Gestationsdiabetes mellitus (GDM) - diabetesDE
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7.2.2 Geburtseinleitung/Priming (Anwendung von Prostaglandinen)<br />
Grosse randomisierte Studien zur Frage der „Einleitung vs. abwartendes Vorgehen“ bei <strong>GDM</strong> fehlen<br />
(Mozurkewich 2009 Evidenz IV). Nach einem Cochrane Review, in den eine randomisierte Studie<br />
mit 200 vorwiegend insulintherapierten Schwangeren mit <strong>GDM</strong> eingeschlossen wurde, reduzierte<br />
sich das Risiko für eine Makrosomie bei elektiver Einleitung mit 38+0 SSW um 44% (10 % vs. 23%<br />
RR 0,56, 95%-KI: 0,32-0,98), ohne das Risiko für eine Schulterdystokie signifikant zu reduzieren<br />
(3 Fälle einer Schulterdystokie in der abwartenden Gruppe vs. 0 in der eingeleiteten Gruppe). Die<br />
Sectiorate (7% vs. 8%; RR 0,81; 95%-KI 0.52-1.26) blieb unverändert, es gab keinen Unterschied<br />
bei der mütterlichen oder perinatalen Morbidität, allerdings war die Fallzahl zu klein, um dazu eine<br />
abschliessende Aussage machen zu können (Kjos 2007 EK Ib). Dieses Ergebnis wurde auch in zwei<br />
Übersichtsarbeiten mit der oben erwähnten randomisierten Studie und 4 Beobachtungsstudien<br />
bestätigt (Boulvain 2000 EK IV, Witkop 2009 EK IV).<br />
In der ACHOIS-Studie wurden signifikant mehr Schwangere in der Interventionsgruppe eingeleitet<br />
(39% vs 29%, RR 1,36; 95%KI: 1,15-1,62), ohne die Sectiorate zu erhöhen (31 versus 32% RR<br />
0,97; 95%-KI: 0,81-1,16). Die Rate an schweren perinatalen Komplikationen (Tod,<br />
Schulterdystokie, Humerusfraktur, Plexusparese) konnte in der Interventionsgruppe signifikant<br />
reduziert werden (1% vs. 4% RR 0,33, 95%-KI: 0,14-0,75) (Crowther 2005 EK Ib).<br />
Da die Daten nicht eindeutig sind, findet sich in der Empfehlung der „5 th Workshop Conference on<br />
<strong>GDM</strong>“ der Hinweis , dass bei gut eingestelltem <strong>GDM</strong> auch ein Überschreiten des Termins erlaubt<br />
werden sollte (Metzger 200. EK IV). Bei Schwangeren mit insulinbehandeltem <strong>GDM</strong> erscheint<br />
jedoch ein Vorgehen wie bei Frauen mit Typ-1 oder Typ-2-Diabetes sinnvoll. Das ACOG empfiehlt,<br />
dass insulinbehandelte Schwangere mit gut kontrolliertem Diabetes und ohne bedeutsame<br />
geburtshilfliche Probleme bis zum Termin gehen dürfen, aber möglichst nicht über den Termin<br />
hinaus (ACOG 2006 EK IV).<br />
Wird die Geburt eingeleitet, sind kurzwirksame Insuline zur besseren Steuerbarkeit einzusetzen.<br />
Bei Beginn regelmäßiger Wehentätigkeit soll kurzwirksames Insulin nur nach vorheriger<br />
Blutglukosemessung injiziert werden. Die Blutglukose-Zielwerte sollten unter der Geburt bei 80 -<br />
130 mg/dl (4,4-7,2 mmol/l) liegen.<br />
7.2.3 Sectio-Entbindung<br />
Kontrovers wird diskutiert, ab wann eine elektive Sectio durchgeführt werden sollte, um das Risiko<br />
für eine Schulterdystokie zu reduzieren, da auch hierzu keine randomisierten Studien vorliegen. Bei<br />
Schwangeren mit Diabetes steigt das Risiko für eine Sectio-Geburt ab einem Geburtsgewicht von<br />
4.250 g signifikant (Tab.9).