selbst: "Man f<strong>in</strong>det heute gar ke<strong>in</strong>e Menschen mehr,<br />

die so Frankfurterisch sprechen wie ich“). Sehr lebendige, spontane Erzählweise mit viel wörtlicher<br />

Rede; stark <strong>in</strong>terviewerbezogen.<br />

Inhalt: Lose Themenfolge über die Zeit <strong>in</strong> Deutschland und die Etappen der Emigration (mit vielen<br />

Episodenerzählungen): Leben <strong>in</strong> Frankfurt vor der Emigration - Verlust des Besitzes durch Beschlagnahmung<br />

durch die Nazis 1933 - Emigration nach Paris - Beruflicher Werdegang des Mannes<br />

<strong>in</strong> Deutschland und Frankreich - Anfang <strong>in</strong> Paris: Sprachprobleme - S2s Religiosität, Geschichte<br />

von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>ladung am Sabbat - Über die E<strong>in</strong>wanderung der Tochter (mit 57 Jahren) und die<br />

eigene E<strong>in</strong>wanderung nach <strong>Israel</strong> vor 11 Monaten - Über ihre Familie - Unterbrechung: Telefonat -<br />

Über die Frankfurter Mundart - Eltern, Vorfahren; Erlebnisse der Mutter - S2 hat nie e<strong>in</strong>en Beruf<br />

ausgeübt, ihr Mann leitete e<strong>in</strong>e Fabrik - Konflikt: Vater wollte religiösen Schwiegersohn - Lösung<br />

des Problems der Arbeit am Sabbat durch klugen Rabbi - Religiöse Familie, Wohlstand - S2s Umfeld<br />

<strong>in</strong> Frankfurt, Interessen, Kontakte auch zu Christen - Deutschland-Kontakte heute nur zu<br />

Friedhofsbesuchen - Gespräch mit Nazis als K<strong>in</strong>d - Flucht von Paris über Lyon <strong>in</strong> die Schweiz<br />

1942-1945 - Rückkehr nach Paris 1945 - 1988 nach <strong>Israel</strong> alle<strong>in</strong>, da Mann 1966 gestorben war -<br />

Ehen des Sohnes.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>051<br />

alte Bezeichnungen: XXV/92<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 19m 45s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AG<br />

Sprechername: Abraham Goldberg (ehem. Adolf Goldberg)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 67<br />

Geburtsort: Altenburg (Thür<strong>in</strong>gen)<br />

Biographische Daten: Realgymnasium; 1938 Emigration nach Lemberg; weiterer Schulbesuch,<br />

1941-44 im KZ, dann <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Studiums an e<strong>in</strong>em Masch<strong>in</strong>enbau<strong>in</strong>stitut; nach<br />

Kriegsende nach Berl<strong>in</strong>, dort Besuch der Textilhochschule; 1949 Emigration nach <strong>Israel</strong>; Technik-


41<br />

studium, Masch<strong>in</strong>enbau<strong>in</strong>genieur, zunächst <strong>in</strong> der Militär<strong>in</strong>dustrie tätig, dann eigene kle<strong>in</strong>e Fabrik;<br />

zuletzt halbtags <strong>in</strong> der Metallbranche tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ostthür<strong>in</strong>gisch-altenburgische Färbung. Überwiegend sachlicher,<br />

distanzierter Berichtstil, doch zunehmend auch episodische E<strong>in</strong>lagen mit direkter Rede; relativ häufig<br />

E<strong>in</strong>schübe, Anakoluthe und Satzabbrüche.<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>leitung: biographischer Überblick: Über das Tonbandgerät - Herkunft, Schule, Flucht und<br />

Rückkehr, Auswanderung (zusammenfassende Darstellung). Biographische Details und H<strong>in</strong>tergründe:<br />

Gründe für die Rückkehr nach Berl<strong>in</strong> nach Kriegsende - H<strong>in</strong>tergrund für den Entschluss zur<br />

Auswanderung nach <strong>Israel</strong> 1949 - Herkunft der Eltern aus Polen - Heirat S2s <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>, Familie der<br />

Frau, Studium <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Berufstätigkeit S2s und se<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Rückblick auf S2s Elternhaus<br />

(Religiosität, Sprache) - Über das Verhältnis orthodoxer und assimilierter Juden <strong>in</strong> Deutschland<br />

- E<strong>in</strong>stellung zum Zionismus, Unterschied deutsche Juden - Ostjuden - S2s Schulzeit <strong>in</strong> Leipzig<br />

- Geschäftliche Situation des Vaters bis 1937 - Plan e<strong>in</strong>er Auswanderung nach Siam (Vater erhält<br />

Touristenvisum) - S2s Zukunftspläne (Studium: Arzt oder Anwalt) - S2s negative Erfahrungen<br />

als jüdisches K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland - S2s Vater als Autoritätsperson - Entschluss zur Emigration<br />

nach der "Kristallnacht" - Ungeklärter Verbleib des väterlichen Vermögens <strong>in</strong> der Schweiz (vergebliche<br />

spätere Interventionen) - Auswanderung nach Lemberg, Tätigkeit des Vaters als Taxichauffeur<br />

- Aufstand der Ukra<strong>in</strong>er gegen die Russen <strong>in</strong> Lemberg - Tragischer Glaube der jüdischen Bevölkerung<br />

an die Anständigkeit der Deutschen; Täuschungsmanöver der SS - Abtransport von S2<br />

und se<strong>in</strong>em Vater <strong>in</strong>s KZ - Engagement e<strong>in</strong>es deutschen Hauptmanns für die Freilassung von Vater<br />

und Sohn - Folgen der Rettungsaktion für den Hauptmann - Kontaktaufnahme mit dem Hauptmann<br />

nach dem Krieg - 15 Jahre später Kontakte mit der Familie des Hauptmanns von <strong>Israel</strong> aus<br />

(Ehrung, Freude des Sohnes) - Über die angebliche Unkenntnis der Deutschen von Verbrechen<br />

des Nazi-Regimes - Gründe für das Zurückbleiben von S2s Vater <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, späte Auswanderung.<br />

Zur Sprachsituation: Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie (zuerst nur Deutsch, dann Umstellung auf Iwrit)<br />

- Unterschiedliche Beliebtheit verschiedener Sprachen - S2s Russischkenntnisse und ihre H<strong>in</strong>tergründe.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>052<br />

alte Bezeichnungen: XXV/49<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Naharija<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 32m 38s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Dr. Rudolf Goldste<strong>in</strong><br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 82<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Mediz<strong>in</strong>studium, Mediz<strong>in</strong>alpraktikant <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

nach Beendigung des praktischen Jahres als Arzt tätig: zunächst Volontärassistent, Übernahme<br />

von Ferienvertretungen, dann am Malaria<strong>in</strong>stitut, später <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>derabteilung, zuletzt <strong>in</strong><br />

der Pathologie.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Im Verlauf des Gesprächs wird die berl<strong>in</strong>erische Färbung etwas<br />

ausgeprägter. Sehr korrektes Sprechen, langsam und betont, Eigenkorrekturen, öfter Pausen;<br />

<strong>in</strong>terviewerorientiert. Wechsel von sachlichem Bericht <strong>in</strong> überwiegend komplexeren hypotaktischen<br />

Konstruktionen, narrativen szenischen Darstellungen mit direkter Rede und sehr kurzen Sätzen<br />

sowie vielen dialogischen, sprechsprachlich-salopperen Gesprächsabschnitten.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland bis zur Emigration: Elternhaus <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Schule:<br />

"Lackstiebelgymnasium", viele jüdische Mitschüler - Mediz<strong>in</strong>studium und Praktikum am Jüdischen<br />

Krankenhaus <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Emigration (Arbeiterzertifikat über soz. Arbeiterjugend). Der weitere Lebensweg<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Berufliche Weiter-entwicklung (Hadassah-Krankenhaus und Malaria<strong>in</strong>stitut)<br />

- Sprachsituation (u.a. Arabisch) - Geschichte: bei den Bedu<strong>in</strong>en nördlich vom See Genezareth<br />

(gutes Verhältnis) - Lebenssituation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Kibbuz, Militär, (Krankheiten...) - Weiterer<br />

Werdegang (bis 1946 im britischen Militär <strong>in</strong> Nord-Afrika, Bataillonsarzt im israelischen Militär, etc.)<br />

- Hauptkrankheiten damals - Heirat 1966 (Frau ist Töpfer<strong>in</strong>) - Reisen seit 1959. Sprachsituation,<br />

Lebense<strong>in</strong>stellungen, Verhältnis zu Deutschland: Deutschlandreisen (1963, 10 Monate zur Fortbildung<br />

<strong>in</strong> München) - Verhalten der <strong>Israel</strong>is und der Jeckes - Sprachsituation (speziell an se<strong>in</strong>em<br />

Wohnort Naharia - früher "deutscher" Ort) - Verhältnis zum Judentum (Jecke ja, aber nicht mehr<br />

"deutscher Jude").


42<br />

Kennung: <strong>IS</strong>053<br />

alte Bezeichnungen: XXV/93<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Cholon<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 18s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: IG<br />

Sprechername: Ilse Gronowski (geb. Jacobsohn)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 72<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Kunstschule, jüdische Privatschule (Graphik); 1938 Emigration nach<br />

Schanghai, dort Dekorationsmaler<strong>in</strong> und Graphiker<strong>in</strong>, 1949 nach <strong>Israel</strong>; u. a. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Keramikfabrik<br />

und als K<strong>in</strong>dermädchen tätig, schließlich als Graphiker<strong>in</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Flüssiges, teilweise lebhaftes Erzählen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland, Familie: Über ihre künstlerische Tätigkeit - Umstände der Auswanderung<br />

1938/39 nach Shanghai - Beruf/Ausbildung des Vaters: Familienverhältnisse - Religiosität<br />

der Großeltern mütterlicherseits - Kennenlernen der Eltern, Mischehe: Reaktion der Familien -<br />

Verschiedene jüdische Gruppen im Berl<strong>in</strong> der 20er Jahre - S2s Mutter - Ehe der Eltern - K<strong>in</strong>dheit<br />

im Berl<strong>in</strong> der 20er Jahre - Zionistische E<strong>in</strong>stellung des Vaters. Das Leben <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Gespräch: Söhne, Interview ... - S2s Ehe und ihre jetzige Beziehung - Sprache - E<strong>in</strong>wanderung<br />

nach <strong>Israel</strong> 1949 - Erster Besuch bei der Mutter <strong>in</strong> Deutschland - Tod des Mannes 1959 - Iwrit-<br />

Kenntnisse der christlichen Mutter und E<strong>in</strong>stellung zum Judentum - Small talk über e<strong>in</strong>en Künstler-<br />

Freund - Erziehung und Familie der Mutter - Neuanfang <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (Jobs).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>054<br />

alte Bezeichnungen: XXV/94<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 21m 17s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: DG<br />

Sprechername: Dalia Grossmann (geb. Hildegard Sachs)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 72<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Lyzeum; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst weiterer Schulbesuch,<br />

dann K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nen- und Lehrersem<strong>in</strong>ar, K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>; viele Volontärtätigkeiten im sozialen<br />

Bereich.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Gelegentlich Begriffe aus dem Hebräischen und Englischen<br />

e<strong>in</strong>streuend sowie Suche nach deutschen Wörtern; dennoch sehr flüssiges, teilweise lebendiges<br />

Erzählen. Häufig komplexe Satzkonstruktionen, überwiegend schriftsprachlich orientiert<br />

mit abwechslungsreichem E<strong>in</strong>satz von Satzanschlussmitteln.<br />

Inhalt: Das Leben der Familie <strong>in</strong> Deutschland und die Auswanderung: Der hebräische Vorname<br />

S2s - Elternhaus, Berufe der Eltern und Brüder - E<strong>in</strong>stellung zum Judentum und Zionismus <strong>in</strong> ihrer<br />

Familie - Auswanderung des Vaters im Mai 1933 (Schweiz, Ägypten, Paläst<strong>in</strong>a) - Auswanderung<br />

der Brüder nach Paläst<strong>in</strong>a - S2s letzte Zeit <strong>in</strong> Deutschland (Schule, Freund<strong>in</strong>nen) - Bedeutung der<br />

Kultur für ihr Elternhaus <strong>in</strong> Deutschland. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Ankunft S2s und ihrer<br />

Mutter <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a im Oktober 1933 - Das Schicksal von Verwandten - Fahrt der Mutter nach<br />

Deutschland 1934 (um Besitztümer aus der Wohnung zu holen) - Rückblick: S2s Begegnung mit<br />

Nazis 1933 - Die nach Paläst<strong>in</strong>a mitgebrachten Gegenstände (Möbel, Bilder etc.) - Die erste Zeit <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a - Schule, Jugendbewegung: Erziehung zur "<strong>Israel</strong>it<strong>in</strong>" - Wohnungen, Praxis des Vaters,<br />

E<strong>in</strong>leben der Eltern - S2s Zeit im K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nensem<strong>in</strong>ar - Der (deutsche) Freundeskreis der<br />

Eltern; die Bedeutung der Musik für die Familie - S2s E<strong>in</strong>leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, ihr gemischter Freundeskreis<br />

- Als K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong> <strong>in</strong> Tiberias 1936-1942, Tätigkeit für den Keren Kajemet - S2s Mann -<br />

se<strong>in</strong>e Herkunft (Ungarn), die E<strong>in</strong>wanderung se<strong>in</strong>er Familie, se<strong>in</strong> beruflicher Werdegang; ihr Kennenlernen<br />

- Die Heirat 1942 - die Zeit davor (Aufe<strong>in</strong>anderstoßen der beiden verschiedenen Familien,<br />

weiterer beruflicher Weg ihres Mannes) und die Zeit danach (Übersiedlung nach Petah Tiqwa,<br />

Geburt der Tochter 1944, Umzug nach Jerusalem) - Das Leben <strong>in</strong> Jerusalem vor dem Unabhän-


43<br />

gigkeitskrieg (Mann bei der Hagana, Geburt der zweiten Tochter) - Situation während des Unabhängigkeitskrieges<br />

- Das Leben <strong>in</strong> Jerusalem nach dem Krieg (Mann Mitgründer e<strong>in</strong>er Firma, K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nen-<br />

und Volontärstätigkeit) - Berufliche Aussichten für Mädchen <strong>in</strong> den 40er Jahren,<br />

Entscheidung für den Beruf der K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>. Familie, Weitergabe ihrer Kultur an die nächste<br />

Generation, Verhältnis zu Deutschland: Verhältnis ihrer K<strong>in</strong>der zu den Großeltern (deren E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Enkel) - Das Leben ihrer Mutter nach dem Tode ihres Vaters (ihr Wirken im Elternheim) -<br />

Weitergabe der Kultur von S2s Eltern an S2s K<strong>in</strong>der - Die Familien ihrer K<strong>in</strong>der ("mixture"),<br />

Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie - Interesse für Kunst, Musik etc. <strong>in</strong> den Familien ihrer K<strong>in</strong>der - S2s<br />

Verhältnis zur deutschen Sprache (<strong>in</strong> Bezug auf das Lesen und Schreiben) - S2s erster Deutschlandbesuch<br />

zwei Jahre zuvor - Erlebnisse, Erfahrungen, Empf<strong>in</strong>dungen - Das Verhältnis von S2s<br />

K<strong>in</strong>dern zu Deutschland bzw. Ungarn - S2s Heimat <strong>Israel</strong> - S2s Sprachsituation - S2s Volontärstätigkeit<br />

- Exkurs: Die Polio-Epidemie <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> 1951.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>055<br />

alte Bezeichnungen: XXV/95<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Kirjat Bialik<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 24m 34s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HG<br />

Sprecher: Hans Chanan Grünthal (ehem. Hans Berthold Ephraim Grünthal)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Breslau<br />

Biographische Daten: Gymnasium, kaufmännische Lehre, Umschichtung (Motorradwerkstatt);<br />

1933 über die Tschechoslowakei nach Paläst<strong>in</strong>a, Handwerkerschulung (Metallurgie), Bauschlosser,<br />

weitere Technikerausbildung, 40 Jahre Techniker an Kraftstationen (Elektrizitätswerk), Ausbilder.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Be<strong>in</strong>ahe Bühnenaussprache, gelegentlich m<strong>in</strong>imale schlesische<br />

Färbung.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>055<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: JG<br />

Sprecher<strong>in</strong>: Jutta Grünthal (geb. Jensen, später Jacob)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 77<br />

Geburtsort: Würzburg<br />

Biographische Daten: Abitur; 1933 Emigration nach Italien (K<strong>in</strong>dermädchen), 1935 nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

15 Jahre Putzfrau, später Sekretär<strong>in</strong>, Verkäufer<strong>in</strong> (u.a. Blumen, Bücher), Hausfrau; Volontärarbeit<br />

im Museum.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung, Bühnenaussprache (Vater Schauspieler und Schauspiellehrer).<br />

Im Dreiergespräch oft nur kurze Beiträge, dadurch viele Merkmale gesprochener<br />

Sprache bei beiden, doch <strong>in</strong>sgesamt sehr flüssig und gepflegt wirkender Stil.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>055<br />

Inhalt: Beziehung der Familie zum Theater; Kommunismus, Sozialismus und die deutsche Alija:<br />

E<strong>in</strong>leitung: Das heutige Deutsch, Aussprache der Schauspieler heute, moderne Theater<strong>in</strong>szenierungen<br />

- Die Herkunft der Eltern S3s, Karriere des Vaters als Schauspieler und Schauspiellehrer -<br />

S2s und S3s Ostberl<strong>in</strong>besuche (Erfahrungen, Empf<strong>in</strong>dungen) - Der Lebenslauf von S3s Bruder<br />

nach 1945 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Verhältnis von dessen K<strong>in</strong>dern zur jüdischen Frage und <strong>Israel</strong> - Exkurs: Begegnung<br />

S2s mit e<strong>in</strong>er Altkommunist<strong>in</strong>, deren E<strong>in</strong>stellung zu <strong>Israel</strong> und den Arabern - Über den<br />

Sozialismus - Der Kibbuz und die Krise des Kibbuz - Über die deutschen Akademiker <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

und allgeme<strong>in</strong> zur deutschen Alija (Vergleich mit E<strong>in</strong>wanderern aus anderen Ländern). Auswanderung<br />

von S3 und ihrer Familie: S3s Situation nach der Auswanderung ihrer Familie 1933 - ihre Berufswünsche<br />

nach dem Abitur, Tätigkeit als K<strong>in</strong>dermädchen <strong>in</strong> Florenz, Bemühungen ihres Vaters<br />

um e<strong>in</strong> Zertifikat für sie - Das Leben ihrer Eltern und Geschwister am Anfang <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - S3s erste<br />

Beschäftigung als Oseret (Hausmädchen) und weitere Tätigkeiten (im Büro, im Blumengeschäft<br />

etc.) - S2s Biographie: S2s Herkunft (zionistische Familie) - Se<strong>in</strong>e Tätigkeit als Kaufmann (vor der<br />

Auswanderung) - Anstoß zu se<strong>in</strong>er Auswanderung und Auswanderung 1933 - Die erste Zeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

(Tätigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Motorradschlosserei) - Weiterer beruflicher Werdegang (bis zum Ausbilder<br />

und Kontrolleur der Elektrogesellschaft <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>) - Geschichte der Elektrogesellschaft. Verschiedene<br />

Themen: Sprache, Arbeit, Politik, Religion: S2s Sprachsituation (Kennenlernen ver-


44<br />

schiedener Sprachen während der Ausbildung: Englisch, Jiddisch, Russisch, Polnisch) - S2s Mitarbeit<br />

im Waad haLaschon (Sprachkomittee), Beispiele für die Prägung hebräischer technischer<br />

Begriffe - S3s Shakespeare-Manuskript - S2s Mitgliedschaft <strong>in</strong> der Hagana - Über den Mangel an<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildung bei Akademikern heute u.a. - S2s Tätigkeit als Leiter des Waad im Heim - Der<br />

bevorstehende Umzug S2s und S3s nach Haifa - Rückblick: Antisemitismus <strong>in</strong> Breslau nach dem<br />

April 1933, S2s Freundeskreis (jüdisch/nichtjüdisch) und Elternhaus (Zionismus, Religion) - S2s religiöse<br />

Entwicklung, der Stellenwert der Religion heute allgeme<strong>in</strong> - Die Entwicklung von S2s Bruder<br />

zum Kommunisten etc. - Die religiöse E<strong>in</strong>stellung von S3s Eltern und Großeltern - Die Herkunft der<br />

Eltern S2s und die Familie von S3s Vater; die Auswanderung ihres Großvaters nach Amerika - Reaktionen<br />

auf die aktuelle Situation <strong>in</strong> der DDR; Frage ob e<strong>in</strong> großes Deutschland wieder Gefahr für<br />

die Welt br<strong>in</strong>gt - Kritik S2s an der westdeutschen Politik (die Giftgasfabriken <strong>in</strong> Libyen) und am<br />

Waffenhandel allgeme<strong>in</strong>.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>056<br />

alte Bezeichnungen: XXV/96<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 28m 14s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: NH<br />

Sprechername: Nora Hauben (geb. Lebenschuß)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 65<br />

Geburtsort: Chemnitz<br />

Biographische Daten: Gymnasium, drei Jahre im KZ; 1947/48 nach Paläst<strong>in</strong>a; Verkäufer<strong>in</strong>,<br />

Dienstmädchen, Bibliothekar<strong>in</strong>; schriftstellerische Tätigkeit. (Angaben unvollständig)<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochsprache, leichte sächsische Färbung. Klare, fast mädchenhafte<br />

Stimme, lebendige Intonation mit vielen Untertönen (leidend, resignativ, etc.). Überwiegend dialogisch<br />

geprägt, daher oft elliptische Äußerungen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er längeren Monologpartie wesentlich mehr<br />

hypotaktisch konstruierend.<br />

Inhalt: Lager und Nachkriegszeit bis zur Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a 1947/48: Sprachsituation -<br />

Bevorzugung des Deutschen, mangelnde Hebräischkenntnisse - S2s Problem, sich ke<strong>in</strong>e Daten<br />

merken zu können - Die Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a 1947/48 - Die leidvollen Erlebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lager (<strong>in</strong><br />

Transnistrien) nach der Flucht der Familie nach Rumänien 1933 - Die Zeit nach dem Lager:<br />

Czernowitz - Bedrohung von Seiten der Russen, S2s e<strong>in</strong>jähriger Aufenthalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Versteck - Die<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen, Ereignisse im Lager - Sicht der Welt heute (unglückliche, grausame Welt) -<br />

Fortsetzung: Die Zeit nach dem Lager - Verstecke vor den Russen, die Entdeckung dort, der glückliche<br />

Ausgang - Der Tod des Vaters - Die Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a - die leidvollen Erlebnisse<br />

auf dem Schiff. Das Leben <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Situation nach der Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (Wohnungsproblem) -<br />

Kennenlernen ihres Mannes bei der Wohnungssuche - Rückfrage der Interviewer<strong>in</strong> zu ihrem dreimonatigen<br />

Lageraufenthalt nach der Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Heirat; Tod ihres Mannes nach knapp<br />

10 Jahren - Ihr Leben nach dem Tode ihres Mannes (Krankheit ...) - der Umzug von Haifa nach Tel<br />

Aviv - Tätigkeiten als Bibliothekar<strong>in</strong>, Verkäufer<strong>in</strong> und Dienstmädchen - Ihr Sohn (K<strong>in</strong>dergarten,<br />

Schule) - Gedichte, die sie (von den Ereignissen im Sechstagekrieg erschüttert)geschrieben hat<br />

(deutsch und hebräisch) - Die Reaktion Ben Gurions auf ihr Buch: E<strong>in</strong>ladung zu e<strong>in</strong>em Mittagessen<br />

- Ihre weitere schriftstellerische Tätigkeit - Über ihren Sohn - Übersiedlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kibbuz, Herkunft<br />

se<strong>in</strong>er Frau, se<strong>in</strong> Sohn - S2s Sprache mit den Enkelk<strong>in</strong>dern. Korrespondenzen, aktuelle Situation,<br />

Lebensansichten, Plaudereien: Briefwechsel mit berühmten Personen, ihre so entstandene<br />

Briefesammlung, deren Ausstellung etc. - Gegenwärtige Situation, Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong>, Plaudereien - S2s<br />

Schwierigkeiten mit dem Hebräischen (Lesen und Schreiben) - Über Humor, Kishon, Torberg,<br />

Chagall, Kollek, große Persönlichkeiten allgeme<strong>in</strong> - Über e<strong>in</strong>en Brief Herzls, den S2 für ihre Sammlung<br />

geschenkt bekommen hat - Die hellen Te<strong>in</strong>ts <strong>in</strong> Deutschland und das Problem S2s, schnell<br />

braun zu werden - Der Umgang mit dem Altern - Das unhöfliche Benehmen der Sabres - Über S2s<br />

Mutter.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>057<br />

alte Bezeichnungen: XXV/97<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Kfar Rupp<strong>in</strong><br />

Aufnahmedatum: 1993<br />

Aufnahmedauer: 38m 34s


45<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: CH<br />

Sprechername: Chawa Hellmann (geb. Gertrud Chawa Großmann)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 72<br />

Geburtsort: Teplitz-Schönau (Böhmen)<br />

Biographische Daten: Mittelschule, Landwirtschaftsschule; 1938 nach Prag, 1939 nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

seitdem im Kibbuz (u.a. <strong>in</strong> Diätküche und Wäscherei).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Flüssiges Deutsch mit böhmisch-tschechisch bee<strong>in</strong>flusster Phonetik<br />

und öfters auch Wort-(bzw. Verb-)Stellung. Stark dialogisch.<br />

Inhalt: Jugend <strong>in</strong> Böhmen und Prag, Schicksal der Familie: S2s Vornamen - Flucht der Familie von<br />

Teplitz nach Prag nach Hitlers E<strong>in</strong>marsch im Sudetenland - K<strong>in</strong>dheit und Schulbesuch S2s - Zionismus,<br />

Jugendbewegung; Emigration durch Sche<strong>in</strong>ehe - Schicksal der Familie (Deportation ihrer<br />

Eltern und Schwester 1949 nach Theresienstadt, von dort nach Riga, vergast) - Elternhaus (Religion,<br />

Identität). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfang <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, S2s Tätigkeiten im Kibbuz - S2s<br />

Sprachen - Sprache <strong>in</strong> S2s Familie (Deutsch) - E<strong>in</strong>leben der Schwiegermutter (die nach ihrer Befreiung<br />

aus Theresienstadt nach <strong>Israel</strong> kam) - Lektüre, Sprachen der K<strong>in</strong>der - S2s heutige Tätigkeiten<br />

im Altersheim - Über klassische Musik als Hauptbestandteil der europäischen Kultur.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>058<br />

alte Bezeichnungen: XXV/98<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Ra’anana<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 22s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: KH<br />

Sprechername: Klara Herz (geb. Mayer)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 86<br />

Geburtsort: Thür (bei Koblenz)<br />

Biographische Daten: Büroleiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schokoladenfabrik; 1935 nach Paläst<strong>in</strong>a; Näher<strong>in</strong>, Angestellte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lebensmittelgeschäft; eigenes Geschäft (Gard<strong>in</strong>enspannerei).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte moselfränkische Färbung. Ruhiger, überlegter Sprechstil.<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: FW<br />

Sprechername: Frau Waller<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: -<br />

Geburtsort: -<br />

Biographische Daten: unvollständig dokumentiert: christliche höhere Schule <strong>in</strong> Aschaffenburg (als<br />

Pensionsgast e<strong>in</strong>er jüdischen Familie); 1935 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst Aushilfe im<br />

Krankenhaus, dann mit ihrem Mann eigene Metzgerei.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte hessische Färbung mit umgangssprachlichen Verschleifungen.<br />

Lebhafte, anschauliche Erzählbeiträge <strong>in</strong>nerhalb des oft sehr lebendigen Fünfergesprächs.<br />

Sprechersigle: S4<br />

alte Sprechersigle: KB<br />

Sprechername: Kurt Baum<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Schwedt/Oder<br />

Biographische Daten: Kaufmännische Lehre <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; 1936 Emigration nach Brasilien; <strong>in</strong> Spielwarenfabrik<br />

und Holzexportfirma tätig, später Teilhaber e<strong>in</strong>er Textilfabrik; 1983 Emigration nach <strong>Israel</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Rasches, sehr dialogisches<br />

Sprechen.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S5 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>058<br />

Sprechersigle: S5<br />

alte Sprechersigle: SB<br />

Sprechername: Susi Baum (geb. Schwarzwald)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 72


46<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Putzmacher<strong>in</strong>; 1935 Emigration nach Brasilien; Sekretär<strong>in</strong>; 1983 Emigration<br />

nach <strong>Israel</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Rasches, sehr dialogisches<br />

Sprechen.<br />

Verandtschaft: Ehefrau von S4 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>058<br />

Inhalt: Biographisches von S2 (Haupt<strong>in</strong>terviewpartner<strong>in</strong>): S2s Entschluss zur Auswanderung 1935<br />

- S2s Leben <strong>in</strong> Deutschland: Beruf (Büroleiter<strong>in</strong>), Familie - Auswanderung von Eltern und Bruder<br />

1936 nach England - Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: Anfangsschwierigkeiten - Kennenlernen e<strong>in</strong>es deutschen<br />

Geschäfts<strong>in</strong>habers - [S2s Sohn kommt, spricht gut Deutsch, aber mit Akzent] - Eröffnung e<strong>in</strong>er<br />

Gard<strong>in</strong>enspannerei - Besuch <strong>in</strong> USA (Geschwister nach 24 Jahren wiedergesehen) - Bekanntschaft<br />

von S2 und S3 (S3 ist Schwiegermutter von S2s Sohn) - Über Landjuden <strong>in</strong> Deutschland -<br />

S2s religiöses Leben <strong>in</strong> Schule und Elternhaus (koscherer Haushalt) - Weitere Kontakte zu USA<br />

(zu ihrem alten Chef; Aufenthalt des Sohnes bei Ford 1962). Biographisches von S3: S3s Mann:<br />

Beruf Metzger (Episode von Meisterprüfung 1933: Schwe<strong>in</strong> schlachten) - Modalitäten der Ausreise<br />

- Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (Metzgerei auf dem Markt), allmähliche Expansion des Geschäfts - E<strong>in</strong>zelheiten<br />

über jüdische Metzgereien - Aufgabe des Geschäfts 1981 - Schicksal von S3s Eltern und<br />

Bruder (Dachau; Bruder Studentenzertifikat für Paläst<strong>in</strong>a, später Geschäftsmann) - Religiosität des<br />

Elternhauses; Hebräischunterricht - Kontakte zum Sohn ihres Lehrers (Emigration nach USA; lernt<br />

als Teilnehmer des Nürnberger Prozesses christliche Witwe kennen: Heirat, bleibt <strong>in</strong> Deutschland)<br />

- S3s erster Deutschlandbesuch: Schwarzwald (Small talk). Biographisches von Ehepaar S4 und<br />

S5 (Besucher); allgeme<strong>in</strong>e Unterhaltung: S5s Auswanderung nach Brasilien (mit Touristenvisum;<br />

schwierige Anfänge) - S5s Berufe (Berl<strong>in</strong>: Putzmacher<strong>in</strong>; Brasilien: Sekretär<strong>in</strong>) - Kennenlernen von<br />

S4 und S5 (Episodenerzählung) - Kontakte der Emigranten <strong>in</strong> Brasilien - Sprachsituation der K<strong>in</strong>der<br />

und Enkel (Portugiesisch und Iwrit) - Ausbildung von S5 - S4s Auswanderung nach Brasilien<br />

1938 - Auswanderungsmodalitäten (von entfernten Verwandten "angefordert" als Landarbeiter) -<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Gesprächsrunde über E<strong>in</strong>stellungen zum Zionismus und Anfangstätigkeiten <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

- S4s und S5s Gründe für Übersiedlung von Brasilien nach Paläst<strong>in</strong>a (Attraktion des<br />

Kibbuzlebens) - Rückblick: Aufbau der jüdischen Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Rio (Reformgeme<strong>in</strong>de) - Anfängliche<br />

Zustände <strong>in</strong> Brasilien - Nochmals zu S4s Berufstätigkeiten <strong>in</strong> Brasilien - Stellung der Frau <strong>in</strong> Brasilien<br />

- Alle über jüdische Friedhöfe <strong>in</strong> Deutschland - S4s erster Besuch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Unterschiedliche<br />

E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Deutschland.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>059<br />

alte Bezeichnungen: XXV/50<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 3h 09m 30s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EH<br />

Sprechername: Dr. Esriel Hildesheimer (ehem. Hans Esriel Hildesheimer)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 79<br />

Geburtsort: Halberstadt<br />

Biographische Daten: Studium (Philosophie, Psychologie; Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar), 1933 abgebrochen,<br />

Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst Talmudhochschule, Mitbegründer e<strong>in</strong>es religiösen Kibbuz',<br />

Arbeit <strong>in</strong> Gärtnerei und Buchantiquariat; dann im Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium und beim Staatskontrolleur<br />

(Rechnungshof) tätig; spätes Studium, M.A. und Promotion <strong>in</strong> Geschichte, Forschungsarbeiten<br />

über jüdisch-deutsche Geschichte.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung; ausdrucksvolle Sprechweise. Argumentativer, sehr<br />

komplexer und normgerechter Redestil; z.T. tiefgestaffelte Nebensatzgefüge, häufige Parenthesen,<br />

argumentative Partikelsetzung; streckenweise starke rhetorische Durchformung.<br />

Inhalt: Allgeme<strong>in</strong>es über die deutschen Juden (Jeckes) <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Über e<strong>in</strong> Zitat Ben Chor<strong>in</strong>s: Haftet<br />

den deutschen Juden das Deutschtum an? - Bedauern über den Verlust von Errungenschaften des<br />

deutschen Judentums - Über die Gruppe Os we-Shalom - E<strong>in</strong>stellung der Jeckes zur israelischen<br />

Politik. S2s Berufsweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: S2s Neuanfang <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> - Über den Beruf<br />

als Historiker - Beruflicher Werdegang: Gärtnerarbeit, Hagana, Buchhändler (Kunden) - Teilnahme<br />

am Befreiungskrieg - Tätigkeit <strong>in</strong> der Regierung - Spätes Studium der Politologie und Gesellschaftswissenschaften<br />

- S2s akademische Arbeiten und deren Thematik. (Deutsch-)jüdische und<br />

jeckische Themen: Themen deutsch-jüdischer Geschichte - S2s (Lese-)Publikum und Kontakte zu<br />

Deutschland - Über gewisse Kreise deutscher Juden, die <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> nicht Fuß fassten - S2s Kontakte


47<br />

zu deutschen Nicht-Juden vor 1933 und heute - Erstes Wiedersehen mit Deutschland 1978/79 (im<br />

Rahmen der Doktorarbeit) - S2s Sprachsituation und Beziehung zur deutschen Literatur - Exkurs:<br />

Interviewer<strong>in</strong> über Gespräche mit e<strong>in</strong>em jüdischen Emigranten <strong>in</strong> Kalifornien (Vetter des Interviewpartners<br />

Eli Rothschild) - S2s Probleme bei der Übersetzung se<strong>in</strong>er Dissertation <strong>in</strong>s Deutsche -<br />

Das Verhältnis von S2s K<strong>in</strong>dern und Enkeln zum Deutschtum (fehlende Beziehung) - Positive Eigenschaft<br />

der Jecken: Pünktlichkeit - Über das Weiterleben der "deutschen" Juden - Verb<strong>in</strong>dung<br />

von hebräischem Wissen und allgeme<strong>in</strong>er Kultur - Bedauern über den Verlust des von se<strong>in</strong>em<br />

Großvater <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> gegründeten Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ars, das diese Verb<strong>in</strong>dung lehrte - Propagierte<br />

Sonderstellung des jüdischen Staates (basierend auf jüdischem Gesetz); Zionismus nicht nur als<br />

messianische, sondern auch als nationalistische Bewegung - Die russische Alija (kaum Zionisten) -<br />

Über die Frage, ob sich Juden wieder <strong>in</strong> Deutschland ansiedeln können; Verhältnis <strong>Israel</strong> - Diaspora-Judentum<br />

- Bericht der Interviewer<strong>in</strong> vom Lebensweg zweier jüdischer Freund<strong>in</strong>nen - S2: Charakterisierung<br />

amerikanischer Juden als "Telefon-Zionisten". Resümee über Lebenserfahrung /<br />

Anschauungen: S2s Lebensweg im Rückblick - Wiederaufgreifen der Frage der Rückkehrer nach<br />

Deutschland - S2s Judentum (Entwicklung im Alter) - S2s E<strong>in</strong>stellung gegenüber dem Holocaust<br />

und dem heutigen Deutschland - Frage nach Heimat: Heimat ist das Judentum und es gab e<strong>in</strong>e<br />

Spezies "deutsches Judentum".<br />

Kennung: <strong>IS</strong>060<br />

alte Bezeichnungen: XXV/99<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Kirjat Bialik<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 58m 04s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HH<br />

Sprechername: Hans Hurtig<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 89<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Konservatorium, Komponist; Näh- und Schreibmasch<strong>in</strong>enreparaturausbildung;<br />

1934 nach Paläst<strong>in</strong>a; eigene Reparaturwerkstatt; Komponist.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Langsame Sprechweise mit teilweise<br />

größeren Pausen, doch kräftige Stimme.<br />

Inhalt: Lose Themenfolge über S2s Biographie, Aktivitäten als Musiker, Lebense<strong>in</strong>stellungen: S2s<br />

Begegnung mit Busoni - S2s musikalische Begabung, se<strong>in</strong>e Kompositionen, Kritiken darüber - Tätigkeit<br />

als Statist am Theater bei Max Re<strong>in</strong>hardt, Freundschaften aus dieser Zeit - Elternhaus - die<br />

Beziehung zu se<strong>in</strong>er Mutter, Tod der Mutter - Der Krebstod se<strong>in</strong>er beiden Frauen (erste Frau<br />

1926/27 gestorben) - Erste Auswanderungspläne 1925 - S2s nichtzionistische, nichtnationalistische,<br />

pazifistische E<strong>in</strong>stellung - Die Zeit nach dem Tod se<strong>in</strong>er ersten Frau, zweite Eheschließung -<br />

Die Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a - Die zionistische E<strong>in</strong>stellung se<strong>in</strong>er Frau und ihrer Familie -<br />

S2s E<strong>in</strong>schätzung der Situation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - S2s momentane Stimmung, se<strong>in</strong> Tagebuch - Exkurs:<br />

Bemerkungen über se<strong>in</strong>e älteste Tochter - Exkurs: <strong>Israel</strong>aufenthalte der Interviewer<strong>in</strong> - Aphorismen<br />

- allgeme<strong>in</strong>e und die von S2 verfassten - S2s "bürgerlicher" Beruf als Reparateur von Näh- und<br />

Schreibmasch<strong>in</strong>en: die Ausbildung <strong>in</strong> Deutschland, die Berufstätigkeit <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Exkurs zum Privatleben<br />

der Interviewer<strong>in</strong> - Die Sprachsituation <strong>in</strong> S2s Familie und se<strong>in</strong>em Bekanntenkreis (ausschließliche<br />

Verwendung des Deutschen, mangelnde Hebräischkenntnisse) - Die Sprachsituation<br />

<strong>in</strong> den Familien se<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der - Fragen S2s zum Vornamen der Interviewer<strong>in</strong> und zur Aufnahme -<br />

Gute Verb<strong>in</strong>dung mit Freunden <strong>in</strong> Köln; Beziehungen zur 'Deutschen Welle' - Über S2s Sohn -<br />

Über Straw<strong>in</strong>ski und andere Komponisten sowie S2s Tätigkeit als Komponist und Musiker - Grund,<br />

warum S2 nach Kirjat Bialik gezogen ist: viele Jeckes - Small talk über e<strong>in</strong>e Bekannte S2s und se<strong>in</strong>e<br />

körperliche Verfassung.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>061<br />

alte Bezeichnungen: XXV/100<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1989<br />

Aufnahmedauer: 2h 01m 54s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EJ<br />

Sprechername: Erna Clara Jakob


48<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 97<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Buchhalter<strong>in</strong>; 1937 nach Paläst<strong>in</strong>a; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kohlepapierfabrik tätig (u. a.<br />

Buchhaltung).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Ruhiger, aber flüssiger Redestil;<br />

<strong>in</strong>terviewerorientiert.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland und die Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: E<strong>in</strong>leitung: Heutiger Freundeskreis<br />

und dessen Sprachen / Dialekte - K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Schulen, Religionsunterricht (zunächst christlich,<br />

dann jüdisch) - Das Schicksal von S2s Bruder (Jurist, Emigration nach England 1939) - S2s<br />

Emigration 1937 (mit Zertifikat: mit Möbeln ...) - Die Wohnungen von S2 <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>, von den Anfängen<br />

bis heute - Zensur von Briefen während des Krieges (an die Mutter <strong>in</strong> Auschwitz) - Das<br />

Schicksal von S2s Mutter - Über S2s Namen - Die Entwicklung der Fabrik, für die S2 tätig war, <strong>in</strong><br />

<strong>Israel</strong> - Sprachsituation (Hebräisch langsam durch Buchführung für Firma gelernt, sonst Deutsch) -<br />

S2s kulturelles Leben <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Paläst<strong>in</strong>a. E<strong>in</strong>sichten, Ansichten, Rückblicke, Small talk: Nochmals<br />

über Wohnungsprobleme <strong>in</strong> Tel Aviv und Altersheime (S2 geht nicht) - S2s Reisen (Frankreich,<br />

Italien, England, Kanada, Australien, Neuseeland, Mexiko, Ch<strong>in</strong>a) - Über den Bruder <strong>in</strong> England<br />

- S2s Reisen nach Deutschland seit 1956 - Rückblick: Entlassung 1937 - S2s (positive) Erfahrungen<br />

<strong>in</strong> Deutschland vor 1933 - Beziehung zum Zionismus (früher ke<strong>in</strong> Interesse) - Kontakte zu<br />

Deutschen nach 1955 - Verwandtschaft <strong>in</strong> Deutschland (z.T. christlich) - Die (weitgehend gleichgültige)<br />

