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MIXED PICKLES<br />
als verdoppelt. Diesem gewaltigen<br />
Anstieg liegt allerdings<br />
kein entsprechendes<br />
Wirtschaftswachstum zugrunde<br />
„Die Kurse steigen, weil das<br />
viele Geld irgendwohin<br />
muss - nicht, weil Aktien per<br />
se attraktiv bewertet wären“,<br />
schreibt die ‚Wirtschaftswoche’<br />
in einer Analyse<br />
des aktuellen Börsenbooms.<br />
Laut Angaben des<br />
Magazins hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis,<br />
das den Aktienkurs<br />
ins Verhältnis zum<br />
Jahresgewinn des jeweiligen<br />
Unternehmens setzt,<br />
mit 133 einen historischen<br />
Höchstwert erreicht. Ab 14<br />
gelten Aktien als überteuert.<br />
Die 500 größten börsennotierten<br />
US- Unternehmen<br />
werden damit fast zum<br />
Zehnfachen ihres realen<br />
Werts gehandelt.<br />
Der Kursanstieg geht ausschließlich<br />
auf die gewaltigen<br />
Liquiditätsmengen zurück,<br />
die Regierungen und<br />
Notenbanken in die Wirtschaft<br />
gepumpt haben. Die<br />
Finanzinstitute können sich<br />
praktisch zum Nulltarif unbeschränkte<br />
Geldsummen<br />
von den Notenbanken leihen<br />
und damit hohe Spekulationsgewinne<br />
erzielen.<br />
Auch die Billionen an Steuergeldern,<br />
die zur Ankurbelung<br />
der Konjunktur ausgegeben<br />
wurden, fließen<br />
nicht in Investitionen, sondern<br />
in Spekulationsgeschäfte,<br />
hohe Gewinnausschüttungen<br />
an Aktionäre<br />
und exorbitante Bonuszahlungen<br />
für Banker.<br />
Die Notenbanken haben die<br />
Finanzmärkte weltweit mit<br />
billigem Geld geflutet, um<br />
die Wirtschaft anzukurbeln.<br />
Gleichzeitig kaufen sie im<br />
großen Stil den Geldhäusern<br />
ihre Giftpapiere ab, um die-<br />
© Ernst Rose/pixelio.de<br />
se wieder stark zu machen.<br />
Und die gesundeten Institute<br />
spekulieren erneut mit<br />
komplexen Finanzprodukten,<br />
weil hier die größten<br />
Renditechancen liegen.<br />
Der Hintergrund: An den Finanzmärkten<br />
wird seit Jahren<br />
mit Kredit-Risiken gehandelt,<br />
sie werden gestückelt,<br />
in neue Produkte ge-<br />
Großteil der<br />
Industrie geopfert<br />
packt, weiterverkauft. Ursprünglich<br />
sollten so die Gefahren<br />
für einzelne Banken<br />
begrenzt werden. Die Kehrseite<br />
der Medaille: Die großen<br />
Banken sind so eng miteinander<br />
vernetzt, dass die<br />
Krise eines einzelnen Players<br />
die ganze Branche mitreißen<br />
kann.<br />
Allein das Volumen aller gehandelten<br />
Zinsderivate beträgt<br />
heute weltweit mehr<br />
als 400 Billionen Dollar -<br />
1995 waren es erst 18 Billionen.<br />
Zum Vergleich: 2007<br />
betrug das gesamte Bruttoinlandsprodukt<br />
weltweit<br />
54,3 Billionen Dollar. In den<br />
siebziger Jahren war das internationale<br />
Finanzvolumen<br />
der Auslandsinvestitionen<br />
und Währungsgeschäfte<br />
gerade einmal doppelt so<br />
hoch wie das des realen<br />
Handels. Heute liegt schon<br />
die Währungsspekulation<br />
beim 20-fachen des Handels<br />
mit echten Gütern. Das Casino<br />
hat wieder geöffnet<br />
und es wird erneut gezockt,<br />
als ob es kein Morgen gäbe.<br />
Mit einer exzessiven Geldund<br />
Schuldenpolitik wollten<br />
die Regierungen in aller<br />
Welt die Krise bekämpfen -<br />
und haben so die Grundlage<br />
für die nächste geschaffen:<br />
An den Finanzmärkten hat<br />
sich schon wieder eine Spekulationsblase<br />
gebildet. Die<br />
Frage ist nicht, ob, sondern<br />
wann sie platzt.<br />
Die USA und Großbritannien<br />
haben einen großen Teil ihrer<br />
Industriebasis geopfert,<br />
weil der Finanzsektor lukrativer<br />
zu sein schien. „Der<br />
Welthandel wird zu immer<br />
größeren Teilen von den Finanzmärkten<br />
bestritten“,<br />
stellt der Wirtschaftshistoriker<br />
Johannes Bähr fest und<br />
fügt hinzu, dass auch die gegenwärtige<br />
Krise nicht langfristig<br />
zum Umdenken geführt<br />
habe. „Dafür ist die<br />
Gier einfach zu stark.“<br />
Das erste Jahrzehnt des<br />
neuen Jahrtausends hat gezeigt,<br />
dass die Welt weiter<br />
zusammenwächst und dass<br />
die ökonomischen Abhängigkeiten<br />
immer mehr zunehmen.<br />
Aber es gibt nach<br />
wie vor keine gemeinsame<br />
Finanzaufsicht.<br />
Falls es aber zu einer neuen<br />
Runde von Bankenzusammenbrüchen<br />
komme, fürchtet<br />
Jean-Claude Trichet, der<br />
Präsident der Europäischen<br />
Zentralbank, einen gesellschaftlichen<br />
Kollaps. „Unsere<br />
Demokratien werden eine<br />
so umfangreiche Unterstützung<br />
des Finanzsektors<br />
mit dem Geld des Steuerzahlers<br />
nicht zweimal akzeptieren“,<br />
warnt Trichet. DM<br />
106 1/2010