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Die Thematisierung von Tod und Trauer. - d-nb, Archivserver ...

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www.widerstreit-sachunterricht.de/Ausgabe Nr. 7/Oktober 2006<br />

Anlehnung an Fachwissenschaften gestellt. Vielmehr zeigen sich in den Fragen Anknüpfungspunkte<br />

an die Erfahrungen der Kinder, <strong>und</strong> diese Erfahrungen sind komplexe Realitätsausschnitte <strong>und</strong> Situationen.<br />

Kinder sind in ihrer Erfahrung mit einer ganzheitlichen Wirklichkeit konfrontiert, <strong>und</strong> sie<br />

suchen deshalb ein ganzheitliches Verständnis dieser Phänomene.“ (George/Henrich 2003, S. 27) In<br />

diesem Kontext fordern Pech <strong>und</strong> Kaiser für den Sachunterricht eine „Notwendigkeit des Zusammenhangsdenkens<br />

sozialwissenschaftlicher Dimensionen.“ (Pech/Kaiser 2004, S. 13) Demzufolge kann es<br />

sich bei der <strong>Thematisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> im Kontext des ‚Konzepts Death Education‘ nicht<br />

um eine eindimensionale beziehungsweise einseitige Behandlung derselben Phänomene handeln.<br />

Frage- <strong>und</strong> Problemstellungen bezüglich der Inhalte müssen in einen gesellschaftlichen Kontext gestellt<br />

werden, so dass Zusammenhänge gedacht werden können.<br />

Das ‚Konzept Death Education‘ kann damit zentrale Momente des Bildungsentwurfes Klafkis einlösen<br />

sowie im Sinne des Sachunterrichts Lebenswelt erschließen helfen ohne beliebig oder trivial zu<br />

werden. „In diesem Bildungsverständnis sind Subjekt <strong>und</strong> Gesellschaft immer miteinander verb<strong>und</strong>en.“<br />

(ebd., S. 18) Folglich ist das didaktische ‚Konzept Death Education’ ein bildungstheoretisch<br />

f<strong>und</strong>iertes.<br />

Ausgehend <strong>von</strong> einem integrativen Verständnis <strong>von</strong> Sachunterricht, kann das ‚Konzept Death Education‘,<br />

welches ebenfalls – wie aufgezeigt – integrativ <strong>und</strong> im Hi<strong>nb</strong>lick auf Entwicklung personaler<br />

<strong>und</strong> sozialer Kompetenz konzipiert ist, als eine didaktische Strukturierung der Unterrichtsthemen <strong>Tod</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Trauer</strong> verstanden werden.<br />

5.2 Grenzen des ‚Konzepts Death Education‘<br />

In den vorangegangenen Kapiteln wurden bisher nur Möglichkeiten des ‚Konzepts Death Education‘<br />

im Kontext sachunterrichtlicher Bildung benannt. Im Folgenden werden die Grenzen desgleichen<br />

diesen gegenüber gestellt.<br />

Eine Besonderheit, aber auch die erste ‚Grenze‘ des ‚Konzepts Death Education‘, ist dessen Geb<strong>und</strong>enheit<br />

an die Thematiken <strong>Tod</strong> <strong>und</strong> <strong>Trauer</strong>. Meines Erachtens kann das Konzept nicht als didaktische<br />

Struktur für andere Inhalte verwendet werden, da es explizit für die genannten Themen konzipiert<br />

wurde. <strong>Die</strong> zur Erarbeitung als relevant erachteten Inhaltsbereiche – Information, Werte <strong>und</strong><br />

Normen <strong>und</strong> Bewältigungsstrategien – sind in diesem Zusammenhang nur für die Themen <strong>Tod</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Trauer</strong> überzeugend. <strong>Die</strong> Entfaltung dieser auf allgemeine Verlusterfahrungen, die für Kinder als<br />

‚kleine <strong>Tod</strong>e‘ erachtet werden können, ist in diesem Sinne die einzig mögliche ‚Erweiterung‘. Demnach<br />

ist das Konzept ein didaktisch-themengeb<strong>und</strong>enes, welches dennoch verortbar in der bildungstheoretischen<br />

Didaktik Klafkis ist, die nicht explizit an Inhalte geb<strong>und</strong>en ist.<br />

Eine weitere Grenze des ‚Konzepts Death Education‘ ist in jedem Fall im therapeutischen Bereich<br />

zu sehen. Das Konzept kann <strong>und</strong> darf nicht den Anspruch einer therapeutischen Behandlung im schulischen<br />

Bereich haben. <strong>Die</strong>ses würde sowohl die Kompetenzen <strong>von</strong> Lehrkräften als auch die Möglichkeiten<br />

des Konzepts weit überschreiten 41 .<br />

Eine dritte <strong>und</strong> letzte Grenze liegt meines Erachtens in der Zielrichtung des Konzepts. Es ist ausgerichtet<br />

auf eine Identitätsentwicklung, die in einem Kompetenzerwerb mündet. Demnach initiiert das<br />

Konzept einen Bildungsprozess, der zu einem Kompetenzerwerb anregen soll. Hierin begründet sich<br />

eine Grenze hinsichtlich der Abgeschlossenheit des Prozesses. Ein prozesshaft auf Bildung <strong>und</strong> Kompetenzerwerb<br />

ausgerichtetes Konzept kann nie zu einem Ende führen. Es ist nicht möglich beispielsweise<br />

Kommunikationskompetenz erworben zu haben <strong>und</strong> diesen Lernprozess als abgeschlossen zu<br />

betrachten. Bildung ist immer <strong>und</strong> insbesondere in Bezug auf die Struktur <strong>und</strong> die Thematiken dieses<br />

Konzepts ein nie endender Prozess, der durch dieses nur angeregt werden kann.<br />

41 vgl. Kapitel 4.4.1<br />

45

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