E<strong>in</strong>stellung zur Religion <strong>in</strong> S2s Familie - Ereignisse aus S2s Leben bis 1937 - Ahnenforschung,<br />

Familienstammbaum - Zum Thema Alter - Beziehungen/Freundschaften (und warum S2<br />

nie geheiratet hat) - S2s Stolz auf ihr eigenes Leben - Episoden von ihrer Auswanderung (über Paris,<br />

Marseille, Alexandria) - Das italienische Bombardement <strong>in</strong> Tel Aviv - Rückblick auf Reisen <strong>in</strong><br />

S2s K<strong>in</strong>dheit (lange Unterhaltung über Venedig) - S2s Lese<strong>in</strong>teressen, Konzertbesuche, Kulturleben.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>062<br />

alte Bezeichnungen: XXV/101<br />

Aufnahmeleiter: eylo01<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 45m 12s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AK<br />

Sprechername: Abraham Kadimah (ehem. Walter Metzer-Ruhig)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 66<br />

Geburtsort: Wien<br />

Biographische Daten: Mittelschule; 1939 nach Paläst<strong>in</strong>a; Beendigung der Schule, dann Landwirtschaftsschule;<br />

Arbeit bei Bauern und Gelegenheitsarbeiten; später Beamter, Sprachlehrer, Übersetzer.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Wiener Verkehrsmundart. Langsames, normorientiertes Sprechen<br />

mit oft langen Pausen, besonders <strong>in</strong> der ersten Hälfte des Interviews. Überwiegend sachlicher Berichtstil,<br />

bevorzugt paraktaktisch, aber auch bei hypotaktischen Konstruktionen meist korrekt.<br />

Inhalt: Jugend und Familie <strong>in</strong> Österreich: Elternhaus und E<strong>in</strong>stellung zur jüdischen Religion (nach<br />

Bar Mizwa Lösung von Religion) - Schule und Freundeskreis (v.a. christliche Freunde) - Entschluss<br />

zur Auswanderung 1938. Der Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: Schule, landwirtschaftliche<br />

Ausbildung - Sprachkenntnisse und Liebe zu Sprachen - Berufliche Tätigkeiten - Tätigkeit<br />

als Übersetzer seit 1959 - Besondere Beziehung zum Deutschen - Kontakte zum deutschen<br />

Sprachraum - Beziehung zur Heimatstadt Wien, Beurteilung von Kreisky - E<strong>in</strong>schätzung des Zionismus<br />

- Rückblick: illegaler E<strong>in</strong>wanderungsversuch der Eltern 1940, Deportation nach Mauritius;<br />

E<strong>in</strong>leben <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> ab 1946 - S2s Freundeskreis. Über Sprache(n), Übersetzen und die aktuelle Lebenssituation:<br />

Übersetzung deutscher Literatur - Interesse für das Theater - Vorstellungen vom<br />

Ruhestand - Interesse für tote Sprachen und vergleichende Sprachwissenschaft - E<strong>in</strong>stellungen<br />

gegenüber Deutschland, Thesen zur Entstehung faschistischer Tendenzen - Sprachsituation mit<br />

den K<strong>in</strong>dern - Klage über die "Verschandelung" des Hebräischen - Übersetzungen von Literatur -<br />

E<strong>in</strong>stellung zum gewählten Beruf, Alternativen - Über S2s Sprachpurismus und Jiddisch als Mischsprache<br />

[Abbruch].<br />

Kennung: <strong>IS</strong>063<br />

alte Bezeichnungen: XXV/51


49<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 32m 03s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Naftali Kadmon (ehem. Fritz Hermann Kaufmann)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 66<br />

Geburtsort: Aachen<br />

Biographische Daten: Volksschule <strong>in</strong> Köln; 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; weiterer Schulbesuch,<br />

Studium (Kartographie), Chefkartograph der israelischen Regierung, Professor, Fachdelegierter<br />

<strong>Israel</strong>s bei den UN.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte ripuarische Färbung, v. a. regionaltypische Intonation. Sehr<br />

bewusstes, kontrolliertes Sprechen mit vielen Selbstkommentaren. Interviewerbezogen.<br />

Inhalt: Themen über den E<strong>in</strong>fluss des deutsch-jüdischen Elternhauses auf Sprachsituation und<br />

Selbstverständnis: Kurzbiographie - Literarische und musikalische Interessen, die durch die Eltern<br />

geweckt wurden - Sprachbeherrschung: Iwrit - Englisch - Deutsch - Fachsprache, Berufskontakte<br />

- Aus dem Leben der Eltern <strong>in</strong> Deutschland und <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Als Jecke Gefühl von Außenseitertum<br />

während der Schulzeit - Die Auswanderung selbst ke<strong>in</strong> Bruch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben - Jeckisches<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong>, aber Traditionen bei jüngerer Generation leider am Verschw<strong>in</strong>den - In se<strong>in</strong>er<br />

Familie teilweise Bewahrung religiöser Bräuche - Bezeichnung "Jecke" früher als bewusste Abgrenzung;<br />

deutsche Juden im Vergleich zu anderen E<strong>in</strong>wanderern - Se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der beschäftigen sich<br />

mehr mit dem Araber-problem als mit der Tradition der Eltern - Vergleich typisch "jeckischer" Eigenschaften<br />

mit Verhaltensweisen im heutigen Deutschland - Vergleich zwischen USA und <strong>Israel</strong> -<br />

Die deutsche Sprache früher und heute: für ihn ke<strong>in</strong> großer Unterschied - Sprachkommissionen,<br />

neue Wörter im Hebräischen - Sprache = Heimat? - Se<strong>in</strong> Iwrit hat e<strong>in</strong>en Akzent, der oft für holländisch<br />

gehalten wird (Ursache: se<strong>in</strong>e rhe<strong>in</strong>ische bzw. typisch Aachener Intonation im Deutschen),<br />

aber es gebe ke<strong>in</strong> akzentfreies Iwrit <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>.<br />

Kurzbiographie - Literarische und musikalische Interessen, die durch die Eltern geweckt wurden -<br />

Sprachbeherrschung: Iwrit - Englisch - Deutsch - Fachsprache, Berufskontakte - Aus dem Leben<br />

der Eltern <strong>in</strong> Deutschland und <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Als Jecke Gefühl von Außenseitertum während der Schulzeit<br />

- Die Auswanderung selbst ke<strong>in</strong> Bruch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben - Jeckisches Selbstbewusstse<strong>in</strong>, aber<br />

Traditionen bei jüngerer Generation leider am Verschw<strong>in</strong>den - In se<strong>in</strong>er Familie teilweise<br />

Bewahrung religiöser Bräuche - Bezeichnung "Jecke" früher als bewusste Abgrenzung; deutsche<br />

Juden im Vergleich zu anderen E<strong>in</strong>wanderern - Se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der beschäftigen sich mehr mit dem<br />

Araber-problem als mit der Tradition der Eltern - Vergleich typisch "jeckischer" Eigenschaften mit<br />

Verhaltensweisen im heutigen Deutschland - Vergleich zwischen USA und <strong>Israel</strong> - Die deutsche<br />

Sprache früher und heute: für ihn ke<strong>in</strong> großer Unterschied - Sprachkommissionen, neue Wörter im<br />

Hebräischen - Sprache = Heimat? - Se<strong>in</strong> Iwrit hat e<strong>in</strong>en Akzent, der oft für holländisch gehalten<br />

wird (Ursache: se<strong>in</strong>e rhe<strong>in</strong>ische bzw. typisch Aachener Intonation im Deutschen), aber es gebe<br />

ke<strong>in</strong> akzentfreies Iwrit <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>064<br />

alte Bezeichnungen: XXV/102<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Kirjat Bialik<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 46m 15s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EK<br />

Sprechername: Erich Josef Kahn<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 82<br />

Geburtsort: Ma<strong>in</strong>z<br />

Biographische Daten: Kaufmännischer Angestellter; Umschichtung (Tischler); 1936 Emigration<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a; Tischler, zwischendurch u. a. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Raff<strong>in</strong>erie tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Größerenteils leichte ma<strong>in</strong>zerische Färbung; teilweise undeutliche<br />

Artikulation. Innerhalb e<strong>in</strong>es Ehepaar<strong>in</strong>terviews meist nur kurze Beiträge; eher spontaner Gesprächsstil,<br />

manchmal stockend.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>064<br />

Sprechersigle: S3


50<br />

alte Sprechersigle: RK<br />

Sprechername: Ruth Kahn (geb. Kaliski)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Liegnitz<br />

Biographische Daten: Handelsschule, Sekretär<strong>in</strong>, 1934 – 36 Umschichtung <strong>in</strong> der Tschechoslowakei;<br />

1936 nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz, dann Haushaltshilfe, Sekretär<strong>in</strong>, Köch<strong>in</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochsprache, leicht schlesische Färbung; klare, energische Artikulation.<br />

Im lebendigen Dreiergespräch syntaktisch auch viele Ersche<strong>in</strong>ungen gesprochener Sprache<br />

(Korrekturen, Ausklammerungen, Ellipsen, Anakoluthe).<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>064<br />

Inhalt: Die Biographien der Eheleute, v.a. von der Auswanderung bis heute: Die E<strong>in</strong>wanderung<br />

S2s 1935 (zusammen mit se<strong>in</strong>er ersten Frau), der Tod se<strong>in</strong>er Frau 1937 - S2s erste Tätigkeit <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a: Tischlerei - Rückblick auf S2s Tätigkeit <strong>in</strong> Deutschland als Verkäufer bei Kaufhof (Allgeme<strong>in</strong>es<br />

über Leonard Tietz - Kaufhof / Hermann Tietz - Hertie), se<strong>in</strong> weiterer beruflicher Werdegang<br />

<strong>in</strong> Deutschland bis zur Umschulung zum Tischler - Die erste Zeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Wie S2 und<br />

S3 sich kennengelernt haben - S3s Auswanderung - Vorgeschichte: Hachschara und Krankenhausaufenthalt<br />

<strong>in</strong> der Tschechoslowakei - S3s Anfang <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (Kibbuz), Übersiedlung nach<br />

Rehovot, Tätigkeit als Hauswirtschafter<strong>in</strong> und als Oseret - Die Zeit, nachdem S2 und S3 sich "zusammengetan"<br />

haben (Tätigkeiten als Tischler und <strong>in</strong> der "ref<strong>in</strong>ery" bzw. als Oseret und Köch<strong>in</strong>) -<br />

Geburt der Tochter; Arbeitse<strong>in</strong>stellung damals (im Vergleich zu heutigen E<strong>in</strong>wanderern) - Die Familie<br />

ihrer Tochter, die Sprachsituation <strong>in</strong> den Familien (Beherrschung des Hebräischen von S2<br />

und S3, die 'germanistische' Enkeltochter). Rückblicke auf die Familien und die Zeit vor der Auswanderung;<br />

E<strong>in</strong>iges zur aktuellen Situation: S3s Geschwister - S3s Elternhaus, Beruf des Vaters,<br />

Erziehung, religiöse E<strong>in</strong>stellung im Elternhaus - S3s Mitgliedschaft im Jüdischen Wanderbund und<br />

<strong>in</strong> der zionistischen Ortsgruppe; ihr Entschluss zur Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a nach der Auswanderung<br />

ihrer Familie nach Brasilien - S3s Zeit <strong>in</strong> der Tschechoslowakei - Hachschara, Krankheit; Zeit<br />

im Kibbuz - Die Möglichkeit S3s, mit e<strong>in</strong>em Kapitalistenzertifikat auszuwandern - Die Auswanderung<br />

S2s und se<strong>in</strong>er ersten Frau - die Vorgeschichte (Beschaffen des Zertifikats) - S2s Kontakt mit<br />

den Schwiegereltern und der Schwäger<strong>in</strong> <strong>in</strong> Brasilien - S3s Mutter - die Zeit des Zusammenlebens<br />

mit ihr, das Leben ihrer Mutter <strong>in</strong> Brasilien - S2s Familie: se<strong>in</strong>e Mutter, der Tod se<strong>in</strong>er Eltern<br />

1932/34; se<strong>in</strong> Bruder und dessen Familie - Die religiöse E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong> S2s Elternhaus, die Herkunft<br />

von S2s Eltern - Über Schalom Ben-Chor<strong>in</strong> - S2s Eltern, deren und S2s religiöse und zionistische<br />

E<strong>in</strong>stellung - Die von S3 besuchten Schulen, Kontakte zu Nichtjuden - S3s Vorhaben, ihren Geburtsort<br />

Liegnitz zu besuchen - Nochmals zur Auswanderung von S3s Familie nach Brasilien und<br />

ihrer Auswanderung <strong>in</strong> die Tschechoslowakei - S3s (schlechte) Erfahrungen im Kibbuz; die aktuelle<br />

Situation <strong>in</strong> den Kibbuzim - Nochmals über antisemitische Erfahrungen S2s <strong>in</strong> Deutschland und<br />

über S3s - Tätigkeit bei e<strong>in</strong>em Rechtsanwalt bis zur Entlassung.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>065<br />

alte Bezeichnungen: XXV/131<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 55m 17s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: WK<br />

Sprechername: Wilhelm Theodor Seev Kahn<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 86<br />

Geburtsort: Weidl<strong>in</strong>g bei Wien<br />

Biographische Daten: Technikum (Elektrotechnik), Betriebs<strong>in</strong>genieur (Radiotechnik); 1933 Emigration<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a; Elektriker, später Elektro<strong>in</strong>genieur.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochösterreichische Grundfärbung, ausdrucksvolle Artikulation.<br />

Klarer, überwiegend kürzerer Satzbau; durch die oft starke Dialogizität des Dreiergesprächs verschiedene<br />

Phänomene der gesprochenen Sprache.<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: RW<br />

Sprechername: Ruth Wittels (geb. Berger)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 78<br />

Geburtsort: Köln


51<br />

Biographische Daten: Haushalts- und Gewerbeschule, Kunstakademie (Modezeichnen), Schneiderlehre;<br />

1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Konfektionsgeschäft, dann Ausbildung<br />

zur Röntgen- und Krankenschwester, Heimleiter<strong>in</strong>, Privatpflege im Ausland.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung, fast ke<strong>in</strong>e rhe<strong>in</strong>ischen Anklänge. Meist klare, kürzere<br />

Sätze mit syntaktischen Merkmalen der Sprechsprache; Gesamte<strong>in</strong>druck sehr flüssig und kommunikativ<br />

flexibel.<br />

Inhalt: S3s Lebensweg, von der aktuellen Situation aus rückblickend: S3s Heimleiter<strong>in</strong>nenkurs <strong>in</strong><br />

England, e<strong>in</strong>jährige Heimleiter<strong>in</strong>nentätigkeit <strong>in</strong> Köln, Tätigkeit als Privatpfleger<strong>in</strong> <strong>in</strong> England - Über<br />

ihre Tochter, die mit 16 Jahren nach England ausgewandert ist (Beruf und Familie dort) und heute<br />

mit ihrer Familie <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> lebt - S3s Wohnsituation nach ihrer Rückkehr; Entschluss, <strong>in</strong>s Heim zu<br />

gehen - Die Organisation im Heim, die Pflege- und Krankenabteilung, S3s Beitrag zur Arbeit der<br />

Krankenschwestern im Heim - S3s Schreibtätigkeit (Korrespondenz, Familiengeschichte), Begeisterung<br />

über ihren Computer - Über Tochter und Sohn <strong>in</strong> Tel Aviv - Über Verwandte und Freunde <strong>in</strong><br />

Deutschland und e<strong>in</strong>e Enkel<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong> Jahr <strong>in</strong> Hamburg gelebt hat - Der Geburtsort ihres Vaters<br />

(Aufenthalt dort während des 1. Weltkrieges und regelmäßige Besuche dort bei jedem heutigen<br />

Europa-Besuch); der jüdische Friedhof dort und S3s Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Journalisten, der die<br />

Wiederherstellung dieses Friedhofs durchgesetzt hat - Sprache mit K<strong>in</strong>dern und Enkeln (nur e<strong>in</strong>e<br />

Enkel<strong>in</strong> lernt für ihr Musikologie-Studium Deutsch, aber ihre K<strong>in</strong>der sprechen Deutsch) - Über das<br />

Studium ihres Sohnes <strong>in</strong> Braunschweig (Prüfungsarbeit wegen orthographischer Probleme vom<br />

Großvater getippt) - S3s Ehemänner (e<strong>in</strong> Sabre russischer Abstammung, e<strong>in</strong> Wiener) - Über die<br />

von deutschen Juden <strong>in</strong> Jerusalem gegründete Schule, die auch von den Geschwistern ihres ersten<br />

Mannes besucht wurde - Die deutsche Kolonie der Templer <strong>in</strong> Jerusalem, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e von S3s<br />

Schwäger<strong>in</strong>nen ihr Abitur gemacht hat - Über ihren Schwiegervater (lettische Herkunft, perfekte<br />

Beherrschung des Deutschen; se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wanderung im Alter von 13 Jahren, Besuch der Jeschiwa,<br />

Wohnung <strong>in</strong> der Altstadt, Ehe mit e<strong>in</strong>er Frau russischer Abstammung); über se<strong>in</strong>e Memoiren, die<br />

nur <strong>in</strong> Hebräisch vorliegen - S3s E<strong>in</strong>wanderung (Juni 1933) und die ihrer Eltern, leichtes E<strong>in</strong>gewöhnen<br />

(Beziehung zum Land durch den schon <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a lebenden Bruder ihres Vaters und die<br />

zionistische Bewegung) - Der Beruf des Vaters <strong>in</strong> Deutschland, se<strong>in</strong>e Tätigkeiten <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>,<br />

die Wohnorte S3s und ihrer Eltern (Jerusalem, Tel Aviv, Haifa) - Kennenlernen ihres Mannes<br />

(<strong>in</strong> der deutschsprachigen Gesellschaft <strong>in</strong> Jerusalem), Heirat 1935, Geburt des Sohnes - S3s Besuche<br />

<strong>in</strong> Bad Breisig, woher die Familie ihres Großvaters stammt (We<strong>in</strong>kelterei, Getreidehandel) -<br />

Episode: K<strong>in</strong>dheitserlebnis ihres Vaters dort. S2s Familiensituation bis zur Auswanderung: Die<br />

Herkunft von S2s Großeltern, deren Auswanderung nach Frankreich, die Ausweisung der Familie<br />

1870 als fe<strong>in</strong>dliche Ausländer; Übersiedlung nach Wien - Über se<strong>in</strong>en Vater (kurz <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z, zurück<br />

nach Wien: Tätigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bank) - Geschichte se<strong>in</strong>er Mutter (ungarischer Abstammung, <strong>in</strong> Wien<br />

geboren und gestorben) - Die schwierige Situation se<strong>in</strong>er früh verwitweten Großmutter - Die Gründe<br />

für se<strong>in</strong>e Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a 1933 (wirtschaftliche und nationale) - Se<strong>in</strong>e Situation<br />

vor der Auswanderung, nach Abschluss des Technikums - Das Studium se<strong>in</strong>er Frau (Chemie,<br />

Pharmazie) und das Nachkommen se<strong>in</strong>er Frau e<strong>in</strong> Jahr später - E<strong>in</strong>wanderungs-zertifikate (Touristenvisum,<br />

Arbeiterzertifikat) - Über S2s ersten Wohnort Haifa zur Zeit se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>wanderung - Rückblick:<br />

antisemitische Erfahrungen S2s (Chemielehrer); die Organisation des Religionsunterrichts.<br />

Fortsetzung von S2s Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> sowie geme<strong>in</strong>same Themen mit S3 (Sprache,<br />

Land, aktuelle Situation): Hebräischunterricht (S3 durch zionistische Jugendbewegungen, S2:<br />

Grundlagen <strong>in</strong> der Schule, später durch e<strong>in</strong>en Privatlehrer, schon mit sephardischer Aussprache) -<br />

Wks berufliche Tätigkeiten <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a als Bauelektriker und <strong>in</strong> der Öl-"Ref<strong>in</strong>ery" - Zur Situation<br />

se<strong>in</strong>er Frau, die mit zwei Diplomen angekommen war (ger<strong>in</strong>ges Stellenangebot für Chemiker <strong>in</strong><br />

Haifa damals, e<strong>in</strong>jährige Ausbildung se<strong>in</strong>er Frau zur Apotheker<strong>in</strong>) - S2s K<strong>in</strong>der: Tochter (Chemiker<strong>in</strong>,<br />

drei K<strong>in</strong>der) und Sohn (2 K<strong>in</strong>der); die Zugehörigkeit se<strong>in</strong>es älteren Enkelsohnes zu e<strong>in</strong>em Kibbuz<br />

- Die Sprach-situation <strong>in</strong> S2s Familie (e<strong>in</strong>schließlich Schwiegereltern); zweisprachige Erziehung<br />

der K<strong>in</strong>der, ihre gute Beherrschung des Deutschen - Über den "Kölschen" Akzent von S3s<br />

Tochter - Vortrag S2s über die Nabatäer, se<strong>in</strong> archäologisches Interesse - S2s frühere Mitgliedschaft<br />

bei den 'Naturfreunden' <strong>in</strong> Österreich, se<strong>in</strong>e Bergtouren; Ausflüge der 'Gesellschaft der Naturfreunde'<br />

<strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - S3s Kennenlernen des Landes per Auto - Über S2s Reisen (Italien, Wien) -<br />

Rückblick: das religiöse Leben <strong>in</strong> S2s Elternhaus - Halten des Schabbats; Betrachtung des Zionismus<br />

als Ausdruck des Judentums <strong>in</strong> S3s Elternhaus - Über das faire Verhalten von S2s Lehrern<br />

ihm als (bekennenden) Zionisten und Juden gegenüber (ausgenommen Chemielehrer) - S2s (wenige)<br />

Freundschaften <strong>in</strong> der Schule - S3 über e<strong>in</strong>e Mitschüler<strong>in</strong>, die die jüngere Tochter Adenauers<br />

war; über Adenauer und se<strong>in</strong>en Besuch <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Über Fahrten von S2s und S3s Enkeln <strong>in</strong> Lager<br />

(Auschwitz, Trebl<strong>in</strong>ka, Bergen-Belsen) und ihre E<strong>in</strong>drücke - S3 über S2: se<strong>in</strong>en letzten Posten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Firma, seit wann er im Heim lebt, wann se<strong>in</strong>e Frau gestorben ist.


52<br />

Kennung: <strong>IS</strong>066<br />

alte Bezeichnungen: XXV/52<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1993<br />

Aufnahmedauer: 1h 56m 18s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: BK<br />

Sprechername: Dr. Benjam<strong>in</strong> Kedar (ehem. Kopfste<strong>in</strong>)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 70<br />

Geburtsort: Seesen/Harz<br />

Biographische Daten: Jüdische Oberschule Berl<strong>in</strong>; 1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a mit Jugend-<br />

Alija; anfangs Kibbuz, dann Jewish Settlement Police, Abitur, Erzieher im K<strong>in</strong>derheim, Kulturemissär,<br />

Studium im Ausland, Lehrer im Kibbuz, weitere Studien und Promotion <strong>in</strong> Jerusalem, Universitätsprofessor<br />

(Biblische Philologie).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung mit ganz leichtem Berl<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schlag (e<strong>in</strong>schließlich<br />

des für Berl<strong>in</strong>er Männer typischen Lispelns). Obwohl stark auf die Fragen bezogen, auch längere<br />

monologische Ausführungen, meist <strong>in</strong> berichtend-reflektierendem Stil; besonders bei theoretischen<br />

Erörterungen sehr schriftsprachlich wohlgeformte Sätze.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>066<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: MK<br />

Sprechername: Miriam Kedar (geb. Margita Heymann)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 71<br />

Geburtsort: Breslau<br />

Biographische Daten: Ev. und kath. Schulen, Anfang e<strong>in</strong>er Schneiderlehre; 1938 Emigration nach<br />

Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Kibbuz, Bibliotheksstudium, Bibliothekar<strong>in</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochsprache mit leicht schlesischer Färbung. Klare, präzise, flüssige<br />

Formulierungen; bei kurzer Suche nach Ausdrücken öfters E<strong>in</strong>hilfen ihres Mannes.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>066<br />

Inhalt: S2s Jugend und Familie <strong>in</strong> Deutschland, Emigration, Neuanfang: Situation <strong>in</strong> S2s Elternhaus:<br />

Mischehe der Eltern und daraus resultierende Spannungen <strong>in</strong> der Familie - S2s Erlebnisse<br />

und Schocks nach 1933 (Ende von Freundschaften etc.) - Wandel von S2s Weltbild (Identifizierung<br />

mit dem Jiddischen, zionistische Jugendbewegung, orthodoxe Phase) - S2s Emigration (mit K<strong>in</strong>dertransport)<br />

über Holland nach Haifa - Anfangszeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Schicksal von S2s Vater: Tod auf<br />

der 'Patria' (vgl. <strong>IS</strong>007). S3s Elternhaus und Jugenderlebnisse bis zur Emigration: S3s Elternhaus:<br />

Verhältnis zum Judentum (liberale Familie, Mutter zum Judentum übergetreten) - Antisemitische<br />

Erfahrungen S3s <strong>in</strong> Deutschland (Lehrer Nazis); 1938 mit Jugendalija nach Paläst<strong>in</strong>a - Erlebnisse<br />

der Eltern S3s <strong>in</strong> Deutschland (Vater <strong>in</strong> Buchenwald) und Emigration nach Chile 1940. Der weitere<br />

Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfangszeit S2s <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: Konflikt: Idee des Kibbuz vs. Bildungs<strong>in</strong>teresse<br />

und Berufsvorstellungen, Verlassen des Kibbuz - Sprachsituation S2s und S3s <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a (schnelles Erlernen des Hebräischen) - Selbstbild S2s und S3s (Identifikation mit <strong>Israel</strong>) -<br />

S2s und S3s H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen <strong>in</strong> die hebräische Kultur - S2s Studien (B.A. <strong>in</strong> Chile, Fortsetzung <strong>in</strong><br />

Jerusalem) - S2: Beschreibung der jüdischen Kultur allgeme<strong>in</strong> (se<strong>in</strong>e Fächer, Bibel und hebräische<br />

Sprache, als Grundlagen) - S3s Weg zur Bibliothekar<strong>in</strong> - Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie S2s und<br />

S3s (Hebräisch) - S2s Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen (allgeme<strong>in</strong>e Probleme: Kollektivschuld<br />

etc.) - S2s und S3s Verhältnis zur deutschen Kultur und Versuch der Weitergabe deutscher<br />

und europäischer Kultur an die K<strong>in</strong>der und Enkel - Beitrag der Jeckes zur Kultur <strong>Israel</strong>s und<br />

Charakteristika der Jeckes - Weitergabe von deutscher und hebräischer Kultur an die Enkelk<strong>in</strong>der -<br />

S2s und S3s Verhältnis zu Deutschland (Deutschlandbesuche; Lehrtätigkeit <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z und Heidelberg).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>067<br />

alte Bezeichnungen: XXV/16<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Nürnberg<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 12m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: GK


53<br />

Sprechername: Gertrud Towa Kedar (geb. Trude Fisch)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 90<br />

Geburtsort: Nürnberg<br />

Biographische Daten: Handelshochschule, Diplomkauffrau, zuletzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nürnberger Firma beschäftigt;<br />

1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Arbeit <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsküche und Milchbar,<br />

dann <strong>in</strong> eigener Landwirtschaft, danach eigener kle<strong>in</strong>er Lebensmittelladen; nach dessen Aufgabe<br />

Volontärarbeit für e<strong>in</strong>e Bl<strong>in</strong>denbibliothek.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ostfränkisch-nordbairische Färbung ("Nürnbergerisch"). Klares,<br />

sehr bewusstes und korrektes Formulieren, teilweise <strong>in</strong> recht komplexen Konstruktionen. Kräftiges<br />

Sprechen trotz leichter Brüchigkeit der Stimme.<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>leitung: Die E<strong>in</strong>ladung der Stadt Nürnberg: S2s Deutschlandbesuche seit der Emigration<br />

- Gefühle beim gegenwärtigen Besuch Nürnbergs. Der erste Lebensabschnitt <strong>in</strong> Deutschland: S2s<br />

Geburtsort, Schule, Eltern und Großeltern - S2s Nürnberger Akzent, die sprachliche Herkunft ihrer<br />

Mutter - Studium an der Handelshochschule (Mitschüler Ludwig Erhard und se<strong>in</strong>e Frau) - Exkurs:<br />

Begegnung mit Ludwig Erhard und dessen Frau <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Die Gründung e<strong>in</strong>er freischlagenden<br />

Studentenverb<strong>in</strong>dung als Anstoß für S2, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zionistenorganisation mitzuarbeiten - Entschluss,<br />

nicht den Doktor zu machen, sondern zu arbeiten - Rückblick auf die Jugend: Volksschule, religiöse<br />

E<strong>in</strong>stellung im Elternhaus - Der Erste Weltkrieg (antisemitische Erfahrung e<strong>in</strong>es am Krieg teilnehmenden<br />

Vetters) - (Negative) E<strong>in</strong>stellung zum Zionismus <strong>in</strong> S2s Elternhaus und allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Nürnberg - Erste Stelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Treuhandgesellschaft, schlechte Berufsaussichten damals, Stelle <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Großhandlung <strong>in</strong> Saarbrücken - Anteil der Student<strong>in</strong>nen an der Handelshochschule - Episode:<br />

Unterhaltung mit Erhard <strong>in</strong> Bezug auf ihr Jüdischse<strong>in</strong> - Berufstätigkeit <strong>in</strong> Nürnberg 1928-1933 -<br />

S2s Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a 1934, die erste Zeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Rückblicke: die letzte Zeit <strong>in</strong> Nürnberg<br />

vor der Auswanderung (Situation <strong>in</strong> der jüdischen Firma) - Erste Erfahrungen von Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

und K<strong>in</strong>dheitserlebnisse - Die Situation ihrer Familie nach 1933, Emigration ihrer Mutter nach England,<br />

das Schicksal ihrer Eltern nach der "Kristallnacht", Tod des Vaters 1938. Die Emigration und<br />

das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: S2s Auswanderung: Vorbereitungen (Zertifikat), Reise - Entscheidung<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, aufs Land zu gehen; Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Milchbar - Kennenlernen des Mannes, Heirat<br />

1935, Anfang auf dem Land - Die Herkunft ihres Mannes, se<strong>in</strong> Leben nach se<strong>in</strong>er Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

- Die erste Zeit im Dorf, Erfahrungen mit der Landwirtschaft, Eröffnung e<strong>in</strong>es Lebensmittelladens<br />

- Die K<strong>in</strong>der - Geburt, Erziehung - Die Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie, im Dorf;<br />

Hebräischunterricht, das Erlernen des Hebräischen, die Herkunft der anderen Siedler, kulturelle<br />

Aktivitäten - Kennenlernen des Landes (Reisen, Ausflüge) - Der Besuch ihrer Eltern <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

1937 (Ablehnung der Möglichkeit illegal zu bleiben) - Das Schicksal der Familie ihres Mannes -<br />

Amerika-Aufenthalt 1964 - Über ihren Mann (erster Herz<strong>in</strong>farkt, Sozialarbeit, Abf<strong>in</strong>dung und Rente<br />

von Deutschland) - Die Verpachtung des Ladens, Übersiedlung nach Netanya - Ihr Mann und sie<br />

als Mitarbeiter (Brailleschreiber) <strong>in</strong> der Bibliothek <strong>in</strong> Netanya - Der zweite Herz<strong>in</strong>farkt ihres Mannes,<br />

se<strong>in</strong> Tod. Sprachsituation, E<strong>in</strong>stellungen zu Deutschland und zu <strong>Israel</strong>: S2s Sprachsituation (Hebräisch<br />

/ Englisch / Deutsch) - S2s Me<strong>in</strong>ung über das heutige Deutsch und den heutigen Dialekt <strong>in</strong><br />

Nürnberg - E<strong>in</strong>drücke bei ihrem gegenwärtigen Aufenthalt <strong>in</strong> Nürnberg - Der Holocaust als Gesprächsthema<br />

<strong>in</strong>nerhalb ihrer Bnei-Brith-Loge; Grund für die Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschsprachigen<br />

Loge - Verhältnis zur deutschen Kultur und Sprache nach der Auswanderung - Über die Literatur<br />

der deutschsprachigen Schriftsteller <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> und die Zeitung '<strong>Israel</strong> Nachrichten'<br />

- Nochmals zum Besuch Erhards als deutscher Kanzler <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Familienschicksale (Schwiegersohn,<br />

Enkel) - Über den Artikel "Oft fremd im eigenen Land" von Ben-Chor<strong>in</strong> und S2s E<strong>in</strong>schätzung<br />

der Bedeutung der Traditionen des deutschen Judentums - Zur aktuellen politischen Situation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>,<br />

das Zu-sammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen - S2s Anmeldung für e<strong>in</strong><br />

deutschsprachiges Altenheim (aus sprachlichen Gründen).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>068<br />

alte Bezeichnungen: XXV/104<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Naharija<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 30m 16s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: JK<br />

Sprechername: Johanna Klausner (geb. Weissenberg)<br />

Alter: 82<br />

Geburtsort: Czulow-Tichau (Oberschlesien)


54<br />

Biographische Daten: Jurastudium (ke<strong>in</strong> Abschluss); 1939 Flucht nach Lemberg, 1940 Verschickung<br />

nach Sibirien, nach Kriegsende nach Polen zurück, 1950 Emigration nach Isreal; zunächst<br />

im Kibbuz, dann Gelegenheitsarbeiten, danach bei der Jewish Agency Arbeit mit Neue<strong>in</strong>wanderern.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Deutliche schlesische Färbung (z. B. Entrundung). Spontaner<br />

Sprechstil, lebhaft akzentuierend.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland, <strong>in</strong> der russischen Emigration und <strong>in</strong> Polen bis zur Auswanderung<br />

nach <strong>Israel</strong> 1950: Elternhaus (Vater Likörfabrik), Schulzeit bis Abitur 1929 - Beziehungen zu<br />

nichtjüdischen Mitschüler<strong>in</strong>nen - Studium, Heirat - Flucht mit der Familie 1939 nach Polen und<br />

Russland (allmählicher Verkauf aller Wertsachen) - Exkurs über Situation ihrer Familie im 1. Weltkrieg<br />

- Zur Sprachsituation der mit S2s Familie aus Polen geflüchteten Gruppe (Polnisch / Jiddisch<br />

/ Deutsch) - Das Lebens der Familie <strong>in</strong> Sibirien und <strong>in</strong> der ehemaligen Wolgadeutschen Republik -<br />

Zur Sprachsituation <strong>in</strong> dieser Zeit (Russisch / Deutsch) - Die Rückkehr der Familie nach Polen<br />

1946 - Auswanderung nach <strong>Israel</strong> 1950 - Zum Schicksal der Verwandten (fast alle ermordet). Das<br />

Leben <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Die erste Zeit <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (Blechzelte, Kibbuz, etc.) - Sprachsituation der Familie <strong>in</strong> <strong>Israel</strong><br />

(Deutsch / Hebräisch) - Neuanfang <strong>in</strong> Naharija - Tätigkeiten (u.a. Arbeit mit Neue<strong>in</strong>wanderern)<br />

- Zu den Zahlungen aus Deutschland - Korrekturen von S2s (relativ positiver) Darstellung durch ihren<br />

Sohn - Zur Sprachsituation im Arbeitsbereich (viel Französisch mit marokkanischen Juden) -<br />

Episoden aus ihrer Tätigkeit - Kontakte S2s <strong>in</strong> Naharija und Umgebung (durch ihre Tätigkeit) - S2s<br />

Sprachsituation heute; Lektüre: Dönhoff 'K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Ostpreußen' - Exkurs über Ostpreußen, Königsberg<br />

(S2s Studienzeit dort) - Wiederaufnahme von Kontakten aus ihrer Schul- und Studienzeit<br />

- Ihr erster Besuch <strong>in</strong> Europa 1960 und die Schicksale der dort besuchten Verwandten. Ergänzungen<br />

des Sohnes: Se<strong>in</strong>e Arbeitsstelle <strong>in</strong> Deutschland (bei IBM) - Beherrschung des Englischen und<br />

Deutschen - Zur Situation <strong>in</strong> der Familie etc. aus se<strong>in</strong>er Sicht (v.a. über den sozialen Abstieg).<br />

Anmerkung: Durchgehend Anwesenheit e<strong>in</strong>es Sohnes von S2, der die Beiträge se<strong>in</strong>er Mutter z.T.<br />

korrigiert und am Ende kommentiert.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>069<br />

alte Bezeichnungen: XXV/17<br />

Aufnahmeleiter: kloe01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 06m 25s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: CK<br />

Sprechername: Kather<strong>in</strong>a Rahel Sophie Kloetzel (gen. Cary Kloetzel)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 71<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Lyzeum; 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; noch e<strong>in</strong> Jahr Schule,<br />

Verkäuferlehre und -tätigkeit, danach u.a. Arbeit <strong>in</strong> meteorologischer Station, später <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen<br />

Kunstgewerbegeschäft, Leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kunstgewerbeausstellung; danach Volontärtätigkeiten,<br />

u.a. <strong>in</strong> der Touristikbranche.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Manchmal leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung; stark akzentuierend.<br />

Konzentrierter, zugleich sehr lebendiger, abwechslungsreicher Redestil <strong>in</strong> teilweise komplexen<br />

Konstruktionen und gewählter Ausdrucksweise.<br />

Inhalt: Deutschland und <strong>Israel</strong>: Über die Umstände der Selbstaufnahme - Über die Lektüre e<strong>in</strong>es<br />

Buches und e<strong>in</strong>en Film: Probleme der Deutschen mit ihrer Nazivergangenheit - Parallele Husse<strong>in</strong> -<br />

Hitler - Sprachsituation S2s - Verschiedene Berufe nach der E<strong>in</strong>wanderung: Verkäufer<strong>in</strong>, Militärdienst,<br />

Meteorologie, Kunstgewerbe - Drei Tätigkeiten <strong>in</strong> ihrem Pensionistendase<strong>in</strong> - Entschluss<br />

zur Auswanderung <strong>in</strong> S2s Familie - Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, erste E<strong>in</strong>drücke - Umzug <strong>in</strong> die eigene<br />

Wohnung: Umstände, Schwierigkeiten - Die große Umstellung von Berl<strong>in</strong> nach Jerusalem - Exkurs<br />

über e<strong>in</strong>en Besuch im Krankenhaus - Vielvölkergemisch <strong>Israel</strong> - Über die Dienstmädchen der Familie,<br />

dazu: Witz - Wiedersehen mit Deutschland und Berl<strong>in</strong> - Bemühen, re<strong>in</strong>es Deutsch zu sprechen<br />

- Über die früheren Probleme, <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> Deutsch zu sprechen - Über den Nachlass e<strong>in</strong>er alten<br />

Dame: Gedichte: S2 liest zwei vor - Über den Regen <strong>in</strong> Jerusalem, den Garten und se<strong>in</strong>e Vegetation<br />

- Nochmals zur Aufnahme.<br />

Anmerkung: Selbstaufnahme (nach dem Muster des e<strong>in</strong>ige Wochen vorher aufgenommenen,<br />

aber verloren gegangenen Interviews mit Anne Betten).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>070<br />

alte Bezeichnungen: XXV/18


55<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Kirjat Tivon<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 3h 04m 51s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: CK<br />

Sprechername: Chuma Betty Kolath (geb. Betty Lewy)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: Stett<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nensem<strong>in</strong>ar, Soziale Frauenschule, Hochschule für angewandte<br />

Kunst; tätig <strong>in</strong> Berufsberatung und jüdischer Geme<strong>in</strong>de; Umschichtung (Landwirtschaft);<br />

1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz (u.a. <strong>in</strong> der Küche), dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dorf Schafzucht,<br />

danach wieder Kibbuz (Gemüseanbau), Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Labor für Boden- und Wasseruntersuchungen,<br />

später nebenbei wieder gemalt, e<strong>in</strong>ige Ausstellungen; seit 1964 <strong>in</strong> Kirjat Tivon.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Sehr bewusstes, engagiertes, lebendiges Erzählen <strong>in</strong> stark wechselndem<br />

Sprechrhythmus, häufig sehr schnell, mit Tendenz zum Verschlucken von Wörtern und zu<br />

elliptischen Sätzen. Abwechslungsreiche Intonation.<br />

Inhalt: Leben <strong>in</strong> Deutschland, Schicksal der Stett<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de und der Eltern: Elternhaus und<br />

familiäre Situation - S2s Begabung, Interessen, Berufswunsch, Schulsituation - Episode über den<br />

Tanzkurs (Partner: Erich Mielke) - Berufswahl und Ausbildung (Malunterricht, aber Eltern wünschen<br />

praktischen Beruf) - Arbeit <strong>in</strong> K<strong>in</strong>derheimen und Wohlfahrts<strong>in</strong>stitutionen, Auswirkung auf die<br />

persönliche Entwicklung - Kontakt zur ehemaligen Chef<strong>in</strong>, die zusammen mit S2s Eltern deportiert<br />

wurde (aber als e<strong>in</strong>zige zurück durfte) - Arbeit <strong>in</strong> Stett<strong>in</strong> als <strong>Für</strong>sorger<strong>in</strong> (v.a. für Ostjuden) - Erfahrungen<br />

mit dem Antisemitismus: zwei Episoden - Situation der Stett<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de - Erste Nachrichten<br />

von Judenverfolgung und KZ - Erlebnis des Boykotts - Verweigerung des Gesundheitszeugnisses<br />

für die Schwester verh<strong>in</strong>dert Auswanderung der Eltern - Schlimme Erfahrung ihres Vaters<br />

als Geme<strong>in</strong>devorstand mit e<strong>in</strong>em Kollaborateur - Umsiedlungsprogramm der Nazis für Stett<strong>in</strong>er<br />

Geme<strong>in</strong>de - Besuch der Mutter <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> 1936 (brachte Geld zum Bau e<strong>in</strong>es Altersheims) -<br />

Nach Rückkehr Verhaftung der Mutter als Logenpräsident<strong>in</strong> - Versuche die Emigration vorzubereiten<br />

(Tragödie: anstelle von S2s Eltern -emigrieren fälschlicherweise namensgleiche Verwandte).<br />

S2s Auswanderung und Anfangszeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: S2s Hachschara <strong>in</strong> Jugoslawien - Kennenlernen<br />

ihres Mannes, E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Kibbuz (bald darauf verlassen wegen Ankunft der Schwiegereltern)<br />

- Episode: Tod der Schwäger<strong>in</strong> - Harte Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen im Moschaw - Geburt der<br />

beiden Söhne - Überzeugung und Ideologie als Basis des Durchhaltevermögens - Über das Ende<br />

von S2s Eltern - Bericht von S2s früherer Chef<strong>in</strong> - Briefwechsel zwischen S2 und ihrer Mutter bis<br />

nach deren Deportation (1934-1942) - Wiedertreffen e<strong>in</strong>es befreundeten Arztes <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Träume<br />

von Stett<strong>in</strong> und der Zerstörung der Stadt - Liebe zu Stett<strong>in</strong> - Rückkehr <strong>in</strong> den Kibbuz 1945 (Trennung<br />

von den Schwiegereltern - Geburt ihrer Tochter) - Geburt des vierten K<strong>in</strong>des unter widrigsten<br />

Umständen (48er Krieg) - Zerstörung des Kibbuz 1948 und Neubeg<strong>in</strong>n - Fortbildungskurse <strong>in</strong> der<br />

Malerei - Arbeit im Institut für Bodenuntersuchung - Nachtrag zur Arbeitssituation im Moschaw -<br />

Zur Sprachsituation von S2, Tätigkeit als Maler<strong>in</strong> - Entschädigungsgelder aus Deutschland - Leben<br />

und Sprachsituation der K<strong>in</strong>der (Söhne sprachen Deutsch mit Großeltern) - Persönliches Bekenntnis<br />

zum Judentum - Bericht über ihr künstlerisches Schaffen - Malerei als Kompensation für<br />

Sprachprobleme - Leben und Sprachsituation der K<strong>in</strong>der - Verhältnis zum Ehemann, Tod der besten<br />

Freund<strong>in</strong> - Ke<strong>in</strong> Beitritt zu landsmannschaftlichen Verb<strong>in</strong>dungen; über deutschsprachige Logen<br />

und Elternheime - Über Malerei, S2s Bilder - Lese<strong>in</strong>teressen - Kontakte zu Deutschland - Motiv für<br />

das Gespräch; über den Gedanken, Geschichten zu schreiben; S2s Vertrauen zur Interviewer<strong>in</strong> -<br />

E<strong>in</strong>stellung zu nicht-jüdischen Deutschen - Wesenszüge der <strong>Israel</strong>is und der Jeckes - Verhältnis zu<br />

Ostjuden, E<strong>in</strong>stellung zur heutigen E<strong>in</strong>wanderungsproblematik, S2s Liebe zum sephardischen<br />

Element, Ideal des künftigen <strong>Israel</strong>i.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>071<br />

alte Bezeichnungen: XXV/39<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1989<br />

Aufnahmedauer: 2h 17m 43s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: FK<br />

Sprechername: Franz Naphtali Krausz<br />

Geschlecht: männlich


56<br />

Alter: 84<br />

Geburtsort: Sankt Pölten<br />

Biographische Daten: Aufgewachsen <strong>in</strong> Graz; Handelsakademie (nicht beendet), u. a. Arbeit im<br />

Sägewerk, Buchhändlerlehre, Verlagsagent <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, daneben Graphikerausbildung; 1933 Emigration<br />

über Paris nach Spanien, Arbeit als Graphiker, 1934 nach Paläst<strong>in</strong>a; freier Graphiker.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochösterreichische Färbung. Stark schriftsprachlich orientiert,<br />

großenteils auch <strong>in</strong> der Syntax; auffällig: Imperfekt als durchgehendes Erzähltempus. Sehr bewusstes<br />

Sprechen mit vielen, zum Teil sehr langen Pausen.<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>leitung zur aktuellen Lebenssituation: Gespräch über e<strong>in</strong>en Film politischen Inhalts - S2s<br />

Name und jetziger Wohnort. Das Leben <strong>in</strong> Österreich, Deutschland und die ersten Emigrationsetappen:<br />

Geburt, Familien-verhältnisse und Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie - Episode über e<strong>in</strong>e Reise<br />

1936 (Besuch der Geburtsstadt se<strong>in</strong>es Vaters) - Schulischer Werdegang - Erfahrung mit dem<br />

Antisemitismus - E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den zionistischen Wanderbund Blau-Weiß - Beg<strong>in</strong>n von S2s Liebe zur<br />

Kunst (durch se<strong>in</strong>en Bruder angeregt) - Berufswunsch - Zeit auf der Handelsakademie - geprägt<br />

von zwei Professoren - Verschiedene Tätigkeiten nach dem Verlassen der Handelsakademie (u.a.<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wiener Buchhandlung: Literatur<strong>in</strong>teresse) - Umzug nach Berl<strong>in</strong> - Tätigkeit bei dem Berl<strong>in</strong>er<br />

Verlag Hübsch - Beg<strong>in</strong>n des Nazi-Regimes und se<strong>in</strong>e Auswirkungen (u.a. Schilderung des 1. April<br />

1933) - Aufstieg <strong>in</strong> der Firma, dennoch Emigration über Paris nach Barcelona - Beschäftigungsfeld<br />

<strong>in</strong> Barcelona - Über S2s Frau (Ausbildung zur Fotograf<strong>in</strong>) und die Probleme ihrer Heirat <strong>in</strong> Barcelona<br />

- Situation des Ehepaares <strong>in</strong> Barcelona (beruflich; private Anekdoten). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a /<br />

<strong>Israel</strong>: Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a Oktober 1934 - Erste E<strong>in</strong>drücke vom Land (Schreck über Dürre) -<br />

Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (Arbeit als Gebrauchsgraphiker, v.a. für Zigarettenfirma Dubek) - (Wenig)<br />

Kontakte zu Deutschland (nie wieder <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>) - S2s berufliche Situation nach der Staatsgründung<br />

(Aufträge für Briefmarken, Flaggen, El Al) - Gesundheitsprobleme und deren Auswirkung auf die<br />

Arbeit - Episode über S2s jetziges Hobby (Zeichnen von Muscheln, Pflanzen u.a.) - Rückblick auf<br />

S2s Eltern - E<strong>in</strong>stellung zur Religion (Schöpfer nur <strong>in</strong> der Natur erfahrbar) - E<strong>in</strong>stellung zum Alter -<br />

S2s Außenseitertum - Zur Sprachsituation von S2 und se<strong>in</strong>er Familie.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>072<br />

alte Bezeichnungen: XXV/105<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1989<br />

Aufnahmedauer: 1h 14m 17s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AL<br />

Sprechername: Anni Lamdan (geb. Anni Renate Ballheimer)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 88<br />

Geburtsort: Hildesheim<br />

Biographische Daten: Vier Semester Studium (Nationalökonomie), Handelsschule, Tätigkeiten<br />

bei Bank und zionistischer Organisation; 1925 nach Paläst<strong>in</strong>a; Bürotätigkeit; u. a. Sekretär<strong>in</strong> am<br />

Rechnungshof und im Industriellenverband.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Akzentfreies Hochdeutsch, wohlkl<strong>in</strong>gende, ausdrucksvolle Stimme<br />

mit dunklem Timbre; kultiviertes Sprechen. Obgleich stark dialogisch, überwiegend vollständige,<br />

korrekt gebaute Sätze.<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>leitung zu aktuellen Ereignissen: Gespräch über e<strong>in</strong>en Film, der im Altenheim gezeigt<br />

wurde - Unterhaltung über das Essen - Suche nach Fragebögen - S2 erzählt über Fernsehauftritt.<br />

Das Leben <strong>in</strong> Deutschland bis zur Auswanderung 1925: Lebenslauf und Familiengeschichte: Mädchenname<br />

und Bedeutung des Namens Lamdan, Geburtsorte von Frau Lamdan und ihren Eltern -<br />

Familie des Vaters, Familie der Mutter, Großmutter, Beruf des Vaters - Bekanntschaft mit ihrem<br />

Mann; die letzten Lebensjahre der Mutter - Kriegszerstörungen <strong>in</strong> Hildesheim, die jüdische Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>in</strong> Hildesheim - Schulausbildung, Gefühl des Außenseiters - Bekanntschaft mit Zionismus,<br />

Reaktionen der Eltern, B<strong>in</strong>dung an Paläst<strong>in</strong>a - Studium <strong>in</strong> Breslau - 1922 zionistische Organisation<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, 1925 Auswanderung. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Iwrit-Kenntnisse erst <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> mit ihrem<br />

Mann als Lehrer - Familie ihres Mannes und se<strong>in</strong>e weltanschauliche E<strong>in</strong>stellung - Kurzer Abriss<br />

über ihre Aufenthaltsorte und Tätigkeiten <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Über ihre Enkelk<strong>in</strong>der und deren Familien -<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Kenntnisse: Englisch noch aus Deutschland, Haupt<strong>in</strong>teresse im Studium: Handelsrecht<br />

- E<strong>in</strong>stellung zum Kibbuz, Weltanschauung - Arbeitsleben: Arbeit auch nach der Heirat, Erziehung<br />

der Tochter durch ihren Mann - Leben und Tätigkeiten ihres Mannes (Schriftsteller, Herausgeber<br />

e<strong>in</strong>er literarischen hebräischen Monatsschrift) - Umstellung des Lebens nach der Pensionierung -<br />

Sprachengebrauch: <strong>in</strong> der Familie Hebräisch, deutscher Freundeskreis; Mann nur Hebräisch (mit


57<br />

russischem Akzent) - Über Akzente, Literatur, Selbstverständlichkeit des Hebräischen als "Familiensprache",<br />

Kulturkreis ihrer Tochter.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>073<br />

alte Bezeichnungen: XXV/106<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 48m 38s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: GL<br />

Sprechername: Gad Landau (ehem. Gustav Landau)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Lübeck<br />

Biographische Daten: Technische Hochschule, Bau<strong>in</strong>genieur; 1933 nach Paläst<strong>in</strong>a; Ingenieurbüro,<br />

u. a. <strong>in</strong> der Stadtverwaltung von Tiberias und Haifa tätig, zuletzt freiberuflich; nach Berufsaufgabe<br />

Studium der Ägyptologie.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Sehr gewandter, normorientierter, z.T. syntaktisch<br />

recht komplexer Redestil mit vielen Nebensatzstaffelungen; häufig Hörersignale und evaluierende<br />

Kommentare.<br />

Inhalt: Lose Themenfolge über Biographie, Studien, Hobbies, Sprache(n): Studium der Ägyptologie:<br />

Gründe - Ursprüngliches Berufsziel und Berufswahl: technischer Beruf (da Zionist) - Arbeitsbeg<strong>in</strong>n<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Kontakte zu Archäologen - Aufgabe des Ingenieurberufs und Beg<strong>in</strong>n der Studien:<br />

Ägyptisch und Akkadisch; weitere Studien: ägyptische Archäologie und L<strong>in</strong>guistik; über die<br />

Ägyptischlehrer<strong>in</strong> - Vortragstätigkeit und Bildungsreisen, Übersetzertätigkeit und weitere Sprachen<br />

- Arabischunterricht <strong>in</strong> Tiberias - Umsiedlung der Familie von Tiberias nach Haifa - Kuriosum: S2<br />

wollte den Bau der Haifa-Universität verh<strong>in</strong>dern - Familie S2s: drei Töchter, Tod der ersten Frau,<br />

zweite Ehe - Familie der ersten Frau, ihr Werdegang - S2s Jugendarbeit und zionistische E<strong>in</strong>stellung<br />

der Eltern - Familie der zweiten Frau und Sprachsituation - Sprache mit den K<strong>in</strong>dern; allgeme<strong>in</strong>e<br />

Schwierigkeiten mit der Mehrsprachigkeit - Religiöse E<strong>in</strong>stellung von S2s Familie - Elternhaus<br />

der Mutter: die Familie Mühsam - Schulhefte der Großmutter und S2s Engagement für die<br />

Archivierung im Leo-Baeck-Institut; über die Leo-Baeck-Institute - S2s Vater und se<strong>in</strong> Sozius - Ablehnung<br />

S2s als Praktikant bei der Feuerwehr - S2s Großvater: Agent bei der Schiffsl<strong>in</strong>ie - S2s Vater<br />

und se<strong>in</strong> Kontakt zum Zionismus - Über die sog. "Biramschule" <strong>in</strong> Haifa - S2s Mutter und ihre<br />

Arbeit bei der Bürgerschaft; energischer Entschluss der Mutter zur Ausreise im April 33 und problemlose<br />

Emigration - S2s Übersiedlung nach Paläst<strong>in</strong>a: Anfänge, Tätigkeiten <strong>in</strong> Tiberias - Zusammenleben<br />

mit arabischen Nachbarn - Schlechter Ruf der deutschen Sprache und der Jeckes -<br />

Schwieriges Verhältnis zu den Arabern - S2s Studienarbeit zu e<strong>in</strong>em Kraftwerkprojekt - S2s<br />

Schwiegereltern und die Ausbildung der zweiten Frau.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>074<br />

alte Bezeichnungen: XXV/53<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Kfar Schmarjahu<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 3h 04m 09s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AL<br />

Sprechername: Ayala Laronne (geb. Helene Grosser)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Zwickau<br />

Biographische Daten: Oberschule 1933 abgebrochen, danach jüdische Haushaltungsschule <strong>in</strong><br />

Frankfurt, jüdisches Oberlyzeum und hebräische Sprachschule <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; 1935 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

Nachholen des Abiturs, Lehrersem<strong>in</strong>ar; Sekretär<strong>in</strong>, u.a. bei der britischen Armee, zuletzt<br />

Chefsekretär<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Elektrofirma; nach der Pensionierung Tätigkeit im Diaspora-Museum <strong>in</strong> Tel<br />

Aviv.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte sächsische Färbung; sehr schnelles Sprechen. Aufgrund<br />

des Dreiergesprächs Wechsel zwischen dialogisch sprechsprachlichen und längeren erzählenden,<br />

komplexer konstruierten Beiträgen.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>074


58<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: EL<br />

Sprechername: Eugen Jechiel Laronne (ehem. Löhnberg)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 77<br />

Geburtsort: Unna<br />

Biographische Daten: Gymnasium (mittlere Reife), Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er kaufmännischen Lehre, Umschichtung<br />

(Landwirtschaft); 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz, danach Mitarbeit<br />

<strong>in</strong> der Firma des Bruders (hydrologische Erforschung der Grundwasserschätze), später am Institut<br />

für Geophysik (Generalsekretär).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte westfälische Färbung. Ruhiger, überlegter Berichtstil mit oft<br />

langen, hypotaktischen Konstruktionen, die meistens korrekt durchgehalten s<strong>in</strong>d, gelegentlich aber<br />

auch sprechsprachliche Charakteristika wie Ellipsen, Parenthesen, Herausstellungen, Wiederholungen<br />

aufweisen.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>074<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>leitung über (Hebraisierung der) Namen: Über S2s Namen - S3s Familientradition - Herkunft<br />

von S2s Vornamen, Gründe für die Annahme. S2s Familie, Zeit <strong>in</strong> Deutschland und Anfangszeit<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: Herkunft von S2s Familie aus Polen, schlechte Deutschkenntnisse; Familie der<br />

Mutter - Briefwechsel mit Kus<strong>in</strong>e <strong>in</strong> USA - Besuch <strong>in</strong> Polen, Erfahrungen von Ostjuden - Schicksal<br />

von S2s Vater, Biographie - Ausstellung über Juden <strong>in</strong> Zwickau - Weiteres Schicksal von S2s Familie<br />

- Anfänge <strong>in</strong> Kfar Schmarjahu - Zionismus im Elternhaus und Hebräisch-unterricht - E<strong>in</strong>schub<br />

über ihre Freundschaft mit e<strong>in</strong>em Schocken-Sohn - S2s Hebräischstunden und Schulausbildung -<br />

Gründe für das Zurückbleiben der Eltern <strong>in</strong> Deutschland - S2s Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Leben bei<br />

Verwandten, Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Lehrersem<strong>in</strong>ar - Bekanntschaft mit Mart<strong>in</strong> Buber - Haganazeit und Heirat.<br />

S3s Familie, Zeit <strong>in</strong> Deutschland, Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a und Berufstätigkeit: Elternhaus: assimiliert -<br />

Schulzeit: ke<strong>in</strong>e antijüdischen Erlebnisse - Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Kaufmannslehre - Er<strong>in</strong>nerungen an die<br />

angenehme Jugend <strong>in</strong> Unna - Schock durch den Boykott-Tag und Entschluss zur Emigration -<br />

Hachschara im Schwarzwald - S2s Bewunderung für das gute Deutsch von S3 - S3s Begeisterung<br />

für die körperliche Arbeit, Zertifikat, Auswanderung - Erste Erlebnisse <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a und E<strong>in</strong>drücke;<br />

mangelnde Hebräischkenntnisse - Schwerarbeit und Probleme im Kibbuz (Außenarbeit); E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en landwirtschaftlichen Kibbuz - Politische Aktivitäten der Familie S3s - Besitzverhältnisse und<br />

Siedlungsformen der Araber <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a zur Zeit der E<strong>in</strong>wanderung - Beziehungen zu den Arabern<br />

- Immigration von S3s Familie - Beg<strong>in</strong>n der Zusammenarbeit mit dem Bruder (hydrologische Forschung),<br />

Beruf des Bruders; S3s Tätigkeit, Auftraggeber. Das geme<strong>in</strong>same Leben des Ehepaars,<br />

Berufsleben, Kontakte zu Deutschland: S2 über die Heirat 1937 und ihre besonderen Umstände,<br />

Besuch S2s <strong>in</strong> Deutschland 1937 bei Eltern und Schwiegereltern - Hochzeitsreise <strong>in</strong> den Libanon<br />

1938 - S2s berufliche Tätigkeit beim britischen Militär - Geburt des ersten K<strong>in</strong>des, Wiederaufnahme<br />

der Arbeit - Sprache <strong>in</strong> der Familie (mit K<strong>in</strong>dern Iwrit; als S2s Vater 1949 kam, auch wieder<br />

Deutsch) - 1949: Übersiedlung nach Kfar Schmarjahu - Über den Vater von S3 und se<strong>in</strong>e Isolation<br />

- Immigration von S2s Vater (KZ-Überlebender) und se<strong>in</strong>er zweiten Frau - Weitere Tätigkeiten der<br />

Firma S3s im Ausland; besondere Kontakte zu Jordanien; Zypernaufenthalt - Geburt des zweiten<br />

K<strong>in</strong>des mit diversen Komplikationen - Berufung des Bruders zur UNO, Auflösung der Firma - Tätigkeit<br />

im geophysikalischen Institut - Rentnerdase<strong>in</strong> - Berufe von S2: Sekretär<strong>in</strong> bei Firma <strong>in</strong> Tel Aviv,<br />

Auslandsaufenthalt, Elektrofirma - Über das Museum der jüdischen Diaspora auf dem Campus der<br />

Tel Aviver Universität und S2s Tätigkeit dort - Erster Deutschlandbesuch 1962; Besuch S3s 1975<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimatstadt und im Schwarzwald; Herzanfall S3s und sechswöchiger Aufenthalt im Krankenhaus<br />

<strong>in</strong> Garmisch, Erfahrungen von S2 und S3 während dieser Zeit - Besuch <strong>in</strong> Unna und Gegenbesuch<br />

e<strong>in</strong>er Lehrergruppe; weitere Kontakte zu Deutschen - Besuch <strong>in</strong> Zwickau - Gründe für<br />

die Bereitschaft zum Brückenschlag.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>075<br />

alte Bezeichnungen: XXV/107<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Ramat Chen<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 08m 15s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: OL<br />

Sprechername: Otto Michael Lederer<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 85<br />

Geburtsort: Rosshaupt (Böhmen)


59<br />

Biographische Daten: Handelsakademie, Prokurist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Prager Firma; 1939 nach Paläst<strong>in</strong>a<br />

(Internierung <strong>in</strong> Atlit); zunächst Kibbuz, danach u. a. Kellner, Kesselheizer, schließlich Beamter bei<br />

der Wiedergutmachungsbehörde; Volontärarbeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Altenheim.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Böhmische Färbung (z.B. Entrundung, [r]-Aussprache). Flüssiger,<br />

nachdrücklicher, vorwiegend parataktischer Gesprächsstil. Etwas heisere Stimme.<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: FS<br />

Sprechername: Sab<strong>in</strong>a Sara Smetana (geb. Statter)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Zakopane (Polen)<br />

Biographische Daten: Volksschule, Hausfrau; ab 1940 <strong>in</strong> tschechischen und polnischen Lagern;<br />

1949 Emigration nach <strong>Israel</strong>; Gelegenheitsarbeiten, Hausfrau; Volontärarbeit <strong>in</strong> ihrem Altenheim.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Östliche Aussprache des Deutschen (z.B. offene Aussprache<br />

hochsprachlich geschlossener Vokale). Flüssiges, ruhiges Berichten <strong>in</strong> ziemlich gleichbleibender<br />

Stimmlage.<br />

Inhalt: S3: Lagerzeit, Auswanderung und Neuanfang <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: S3s Zeit im KZ, Verlust von Mann<br />

und K<strong>in</strong>d - Wiederverheiratung und Auswanderung - Anfänge <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - S3s und S2s Tätigkeit als<br />

Zeitungsverteiler. S2s Lebensweg vom Sudentenland nach Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: S2s K<strong>in</strong>dheit im Sudetenland<br />

- S2s Ausbildung: Schule, Handelsakademie - Berufstätigkeit S2s als Prokurist <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

und Aussig - Militärzeit, Heirat, neue Firma - Ausreisepläne - Tod der Eltern - 1939: illegale Auswanderung<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a - Ankunft: Internierung im Lager, dann Kibbuz - Nach Verlassen des<br />

Kibbuz: Arbeit <strong>in</strong> Tel Aviv und beim Militär (tschechische Brigade: <strong>in</strong> der Wüste gegen Rommel) -<br />

Reise auf e<strong>in</strong>em Kriegsschiff nach England über Kapstadt (da Suez gesperrt) - Erkrankung; zweijähriger<br />

Aufenthalt <strong>in</strong> England - Mission <strong>in</strong> der Tschechoslowakei (private Nachforschungen <strong>in</strong><br />

Theresienstadt nach Überlebenden se<strong>in</strong>er Familie) - Besuch bei Freunden <strong>in</strong> Wien (Frau hohe Beamt<strong>in</strong><br />

bei der Gestapo) - Rückblick: Episode vor der Ausreise bei der Gestapo (e<strong>in</strong> Sturmführer,<br />

der auch Lederer hieß, bewilligt Ausreise) - S2s Rückkehr nach Paläst<strong>in</strong>a 1946 - S2s Tätigkeit <strong>in</strong><br />

der Wiedergutmachungsbehörde - Rückblick: Die Herkunft der Lederers, S2s Mitgliedschaft im zionistischen<br />

Jugendbund. Die aktuelle Situation im Altenheim: S2s Aufnahme im Heim - Nachtrag<br />

von S3: gutes Verhältnis zum Sohn und se<strong>in</strong>er Familie, eigene Familie - Das Leben im Elternheim -<br />

S2s E<strong>in</strong>stellung zur Religion; Sprache mit se<strong>in</strong>er Frau (Deutsch) - S3s Sprachen (Deutsch, Polnisch)<br />

und Beziehung zu Polen - Small Talk über Essen, Wohnung, Altern, Heim ...<br />

Kennung: <strong>IS</strong>076<br />

alte Bezeichnungen: XXV/19<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 28m 59s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: GL<br />

Sprechername: Gerda Levisohn-Marcus (geb. Schustermann)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Höhere Handelsschule, Fremdsprachensekretär<strong>in</strong>; 1933 Emigration nach<br />

Prag; 1942-45 im KZ Theresienstadt; 1946 Emigration <strong>in</strong> die USA, dort u.a. Chefsekretär<strong>in</strong> beim<br />

Jewish National Fund; 1962 Emigration nach <strong>Israel</strong>; Volontärstätigkeiten.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Flüssiger Berichtsstil; viele dialogische Passagen.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>076<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: SM<br />

Sprechername: Shimshon S. Marcus (ehem. Sigismund Marcus)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 78<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Realgymnasium, Volontär <strong>in</strong> der jüdischen Geme<strong>in</strong>de, Besuch der Verwaltungsakademie,<br />

Umschichtung (Tischlerlehre); 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs u.a. als<br />

Tischler tätig, dann Buchhalter; Anstellung bei der Mandatsregierung, danach beim Stadtkontrolleur<br />

von Jerusalem (Verwaltung); soziale Volontärtätigkeiten.


60<br />

Sprachliche Besonderheiten: Nur vere<strong>in</strong>zelt ganz leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Sehr schriftsprachlich<br />

orientierter, argumentativer Sprechstil mit Neigung zu langen, hypotaktischen Konstruktionen.<br />

Sehr sorgfältig artikulierend.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>076<br />

Inhalt: S2s Biographie: S2s Elternhaus und Schulzeit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Umzug nach Prag - Deportation<br />

nach Theresienstadt, Zeit im Lager - Er<strong>in</strong>nerung an die letzte Zeit <strong>in</strong> Prag - Ankunft <strong>in</strong><br />

Theresienstadt, Schicksal der Angehörigen im Lager - Schriftliche Aufzeichnungen über die Arbeit<br />

im Lager (auf Englisch) - Befreiung aus dem Lager am 9.5.1945 - Treffen der Überlebenden aus<br />

Theresienstadt, Bewältigungsprobleme - Neubeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> USA (16 Jahre dort) - Entschluss zur Umsiedlung<br />

nach <strong>Israel</strong> 1960 - Rolle der Religion <strong>in</strong> ihrem Leben (Elternhaus, Lager, 1. Ehemann) -<br />

Iwrit-Kenntnisse - Rückblick: beruflicher Neuanfang (<strong>in</strong> USA) - Sprachsituation <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

Lebensstadien - Leben <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>, Tätigkeiten - Gesprächsbereitschaft mit Deutschen; E<strong>in</strong>beziehung<br />

von S3: Kontakte zu deutschen <strong>Israel</strong>-Besuchern (e<strong>in</strong> negatives Erlebnis). S3s Biographie:<br />

S3s Zeit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Verhältnis zum deutschen Judentum, deutsches Judentum heute <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Berufe<br />

und Tätigkeiten von S3 - Berufliche Vorstellungen als junger Mensch, Ausbildung - Zionistische<br />

E<strong>in</strong>stellung im Elternhaus - Gespräch über Josef Burg [vgl. <strong>IS</strong>021] - Die Ausreise-Umstände:<br />

davor - danach - Schwierige Arbeitssituation <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a bis 1942 (danach Militär) - S3 und S2<br />

über die Jahre 1933-1940 <strong>in</strong> Europa - E<strong>in</strong>stellung der Eltern zur Ausreise, Situation der Eltern <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a - Sprachliche Situation von S3 und Eltern - Sprachgebrauch von S3 und se<strong>in</strong>em Bruder<br />

(lange Englisch, seit 60er Jahre wieder Deutsch) - Beziehung zu Deutschland, erster Besuch <strong>in</strong><br />

Deutschland (Gefühle, Umstände) - Lage <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: neue E<strong>in</strong>wanderungswellen, Engagement für<br />

jüdisch-arabische Verständigung - Biographisch bed<strong>in</strong>gte Verwendung des Englischen - Engagement<br />

für Familien, deren Söhne im Krieg vermisst s<strong>in</strong>d - Allgeme<strong>in</strong>es über die Rolle der Sprache(n)<br />

im Leben und die Beziehung zum Deutschen - Weltanschauliche Pr<strong>in</strong>zipien.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>077<br />

alte Bezeichnungen: XXV/108<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Zur Shalom (bei Kirjat Bialik)<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 2h 22m 30s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: IL<br />

Sprechername: Irene Levy (geb. Welsch)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 87<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nen- und Sozialpädagog.Sem<strong>in</strong>ar, Sozialarbeit; 1935 nach<br />

Paläst<strong>in</strong>a; verschiedene Tätigkeiten <strong>in</strong> Krankenhäusern, von der Putzfrau bis zur Wirtschaftsleiter<strong>in</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Nur sehr leichte Berl<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>färbung. Relativ viele hebräische Ausdrücke<br />

und Wortsuche im Deutschen. Viele Satz(ab)brüche, Korrekturen bzw. kurze und/oder unvollständige<br />

Sätze. Sehr dialogisch, Frage-Antwort bzw. Statement-Kommentar, kle<strong>in</strong>e Erzählungen.<br />

Verwandtschaft: Schwester von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>111<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>führendes über die Interviewpartner: Über die Interviewer<strong>in</strong>nen Hecker und Betten, das<br />

angebotene Essen - Stolz über das im Leben Erreichte. Biographisches: S2s Familie: früher Tod<br />

der Eltern, Schicksal der Geschwister - Schule und Ausbildung <strong>in</strong> Deutschland - S2s Schwester, ihr<br />

Mann und dessen Familie - Über die deutsche Diszipl<strong>in</strong> - Deutschkenntnisse des Sohnes und dessen<br />

Familie - S2s Berufstätigkeit <strong>in</strong> Deutschland, v.a. im Heim für gefallene Mädchen - Wieder über<br />

Schwager und Schwester - Vermächtnis an die K<strong>in</strong>der: deutsche Kultur - Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a -<br />

Angebot, die Wirtschaftsleitung e<strong>in</strong>es Krankenhauses zu übernehmen - S2s Mann und se<strong>in</strong>e Immigration<br />

- Geburt des Sohnes 1942 und Aufgabe ihrer Stellung - Umzug, Tätigkeiten des Mannes<br />

- Über S2s Schwager (kam mit Blutkrebs aus Bergen-Belsen), dessen Tod - Weitere Tätigkeiten<br />

von S2 nach Kriegsende: Näharbeiten - Ausbildung des Sohnes und se<strong>in</strong>e Familie - S2s Freundeskreis.<br />

Small talk über Bekannte, Lebense<strong>in</strong>stellungen und -umstände heute: Episode: Antwort<br />

auf Suchannonce e<strong>in</strong>er Hamburger<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Zeitung; Besuch dieser Frau <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Über die Nachbarn,<br />

den Garten, Kiryat Bialik und Zur Shalom - Über die Sepharden und das Jeckentum - Fernsehen<br />

und Bücher - S2s "Deutschunterricht" für das Examen über Zugehörigkeit zum deutschen<br />

Kulturkreis (für Antragsteller auf Wiedergutmachung) - Über Zeitschriften, Bekannte, e<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong>,<br />

den Lebenskreis von Schwester und Schwager, Eltern- und Pflegeheime - Über den Verlust der


61<br />

Werte, den Unterschied zwischen den deutschstämmigen <strong>Israel</strong>is und anderen - Begrenztheit des<br />

Alters, Verzicht auf Reisen u.a.m.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>078<br />

alte Bezeichnungen: XXV/109<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Kirjat Bialik<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 23m 57s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Käthe Chaja Liebenthal (geb. Jacobsohn)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 94<br />

Geburtsort: Culmsee (Westpreußen)<br />

Biographische Daten: Lyzeum Berl<strong>in</strong>, Fachschule, Büroangestellte; 1936 nach Paläst<strong>in</strong>a; Hausfrau.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Klares Hochdeutsch, etwas hohe (Alters-?)Stimme. Flüssiges, gepflegtes<br />

Sprechen. Dialogisch, aber meist ausführliche Antworten <strong>in</strong> z.T. umfangreichen Satzkonstruktionen.<br />

Inhalt: Lose Themenfolge über Biographisches, Ansichten, heutige Situation im Altenheim: S2 als<br />

Heimälteste (seit 1963 dort) - Emigration aller Geschwister nach Paläst<strong>in</strong>a - Sprachen mit K<strong>in</strong>dern<br />

und Enkeln; ihre eigenen Probleme mit Iwrit - Beruf: immer Hausfrau - Milieu <strong>in</strong> Deutschland (Mann<br />

Kaufhausbesitzer, re<strong>in</strong> jüdisches Milieu) - Verwandtschaft (S2 schon Ururgroßmutter, große Familie)<br />

- Gründe für frühen E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong>s Altenheim - Kontakte heute (große Familie, aber Tod vieler<br />

Freunde) - Antisemitismus-Erlebnisse <strong>in</strong> der Jugend - Familie ihres Mannes - E<strong>in</strong>e Reise nach Berl<strong>in</strong><br />

nach dem Krieg - E<strong>in</strong>stellung der K<strong>in</strong>der zu Deutschland (ke<strong>in</strong> Interesse) - Interviews, Kontakte -<br />

Lektüre hauptsächlich auf Englisch - Hobbys (Kartenlegen) - Heimleben (Tagesablauf, Kulturangebote)<br />

- Verwandte (v.a. Schwager: Lohn, Arbeit) - Häufige Amerikareisen zu ihrer Tochter - Wohnungse<strong>in</strong>richtung<br />

- Enkel (Berufe) - Heimleben (Sprachen) - Reisen - Wie ihre K<strong>in</strong>der, Enkel und<br />

Urenkel sie anreden.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>079<br />

alte Bezeichnungen: XXV/110<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 28m 05s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Helga Lilie (geb. Jordan)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 78<br />

Geburtsort: Dortmund<br />

Biographische Daten: Abitur, Textilverkäufer<strong>in</strong>, ab 1933 Umschichtung <strong>in</strong> Frankreich und<br />

Deutschland; 1935 nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst Waschfrau, dann im Moschaw (Landwirtschaft), daneben<br />

Erteilen von Englischunterricht; danach zwei Jahre im Kibbuz.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Gepflegter, korrekter, flüssiger Redestil.<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>leitendes zur aktuellen Situation: S<strong>in</strong>n und Zweck des Projekts - Verbesserung ihres<br />

Stils im Deutschen, seit sie unterrichtet; Denken auf Deutsch - Nach Verletzung Unterricht <strong>in</strong> Englisch:<br />

Hobby: English Scrabble - Wieder Kontakt zu Schulfreund<strong>in</strong>nen. Lose Themenfolge von Biographischem,<br />

Lebensansichten, Kontakten zu Deutschland etc.: Geboren <strong>in</strong> Dortmund, 1932 Abitur,<br />

1933 nach Frankreich, dort Hachschara, 1935 nach Paläst<strong>in</strong>a; ursprünglich sehr deutsch e<strong>in</strong>gestellt<br />

- Im Alter zunehmend besseres Sprechen auf Iwrit - Tod ihres ersten Mannes vor 11 Jahren,<br />

danach zwei Jahre im Kibbuz, zweite Ehe - Mit erstem Mann Leben im Moschav, harte Arbeit<br />

auf eigenem Hof (Probleme ihres Sohnes, der Landwirtschaft aufgab) - Zufriedenheit mit der Gegenwart<br />

im Altenheim; wieder Hobbys (Soziales, Musik und Gesang), die im Moshav aufgegeben -<br />

Rückblicke: Mitglied der deutsch-jüdischen Jugendbewegung, durch ersten Freund zum Zionismus<br />

- Elternhaus: Feiertage und koschere Küche e<strong>in</strong>gehalten, ansonsten gemäßigt, aber orthodoxe<br />

Großeltern - Eltern, Schwiegereltern im KZ ermordet (Besuch der Eltern <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a 1937, wollten<br />

nicht illegal <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a bleiben, 1938 konnten sie nicht mehr aus Deutschland heraus und wurden<br />

ermordet: ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelschicksal!); sie besitzt noch letzte Briefe, sitzt oft grübelnd darüber - Kontakte


62<br />

zu ehemaligen Schulkamerad<strong>in</strong>nen wiederhergestellt (Geschichte e<strong>in</strong>es Wiedersehens) - Reisen<br />

nach Deutschland, England, Schottland, Holland - Gedanken über das Alter, Alterskontakte - Über<br />

ihre Ehen - Lebensphase im Kibbuz, da nur begrenzte Stunden Arbeit täglich, genossen - Reisen<br />

nach Deutschland und Besuche von dort (seit 1973) - Wiederherstellung des Kontakts zu Schulfreund<strong>in</strong>nen,<br />

Besuche, Klassentreffen - E<strong>in</strong> quälender Traum von der Mutter hört nach Deutschlandbesuch<br />

auf - Small talk (u.a. Religion <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>, Böses <strong>in</strong> der Welt).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>081<br />

alte Bezeichnungen: XXV/111<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 17m 38s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HL<br />

Sprechername: Hanna Lion (geb. Levy)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 70<br />

Geburtsort: Ladenburg<br />

Biographische Daten: Realschule; 1939 nach Paläst<strong>in</strong>a; Schwesternschule, Krankenschwester,<br />

später Privat- und Hauspfleger<strong>in</strong>; Altenpflege.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte rhe<strong>in</strong>fränkische Färbung. Gewandte, rasche Sprechweise.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>081<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: SL<br />

Sprechername: Shlomo Lion (ehem. Siegfried Leopold Lion)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 70<br />

Geburtsort: Sötern (Saarland)<br />

Biographische Daten: Volksschule, Umschichtung (Landwirtschaft); 1936 nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs<br />

Gelegenheitsarbeiten, dann Radiotechniker.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte moselfränkisch-saarländische Färbung; flüssiges, z.T. sehr<br />

schnelles Sprechen. Da Dreiergespräch, z.T. stark dialogisch mit vielen sprechsprachlichen Ersche<strong>in</strong>ungen<br />

(Parataxe, Ellipsen etc.).<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>081<br />

Inhalt: S2s Lebensweg bis zur Heirat 1949: S2s Auswanderung: Vorgeschichte (Bewerbung für die<br />

Ausbildung zur Krankenschwester am Schaare-Zedek-Krankenhaus <strong>in</strong> Jerusalem), Ankunft 1939 -<br />

Schicksal der Eltern und Geschwister - Religiöse, jüdische Erziehung - Allgeme<strong>in</strong>es über das jüdisches<br />

Leben <strong>in</strong> Ladenburg - Das gute Verhältnis zu dem nichtjüdischen Hausmädchen (vor und<br />

nach der Auswanderung) - Das Geschäft des Großvaters <strong>in</strong> Ladenburg, Verhältnis zu den nichtjüdischen<br />

Familien - S2s Hebräisch- und Religionsunterricht, jüdische Schulen - Die Kontaktaufnahme<br />

S2s mit Dr. Wallach <strong>in</strong> Jerusalem, Allgeme<strong>in</strong>es zum Schaare-Zedek-Hospital. S3s Lebensweg<br />

bis zur Heirat: S3s Herkunft - Vorübergehende Inhaftierung se<strong>in</strong>es Vaters 1936 - Auswanderung<br />

von S3s Familie: Vorgeschichte (Zertifikat), Reise, die mitgenommenen Sachen - Die erste Zeit <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a (Lebenshaltungskosten), S3s landwirtschaftliche Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorbereitungslager<br />

<strong>in</strong> der Niederlausitz - Das Schicksal von Verwandten - Die Unruhen <strong>in</strong> Haifa 1936, Tätigkeiten se<strong>in</strong>es<br />

Vaters und se<strong>in</strong>er Schwestern <strong>in</strong> Haifa - Lehrzeit bei e<strong>in</strong>em Radiotechniker und erste Berufstätigkeit<br />

- S3s Geschwister (Ausbildung und spätere Berufstätigkeit) - Wie S3 und S2 sich kennengelernt<br />

haben, die Heirat 1949; e<strong>in</strong> romantisches Erlebnis aus der Zeit des Kennenlernens - S3s Teilnahme<br />

am Befreiungskrieg - Über den Reservedienst heute <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>. Weiteres zur Biographie, Lebense<strong>in</strong>stellungen,<br />

Er<strong>in</strong>nerungen (lose Gesprächsfolge): Die Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie - Die<br />

Sprachsituation <strong>in</strong> der von S2 besuchten Schwesternschule - Das Verhältnis von Bekannten zu<br />

Deutschland, zur deutschen Sprache - Rückblicke (u.a. über die <strong>in</strong> den 30er Jahren <strong>in</strong> die Schweiz<br />

geflüchteten Menschen; Situation <strong>in</strong> S2s Elternhaus vor der Auswanderung) - Das religiöse Leben<br />

S3s und S2s und ihrer K<strong>in</strong>der, Wohnsituation <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a zur Zeit der Immigration S3s, Lebensstandard<br />

heute <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>; das Fahrverbot am Schabbat - Über die Synagogen <strong>in</strong> Mannheim und Ladenburg<br />

heute; S2s Besuche <strong>in</strong> Ladenburg (e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe, die sich mit der Geschichte der<br />

Juden <strong>in</strong> Ladenburg beschäftigt) -S2s Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Schulfreund (positive Er<strong>in</strong>nerung an<br />

die Schule) - S3s E<strong>in</strong>schätzung der Bedeutung Goebbels', die bedrohliche Stimmung <strong>in</strong> Deutschland<br />

vor ihrer Auswanderung - Der Umgang von Verwandten mit ihren traumatischen Erlebnissen<br />

<strong>in</strong> Auschwitz - S3s E<strong>in</strong>drücke bei se<strong>in</strong>em ersten Deutschlandbesuch 1977 - Aktuelle Bedrohung Is-


63<br />

raels durch den Irak - Über Kahane, Rassismus, die E<strong>in</strong>stellung gegenüber Fremden im Judentum<br />

- Über Bibeln und Gebetbücher <strong>in</strong> deutscher Übersetzung für die deutschen Juden.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>082<br />

alte Bezeichnungen: XXV/55<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 16m 14s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: FL<br />

Sprechername: Friedel Loewenson (geb. Elfriede Hollenderski)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 82<br />

Geburtsort: Königsberg<br />

Biographische Daten: Gymnasium, Haushaltsschule <strong>in</strong> Hamburg, Ausbildung zur mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Laborant<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und dort als Laborant<strong>in</strong> und Sprechstundenhilfe tätig; 1932 Emigration nach<br />

Paläst<strong>in</strong>a; Hausfrau, Aufnahme von Pensionsk<strong>in</strong>dern.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung; lebendige, fast mädchenhafte Stimme. Überwiegend<br />

parataktische Satzanschlüsse, häufig mit 'und', 'da', 'dann'; trotz gelegentlichen Anakoluthen sehr<br />

flüssiges, gewandtes Erzählen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland bis zur Emigration: Mädchenname von S2 (Vater Russe) - Ausweisung<br />

aus Königsberg zu Beg<strong>in</strong>n des 1. Weltkriegs (Russen allg. ausgewiesen wegen Spionagegefahr),<br />

