29.01.2013 Aufrufe

Lesen mit Lust und Laune - DAAD-magazin

Lesen mit Lust und Laune - DAAD-magazin

Lesen mit Lust und Laune - DAAD-magazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

köpfe<br />

Beim Internationalen Filmfestival<br />

in Berlin, der 61. Berlinale<br />

im Februar dieses Jahres,<br />

war der <strong>DAAD</strong> gleich mehrfach<br />

beteiligt. Zwei seiner Gäste im<br />

Berliner Künstlerprogramm<br />

(BKP) erhielten Spitzenpreise,<br />

darüber hinaus vergab der<br />

<strong>DAAD</strong> einen Kurzfilmpreis.<br />

Der Film „Nader <strong>und</strong> Simin,<br />

eine Trennung“ des iranischen<br />

Drehbuchautors <strong>und</strong> Regisseurs<br />

Asghar Farhadi wurde<br />

<strong>mit</strong> der höchsten Auszeichnung<br />

bedacht, dem Goldenen Bären.<br />

Darüber hinaus erhielt der Film<br />

zwei Silberne Bären für die besten<br />

Darstellerinnen, darunter die<br />

12-jährige Tochter des Regisseurs,<br />

Sarina Farhadi.<br />

Der Film erzählt von einem Ehepaar,<br />

das sich trennt. Die Konflikte,<br />

die sich daraus ergeben, werfen<br />

ein Licht auf das iranische Alltagsleben<br />

<strong>und</strong> eine Gesellschaft,<br />

in der die Frauen eine tragende<br />

Rolle spielen. Auf die politische<br />

Botschaft seines Films angesprochen,<br />

sagte Farhadi gegenüber der<br />

„Berliner Zeitung“: „Es ist nicht<br />

einfach ein politischer oder ein<br />

gesellschaftskritischer oder ein<br />

privater Film, sondern von allem<br />

etwas.“<br />

Farhadi wurde 1972 in Isfahan<br />

geboren, studierte an der Universität<br />

Teheran <strong>und</strong> arbeitete<br />

für Hörfunk <strong>und</strong> Fernsehen. Seit<br />

<strong>DAAD</strong> Letter 1/11<br />

© Heinrich Völkel<br />

Auf der Berlinale: Der Goldene Bär ging an den Iraner<br />

Asghar Farhadi (rechts), Preise bekamen auch der<br />

Ungar Béla Tarr (oben) <strong>und</strong> die Chilenin Maria José<br />

San Martín<br />

seinem Erstlingsfilm „Tanz im<br />

Staub“ 2003 feiert er international<br />

Erfolge. Bei der Berlinale<br />

2009 wurde er bereits <strong>mit</strong> dem<br />

Silbernen Bären für seinen Film<br />

„Alles über Elly“ ausgezeichnet.<br />

Seine Beziehungen zur deutschen<br />

Hauptstadt wird Farhadi in diesem<br />

Jahr weiter ausbauen. Ab Juni<br />

2011 wird er als Gast des <strong>DAAD</strong>-<br />

Künstlerprogramms <strong>mit</strong> seiner<br />

Frau <strong>und</strong> seinen beiden Töchtern<br />

für ein halbes Jahr in Berlin leben.<br />

Schon als Jugendlicher drehte<br />

Farhadi erste eigene Streifen<br />

auf 8mm-Filmen. Auch der ungarische<br />

Regisseur Béla Tarr betätigte<br />

sich bereits <strong>mit</strong> 16 Jahren<br />

als Amateurfilmer. Der 1955 in<br />

Pécs geborene Künstler studierte<br />

an der Hochschule für Film <strong>und</strong><br />

Theater in Budapest. Früh wandte<br />

er sich vom Sozialistischen Realismus<br />

seiner Erstlingswerke ab<br />

<strong>und</strong> dreht seit den 80er Jahren<br />

vorwiegend künstlerisch sehr anspruchsvolle<br />

Schwarzweiß-Filme<br />

<strong>mit</strong> langen, ruhigen Einstellungen.<br />

Alexander Janetzki © Berlinale 2011<br />

1989/90 lebte er auf Einladung<br />

des <strong>DAAD</strong> in Berlin <strong>und</strong> unterrichtete<br />

ab 1990 als Gastdozent an der<br />

Deutschen Film- <strong>und</strong> Fernsehakademie<br />

in Berlin.<br />

Viele seiner Filme beruhen auf<br />

Romanen von László Krasznahorkai.<br />

Der ungarische Schriftsteller<br />

war 1987/88 ebenfalls <strong>DAAD</strong>-Gast<br />

in Berlin. Sein Roman „Satanstango“<br />

(1985) bot die Vorlage für<br />

einen mehr als siebenstündigen<br />

Film, <strong>mit</strong> dem Béla Tarr 1994 bei<br />

der Berlinale Aufsehen erregte. In<br />

diesem Jahr erhielt sein Film „A<br />

Torinói ló“ (Das Turiner Pferd) den<br />

Großen Preis der Jury. Der Film<br />

zeigt das armselige Leben eines<br />

Kutschers, seiner Tochter <strong>und</strong> seines<br />

Pferds. Es ist das Pferd, das<br />

im Januar 1889 von dem Kutscher<br />

in Turin geschlagen wurde, als<br />

der Philosoph Friedrich Nietzsche<br />

hinzukam <strong>und</strong> das Tier schluchzend<br />

umarmte. Das war un<strong>mit</strong>telbar<br />

bevor er in geistige Umnachtung<br />

verfiel. Für Béla Tarr soll dieser<br />

Film nach eigenen Angaben<br />

der letzte seines Lebens sein.<br />

daad 41<br />

F<br />

ür ihren ersten Film in eigener<br />

Regie wurde bei der<br />

Berlinale die Chilenin Maria José<br />

San Martín ausgezeichnet. Die<br />

internationale Jury für Kurzfilme<br />

wählte ihren Beitrag „La Ducha“<br />

(Die Dusche) für den <strong>DAAD</strong>-Kurzfilmpreis<br />

aus. Die 36-jährige Regisseurin<br />

kam vom Theater zum<br />

Film. Sie wirkte zwischen 2005<br />

<strong>und</strong> 2010 bei einigen der wichtigsten<br />

Filme ihres Heimatlandes <strong>mit</strong>,<br />

zunächst als Schauspielerin, dann<br />

als Regieassistentin.<br />

Der zehnminütige Kurzfilm,<br />

bei dem sie als Debütantin Regie<br />

führte <strong>und</strong> auch am Drehbuch<br />

<strong>mit</strong>wirkte, beschreibt den letzten<br />

gemeinsamen Morgen zweier<br />

Frauen im Bad, die sich nach<br />

langer Beziehung trennen. Die<br />

„kraftvolle wie schmerzerfüllte“<br />

Art der Darstellung einer Frauenbeziehung<br />

beeindruckte die<br />

Juroren. Nach der Preisverleihung<br />

sagte San Martín, sie brauche nun<br />

Zeit, um über neue künstlerische<br />

Projekte nachzudenken. Die Gelegenheit<br />

dazu wird kommen:<br />

Der <strong>DAAD</strong>-Kurzfilmpreis, der seit<br />

2006 bei der Berlinale vergeben<br />

wird, ist <strong>mit</strong> einem dreimonatigen<br />

Berlin-Aufenthalt als Gast des<br />

Künstlerprogramms verb<strong>und</strong>en.<br />

Llo/ors<br />

Richard Hübner © Berlinale 2011

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!