Keith jarrett - SONO
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des Poltischen, Engagierten, Öffentlichen<br />
gestellt hatte. Ein bisschen Genietypus durfte<br />
ruhig auch dabei sein, die Absetzung vom<br />
Diktat des Afroamerikanischen, die Idee des<br />
Konzertanten, des Hochkulturellen, letztlich<br />
eine Abkehr von den Werten des überhitzten<br />
vorangegangenen Jahrzehnts, das mit dem<br />
offensichtlich scheiternden Vietnamkrieg,<br />
den unheilvollen Prophezeiungen des Club<br />
of Rome von den Grenzen des Wachstums die<br />
Bedürfnisse der Menschen nach Ruhe, Einkehr,<br />
Bedeutung multiplizierte.<br />
Zufriedenheit ist harte Arbeit. <strong>Keith</strong> Jarrett<br />
stellt hohe Ansprüche an sein Publikum,<br />
aber auch an sich selbst. Das Los des Genies.<br />
Die Möglichkeiten rasant sich verbessernder<br />
Aufnahme- und Wiedergabetechniken<br />
trafen damals auf den jungen Produzenten<br />
Manfred Eicher, der diese Notwendigkeiten<br />
erkannte, und auf den ebenfalls noch<br />
jungen, überaus begabten <strong>Keith</strong> Jarrett, der<br />
nach dem rasanten Aufstieg in Bands von<br />
Charles Lloyd bis Miles Davis nach einer veränderten,<br />
eigenen Identität suchte. Mit einer<br />
Prise Romantik im auditiven Cortex startete<br />
er eine ganze Reihe von Solokonzerten, traf<br />
damit auf eine Empathie des Publikums, das<br />
sich diesen Klangreisen verbunden fühlte,<br />
und schuf vor allem mit dem pathostrunkenen<br />
Kölner Konzert vom 24.Januar 1975 einen<br />
Monolithen der künstlerischen Selbstoffenbarung,<br />
der weit über die engen Kreise der<br />
improvisierenden Musik hinaus die Menschen<br />
bei der Emotion packte.<br />
Ein lebenslanges Projekt<br />
Seitdem kehrt <strong>Keith</strong> Jarrett in verschiedenen<br />
Näherungen alternierend mit der Arbeit im<br />
Trio zu den Soloprojekten zurück und erforscht<br />
die Dimensionen des Konzepts aus<br />
T h e K ö l n Co n C e rT<br />
Dauerbrenner des Spontanen<br />
Das Konzert, das <strong>Keith</strong> Jarrett<br />
am 24. Januar 1975 in der<br />
Kölner Oper spielte, war ein<br />
Glücksgriff. Zwar hatte der<br />
Pianist bereits in Lausanne,<br />
Bremen und andernorts<br />
seine improvisationen präsentiert. Manchem<br />
Spezialisten gelten die aufnahmen dieser abende<br />
als die eigentlichen Sternstunden jener Solojahre.<br />
in Köln jedoch brachte Jarrett seine künstlerische<br />
idee so pfiffig auf den Punkt, das ihn im anschluss<br />
daran auch das große Publikum ins herz schloss.<br />
wechselnden Perspektiven, noch immer<br />
streng dem Dogma des Spontanen folgend,<br />
bis hin eben zu dem Abend in Rio, den er in<br />
einer Dramaturgie der Kontraste von impressionistischen<br />
Flächen und bluesigen Exkursen,<br />
balladenhaften und gospelig-funkigen,<br />
weit schweifenden und kompakt verdichtenden<br />
Kapiteln fließen ließ. Es ist diese Vielfalt<br />
der improvisierten Angebote, versöhnlich im<br />
Impetus und von einem aufbrausend enthusiastischen<br />
Publikum begleitet, das „Rio“ eine<br />
besondere Atmosphäre verleiht und auch als<br />
Livedokument mit einer Aura des Besonderen<br />
umgibt. Und den Künstler rundum zufrieden<br />
macht.<br />
Neu: Das Doppelalbum „rio“ (eCM/Universal)<br />
mit dem Live-Mitschnitt des spektakulären<br />
Konzerts erscheint am 4.November.<br />
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