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Merano Magazine 02 2013

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12 www.meranomagazine.com<br />

Wenn die Nächte kühler und länger werden, Plätze<br />

und Gassen nach gebratenen Kastanien duften, in<br />

lokalen junger Wein und frischer Most gereicht<br />

wird, ziehen sich die Stadtleute mit Vorliebe in den<br />

Schutz der mittelalterlichen lauben zurück und<br />

beleben die zahlreichen Gasthöfe und Geschäfte.<br />

das ist heute nicht anders wie in vergangenen<br />

Jahrhunderten. die altstadt wird in Meran gerne<br />

mit den lauben gleichgesetzt. Wenigen ist jedoch<br />

klar, dass die Wiege der Stadt ein paar Schritte<br />

weiter im Steinach-Viertel liegt. Eigentlich gebührt<br />

der titel „altstadt“ also Steinach.<br />

Dornröschenschlaf<br />

Steinach ist klein und besteht im Wesentlichen aus<br />

drei engen Straßen und wenigen Gassen. Einen Abstecher<br />

lohnt es allemal, bietet es doch architektonische<br />

Details, einmalige Winkel, die anderswo in<br />

Meran so nicht zu finden sind. Da gibt es in der Passei-<br />

rergasse eine Serie von Schwibbögen, die Mauern<br />

stützen, oder einen außergewöhnlichen Bogendurchgang<br />

und gleichzeitig eine Graffiti-Mauer. Da<br />

eine bemerkenswerte Brüstung, dort Vorhänge aus<br />

Weißstickerei, ein besonderer Giebel, eine Fassadennische<br />

mit Statue, ein Holzerker, terrassierte<br />

Gartenanlagen, alte Straßenlaternen, verblasste<br />

Geschäftsbeschriftungen auf bröckelndem Mauerverputz.<br />

Vor nicht allzu langer Zeit fanden sich hier noch<br />

ein Schleifer, ein Schuster, ein Metzger, ein Schlüsselmacher,<br />

ein Stoffgeschäft, eine Bäckerei, eine<br />

Manufaktur, ein „radlmacher“ und andere mehr.<br />

Von links: einst Kultlokal, heute leider<br />

geschlossen: die Santer Klause. Von<br />

Angesicht zu Angesicht: der Pfarrturm<br />

und ein typisches Haus im Steinach-<br />

Viertel. Die enge Kallmünzgasse.<br />

Vorhang aus Weißstickerei.<br />

Von ihnen wissen nur mehr wenige zu berichten, wie<br />

auch von der Anghela Santer, der „Taubenfütterin“,<br />

vom „Zipperle“, der Hitler zum Verwechseln ähnlich<br />

sah, von den „Geschwistern Luft“, zwei ledigen<br />

Schwestern, und anderen Steinacher Typen. Steinach<br />

ist ein Stück Alt-Meran. Eines ohne Gletscherschnee<br />

und Palmen-Kitsch. Eines zum Entdecken.<br />

Merans ursprüngliche Altstadt<br />

Aus der Straßensiedlung Steinach wuchs das mittelalterliche<br />

Meran zur Hauptstadt Tirols heran. Noch<br />

heute entlässt ein gut erhaltenes Passeirer Tor den<br />

Flaneur aus dem Viertel. Hoch oben thront der Pulverturm,<br />

der imposante Bergfried der nicht mehr<br />

existierenden Burg Ortenstein. Hier, oberhalb der<br />

Pfarrkirche, verliert sich das geschäftige Treiben<br />

der Lauben, der Hauptgeschäftsstraße.<br />

Der große Einschnitt für Steinach kam Ende der<br />

Sechzigerjahre mit der Verlegung seiner Hauptverkehrsader<br />

auf eine Umfahrungsstraße. Damit verlor<br />

Steinach seinen ursprünglichen Entstehungsgrund.<br />

Der Abstieg begann. Im Gegensatz zu den Lauben<br />

gibt es in diesem Viertel keine Boutiquen oder trendigen<br />

Geschäftsläden. Dafür urtümliche Winkel,<br />

alte Ansitze, Palais und Häuser, die sich an Felswände<br />

klammern, oder umgebaute Hotels aus der<br />

Glanzzeit Merans.<br />

Geheimnisvolle Primaballerina mit<br />

Meraner Wurzeln<br />

Ein paar Schritte hinunter zur Passer kommt man<br />

auf die viel besuchte Winterpromenade mit ihrem

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