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VGB POWERTECH 11 (2019)

VGB PowerTech - International Journal for Generation and Storage of Electricity and Heat. Issue 11 (2019). Technical Journal of the VGB PowerTech Association. Energy is us! Power plant operation: legal & technology. Pumped hydro storage. Latent heat storages.

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Ölanalysen für Gasturbinen <strong>VGB</strong> PowerTech <strong>11</strong> l <strong>2019</strong><br />

Staub enthält, wird dieser Prozess noch zusätzlich<br />

beschleunigt.<br />

Bei den meisten Gasturbinen ist die hohe<br />

Betriebstemperatur eine der Hauptursachen<br />

für die schnellere Ölalterung. Mit immer<br />

fortschrittlicheren Metallurgieverfahren<br />

steigen sowohl der Wirkungsgrad als<br />

auch die Brenntemperatur der Gasturbinen<br />

kontinuierlich an. Dadurch steigen auch<br />

die Belastungen der Turbinenöle weiter an.<br />

Mit dem RULER (Remaining Useful Life<br />

Evaluation Routine) wird der Anteil der<br />

noch im Öl vorhandenen Antioxidantien<br />

relativ zum Frischöl angegeben. Da diese<br />

Bestandteile kontinuierlich während des<br />

Öleinsatzes abgebaut werden, kann aus<br />

dem verbliebenen Restgehalt sowie der<br />

Einsatzzeit des Öls auch auf die noch zu<br />

erwartende Nutzungsdauer geschlossen<br />

werden.<br />

Luft und Schaum im Öl<br />

Bild 2. Bestimmung des LAV im OELCHECK-Labor mit dem Prüfnormalab Analis P 688.<br />

