02.09.2013 Views

Jaarboek Thomas Instituut 1995 - Thomas Instituut te Utrecht

Jaarboek Thomas Instituut 1995 - Thomas Instituut te Utrecht

Jaarboek Thomas Instituut 1995 - Thomas Instituut te Utrecht

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

AFFEKTLOSIGKEIT UND UNKÖRPERLICHKEIT GOTTES 95<br />

kei<strong>te</strong>n übers<strong>te</strong>igt).? Es gibt nur zwei grundlegende überwindende<br />

Passionen, die das Gu<strong>te</strong> betreffen. Der Grund dafür ist, dass wenn<br />

man das Gu<strong>te</strong> einmal besitzt, es keinerlei Schwierigkei<strong>te</strong>n macht. Und<br />

wenn es keine Schwierigkei<strong>te</strong>n gibt, gibt es keine überwindende<br />

Passion. Diese zwei überwindenden Passionen sind: Verzweiflung<br />

(desperatio; wenn jemand ur<strong>te</strong>ilt, dass das Gu<strong>te</strong> so schwer zu<br />

erreichen ist, dass es seine Fähigkei<strong>te</strong>n überschrei<strong>te</strong>t) und Hoffnung<br />

(spes; wenn das Gu<strong>te</strong> schwer zu erreichen ist, aber man ur<strong>te</strong>ilt, dass<br />

es seine Fähigkei<strong>te</strong>n nicht überschrei<strong>te</strong>t). Das sind laut <strong>Thomas</strong> die<br />

Basis-Passionen. In Wirklichkeit gibt es mehr Passionen als diese elf;<br />

er beschreibt diese verweisend zu den mehr oder weniger in<strong>te</strong>nsen<br />

Formen der Passionen (Wut ist in<strong>te</strong>nser als Zorn) und auf die<br />

verschiedenen Ar<strong>te</strong>n auf die die Objek<strong>te</strong> der Passionen gut und übel<br />

sein können (Sowohl Neid als auch Mitleid sind Formen der Trauer,<br />

aber Neid ist Trauer über fremdes Wohlergehen, Mitleid ist Trauer<br />

über fremdes Unglück.")<br />

Schliesslich: Es gibt eine Ordnung un<strong>te</strong>r den Passionen und<br />

die primäre Passion, aus der alle anderen kommen, ist die Liebe:<br />

"Alle Regungen des Strebevermögens setzen die Liebe gleichsam als<br />

ers<strong>te</strong> Wurzel voraus. Keiner ersehnt etwas anderes als das gelieb<strong>te</strong><br />

Gut. Und keiner freut sich über etwas anderes als über das gelieb<strong>te</strong><br />

Gut. Der Hass bes<strong>te</strong>ht ebenfalls nur gegen solches, was einer<br />

gelieb<strong>te</strong>n Sache entgegens<strong>te</strong>llt. Offensichtlich wird desgleichen auch<br />

die Traurigkeit und aile derartige auf die Liebe als auf den ers<strong>te</strong>n<br />

Ursprung bezogen. "39<br />

So ist Liebe das Prinzip aller anderen Passionen. 40<br />

37 Wenn das Böse gegenwärtig ist und jemandes Fähigkei<strong>te</strong>n übers<strong>te</strong>igt,<br />

gibt es keine überwindende Passion, aber nur eine begehrende Passion: Trauer<br />

(De Verita<strong>te</strong>, q. 26, a. 4, c.). S. auch ST I-II, q. 23, a. 3, c.<br />

38 De Verita<strong>te</strong>, q. 26, a. 4, c.<br />

39 ST I, q. 20, a. 1, c. Vgl. ST I-II, q. 25, a. 2; q. 29, a. 2; De<br />

Verita<strong>te</strong>, q. 26, a. 5, ad 5.<br />

40 Demgegenüber kann auch argumentiert werden, dass Freude die<br />

ers<strong>te</strong> der Passionen ist, denn Freude ist das definitive Ende aller Passionen.<br />

<strong>Thomas</strong> beantwor<strong>te</strong>t diese Argument mit dem Anbringen eines Un<strong>te</strong>rschiedes<br />

zwischen der Ordnung des Erreichens und der Ordnung der In<strong>te</strong>ntion: "Auf

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!