Abtransport der Familie an die Weser, Schule <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, 1916 mit Mutter zurück - Erste<br />

Erfahrungen: Ostpreußen antisemitischer als Berl<strong>in</strong> - Zionismus der Familie: Bruder (Arzt) hält<br />

1924 <strong>in</strong> Königsberg Vorträge über Paläst<strong>in</strong>a, besorgt nach se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>wanderung Zertifikate: Mutter<br />

emigriert 1926 (arbeitet als Lehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> Haifa) - Hachschara S2s <strong>in</strong> Hamburg (Haushaltsschule) -<br />

S2s Mann (nicht zionistisch; Fe<strong>in</strong>mechaniker, Abendkurse, Fachhochschulabschluss 1931, ke<strong>in</strong>e<br />

Arbeit wegen Nazismus) - 1930 Reise S2s nach Paläst<strong>in</strong>a (besucht Mutter <strong>in</strong> Haifa, Bruder an der<br />

Hebräischen Universität Jerusalem, Schwager <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kibbuz: S2 begeistert) - Entschluss zur<br />

Emigration 1932. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> und allgeme<strong>in</strong>e Themen über die deutsche Alija,<br />

Kultur und Sprache: Anfänge <strong>in</strong> Tel Aviv, 1934-1967 Jerusalem (seit 1940 mit Mutter, nach Bombardement<br />

Haifas) - Exkurs über das Leben ihrer Mutter und deren Familie (Freundschaft mit<br />

Schriftsteller Agnon seit Königsberg: Hebräischunterricht von se<strong>in</strong>er Frau; prom<strong>in</strong>enter jeckischer<br />

Freundeskreis der Mutter); Familiensprache <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> blieb Deutsch - Episoden aus der Zeit der<br />

Massene<strong>in</strong>wanderung deutscher Juden <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> seit 1933 (Verwandte; Begegnungen mit Arnold<br />

Zweig, Else Lasker-Schüler u.a.) - Das Sprachproblem allgeme<strong>in</strong> und S2s sprachliche Entwicklung<br />

(Deutsch mit ihren K<strong>in</strong>dern, Iwrit mit Enkeln; viel englische Lektüre, deutsche Landsmannschaften /<br />

Vorträge <strong>in</strong> drei Sprachen) - Leseprobleme im Hebräischen und deutsche Literatur - Erste Auslandsreise<br />

1965 <strong>in</strong> die Schweiz, seit 1967 auch nach Deutschland (nur <strong>in</strong> Gegenden, die sie früher<br />

nicht kannte) - In Deutschland Fragen nach ihrem "altmodischen" Deutsch.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>083<br />

alte Bezeichnungen: XXV/112<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 10m 51s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Hermann Joseph Mayer<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Wismar<br />

Biographische Daten: Kaufmännische Lehre <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst<br />

Mitarbeit <strong>in</strong> der (schon 1908 gegründeten) Buchhandlung des Vaters <strong>in</strong> Jerusalem, dann geme<strong>in</strong>sam<br />

mit se<strong>in</strong>em Bruder deren Leitung.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Sehr flüssiger, korrekter, sachlicher Redestil, oft lebhaft dialogisch,<br />

da Dreiergespräch. Klare, deutliche Aussprache.<br />

Inhalt: Die Buchhandlung des Vaters (gegr. Jerusalem 1908): K<strong>in</strong>dheitser<strong>in</strong>nerungen: Vater<br />

Kriegsdolmetscher im 1. Weltkrieg - Vater gründete die älteste europäische Buchhandlung <strong>in</strong> Jerusalem<br />

(1908-14) - Lebenslauf des Vaters: zionistische Motivation - Das Sortiment (Schulbücher <strong>in</strong>


64<br />

deutscher Sprache bis zum Sprachenkampf) - Rückkehr nach Deutschland zu Beg<strong>in</strong>n des 1. Weltkrieges<br />

(Weiterführung der Buchhandlung <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Wohnung bis 1933) - 1933 Auswanderung.<br />

Lebenslauf und Ansichten S2s: S2s Berufsweg (Lehre London; Übernahme der Buchhandlung<br />

vom Vater 1978) - Neuaufbau der Buchhandlung nach 1933 und heutiges Sortiment - Buchhändler<br />

als typischer Emigrantenberuf (Antiquariate etc.) - Iwritkenntnisse von Vater und Söhnen -<br />

E<strong>in</strong>schub: Lebenslauf von Frau Du-nour (1927 <strong>in</strong> Tel Aviv geboren, Eltern jedoch bis 1939 zweimal<br />

zurück nach Prag) - [Unterbrechung durch Sirenen: Gedenkm<strong>in</strong>uten] - Hebräischkenntnisse der<br />

beiden Brüder Mayer (vom Schulbesuch abhängig ganz unterschiedlich) - Weitergabe des Deutschen<br />

an die K<strong>in</strong>der - Problem des Akzentes im Deutschen, Hebräischen und allgeme<strong>in</strong> - Sprachengebrauch<br />

<strong>in</strong> der Familie S2s - Problem der Überlieferung der deutsch-jüdischen Tradition<br />

(Schulprogramm: Aufsätze über die Wurzeln der Familie) - Deutschunterricht an der Universität <strong>in</strong><br />

<strong>Israel</strong>: heute relativ niedriges Niveau - Über Tradierungswürdiges und heutige Allgeme<strong>in</strong>bildung -<br />

Vergleich Europa - Amerika - S2s Mitgliedschaften <strong>in</strong> deutschsprachigen Vere<strong>in</strong>igungen (Logen; israelisch-deutsche<br />

Gesellschaft) - E<strong>in</strong>fluss der aktuellen Ereignisse auf deutsch-israelische Beziehungen<br />

- Frage nach dem Interesse der Jugendlichen an Deutschland (S2: langsam bricht das<br />

Schweigen - Frau Du-nour: ke<strong>in</strong> Interesse bei ihren K<strong>in</strong>dern aufgrund des Schicksals der Großeltern).<br />

Anmerkung: mit anwesend: Miryam Du-nour<br />

Kennung: <strong>IS</strong>084<br />

alte Bezeichnungen: XXV/56<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 20m 36s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HM<br />

Sprechername: Hugo Hans Mendelsohn<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 73<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Gymnasium; 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst im Kibbuz, dann<br />

Telefonist, später Handels- und Banklehre, Kaufmann; auch journalistisch tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung; umgangssprachliche E<strong>in</strong>schläge auf<br />

der morphologischen Ebene. Thematisch bed<strong>in</strong>gter Wechsel im Redestil zwischen sehr schriftsprachlich<br />

orientierten Berichten und Argumentationen sowie lebhaften, eher sprechsprachlichen<br />

Erzählpassagen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Elternhaus (Vater Arzt), Schule - Entschluss zur Auswanderung<br />

mit Jugendalija gegen Willen der Eltern - E<strong>in</strong>stellung der Eltern zum Judentum (bewusst jüdisch,<br />

aber "deutsches Haus") - S2s "jüdische Studien" (früher Hebräischunterricht, Jugendbewegung<br />

'Blau-Weiß') - Offenes Haus und liberale E<strong>in</strong>stellung der Familie - Berufliche Stellung des Vaters<br />

(prom<strong>in</strong>ente Patienten) - Standardme<strong>in</strong>ung von der Harmlosigkeit der Nazis 1934; Bleibeparolen<br />

deutscher Rabb<strong>in</strong>er - S2s E<strong>in</strong>schätzung des Berl<strong>in</strong>s der 20er Jahre. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>:<br />

Verlauf der Auswanderung (Gruppenleiter<strong>in</strong> Recha Freier) - Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: erster E<strong>in</strong>druck:<br />

Schock - E<strong>in</strong>schub: Erlebnis <strong>in</strong> Deutschland vor der Abreise bestärkt se<strong>in</strong>en Entschluss -<br />

Erste Tage im Kibbuz, Sprachsituation, schweres E<strong>in</strong>leben (deutsche Gruppe fühlt sich als Fremdkörper)<br />

- Trennung vom Kibbuz - S2s Anfänge <strong>in</strong> Tel Aviv (Telefonist). Sporadische Fortsetzung<br />

der Biographie; E<strong>in</strong>stellungen zur deutschen Kultur: Vergleich deutsche und israelische Kultur -<br />

Verhaftung im Deutschen: beruflich (Journalistenkurs) und teilweise sozial - S2s Aufgabe bei der<br />

Hagana im Weltkrieg (Episode) - Über S2s jüdische Kultur und se<strong>in</strong>e Beziehung zur deutschen<br />

Kultur - Nachkriegszeit: Beschäftigung mit dem Holocaust - S2s journalistische Tätigkeit, Gründe<br />

für die Wahl der deutschen Sprache (gewisse kritische E<strong>in</strong>stellung zur hebräischen Kultur) -<br />

Sprachsituation der K<strong>in</strong>der - Beiträge Deutschlands und der deutschen Juden zum Aufbau Paläst<strong>in</strong>as<br />

- Über das "Jeckentum" - E<strong>in</strong>stellung der Enkel zu Deutschland - Erlebnisse bei Reisen S2s<br />

durch das heutige Deutschland, Besuch <strong>in</strong> Ostberl<strong>in</strong> - Ambivalente E<strong>in</strong>stellung gegenüber Deutschland,<br />

Erlebnis beim ersten Besuch <strong>in</strong> Deutschland 1952 (Notlandung auf Weg nach USA) - Über<br />

die Entwicklung der deutschen Sprache.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>085<br />

alte Bezeichnungen: XXV/57<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv


65<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 03s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HM<br />

Sprechername: Dr. He<strong>in</strong>rich Mendelssohn<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 80<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Studium (Mediz<strong>in</strong>, Zoologie); 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Fortsetzung<br />

des Studiums, Promotion <strong>in</strong> Zoologie, Professor der Zoologie an der Universität Tel Aviv; <strong>in</strong>ternationaler<br />

Experte für Arten- und Umweltschutz.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Berl<strong>in</strong>erische Färbung; sehr unterschiedlicher Sprechrhythmus,<br />

häufig schnell. Flüssiger, lebhafter, ungezwungener Redestil mit vielen Charakteristika gesprochener<br />

Sprache (Ellipsen, Wiederaufnahmeformen, Ausklammerungen, etc.), vorwiegend parataktisch<br />

reihend; viele Hörersignale und evaluative Kurzkommentare.<br />

Inhalt: Zur aktuellen (Berufs-)Tätigkeit S2s: S2s Arbeit im Institut der Universität Tel Aviv - S2s Beschäftigung<br />

mit dem Naturschutz - Geschichte der Zoologie <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>. Lebensweg und Erfahrungen<br />

<strong>in</strong> Deutschland: S2s Werdegang und Studium - Ausflüge mit dem Vater (zoologische Interessen) -<br />

Elternhaus (Familie zurückgehend auf Bruder von Moses Mendelssohn); völlig assimilierte Familie<br />

- Beitritt zur Zionistenvere<strong>in</strong>igung 'Blau-Weiß' (E<strong>in</strong>willigung des Vaters, weil dort Ausflüge gemacht)<br />

- Gesellschaftlicher Verkehr der Eltern (kaum Verkehr mit getauftem Teil der Familie) - Besuch e<strong>in</strong>er<br />

re<strong>in</strong> "arischen" Schule (christliche Religionsstunden) - Episode über S2s Erfahrung, e<strong>in</strong> Jude<br />

und damit anders zu se<strong>in</strong> - Äußerungen zum Zionismus (S2 seit 1922 überzeugter Zionist) - S2s<br />

Studium <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und die Situation der Juden am Institut - Episode: Bedrohung durch Mitstudenten<br />

an der Charité, S2s Erfahrungen mit nationalsozialistischer Brutalität bis zur Auswanderung - Über<br />

das Schicksal anderer Verwandter - Auswanderung der Eltern 1935. S2s Situation und E<strong>in</strong>stellungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: S2s Sprachsituation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (Schwierigkeiten des Hebräischlernens) - Thema "M<strong>in</strong>derheitenprobleme"<br />

- Sprachliche Situation mit S2s Frau (Sabre, Eltern aus Russland) - E<strong>in</strong>schub<br />

se<strong>in</strong>er Frau auf Deutsch (die nur kurz here<strong>in</strong>kommt) - S2s Verhältnis zu landsmannschaftlichen<br />

Gruppierungen (gelegentliche Vorträge) - Über den Traditionsverlust der e<strong>in</strong>gewanderten Juden aller<br />

Kulturkreise, Bräuche und Beziehungen der verschiedenen Gruppen zue<strong>in</strong>ander - Über die<br />

Entwicklung im Land: z.B. ökologische Zerstörung - Über Jecken- und Deutschtum - Reisen nach<br />

Deutschland (1. Reise: Kongress <strong>in</strong> Starnberg/Konrad Lorenz 1957) - Über den Stammbaum der<br />

Familie - S2s Akzeptanz der Rückkehr von Juden nach Deutschland - Über Literatur <strong>in</strong> deutscher<br />

Sprache - S2s Leben <strong>in</strong> drei Sprachen - Äußerungen zum Stichwort "Me<strong>in</strong> Judentum", heutige E<strong>in</strong>stellung<br />

zu Religion und Judentum - Zur momentane Lebenssituation - Äußerungen zum Golfkrieg<br />

(Unverständnis über Demonstrationen <strong>in</strong> Deutschland).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>086<br />

alte Bezeichnungen: XXV/20<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Kibbuz Dalija<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 48m 10s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: FM<br />

Sprechername: Dr. Mirjam Michaelis (geb. Lotte Adam)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Studium (Germanistik/Philosophie/Zeitungswissenschaften), Promotion,<br />

Schriftsteller<strong>in</strong> (Lyrikpreis); Umschichtung <strong>in</strong> Holland, Deutschland und Dänemark, Arbeit mit zionistischen<br />

Jugendgruppen; 1938 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; seitdem im Kibbuz, u.a. <strong>in</strong> Küche,<br />

Orangenplantage, Fabrik sowie als Krankenschwester und <strong>in</strong> verschiedenen Ämtern tätig; daneben<br />

schriftstellerische Tätigkeit.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. In den längeren monologischen<br />

Partien sehr normgetreu durchgehaltene, komplexe, hypotaktische Satzkonstruktionen, daneben<br />

auch spontaneres Sprechen. Leicht brüchige, belegte Stimme, aber deutliche, nachdrückliche<br />

Sprechweise.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>086<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: HM


66<br />

Sprechername: Micha Michaelis (ehem. Fritz Michaelis)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Zunächst kaufmännischer Beruf, dann Sozialarbeiterausbildung angefangen;<br />

Umschichtung <strong>in</strong> Holland, Deutschland und Dänemark, Arbeit mit zionistischen Jugendgruppen;<br />

1938 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; seitdem im Kibbuz, u.a. <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>bruch, Obstbau, Fabrik und<br />

Verwaltung tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung; etwas brüchige, doch markante<br />

Stimme. Gelegentlich hebräische Ausdrücke und Suche nach deutschen Wörtern. Innerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Dreiergesprächs oft kurze Sätze und Verlebendigung durch direkte Rede, jedoch auch häufig geschlossene<br />

längere Erzählpassagen mit langen, reihenden Satzkonstruktionen; Neigung zu Selbstkorrekturen.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>086<br />

Inhalt: Die Lebenswege der Eheleute bis zur Emigration: Frage nach dem Kennenlernen des Ehepaars<br />

- S2s Jugend <strong>in</strong> Deutschland (Wunsch, Schriftsteller<strong>in</strong> zu werden; Elternhaus, wirtschaftliche<br />

Probleme) - S2s frühe Beziehung zum Zionismus - S2s Studium und Berufsziel; Mitgliedschaft im<br />

Schutzverband deutscher Schriftsteller; Förderung durch Erich Mühsam - Themen/Richtung von<br />

S2s literarischem Werk (stark expressionistisch) - Auflösung des Verbandes 1933: Entschluss S2s,<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a zu gehen - S3s Erzählung vom Kennenlernen se<strong>in</strong>er Frau - S3s Lebensweg bis<br />

1933: gutbürgerliche Familie (Vater jedoch Sozialist, Mutter Musiker<strong>in</strong>) - Begabung und Karriere<br />

der Geschwister, S3 das "schwarze Schaf" - Episode: Erste Begegnungen S3s mit dem Antisemitismus<br />

<strong>in</strong> der Schule und <strong>in</strong> der Jugendbewegung - S3 verlässt Schule mit 14, beg<strong>in</strong>nt Kaufmannslehre<br />

- S3s E<strong>in</strong>stellung zum Zionismus; Arbeit <strong>in</strong> deutsch-jüdischer Jugendbewegung - Ausbildung<br />

S3s zum Sozialarbeiter, aber Ausschluss als Jude - Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Blumenladen - Verhaftung des<br />

Bruders (Kommunist) und S3s E<strong>in</strong>satz für se<strong>in</strong>e Befreiung aus dem KZ (lange Erzähung) -<br />

Hachschara <strong>in</strong> Holland, S3 begegnet S2 wieder - Geme<strong>in</strong>same Betreuung e<strong>in</strong>er Jugendgruppe<br />

vom He-Chaluz - S2s und S3s Hochzeit auf dem Ausbildungsgut Schnieb<strong>in</strong>chen - Weiterarbeit mit<br />

e<strong>in</strong>er Gruppe <strong>in</strong> Dänemark - Wunsch nach Auswanderung: Rückkehr nach Berl<strong>in</strong>, Verfolgung S2s<br />

durch die Gestapo, Flucht - Schicksal von S2s Mutter: Tod im KZ; Briefe der Mutter aus Berl<strong>in</strong> bis<br />

1942. Der weitere Lebensweg <strong>in</strong> Kibbuz Daliah: Anfänge im Lande - Nachtrag: Flucht über Italien<br />

(Aufenthalt ohne Geld), Erfahrung auf dem Schiff und Ankunft <strong>in</strong> Haifa - Erstes Erlebnis <strong>in</strong> Haifa<br />

(überrascht vom Ausgehverbot) - S3: Empfang durch den F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister, Entscheidung für e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Gruppe, erster E<strong>in</strong>druck im Kibbuz - Erste Arbeiten: S3: Ste<strong>in</strong>bruch, Orangenplantage,<br />

S2: Küche, Plantage - Schnelle Integration, aber Sprachprobleme; spätere Aufgabenbereiche -<br />

Aufbau des Kibbuz Daliah - S3s E<strong>in</strong>satz für Entschädigungszahlungen von Kibbuzmitgliedern -<br />

Episode: während Deutschlandreise antisemitisches Erlebnis <strong>in</strong> Essen, Gerichtsverhandlung, S2<br />

wird aus <strong>Israel</strong> geschickt, um S3 beizustehen - Besuch bei alter Lehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Briefwechsel<br />

- Er<strong>in</strong>nerungen an die Anfänge im Land (S2: Krankenpflege, S3s Erlebnis bei Nachtwachen) - S3s<br />

Liebl<strong>in</strong>gsbeschäftigung: Betreuung von Volontären im Kibbuz (Vermittlung von Volontärsgruppen:<br />

Problem: Zulassung von Deutschen); S3s Motive, Verständigung zu suchen - Negatives Erlebnis<br />

mit Besuchern im Kibbuz - S2s Ehrenämter im Kibbuz und Arbeit <strong>in</strong> der Fabrik - S2s E<strong>in</strong>stellung<br />

zur schriftstellerischen Tätigkeit und ihr Selbstverständnis als Arbeiter<strong>in</strong> - S3 über die "Kibbuz-<br />

Ethik" - Jüngere Generationen im Kibbuz; Schicksal des Schwiegersohnes - Weitere Aspekte zu<br />

S2s schriftstellerischer Tätigkeit und Mitgliedschaft im hebräischen und deutschen Schriftstellerverband<br />

- Assoziationen und sprachliche Tiefe im Hebräischen - E<strong>in</strong>fluss der Emigration auf S2s<br />

Lebensweg - S3s Beziehung zum Judentum - Emigration als Bruch, aber Realisierung der Weltanschauung:<br />

Kibbuz ist Lebens<strong>in</strong>halt für S2 und S3.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>087<br />

alte Bezeichnungen: XXV/58<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 19m 32s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EM<br />

Sprechername: Eva Michaelis-Stern (geb. Stern)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 87<br />

Geburtsort: Breslau<br />

Biographische Daten: Schule zuletzt <strong>in</strong> Hamburg, dort später Gymnastiklehrer<strong>in</strong>, eigene Gymnas-


67<br />

tikschule, 1928 e<strong>in</strong> halbes Jahr Aufenthalt <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (Ben Schemen), wegen Krankheit zurück,<br />

ab 1933 leitend <strong>in</strong> der Jugend-Alija <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; 1938 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; 1938-45 Gesandte<br />

der Jewish Agency <strong>in</strong> London, danach weiter <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a für die Jugend-Alija tätig; später Gründung<br />

e<strong>in</strong>er Gesellschaft zum verantwortlichen Handeln; Arbeit für geistig Beh<strong>in</strong>derte (Hospitalgründung);<br />

Vortragstätigkeit; Mitarbeit bei der Neuherausgabe der Schriften ihrer Eltern, des Psychologen<br />

William Stern und se<strong>in</strong>er Frau Clara.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Im allgeme<strong>in</strong>en ruhiger und reflektierter Redestil mit<br />

Neigung zu umfangreichen, bevorzugt parataktisch reihenden Satzgebilden; <strong>in</strong> szenischen Darstellungen<br />

jedoch wesentlich lebhafter und spontaner, mit häufigen Selbstkorrekturen und Konstruktionsänderungen.<br />

Etwas brüchige Stimme.<br />

Inhalt: K<strong>in</strong>dheit und Jugend: K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Breslau, Feier des Weihnachtsfestes - Mutter Clara und ihr<br />

(<strong>in</strong> der Psychologie berühmtes) Buch über ihre drei K<strong>in</strong>der - Schulische Laufbahn, Berufswünsche -<br />

Berufung des Vaters auf e<strong>in</strong>en Lehrstuhl nach Hamburg, dortiger Antisemitismus - Ausbildung zur<br />

Gymnastiklehrer<strong>in</strong> - S2s Begegnung mit jüdischen Kreisen. Paläst<strong>in</strong>a-Aufenthalte <strong>in</strong> den 20er Jahren:<br />

Erster Besuch S2s <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a 1926, Sorge der Eltern - Erste E<strong>in</strong>drücke bei der Ankunft <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a (Schock über arabische Bevölkerung) - Rückkehr nach Hamburg: Eröffnung e<strong>in</strong>er Gymnastikschule<br />

- 1928 zu Dr. Siegfried Lehmann <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>derdorf Ben-Schemen <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, Rückkehr<br />

wegen Krankheiten (Freude ihres Vaters) - Über S2s Aufenthalt <strong>in</strong> Ben-Schemen - Anschluss von<br />

Ben-Schemen u.a. an die Jugendalija (Zusammenarbeit von Berl<strong>in</strong> aus) - E<strong>in</strong>e amüsante Episode<br />

aus S2s Zeit <strong>in</strong> Ben-Schemen (e<strong>in</strong> Scheich hält um ihre Hand an). 1929-1938 <strong>in</strong> Deutschland: zionistisches<br />

Engagement, Gefahren: Rückkehr nach Deutschland - Betreuung ihrer Schwester im<br />

Gefängnis - 1929-33 Gymnastikschule <strong>in</strong> Hamburg - S2s Engagement <strong>in</strong> der Jugendalija <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

(Leitung 1933-38) - Gründe für S2s Auswanderung: Verrat durch ehemalige Mitarbeiter<strong>in</strong>, Konfrontation<br />

mit der Gestapo, Verhör - Weitere Versuche der Verräter<strong>in</strong>, S2 zu erpressen - S2s Vorsprache<br />

bei Eichmann und sofortige Auswanderung - S2s Familie: Grund für Verhaftung der Schwester,<br />

Entlassung des Vaters aus dem Dienst, Auswanderung der Eltern nach USA, Auswanderung<br />

des Bruders (Philosoph Günther Anders) - Episode: Verhaftung ihrer Schwäger<strong>in</strong> Hannah Arendt -<br />

Weiteres Schicksal der Geschwister. Kriegszeit <strong>in</strong> England, endgültige E<strong>in</strong>wanderung nach Paläst<strong>in</strong>a<br />

1945; weiterer Lebensweg: Festsitzen S2s <strong>in</strong> England bis 1945: Vor- und Nachteile - Sprache<br />

S2s mit ihrem Sohn; Exkurs: spätere berufliche Karriere des Sohnes beim deutschen Fernsehen -<br />

S2s Weg nach 1945: Leitung des Jugendalija-Büros <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (7 Jahre) - Erste Kontakte zu<br />

Deutschland (Episode: Ankunft e<strong>in</strong>es Transports von K<strong>in</strong>dern aus Bergen-Belsen) - Weitere Lebensstationen:<br />

Gründung e<strong>in</strong>er Society für verantwortliches Handeln, Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Heim für<br />

geistig Beh<strong>in</strong>derte (20 Jahre) - Gesellschaftliche Kontakte (meist Englisch und Deutsch) - Verlust<br />

der Traditionen durch Verpöntse<strong>in</strong> des Deutschen.<br />

Anmerkung: im letzten Teil mit anwesend: Miryam Du-nour; zwischendurch Kurzbesuch des<br />

Sohns<br />

Kennung: <strong>IS</strong>088<br />

alte Bezeichnungen: <strong>IS</strong>059<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 26s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Gershon Monar (ehem. Günter Mundstock)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 67<br />

Geburtsort: Leipzig<br />

Biographische Daten: Gymnasium, Privatschule (nicht beendet), Umschichtung (Landwirtschaft);<br />

1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst Mitarbeit <strong>in</strong> der Landwirtschaft der Eltern, dann Busfahrer,<br />

schließlich Reiseleiter.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Nur gelegentlich deutlichere sächsische Färbung. Ruhiger, weitgehend<br />

normgerechter, parataktischer Berichtsstil.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: E<strong>in</strong>zelheiten über den deutschen und hebräischen Namen - Er<strong>in</strong>nerung<br />

an Jugend, Schulzeit - Entschluss des Vaters auszuwandern, trotz unzionistischer E<strong>in</strong>stellung<br />

(nach Informationsreise 1936) - Elternhaus (gutbürgerliche Verhältnisse) - Hachschara <strong>in</strong><br />

Gut W<strong>in</strong>kel - Exkurs: Pläne, Leipzig und Halle zu besuchen. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>, <strong>in</strong>tensive<br />

Beziehung zu Deutschen als Reiseleiter: Auswanderung über Triest trotz Kriegsausbruch<br />

(Lift, Abschied) - Neuanfang <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (erste E<strong>in</strong>drücke) - Ausbildung (erzwungender Verzicht<br />

se<strong>in</strong>er Altersgruppe auf akademische Laufbahn) - Wirtschaftliche Selbstständigkeit der Eltern (klei-


68<br />

ne Landwirtschaft) - Sprache (Deutsch: Vater lernt nie Hebräisch) - Reflexionen zur Situation der<br />

Eltern - Arbeits- und Lebenssituation während des 2. Weltkrieges <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Geschichte se<strong>in</strong>er Frau<br />

(<strong>in</strong> Gut W<strong>in</strong>kel kennengelernt, Frau danach 6 Jahre <strong>in</strong> England, bei illegaler E<strong>in</strong>wanderung 1946<br />

vier Monate <strong>in</strong> Zypern <strong>in</strong>terniert, 1947 Heirat) - Wohnverhältnisse (Wohnungsneubau 1956) - Berufliche<br />

Tätigkeiten - Sprachliche Situation (zu Hause Deutsch, allmählich Hebräisch durch Beruf) -<br />

Beziehung zum Deutschen und Englischen - Schicksal der Familie se<strong>in</strong>er Frau im NS-Deutschland<br />

(Deportation) - Verhältnis se<strong>in</strong>er Eltern zur Frau - Genaueres über das Leben se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> England<br />

bis 1946 - S2s Ausbildung zum Reiseleiter ab 1953; Begegnung mit Deutschen (v.a. Pilgerreisenden)<br />

- "Nationaleigenschaften" der Jeckes - Vortragsreisen <strong>in</strong> Deutschland - Vergleich: Deutsch<br />

der Jeckes - Deutsch der heutigen Deutschen - Verfassen zweier Bücher über Er<strong>in</strong>nerungen an die<br />

Pilgergruppen und Leben mit se<strong>in</strong>er Frau ("Ruth und ich - e<strong>in</strong> Leben lang").<br />

Kennung: <strong>IS</strong>089<br />

alte Bezeichnungen: XXV/21<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 32m 32s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Ishak Naor (ehem. Lerner)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 80<br />

Geburtsort: Bielitz<br />

Biographische Daten: Aufgewachsen <strong>in</strong> Mährisch-Ostrau; Mitarbeit <strong>in</strong> der Kartonagenfabrik des<br />

Vaters; 1939-40 und 1942-44 <strong>in</strong> verschiedenen Lagern, dann im Untergrund; 1946 Emigration über<br />

Ungarn und Italien nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Mitarbeit im Betrieb des älteren Bruders, dann geme<strong>in</strong>sam<br />

mit dem jüngeren Bruder selbständig (Kartonagen, Elektronik).<br />

Sprachliche Besonderheiten: In phonetischer H<strong>in</strong>sicht hochösterreichische Basis mit mährischschlesischer<br />

Färbung; überwiegend langsam sprechend. Auffällig: nichtstandardsprachliche Numerus-<br />

und Kasusverwendung. Wortstellungsbesonderheiten, v.a. Verbzweitstellung im Nebensatz,<br />

ke<strong>in</strong>e Satzklammer im Hauptsatz (tschechischer oder jiddischer E<strong>in</strong>fluss?). Lange Erzählpassagen<br />

mit klarer, e<strong>in</strong>facher Satzgestaltung.<br />

Inhalt: Leben <strong>in</strong> Lagern und im Untergrund bis 1945: Erklärungen zum Namen Naor - Ankunft <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a 1946 - Berichte über verschiedene Lager seit 1939, Umschulung, Alltag im Lager und<br />

beg<strong>in</strong>nende Deportation (Rettung se<strong>in</strong>er zukünftigen Frau) - Slowaken-Aufstand 1944, Besetzung<br />

durch Deutsche - Leben im Untergrund, Erlebnis des Kriegsendes. Von der Befreiung 1945 bis zur<br />

E<strong>in</strong>wanderung <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a 1946: Nach Budapest, wo Großvater se<strong>in</strong>er Frau (Rabb<strong>in</strong>er) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

geschützten Schweizer Haus überlebt hat - Fahrt nach Mährisch-Ostrau, um überlebende Verwandte<br />

zu suchen (Episode <strong>in</strong> ehemaliger Fabrik se<strong>in</strong>es Vaters: "Sie s<strong>in</strong>d nicht Seife?" - Entschluss<br />

auszuwandern) - Mit Gruppe, die illegale E<strong>in</strong>wanderung nach Paläst<strong>in</strong>a plant, über Österreich<br />

(Erlebnis <strong>in</strong> Judenburg) nach Italien - Probleme mit den Engländern, den illegalen Transport<br />

aus La Spezia ausreisen zu lassen (E<strong>in</strong>schaltung des (jüd.) englischen Innenm<strong>in</strong>isters); nach Hungerstreik<br />

Zertifikate. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> sowie Rückblick auf die K<strong>in</strong>dheit: Arbeit <strong>in</strong> der<br />

Firma se<strong>in</strong>es Bruders, danach 40 Jahre selbständiges Geschäft (Lautsprecher, Elektronik) - Er<strong>in</strong>nerungen<br />

an Elternhaus und Schulzeit (Anekdoten) - Beteiligung an zionistischer Organisation, religiöse<br />

E<strong>in</strong>stellung des Elternhauses - Sprachliche Priorität des Deutschen <strong>in</strong> der Familie (nicht<br />

Tschechisch, Ungarisch; nur Eltern manchmal "Jargon"=Jiddisch) - Aufenthalte <strong>in</strong> Deutschland früher<br />

und heute - Verhältnis zum Iwrit (von K<strong>in</strong>d an gewöhnt, doch nie richtig gelernt) - E<strong>in</strong>stellung<br />

zur Religion (konservativ, doch nicht orthodox) - Lektüre: deutschsprachige Zeitung und englische<br />

'Jerusalem Post' - Heutiges Verhältnis zu Deutschland (trotz allem e<strong>in</strong>e "Ader für das Deutsche") -<br />

Über Antisemitismus <strong>in</strong> Deutschland und Österreich heute.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>090<br />

alte Bezeichnungen: XXV/22<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 41m 56s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EO<br />

Sprechername: Efraim Orni (ehem. Fritz Schwarzbaum)


69<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 76<br />

Geburtsort: Breslau<br />

Biographische Daten: 1933 Abitur, Aufenthalt <strong>in</strong> Dänemark, nach Rückkehr Umschichtung<br />

(Landwirtschaft), Hebräischlehrer; 1938 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst Lehrersem<strong>in</strong>ar, dann<br />

im Kibbuz (Landwirtschaft), später Beamter beim Jüdischen Nationalfonds, daneben<br />

Geographiestudium, Geographielehrer, Fachpublikationen und journalistische Tätigkeit.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Prononcierte Hochlautung. Stark durchstrukturierter, souverän gesprochener<br />

Text <strong>in</strong> variierenden Stilmustern mit sehr schriftsprachlicher, oft komplexer Satzgestaltung,<br />

überwiegend argumentativ-sachlich im Wechsel mit stärker narrativen, parataktischeren Passagen.<br />

Inhalt: Der Lebensweg bis zur Auswanderung: Familie S2s (religiös, Vater Frontsoldat, deutschbewusst)<br />

- Erste Konfrontationen mit Antisemitismus <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit - Schulzeit am humanistischen<br />

Gymnasium, gute Leistungen der jüdischen Schüler: Erklärungsversuch - Die jüdische Jugendbewegung<br />

('Kameraden'): ursprüngliche Ziele und Teilung - Berufswunsch Journalist, Scheitern durch<br />

Machtergreifung Hitlers - Trauma bei der Abiturfeier 1933 (Mitschüler nationalsozialistisch begeistert)<br />

- E<strong>in</strong> dummer Streich S2s und se<strong>in</strong>e Konsequenzen: Flucht nach Dänemark - F<strong>in</strong>anzielle Notlage<br />

der Eltern seit Inflation (Unterstützung durch S2 seit 1935) - S2s Rückkehr nach Breslau 1935<br />

und Beitritt zum He-Chaluz, Ausbildung zum Hebräischlehrer am Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar,<br />

Hebräischlehrer <strong>in</strong> Oberschlesien - Auswanderung vieler Geme<strong>in</strong>demitglieder - Arbeit als Lehrer <strong>in</strong><br />

Gut W<strong>in</strong>kel (Januar bis Oktober 1938) - Auswanderung mit Studentenzertifikat (drei Tage vor "Kristallnacht")<br />

- Ermordung des Vaters <strong>in</strong> Buchenwald - Tod der Mutter, unklares Schicksal weiterer<br />

Verwandter. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfänge im Kibbuz Hasorea - Sprachsituation: großenteils<br />

Hebräisch - Verlassen des Kibbuz (da leicht körperbeh<strong>in</strong>dert); Beamter <strong>in</strong> Jerusalem - Leben<br />

se<strong>in</strong>er Frau - Namensänderung vor Eheschließung 1943 - Spezialisierung im Beruf: Arbeit als<br />

Geographielehrer, nebenbei Studium - S2s Lehrbuch über <strong>Israel</strong>kunde: viele Auflagen <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Sprachen - Jobs während des Studiums, Beruf der Frau; Sprachsituation mit Frau und deren<br />

Verwandten - Schreiben, Vorträge, Exkursionsleitungen <strong>in</strong> drei Sprachen. E<strong>in</strong>stellungen zur<br />

Sprache, zu Deutschland, zu <strong>Israel</strong> heute: Wiedersehen mit Deutschland durch Vortragsreisen seit<br />

1967/68 - Wandel der E<strong>in</strong>stellung gegenüber <strong>Israel</strong> <strong>in</strong> der jüngeren deutschen Generation, proisraelische<br />

Haltung der Kollegen aus Deutschland - Problematik <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (anderes Denken der Araber),<br />

negative Auswirkungen auf E<strong>in</strong>stellung der Jugend - Pr<strong>in</strong>zipien der Spracherziehung zur Zeit<br />

S2s <strong>in</strong> Deutschland und legerere Haltung der jungen Leute heute gegenüber der Sprache - Beispiele<br />

für E<strong>in</strong>bürgerung grammatischer Fehler im Hebräischen, Prägung von Fachausdrücken im<br />

Hebräischen - Sprache der Fachliteratur, andere Literatur - Zur Sprache des 'Spiegel' - Gründe für<br />

Bevorzugung des Deutschen bei S2s Lektüre und beim Verfassen eigener Gedichte (Tiergedichte):<br />

Vorlesen von selbst verfassten Gedichten - Probleme der Übersetzung se<strong>in</strong>er Gedichte - Weitere<br />

Themen zu Deutschland, zur deutschen Sprache und zum Judentum (fehlender Bezug zu<br />

Deutschland: Heimat war Oberschlesien; über Ben Chor<strong>in</strong>; S2s Jeckentum und allgeme<strong>in</strong> positive<br />

Eigenschaften der Jeckes; Eigenschaften anderer Gruppen: Ostjuden und Orientalen; Konfrontation<br />

S2s mit den heutigen Deutschen) - S2s Leben im Rückblick, E<strong>in</strong>stellung zum Judentum, heutige<br />

Situation <strong>Israel</strong>s.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>091<br />

alte Bezeichnungen: XXV/113<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1992<br />

Aufnahmedauer: 2h 08m 33s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Dr. Salomo Pappenheim<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 66<br />

Geburtsort: Halberstadt<br />

Biographische Daten: Ab 1929 <strong>in</strong> München; Volksschule; 1939 Emigration nach England, 1940<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a; Jeschiwa, Rabb<strong>in</strong>er<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Wechsel von komplexen, sehr korrekten Satzkonstruktionen<br />

<strong>in</strong> den argumentativen oder sachlich berichtenden Teilen mit kürzeren emphatischen<br />

Äußerungen <strong>in</strong> Erlebnisschilderungen. Teilweise gewählte, manchmal bildhafte Ausdrucksweise.<br />

Starker Wechsel <strong>in</strong> der Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit.