Jedes Öl enthält Luft. Je nach Typ und Viskosität<br />

kann es davon bis zu <strong>11</strong> %, die in<br />

seinen Molekülstrukturen gelöst bleiben,<br />

aufnehmen. Diese Ausgangssituation ist<br />

unproblematisch. Bei Temperatur- und<br />

Druckabsenkung kann Luft aus dem Öl<br />

ausgasen. Ungelöste Luft im Öl verschlechtert<br />

den Aufbau eines tragfähigen Schmierfilms<br />

in Gleitlagern. Im Öl dispergierte<br />

Luftblasen können die Funktion von Hydrauliksystemen<br />

beeinträchtigen und Kavitation<br />

verursachen. Bei stark erhöhtem<br />

Anteil von Luftblasen im Öl kann ein „Dieseleffekt“<br />

auftreten. Die Luftbläschen sind<br />

oft schon mit bloßem Auge zu erkennen.<br />

Das Öl wirkt dann trübe oder milchig.<br />

Meist löst sich derartig abgeschiedene Luft<br />

deutlich langsamer ins Öl, als sie sich davon<br />

separiert hat.<br />

Folgende Probleme werden in der Praxis<br />

oft beobachtet:<br />

––<br />

steigende Kompressibilität des Öls,<br />

––<br />

sinkende Förderleistung von Pumpen,<br />

––<br />

beeinträchtigte Schmierwirkung bis hin<br />

zur Mangelschmierung,<br />

––<br />

Dichtungsverschleiß,<br />

––<br />

sinkende Kühlleistung,<br />

––<br />

erhöhte Öloxidation,<br />

––<br />

Kavitation mit punktuellem Materialabtrag,<br />

oft begleitet von Geräuschen,<br />

––<br />

„Dieseleffekt“, bei dem Luftblasen so<br />

stark komprimiert werden, dass sie sich<br />

selbst entzünden. Bei diesem Prozess<br />

entstehen Rußpartikel, das Öl wird sehr<br />

dunkel.<br />

Bei vermutetem Lufteintrag kann man das<br />

Schaumverhalten und das Luftabscheidevermögen<br />

(LAV) überprüfen lassen<br />

(B i l d 2 ). Um das Schaumverhalten zu<br />

bestimmen, wird Luft in Form von kleinen<br />

Bläschen in das zu prüfende Öl eingeleitet.<br />

Es entsteht eine Luft-in-Öl-Dispersion und<br />

die Bläschen steigen zur Oberfläche, wo sie<br />

eine Schaumschicht bilden. Der Luftstrom<br />

wird abgeschaltet und das Schaumvolumen<br />

direkt und nach 10 Minuten bestimmt.<br />

Daraus lässt sich das Verhalten bei der Anwendung<br />

abschätzen.<br />

Bei dem Prüfverfahren zur Bestimmung<br />

des Luftabscheidevermögens wird Luft mit<br />

einer Düse in das zu untersuchende Öl eingeblasen.<br />

Danach wird das Entweichen der<br />

dispergierten Luftblasen aus dem Öl messtechnisch<br />

erfasst und zeitlich aufgezeichnet.<br />

Eine zu lange Verweildauer der Luft im<br />

Öl kann zu den oben beschriebenen, negativen<br />

Effekten führen.<br />

Partikel und Verunreinigungen<br />

im Öl<br />

Verunreinigungen im Öl stellen immer ein<br />

Risiko dar. Harte Partikel wie Staub oder<br />

Verschleißmetalle fördern abrasiven Verschleiß.<br />

Weiche Partikel können sich auf<br />

der Basis gealterter Additiv-Komponenten<br />

bilden. Oft sind sie klebrig und lagern sich<br />

an Maschinenelementen oder Filtern an,<br />

sodass sie diese bei ihrer Arbeit behindern.<br />

Die Ölalterung wird durch Partikel im Öl<br />

beschleunigt, die Ölstandzeit damit verkürzt.<br />

Analyse mit Partikelzählung<br />

Unmittelbar vor der Messung wird die Probe<br />

homogenisiert und entgast. Die Luftbläschen<br />

entweichen dabei schnell aus der<br />

verdünnten Probe und können bei der Untersuchung<br />

daher auch nicht mehr mitgezählt<br />

werden. OELCHECK verwendet bei<br />

der Laser-Partikelzählung ein Lösungsmittelgemisch<br />

gem. ASTM D7647, um etwaige<br />

Wassertröpfchen und Alterungsprodukte<br />

im Öl zu lösen und damit die Zählung<br />

nicht zu verfälschen. Mit der Gesamtmenge<br />

der verdünnten Probe von ca. 30 ml erfolgt<br />

dann die Zählung im Messgerät. Als<br />

Ergebnis wir die Reinheitsklasse nach<br />

ISO 4406 und SAE 4059 ausgegeben (Ta -<br />

belle 1).<br />

Die ISO 4406 klassifiziert nach den Partikelgrößen<br />

≥ 4 µm, ≥ 6 µm und ≥ 14 µm.<br />

Die ISO-Partikelzahlen sind kumulativ,<br />

d.h. die für ≥ 6 µm angegebene Partikelanzahl<br />

setzt sich zusammen aus allen<br />

Partikeln ≥ 6 µm plus den Partikeln ≥<br />

14 µm.<br />

Elementanalyse mit dem ICP-Verfahren<br />

(Inductive Coupled Plasma)<br />

Mit dem ICP-Verfahren können mehr als 30<br />

verschiedene Verschleißmetalle, Verunreinigungen<br />

und Additive bei einer optimalen<br />

Nachweisgrenze bestimmt werden. Die Ölproben<br />

müssen zunächst verdünnt werden.<br />

Aus den in Probentabletts stehenden<br />

Probengefäßen wird mit einem „Diluter“<br />

1 ml der Probe entnommen, im Verhältnis<br />

1:10 mit Kerosin verdünnt und in ein Reagenzröhrchen<br />

eingefüllt.<br />

Die Proben werden vor der Analyse zunächst<br />

in einem Probenwechsler intensiv<br />

gerührt, bevor sie mit einer peristaltischen<br />

Pumpe in den Zerstäuber gepumpt werden.<br />

Dort werden sie mit einem Argonstrom<br />

vernebelt. Das Aerosol gelangt danach<br />

in eine Zyklonkammer, in der große<br />

Tropfen abgeschieden werden. Das so aufbereitete<br />

Aerosol gelangt nun in das Plasma,<br />

ein Gemisch aus Atomen, Ionen und<br />

Elektronen. Die Temperatur beträgt ca.<br />

10.000 °C. Dieses extrem heiße Plasma liefert<br />

die Energie zur Anregung der einzelnen<br />

Elemente.<br />

Die entstehende emittierte Strahlung, die<br />

für jedes einzelne Element eine charakteristische<br />

Wellenlänge besitzt, wird spektral<br />

aufgefächert und mit einem CCD-Chip detektiert.<br />

Dabei kann ein komplettes Emissionspektrum<br />

simultan aufgenommen werden.<br />

Die im Öl vorhandenen Verschleißmetalle<br />

sind wichtige Datenträger. Ihr Vorhandensein<br />

erlaubt unmittelbare Rückschlüsse auf<br />

den Verschleiß der Bauteile bzw. Maschi-<br />

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