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Die Thematisierung von Tod und Trauer. - d-nb, Archivserver ...

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www.widerstreit-sachunterricht.de/Ausgabe Nr. 7/Oktober 2006<br />

4. Zudem trägt das Lernen über den <strong>Tod</strong> zur Erweiterung der Handlungs- <strong>und</strong> Sprachfähigkeit <strong>von</strong><br />

Kindern bei (vgl. Ortmann 1998, S. 56).<br />

Wenn Eltern nicht in der Lage sind auf die Fragen ihrer Kinder zu reagieren, die jedoch wichtig für<br />

ihre Entwicklung <strong>und</strong> auch ihren Umgang mit den Themen im weiteren Leben sind, sollte es die Aufgabe<br />

der Gr<strong>und</strong>schule sein, Kindern diese lebenswichtigen Fragen zu erschließen. <strong>Die</strong> <strong>Thematisierung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> ist demnach als eine „wichtige Aufgabe der Aufklärung für Schule <strong>und</strong> Unterricht“<br />

(Daum 2003, S. 27) zu verstehen.<br />

Kinder fragen nach dem Anfang <strong>und</strong> Ende des Lebens. Somit stellt sich die Frage: Wenn wir ihnen<br />

eine adäquate sexuelle Bildung über die Anfänge des Lebens gewähren, warum dann nicht auch eine<br />

Bildung über das Ende des Lebens, über das sie gerade in diesem Alter so viele Fragen haben, weil sie<br />

den Sinn ihrer Existenz ergründen möchten (vgl. Schuster-Brink 1997, S. 9)? Annelore Enge resümiert<br />

wie folgt: „Wer sich den Fragen der Kinder stellt, wer ihnen dabei auch sehr traurige Gedanken<br />

zumutet, bewahrt sie vor seelischen Belastungen, die sich bis ins Erwachsenenalter halten können.“<br />

(Enge 1991, S. 12)<br />

Einmal mehr wird deutlich, wie wichtig es ist, die Fragen der Kinder wahrheitsgemäß zu beantworten<br />

– dabei kann eine Antwort auch das Zugeständnis sein, etwas nicht zu wissen. Gerade bei so lebenswichtigen<br />

Fragen, wie denen nach der eigenen Existenz, bedarf es einer Atmosphäre der Vertrautheit.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Thematisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> stellt demnach an die Lehrenden hohe Anforderungen, da<br />

Kinder die Hilfe der Erwachsenen brauchen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich am Modell ihrer Bezugspersonen lernen<br />

– Lehrende sind für Kinder solche Modelle (vgl. Schuster-Brink 1997, S. 60). <strong>Die</strong>se sollten weitgehende<br />

Kenntnisse über die <strong>Tod</strong>eskonzepte <strong>von</strong> Kindern haben, eine gewisse Sensibilität im Umgang<br />

mit jedem einzelnen Kind <strong>und</strong> dessen individuellen Erfahrungen inne haben <strong>und</strong> sich ihrer eigenen<br />

Position, die leitend für die Kinder sein kann, bewusst sein. Kinder brauchen, um Fragen in Bezug auf<br />

<strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> stellen zu können, das Wohlwollen der Erwachsenen, Aufgeschlossenheit <strong>und</strong> Wahrheitsliebe<br />

(vgl. ebd., S. 63). Im Folgenden werden diese Anforderungen an die Lehrenden genauer<br />

konkretisiert.<br />

2.6 <strong>Die</strong> besondere Rolle der Lehrkraft <strong>und</strong> Anforderungen an diese<br />

Kinder brauchen bei der Auseinandersetzung mit <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> Hilfe, die ihnen Eltern oft nicht<br />

geben wollen oder können. <strong>Die</strong>sbezüglich ist die Rolle <strong>von</strong> Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern als Ansprechpartner<br />

besonders wichtig (vgl. Reuter 1994, S. 109). „<strong>Die</strong> Schule stellt ein wichtiges soziales Interaktions-<br />

<strong>und</strong> Unterstützungssystem für Kinder [...] dar. Daher sollten Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen ihre Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler bei ihrer Auseinandersetzung mit dem <strong>Tod</strong> unterstützen <strong>und</strong> ihnen bei der Verarbeitung<br />

entsprechender Erfahrungen beistehen.“ (ebd.) Im Folgenden wird dargestellt, welche Anforderungen<br />

die <strong>Thematisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> an die Lehrkräfte stellt <strong>und</strong> welche Kompetenzen<br />

dazu nötig sind.<br />

Da Kinder in unserer Gesellschaft meistens nicht die Informationen <strong>und</strong> Hilfe bekommen, die sie<br />

bezüglich der Auseinandersetzung mit <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> brauchen, kommt Lehrkräften die kompensatorische<br />

Aufgabe zu, gesellschaftliche Defizite zu vermindern (vgl. ebd.).<br />

Gr<strong>und</strong>schullehrer <strong>und</strong> -lehrerinnen können demnach eine signifikante Hilfe für Kinder beim Abbau<br />

<strong>von</strong> Ängsten sein. Bevor sie jedoch helfen können, müssen sie Kenntnisse über die Bedürfnisse <strong>von</strong><br />

Kindern, ihre <strong>Tod</strong>eskonzepte, ihre möglichen <strong>Trauer</strong>reaktionen <strong>und</strong> Zeichen <strong>von</strong> Interesse oder<br />

Kummer erwerben. Außerdem sollten sie sich mit ihren eigenen Tabus, Gefühlen <strong>und</strong> Erlebnissen<br />

diesbezüglich auseinandersetzen, um festzustellen, wo ihre eigenen Grenzen <strong>und</strong> Problem liegen <strong>und</strong><br />

ob sie fähig sind darüber zu sprechen (vgl. Atkinson 1980, S. 152).<br />

Vier Regeln zum Umgang mit Kindern bei der <strong>Thematisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> sind nach Atkinson<br />

zu benennen:<br />

„(a) be honest<br />

(b) take time to <strong>und</strong>erstand what the child is asking or saying<br />

(c) speak in terms the child can <strong>und</strong>erstand<br />

(d) avoid the denial of the child´s right to her or his own perceptions and feelings.“ (ebd.)<br />

<strong>Die</strong> beste Gelegenheit um etwas über <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> zu lernen, ist eine konkrete Situation. Ausgehend<br />

<strong>von</strong> dieser Annahme haben Gr<strong>und</strong>schullehrer <strong>und</strong> -lehrerinnen vielfältige Möglichkeiten, Kindern<br />

bei der Bewältigung <strong>von</strong> Erlebnissen mit dem <strong>Tod</strong> zu helfen (vgl. ebd., S. 162). <strong>Die</strong> hier angesprochenen<br />

Möglichkeiten, können zum Beispiel aktuelle Anlässe, auch <strong>von</strong> so genannten ‚kleinen<br />

<strong>Tod</strong>en‘, sein, wie der Wechsel der Jahreszeiten, Verabschiedung eines Kindes, welches umzieht, die<br />

vertrocknete Blume im Klassenraum oder der konkrete <strong>Tod</strong>esfall eines Haustieres. Dennoch scheuen<br />

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