Keith jarrett - SONO
Keith jarrett - SONO
Keith jarrett - SONO
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Geo rGe Bens o n<br />
Der sanfte<br />
Riese<br />
Kaum zu glauben, aber<br />
George Benson steuert<br />
zügig auf die 70 zu.<br />
Eineinhalb Jahre vor<br />
dem runden Geburtstag<br />
zeigt er, dass er<br />
noch lange nicht zum<br />
alten Eisen gehört.<br />
Von sascha Fröhlich<br />
14<br />
Er spielt „I Want To Hold Your Hand“,<br />
aber man hört eigentlich „Breezin’“.<br />
George Benson darf das. Denn unter<br />
allen US-amerikanischen Jazzmusikern der<br />
vergangenen vier Jahrzehnte hat es der Gitarrist<br />
aus Pittsburgh in Pennsylvania am<br />
überzeugendsten geschafft, auf dem Grat<br />
zwischen improvisierter Musik und Pop entlang<br />
zu balancieren. Einst als Wunderknabe<br />
in der Nachfolge von Wes Montgomery gefeiert,<br />
konnte man es ihm angesichts seiner verblüffenden<br />
Fingerfertigkeit am Instrument<br />
noch nicht einmal übel nehmen, als er in den<br />
frühen 80ern in den Hitparaden auftauchte.<br />
„Für mich gibt es nur Musik“, meint Benson<br />
aus heutiger Perspektive. „Ich muss immer<br />
daran denken, dass früher viele Popsongs, die<br />
in den USA ein Hit waren, mit Jazzmusikern<br />
aufgenommen wurden. So entstanden zum Beispiel<br />
viele Motown-Aufnahmen. Die Jungs, die<br />
da spielten, waren Jazzmusiker, die in Detroit<br />
lebten. Man gab ihnen diesen Job, und sie erledigten<br />
ihn prima. Ich versuche, dasselbe zu<br />
machen. Egal was ich spiele, es soll natürlich<br />
klingen. Denn es gibt nur zwei Sorten Musik:<br />
gute und schlechte.“<br />
Das ist ein Topos der Interviewgeschichte,<br />
aber er führt noch immer zum Wesentlichen<br />
zurück. Denn am Anfang aller als lässig<br />
empfundenen Musik stehen Künstler, die<br />
auch einmal loslassen können. George Benson<br />
hat diese Fähigkeit bei zahllosen Konzerten<br />
in aller Welt erworben und über die Jahre<br />
darüber hinaus seine Spielkompetenzen am<br />
Instrument weiter verfeinert. Wenn er ein<br />
Album nun „Guitar Man“ nennt, dann ist<br />
das zum einen ein Bekenntnis zu den Wurzeln<br />
seines Musikantentums, setzt aber auch<br />
die Latte hoch, an der er sich messen lassen<br />
will. Aufgenommen live im Studio mit überwiegend<br />
kleiner Band – nur an einigen Stellen<br />
ergänzt ein schmeichelndes Orchester im<br />
Ogerman-Stil die Aufnahmen –, spürt er dem<br />
Gefühl der Unmittelbarkeit nach und erweist<br />
sich abermals als souveräner Melodiker.<br />
Hauptsache elegant<br />
Damit setzt er sich aber auch gleichzeitig die<br />
Grenzmarke. Denn so flüssig und leichtfingrig<br />
ihm die Lieder von „Don’t Know Why“<br />
bis „Tequilla“ von der Hand gehen, so wenig<br />
wagen sie doch, über ein gewisses Maß<br />
der Expressivität hinaus zu gehen. Es ist die<br />
künstlerische Maske, die George Benson seit<br />
zwei Jahrzehnten angelegt hat, die freiwillige<br />
Selbstbeschränkung des Erfolgs, von der er<br />
sich auch bei „Guitar Man“ an vielen Stellen<br />
nicht lösen kann oder will. Wie sehr wünscht<br />
man sich manchmal den Hendrix im Manne,<br />
der dem Glanz ein wenig Bodensatz verordnet.<br />
Aber das erlebt man nur in den seltenen<br />
Momenten, wenn der Meister sich inkognito<br />
wie eines Nachts beim Jazzfestival in Montreal<br />
im Club blicken lässt. Und so bleibt es bei<br />
sanften, wenn auch wunderschönen Harmonisierungen<br />
wie etwa in den Balladen „Tenderly“<br />
und „My One And Only Love“, die<br />
die Kunst des „Guitar Man“ prägen. Und das<br />
wiederum beherrscht George Benson elegant<br />
und geschmackvoll wie sonst kaum ein anderer<br />
Gitarrist der Jazzwelt.<br />
Neu: George Benson „Guitar Man“ (Concord/<br />
Universal) erscheint am 21. oktober 2011.<br />
ricardel<br />
Show gehört zum Geschäft. George Benson<br />
ist ein großer Poser, aber gut genug, um sich<br />
Vince<br />
ein bisschen Eitelkeit leisten zu können. Foto: