Stefan Wirtz Vom Fachbereich VI (Geographie/Geowissenschaften ...
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Experimentelle Rinnenerosionsforschung vs. Modellkonzepte – Quantifizierung der hydraulischen und erosiven Wirksamkeit von Rinnen<br />
Sediment? Die wenigen Rinnen oder der große interrill-Bereich? Bezüglich der Effektivität<br />
von Rinnen finden sich in der Literatur verschiedene Größenordnungen, gemeinsam ist ihnen<br />
jedoch, dass es sich meist um sehr hohe Werte handelt. Die Spanne reicht von<br />
„Verdreifachung“ der Erosionsraten nach der Entwicklung von Rinnen (Meyer et al., 1975)<br />
über „9-21-mal mehr“ als flächenhafter Abtrag (Morgan et al., 1987) bis hin zu „90 %“ des<br />
Bodenverlustes nach einzelnen Niederschlägen (Cerdan et al., 2002). Gemessene<br />
Sedimentkonzentrationen reichen von 10-130 g L -1 (Polyakov & Nearing, 2003) bis 210 g L -1<br />
(Loch, 2000). Gullys als größere Erosionsform weisen eine noch höhere Kapazität als<br />
Sedimentquelle auf. Allerdings sehen Faust & Schmidt (2009) aufgrund der seltenen Aktivität<br />
der Gullys die geomorphologische Effektivität dieser Großformen als eher gering an. Sie<br />
weisen den Gullys eine Aktivitätsfrequenz von 1/20 a -1 , den Rinnen 4 a -1 zu. Die im Rahmen<br />
dieser Arbeit durchgeführten Spülversuche decken eine Sedimentkonzentrationsspanne von<br />
0 g L -1 (<strong>Wirtz</strong> et al., 2010) bis 438 g L -1 (<strong>Wirtz</strong> et al., 2012a) ab. Dabei ist zu beachten, dass<br />
immer unterschiedliche Ausgangssituationen gegeben sind. Bei der Einordnung dieser Werte<br />
ist zu berücksichtigen, dass in einem Einzugsgebiet in den Pyrenäen, in dem sich die Rinnen<br />
im anstehenden Gestein gebildet haben bzw. unter starker Mitwirkung anderer Prozesse (wie<br />
Frostsprengung), die Werte deutlich geringer ausfallen als in einem schluffig-lehmigen<br />
Substrat ohne Vegetationsbedeckung in Andalusien. Daher ist die wichtigere Frage: Wie<br />
verhält sich die Rinnenerosion im Vergleich zur flächenhaften Erosion in einem bestimmten<br />
Testgebiet? Die Daten bezüglich des flächenhaften Abtrags können mittels<br />
Kleinberegnungsanlagen ermittelt werden. Das größere Problem besteht darin, die gegebenen<br />
Punktdaten sinnvoll und wissenschaftlich korrekt auf eine Fläche wie z. B. ein ganzes<br />
Einzugsgebiet zu extrapolieren. In <strong>Wirtz</strong> et al. (2010) wird im Arnástal in den spanischen<br />
Pyrenäen eine maximale Sedimentkonzentration von 6,3 g L -1 gemessen. Am Gebietsauslass<br />
des Arnástals ermitteln Seeger et al. (2005) maximale Sedimentkonzentrationen von 4,8 g L -1 ,<br />
ähnliche Werte zeigen auch Beregnungsversuche (Seeger, 2007). Dies deutet zunächst darauf<br />
hin, dass die Rinnen keine deutlich höheren Abtragswerte als andere Prozesse liefern und<br />
damit auch keinen auffallend hohen Anteil am Sedimentaustrag des Gebietes aufweisen.<br />
Dabei gilt es jedoch, folgende Punkte zu bedenken: Die Beregnungsversuche werden mit<br />
einer Intensität von 40 mm h -1 durchgeführt, die Abflussintensität in den Spülversuchen liegt<br />
bei 9 L min -1 . Wird die Größe der Rinneneinzugsgebiete und deren runoff-Koeffizienten<br />
berücksichtigt, so ist klar zu erkennen, dass der Abfluss in den Rinnen unter einem solchen<br />
Niederschlagsereignis bis zu 30-mal höher ausfällt als der simulierte. Daraus folgt, dass die<br />
Rinnen trotz der schlechten Voraussetzungen (anstehendes Gestein, bestenfalls grob<br />
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