70<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland und die Herkunft der Familie: Elternhaus, Vorfahren - Neoorthodoxie<br />

der Familie - Leben <strong>in</strong> München - Gründe für die spätere Emigration der Eltern und das Zögern<br />

vieler Juden, Deutschland zu verlassen - Politische Situation <strong>in</strong> Deutschland: der Umschwung<br />

am 10. November 1938 - Die deutsche Kultur der Juden - Rabb<strong>in</strong>er Hirsch - Schicksal der<br />

Großeltern (Bergen-Belsen) - Emigration der Eltern und Geschwister nach Paläst<strong>in</strong>a (über Umwege)<br />

- Er<strong>in</strong>nerung an die "Kristallnacht" - Se<strong>in</strong> Verhältnis <strong>in</strong> Deutschland zur nicht-jüdischen Umgebung<br />

- Leben <strong>in</strong> der NS-Zeit: differenzierte Beurteilung des Verhaltens der Deutschen - Ursprüngliche<br />

Berufswünsche. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfänge der Eltern <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (Jerusalem),<br />

Berufe - Se<strong>in</strong>e (Aus-)Bildung (autodidaktisch; Doktorat <strong>in</strong> Psychologie über Freud) - Sprachsituation:<br />

beherrscht vier Sprachen: Jiddisch, Deutsch, Hebräisch, Englisch - K<strong>in</strong>der und Enkel - Engagement:<br />

Tätigkeit <strong>in</strong> streng orthodoxer Geme<strong>in</strong>de ("Austrittsgeme<strong>in</strong>de") - Verhältnis zum israelischen<br />

Staat; se<strong>in</strong> Ideal von e<strong>in</strong>em soziologischen Gebilde: Theokratie - Tätigkeiten der K<strong>in</strong>der - Eigene<br />

Tätigkeit als Rabb<strong>in</strong>er - Unterschied: Rabb<strong>in</strong>er - Lehrer <strong>in</strong> Jeschiwa - L<strong>in</strong>ien der heutigen Orthodoxie:<br />

Spezialisierung - Verhältnis des Vaters zu den Ostjuden - E<strong>in</strong>gewöhnung der Eltern <strong>in</strong> <strong>Israel</strong><br />

- Zur Term<strong>in</strong>ologie: "rechts" - "l<strong>in</strong>ks" - Def<strong>in</strong>ition/Beschreibung des/se<strong>in</strong>es Judentums (sozial,<br />

antizionistisch) - Persönliches Fazit: Wertschätzung aller Religionen.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>092<br />

alte Bezeichnungen: XXV/60<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 32m 12s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: PP<br />

Sprechername: Paula Pariser (geb. Altmann)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 89<br />

Geburtsort: Nürnberg<br />

Biographische Daten: Postbeamt<strong>in</strong>, Sekretär<strong>in</strong> <strong>in</strong> zionistischer Ortsgruppe; 1933 Emigration nach<br />

Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz, dann im Moschaw, später Hausfrau und Mitarbeit im Büro ihres<br />

Mannes.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ostfränkisch-nordbairische Färbung ("Nürnbergerisch“; z. B. b<strong>in</strong>nendeutsche<br />

Konsonantenschwächung). Ruhige, überlegte, nachdrückliche Sprechweise; meist<br />

kurze, präzise Sätze. Lebhafte, kräftige Stimme.<br />

Inhalt: Leben und Elternhaus <strong>in</strong> Deutschland: Elternhaus - Schulischer Werdegang und Berufswunsch,<br />

Arbeitssituation <strong>in</strong> Deutschland - S2s zionistisches Engagement und ihre "freien Ansichten"<br />

- Auswanderung 1933. Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Trennung vom Vater ihres K<strong>in</strong>des;<br />

Sche<strong>in</strong>ehe, um im Land bleiben zu können - Leben mit ihrem Bruder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Moschaw - 1936<br />

Heirat (ihr Mann trennt sich von Frau und vier K<strong>in</strong>dern) - Schwieriger Neuanfang <strong>in</strong> Jerusalem -<br />

Rückblick auf die Zeit im Moschaw und das Schicksal ihrer Brüder - Aktivität von S2s Mann <strong>in</strong> der<br />

Hagana. Lebensansichten, Familie, aktuelle Situation: S2s Liebe zum jüdischen Volk und Glaube<br />

an se<strong>in</strong> "Potential" - Über das deutsche Judentum - Liebe zur deutschen Sprache und Kultur, eigene<br />

Sprachsituation und kulturelle Interessen - Über die Religion und S2s Selbstverständnis als Jüd<strong>in</strong><br />

- Episode über die Religiosität der Mutter - S2s jüdisch-nationale E<strong>in</strong>stellung - Fremdsprachenkenntnisse<br />

und Kontakte zu den Engländern - Berufe von S2s K<strong>in</strong>dern - Über Kultur und Mentalität<br />

der Araber und das Verhältnis: <strong>Israel</strong> - arabische Länder - Über das Zusammenleben von orientalischen<br />

und europäischen Juden - S2s Verhältnis zu Deutschland (erste Rückkehr 1980) - Schicksal<br />

der Eltern - Reise nach Deutschland (Gräber <strong>in</strong> Nürnberg) und Kontakte mit Deutschen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>:<br />

Versuche, den Kontakt <strong>Israel</strong> - Deutschland zu fördern, das deutsche <strong>Israel</strong>bild <strong>in</strong>s rechte Licht zu<br />

rücken - Über das (freie) Verhältnis von S2s K<strong>in</strong>dern zu Deutschland und das Weiterleben der<br />

deutschen Kultur <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Verhältnis Ostjuden- und Jeckentum, jeckische Eigenschaften - Liebe<br />

zur deutschen Sprache und Kultur trotz Holocaust - Über das Zusammengehörigkeitsgefühl der<br />

Juden - Zur Stellung der Frau <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>094<br />

alte Bezeichnungen: XXV/114<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 30m 40s<br />

Sprechersigle: S2


71<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Hilde Philipp (geb. We<strong>in</strong>mann)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: München<br />

Biographische Daten: Gewerbelehrer<strong>in</strong>nensem<strong>in</strong>ar, Handarbeitslehrer<strong>in</strong>, Leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er jüdischen<br />

Hauswirtschaftsschule <strong>in</strong> Breslau; 1939 nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst Lehrer<strong>in</strong>, dann Köch<strong>in</strong> beim englischen<br />

Militär, wieder Lehrer<strong>in</strong>, zuletzt stellvertretende Schulleiter<strong>in</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochdeutsch, fast ke<strong>in</strong>e bairische E<strong>in</strong>färbung (obgleich bis zum 18.<br />

Lebensjahr <strong>in</strong> München und beide Eltern aus München), sehr klare, prononcierte Aussprache; kräftige,<br />

lebhafte Stimme. Sehr dialogisch, mit ausführlichen Antworten und Zusatzausführungen der<br />

Befragten.<br />

Inhalt: Kontakte zu Deutschland seit der Emigration: Deutschlandreisen heute (werden seltener).<br />

Biographie: K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> München - Familie: assimiliert - Etwas Hebräischkenntnisse durch Religionsunterricht<br />

- Antisemitismus schon vor 1933 - Ausbildung zur Hauswirtschaftslehrer<strong>in</strong> (5 Jahre <strong>in</strong><br />

Bremen) - Erste Anstellung <strong>in</strong> Frankfurt (an orthodox-jüdischer Schule) - Leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er (jüdischen)<br />

Hauswirtschaftsschule <strong>in</strong> Breslau - 1939 Auswanderung mit Facharbeiterzertifikat - Anfängliche<br />

Sprachprobleme (v.a. beim Versuch zu unterrichten) - Arbeit beim englischen Militär als Köch<strong>in</strong>;<br />

Englischunterricht - Arbeit <strong>in</strong> Alexandria - Umzug nach Jerusalem 1944 - Unterrichten <strong>in</strong> Jerusalem<br />

(orthodoxe Berufsschule) - Heirat mit 60 Jahren. Details über Arbeit und Privates: Schulwesen <strong>in</strong><br />

<strong>Israel</strong> für Mädchen - Politisch-religiöse Gruppierungen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Beziehung zu Mutter (lange<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaft, Sprachen) - Gründe für späte Heirat - Ihre Ausbildung - Orthodoxe Schulen <strong>in</strong><br />

<strong>Israel</strong> - Small talk und Kommentare zu Fotos.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>095<br />

alte Bezeichnungen: XXV/115<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 32s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EP<br />

Sprechername: Elisheva Pick (geb. Elisabeth Ester Kohan)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 73<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Aus der Lehre entlassen, Arbeit <strong>in</strong> der Hechaluz – Organisation, 1938 Umschichtung<br />

<strong>in</strong> Schweden und Italien; 1939 nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Kibbuz, im 2. Weltkrieg beim<br />

englischen Militär <strong>in</strong> Ägypten, dann Chefsekretär<strong>in</strong> (Buchverlag, Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium, 20 Jahre<br />

bei der Zeitung "Ha’aretz“; Volontärarbeit an e<strong>in</strong>em Universitätsprojekt.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung, sehr prononciert artikulierend; daher E<strong>in</strong>druck sehr<br />

gepflegten, ja gewählten Sprechens - trotz dialogbed<strong>in</strong>gt eher sprechsprachlichem Satzbau, verhältnismäßig<br />

vielen Fremdwörtern aus dem Hebräischen und Englischen und <strong>in</strong>terferenzbed<strong>in</strong>gten<br />

Unsicherheiten speziell im Gebrauch von Präpositionen.<br />

Inhalt: (Heutige) Deutschlandkontakte, Sprachsituation, Hebräischkenntnisse: Kontakte zu Deutschen<br />

(über e<strong>in</strong>e befreundete Ärzt<strong>in</strong>) - Sprachsituation der K<strong>in</strong>der (lernten Deutsch von Großeltern)<br />

- S2s eigene Sprachsituation - Hebräischunterricht schon im Elternhaus - Zionistisches Engagement<br />

- Probleme der hebräischen Schrift - Gründe für Hebräischunterricht (Vater nahm Lehrer aus<br />

Paläst<strong>in</strong>a, damit K<strong>in</strong>der modernes Hebräisch lernen) - Über den Lehrer und S2s Bruder. Small talk<br />

über Reisen: Über die m<strong>in</strong>oische Kultur - Reisebericht über Sizilien - S2s Reisetagebuch - E<strong>in</strong>zelheiten<br />

der Griechenlandreise: Begleiter<strong>in</strong>, Ausflüge, Besuch auf dem Olymp - Frühere Reiseaktivitäten<br />

(Olympbesteigung, etc.) - Reisebekanntschaften - Über die Meteoraklöster - Reisen <strong>in</strong> der<br />

Jugend, Auslandsaufenthalte. Biographisches: Schicksal der Familie, Emigration, Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a,<br />

augenblickliche Situation: Auswanderungspläne der Eltern <strong>in</strong> den 20er Jahren, Probleme -<br />

Über das Schicksal e<strong>in</strong>es Geschäftsfreundes - Über alte Briefe, Fachbibliothek ihres Mannes - S2s<br />

Leben im Kibbuz, Berufstätigkeit des Mannes, Probleme der Eltern im Kibbuz - S2s religiöse E<strong>in</strong>stellung<br />

- Über S2s Mutter und Großmutter - Schicksal der Familie, Grausamkeiten des Holocausts<br />

- Über S2s Freund<strong>in</strong> und ihre Forschungen im Venezianischen Ghetto - Interesse an Reisen,<br />

Deutschlandbesuche - Probleme der deutschen Wiedervere<strong>in</strong>igung - S2s Lektüre (v.a. welche<br />

Sprachen) - Episode zum 'Kle<strong>in</strong>en Pr<strong>in</strong>zen'.


72<br />

Kennung: <strong>IS</strong>096<br />

alte Bezeichnungen: XXV/116<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Rechowot<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 06s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: EP<br />

Sprechername: Dr. Erich Benjam<strong>in</strong> Popper<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 92<br />

Geburtsort: Elmshorn<br />

Biographische Daten: Teilnahme am 1. Weltkrieg, dann verkürztes Studium, Zahnarzt im Hamburg;<br />

1935 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Zahnarzt.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Sehr korrekter, gewandter, schriftsprachorientierter Sprachstil. Ruhiges,<br />

bedächtiges Sprechen; brüchige, etwas hohe, leise Stimme (z. T. durch größere Mikrophonentfernung)<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>096<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: CP<br />

Sprechername: Charlotte Popper (geb. Lev<strong>in</strong>sky)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 92<br />

Geburtsort: Preußisch Stargad<br />

Biographische Daten: Mathematiklehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> Hamburg; 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Hausfrau,<br />

u. a. journalistisch tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Sehr hochsprachlich, sorgfältig artikulierend und langsam sprechend.<br />

Sicher formulierend, häufig komplexe Satzkonstruktionen. Brüchige hohe, aber laute Stimme.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>096<br />

Sprechersigle: S4<br />

alte Sprechersigle: KM<br />

Sprechername: Dr. Kela Marton (geb. Kati Popper)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 66<br />

Geburtsort: Hamburg<br />

Biographische Daten: Jüdische Mädchenschule; 1936 nach Paläst<strong>in</strong>a; Gymnasium, zwei Studien<br />

(Agronomie; Biologie); Biolog<strong>in</strong>.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochsprache mit leichter hamburgischer E<strong>in</strong>färbung, aber auch Intonationse<strong>in</strong>flüssen<br />

des Hebräischen; etwas metallische Stimme, sehr deutliches Sprechen. Am<br />

lebhaften Vierergespräch gewandt teilnehmend. Syntax im allgeme<strong>in</strong>en schriftsprachlich geprägt,<br />

aber viele dialogisch bed<strong>in</strong>gte sprechsprachliche Formen.<br />

Verwandtschaft: Tochter von S2 und S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>096<br />

Inhalt: E<strong>in</strong>leitendes zur aktuellen Situation: Aufnahmebed<strong>in</strong>gungen, -vorbereitungen - S3s und S2s<br />

Verbundenheit mit der deutschen Sprache und Literatur - S2s und S3s Wohnsituation <strong>in</strong> Tel Aviv<br />

und Rehovot. Wechsel von monologischen und dialogischen Erzählungen der drei Familienmitglieder<br />

über ihre Zeit <strong>in</strong> Deutschland und <strong>Israel</strong> (bes. zu Kultur und Sprache): S4: Alter bei der E<strong>in</strong>wanderung,<br />

Schulzeit, die Erfahrung der Emigration für sie und ihre Geschwister (Vorgeschichte,<br />

Entschluss) - Zur Geschichte der Judenverfolgung <strong>in</strong> Deutschland - S2: Ausbildung und (beruflicher)<br />

Werdegang se<strong>in</strong>es Vaters, die Familie se<strong>in</strong>er Mutter, se<strong>in</strong>e Erziehung, die Ehe se<strong>in</strong>er Eltern,<br />

se<strong>in</strong>e (unglückliche) K<strong>in</strong>dheit, Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Zahnmediz<strong>in</strong>-Studiums, Teilnahme am Ersten Weltkrieg<br />

- Kennenlernen von S2 und S3 - S3: Studium und Tätigkeit als Akademische Lehrer<strong>in</strong> für Mathematik<br />

<strong>in</strong> Hamburg - Charakterisierung S3s durch S2 - S3s Zeit an der Schule <strong>in</strong> Hamburg - S3<br />

als Lehrer<strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / Hebräischunterricht - Die von S4 besuchte jüdische Volksschule<br />

<strong>in</strong> Hamburg, ihr Hebräischunterricht <strong>in</strong> dieser Schule - Die religiöse Erziehung S4s und ihrer<br />

Geschwister, Religiosität von S2 und S3 damals (Neoorthodoxie / Samson Raphael Hirsch) - Entschluss<br />

zur Emigration - Exkurs über die antisemitische E<strong>in</strong>stellung Luthers und den Beitrag des<br />

Christentums zur Vorbereitung der Schoa - S2: antisemitische Erfahrungen <strong>in</strong> der (nichtjüdischen)<br />

Schule; e<strong>in</strong> "pe<strong>in</strong>liches" Erlebnis mit se<strong>in</strong>er Mutter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit und wie er Wilhelm Raabes<br />

'Hungerpastor' als Jugendlicher gelesen hat - S4: der E<strong>in</strong>fluss ihrer Eltern auf sie <strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong>dheit;<br />

die Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie nach der E<strong>in</strong>wanderung (Verwendung der deutschen Sprache,<br />

Hebräischunterricht von der Mutter) - S3: Unterricht <strong>in</strong> deutscher Literatur und Kunstgeschichte für


73<br />

S4, ihre Schwestern und Freund<strong>in</strong>nen; Bedeutung der Deutschkenntnisse für den Sohn; ihre Verbundenheit<br />

mit der deutschen Kultur - S3s Geschwister, ihr Schicksal; Emigration, das Zertifikat,<br />

die mitgenommenen Sachen - S3s f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung der Auswanderung anderer - S2s erste<br />

Berufstätigkeit <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - S3s Mitarbeit an deutschsprachigen Zeitungen (u.a. Artikel über<br />

Veränderungen <strong>in</strong> der deutschen Sprache); Besorgen deutschsprachiger Literatur, Nachhilfeunterricht<br />

<strong>in</strong> Mathematik, Mitarbeit <strong>in</strong> der Praxis ihres Mannes; Verfassen e<strong>in</strong>er Biographie über ihre<br />

Mutter - S3s und S2s Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>em philosophischen Kreis <strong>in</strong> Tel Aviv - S3s "humoristische<br />

Gedichte" - S4s Beherrschung der deutschen Sprache, die Sprachsituation <strong>in</strong> S4s Familie<br />

(spezielle Beziehung S3s zu e<strong>in</strong>er Enkel<strong>in</strong>) - Über das Altenheim von S2 und S3 (<strong>in</strong>tellektuelles Niveau<br />

und Gesundheitszustand der Bewohner) - Vortrag e<strong>in</strong>es humoristischen Gedichts (und Kommentare)<br />

- S4: Umstellung vom Leben <strong>in</strong> Deutschland auf das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (<strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Religion, Freunde, die Schule); Schulzeit - S4s "Masterarbeit" über Bienen, heutige Tätigkeit im<br />

Bereich Pflanzenschutz - S2: Interessen, Schwierigkeiten bei der Berufswahl, Bedeutung der allgeme<strong>in</strong>en<br />

Bildung für ihn; die Beziehungen zu se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern - Über weitere Beziehungen zu<br />

Freunden und Verwandten - Nochmals Rückblicke auf die religiöse Entwicklung S2s.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>097<br />

alte Bezeichnungen: XXV/117<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 07m 35s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AP<br />

Sprechername: Alisa Porath (ehem. Foerder, geb. Liselotte Salomon)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Handelsschule, MTA – Ausbildung, Labortätigkeit (bei e<strong>in</strong>em Arzt und am<br />

jüdischen Krankenhaus); 1933 Emigration nach Athen, 1935 nach Paläst<strong>in</strong>a; Hausfrau, Haushaltsstellungen.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Klares Hochdeutsch, bei schnellem Sprechen manchmal <strong>in</strong> Morphologie,<br />

Lexik und Syntax umgangssprachliche Züge. Sehr dialogisch geprägtes Gespräch (Frage-Antwort,<br />

etc.).<br />

Inhalt: Das Leben bis zur Emigration: K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Über S2s Bruder - Tod des Vaters, Probleme<br />

mit Lebensunterhalt - Beziehung zur Religion - Ausbildung, Praktika - Enge Beziehungen zur<br />

Familie der Mutter - Erfahrungen <strong>in</strong> der Schule, Freundeskreis - Konfrontation mit dem Jiddischen -<br />

Entschluss zur Auswanderung, "Rettung" des Mannes - Besuch der Mutter und ihre Immigration -<br />

Auswanderung S2s nach Athen, Leben <strong>in</strong> Athen - Hilfe der Engländer für Flucht nach Paläst<strong>in</strong>a<br />

(Plan zur Ausreise nach Rangun). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Sprache<br />

mit dem Sohn - S2s Sprachsituation - Gründe der Auswanderung - Scheidung und Übersiedlung<br />

nach Jerusalem - Schwierige Lebensbed<strong>in</strong>gungen, verschiedene Stellungen im Haushalt - Über<br />

den Sohn und den zweiten Mann - Episode: Trotzreaktion des Sohnes - Über die neue Familie des<br />

ersten Mannes, Prozesse mit dem Ehemann und andere Probleme; über die beiden Männer - Kontakte<br />

zu Deutschland, Besuch <strong>in</strong> Europa - Verhältnis zu den Arabern (Anschläge, Zusammenarbeit;<br />

Episode aus dem Libanon; Diskussion über die Araberpolitik).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>098<br />

alte Bezeichnungen: XXV/40<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Nürnberg<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Aufnahmedauer: 1h 02m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: UR<br />

Sprechername: Dr. Uri Rapp (ehem. Siegfried Rapp)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 71<br />

Geburtsort: Hanau<br />

Biographische Daten: Hirsch-Realschule Frankfurt; 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Abitur, Studium<br />

(Philosophie, Geschichte, Pädagogik), Lehrer am Gymnasium und am Lehrersem<strong>in</strong>ar, 1971<br />

Promotion <strong>in</strong> Deutschland, Senior Lecturer an der Universität Tel Aviv (Soziologie und Theaterwis-


74<br />

senschaft), Gastprofessuren <strong>in</strong> Deutschland; Fachpublikationen.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Gepflegter, schriftsprachlich orientierter sachlicher<br />

Berichtstil. Sowohl <strong>in</strong> dialogischen wie <strong>in</strong> monologischen argumentativen Passagen meist korrekter<br />

Satzbau, vorwiegend <strong>in</strong> kürzeren, parataktisch gereihten Sätzen.<br />

Inhalt: Lebensweg S2s von Deutschland nach Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>; Betrachtungen über deutsche und<br />

hebräische Kultur und das Judentum: K<strong>in</strong>dheit und Schulbesuch <strong>in</strong> Hanau bis 1933; orthodoxes Elternhaus<br />

- Besuch der Samson-Raphael-Hirsch-Realschule <strong>in</strong> Frankfurt (Schule der deutschjüdischen<br />

Orthodoxie) - Verhältnis zu Mitschülern (vor 1933 freundschaftlich, dann gelitten) - Auswanderung<br />

der Familie als Reaktion auf die Nürnberger Gesetze - Schicksal von Verwandten. Das<br />

Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Vater wird Angestellter - Weiterer Schulbesuch S2s bis zum Abitur, e<strong>in</strong>ige<br />

Episoden - Sprachprobleme der Eltern, rasche Vervollkommnung des Hebräischen bei S2,<br />

Bekanntschaft mit hebräischer und englischer Literatur - 1 Jahr Jeschiwa, dann Studium an der<br />

Hebräischen Universität Jerusalem (Abschluss <strong>in</strong> Philosophie, Geschichte, Pädagogik) - Über<br />

Schwierigkeiten der älteren E<strong>in</strong>wanderer im Hebräischen (auch der Professoren an der Universität)<br />

- Diskrim<strong>in</strong>ierung der Jeckes (von S2 <strong>in</strong> der Schule empfunden) - S2 wird unreligiös im Studium<br />

(u.a. durch E<strong>in</strong>fluss der Lektüre Goethes) - S2s B<strong>in</strong>dung an die deutsche Kultur (Bedeutung der<br />

deutschen Lektüre für ihn) - S2s Lehrberuf, Vortragstätigkeit; Hagana, Armee - Kontakte se<strong>in</strong>er Eltern<br />

zu Deutschland bis Kriegsausbruch; ke<strong>in</strong>e späteren Besuche - S2s weitere berufliche Tätigkeiten<br />

am Lehrersem<strong>in</strong>ar - Missionen für die Jewish Agency <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien - Mit Stipendien aus<br />

Deutschland 1965-71 Promotionsstudium <strong>in</strong> Frankfurt (bei Adorno), Abschluss bei Luhmann/Konstanz<br />

(Thema "Handeln und Zuschauen", auf Deutsch erschienen, von S2 <strong>in</strong>s Hebräische<br />

übersetzt) - Rückblick auf ersten Kontakt mit Deutschland; Exkurs: gute wissenschaftliche<br />

Beziehungen zum ehem. Nazi He<strong>in</strong>z K<strong>in</strong>dermann Theaterwissenschaft) - Tätigkeit als Universitätsdozent<br />

<strong>in</strong> Tel Aviv und Gastprofessuren <strong>in</strong> Deutschland (Konstanz, Bayreuth) - Vergleich deutscher<br />

und israelischer Studenten - (Wenig) Beziehung se<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der zur deutschen Kultur - E<strong>in</strong>fluss der<br />

Jeckes <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> auf Musik, Wissenschaft, Literatur, Rechtswesen - Über S2s Schwester <strong>in</strong> Nürnberg<br />

(die mit ihrem Mann remigrierte und <strong>in</strong> deren Wohnung das Interview stattf<strong>in</strong>det) - Über e<strong>in</strong>e<br />

neue, humanistische (nicht religiöse) Bewegung im Judentum, der S2 angehört.<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>099; mit anwesend: Projektmitarbeiter<strong>in</strong> Sigrid Graßl<br />

Kennung: <strong>IS</strong>099<br />

alte Bezeichnungen: XXV/40<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Aufnahmedauer: 38m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: UR<br />

Sprechername: Dr. Uri Rapp (ehem. Siegfried Rapp)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 71<br />

Geburtsort: Hanau<br />

Biographische Daten: Hirsch-Realschule Frankfurt; 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Abitur, Studium<br />

(Philosophie, Geschichte, Pädagogik), Lehrer am Gymnasium und am Lehrersem<strong>in</strong>ar, 1971<br />

Promotion <strong>in</strong> Deutschland, Senior Lecturer an der Universität Tel Aviv (Soziologie und Theaterwissenschaft),<br />

Gastprofessuren <strong>in</strong> Deutschland; Fachpublikationen<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Gepflegter, schriftsprachlich orientierter sachlicher<br />

Berichtstil. Sowohl <strong>in</strong> dialogischen wie <strong>in</strong> monologischen argumentativen Passagen meist korrekter<br />

Satzbau, vorwiegend <strong>in</strong> kürzeren, parataktisch gereihten Sätzen.<br />

Inhalt: Thematisches Ergänzungs<strong>in</strong>terview zur hebräischen Sprache: Die hebräische Sprache <strong>in</strong><br />

der Diaspora - Bedeutung der hebräischen Sprache für die Wiederbesiedlung des Landes - Der<br />

Kampf für Hebräisch als Nationalsprache - Wahl der sephardischen Aussprache - Gründe für die<br />

Schwierigkeiten der deutschen Juden, die hebräische Sprache zu lernen - Über die Literatur <strong>in</strong><br />

hebräischer Sprache - Persönliche Befürwortung der Verwendung der late<strong>in</strong>ischen Schrift - Über<br />

das säkulare Judentum (der persönliche Weg weg von der Religion zu e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>en Humanismus)<br />

- Allgeme<strong>in</strong>es über den Kern des Judentums, Judentum und Humanismus, Humanismus<br />

und Zionismus - Über die sog. jüdisch-deutsche Symbiose - Über die Kreativität der deutschen Juden<br />

und den E<strong>in</strong>fluss der deutschen Kultur auf die jüdische - Über das Nachwirken der Traditionen<br />

der deutschen Juden im heutigen <strong>Israel</strong> - Die Politik <strong>Israel</strong>s <strong>in</strong> Bezug auf die Tradition des deutschen<br />

Judentums - Exkurs: der (verme<strong>in</strong>tliche) kulturelle Abstieg der deutschen Juden <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a/<strong>Israel</strong><br />

zur E<strong>in</strong>wanderungszeit.<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>098


75<br />

Kennung: <strong>IS</strong>100<br />

alte Bezeichnungen: XXV/118<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmdauer: 1h 35m 29s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AR<br />

Sprechername: Anna Robert (geb. Marcus)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Wien<br />

Biographische Daten: Schneiderakademie, Schneider<strong>in</strong>; 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

Schneider<strong>in</strong>; Hobby: Gedichte schreiben.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochösterreichische Grundfärbung. Ausdrucksvolle, variationsreiche<br />

Artikulation, lebendiges, sehr abwechslungsreiches Formulieren <strong>in</strong> dialogischen, erzählenden<br />

und argumentativen Passagen. An sich kürzere Sätze, doch durch viele E<strong>in</strong>schübe oft auch umfangreiche<br />

Konstruktionen.<br />

Inhalt: S2s heutige schriftstellerische Tätigkeit: Beg<strong>in</strong>n des Schreibens im 56. Lebensjahr - Kontakt<br />

mit dem ORF - S2s Verbundenheit mit der deutschen Sprache. Biographisches: Elternhaus (Vater<br />

aus Wien, Mutter aus Mähren; österreichisches Selbstverständnis) - Berufssituation vor und nach<br />

der Emigration (Wiener Schneiderakademie, Arbeit als Schneider<strong>in</strong>) - S2s heutiges Leben im österreichischen<br />

Altersheim <strong>in</strong> Ramat Gan - Ihre Religiosität (liberal) - S2s Privatleben (2 Ehen, k<strong>in</strong>derlos)<br />

- Vortrag von S2s Gedicht: "Ehe - ja oder ne<strong>in</strong>?" - Reise nach Wien als Vertreter<strong>in</strong> des Altersheims<br />

- Rückblick auf Aufenthalte <strong>in</strong> Dänemark als K<strong>in</strong>d - Über das Schicksal von Familie und<br />

Verwandten - Zum Thema Sterben - Arbeitssituation ihres ersten Mannes (Vertreter für Apothekenbedarf)<br />

- S2s Berufssituation vor und nach der Emigration. Sprachbetrachtungen:<br />

Iwritkenntnisse (anfangs wenig, heute besser) - S2s Verständnisschwierigkeiten mit dem heutigen<br />

Dialekt <strong>in</strong> Wien - Über S2s "unmodernes" und korrektes Deutsch.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>101<br />

alte Bezeichnungen: XXV/24<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Kibbuz Nezer Sereni<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 09s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Chaim Rosen (ehem. Jefim Rosenberg)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 70<br />

Geburtsort: M<strong>in</strong>sk<br />

Biographische Daten: Gymnasium <strong>in</strong> Danzig, e<strong>in</strong> Jahr Studium (Nationalökonomie) <strong>in</strong> Wilna; bis<br />

1944 im Arbeitslager und Ghetto <strong>in</strong> Litauen, dann Transport nach Dachau; 1945 Emigration nach<br />

Paläst<strong>in</strong>a; seitdem im Kibbuz, zunächst u.a. <strong>in</strong> der Marmeladenfabrik, dann Lehrerausbildung (Geschichte),<br />

Mittelschullehrer; zuletzt Arbeit an e<strong>in</strong>er Promotion neben Tätigkeit <strong>in</strong> der Fabrik.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Überwiegend ausführliches, ruhiges gewandtes Erzählen;<br />

Charakteristikum: kurze Verzögerungen im Bemühen um präzise lexikalische und syntaktische<br />

Formulierungen.<br />

Inhalt: Befreiung aus dem KZ 1945; Anfang <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: Zeit im KZ Dachau und Befreiung - Details<br />

über die Wochen <strong>in</strong> Deutschland nach der Befreiung: Situation der Häftl<strong>in</strong>ge, Reaktionen der<br />

Deutschen ... - Schicksal der Familie (alle tot) - Sept. 1945 mit der 1. offiziellen Gruppe nach Paläst<strong>in</strong>a,<br />

Quarantäne, Kibbuz. Die Zeit des Nationalsozialismus: Politisches und Biographisches: Gespräch<br />

über Geschichte allgeme<strong>in</strong>: Hitler, Stal<strong>in</strong>, Blitzkrieg <strong>in</strong> Polen (und Archive der Siegermächte)<br />

- Lagerzeit <strong>in</strong> Litauen (mit Vater) und Rettung (durch Intervention der Mutter bei e<strong>in</strong>em dt. SS-<br />

Mann) - Kultur und Sprache der Eltern (aus Litauen und Russland stammend), deren Übersiedlung<br />

nach Danzig (Familiensprache Deutsch) - Engagement <strong>in</strong> der zionistischen Jugendbewegung (Ziel<br />

Kibbuz) - Situation der Juden <strong>in</strong> Danzig 1939 - Allgeme<strong>in</strong>e Betrachtungen über den Kriegsverlauf.<br />

Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> und allgeme<strong>in</strong>e historische Betrachtungen: Anfänge im Kibbuz mit<br />

e<strong>in</strong>er Gruppe aus Litauen (nach Kibbuzspaltung 1952 von Givat Brenner nach Nezer Sereni) - Geschichtsstudium<br />

(Kibbuz lässt ihn ausbilden) - Arbeit als Lehrer an Mittelschulen - Seit Pensionie-


76<br />

rung Arbeit an e<strong>in</strong>em Doktorat ("Nationalkonservative Opposition zwischen 1938 und 1944"): genauere<br />

Ausführungen über Detailthemen (20. Juli, Weiße Rose etc.) - Sprachsituation jetzt (Dissertation<br />

auf Hebräisch) - E<strong>in</strong>stellung zur jüdischen Religion und der Araberpolitik - Se<strong>in</strong> Verständnis<br />

von Geschichtsschreibung - Zur Lage der Kibbuzim (Idee und heutige Situation) - Über soziale<br />

Marktwirtschaft und Kapitalismus - Über die Situation der Paläst<strong>in</strong>enser.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>102<br />

alte Bezeichnungen: XXV/119<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 58m 52s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Emanuel Rosenblum (ehem. Helmut Rosenblum)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 78<br />

Geburtsort: Frankfurt/M.<br />

Biographische Daten: Kürschner; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; im W<strong>in</strong>ter Kürschner, im<br />

Sommer <strong>in</strong> der Hotelbranche, später eigenes Geschäft.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Stellenweise leichte frankfurterische Färbung. Gewandtes, z. T.<br />

recht lebhaftes Sprechen <strong>in</strong> vorwiegend korrekten e<strong>in</strong>fachen Konstruktionen. Überwiegend Bericht-<br />

und Argumentationsstil, bei Episodenerzählungen auch szenische Darstellung mit viel direkter Rede.<br />

Inhalt: Lose Themenfolge zu Familie und Biographie der Eheleute: Hebräisch-Gebrauch durch Beruf<br />

als Kürschner nicht gefördert (Angestellte sprachen Jiddisch) - Über die Familien beider Eheleute<br />

- Nachfrage nach Pelzmänteln <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (Eitelkeit; Touristen) - Tätigkeiten <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>:<br />

Kürschnerarbeit und Hotelgewerbe - Rückblick auf das väterliche Pelzwarengeschäft <strong>in</strong> Deutschland;<br />

Episode: Verleihung des Gesellenbriefes - Gründung des eigenen Geschäftes <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> 1953 -<br />

E<strong>in</strong>wanderung (Bemühungen um Zertifikat; über Paris und Lissabon nach Paläst<strong>in</strong>a) - Kennenlernen<br />

se<strong>in</strong>er Frau, Heirat 1945; Familienverhältnisse - Über die Samuel-Hirsch-Schule <strong>in</strong> Frankfurt -<br />

Über se<strong>in</strong> deutsch-patriotisches Elternhaus (mit Beispielen) - Religiosität im Elternhaus: gemäßigt<br />

(Bsp.: Handhabung der Öffnung des Geschäfts am Sabbat) - Synagogenmitgliedschaft <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> -<br />

Elternhaus von Frau Rosenblum (Familie aus Galizien, Vater aus chassidischem Haus) - Großeltern<br />

von Herrn Rosenblum - E<strong>in</strong>stellungen der drei Brüder Rosenblum zu Religion und Zionismus;<br />

Kurzbiographien - Small talk über das Älterwerden, Logenbeitritt nach Pensionierung, Freundeskreis<br />

etc.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>103<br />

alte Bezeichnungen: XXV/120<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 30m 57s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: MR<br />

Sprechername: Mosche Rosner (ehem. Moses Rosner)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 88<br />

Geburtsort: Putilla (Bukow<strong>in</strong>a)<br />

Biographische Daten: 1913 Übersiedlung der Familie nach Wien, 2 Semester Hochschule für<br />

Welthandel, Buchhalter, selbständiger Kaufmann; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs beim<br />

Straßenbau, dann f<strong>in</strong>ance clerk, Gewerkschaftssekretär, Oberbuchhalter e<strong>in</strong>er großen Citrus-<br />

Export-Firma.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Flüssiges, österreichisches k.u.k. Deutsch, phonetisch und z.T. <strong>in</strong><br />

der Wortstellung bee<strong>in</strong>flusst von den ersten elf Lebensjahren <strong>in</strong> der Bukow<strong>in</strong>a (und eventuell vom<br />

Jiddischen der Eltern). Kräftige, ausdrucksvolle Stimme; selbständiges langes, spontanes Erzählen<br />

mit vielen kurzen dialogischen E<strong>in</strong>schüben.<br />

Inhalt: Themen über die Zeit <strong>in</strong> Österreich und die Sprachsituation heute: E<strong>in</strong>leitendes über die<br />

richtige Berufswahl - Die ersten 12 Jahre <strong>in</strong> der Bukow<strong>in</strong>a, dann 25 Jahre <strong>in</strong> Wien - Sprache:<br />

Deutsch (Eltern untere<strong>in</strong>ander Jiddisch: Herkunft Bukow<strong>in</strong>a) - Zionistische Jugendbewegung 'Blau-<br />

Weiß' (Hebräischkenntnisse) - Exkurs über Bibelstudium nach Pensionierung - Deutschkenntnisse


77<br />

und -kontakte e<strong>in</strong>es Sohnes, der <strong>in</strong> Bern Mediz<strong>in</strong> studierte. Geschichte se<strong>in</strong>er Neffen, der "F<strong>in</strong>ali-<br />

K<strong>in</strong>der" (bekannter Nachkriegsfall): Schicksal der Familie des ältesten Bruders se<strong>in</strong>er Frau: Deportation<br />

der Eltern aus Frankreich 1944 - Verstecken der K<strong>in</strong>der Robert und Gerard <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em katholischen<br />

K<strong>in</strong>derheim - Weigerung der Heimleiter<strong>in</strong> nach Kriegsende, die K<strong>in</strong>der an Verwandte zu<br />

übergeben - E<strong>in</strong>schaltung <strong>in</strong>ternationaler Gremien, Gerichtsurteile <strong>in</strong> 2 Instanzen - Nach 5 Jahren<br />

Kampf Vormundschaft für die K<strong>in</strong>der an se<strong>in</strong>e Frau - Aufwachsen der Neffen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus (kle<strong>in</strong>e<br />

Probleme mit Sprache und Religion) - Exkurs über den Fall Edgar Mortara (Bologna, 19. Jh.) -<br />

Der weitere Lebensweg der F<strong>in</strong>ali-K<strong>in</strong>der. Small talk: Über Familienangelegenheiten (Scheidung<br />

des Sohnes etc.) - S2s Altenheim - Informationen über das Projekt.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>104<br />

alte Bezeichnungen: XXV/121<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1992<br />

Aufnahmedauer: 1h 56m 20s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Schalom Schachna Rothem (ehem. Rothenberg)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 80<br />

Geburtsort: Frankfurt/M.<br />

Biographische Daten: Jeschiwa, Handelsschule, Mitarbeit <strong>in</strong> der Wäschefabrik des Vaters, Umschichtung<br />

(Autoschlosser); 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Kellner im elterlichen Restaurant,<br />

dann u.a. Kämmerer <strong>in</strong> der Stadtverwaltung, später im Innenm<strong>in</strong>isterium (Unterstaatssekretär)<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte frankfurterische Färbung. Ruhiger, vorwiegend berichtender<br />

Redestil mit größtenteils normgerechtem Satzbau, aber auch Neigung zu Telegrammstil; oft<br />

bildhafte, konkrete Ausdrucksweise. Tendenz, Silben zu verschlucken.<br />

Inhalt: Lose Themenfolge zu Biographie, Religion, Politik: Herkunft der Familie (Vater Wäschefabrikant,<br />

Mutter aus Galizien: beide (Alt-)Österreicher) - Berufswunsch Rechtsanwalt mangels<br />

Hebräischkenntnissen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> nicht realisierbar (aber später Arbeit im Innenm<strong>in</strong>isterium) - K<strong>in</strong>dheitser<strong>in</strong>nerungen<br />

(anhand von Fotos) - Schulzeit (10 Jahre, ke<strong>in</strong> Anschluss), private Handelsschule<br />

- Lebenslauf des Bruders (Studium Philosophie, Archäologie, Buchpublikationen) - Beschreibung<br />

se<strong>in</strong>er eigenen (religiösen) Weltsicht - Politische Position (Mitglied der Aguda <strong>Israel</strong>) - Anfänge <strong>in</strong><br />

Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> (Wohnsituation, berufliche Situation, politische Aktivitäten ...) - Ehefrau, se<strong>in</strong> Verhältnis<br />

zu ihr (Hausfrau, soziale Tätigkeiten) - K<strong>in</strong>der und Enkel (u.a. ihre religiöse E<strong>in</strong>stellung) -<br />

Weitere berufliche Laufbahn und politische Entwicklung (Erläuterung zur Aguda-Partei) - Über die<br />

Familie - Über das Wesen der jüdischen Religion und ihrer Gesetze - Über Organe der öffentlichen<br />

Me<strong>in</strong>ungsbildung bzw. -manipulation - Rückblick: Leben <strong>in</strong> Deutschland: kaum Kontakte zu Nicht-<br />

Juden, kaum antisemitische Erfahrungen - Verhältnis zum Zionismus - Weltdeutung / Weltbild (alles<br />

<strong>in</strong> der Bibel vorausgesagt) - Nochmals zur Aguda <strong>Israel</strong> - Biographisches über die Interviewer<strong>in</strong>.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>105<br />

alte Bezeichnungen: XXV/25<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Giwatajim<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 34m 08s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: CR<br />

Sprechername: Charlotte Rothschild (geb. Richheimer)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Dermbach (Thür<strong>in</strong>gen)<br />

Biographische Daten: Schneiderlehre; 1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; als Hausschneider<strong>in</strong> tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Meist deutliche thür<strong>in</strong>gische Färbung (z.B. b<strong>in</strong>nendeutsche Konsonantenschwächung).<br />

Flüssiges, großenteils lebendiges Erzählen, überwiegend <strong>in</strong> korrekten, parataktisch<br />

reihenden Konstruktionen. Charakteristisches Erzählmittel: szenische Darstellung mit viel<br />

direkter Rede.


