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Lesen mit Lust und Laune - DAAD-magazin

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geschmökert?<br />

Bücher hoch im Kurs<br />

Als Kulturereignis gilt deshalb auch die internationale<br />

Buch- <strong>und</strong> Medienmesse in Frankfurt<br />

am Main – die „Mutter aller Buchmessen“.<br />

Über 7 500 Aussteller aus mehr als 110 Ländern,<br />

unzählige Autoren <strong>und</strong> mehr Berichterstatter<br />

als bei Fußballweltmeisterschaften treffen<br />

sich dort jedes Jahr im Herbst. Der deutsche<br />

Buchhandel präsentiert hier alljährlich<br />

Weltliteratur <strong>und</strong> verleiht seinen international<br />

renommierten Friedenspreis.<br />

Die Erfolgsgeschichte der zwei großen deutschen<br />

Buchmessen – in Frankfurt am Main<br />

<strong>DAAD</strong> Letter 1/11<br />

<strong>und</strong> Leipzig – reicht bis ins 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zurück. Unweit der Mainmetropole hatte der<br />

Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg<br />

Mitte des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts die erste Bibel in<br />

gedruckter Form präsentiert. Sein Meisterschüler<br />

Petrus Schoeffer verfeinerte nicht<br />

nur die Kunst der Drucktechnik. Als einer der<br />

ersten Buchhändler <strong>und</strong> Verleger im Zeitalter<br />

des Buchdrucks organisierte er erfolgreich den<br />

Verkauf eigener <strong>und</strong> fremder Drucke über den<br />

gesamten deutschsprachigen Raum. Schon<br />

bald konzentrierte sich der Handel auf zwei<br />

Zentren. „Frankfurt war das Zentrum des katholischen<br />

Buchhandels <strong>und</strong> der lateinischen<br />

Literatur <strong>mit</strong> einer am päpstlichen Index ausgerichteten<br />

Zensur“, erläutert der Leipziger<br />

titEl<br />

Buchwissenschaftler Professor Siegfried Lokatis.<br />

Leipzig entwickelte sich zur Bücherstadt<br />

der protestantischen Gegenposition.<br />

Die strengen Zensurbestimmungen beförderten<br />

die freie Reichsstadt Frankfurt im 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert ins Abseits. Leipzig hingegen entwickelte<br />

sich zur Bücherstadt. Mit fortschreitender<br />

Industrialisierung wurden schließlich<br />

„90 Prozent aller Bücher, die es überhaupt in<br />

Deutschland gab, über Leipzig ausgeliefert“,<br />

sagt Siegfried Lokatis. Von den mehr als 1700<br />

Verlagen, die heute Mitglied im Börsenverein<br />

des Deutschen Buchhandels sind, hatten viele<br />

große Namen ursprünglich ihren ersten Sitz<br />

in Leipzig: Brockhaus, Meyer, Reclam oder<br />

Teubner produzierten dort im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Kochbücher, Sachbücher, Fachbücher, Lehrbücher,<br />

belletristische <strong>und</strong> wissenschaftliche<br />

Literatur. „Auch 90 Prozent aller Notenbücher<br />

der ganzen Welt wurden in Leipzig gestochen.“<br />

Die Produktionsstätten waren groß wie<br />

Fußballfelder, beschäftigten nicht selten über<br />

1000 Mitarbeiter, <strong>und</strong> ganze Güterbahnhöfe<br />

wurden eigens für den Buchhandel gebaut.<br />

Auf einer um 1900 entstandenen Karte von<br />

Leipzig sind r<strong>und</strong> 2 000 Orte eingezeichnet,<br />

die ausschließlich <strong>mit</strong> dem Buchhandel zu tun<br />

hatten. Mit dem Zweiten Weltkrieg endete die<br />

Bedeutung Leipzigs als gesamteuropäisches<br />

Buchhandelszentrum. Nach der deutschen<br />

Wiedervereinigung gab es schließlich wieder<br />

die zwei bis heute erfolgreichen deutschen<br />

Buchmessen.<br />

Die Macht des Buchs<br />

„Das Buch vereint viele positive Zuschreibungen<br />

auf sich: Bildung, dauerhaftes Wissen,<br />

Verlässlichkeit <strong>und</strong> Identifikation“, sagt die<br />

Erlanger Buchwissenschaftlerin (<strong>und</strong> <strong>DAAD</strong>-<br />

Alumna) Ursula Rautenberg. „Der Gr<strong>und</strong> dafür<br />

ist die über zwei Jahrtausende gewachsene<br />

Verankerung des Buchs in der Gesellschaft.“<br />

Die Erfolgsgeschichte des Mediums hat in<br />

Deutschland aber auch <strong>mit</strong> der besonderen<br />

Funktion zu tun, die dem Buch zur Zeit der<br />

Aufklärung in Europa zukam. 500 Lesegesellschaften<br />

<strong>mit</strong> mehr als 25 000 Mitgliedern<br />

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