Die Thematisierung von Tod und Trauer. - d-nb, Archivserver ...
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www.widerstreit-sachunterricht.de/Ausgabe Nr. 7/Oktober 2006<br />
Lernfeld „Zusammenleben <strong>von</strong> Menschen“ (vgl. Niedersächisches Kultusministerium 1982, S. 52). In<br />
den Rahmenrichtlinien für den Religionsunterricht wird das Thema Leben <strong>und</strong> <strong>Tod</strong> explizit genannt,<br />
jedoch selbstverständlich, ausschließlich aus einer religiösen Perspektive betrachtet. Ziel ist es hier,<br />
im christlichen Glauben die Hoffnung für Leben <strong>und</strong> <strong>Tod</strong> [zu] sehen (vgl. Niedersächisches Kultusministerium<br />
1984, S. 28).<br />
Dennoch, inzwischen gibt es einige Unterrichtsvorschläge <strong>und</strong> Materialien für die Gr<strong>und</strong>schule.<br />
Eine Auswahl aktueller Vorschläge beziehungsweise Erfahrungen, aus dem Sach- <strong>und</strong> Religionsunterricht<br />
wird im Folgenden an Hand <strong>von</strong> ausgewählten Artikeln aus Fachzeitschriften vorgestellt.<br />
3.2.1 Unterrichtsvorschlag für den Sachunterricht 1 – „<strong>Die</strong> Sendung mit der Maus: ‚Katharina stirbt‘“<br />
Alexandra Biesenthal <strong>und</strong> Yildiz Ciftci legitimieren das Thema <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> im Sachunterricht<br />
durch die Rahmenrichtlinien des gleichen, da diese besagen, dass Sachunterricht den Kindern helfen<br />
soll, ihre Lebenswirklichkeit – auf der Basis <strong>von</strong> Erfahrungen – zu erschließen (vgl. Niedersächisches<br />
Kultusministerium 1982, S. 5). Sie schlagen vor, durch ein offenes Gespräch im Stuhlkreis, die Erfahrungen<br />
der Kinder bezüglich der Themen <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> zu besprechen <strong>und</strong> zu sammeln, um ihnen<br />
einen Zugang zu diesen Thematiken zu ermöglichen. Als Ausgangspunkt für eine weiterführende<br />
<strong>Thematisierung</strong> zeigten sie ihren Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen eine Folge der ‚Sendung mit der Maus’ 19 ,<br />
in der die Lebensgeschichte des Mädchens Katharina dargestellt wird. Katharina hat seit ihrer Geburt<br />
eine Muskelkrankheit <strong>und</strong> stirbt im Alter <strong>von</strong> sieben Jahren daran. Anschließend wurde der Film in<br />
einer Gesprächsr<strong>und</strong>e mit den Kindern reflektiert. <strong>Die</strong>se reagierten sehr unterschiedlich darauf. Einige<br />
fanden den Film toll andere empfanden Mitgefühl für Katharina <strong>und</strong> weinten, als diese starb. Dennoch<br />
konnten alle Kinder sehr offen <strong>und</strong> sachlich über ihre Gefühle diesbezüglich sprechen <strong>und</strong> empfanden<br />
dieses als positiv. Sie verknüpften das Gesehene mit ihren eigenen Erfahrungen, die sie ergänzend<br />
mitteilten. Zudem sprachen sie über ihre Vorstellungen in Bezug auf die Zeit nach dem <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> stellten<br />
fest, dass sie unterschiedlicher Ansichten sind <strong>und</strong> niemand genau weiß, was nach dem <strong>Tod</strong> passiert.<br />
Außerdem wurde besprochen wie Menschen trauern, das heißt, welche Reaktionen damit verb<strong>und</strong>en<br />
sein können. Anschließend sollten die Kinder ihre Eindrücke <strong>und</strong> Gedanken malen oder aufschreiben<br />
(vgl. Biesenthal/Ciftci, 2003, S. 37/38).<br />
3.2.2 Unterrichtsvorschlag für den Sachunterricht 2 – „Ein Besuch im Krematorium“<br />
Dorothea Lesemann <strong>und</strong> Thorsten Stei<strong>nb</strong>rinker beschreiben in ihrem Artikel „‚Ihr geht ins Krematorium?‘<br />
– Ein Besuch <strong>und</strong> seine Folgen“, wie sie mit Kindern einer vierten Klasse, innerhalb des Sachunterrichts,<br />
einen Krematoriumsbesuch gestaltet haben. Als Begründung für die Durchführung im<br />
Sachunterricht nennen sie als Ziel des Sachunterrichts den Kindern beim Erschließen ihrer Lebenswelt<br />
zu helfen.<br />
Einführend hatten sie die folgenden Themen mit ihrer Klasse bearbeitet:<br />
- „Abschied ist wie sterben;<br />
- Sterben Pflanzen auch?;<br />
- Tiere sterben, Rituale beim Abschied nehmen;<br />
- Der Verlust naher Angehöriger;<br />
- Auch Kinder müssen sterben; Was geschieht nach dem <strong>Tod</strong> (Beerdigung <strong>und</strong> Krematorium)?“ (Lesemann/Stei<strong>nb</strong>rinker<br />
2003, S. 39)<br />
Gearbeitet wurde mit Hilfe <strong>von</strong> Büchern <strong>und</strong> Filmen <strong>und</strong> anschließenden Gesprächen. Der Besuch im<br />
Krematorium fand am Ende der Einheit statt. Dazu berichten Lesemann <strong>und</strong> Stei<strong>nb</strong>rinker, dass es sehr<br />
wichtig war die Eltern in einem vorangehenden Elternabend darauf vorzubereiten, welche Fragen in<br />
nächster Zeit <strong>von</strong> Seiten ihrer Kinder auf sie zukommen könnten. Sie boten den Eltern auch an, vorab<br />
die Besichtigung des Krematoriums mit ihnen durchzuführen. <strong>Die</strong>ses Angebot wurde nicht <strong>von</strong> allen<br />
Eltern, jedoch mehrheitlich angenommen <strong>und</strong> auch im Nachhinein als gute Vorbereitung elterlicherseits<br />
angesehen.<br />
In ihrer Reflexion berichten Lesemann <strong>und</strong> Stei<strong>nb</strong>rinker da<strong>von</strong>, dass die Kinder beim Besuch im<br />
Krematorium keine Spur <strong>von</strong> Angst zeigten. Ganz im Gegenteil: Sie waren sehr sachlich an allen<br />
Einzelheiten interessiert – vom Weg des Toten im Sarg in der Kapelle, über die Verbrennung, bis zur<br />
Beerdigung. Sie hatten die Möglichkeiten sich alles anzusehen <strong>und</strong> durften auch bei einer Verbrennung<br />
anwesend sein <strong>und</strong> durch den Spion des Ofens sehen. Am Ende der Verbrennung stellten sie<br />
fest, dass in der Asche etwas Metall lag <strong>und</strong> ließen sich aufmerksam zuhörend erklären, dass dies das<br />
künstliche Hüftgelenk des Verstorbenen gewesen war. Anschließend machte sich ein Junge Gedanken<br />
19 Der Titel der Fernsehserie ‚Sendung mit der Maus‘ vom 10. März 1997 lautet ‚<strong>Die</strong> Geschichte <strong>von</strong> Katharina‘.<br />
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