78<br />

Inhalt: Verfolgung, Flucht, Emigration: Erlebnis der Kristallnacht: Verhaftung und Entlassung -<br />

Auswanderung der Eltern <strong>in</strong> die Schweiz 1935 (Großmutter schon 1926 nach Paläst<strong>in</strong>a) - Weitere<br />

Angriffe (u.a. von Schulklasse), Entschluss zur Flucht - Über S2s Mann (Angestellter bei Verwandten)<br />

und die Familiensituation - Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (illegale Landung) - Anfänge im Land (Kibbuz;<br />

<strong>in</strong> Tel Aviv als Schneider<strong>in</strong>, langsames Erlernen des Hebräischen) - Kampf um die Rente aus<br />

Deutschland - Alija von S2s Familie (bereits <strong>in</strong> den 20er Jahren als Zionisten und Pioniere) - Grund<br />

für Auswanderung von S2s Eltern (Androhung von Verhaftung) - S2s Verheiratung - Schicksal der<br />

Familie von S2s Vater - Fortsetzung: Vorbereitung und E<strong>in</strong>zelheiten der Flucht, Aufenthalt <strong>in</strong> Eisenach<br />

(<strong>in</strong> Pension für Leute aus dem Untergrund) - Entschluss zum illegalen Transport nach Paläst<strong>in</strong>a<br />

[organisiert von B. Bergmann, s. <strong>IS</strong>013] - Vorbereitung der Abreise, Abschiede; Komplikation:<br />

S2s Pass war verloren - F<strong>in</strong>anzierung der Passage (Geld aus Paläst<strong>in</strong>aamt Berl<strong>in</strong> für mittellose<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge) - Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (s.o.) - Fortsetzung der Erzählung von der Flucht aus Deutschland:<br />

von Köln, Aachen über die belgische Grenze - Aufenthalt <strong>in</strong> Antwerpen (vier Wochen, bis<br />

Schiff bereit) - Episode von der (schrecklichen) Schiffspassage - Zwischenstopp <strong>in</strong> der Türkei -<br />

E<strong>in</strong>zelheiten der Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (Landung vor der Küste, langer Marsch nach Ranana). Das<br />

Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> (mit Rückblicken): Anfangsschwierigkeiten, v.a. Sprache - Über die Religiosität<br />

der Familie ihres Mannes (Religions- und Hebräischunterricht) - Schicksal der Eltern und<br />

der Schwiegermutter - Über Verwandte <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - S2s Sprachkenntnisse und Lese<strong>in</strong>teresse (Esoterik;<br />

deutsche Bücher) - Sprachsituation der K<strong>in</strong>der (jüngerer Sohn studierte <strong>in</strong> Aachen), Sprache<br />

der Enkel (noch etwas Deutsch) - Begabung der K<strong>in</strong>der für Technik - Über S2s Wohnung - Trauma<br />

des Mannes durch Verfolgung; Klage über ungerechte Verteilung der Renten - Erster Deutschlandbesuch<br />

1969/70, um Sohn im Studium zu besuchen - Wiederaufnahme von Kontakten mit alten<br />

Freunden - E<strong>in</strong>drücke bei Rückkehr <strong>in</strong> die alte Heimat (DDR) - Über e<strong>in</strong> Buch über den Heimatort<br />

Dermbach.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>106<br />

alte Bezeichnungen: XXV/62<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 19m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: ER<br />

Sprechername: Eli Rothschild<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 82<br />

Geburtsort: Lübeck<br />

Biographische Daten: Studium (Literaturwissenschaft/Geschichte), 1933 Dissertation abgebrochen,<br />

Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz, dann u. a. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Möbeltischlerei und als<br />

Hilfspolizist tätig, Buchhändler, später Lektor des Leo Baeck Instituts <strong>in</strong> Jerusalem; Fachpublikationen.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Wechsel zwischen komplexem, hypotaktischem und kürzerem,<br />

spontanerem Satzstil; lebhafte, <strong>in</strong> Tempo und Lautstärke variierende Sprechweise.<br />

Inhalt: Biographisches und Aphoristisches über deutsche Juden: Über den Vornamen S2s und<br />

se<strong>in</strong>e Probleme damit - Studium (Literaturwissenschaft und Geschichte) und (abgebrochene) Dissertation<br />

über Nietzsche und die Juden - Über Thomas Mann und se<strong>in</strong>en Kreis - S2s Großvater<br />

und se<strong>in</strong>e Beziehung zu Dr. Carlebach - Erste Paläst<strong>in</strong>areise des Vaters 1925 und Rückkehr wegen<br />

Krankheit - S2s Abiturprüfung vor e<strong>in</strong>em deutsch-nationalen Gremium; Wiedersehen mit der<br />

alten Schule 1963, Episode mit dem alten Schuldirektor - S2s wissenschaftliche Tätigkeit (u.a. über<br />

die Judenverfolgung 1350) - Erlebnis von S2s Vetter, Oberrichter Cohn, bei e<strong>in</strong>em Besuch <strong>in</strong><br />

Deutschland - S2s Beziehung zu Vetter Haim Hermann Cohn (bekannter Jurist) - Über das KIV<br />

(Kartell Jüdischer Studenten) und andere zionistische Bünde - Dr. Rupp<strong>in</strong>s Beurteilung des Verhältnisses<br />

zu den Arabern - Ause<strong>in</strong>andersetzung S2s mit dem Cheflektor am Leo-Baeck-Institut -<br />

Tagung des KIV: E<strong>in</strong>stellung der Väter und Söhne (liberaler Humanismus) - Auswanderung S2s<br />

Ostern 1933 (Umweg über Beirut) - Erstellen e<strong>in</strong>es Stammbaums bekannter jüdischer Familien (f<strong>in</strong>anziert<br />

von Kiel und Lübeck) - Wiedersehen mit Lübeck 1962 und S2s Abneigung gegen Strand<br />

und Meer - Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: religiöser Kibbuz - Hebräischkenntnisse (schon aus Lübeck) -<br />

dennoch Probleme mit hebräischer Poesie - Austritt aus dem Kibbuz - Streit zwischen Juden aus<br />

Deutschland und Ansässigen (v.a. Arbeiterpartei) - E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Hagana 1934; Hilfspolizist bei den<br />

Engländern - S2s Englischkenntnisse (sowie Musikalität, Lektüre) - Ambivalentes Verhältnis zu den<br />

Juden im heutigen Deutschland - Über M<strong>in</strong>derheiten (u.a. <strong>in</strong> Deutschland während des Krieges)<br />

und verpasste Gelegenheiten der deutschen Geschichte (z.B. 1933) - S2s Dienst im Unabhängig-


79<br />

keitskrieg - S2s Frau, ihre Tätigkeit im Kulturbund; E<strong>in</strong>fluss auf S2 - E<strong>in</strong>gliederung von S2s Eltern<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er religiösen Siedlung <strong>in</strong> Haifa - S2s Tätigkeiten: archäologische Interessen, Fremdenführer,<br />

Buchhandel; Parteisekretär - E<strong>in</strong> archäologischer Fund während der Militärzeit - Über Gedenktage<br />

für Gefallene - Familie der Frau (umgekommen) und S2s Familie - Erste Wiederbegegnung mit<br />

Deutschland 1962/63 im Auftrag des Staatsarchivs: Begegnung mit dem deutschen Hochadel - Gute<br />

Kenntnisse über Deutschland durch Vortragsreisen - Tätigkeit am Leo- Baeck-Institut - Begegnungen<br />

mit dem Antisemitismus <strong>in</strong> Deutschland (Episoden) - E<strong>in</strong>stellung gegenüber dem Brückenschlag<br />

BRD - <strong>Israel</strong> - S2s momentane Arbeit über den Anteil jüdischer Zionisten aus Deutschland<br />

am Aufbau <strong>Israel</strong>s.<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>107<br />

Kennung: <strong>IS</strong>107<br />

alte Bezeichnungen: XXV/062<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1994<br />

Aufnahmedauer: 39m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: ER<br />

Sprechername: Eli Rothschild<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 85<br />

Geburtsort: Lübeck<br />

Biographische Daten: Studium (Literaturwissenschaft/Geschichte), 1933 Dissertation abgebrochen,<br />

Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz, dann u. a. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Möbeltischlerei und als<br />

Hilfspolizist tätig, Buchhändler, später Lektor des Leo Baeck Instituts <strong>in</strong> Jerusalem; Fachpublikationen.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Wechsel zwischen komplexem, hypotaktischem und kürzerem,<br />

spontanerem Satzstil; lebhafte, <strong>in</strong> Tempo und Lautstärke variierende Sprechweise.<br />

Inhalt: Thematisches Ergänzungs<strong>in</strong>terview über die Tätigkeit S2s bei der Hagana <strong>in</strong> Jerusalem:<br />

Dienst im Ste<strong>in</strong>bruch über E<strong>in</strong> Kerem - Dienst <strong>in</strong> Nord-Talpiot - Über das Zusammenleben mit den<br />

Arabern - Über Fritz Simon - In der zivilen Abwehr im Weltkrieg - Von Moses für e<strong>in</strong>e politische<br />

Stellung angesprochen - Befreiungskrieg (Prof. Koebner: aus Jerusalem heraus!) - Vom Militär <strong>in</strong>s<br />

Justizm<strong>in</strong>isterium. Biographischer Rückblick: Die Hebräischlehrer der K<strong>in</strong>dheit und S2s E<strong>in</strong>stellung<br />

zur Forderung: "Jude, sprich Hebräisch!" - Elternhaus und Beruf des Vaters - Sprache und Kultur -<br />

Abbruch des Studiums - Tätigkeit <strong>in</strong> Deutschland nach dem Krieg.<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>106<br />

Kennung: <strong>IS</strong>108<br />

alte Bezeichnungen: XXV/26<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Kirjat Ata<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 24m 18s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: SR<br />

Sprechername: Stefan Schmuel Rothste<strong>in</strong><br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 79<br />

Geburtsort: Kitz<strong>in</strong>gen<br />

Biographische Daten: Lehre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er We<strong>in</strong>handlung. Mitarbeit <strong>in</strong> der We<strong>in</strong>handlung des Vaters;<br />

1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; eigener Wäschereibetrieb.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Unterostfränkische Färbung (südlicher Würzburger Raum); sehr<br />

klare, bestimmte Sprechweise, lebendige Redegestaltung. Weitgehend standardsprachliche Orientierung<br />

und komplexe Sätze, v.a. <strong>in</strong> argumentativen und berichtenden Passagen; bei szenischem<br />

Erzählen und im Dialog auch viele Kurzsätze, Ellipsen, Satzabbrüche, Anakoluthe.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Schulbesuch und Lehrzeit <strong>in</strong> Würzburg - Die elterliche We<strong>in</strong>handlung<br />

(gegr. 1905, 1933 Lizenz entzogen) - Antisemitisches Erlebnis im Zug; Entschluss zur<br />

Auswanderung. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>; heutige Beziehung zu Deutschland; Lebensansichten:<br />

Eröffnung e<strong>in</strong>er Wäscherei <strong>in</strong> Haifa - Zerstörung des Betriebs während der arabischen Unruhen<br />

1936/38 - Mysteriöser Tod des Vaters 1938, Deportation der Mutter 1941 (S2 versucht Umstände<br />

auf Deutschlandreise 1951 zu klären) - Exkurs über das jüdische Leben <strong>in</strong> Kitz<strong>in</strong>gen - Man-


80<br />

gelnde Iwritkenntnisse bei der Ankunft; Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie - Beziehungen zu bekannten<br />

Persönlichkeiten (<strong>in</strong> Deutschland) - Erster Besuch <strong>in</strong> Deutschland: H<strong>in</strong>tergrund, Erfahrungen - Kontakt<br />

mit Kitz<strong>in</strong>gen aus Eigen<strong>in</strong>itiative (1978 Engagement für Synagoge) - Mitgliedschaft <strong>in</strong> jüdischdeutschen<br />

Organisationen - Sprachsituation, Lektüre (Kibbuzzeitung abonniert); Enkel versteht<br />

Deutsch - Bereitschaft, nach Deutschland zurückzugehen, wenn er jünger wäre - Probleme der Altersversorgung<br />

<strong>in</strong> <strong>Israel</strong>, unbefriedigende Zustände im Altersheim - S2s Verluste durch die Araber -<br />

Selbstverständnis als Jecke - Ausklammerung der Hitlerzeit als Voraussetzung e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit Deutschland; Ablehnung der Kollektivschuld - Über das "paläst<strong>in</strong>ensische Volk" und das Verhältnis<br />

zu den Arabern - Verb<strong>in</strong>dung der verschiedenen E<strong>in</strong>wanderergruppen mit <strong>Israel</strong> - Beitrag<br />

der Jeckes zum Aufbau des Landes - Enttäuschung, Gefühl des Betrogense<strong>in</strong>s, Lebensresümee -<br />

Über die Bedeutung der deutschen Rentenzahlungen - S2s Judentum - Zur momentanen Lage.<br />

Anmerkung: mit anwesend: e<strong>in</strong>e Bekannte<br />

Kennung: <strong>IS</strong>111<br />

alte Bezeichnungen: XXV/122<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 20m 03s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HS<br />

Sprechername: Hellmut Sal<strong>in</strong>ger<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 94<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Teilnahme am 1. Weltkrieg, Studium, Architekt; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

zunächst Bauzeichner bei der Regierung, später Bauleiter e<strong>in</strong>er Gesellschaft; daneben<br />

schriftstellerisch tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Innerhalb des oft sehr dialogisch geprägten Dreiergesprächs e<strong>in</strong>ige<br />

längere Erzählungen <strong>in</strong> schriftnaher Sprache. Ruhige Sprechweise, etwas brüchige, hohe Stimme.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>111<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: AS<br />

Sprechername: Anna Sal<strong>in</strong>ger (geb. Welsch)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 85<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Säugl<strong>in</strong>gsschwester; 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; K<strong>in</strong>derbetreuung,<br />

Hausfrau.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochdeutsch; gesundheits- bzw. altersbed<strong>in</strong>gt oft etwas stockend<br />

sprechend. Sehr dialogisch gehaltenes Dreiergespräch.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>111, Schwester von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>077<br />

Inhalt: Das Leben von S2 und S3 <strong>in</strong> Deutschland: S2s Architekturstudium und Berufsanfang <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> - S3s Beruf als Säugl<strong>in</strong>gsschwester (Zusammenarbeit mit Dr. Engel, s. <strong>IS</strong>032) - Kennenlernen<br />

von S2 und S3 - Schicksal von S3s Familie (Emigration nach England und USA) - S3s Verhältnis<br />

zum Zionismus, Sprache, Beruf - S2s Familie - S3s Verhältnis zu den christlichen Kollegen<br />

im Krankenhaus (Kontakte bis heute). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>; Rückblicke: Scheitern von<br />

S2s erstem Bauprojekt <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Anstellung bei der Mandatsregierung als Bauzeichner - S2<br />

schreibt e<strong>in</strong> philosophisches Buch - S3s Betätigung <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (K<strong>in</strong>derbetreuung) - Sprachsituation<br />

der Familie - Rückblick auf S3s Zeit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Krankheiten und Altersgebrechen (u.a. über Bl<strong>in</strong>denbibliotheken)<br />

- Über S2s Klavierunterricht bei se<strong>in</strong>er Tante - Über Umzüge und Wohnungen -<br />

Gründe für Ablehnung des Kibbuz' - Über S2s berufliche Tätigkeit bei e<strong>in</strong>er Baugesellschaft -<br />

Small-talk über S3s Mutter, Kennenlernen von S2 und S3, die Tochter - Über S2s Bruder und se<strong>in</strong>en<br />

tragischen Tod - S2s Verwundung und die jetzige Augenkrankheit - Über S2s Lektüre und e<strong>in</strong>e<br />

Italienreise - Über die Familie <strong>in</strong> den USA - Rückblicke, u.a. S2s Teilnahme am 1. Weltkrieg, se<strong>in</strong>e<br />

Kriegsverletzung; Aufnahme S3s <strong>in</strong> S2s Familie - Über S3s Schwester.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>112<br />

alte Bezeichnungen: XXV/63<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1994


81<br />

Aufnahmedauer: 2h 06m 54s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: ES<br />

Sprechername: Dr. Elchanan Scheftelowitz (ehem. Erw<strong>in</strong> Scheftelowitz)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Studium (Jura), 1934 Promotion, Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar, Arbeit <strong>in</strong> jüdischer Geme<strong>in</strong>de<br />

und Schule; 1937 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; "foreign advocates' exam<strong>in</strong>ation", Rechtsanwalt<br />

und Notar, Publikationen über jüdisches Familien- und Staatsrecht.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung, sehr prononcierte Artikulation (fast theatralisch beim<br />

Vorlesen); <strong>in</strong> dialogischen Partien leichte berl<strong>in</strong>erische E<strong>in</strong>färbung mit umgangssprachlichen E<strong>in</strong>schlägen<br />

auch auf der morphologischen Ebene. Variationsreiche Sprechmuster: sachliche Berichte,<br />

polemische Argumentationen, lebendige Erzählungen mit direkter Rede, spontanes Dialogverhalten.<br />

Bevorzugung kürzerer, parataktisch gereihter Sätze; Neigung zu elliptischen Äußerungen<br />

(Telegrammstil).<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>112<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: RS<br />

Sprechername: Sara-Ruth Scheftelowitz (geb. Frankenthal, verw. Goldschmidt)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 79<br />

Geburtsort: bei Kassel<br />

Biographische Daten: K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>; 1934 Emigration nach Holland, 1943-45 im KZ<br />

(Westerborg und Bergen-Belsen), 1945 zurück nach Holland, 1949 Emigration nach <strong>Israel</strong>; Hausfrau.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte hessische E<strong>in</strong>färbung. Im Kontrast zu ihrem Mann sehr natürlich,<br />

spontan, alltagssprachlich wirkender Gesprächston, spannend und geläufig erzählend, nicht<br />

irritiert durch die vielen Unterbrechungen seitens ihres Mannes.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>112<br />

Inhalt: Ausgangssituation: Im Gegensatz zu dem (verlorenen) ersten Interview, das frei und narrativ<br />

war, will S2 <strong>in</strong> der ersten halben Stunde unbed<strong>in</strong>gt Texte aus e<strong>in</strong>em Buch vortragen, das er gerade<br />

abgeschlossen hat. Die Interviewer<strong>in</strong> versucht mühsam, v.a. durch E<strong>in</strong>beziehung der ganz frei<br />

sprechenden Ehefrau S3, ihn davon abzubr<strong>in</strong>gen. S2' Ziel: etwas zur Zeitgeschichte Relevantes zu<br />

sagen. Allgeme<strong>in</strong>es zur Geschichte der Juden <strong>in</strong> Deutschland (zum großen Teil vorgelesen) - S3s<br />

Verfolgung <strong>in</strong> der Nazizeit: Vorgeschichte: Heirat <strong>in</strong> Holland - Deportation <strong>in</strong> Konzentrationslager<br />

(Westerbork, Bergen-Belsen) - Schicksal der Familie von S3 (erster Mann stirbt, das K<strong>in</strong>d überlebt<br />

mit ihr den Transport nach Osten 1945) - Befreiung 1945 (Überleben trotz Flecktyphus) - Schicksal<br />

von Mutter und Bruder. Lebensweg von S2 <strong>in</strong> Deutschland: Juristische Ausbildung (1933 noch<br />

Kammergerichtsexamen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Juni 1934 Rigorosum <strong>in</strong> Leipzig) - Zusätzliches<br />

Rabb<strong>in</strong>atsstudium (Herkunft aus orthodox-jüdischem Haus), Berufung zur Seelsorge für jüdische<br />

Geme<strong>in</strong>de - Auswanderung mit se<strong>in</strong>er Familie nach Paläst<strong>in</strong>a 1937, ideologische (Zionismus) sowie<br />

pragmatische (Zertifikat, Geschäft, Arbeit, etc.) Begründung. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>:<br />

Sprachsituation (gute Hebräischkenntnisse als Rabb<strong>in</strong>er) - Beruflicher Werdegang (sofort Beg<strong>in</strong>n<br />

mit juristischer Arbeit, Wiederholung der Exam<strong>in</strong>a auf Englisch, Anwalt, Spezialist für Scheidungsrecht,<br />

Notar, Publikationen über jüdisches Scheidungsrecht und Staatsrecht) - E<strong>in</strong>ige Episoden aus<br />

der Berufspraxis - Kontakte zu Deutschland: Besuche und berufliche Zusammenarbeit (Bundesentschädigungsgesetz)<br />

- Zur Sprachsituation der K<strong>in</strong>der - Über die Zugehörigkeit des Ehepaares<br />

Scheftelowitz zur hebräischen und deutschen Kultur und Sprache (Sprachfähigkeit, Leseverhalten).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>113<br />

alte Bezeichnungen: XXV/123<br />

Aufnahmeleiter: du-n01<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1993<br />

Aufnahmedauer: 2h 11m 43s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Ernst Schwarz<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 80<br />

Geburtsort: Cham (Oberpfalz)


82<br />

Biographische Daten: Abitur, zwei Semester Jurastudium, Arbeit im väterlichen Geschäft, Umschichtung<br />

(Landwirtschaft); 1938 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; im Moschaw zunächst <strong>in</strong> der Landwirtschaft,<br />

dann als Buchhalter tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte nordbairische Färbung. Sehr flüssiges, überlegtes Erzählen,<br />

am Anfang besonders kontrolliert schriftsprachlich korrekt gestaltet, später teilweise etwas<br />

sprechsprachlicher.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: E<strong>in</strong>leitung: Zufällige Bekanntschaft der Interviewer<strong>in</strong>nen mit S2<br />

- Herkunft der Eltern aus Böhmen, ihr Schicksal (Vater starb aus Aufregung über Boykott-Tag<br />

1.4.1933) - Religion im Elternhaus (Drei-Tage-Juden) - Gutes Verhältnis zu christlichen Mitschülern<br />

/ Mitbürgern, e<strong>in</strong>ige antisemitische Erfahrungen kaum beachtet - E<strong>in</strong>stellung zum Judentum (zugleich<br />

deutscher Patriot, alle im CV, ke<strong>in</strong>e Zionisten) - Mitgliedschaft <strong>in</strong> schlagender jüdischer Studentenverb<strong>in</strong>dung<br />

KC (Bsp.: Teilnahme am Umzug der Universität München, Februar 1933!<br />

Schock, dass jüdische Studenten <strong>in</strong> 100 m Abstand bleiben mussten) - Er<strong>in</strong>nerungen an die Heimat<br />

se<strong>in</strong>er Mutter <strong>in</strong> Westböhmen (alle Juden deutschsprachig) und Schicksal ihrer Familie (die<br />

meisten umgekommen) - E<strong>in</strong> Erlebnis se<strong>in</strong>er Frau (1933 <strong>in</strong> Kassel <strong>in</strong> Begleitung von zwei Vettern<br />

als Judendirne beschimpft) - Exkurs: Schicksal der Juden aus dem hessischen Heimatort se<strong>in</strong>er<br />

Frau Schlüchtern - Allmähliche Wandlung se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>stellung 1933-38 (Abbruch des Studiums, Arbeit<br />

im väterlichen Geschäft, Hachscharah <strong>in</strong> Augsburg) - Bericht über Ausflüge <strong>in</strong> dieser Zeit, sogar<br />

<strong>in</strong> Nürnberg - Informationsreise nach Paläst<strong>in</strong>a 1938, Suche e<strong>in</strong>er passenden landwirtschaftlichen<br />

Siedlung (durch Empfehlung Entscheidung für Kfar Hedidiya) - Ausreise (Schwierigkeiten und<br />

Zertifikat). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Schwierige Anfänge im landwirtschaftlichen Moschaw<br />

(Irrtümer der Instruktoren, Krankheiten) - 1942 Meschek aufgegeben, Buchhalter - Über se<strong>in</strong>en<br />

Moschaw (im Gegensatz zum Nachbarort Beth Jitzhak erst <strong>in</strong> zweiter Generation erfolgreich) - Berufe<br />

der drei Söhne - Kulturelle Situation im jeckischen Moschaw (meist ger<strong>in</strong>ge<br />

Hebräischkenntnisse - schlechtes Verhältnis zum nicht-jeckischem Nachbardorf Kfar Chaiim) - Erziehung<br />

se<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> (schlechtem) Hebräisch (obgleich er selbst kaum hebräische und jüdische<br />

Interessen) - Kulturleben im Dorf und heute im Altersheim - Liebe zur Musik (Klavierspiel seit Jugend)<br />

- K<strong>in</strong>der mehr auf israelische und amerikanische Kultur e<strong>in</strong>gestellt - S2: <strong>in</strong>tensive Deutschlandkontakte<br />

(seit 1977 jährlich im Heimatort Cham), auch jährlich Gruppenbesuche Deutscher <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Moschaw.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>115<br />

alte Bezeichnungen: XXV/28<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Kibbuz Hasorea<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 51m 33s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: CS<br />

Sprechername: Chaim Sela (ehem. Karl Ste<strong>in</strong>)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 77<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Ab 1924 <strong>in</strong> Frankfurt/O. Abitur, dann Umschichtung (Gartenbau); 1936<br />

Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; seitdem im Kibbuz, u.a. landwirtschaftliche Tätigkeiten, Mechaniker für<br />

die landwirtschaftlichen Masch<strong>in</strong>en, Leiter des Ersatzteillagers.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Gelegentlich leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung, Tendenz zu Verschleifungen.<br />

Überwiegend ruhiger, flüssiger Berichtsstil.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Geburtsort, -datum, ursprünglicher Name - K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />

Jugendbewegung 'Kameraden' seit 1923 - Nach Abitur ke<strong>in</strong> Studium mehr möglich, Hachschara -<br />

S2s Judentum (I) - geprägt von der Mischehe der Eltern und dem Aufkommen des Nationalsozialismus<br />

- Bewusster Entschluss zur Emigration und für das Leben im Kibbuz durch die Jugendbewegung<br />

- Bekenntnis zu Sozialismus und Kollektiv als zweiter Beweggrund für e<strong>in</strong> Kibbuzleben -<br />

Ursprünglicher Berufswunsch (Veter<strong>in</strong>är) und Tätigkeit bis zur Emigration (Episode Berufswunsch<br />

im Abiturzeugnis: Landarbeiter) - Über S2s Frau und ihre Vorbereitung auf die Emigration. Das Leben<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> im (jeckischen) Kibbuz Hasorea: Anfangsjahre im Kibbuz Hasorea: Krankheiten,<br />

Mühe des Sprachwechsels, Arbeiten - Scheitern des Versuchs e<strong>in</strong>er Neugründung durch<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe - Verhältnis zu den arabischen Nachbarn - Aufbau und kulturelles Leben von Hasorea<br />

- Über das Schicksal der Spätemigranten - Schicksal der Familienangehörigen und das Problem<br />

der Integration der "Eltern-Generation" <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (Bruch im Leben besonders tragisch für die Älteren)<br />

- Die wirtschaftliche Entwicklung des Kibbuz' (Reparationen aus Deutschland) - Verlust des<br />

Idealismus der heutigen Generation <strong>in</strong> Bezug auf die Kibbuzidee - Über den heutigen wirtschaftli-


83<br />

chen Stand des Kibbuz und das Problem der K<strong>in</strong>dererziehung - S2s beruflicher Werdegang im<br />

Kibbuz und heutige pflichtbewusste Arbeit trotz hohen Alters - Bejahung se<strong>in</strong>es Lebensweges -<br />

trotz gewisser Enttäuschung - Über die wichtige Funktion der Kibbuzim bei der Entwicklung <strong>Israel</strong>s<br />

(mit Anm. über die Situation der Ostdeutschen bei der deutschen Wiedervere<strong>in</strong>igung) - Anmerkungen<br />

zum Buch über Hasorea "Die rettende Kraft der Utopie" (1990) - Kulturelles Leben im Jecken-<br />

Kibbuz - Wiederaufnahme von Kontakten zu Deutschland - S2s Beziehung zum Staat <strong>Israel</strong> (Araberproblematik:<br />

Kibbuz fördert Verständigung) - S2s Judentum (II) und Stellung se<strong>in</strong>er Familie /<br />

se<strong>in</strong>es Umfelds (Kibbuz) zum Judentum - Kollektivismus als S<strong>in</strong>n des Lebens - und ideologische<br />

Fehle<strong>in</strong>schätzung <strong>in</strong> Bezug auf die heutige Generation (Ursachen für das Sterben der Kibbuzidee)<br />

- Über den Kontakt des Kibbuz' mit anderen jüdischen Gruppen - Über E<strong>in</strong>fluss und Spezifikum des<br />

"Jeckenkibbuz" - S2s Verhältnis zu Deutschen: damals und heute.<br />

Anmerkung: teilweise mit anwesend: die Ehefrau<br />

Kennung: <strong>IS</strong>116<br />

alte Bezeichnungen: XXV/124<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Kibbuz G<strong>in</strong>osar<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 25m 30s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: MS<br />

Sprechername: Männy Moshe Seligmann (ehem. Manfred Seligmann)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 78<br />

Geburtsort: Gießen<br />

Biographische Daten: Kaufmann, Umschichtung (Landwirtschafts- und Gartenbaulehre); November<br />

bis Dezember 1938 im KZ Buchenwald; dann Emigration nach Dänemark, Arbeit <strong>in</strong> der Landwirtschaft,<br />

1943-46 <strong>in</strong> Schweden, dort zuletzt Betreuung von Mädchen aus KZs; 1947-48 auf Zypern<br />

<strong>in</strong>terniert, 1948 Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a; seitdem im Kibbuz, tätig <strong>in</strong> der Landwirtschaft, im<br />

Kibbuzhotel, <strong>in</strong> der Buchhaltung.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Mittelhessische Färbung. Bevorzugung der Parataxe mit oft kurzen<br />

Sätzen, relativ häufig mit Ellipsen und Anakoluthen. Überwiegend berichtender Stil, doch auch narrative<br />

Passagen, Episodendarstellung und direkte Rede.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Elternhaus (Metzgerei), Mittlere Reife, Lehre, Berufsjahre -<br />

1936 Landwirtschaftslehre (für Emigration) - Reichskristallnacht - Buchenwald - Emigration nach<br />

Dänemark 1938 - S2s Beziehung zum Zionismus (durch zionistische Jugendbewegung seit 1931<br />

Auswanderungswunsch) - Über die Emigration von S2s Familie nach Argent<strong>in</strong>ien und deren weiteres<br />

Schicksal. Emigrationsetappen Dänemark / Schweden 1938-1948: Auf e<strong>in</strong>em Bauernhof <strong>in</strong><br />

Dänemark - Rettungsaktion der Juden von Dänemark nach Schweden 1945 - Tätigkeiten <strong>in</strong><br />

Schweden - 1946-48 Versuch, junge KZ-Überlebende illegal nach Paläst<strong>in</strong>a zu br<strong>in</strong>gen (Internierung<br />

<strong>in</strong> Zypern, psychische Auswirkungen auf die Mädchen) - Über S2s zwei Ehen - S2s<br />

Hebräischlernen vor der E<strong>in</strong>wanderung nach Paläst<strong>in</strong>a. Das Leben <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> im Kibbuz: S2s Anfänge<br />

im Kibbuz E<strong>in</strong>-Gev - Wechsel <strong>in</strong> den Kibbuz G<strong>in</strong>osar nach Spaltung der Kibbuzbewegung - Über<br />

die Sprachsituation im Kibbuz (offiziell Iwrit, im kle<strong>in</strong>en Kreis auch Muttersprachen) - Die wirtschaftliche<br />

Situation des Kibbuz und S2s Tätigkeiten (Landwirtschaft, Hotel) - Erneute Kontakte zu<br />

Deutschland (1. Reise 1979, 1989 E<strong>in</strong>ladung nach Gießen über die neue jüdische Geme<strong>in</strong>de Gießens)<br />

- Nostalgie im Alter - Freude an Jugender<strong>in</strong>nerungen - Aufnahme von deutschen Freiwilligen<br />

im Kibbuz (nach längeren Widerständen) - Abflauende Begeisterung der israelischen Jugend für<br />

die Kibbuzbewegung - Wiedergutmachung aus Deutschland - Entwicklung der K<strong>in</strong>der der Kibbuzniks<br />

- Die heutige Kibbuzorganisation (K<strong>in</strong>der, Neue<strong>in</strong>steiger ...) - S2s (positive) E<strong>in</strong>stellung zu den<br />

häufigen Berufswechseln im Kibbuz - Auswirkung des Hotels auf den Kibbuz G<strong>in</strong>osar - Wasserprobleme<br />

des Kibbuz - S2s Jeckentum - S2s Familie (Tochter, Enkelk<strong>in</strong>der, andere Verwandte ...) -<br />

Hoffnung auf Fortbestehen der Kibbuzidee.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>117<br />

alte Bezeichnung: XXV/125<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Herzlia<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 2h 21m 38s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: S


84<br />

Sprechername: Sigmar Sharon (ehem. Schleimer)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 89<br />

Geburtsort: Czarnikau / Netze<br />

Biographische Daten: Fachhochschule, Ingenieur <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (bei Osram), Entlassung; 1933 Emigration<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a; von Anfang an tätig bei der Elektrizitätsgesellschaft<br />

Sprachliche Besonderheiten: Klares Hochdeutsch, umgangssprachliche E<strong>in</strong>flüsse, v.a. bei wörtlichen<br />

Zitaten; z.T. lebhaftes Sprechen, aber durchgehend Atembeschwerden (asthmatisch?). Erzählt<br />

gern, mit häufigen Rückversicherungen / Fragen an die Interviewer<strong>in</strong>, die ihrerseits oft unterbricht.<br />

Inhalt: Lose Themenfolge zu Biographie und Lebensansichten: Über S2s Literatur<strong>in</strong>teresse (v.a.<br />

zur Verhaltensforschung) - S2s Beruf <strong>in</strong> Deutschland (Ingenieur bei Osram) - Entlassung Juni 1933<br />

- Emigration - Anfangssituation <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: S2 f<strong>in</strong>det sofort qualifizierte Arbeit - Rückblende: Episode<br />

über die Entlassung bei Osram und das hervorragende Zeugnis, das man ihm ausstellte -<br />

Über das Projekt und S2s Deutsch im Gegensatz zum heute gesprochenen Deutsch - S2s Sohn<br />

und die deutsche Sprache bei se<strong>in</strong>er Erziehung - Sprachkenntnisse von S2 und se<strong>in</strong>er Familie (S2<br />

ke<strong>in</strong>e Begabung: "Postbotenniveau" <strong>in</strong> Iwrit, se<strong>in</strong>e Frau besser) - Über die Frau se<strong>in</strong>es Sohnes (Inder<strong>in</strong>)<br />

und deren Familie - Studium und berufliche Situation des Sohnes (Studium <strong>in</strong> Deutschland,<br />

Promotion) - S2s Deutschlandreisen während des Studiums se<strong>in</strong>es Sohnes, <strong>in</strong>niges Verhältnis zu<br />

se<strong>in</strong>em Sohn (Korrekturtätigkeit für se<strong>in</strong>e deutschen Schriften) - Über die hervorragenden Begabungen<br />

<strong>in</strong> S2s Familie - Rückblick: S2s unglückliche Jugend - Zweimal Verlust der Heimat: 1918<br />

und 1933 - Schicksal der Familie (fast alle ermordet) - Leben <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bis zur Emigration - Gründe<br />

für Antrag auf e<strong>in</strong> Touristenvisum - Kennenlernen se<strong>in</strong>er späteren Frau im Zug nach Triest - Episoden<br />

über die Landung <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Nochmals zum Anfang <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Über die Eltern se<strong>in</strong>er<br />

Frau und deren Rettung (da er wegen se<strong>in</strong>er festen Stellung e<strong>in</strong> Zertifikat für sie erhielt) - Der weitere<br />

Lebensweg <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>; familiäre Verhältnisse und Beziehungen - Sprachsituation <strong>in</strong> der Familie<br />

des Sohnes (v.a. der Schwiegertochter) - S2s Freundeskreis (gute freundschaftliche Kontakte nach<br />

Deutschland; viele Deutschlandreisen) - Episoden über S2s Vorliebe für nichtkoschere Speisen<br />

und se<strong>in</strong>e musikalische Tätigkeit - Zur Hebraisierung des Namens (und se<strong>in</strong>e heutige Problematik)<br />

- Über Abstammung und Judentum, den Wert der Gesetze, Religion (mit Episodenerzählungen)<br />

und die Problematik mit den orthodoxen Juden - Kosenamen von S2 und se<strong>in</strong>er Frau.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>118<br />

alte Bezeichnungen: XXV/126<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 38s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Ernst Siedner<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 86<br />

Geburtsort: Kattowitz<br />

Biographische Daten: Mediz<strong>in</strong>studium (nicht beendet); 1933 nach Paris, dann nach Bologna,<br />

1934 zurück nach Kattowitz; dort Umschichtung (Tischler); 1935 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst<br />

als Tischler tätig, nach Unfall Umschulung zum Büroangestellten, später u.a. lange Filialleiter<br />

e<strong>in</strong>er Automobilfirma; danach Volontärarbeit als wissenschaftlicher Bibliograph am Krankenhaus<br />

und Beendigung des früheren Mediz<strong>in</strong>studiums.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung mit m<strong>in</strong>imaler schlesischer E<strong>in</strong>färbung (z.B. beim [r]).<br />

Spricht sehr überlegt und normorientiert; trotz sehr vielen kle<strong>in</strong>en Pausen überwiegend lange, klare<br />

Satzkonstruktionen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Vorspann über die Ziele des Interviews - Schulzeit <strong>in</strong> Schlesien<br />

- 5 Semester Mediz<strong>in</strong>studium <strong>in</strong> Halle, Wechsel nach Köln, Abbruch (Bedrohung durch Nazistudenten)<br />

- Lebensstationen der Geschwister - Flucht nach Paris: Lebens- und Studienbed<strong>in</strong>gungen dort<br />

- Weiterreise nach Bologna, Studienpläne durch private Umstände vereitelt - Rückkehr nach<br />

Deutschland, Heirat und Entschluss zur Auswanderung. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Neuanfang<br />

als (ungeschulter) Tischler, Frau als Hutmacher<strong>in</strong> - Partnerschaft se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Modegeschäft<br />

/ Umschulung von S2 zum Büroangestellten - Hauptvertreter der Firma FORD <strong>in</strong> Jerusalem<br />

bis zur Pensionierung - Danach weitere Berufstätigkeit <strong>in</strong> der Firma TRIUMPH - Krankheit und<br />

anschließendes Volontariat im Krankenhaus (bibliographische Aufgaben) - Beendigung des Mediz<strong>in</strong>studiums<br />

im hohen Alter (75) - Weiterführung der bibliographischen Tätigkeiten (auch noch <strong>in</strong>


85<br />

e<strong>in</strong>em 2. Krankenhaus) bis heute - Bedeutung der Arbeit für das Leben (Beziehung Beruf - Hobby)<br />

- Begeisterung von S2s Frau für Japan und den Zen-Buddhismus (Reisen) - Exkurs über die beiden<br />

Söhne (jüngerer Sohn Arzt an der Universität Tüb<strong>in</strong>gen) - Unterricht <strong>in</strong> Japanisch - S2s<br />

Sprachsituation (Verhältnis Hebräisch - Englisch; <strong>in</strong> der Familie Deutsch) - Reduzierung des<br />

deutschsprachigen Freundeskreises im Alter (gewisse Isolierung) - Über frühere arabische Freunde;<br />

zur Biographie e<strong>in</strong>es Schulfreundes - S2s Judentum (zionistisch, nicht religiös) - Rückblicke auf<br />

S2s Schulzeit (Verhältnis Juden - Deutsche, Sport, Musik), Zionismus als Grund für die Auswanderung<br />

- Über den Zionismus der Eltern und das Leben <strong>in</strong> Kattowitz - Lebensbilanz - Schicksal der Eltern<br />

und Geschwister - Verschiedenes (Kibbuz als Wohnform / Arbeit am Computer / Sprachsituation<br />

bei se<strong>in</strong>er Tätigkeit im Krankenhaus / Arbeit mit e<strong>in</strong>em Professor an e<strong>in</strong>em Buch).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>119<br />

alte Bezeichnungen: XXV/65<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Ramat Gan<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 32m 36s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: JS<br />

Sprechername: James Spr<strong>in</strong>ger<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 84<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Werbetexter; 1933 Emigration <strong>in</strong> die Schweiz, 1936 nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs<br />

Gelegenheitsarbeiten, dann <strong>in</strong> der Kant<strong>in</strong>e der britischen Armee tätig, danach Angestellter<br />

bei der israelischen Schifffahrt und <strong>in</strong> der Hotelbranche; journalistische Hobbys.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Berl<strong>in</strong>erische Färbung; umgangssprachliche E<strong>in</strong>schläge auf der<br />

morphologischen Ebene. Gelegentlich englische Wörter und Wendungen e<strong>in</strong>streuend. Überwiegend<br />

berichtender, überlegter Redestil mit komplexen Sätzen, doch auch kurze, sehr lebendige<br />

Redepassagen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland und Emigration <strong>in</strong> die Schweiz: E<strong>in</strong>leitung: S2s 84. Geburtstag -<br />

E<strong>in</strong>teilung des Lebens <strong>in</strong> zwei Abschnitte: der große E<strong>in</strong>schnitt 1914 - Elternhaus (Vater Geschäftsmann,<br />

hervorragendes Verhältnis zur "Stiefmutter") - S2s Vater: Judese<strong>in</strong> war ihm nie bewusst<br />

(starb "rechtzeitig" 1924) - Erste Konfrontation mit Fanatismus 1918 und später bei Goebbels<br />

(1930 erkannt), Erkenntnis der prekären Situation - S2s berufliche Laufbahn (Werbetexter) -<br />

Internierung des Bruders <strong>in</strong> Oranienburg (aufgrund e<strong>in</strong>er anzüglichen Bemerkung) - Auswanderung<br />

1933 <strong>in</strong> die Schweiz und Heirat - S2s Mitgliedschaft <strong>in</strong> jüdischen Jugendbünden (nicht zionistisch) -<br />

Verhältnis zum Judentum (nur E<strong>in</strong>haltung der hohen Feiertage) - S2s Freundeskreis (assimiliert,<br />

kultur<strong>in</strong>teressiert) - Erste Liebschaften - S2s Lektüre - Über den Namen James als englische Form<br />

von Jakob. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: 1936 Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a mit gefälschtem<br />

Zertifikat - Erste E<strong>in</strong>drücke (Armut, Offenheit) - S2s Anfänge im Land (Jobs) - S2s spezifische<br />

Sprachsituation (heute noch kaum Hebräisch; gut im Englischen wegen langer USA-Aufenthalte) -<br />

Aufenthalte <strong>in</strong> New York mit israelischer Schifffahrt -S2s zweite Ehefrau und ihre Sprachsituation<br />

(aus Czernowitz: zweisprachig Rumänisch - Deutsch aufgewachsen) - S2s Tätigkeit im Hotelwesen<br />

- Kontakte mit Deutschen, Korrespondenzen - Über den ersten Besuch <strong>in</strong> Deutschland und die<br />

Gründe für die Wiederannäherung - Über Ausländerfe<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> Deutschland und versäumte<br />

Gelegenheiten <strong>in</strong> der Geschichte - Über den Golfkrieg und das Verhalten der Deutschen - Motive<br />

S2s für se<strong>in</strong> Engagement als Leserbriefschreiber ("die Dummheit bekämpfen") - S2s Engagement<br />

für <strong>Israel</strong> und se<strong>in</strong> Wunsch, Brücken zu bauen.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>120<br />

alte Bezeichnungen: XXV/66<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Kibbuz Nezer Sereni<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 27m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: JS<br />

Sprechername: Jehuda Ste<strong>in</strong>bach (ehem. He<strong>in</strong>z Ste<strong>in</strong>bach)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Nörenberg (Pommern)


86<br />

Biographische Daten: Kaufmann, Umschichtung (Landwirtschaft); 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

seitdem im Kibbuz, zunächst <strong>in</strong> der Landwirtschaft; später Übersetzer für e<strong>in</strong>e Regierungsstelle;<br />

danach private Übersetzungstätigkeit.<br />

Sprachliche Besonderheiten: M<strong>in</strong>imale pommersche E<strong>in</strong>färbung. Neigung zu umgangssprachlichen<br />

Verschleifungen <strong>in</strong> spontanen Partien, die im Wechsel zu schriftsprachlich orientierten Passagen<br />

stehen. Abwechslungsreiche syntaktische Gestaltung, sehr bewusste Wortwahl, anschauliche<br />

Erzählweise.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: - E<strong>in</strong>leitung: Sprachsituation von S2 und se<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong> <strong>Israel</strong><br />

- Schulzeit, Gymnasium <strong>in</strong> Stett<strong>in</strong> (<strong>in</strong> Pension bei jüdischer Familie) - Seit dem 12. Lebensjahr <strong>in</strong><br />

der zionistischen Bewegung; Reaktion des Elternhauses - Episoden zur Beziehung zur Religion als<br />

Jugendlicher - Über die Benachteiligung von Frauen <strong>in</strong> der jüdischen Religion - Über den Kulturkampf<br />

zwischen Jiddisch und Hebräisch - Berufspläne der Mutter für ihn (akademische Laufbahn)<br />

und se<strong>in</strong>e Gymnasialzeit - (Kaum) Kontakte zu Nicht-Juden - Erfahrung des Antisemitismus für ihn<br />

weniger überraschend, für die Eltern - Zusammenbruch ihrer Welt (Vater deutscher Patriot) - Vorgriff:<br />

S2 und Frau 1936 (z.Z. der Olympiade) aus Paläst<strong>in</strong>a zu Besuch <strong>in</strong> Deutschland - Schicksal<br />

der Eltern und der Schwester - Kennenlernen se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> Deutschland - Geme<strong>in</strong>same Ausreise<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a 1934. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> im Kibbuz: Anfänge im Kibbuz der Schwäger<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Givath Brenner - Sprachsituation (mit Frau oft Deutsch, mit K<strong>in</strong>dern Hebräisch) - Über die drei<br />

