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Experten unter sich: Jagdaufseher<br />
Kaspar, Förster Laurin und<br />
Autor Lothar.<br />
48 www.meranomagazine.com<br />
Wenn der Wind<br />
jagt, kann der<br />
Jäger zu Hause<br />
bleiben,<br />
meint Jagdaufseher Kaspar mit einem<br />
Lächeln im Gesicht. „Viel Wild werden wir<br />
heute wohl nicht zu Gesicht bekommen“,<br />
sagt er. Der 28-jährige Mann aus dem<br />
Schnalstal ist hauptberuflicher Jagdaufseher<br />
in Naturns und Plaus. Zusammen<br />
mit ca. 80 anderen Wildhütern in Südtirol<br />
trägt Kaspar Sorge für einen gesunden<br />
Wildbestand und für die Einhaltung<br />
der regeln bei der Jagdausübung. Der<br />
Jagdaufseher behält dabei nicht nur das<br />
jagdbare Wild im Auge, viel weiß er auch<br />
über die Vogelwelt und andere Zusammenhänge<br />
in der Natur zu erzählen.<br />
Laurin hingegen ist Förster. Die beiden<br />
kennen sich. Bisweilen treffen sie<br />
sich bei der Arbeit in dem wohl schönsten<br />
„Büro“ der Welt, dem Wald. Laurin<br />
und Kaspar sind mit dem Autor im Wald<br />
am Naturnser Nörderberg unterwegs.<br />
Auf ca. 1.500 Metern Höhe liegt immer<br />
noch eine geschlossene Schneedecke,<br />
das Thermometer zeigt -9 Grad Celsius.<br />
Als Nörderberg werde im Vinschgau<br />
die gegen Norden und somit sonnenabgewandte<br />
Bergflanke bezeichnet, erklärt<br />
der Förster Laurin. Besonders im<br />
regenarmen Vinschgau unterscheiden<br />
sich Sonnen- und Nörderberg gänzlich<br />
voneinander. Am fast völlig gegen Süden<br />
ausgerichteten, extrem trockenen<br />
Sonnenberg prägen steppenartige Hänge,<br />
niedere Flaumeichenwälder und in<br />
höheren Lagen weite Lärchenbestände<br />
das Waldbild. Am schattigen Nörderberg<br />
dominieren, wie vielerorts im Land,<br />
Fichtenwälder, weiter oben sorgen urig<br />
erscheinende Wälder aus Zirbe und<br />
Lärche für ein äußerst attraktives Landschaftsbild.<br />
Das abwechslungsreiche Landschaftsbild<br />
gehe hier mit einer abwechslungsreichen<br />
Tierwelt einher, meint Kaspar.<br />
In Südtirol gibt es wohl nur wenige<br />
Landschaften mit einer ähnlich hohen<br />
Artenvielfalt. Oftmals wird vergessen,<br />
dass die gesamte Landschaft in Südtirol<br />
eine Kulturlandschaft ist, eine Landschaft,<br />
welche über Jahrhunderte vom<br />
Menschen bewirtschaftet und gestaltet<br />
worden ist. Vom Menschen nicht beeinflusste<br />
Gegenden gibt es hierzulande<br />
praktisch nicht mehr. Wir Menschen,<br />
aber auch zahlreiche Wildtiere würden<br />
eine ursprüngliche Naturlandschaft<br />
nicht attraktiv finden und sie meiden. Es<br />
ist die halb offene und bewirtschaftete<br />
Landschaft der Bergbauernhöfe und natürlich<br />
der Almen, welche den Wildtieren<br />
und uns Menschen zusagt.<br />
Förster Laurin führt uns auf einen<br />
Holzschlag. Hier sind vor wenigen Jahren<br />
die alten Bäume gefällt worden. Einige<br />
tote Bäume hat der Förster stehen<br />
lassen. Totholz ist aus ökologischer Sicht<br />
sehr wertvoll, zumal es vielen Insekten<br />
als Lebensraum und Nahrung dient.