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12 www.meranomagazine.com<br />
Wenn die Nächte kühler und länger werden, Plätze<br />
und Gassen nach gebratenen Kastanien duften, in<br />
lokalen junger Wein und frischer Most gereicht<br />
wird, ziehen sich die Stadtleute mit Vorliebe in den<br />
Schutz der mittelalterlichen lauben zurück und<br />
beleben die zahlreichen Gasthöfe und Geschäfte.<br />
das ist heute nicht anders wie in vergangenen<br />
Jahrhunderten. die altstadt wird in Meran gerne<br />
mit den lauben gleichgesetzt. Wenigen ist jedoch<br />
klar, dass die Wiege der Stadt ein paar Schritte<br />
weiter im Steinach-Viertel liegt. Eigentlich gebührt<br />
der titel „altstadt“ also Steinach.<br />
Dornröschenschlaf<br />
Steinach ist klein und besteht im Wesentlichen aus<br />
drei engen Straßen und wenigen Gassen. Einen Abstecher<br />
lohnt es allemal, bietet es doch architektonische<br />
Details, einmalige Winkel, die anderswo in<br />
Meran so nicht zu finden sind. Da gibt es in der Passei-<br />
rergasse eine Serie von Schwibbögen, die Mauern<br />
stützen, oder einen außergewöhnlichen Bogendurchgang<br />
und gleichzeitig eine Graffiti-Mauer. Da<br />
eine bemerkenswerte Brüstung, dort Vorhänge aus<br />
Weißstickerei, ein besonderer Giebel, eine Fassadennische<br />
mit Statue, ein Holzerker, terrassierte<br />
Gartenanlagen, alte Straßenlaternen, verblasste<br />
Geschäftsbeschriftungen auf bröckelndem Mauerverputz.<br />
Vor nicht allzu langer Zeit fanden sich hier noch<br />
ein Schleifer, ein Schuster, ein Metzger, ein Schlüsselmacher,<br />
ein Stoffgeschäft, eine Bäckerei, eine<br />
Manufaktur, ein „radlmacher“ und andere mehr.<br />
Von links: einst Kultlokal, heute leider<br />
geschlossen: die Santer Klause. Von<br />
Angesicht zu Angesicht: der Pfarrturm<br />
und ein typisches Haus im Steinach-<br />
Viertel. Die enge Kallmünzgasse.<br />
Vorhang aus Weißstickerei.<br />
Von ihnen wissen nur mehr wenige zu berichten, wie<br />
auch von der Anghela Santer, der „Taubenfütterin“,<br />
vom „Zipperle“, der Hitler zum Verwechseln ähnlich<br />
sah, von den „Geschwistern Luft“, zwei ledigen<br />
Schwestern, und anderen Steinacher Typen. Steinach<br />
ist ein Stück Alt-Meran. Eines ohne Gletscherschnee<br />
und Palmen-Kitsch. Eines zum Entdecken.<br />
Merans ursprüngliche Altstadt<br />
Aus der Straßensiedlung Steinach wuchs das mittelalterliche<br />
Meran zur Hauptstadt Tirols heran. Noch<br />
heute entlässt ein gut erhaltenes Passeirer Tor den<br />
Flaneur aus dem Viertel. Hoch oben thront der Pulverturm,<br />
der imposante Bergfried der nicht mehr<br />
existierenden Burg Ortenstein. Hier, oberhalb der<br />
Pfarrkirche, verliert sich das geschäftige Treiben<br />
der Lauben, der Hauptgeschäftsstraße.<br />
Der große Einschnitt für Steinach kam Ende der<br />
Sechzigerjahre mit der Verlegung seiner Hauptverkehrsader<br />
auf eine Umfahrungsstraße. Damit verlor<br />
Steinach seinen ursprünglichen Entstehungsgrund.<br />
Der Abstieg begann. Im Gegensatz zu den Lauben<br />
gibt es in diesem Viertel keine Boutiquen oder trendigen<br />
Geschäftsläden. Dafür urtümliche Winkel,<br />
alte Ansitze, Palais und Häuser, die sich an Felswände<br />
klammern, oder umgebaute Hotels aus der<br />
Glanzzeit Merans.<br />
Geheimnisvolle Primaballerina mit<br />
Meraner Wurzeln<br />
Ein paar Schritte hinunter zur Passer kommt man<br />
auf die viel besuchte Winterpromenade mit ihrem