Töchter - Primitive Anfänge im Kibbuz (und spätere Tätigkeiten) - Spaltung der Kibbuzbewegung:<br />

Umzug <strong>in</strong> neuen Kibbuz Nezer Sereni 1952 - Probleme von Nezer Sereni (Mitglieder mit sehr unterschiedlichem<br />

H<strong>in</strong>tergrund) - S2s Tätigkeit als Übersetzer (seit Besuch bei se<strong>in</strong>er Tochter <strong>in</strong> der<br />

israelischen Botschaft <strong>in</strong> Bonn) - Kontakte zu Arabern (dadurch Alltags-Arabisch gelernt) - Se<strong>in</strong>e<br />

bisherigen Übersetzungen und weitere Wünsche - Über Menschen und Arbeiten im Kibbuz - Probleme<br />

des Kibbuz (u.a. Wassermangel) - S2s ursprüngliche (zionistische) Motivation für landwirtschaftliche<br />

Arbeit vs. Berufung zum Übersetzer. Verschiedenes: Herkunft der Eltern, Verwandt-<br />

schaftsverhältnisse - Auswirkung der (deutschen) Dialekte auf die hebräische Aussprache - Herkunft<br />

und Familie von S2s Frau - Über jüdische Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Italien - Existenzprobleme der Kibbuzim<br />

- Über klassische Musik, Kultur.<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>121, <strong>IS</strong>122<br />

Kennung: <strong>IS</strong>121<br />

alte Bezeichnungen: XXV/66<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 44m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: JS<br />

Sprechername: Jehuda Ste<strong>in</strong>bach (ehem. He<strong>in</strong>z Ste<strong>in</strong>bach)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Nörenberg (Pommern)<br />

Biographische Daten: Kaufmann, Umschichtung (Landwirtschaft); 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

seitdem im Kibbuz, zunächst <strong>in</strong> der Landwirtschaft; später Übersetzer für e<strong>in</strong>e Regierungsstelle;<br />

danach private Übersetzungstätigkeit.<br />

Sprachliche Besonderheiten: M<strong>in</strong>imale pommersche E<strong>in</strong>färbung. Neigung zu umgangssprachlichen<br />

Verschleifungen <strong>in</strong> spontanen Partien, die im Wechsel zu schriftsprachlich orientierten Passagen<br />

stehen. Abwechslungsreiche syntaktische Gestaltung, sehr bewusste Wortwahl, anschauliche<br />

Erzählweise.<br />

Inhalt: Zusatz<strong>in</strong>terview mit Vertiefung e<strong>in</strong>iger Themen: Über S2s Übersetzertätigkeit, z.B. Übersetzung<br />

von H. He<strong>in</strong>e (Prosa) und Feuchtwanger <strong>in</strong>s Hebräische - Über Literatur, allgeme<strong>in</strong>e Probleme<br />

beim Übersetzen - Spezielle Probleme der Übersetzung <strong>in</strong>s Hebräische, da als alte Sprache<br />

wiederbelebt - Vorurteile, Hass gegen die Deutschen nicht generell vorhanden - Motive für Bereitschaft,<br />

am Projekt teilzunehmen - Sprachsituation <strong>in</strong>nerhalb der Familie (ke<strong>in</strong> Deutsch gesprochen)<br />

- Beurteilung der Deutschen und typisch deutscher Verhaltensweisen - Der Golfkrieg 1991: Vergleich<br />

Hitler und Saddam Husse<strong>in</strong>.<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>120, <strong>IS</strong>122<br />

Kennung: <strong>IS</strong>122<br />

alte Bezeichnungen: XXV/66<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Eichstätt


87<br />

Aufnahmedatum: 1992<br />

Aufnahmedauer: 30m<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: JS<br />

Sprechername: Jehuda Ste<strong>in</strong>bach (ehem. He<strong>in</strong>z Ste<strong>in</strong>bach)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 82<br />

Geburtsort: Nörenberg (Pommern)<br />

Biographische Daten: Kaufmann, Umschichtung (Landwirtschaft); 1934 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

seitdem im Kibbuz, zunächst <strong>in</strong> der Landwirtschaft; später Übersetzer für e<strong>in</strong>e Regierungsstelle;<br />

danach private Übersetzungstätigkeit.<br />

Sprachliche Besonderheiten: M<strong>in</strong>imale pommersche E<strong>in</strong>färbung. Neigung zu umgangssprachlichen<br />

Verschleifungen <strong>in</strong> spontanen Partien, die im Wechsel zu schriftsprachlich orientierten Passagen<br />

stehen. Abwechslungsreiche syntaktische Gestaltung, sehr bewusste Wortwahl, anschauliche<br />

Erzählweise.<br />

Inhalt: Nach<strong>in</strong>terview bei Deutschlandbesuch: E<strong>in</strong>druck nach e<strong>in</strong>er Woche Deutschlandaufenthalt -<br />

Über die neue Generation (Sympathie für die Studenten) - Die deutsche Landschaft und damit verknüpfte<br />

Er<strong>in</strong>nerungen - 'Blau-Weiß' und se<strong>in</strong>e Ziele - S2s konsequent zionistischer Lebensweg<br />

(daher Emigration nicht als Bruch erlebt) - Über S2s Arbeiten <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (u.a. mit Pferden) - S2s<br />

Erzählungen von Deutschland bei se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern - Gemischte Gefühle bei Rückkehr nach<br />

Deutschland (Abstand und Nähe) - Unterschiede zum ersten Besuch <strong>in</strong> den 60er Jahren - Er<strong>in</strong>nerung<br />

an früher Vertrautes - Deutsch <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> und <strong>in</strong> Deutschland - S2s Zuhausese<strong>in</strong> im Deutschen<br />

und Hebräischen, unproblematisches Wechseln.<br />

Anmerkung: vgl. <strong>IS</strong>120, <strong>IS</strong>121<br />

Kennung: <strong>IS</strong>123<br />

alte Bezeichnungen: XXV/127<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Ramat Chen<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 23m 03s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AS<br />

Sprechername: Anton Fritz Peretz Ste<strong>in</strong>er<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: Königshof (bei Prag)<br />

Biographische Daten: Technische Hochschule, Diplom<strong>in</strong>genieur; 1939 Emigration, 1940-45 auf<br />

Mauritius <strong>in</strong>terniert, dort Sekretär des Campkomitees; 1945 nach Paläst<strong>in</strong>a; Ingenieur.<br />

Sprachliche Besonderheiten: "Prager Deutsch“, doch mit deutlich österreichischer Färbung (Eltern<br />

aus Wien). Innerhalb des stark dialogisch geprägten Dreiergesprächs auch längere monologische<br />

Passagen <strong>in</strong> gewählter Diktion.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>123<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: CS<br />

Sprechername: Chana Ste<strong>in</strong>er (geb. Frank)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 80<br />

Geburtsort: Mannheim<br />

Biographische Daten: Handelshochschule, Sekretär<strong>in</strong>, 1934 nach Prag geheiratet; 1939 Emigration<br />

(Ziel: Paläst<strong>in</strong>a), 1940-45 auf Mauritius <strong>in</strong>terniert, 1945 nach Paläst<strong>in</strong>a; Sekretär<strong>in</strong> <strong>in</strong> gehobener<br />

Position.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Nur ganz leichte mannheimerische E<strong>in</strong>färbung. Gelegentlich hebräische<br />

und englische Wörter (und auch österreichische wie 'Feber'). Sehr korrekter, schriftsprachlich<br />

geprägter Satzbau, z. T. <strong>in</strong> längeren, hypotaktischen Konstruktionen.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>123<br />

Inhalt: Biographisches aus der Zeit <strong>in</strong> Deutschland und heute <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>: Kennenlernen von S2 und<br />

S3, Verlobung, Heirat (die nicht große Religiosität der böhmischen Juden als Grund, dass nur Ziviltrauung)<br />

- Zum österreichischen Akzent von S2 und dem Zurückfallen von S3 <strong>in</strong>s Mannheimische<br />

beim Zusammentreffen mit Mannheimern - S2s optimistische, S3s pessimistische E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong><br />

Bezug auf e<strong>in</strong>e mögliche Bedrohung Prags von Seiten Hitlers vor ihrem Entschluss zur Emigration<br />

- Emigration 1939: das Zurückbleiben der Eltern, die Dauer des Transports (1 Jahr), die Deportati-


88<br />

on nach Mauritius - Das Schicksal von S2s Bruder und dessen Familie und se<strong>in</strong>er Mutter (<strong>in</strong><br />

Auschwitz bzw. Theresienstadt umgekommen) - Das Schicksal von S3s Mutter (Deportation nach<br />

Gurs) - S3s "ordentliche Erziehung", ihre Ausbildung im Betrieb, ihre letzte Position dort (Sekretär<strong>in</strong>);<br />

ke<strong>in</strong>e antisemitischen Erlebnisse <strong>in</strong> Mannheim - Die jüdische Erziehung S3s (durch Reformrabb<strong>in</strong>er),<br />

die E<strong>in</strong>stellung ihrer Mutter (nicht fromm, aber traditionell) - Gründe der Entscheidung für<br />

das deutsche und nicht für das österreichische Altenheim (ke<strong>in</strong> Platz), Wohnsituation im Heim - Die<br />

Wohnorte ihrer K<strong>in</strong>der, ihr Kontakt zu ihnen (regelmäßige Besuche) - Enkelk<strong>in</strong>der und die Gründe,<br />

warum diese noch sehr jung s<strong>in</strong>d (u.a. die 5jährige Internierung von S2 und S3 auf Mauritius). Über<br />

die Internierungszeit auf Mauritius: Trennung von Männern und Frauen auf Mauritius - Das Leben<br />

im Camp, Entstehen e<strong>in</strong>er Art Volkswirtschaft im ersten Jahr (Werkstätten etc.) - S2s und S3s Tätigkeiten<br />

(als Sekretär und Dol-metscher<strong>in</strong>) - Die weitere Entwicklung auf Mauritius - die Möglichkeit<br />

e<strong>in</strong>er "Außenarbeit" (auch für S2) - Die Torpedierung e<strong>in</strong>es englischen Passagierschiffes durch<br />

e<strong>in</strong> japanisches U-Boot und die Folgen für die Camp-Insassen (E<strong>in</strong>gesperrtwerden im Camp) - Die<br />

damalige E<strong>in</strong>stellung zu den Engländern (nicht als Fe<strong>in</strong>de betrachtet) - Nicht-Vergleichbarkeit dieses<br />

Camps mit e<strong>in</strong>em KZ - gute Versorgung, ke<strong>in</strong>e Lebensgefahr - Die gemischte Bevölkerung auf<br />

Mauritius, das Kreolische - Die Band im Camp - Kontakte der Camp-Insassen mit der Jewish<br />

Agency und mit südafrikanischen Juden (Unterstützung) - Die Schneider<strong>in</strong>nen im Camp, die auch<br />

für die Insel gearbeitet haben - Die Herkunft der Camp-Insassen (200 Personen aus der Tschechoslowakei,<br />

weitere aus Österreich, Danzig) - Rückblende: die Reise von Bratislava per Schiff<br />

über Rumänien bis zur Gefangennahme durch die Engländer <strong>in</strong> Zypern - Der Verband der ehemaligen<br />

"Mauritianer", dessen regelmäßige Zusammenkünfte (ihr Haupt-Freundeskreis) - Die späteren<br />

Immigrationsländer der Mauritianer (die Heimatländer, Australien, Amerika, zum großen Teil <strong>Israel</strong>)<br />

- das letzte Treffen des Verbandes der ehemaligen Mauritianer 14 Tage zuvor - Die "girl guides"<br />

im Camp, S3 als Führer<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerhalb dieser Pfadf<strong>in</strong>dergruppe - Warum man sich <strong>in</strong> Lagern um<br />

e<strong>in</strong> normales Leben bemühte - Fotos aus der Zeit von Mauritius - Weiter dauernde Verb<strong>in</strong>dungen<br />

S2s und S3s mit Angehörigen des britischen Personals des Camps - Die Erlaubnis nach Kriegsende,<br />

das Camp zu verlassen, die dann folgende Quarantäne wegen e<strong>in</strong>er Polio-Epidemie. Nochmals<br />

zum Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> (lose Themenfolge): Die Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a; besondere Behandlung<br />

dieser ersten Alija nach dem Krieg (Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Moschaw) - Über das Heim, <strong>in</strong><br />

dem S2 und S3 leben - Über das von S2 und S3 positiv beurteilte 3sat-Programm - Wann und wie<br />

S2 und S3 Iwrit gelernt haben - Teilnahme an Kursen (Tanach, Spanisch) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Moadon (Treffcenter)<br />

- Sprache mit den K<strong>in</strong>dern (von Anfang an nur Hebräisch, die "Ersatzgroßeltern" (Nachbarn)<br />

jedoch Deutsch) - Gründe, warum die Leute <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> gut altern (Glück, vernünftige Ernährung)<br />

- Rückblick: warum S3 Tschechisch gelernt hat (Ausnahme!); ihre letzte Berufstätigkeit bei<br />

e<strong>in</strong>er Firma, die <strong>in</strong>ternationale Kongresse organisierte - S2s und S3s Lesesprachen (Englisch,<br />

Deutsch) - Hauptbeschäftigungen im Heim: Bridge-Spielen und Kreuzworträtsellösen - Über e<strong>in</strong>e<br />

neu erschienene Zeitung, e<strong>in</strong>e neue englischsprachige Nachrichtensendung, Vermissen des deutschen<br />

Senders (wegen der Nachrichten) - Über die aktuelle bedrohliche Situation <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>, das<br />

Verteilen von Gasmasken - Über das Angebot an deutschsprachigen Zeitungen im Heim und weitere<br />

Neuerungen.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>124<br />

alte Bezeichnungen: XXV/29<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 24m 12s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: JS<br />

Sprechername: Josef Stern (ehem. Helmut Stern)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 70<br />

Geburtsort: Gießen<br />

Biographische Daten: Realgymnasium, e<strong>in</strong> Semester Jeschiwa; 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

anfangs mit Jugend-Alija im Kibbuz (u.a.Orangenplantage), später beim Telegraphenamt, Berufssoldat,<br />

schließlich Bibliothekar an der Universität; e<strong>in</strong>ige Veröffentlichungen.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte hessische Färbung. Gewandter, flüssiger, rascher Sprechstil<br />

mit sehr korrekten, zum Teil komplexen Satzkonstruktionen. Modulationsreiche Stimme.<br />

Inhalt: Lebensansichten und Rückblick auf das Leben <strong>in</strong> Deutschland: E<strong>in</strong>stellungen zu Haifa und<br />

Gießen - Über Versöhnungsbestrebungen seit Ben Gurion - Adenauer - Frühere Familiensituation<br />

(Tod der Mutter, Stiefmutter) und deren Auswirkungen auf S2 - Über den stark ausgeprägten Antisemitismus<br />

<strong>in</strong> Gießen - S2s heutige Schwierigkeiten, die Geschehnisse im Hitler-Deutschland zu


89<br />

verstehen - Episode über S2s Großvater und se<strong>in</strong>en religiösen Fanatismus; S2s E<strong>in</strong>stellung zur<br />

Religion - S2s Erfahrungen mit dem Antisemitismus - Über S2s deutsch-patriotische E<strong>in</strong>stellung -<br />

Verhältnis zum Zionismus und zu religiösen Jugendverbänden - Schicksal der Eltern und der kle<strong>in</strong>en<br />

Schwester - S2s Rettung durch E<strong>in</strong>satz amerikanischer Verwandter für die ganze Jugend der<br />

Familie - S2s dramatischer Abgang von der Schule - Vorbereitung der Auswanderung und Abschied<br />

von den Eltern (fehlendes Bewusstse<strong>in</strong> der Tragweite dieser Trennung). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

/ <strong>Israel</strong> und S2s Ambitionen, auf Deutsch zu schreiben: Leben im religiös geprägten Kibbuz<br />

- Sprachsituation - Verhältnis Ostjuden - Jeckes - Rückblende: Episode über S2s Großvater<br />

(Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Russland, bemüht, deutsch zu se<strong>in</strong>) - S2s literarische Bemühungen auf Deutsch<br />

(Versuch, sich <strong>in</strong>dividuell auszudrücken) - Austritt aus dem Kibbuz und Militärzeit - S2s verschiedene<br />

Tätigkeiten nach der Militärzeit - Herkunft von S2s Ehefrau (reiche Königsberger Familie, zu<br />

den "Gründerfamilien" <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a gehörig) - S2s Arbeit <strong>in</strong> der Universitätsbibliothek - Überlegungen<br />

zu se<strong>in</strong>er Karriere - Schriftstellerische Ambitionen und Tätigkeiten - Deutschlandbesuche seit<br />

1973 - Versuch, Geschichte für die Nachfolgenden festzuhalten (Gründe für S2s Schreiben auf<br />

Deutsch) - S2s Leserpublikum <strong>in</strong> Deutschland (v.a. Gießener) und <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (alte Jeckes) - Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit e<strong>in</strong>em deutschen Lektor - Über Kontakte zur deutschen Literatur (kaum moderne)<br />

und S2s Deutsch.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>125<br />

alte Bezeichnungen: XXV/30<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Kibbuz Aschdot Ja'akow<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 59m 17s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Siegfried Jakob Stern<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 80<br />

Geburtsort: Illmitz (Burgenland)<br />

Biographische Daten: Bürgerschule, Mitarbeit <strong>in</strong> der elterlichen Gemischtwarenhandlung und<br />

Landwirtschaft; 1938 verhaftet, nach Entlassung Umschichtung (Landwirtschaft); 1938 Emigration<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs u.a. als Straßenkehrer und <strong>in</strong> Orangenplantagen tätig, dann Koch beim<br />

Militär, Kompagnon e<strong>in</strong>es Cafés, schließlich <strong>in</strong> der Hotelbranche; zur Aufnahmezeit wohnhaft im<br />

Kibbuz, dort zum Teil <strong>in</strong> der Plastikfabrik tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Deutliches Bemühen um e<strong>in</strong>e ostösterreichische Umgangssprache,<br />

dennoch Auftauchen zahlreicher burgenländischer Dialektmerkmale <strong>in</strong> Phonologie, Morphologie<br />

und Syntax (z.B. Kasusgebrauch, Verwendung der doppelten Verne<strong>in</strong>ung, Nebensätze <strong>in</strong> Hauptsatzstellung).<br />

Sehr spontanes sprechsprachliches Formulieren; stark dialogisch geprägt mit lebhaften<br />

Erzähle<strong>in</strong>lagen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Österreich bis zur Emigration: Schwierige Jugendzeit im Burgenland (schulische<br />

Situation im Grenzbezirk Ungarn - Österreich) - Eltern: Mutter burgenländisch, Vater Tscheche<br />

("sechs oder sieben Sprachen"), gute ökonomische Stellung der Familie - Jüdische Tradition<br />

zusammen mit den Juden der Nachbargeme<strong>in</strong>de gepflegt, Elternhaus nicht religiös (ausgenommen<br />

die Mutter) - Invasion der deutschen Truppen, Internierung, Abschiebung (missglückte Flucht nach<br />

Ungarn, dann Versteck <strong>in</strong> Wien) - Vorblende: Rückkehr nach dem Krieg wegen Rehabilitierung ohne<br />

Erfolg - Ausreise per Donaudampfer, via Schwarzes Meer, Griechenland, Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

nach sechs Wochen Reise (ohne Hebräischkenntnisse). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: [Bruch im<br />

Gespräch, da am Bandende 10 M<strong>in</strong>uten nicht aufgenommen. Nach Versuch von deren Wiederholung,<br />

chronologisch größeres Durche<strong>in</strong>ander] - Anfang <strong>in</strong> Rehovot als Straßenkehrer und Arbeit <strong>in</strong><br />

Zitrusplantagen - Rückblenden auf die letzte Zeit <strong>in</strong> Wien: Selbstmordgedanken - Gründe und Gegengründe,<br />

1950 nach Österreich zurückzugehen - Straßenarbeiten an der syrischen Grenze - Gute<br />

Zeit als "tea-boy" <strong>in</strong> der Kant<strong>in</strong>e des australischen Militärs <strong>in</strong> Rehovot - Heirat 1941, Tod des ersten<br />

K<strong>in</strong>des bei Geburt - Verschiedene Arbeiten als Cafetier (z.T. mit e<strong>in</strong>em Freund) - Se<strong>in</strong>e Familie:<br />

zwei Töchter Lehrer<strong>in</strong>nen (älteste spricht gut Deutsch), jüngere im Kibbuz (Kibbuz-sekretär<strong>in</strong>),<br />

sechs Enkel - Nach Tod se<strong>in</strong>er Frau vor drei Jahren als zahlender Gast im Kibbuz se<strong>in</strong>er Tochter<br />

lebend (u.a. wegen Freundschaft mit Rachel Beck, die auch Interviewpartner<strong>in</strong> ist, s. <strong>IS</strong>010) - Über<br />

die wirtschaftliche Lage von Kibbuz Ashdot Ja'akov, Arbeiten der Kibbuzmitglieder, Kultur, Jugend,<br />

alte Menschen - Se<strong>in</strong>e Beziehung zu Österreich heute, Kontakte se<strong>in</strong>er Töchter zu Österreich bzw.<br />

Deutschland.


90<br />

Kennung: <strong>IS</strong>126<br />

alte Bezeichnungen: XXV/31<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Kfar Saba<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 23m 26s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: ES<br />

Sprechername: Elsa Belah Sternberg (geb. Else Rosenblüth)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 92<br />

Geburtsort: Mess<strong>in</strong>gwerk (bei Eberswalde)<br />

Biographische Daten: K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; zunächst Mithilfe im Geschäft<br />

ihres Mannes, Hausfrau, dann psychologische Weiterbildung, Erziehungsberater<strong>in</strong>; Volontärarbeiten<br />

<strong>in</strong> ihrem Altenheim.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung; markante, wenngleich leicht brüchige Stimme. Überlegtes,<br />

sicheres, vorwiegend sachlich argumentierendes Formulieren, klare Satzführung; überwiegend<br />

kurze Sätze, doch gelegentlich auch sehr komplexe Konstruktionen.<br />

Inhalt: Kurzbiographie von S2s und ihrer Familie <strong>in</strong> Deutschland: Kurzer biographischer Überblick -<br />

Der Name Rosenblüth (und die Hebraisierung zu Rosen bei e<strong>in</strong>igen ihrer Brüder) - Elternhaus und<br />

Jugend <strong>in</strong> Deutschland (Vater aus Ungarn, Mutter aus Berl<strong>in</strong> - 1. Generation berufstätiger Frauen) -<br />

S2s Ausbildung als K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong> (moderne sozialistisch-zionistische Ausrichtung bei Siegfried<br />

Lehmann, dem späteren Gründer des K<strong>in</strong>derdorfes Ben Schemen) - Auswanderung ihrer Geschwister<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a ab 1921/22 - Eigene Vorstellungen und Pläne für <strong>Israel</strong> (S2s Mann bricht<br />

se<strong>in</strong> Altphilologie-Studium ab). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> und das Verhältnis zur deutschen<br />

Kultur: E<strong>in</strong>wanderung <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> als Erfüllung der Träume - Zionistisch motivierte Bemühungen um<br />

das Hebräische, aber auch bewusste Pflege der deutschen Sprache - Sprache der Brüder (Arzt,<br />

Justizm<strong>in</strong>ister: perfektes Hebräisch) und K<strong>in</strong>der von S2 - Berufliche Laufbahn (Geschäft, dann E<strong>in</strong>richtungsberatung:<br />

Kontakte zu Ben Schemen) - Verteilung der Sprachen; Sprachbegabung ihres<br />

Mannes, Verwurzelung <strong>in</strong> deutscher Kultur - Kulturelles Leben und Bekanntenkreis (deutsche Kreise)<br />

- Über die Rückkehr zur Muttersprache im Alter - S2s Verhältnis zur deutschen Kultur und zu<br />

Deutschland - Gewisse Ablehnung des heutigen Deutschland, aber e<strong>in</strong>ige Freundschaften zu<br />

Deutschen aus der Zeit der Mission ihres Mannes <strong>in</strong> Deutschland nach dem Krieg - Kulturprogramm<br />

(z.T. deutschsprachiges) im Altenheim (wo S2 seit 15 Jahren lebt) - Bewahren der Traditionen<br />

bei den K<strong>in</strong>dern - Verdienste des deutschen Judentums für <strong>Israel</strong> - Erfahrungen im Golfkrieg<br />

1991: Vergleich mit den Kurden - Neuerd<strong>in</strong>gs Betonung der "Roots" <strong>in</strong> der Schule - Positive<br />

jeckische Eigenschaften - Über die Motivation zur Volontärarbeit im Alter - S2s Judentum (s. Buber:<br />

Menschse<strong>in</strong> und Jüdischse<strong>in</strong>; "Brückenkultur" zwischen Ost und West).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>128<br />

alte Bezeichnungen: XXV/128<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 2h 19m 44s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: HS<br />

Sprechername: Sigmund Schmaja Suess<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 86<br />

Geburtsort: Ma<strong>in</strong>z<br />

Biographische Daten: Kaufmännische Ausbildung und Tätigkeit, Studium (Mathematik/Naturwissenschaften)<br />

nicht beendet; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Arbeit auf dem<br />

Bau, dann Spediteur (selbständig).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Größerenteils ma<strong>in</strong>zerische Färbung, gelegentlich stärkere Dialektmerkmale<br />

<strong>in</strong> Morphologie und Lexik. Lebendige Sprech- und Erzählweise mit variierenden<br />

Satzstilen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland bis zur Emigration: Religiosität des Elternhauses (streng orthodox),<br />

über orthodoxe Geme<strong>in</strong>den - Herkunft der Eltern und Ausübung der Religion im Elternhaus -<br />

Kennenlernen der Eltern, S2s Geschwister - S2s Schulbildung und über S2s Beitrag zu e<strong>in</strong>em<br />

Buch zum 100. Schuljubiläum (Kommentare zu Fotos) - Über S2s Frau und ihre geme<strong>in</strong>samen Jugendbekanntschaften<br />

- Heirat - Lehre als Kaufmann und Studium (Stipendium der Studienstiftung -


91<br />

von S2s Vater 1939 zurückzuzahlen) - Interesse von S2s Sohn für Familienforschung - Grund, warum<br />

S2s Eltern e<strong>in</strong> Ingenieurstudium verh<strong>in</strong>derten (Arbeit am Schabbat) - Über die (befreundeten)<br />

Rabb<strong>in</strong>er Carlebach und Hirsch - Interesse an Musik (S2s Frau) - S2 als "schwarzes Schaf" der<br />

Familie (wenig Ahnung von jüdischen Bräuchen) - Rückblende: Schockerlebnis bei Luftangriff<br />

1918, französische Besatzung - Über S2s Vater, se<strong>in</strong>en Beruf (We<strong>in</strong>händler) und Religion; Schicksale<br />

der Familie - Über Namengebung <strong>in</strong> der Familie (Vorliebe für Jacob) - Leben nach der Heirat,<br />

(Gesangs-)Studium der Frau - Entschluss zur Auswanderung 1933 (Möglichkeit, nach Frankreich<br />

auszuwandern: Verwandte) - S2s Mitgliedschaft <strong>in</strong> der SPD als Reaktion auf den Rechtsruck - Umstände<br />

der Ausreise mit Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d (Flug nach Venedig, Schiff ab Triest). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a /<br />

<strong>Israel</strong>: Ankunft <strong>in</strong> Haifa, Fahrt nach Nahalal - Ke<strong>in</strong>e Vorstellung vom weiteren Leben, niemand<br />

kümmert sich - Bericht von e<strong>in</strong>em Autounfall - Wohnungswechsel nach Tel Aviv (Anmietung e<strong>in</strong>er<br />

Baracke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pardes) - Exkurs über S2s heutige Situation (Essen, Haushaltshilfe ...) - Episode<br />

aus der K<strong>in</strong>dheit des Sohnes (pflückte alle Tomaten ab) - F<strong>in</strong>anzielle Probleme, erste Arbeiten<br />

(E<strong>in</strong>tritt des Schwagers <strong>in</strong> die Omnibusgesellschaft: S2 wird LKW-Fahrer, Begegnung mit e<strong>in</strong>em<br />

Cous<strong>in</strong> und Kooperation) - Bildung e<strong>in</strong>es Musikkreises durch S2s Frau (Episode) - Sprachsituation<br />

S2s und se<strong>in</strong>er Familie (fast nur Deutsch) - Über mitgebrachtes Mobiliar - S2s Anfänge als LKW-<br />

Fahrer und se<strong>in</strong> Betrieb - S2s Arbeitsunfall 1972 - Unterbrechung: Telefonat - Mögliche Gründe für<br />

gute Konstitution im Alter (viel körperliche Arbeit) - Über S2s Sohn: religiöses Interesse, Sport; S2s<br />

sportliche Aktivitäten <strong>in</strong> der Jugend - Rückblende: zwei kurze Berichte aus der Ma<strong>in</strong>zer Zeit -<br />

Nochmals über se<strong>in</strong>e Tätigkeit als Transporteur - Über S2s Sohn: Besuche <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>, Beruf; Small<br />

talk.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>129<br />

alte Bezeichnungen: XXV/41<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Sde Warburg<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 15m 05s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Ruth Luise Tauber (geb. Schönfeld)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 72<br />

Geburtsort: Lugnian (Oberschlesien)<br />

Biographische Daten: E<strong>in</strong> Jahr Schneiderlehre, daneben Kunstgewerbeschule, Umschichtung;<br />

1938 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; seitdem im Moschaw, Landwirtschaft und Puppenherstellung.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung; klares, flüssiges, z.T. sehr schnelles Sprechen, jedoch<br />

unterschiedlich rhythmisierend. Sehr lebendiges, anschauliches Erzählen; Tendenz zu E<strong>in</strong>schüben<br />

und Nachträgen führt öfter zu Umformungen der komplexen Konstruktionen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Ansiedlung im neu gegründeten Moschaw Sde Warburg -<br />

Organisation des Moschaw, Arbeiten - Gefühle gegenüber der neuen Heimat (anfängliches Befremden)<br />

- Aufnahme vieler Neu-ankömml<strong>in</strong>ge und Gäste - Ankunft der Eltern <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a, Internierung,<br />

erstes Wiedersehen nach 2 Jahren - Entlassung der Eltern aus dem Lager, Aufnahme im<br />

Moschaw; rasche Anpassung - Das Erlernen des Hebräischen bei ihr, ihrem Mann und ihren Eltern<br />

- Probleme <strong>in</strong> der Landwirtschaft, Gründung e<strong>in</strong>er Genossenschaft <strong>in</strong> Eigen<strong>in</strong>itiative - Kulturleben<br />

im Moschaw, trotz harter Arbeit - Beg<strong>in</strong>n der Puppenherstellung von S2; ihr größter Auftrag - E<strong>in</strong>stellung<br />

zu Beruf und Leben ("Bohemien", aber preußische Erziehung) - Der Bruch im Leben und<br />

se<strong>in</strong>e Bewältigung - Biographie ihres Mannes (Archäologiestudium, zionistische Arbeit, Mitbegründer<br />

des Moschaw) - Spätes Hebräischlernen (durch Radio, Fernsehen) - E<strong>in</strong>fluss des Judentums<br />

auf ihr Leben und das ihrer Familie (Charakterisierung ihres Vaters vor und nach der Auswanderung)<br />

- Erste Reise nach Deutschland 1969 (Gefühle) und spätere - S2s Ansichten zur aktuellen<br />

Lage <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - E<strong>in</strong>fluss des deutsch-jeckischen Milieus auf ihre K<strong>in</strong>der - Beitrag der Jeckes zum<br />

Aufbau <strong>Israel</strong>s.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>130<br />

alte Bezeichnungen: XXV/129<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1989<br />

Aufnahmedauer: 2h 02m 30s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: GV


92<br />

Sprechername: Gabriele Vallent<strong>in</strong><br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 79<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Säugl<strong>in</strong>gs- und K<strong>in</strong>derpfleger<strong>in</strong>, ab 1940 Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Keksfabrik, danach<br />

bis zum Kriegsende Leben <strong>in</strong> der Illegalität an verschiedenen Orten; 1948 Emigration <strong>in</strong> die<br />

Schweiz, 1949 nach <strong>Israel</strong>; zunächst im Kibbuz, später Pflegetätigkeit.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung mit sehr klarer Artikulation. Lebhafte Sprechweise;<br />

vorwiegend dialogisch geprägtes Gespräch, öfter spontane Satzumplanungen.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland bis 1948, Emigration Schweiz / <strong>Israel</strong>: Nichthebraisierung des<br />

Namens von S2 (Sohn hat jedoch hebraisiert) - Über die schlechte Situation ihrer Eltern zur Zeit ihrer<br />

Geburt (und ihres Zwill<strong>in</strong>gsbruders) - Gründe, warum sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Säugl<strong>in</strong>gsheim, <strong>in</strong> Privatpflege<br />

und (kommunistische) Heime gekommen ist (Auswirkung: nicht so gutes Deutsch) - Verb<strong>in</strong>dung zu<br />

den Geschwistern <strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong>dheit, zu deren Pflegemutter - Aufenthalt <strong>in</strong> Worpswede, Vogelers<br />

Heim (die schlechte Versorgung dort) - Eltern: Mutter Nichtjüd<strong>in</strong> (Probleme, die sie deswegen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong><br />

hat) - Exkurs: Interviewer<strong>in</strong> zur Situation der 'Halbjuden' unter Hitler (eigene Familiengeschichte)<br />

- S2s Großeltern väterlicherseits (früh gestorben, Deutsch gesprochen) - Die polnische Herkunft<br />

der Ur- oder Ururgroßeltern, Annahme des Namens Vallent<strong>in</strong> nach der Übersiedlung nach Berl<strong>in</strong> -<br />

Mitgliedschaft von S2s Schwester <strong>in</strong> der kommunistischen Partei (Arbeit gegen Hitler) - Die Berufe<br />

der Eltern S2s (Schauspieler, dann Schriftsteller) - Die Großmutter mütterlicherseits - ihre negative<br />

E<strong>in</strong>stellung gegenüber dem jüdischen Schwiegersohn (S2s viermonatiger Besuch als 11jährige bei<br />

ihr) - S2s Tagebuch über die Hitlerzeit und das Schicksal ihrer Schwester (dem 'Amt für Sozial- und<br />

Arbeitswesen' <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zur Verfügung gestellt) - S2s schulischer Werdegang (mit Unterbrechungen),<br />

ihre ersten Lebensjahre, ihre Schwestern, ihre oft wechselnden Aufenthalte <strong>in</strong> Pflegestellen<br />

und Heimen - Über den Zwill<strong>in</strong>gsbruder (erst 50 Jahre später vom Tod ihres Bruders erfahren) -<br />

Weitere Verwandte S2s väterlicherseits: die meisten haben die Nazizeit überlebt (viele Geschwister<br />

des Vaters Schauspieler) - Das Schicksal ihrer kommunistischen Schwester (Verurteilung und<br />

H<strong>in</strong>richtung im Oktober 1944), die Tochter der Schwester - Geburt von S2s Sohnes 1943 <strong>in</strong> Guben<br />

- Wegen der christlichen Mutter ke<strong>in</strong> Judenstern - S2s früherer Aufenthalt bei ihrer Schwester, Fabrikarbeit<br />

- Rückblende: Ausbildung zur Säugl<strong>in</strong>gspfleger<strong>in</strong> und K<strong>in</strong>derpfleger<strong>in</strong> <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> (1930<br />

erste Stellen <strong>in</strong> Mecklenburg) - Über ihre Schwester Judith Auer - deren Sorge um die vier jüngeren<br />

Geschwister nach dem Tod der Eltern (ihre Persönlichkeit und Berühmtheit) - Über ihren zweiten<br />

Bruder (Dirigent), Flucht <strong>in</strong> die Schweiz - Arbeitslager <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 1933 - Exkurs über die Mitläufer<br />

(nicht alle begeisterte Hitleranhänger) - Die Angst von Menschen, ihr e<strong>in</strong>e Wohnung zu geben -<br />

Stelle bei e<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wittenau (gute Beziehung zu dieser Familie bis heute) - Viermonatiger<br />

Aufenthalt mit dem asthmakranken Sohn bei Freunden <strong>in</strong> Danzig (ca. 1936) - Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Keksfabrik, die schlechten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen dort, negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit<br />

(Anfang der 40er Jahre) - Warnung vor e<strong>in</strong>er bevorstehenden Aktion gegen die 'Halbjuden' - Untertauchen<br />

bei der mit e<strong>in</strong>em Christen verheirateten Schwester (Unterstützung durch deren Gruppe) -<br />

Der Vater ihres K<strong>in</strong>des - se<strong>in</strong>e eigene gefährliche Lebenssituation, se<strong>in</strong> früher Tod - Nochmals zum<br />

Aufenthalt <strong>in</strong> Guben (weil es für die Frau, bei der sie wohnte, zu gefährlich wurde, Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

an e<strong>in</strong>em anderen Platz) - Rückkehr nach Berl<strong>in</strong> 1944, Leben im Haus ihrer Schwester bis zum<br />

Ende des Krieges (Nachbar<strong>in</strong> oft über sie ausgefragt) - Situation nach der Ankunft der Russen - die<br />

bevorzugte Behandlung von Kommunisten, ihr Ausweis für Verfolgte - Ke<strong>in</strong>e "Wiedergutmachung"<br />

von Deutschland, aber bevor sie Rentner<strong>in</strong> wurde, Zahlung von "Berufsschaden" - Die Zeit nach<br />

dem Krieg <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (über das Jo<strong>in</strong>t-Büro im englischen Sektor wieder Verb<strong>in</strong>dung zu ihrer <strong>in</strong> die<br />

Schweiz emigrierten Schwester) - S2s illegale Auswanderung <strong>in</strong> die Schweiz 1948 - Entschluss<br />

nach der Gründung <strong>Israel</strong>s, dorth<strong>in</strong> auszuwandern - Idee, ihren Sohn zusammen mit e<strong>in</strong>em jungen<br />

Staat aufwachsen zu lassen und jüdisch zu erziehen - Exkurs: ke<strong>in</strong>e Ahnung vom Judentum - Organisation<br />

der Auswanderung durch ihren Schwager - Ankunft im März 1949. Das Leben <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>:<br />

Probleme, mit K<strong>in</strong>d ohne Mann im Kibbuz aufgenommen zu werden - Schwierigkeiten mit dem<br />

Kibbuzleben <strong>in</strong> Hasorea (als Halbjüd<strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tlich nicht gut behandelt, Isolierung; Bleiben wegen<br />

des Sohnes) - Verlassen des Kibbuz, gutes E<strong>in</strong>leben, gute Stellen als Pfleger<strong>in</strong> - Über den Sohn<br />

und se<strong>in</strong>e Familie - Die letzen 17 Jahre S2s im Altersheim.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>131<br />

alte Bezeichnungen: XXV/32<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 32m 48s<br />

Sprechersigle: S2


93<br />

alte Sprechersigle: LV<br />

Sprechername: Lisl Vardon (geb. Rosenfeld)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 76<br />

Geburtsort: Wien<br />

Biographische Daten: Schneidermeister<strong>in</strong>; 1938 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; Schneider<strong>in</strong>, später<br />

eigenes Atelier; daneben schriftstellerisch tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Wiener Verkehrsmundart, <strong>in</strong> Szenen mit direkter Rede stärkere kolloquiale<br />

E<strong>in</strong>färbungen. Sehr flüssiger, lebendiger Erzählstil, wirksam unterstützt durch rhetorische<br />

Mittel der Veranschaulichung; <strong>in</strong>terviewerorientiert.<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Österreich: Über S2s Familie und deren Situation (Eltern aus Bukow<strong>in</strong>a, assimiliert,<br />

wohlhabend) - Schöne Jugend, gute Erziehung, (viele) Schulen - Anfänglich fehlender<br />

Bezug zum Judentum, aber Stolz Jüd<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong> (erst durch die Machtergreifung Hitlers "erfuhr" S2,<br />

dass sie Jüd<strong>in</strong> ist) - Über S2s Lese<strong>in</strong>teresse (<strong>in</strong>tensiv erst <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>) und ihr Talent zum Schreiben -<br />

1933: Ignorieren der Ereignisse <strong>in</strong> Deutschland - Heirat mit e<strong>in</strong>em Juristen - Nach Hitlers E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong><br />

Wien Vorbereitungen zur illegalen Ausreise - Episode über den Antisemitismus <strong>in</strong> Wien nach dem<br />

Anschluss (Juden mussten Straßen schrubben, etc.) - Exkurs: Film über den E<strong>in</strong>marsch Hitlers <strong>in</strong><br />

Wien - Verhaftung des Ehemannes durch die Gestapo, Entlassung dank S2s Engagement und der<br />

Hilfe e<strong>in</strong>es deutschen Gestapo-Mannes - Über die "Falschheit" der Österreicher (Beispiel ihrer<br />

Hausmeister<strong>in</strong>) - Weitere Episode über die Rettung e<strong>in</strong>es Menschen durch e<strong>in</strong>en Gestapo-Mann<br />

(Me<strong>in</strong>ung, dass sich Deutsche besser verhielten als Österreicher) - Dramatische Emigration 1938<br />

(zunächst per Zug bis zur italienischen Grenze, 8 TageWarten, Rückkehr nach Wien; illegaler<br />

Schiffstransport über die Donau nach Zypern, nächtliche Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

/ <strong>Israel</strong>: Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Tel Aviv: sofortige Berufstätigkeit, Wohnung - E<strong>in</strong>gliederungs-probleme<br />

des Ehemannes, Scheitern der Ehe, Rückkehr des Ehemannes nach Wien (nach dem Krieg), se<strong>in</strong><br />

späterer Selbstmord (an der Emigration zerbrochen) - S2s zweite Ehe (deutschsprachiger Mann<br />

aus Polen) - Probleme <strong>in</strong> Familie (ke<strong>in</strong>e harmonische Ehe) und Beruf (sehr viel Arbeit) - Geburt des<br />

zweiten Sohnes - Beg<strong>in</strong>n von S2s schriftstellerischer Tätigkeit (Auslöser: Beschwerde über e<strong>in</strong>e<br />

missglückte Jubiläumsfeier) - Aufgabe des Schneiderberufs nach dem Tod ihres zweiten Mannes -<br />

Beziehungen zu bzw. zwischen den Söhnen - S2s Sprachsituation (mit K<strong>in</strong>dern nur Deutsch, fehlerhaftes<br />

Iwrit) - S2s schriftstellerische Tätigkeit: heute v.a. Gedichte (<strong>in</strong> deutscher Sprache) - Vortrag<br />

von e<strong>in</strong>igen ihrer Gedichte - Über den Golfkrieg 1991 und das Schlechte <strong>in</strong> der Welt, das Versagen<br />

der Mächtigen - Über das langsam e<strong>in</strong>setzende Verständnis der jetzigen Generation für das<br />

Schicksal von S2s Generation - Vortrag e<strong>in</strong>es weiteren Gedichtes - S2s persönliche Situation und<br />

Problematik als Schriftsteller<strong>in</strong> (nicht <strong>in</strong> den deutschsprachigen Schriftstellerverband aufgenommen,<br />

daher eigene Präsentation ihres Buches auf der Frankfurter Buchmesse) - S2s Vortragstätigkeit<br />

<strong>in</strong> Altersheimen und Logen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Über e<strong>in</strong>en Besuch <strong>in</strong> Wien und Treffen mit ihrem ersten<br />

Mann.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>132<br />

alte Bezeichnungen: XXV/42<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Haifa<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 43m 42s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: AW<br />

Sprechername: Dr. Alfred Abraham Wachs<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 76<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Abitur, Volontariat bei Kaufhauskonzern (abgebrochen), 1934-35 Umschichtung<br />

<strong>in</strong> Jugoslawien, Studium an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>, 1936-38 Studium (Agronomie) <strong>in</strong> Florenz, Aufenthalt <strong>in</strong> der Schweiz; 1939 Emigration nach<br />

England, dort u.a. auf e<strong>in</strong>er Ausbildungsfarm tätig, ab 1940 <strong>in</strong> australischem Internierungslager,<br />

1942 Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a; kurz im Kibbuz, dann <strong>in</strong> psychiatrischem Krankenhaus tätig, später israelischer<br />

Mar<strong>in</strong>eoffizier; nach früher Pensionierung Psychologiestudium und Promotion <strong>in</strong> der<br />

Schweiz, anschließend <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> <strong>in</strong> der Schulpsychologie und als Psychologe bei der Handelsmar<strong>in</strong>e<br />

tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Sehr schriftsprachlich orientierter,<br />

überlegter, flüssiger Redestil <strong>in</strong> teilweise sehr komplexen Konstruktionen mit abwechslungsreichem<br />

E<strong>in</strong>satz von Satzanschlussmitteln.


94<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Nicht-Hebraisierung von S2s Vor- und Nachnamen - K<strong>in</strong>derjahre<br />

<strong>in</strong> der Heimat der Mutter (Prov<strong>in</strong>z Posen; Vater Wehrdienst) - Schulzeit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (Sophiengymnasium),<br />

Abitur - Lehre beim Kaufhauskonzern Schocken <strong>in</strong> Zwickau (1932-1934), Abbruch wegen<br />

"Arisierung" - Zugehörigkeit zur jüdischen Jugendbewegung (seit 1930 zionistische Habonim-<br />

Gruppe) - Auswanderung 1934: E<strong>in</strong>treten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Hachscharakibbuz <strong>in</strong> Jugoslawien (erster außerhalb<br />

Deutschlands) - Kennenlernen se<strong>in</strong>er späteren Frau Edith - S2s Aufenthalt <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

1935/36 (Jugendarbeit, Besuch der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums) - S2s damalige<br />

mangelhafte Beherrschung der hebräischen Sprache - E<strong>in</strong>wanderung von Edith nach Paläst<strong>in</strong>a<br />

1935 (Zertifikat), E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> Kibbuz Kfar Szold. S2s Emigrationsetappen Italien, Schweiz, England,<br />

Australien: Studium der Agronomie <strong>in</strong> Florenz 1936-38, Abbruch wegen Verbots für "nichtarische"<br />

deutsche Studenten - Schweizaufenthalt 1938-1939 (Betreuung e<strong>in</strong>es alten Verwandten), Bemühen<br />

um Zertifikat - Die Aufnahme von jüdischen Emigranten <strong>in</strong> Großbritannien nach der "Kristallnacht"<br />

- Schicksal anderer jüdischer Studenten <strong>in</strong> Florenz - Schicksal der Eltern und des Bruders -<br />

S2s Großbritannienaufenthalt 1939-1940 (Tätigkeit als Leiter auf e<strong>in</strong>er Ausbildungsfarm, als "troubleshooter",<br />

<strong>in</strong> der Landwirtschaft) - Internierung 1940-1942 <strong>in</strong> Liverpool - Überfahrt auf der<br />

'Dunera' nach Australien (2000 Emigranten mit 500 deutschen Kriegsgefangenen, e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahre<br />

Internierung im Lager) - Entlassung und Zertifikat durch Vermittlung von Edith <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a. Das<br />

Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Ankunft <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a 1942 (Anekdote zum Abholen durch Edith) - Rückblende:<br />

Erlebnis im australischen Internierungslager - Anfangszeit im Kibbuz (1942), Verlassen des<br />

Kibbuz - Tätigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Krankenhaus für Geisteskranke <strong>in</strong> Haifa 1942 - Dienst <strong>in</strong> der englischen<br />

Mar<strong>in</strong>e (viere<strong>in</strong>halb Jahre: als Dolmetscher und für Organisationsaufgaben) - Sprache <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Familie damals (mit dem Sohn 5 Jahre Deutsch) - Von der englischen zur israelischen Mar<strong>in</strong>e<br />

(bis 1959) - Psychologiestudium <strong>in</strong> der Schweiz ab 1959 (zusammen mit se<strong>in</strong>er Frau) - Erster<br />

Deutschlandbesuch 1959 (Frankfurt), doch Entscheidung für die Schweiz - Tätigkeit <strong>in</strong> der Schulpsychologie<br />

zusammen mit se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> Be'er Sheva - Promotion <strong>in</strong> Zürich - Tätigkeit <strong>in</strong> der<br />

Schulpsychologie - Tätigkeit als Psychologe <strong>in</strong> der israelischen Handelsmar<strong>in</strong>e (1972-1988) - Tätigkeit<br />

im Bereich der Gerontologie - FWs Sprachsituation (lange v.a. Englisch, 1952 Intensivkurs<br />

Hebräisch, Diss. auf Deutsch) - Zu se<strong>in</strong>er Tätigkeit als (verantwortlicher) Mar<strong>in</strong>epsychologe und<br />

se<strong>in</strong>en Erfahrungen aus der Gerontologie - Zur Arbeit im (hohen) Alter (<strong>in</strong> <strong>Israel</strong> und allgeme<strong>in</strong>) -<br />

Das Problem der Diskrepanz zwischen wissenschaftlichem, technischem Fortschritt und der allgeme<strong>in</strong>en<br />

sozialen Situation - Über die wachsende Zuwendung deutschsprachiger Emigranten zum<br />

Deutschen im Alter und Kontakte mit Deutschland - S2s Verhältnis zu den von ihm gesprochenen<br />

Sprachen - Allgeme<strong>in</strong>es zur deutschen Sprache <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>.<br />

Anmerkung: zum Schluss teilweise anwesend: se<strong>in</strong>e Ehefrau<br />

Kennung: <strong>IS</strong>133<br />

alte Bezeichnungen: XXV/33<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Tel Aviv<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 32m 42s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: FW<br />

Sprechername: Felix B. (Chaim) Wahle<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 81<br />

Geburtsort: Prag<br />

Biographische Daten: Handelsakademie, Abitur, Studium an der juristischen Fakultät <strong>in</strong> Prag,<br />

kaufmännische Lehre und Tätigkeit <strong>in</strong> Frankreich, dann <strong>in</strong> der Papierbranche u.a. <strong>in</strong> Prag und Zagreb;<br />

1940 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; <strong>in</strong> der Papierbranche, später im israelischen Handels- und<br />

Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium, danach Sekretär der Handelskammer, zuletzt als freiwillige Teilzeitarbeit.<br />

Sprachliche Besonderheiten: <strong>Für</strong> Prag typische deutsche Hochlautung ("Prager Deutsch"). Unterschiedlicher<br />

Sprechrhythmus, manchmal sehr schnell, manchmal zögernd. Weitestgehend überlegt<br />

durchkonstruierter Berichtsstil mit gelegentlichen Formulierungsänderungen.<br />

Inhalt: Lebensweg bis zur Emigration: Über den Namen: (Nicht-)Hebraisierung, Herkunft - S2s<br />

Bruder (Mischehe, 1945 Theresienstadt, Überleben mit schwerem Typhus) - Humanistische Erziehung,<br />

Abitur, Handelsakademie (5 Semester, Abbruch wegen politischer Situation) - Kaufmännische<br />

Lehre <strong>in</strong> Marseille (Kolonialwarenimport) - Tätigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pariser Speditionsgeschäft -<br />

Rückkehr nach Prag 1935 wegen Krankheit der Mutter (Tätigkeit <strong>in</strong> Papierbranche <strong>in</strong> Prag u.a. Orten,<br />

zuletzt Zagreb) - Exkurs über die Tätigkeiten von S2s Vater und Großvater als Kaufleute - E<strong>in</strong>schätzung<br />

der politischen Lage vor der Emigration; Geldtransfer se<strong>in</strong>er Frau nach Paläst<strong>in</strong>a - Erlangung<br />

e<strong>in</strong>es Kapitalistenzertifikats über die jugoslawische Quote (Glück!) -Schicksal der Fami-


95<br />

lienmitglieder (Geschwister geschützt durch nichtjüdische Ehepartner) - Über S2s Zugehörigkeitsgefühl<br />

zum deutschen Kulturkreis - S2s Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nicht-schlagenden Studentenverb<strong>in</strong>dung,<br />

über die liberale, assimilierte Atmosphäre <strong>in</strong> Prag (deutsch-jüdisches Mite<strong>in</strong>ander) - Über die<br />

"traditionelle Jüdischkeit" der Familie von S2s Frau. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Emigration<br />

1940 auf dem Landweg (über Türkei, Libanon) - Ankunft <strong>in</strong> Haifa, nfangsschwierigkeiten, Integrationsprobleme<br />

- Exkurs über das Problem der Integration der Juden allgeme<strong>in</strong> am Beispiel se<strong>in</strong>es<br />

Vaters - S2s beruflicher Werdegang <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (Papierbranche, zunächst bei der Mandatsregierung,<br />

dann im isr. Handels- und Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium, seit 1951 bei der Handelskammer) - Motivation<br />

zur Arbeit nach dem Pensionsalter (aus Freude und dem Wunsch, s<strong>in</strong>nvoll tätig zu se<strong>in</strong>) - Empf<strong>in</strong>den<br />

des "Bruchs" durch die Emigration v.a. im kulturellen Bereich - Deutschlandreisen und Verhältnis<br />

zu Deutschland/Deutschen - S2s Heimatgefühl (zwiespältig, Gefühl <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> nicht verwurzelt<br />

zu se<strong>in</strong>) - S2s Sprachkenntnisse (4 Sprachen perfekt) und deren Verteilung - S2s K<strong>in</strong>der, deren<br />

Sprachkenntnisse (beide beherrschen Deutsch) und Selbstverständnis ("richtige <strong>Israel</strong>is") - Die<br />

Fortsetzung der deutsch-jüdischen Tradition <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (wenig Interesse an Vergangenheit, außer<br />

genealogischem Interesse) - S2s Sohn und se<strong>in</strong>e bevorstehende erste Pragreise - Erwartungen an<br />

die Jugend <strong>in</strong> Deutschland ("verstehend respektvoll") - Bewertung der politischen Situation und<br />

Verhältnis zum jüdischen Staat - Resümee durch die Interviewer<strong>in</strong>.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>134<br />

alte Bezeichnungen: XXV/34<br />

Aufnahmeleiter<strong>in</strong>: bett01<br />

Aufnahmeort: Jerusalem<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 2h 52m 04s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: MW<br />

Sprechername: Marianne Wahrmann (geb. Grätzer)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 80<br />

Geburtsort: Wien<br />

Biographische Daten: 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Gelegenheitsarbeiten (Fabrik,<br />

Hotel), später Mitarbeit <strong>in</strong> der Buchhandlung ihres Mannes.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Österreichische Färbung mit härterer Stimmführung als sonst üblich.<br />

Lebhaftes, syntaktisch reihendes Erzählen. Stark modulierende Stimme.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>134<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: OW<br />

Sprechername: Oskar Jeshajahu Wahrmann<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 83<br />

Geburtsort: Rakowce (Polen)<br />

Biographische Daten: Aufgewachsen <strong>in</strong> Frankfurt/M., e<strong>in</strong> Jahr Jeschiwa, kaufmännische Lehre,<br />

kurz <strong>in</strong> der väterlichen Buchhandlung, Abitur, dann u.a. Vertreter, zwei Jahre Mathematikstudium;<br />

1933 nach Frankreich, 1934 zurück, Umschichtung (Gärtnerei); 1937 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

zunächst im Kibbuz (u.a. Waldarbeit), dann u.a. bei e<strong>in</strong>em Buchprüfer angestellt, Vertreter, später<br />

E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> Verlagsbuchhandlung und Antiquariat se<strong>in</strong>es Vetters; schließlich selbständig (Antiquariat,<br />

Verlag).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Nur ganz leichte frankfurterische Färbung; auffällig rollendes /r/.<br />

Überlegtes Sprechen <strong>in</strong> zum Teil umfangreichen Satzkonstruktionen; Tendenz zu Verzögerungen<br />

und Korrekturen, häufig Stockungen und Stottern.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>134<br />

Inhalt: Biographisches von S3 und S2 bis zur E<strong>in</strong>wanderung nach Paläst<strong>in</strong>a: Ablehnung e<strong>in</strong>er<br />

Hebraisierung des Namens - S3s Vater (Sprache ursprünglich Jiddisch, <strong>in</strong> Frankfurt hebräisches<br />

Antiquariat, früher Tod 1923) - Grund für Übersiedlung nach Frankfurt 1905 - Über die Großeltern<br />

und die Tätigkeit des Vaters - S3s Schulausbildung ("E<strong>in</strong>jähriges", Übernahme der väterlichen<br />

Buchhandlung geplant) - Jeschiwa und Lehre, Abbruch - Hebräisch-unterricht und -kenntnisse (sephardische<br />

Aussprache) - Letzte Jahre <strong>in</strong> Deutschland: Abendschule und Studium - Überfälle<br />

durch antisemitische Deutsche - S3s Freundeskreis (zunächst v.a. ostjüdisch, später auch nichtjüdisch)<br />

- S2s Familie (aus Tschechoslowakei, völlig assimiliert) - S2s langsam wachsendes jüdisches<br />

Bewusstse<strong>in</strong> - Auswanderung S2s (mit ihrem ersten Mann) nach Paläst<strong>in</strong>a - S2s fehlende<br />

Hebräischkenntnisse (zunächst auch <strong>in</strong> Tel Aviv) - S3s ausgesprochen jüdisches Bewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

jener Zeit - Über den Antisemitismus (historisch, wissenschaftlich) - Über Gegensätze, Freund-


96<br />

schaften, Mentalitäten im Vorkriegsdeutschland - S2 über "Heimatlosigkeit" der ersten Generation<br />

der E<strong>in</strong>wanderer <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Besonderheit der Landsmannschaften und Traditionen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Fortsetzung<br />

der Biographie S3s: Auswanderung nach Frankreich und Rückkehr nach Deutschland<br />

1934, Hachschara (auf dem Gut e<strong>in</strong>es Freundes von Adenauer). Lebensweg <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>;<br />

Lebense<strong>in</strong>stellungen: Anfänge S3s im Kibbuz Hasorea, nach 2 Jahren Verlassen des Kibbuz - Berufliche<br />

Versuche <strong>in</strong> Jerusalem und Tel Aviv, 1948 Militär - S3s Anfänge als Buchhändler bei se<strong>in</strong>em<br />

Vetter (der das Geschäft von S3s Vater nach <strong>Israel</strong> überführt hatte): erste wissenschaftliche<br />

Judaica-Buchhandlung - Tod des Vetters und Verkauf der Buchbestände an die Universität Los<br />

Angeles - S3s Liebl<strong>in</strong>gstätigkeit als Antiquar, Aufbau e<strong>in</strong>es Verlages hebräischer Neuersche<strong>in</strong>ungen<br />

- Über S3s E<strong>in</strong>stellung zu se<strong>in</strong>em Beruf, Erlebnisse - Mitarbeit S2s im Geschäft seit 1963 (S3<br />

ihr zweiter Mann) - Sprache im Kundenkreis, eigene Lese<strong>in</strong>teressen - Wiedersehen mit den Familien<br />

nach dem Krieg - Erste Rückkehr nach Deutschland 1972 (Frankfurt) - S3 über se<strong>in</strong>e "zwei<br />

Heimaten" seit der Jugendzeit (Paläst<strong>in</strong>a und Deutschland) - S2s Lebensgefühl als Kosmopolit<strong>in</strong> -<br />

Über Probleme der AnpassungÜber die Haltung der deutschen Jugend im Golfkrieg 1991 und die<br />

Paläst<strong>in</strong>enserfrage - Jeckische Eigenschaften S3s und positive Leistungen der Jeckes - Allgeme<strong>in</strong>es<br />

über Idealismus, Fanatismus (historische Vergleiche).<br />

Kennung: <strong>IS</strong>136<br />

alte Bezeichnungen: XXV/130<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Sde Warburg<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 32m 05s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: GW<br />

Sprechername: Gabriel Walter (ehem. Herbert Walter)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 70<br />

Geburtsort: Simötzel (Pommern)<br />

Biographische Daten: Gymnasium bis 1935, Vorbereitungskurs; 1936 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

anfangs mit Jugend-Alija im Kibbuz, seitdem im Moschaw (Landwirtschaft).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung. Tendenz zur Dehnung e<strong>in</strong>zelner Silben. Klares, sicheres,<br />

oft sehr nachdrückliches Erzählen.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>136, Bruder von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>137<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: KW<br />

Sprechername: Käthe Noemi Walter (geb. Werner)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 66<br />

Geburtsort: Katscher (Oberschlesien)<br />

Biographische Daten: Gymnasium abgebrochen; 1938 nach Paläst<strong>in</strong>a; seitdem im Moschaw<br />

(Landwirtschaft)<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochdeutsch mit leicht schlesischer Färbung, kräftige Stimme. E<strong>in</strong><br />

etwas längerer biographischer Bericht <strong>in</strong> kürzeren Sätzen, überlegt, aber eher sprechsprachlich.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>136<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Über den Namenswechsel von Herbert zu Gabriel - S2s Elternhaus<br />

(großes Geschäft, e<strong>in</strong>zige Juden <strong>in</strong> Simötzel, Vater sehr beliebt) - Begrenztheit des religiösen<br />

Lebens und Bewusstse<strong>in</strong>s <strong>in</strong> der Familie (Episoden) - Ursprüngliche Zukunftspläne (S2 Studium,<br />

Bruder Geschäft) - Schulzeit als Pensionsgast <strong>in</strong> Kolberg (erste Konfrontation mit dem Antisemitismus;<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es jüdischen Bewusstse<strong>in</strong>s, Kontakt zum Zionismus) - Auswanderungspläne<br />

und Abschied von Deutschland (Mutter und Bruder kamen später nach). Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

/ <strong>Israel</strong>: Statt Beendigung der Jugendalija Anfang im Moschaw Sde Warburg (Vertrag der Mutter<br />

mit Siedlungsgeme<strong>in</strong>schaft) - Anfängliche Sprachsituation (viele Anläufe zum Hebräischen) - Anfänge<br />

und Aufbau der Siedlung Sde Warburg, Ahnungslosigkeit der Siedler (Kaufleute, Akademiker)<br />

von der Landwirtschaft - Krankheiten - Kennenlernen se<strong>in</strong>er Frau und Heirat - Integrationsprobleme<br />

von Mutter und Tante (kultureller Bruch) - S3s Jugend <strong>in</strong> Deutschland, Auswanderung<br />

der Familie nach Paläst<strong>in</strong>a, Integration <strong>in</strong> Sde Warburg - Erster Besuch von Jerusalem 1941, allmähliche<br />

"Eroberung" des Landes und Heimatgefühle - Exkurs: S2s Gespräch mit e<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong><br />

über Erfüllung und Fehlschlagen von Idealen - Kontakte zu den Arabern: positive und negative Erfahrungen;<br />

Intifada - Änderung der E<strong>in</strong>stellung zu Deutschland nach detaillierten Erkenntnissen<br />

über den Holocaust - Erster Besuch <strong>in</strong> Deutschland nach 50 Jahren - Integration weiterer<br />

E<strong>in</strong>wandererwellen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> (Erlebnis mit nordafrikanischen E<strong>in</strong>wandererk<strong>in</strong>dern) - Über das Leben


97<br />

ihrer K<strong>in</strong>der - Veränderungen des Dorfes (Aufnahme von Ungarn), Änderungen der Wirtschaft -<br />

Änderung der sprachlich-kulturellen Situation (1958 endlich offizieller Übergang zum Hebräischen)<br />

- Sprache der K<strong>in</strong>der - Über e<strong>in</strong> Fernseh<strong>in</strong>terview von S2 (ZDF-Film) - Führungen für Besuchergruppen<br />

<strong>in</strong> Sde Warburg - Über die Haltung der deutschen Jugend gegenüber dem Holocaust -<br />

Golfkrieg 1991 - Über positive und negative Eigenschaften der Deutschen.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>137<br />

alte Bezeichnungen: XXV/35<br />

Aufnahmeleiter: bett01<br />

Aufnahmeort: Sde Warburg<br />

Aufnahmedatum: 1991<br />

Aufnahmedauer: 1h 32m 42s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: MW<br />

Sprechername: Michael Walter (ehem. Werner Walter)<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 75<br />

Geburtsort: Simötzel (Pommern)<br />

Biographische Daten: E<strong>in</strong> Jahr kaufmännische Lehre, Umschichtung (Landwirtschaft); 1936<br />

Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs im Kibbuz; danach im Moschaw (Landwirtschaft).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Variierend zwischen norddeutscher (pommersch gefärbter) Hochlautung<br />

und stärker niederdeutschen Dialekte<strong>in</strong>schlägen. Sehr lebendiges, sprechsprachlich orientiertes<br />

Erzählen mit anschaulichen bzw. dramatischen Episodenschilderungen.<br />

Verwandtschaft: Ehemann von S3 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>137, Bruder von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>136<br />

Sprechersigle: S3<br />

alte Sprechersigle: HW<br />

Sprechername: Hanna Walter (geb. Lange)<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 74<br />

Geburtsort: Schönrode (Oberschlesien)<br />

Biographische Daten: Lyzeum, im elterlichen Betrieb, Umschichtung; 1939 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

seitdem im Moschaw (Landwirtschaft).<br />

Sprachliche Besonderheiten: Klares Hochdeutsch; stark rollendes /r/, sehr sorgfältig artikulierend;<br />

hohe, mädchenhafte Stimme. Nur wenige kurze eigene Beiträge, aber gelegentlich, ihren<br />

Mann ergänzend, simultan mit ihm redend.<br />

Verwandtschaft: Ehefrau von S2 <strong>in</strong> <strong>IS</strong>137<br />

Inhalt: Das Leben <strong>in</strong> Deutschland: Name - Unterschiede zum Lebenslauf des Bruders (Gabriel<br />

Walter), v.a. beim Neuanfang <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong> (Bruder lernte <strong>in</strong> Jugendalija Hebräisch, er nicht)<br />

- Leben im Dorf <strong>in</strong> Deutschland: Ansehen des Vaters und judenfreundliches Verhalten - Schule <strong>in</strong><br />

Kolberg und Lehre <strong>in</strong> Stett<strong>in</strong> - Erste Kontakte mit dem Zionismus - Entschluss zur Ausbildung <strong>in</strong><br />

Landwirtschaft - Landwirtschaftliche Ausbildung für jüdische Jugendliche im Hause Walter - Pläne,<br />

mit se<strong>in</strong>er Jugendgruppe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kibbuz zu gehen. Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>: Vom Kibbuz<br />

zur Mutter nach Moschaw Sde Warburg - Über die Siedlungsgesellschaften - Notwendigkeit des<br />

Zuverdienens, Arbeit <strong>in</strong> der Siedlung und Erkrankung - "Schildbürgerstreiche" <strong>in</strong> Sde Warburg, Unfähigkeit<br />

der Fachleute - Probleme <strong>in</strong> der Siedlung: Unfruchtbarkeit des Bodens, Versuch der Viehzucht<br />

(Problem: Diebstahl) - Kauf e<strong>in</strong>es Lastwagens und Transportfahrten - Allgeme<strong>in</strong>e Organisation<br />

<strong>in</strong> der Siedlung: ger<strong>in</strong>ge landwirtschaftliche Kenntnisse - Beschlagnahmung von S2s LKW durch<br />

die Engländer - Weitere Jobs, f<strong>in</strong>anzielle Belebung durch Zahlungen aus Deutschland - Aufgabe<br />

der Arbeit durch Erkrankung - Nachtrag: Heirat 1939 - S3: Emigration 1939 (Deportation der Mutter)<br />

- Ankunft von S3 <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Kennenlernen der Ehepartner - Kommentierung von Bildern aus<br />

S2s Heimatdorf und Sde Warburg - Probleme der Hühnerzucht - K<strong>in</strong>der und Enkel - Exkurs: e<strong>in</strong><br />

weiterer Schildbürgerstreich: die Stromversorgung - Beruf und Rückkehr des zweiten Sohnes <strong>in</strong> die<br />

Siedlung - Sprache mit den K<strong>in</strong>dern (Deutsch) - S2s Kennenlernen des Landes - Rückblende: Ankunft<br />

von S3s Mutter <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a - Hebräischkenntnisse von S3 und S2 - (Ke<strong>in</strong>) heutiger Bezug zu<br />

Pommern; Wiedersehen mit Freunden <strong>in</strong> Kanada, Kontakt mit ehemaliger Nachbar<strong>in</strong> aus Pommern<br />

- Kontakte zu christlichen Verwandten <strong>in</strong> Brüssel, Besuch des Sohnes dort und Verheiratung mit<br />

der Tochter (Übertritt beider Schwiegertöchter zum Judentum) - S2s Selbstverständnis als Jude -<br />

E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Deutschen, Kontakte durch die Söhne.<br />

Kennung: <strong>IS</strong>138<br />

alte Bezeichnungen: XXV/77<br />

Aufnahmeleiter: heck02


98<br />

Aufnahmeort: -<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 33m 48s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Frau X<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 79<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Lyzeum, Sekretär<strong>in</strong> im väterlichen Notariat; 1933 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a;<br />

Sekretär<strong>in</strong>, später im Büro ihres Mannes und im eigenen Geschäft tätig.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Ganz leichte berl<strong>in</strong>erische Färbung. Relativ häufiger Gebrauch<br />

englischer, seltener hebräischer Wörter und Wendungen. Sehr lockeres Gespräch, daher oft<br />

sprechsprachliche Phänomene wie Ellipsen, Parenthesen mit nachfolgendem Anakoluth, Ausklammerungen;<br />

überwiegend Parataxe, doch bei den hypotaktischen Konstruktionen breites Spektrum<br />

an Nebensatztypen. Durchgehend flüssiges Erzählen.<br />

Inhalt: Biographisches zum Leben <strong>in</strong> Deutschland: Elternhaus <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Schule bis 15, Arbeit im<br />

Büro des Vaters (Anwalt) - Heirat mit 19 (Mann Bankbeamter) - Emigration 1933 (vorher noch Eltern<br />

<strong>in</strong> Emigration <strong>in</strong> Paris besucht) - Exkurs: das Glück, ke<strong>in</strong>e Verwandten verloren zu haben.<br />

Das Leben <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a / <strong>Israel</strong>; Small talk: Ankunft <strong>in</strong> Haifa, Wohnungssuche - Beruflicher Neuanfang<br />

- Alle Familienangehörigen überlebten NS-Zeit im Ausland - Situation der Eltern <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> -<br />

Rückblende: Familie sehr assimiliert, Grundschule, Schulwesen - Namen, deutscher Pass - Beruf:<br />

Schmuckvertretung bis Jom-Kippur-Krieg - Tod des Mannes - Hobby: Psychologie - K<strong>in</strong>der, Enkel,<br />

Verwandte, Freunde - Sprachen <strong>in</strong> der Familie - Reisen (Wunsch, Venedig zu sehen) - Religion<br />

(nicht religiös) - Logen, Sprachen <strong>in</strong> den Logen - Über Auto, Bruder, Schmuck (Geschichte des geerbten<br />

R<strong>in</strong>ges) - Wenig Berl<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Haifa; ke<strong>in</strong>e Kontakte nach Deutschland - Rückblende: Schule,<br />

Antisemitismus - Small talk: Musikgeschmack (Wagner, Mahler, R. Strauss, früher Schönberg),<br />

ke<strong>in</strong>e Begabung zum Klavierspiel - Sprachen (mit Tochter), Lektüre (v.a. auf Englisch: Biographien,<br />

Bücher über Mediz<strong>in</strong>, Naturheilverfahren) - Über e<strong>in</strong>e Bekannte, Haifa, Wohnung, Mieten.<br />

Anmerkung: Sprecher<strong>in</strong> auf Wunsch anonym<br />

Kennung: <strong>IS</strong>139<br />

alte Bezeichnungen: XXV/103<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: -<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 34m 52s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle:<br />

Sprecher: Herr Y<br />

Alter: 70<br />

Geburtsort: Wien<br />

Biographische Daten: Realgymnasium; 1938 Emigration nach Paläst<strong>in</strong>a; anfangs Gelegenheitsarbeiter,<br />

später Beamter der Mandatsregierung, schließlich selbständiger Unternehmer; freier Mitarbeiter<br />

für Zeitungen <strong>in</strong> Deutschland, Übersetzer.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Wiener Verkehrsmundart; nachdrücklich akzentuierend. Sehr bewusster,<br />

normgerechter, syntaktisch komplexer Redestil; großes Spektrum von Satzanschlussmitteln.<br />

Stilistisch gewählt durch häufige bildhafte Vergleiche und E<strong>in</strong>streuung von Zitaten und Anekdoten.<br />

Inhalt: Lose Themenfolge über Biographisches und Lebense<strong>in</strong>stellungen: Jugend <strong>in</strong> Wien (Konfrontation<br />

mit Antisemitismus und daraus resultierendes Verhältnis zu Österreich) - Sprachliche Situation<br />

(gegen Sprachen-mischung; Ys Deutsch ohne Bee<strong>in</strong>flussung von Hebräisch, Jiddisch oder<br />

Fremdsprachen) - Sprache im Elternhaus (zunächst Jiddisch, dann zwei Arten von Deutsch) - Eigene<br />

Sprachkenntnisse: Hebräisch bereits <strong>in</strong> Wien, doch Schwierigkeiten bei der E<strong>in</strong>wanderung -<br />

Exkurs über israelische Zeitungen, se<strong>in</strong>e Mitarbeit bei Zeitungen und Leserbriefe - Berufsweg <strong>in</strong> <strong>Israel</strong><br />

- Familie, Scheidung (von Berl<strong>in</strong>er<strong>in</strong>) 1974, Freund<strong>in</strong> aus Rumänien - Verhältnis zu den Arabern<br />

- Rückblende auf die Auswanderung: Flucht vor Nazis, Aufenthalt <strong>in</strong> Bukarest - Anfangssituation<br />

<strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a: Wohnungs- und Arbeitssituation (Gelegenheitsarbeiten) - Bedeutung des<br />

"Judese<strong>in</strong>s" (Zionist erst seit 1948).<br />

Anmerkung: Sprecher auf Wunsch anonym


99<br />

Kennung: <strong>IS</strong>141<br />

alte Bezeichnungen: XXV/132<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: -<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 1h 30m 13s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: -<br />

Sprechername: Herr Z<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 63<br />

Geburtsort: Stett<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Banklehre, Färberlehre, Färbermeister im elterlichen Betrieb; 1933 Emigration<br />

nach Paläst<strong>in</strong>a; Re<strong>in</strong>igung und Färberei (leitend).<br />

Sprachliche Besonderheiten:.Hochlautung, prononcierte Artikulation, gelegentliche für norddeutsche<br />

Umgangssprache typische Assimilationen. Sprache kl<strong>in</strong>gt sehr gepflegt, korrekt; im ersten<br />

Teil entspricht dem e<strong>in</strong> weitgehend schriftsprachlicher, auch hypotaktischer Satzbau, im zweiten<br />

Teil bei persönlichen Erzählungen oft unvollständige Sätze. E<strong>in</strong>ige grammatische Interferenzen aus<br />

dem Hebräischen, manchmal Suche nach dem deutschen Ausdruck.<br />

Inhalt: Lose Themenfolge über Lebensweg, Sprache, Lebense<strong>in</strong>stellungen: Familie heute<br />

(Schweizer Schwiegersohn etc.) - Eigene Jugend (assimiliertes Elternhaus, ursprünglich ke<strong>in</strong>e jüdische<br />

Identität) - Studienwünsche (Archäologie / Statistik) - Ehe der Tochter (über Beruf ihres<br />

Mannes am Toten Meer; allg. zu Umweltproblemen <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>) - Politischer Standpunkt (Unzufriedenheit<br />

mit "rückschrittlichen" Kräften) - Erster Deutschlandbesuch 1955 (Antisemitismus den<br />

Deutschen endemisch) - Weitere Reisen nach Mitteleuropa, lange Aufenthalte dort (Eltern gegen<br />

e<strong>in</strong>e Rückkehr) - Rückblende: Auswanderung der Eltern 1936 - Kennenlernen se<strong>in</strong>er Frau, deren<br />

Krebsleiden - Enttäuschung über <strong>Israel</strong> bei vielen Jeckes - Über se<strong>in</strong>e Firma (Privatbetrieb: Färberei,<br />

Re<strong>in</strong>igung) - Über Veränderungen im heutigen Deutsch - (Episode: Urlaubserlebnis <strong>in</strong> Österreich)<br />

- Sprachkenntnisse (gutes Hebräisch und Englisch); über e<strong>in</strong>en deutschen Sender <strong>in</strong> <strong>Israel</strong>,<br />

Zeitungslektüre <strong>in</strong> Englisch - Sprachkenntnisse von Frau (ke<strong>in</strong> Hebräisch) und Töchtern (gesprochenes<br />

Deutsch) - Rückblende: Geburt <strong>in</strong> Stett<strong>in</strong>, aufgewachsen <strong>in</strong> Hildesheim - Beruflicher Werdegang:<br />

Banklehre, Färberei (als Familientradition) - Verwandtschaft, Familie (assimiliert, Mischehen);<br />

Episode von e<strong>in</strong>er Tante - Stammbaum - Namensänderungen bei Juden allgeme<strong>in</strong> - Jugend<br />

<strong>in</strong> Hildesheim - 1933 Auswanderung mit Kapitalistenzertifikat - Anfangsphase <strong>in</strong> Tel Aviv, Betriebsaufbau<br />

<strong>in</strong> Jerusalem - Heirat - Südafrika-Reise - Konflikt Frau / Schwiegersöhne - Sprache <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Familie: Deutsch.<br />

Anmerkung: Sprecher auf Wunsch anonym<br />

Kennung: <strong>IS</strong>142<br />

alte Bezeichnungen: XXV/70<br />

Aufnahmeleiter: heck02<br />

Aufnahmeort: Cholon<br />

Aufnahmedatum: 1990<br />

Aufnahmedauer: 3h 01m 10s<br />

Sprechersigle: S2<br />

alte Sprechersigle: WZ<br />

Sprechername: Walter Zadek<br />

Geschlecht: männlich<br />

Alter: 90<br />

Geburtsort: Berl<strong>in</strong><br />

Biographische Daten: Buchhändler, zwei Semester Studium (Politik), Redakteur; 1933 verhaftet,<br />

nach Entlassung 1933 Emigration über Holland nach Paläst<strong>in</strong>a; Photograph, Buchvertreter, Buchhändler,<br />

Journalist, Schriftsteller.<br />

Sprachliche Besonderheiten: Hochlautung, <strong>in</strong> schnellen, sprechsprachlichen Passagen berl<strong>in</strong>erische<br />

Färbung. Lebhaft-e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glicher Redestil mit unterschiedlichen monologischen vs. dialogischen<br />

bzw. berichtenden vs. dramatisierend-szenischen Passagen; trotz vielen sprechsprachlichen<br />

Merkmalen auffallend normgerechte, komplexe Satzkonstruktionen. Ausdrucksvolle stimmliche<br />

Gestaltung.<br />

Inhalt: Kont<strong>in</strong>uitäten und Brüche <strong>in</strong> S2s Weltanschauung: E<strong>in</strong>stieg: Zeitungsartikel über Zweisprachigkeit<br />

- Änderung der Werte der Generationen nach Hitler (S2 z.T. fremd) - Beispiele für den<br />

Bruch der deutschen Kultur (A. Wegner, Böll; heutige Gymnasiasten) - Beispiel für menschlichen<br />

Kontakt trotz fehlendem kulturellem Kontakt (Berl<strong>in</strong>er Schüler) - Bruch existiert nicht <strong>in</strong> S2s eigener


100<br />

Generation (gleiche Bildungsgrundlage) - S2s sportliche Betätigungen und daraus resultierender<br />

Respekt der Umwelt - Beispiele für Verblüffung über S2s Judese<strong>in</strong> - Über den Namen Zadek - Begegnung<br />

mit dem Zionismus und dem Sozialismus ('Blau-Weiß' war ihm zu spießig, Wechsel zu<br />

'Spartakus') - Aussterben der idealistischen Zionisten und des Ideals "<strong>Israel</strong>" - S2s Pläne von der<br />

Veröffentlichung zweier Bücher, e<strong>in</strong>es mit Kritik an der Orthodoxie (Kritik zentral für S2s Lebense<strong>in</strong>stellung)<br />

- Parteien, die das Land aufbauten - S2s ablehnende Haltung gegenüber dem Gebrauch<br />

von Fremdwörtern - Redakteurzeit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (Fehlen jüdischer Themen) - S2s positive E<strong>in</strong>stellung<br />

gegenüber Rückwanderern, Artikel darüber - Sammlung von S2s Unterlagen <strong>in</strong> der Deutschen<br />

Bibliothek <strong>in</strong> Frankfurt, Fernsehsendung über S2 - S2s (zweite) Frau: Herkunft aus Holland,<br />

Sozialarbeiter<strong>in</strong> - S2s (mangelnde) Iwritkenntnisse - S2s zionistische Schwester und ihre Aktivitäten<br />

(Kibbuz mit Golda Meir, K<strong>in</strong>derbuch auf Hebräisch) - S2s Probleme mit Iwrit und mit <strong>Israel</strong> -<br />

Über die Staatstreue der deutschen Landsmannschaft und das Schicksal der deutschsprachigen<br />

Zeitschrift 'Orient' <strong>in</strong> <strong>Israel</strong> - Die Partei der deutschen Landsmannschaft und deren erster Erfolg.<br />

Biographisches und Überzeugungen: S2s Anfänge <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a (noch mit se<strong>in</strong>er ersten Frau; K<strong>in</strong>der)<br />

- Rückblende: S2s Verhaftung durch die Nazis (als jüdischer l<strong>in</strong>ker Redakteur), Gründe - Freilassung,<br />

Rat zur Emigration - Flucht nach Holland, Schwierigkeiten ohne Papiere - Aufforderung<br />

von der Histadruth, als Bildredakteur zu arbeiten; Arbeiterzertifikat - Schwierigkeiten <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a<br />

(u.a. aufgrund mangelnder Hebräischkenntnisse) - Planungen für neue Zeitung (S2 sollte fotografieren),<br />

Aufgabe des Projekts aufgrund technischer Schwierigkeiten - Über S2s Ausstellungen als<br />

Fotograf - Leben <strong>in</strong> drei Berufen: Buchvertreter, Journalist, Fotograf - Episode aus der Zeit als Fotograf<br />

(ke<strong>in</strong> Geld von Parteizeitung Rosenblüths, dem ersten Justizm<strong>in</strong>ister) - Anwerbung nach 40<br />

Jahren für historische Zeitung (Betrug) - Protestbrief an Staatsarchivar wegen Aufforderung, se<strong>in</strong><br />

Privatarchiv zu überführen (Briefwechsel <strong>in</strong> deutscher Sprache) - S2s Lektoren <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Sprachsituation<br />

<strong>in</strong> der Familie (Hauptsprache Deutsch; Exkurs über Nachschlagewerke) - S2s Berufstätigkeit<br />

vor der Emigration: Artikel-dienst für 80 Zeitungen - Verhalten von Juden und Nazis <strong>in</strong><br />

Deutschland, Ostjuden <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Episode von Kaisers Geburtstag (Anekdote von Scholem) - Diskussion<br />

über Existenz der deutsch-jüdischen Symbiose (von S2 bestritten) - S2s Schriftsprache:<br />

nur Deutsch - Erste Kontakte mit Europa: Buchladung aus Prag - Reaktionen beim 1. Deutschlandbesuch,<br />

langsame Wiedergewöhnung - Schicksal der Familien - Zusammentreffen mit Leuten<br />

<strong>in</strong> Deutschland - Angebot erneuter Redaktionstätigkeit <strong>in</strong> Deutschland (Straßenumfragen S2s:<br />

Antworten s<strong>in</strong>d Lügen, Misstrauen) - Gründe für die Wahl des Zweitwohnsitzes Frankfurt: Tätigkeit<br />

für Antiquariat - Die verheerenden Nachwirkungen des Nazismus für die ganze Welt - Kritik an ungenügender<br />

Publikation von Materialien über NS-Zeit - Über die Mitläufermentalität der Deutschen<br />

damals und heute - Über Verzögerung e<strong>in</strong>es Gesetzes gegen die Leugnung von Naziverbrechen<br />

und die Empörung von Seiten <strong>Israel</strong>s.

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